Krebs-Kompass-Forum seit 1997  


Zurück   Krebs-Kompass-Forum seit 1997 > Spezielle Nutzergruppen > Forum für Angehörige

Antwort
 
Themen-Optionen Ansicht
  #1  
Alt 12.07.2017, 21:16
Melethil Melethil ist offline
Neuer Benutzer
 
Registriert seit: 06.06.2012
Beiträge: 7
Standard Beste Freundin hat zum zweiten Mal Krebs

Hallo ihr Lieben
Ich lese hier schon sehr lange still mit und vieles hat mir so schon viel geholfen. Heute muss ich mir aber doch mal einiges von der Seele schreiben und ich hoffe, dass ich vielleicht ein paar offene Ohren/Augen finde, auch wenn gar nicht ich diejenige bin, die erkrakt ist...

Das Thema Krebs begleitet mich schon sehr lange. Als ich 9 war, erkrankte meine Mama an Brustkrebs. 2011 erkrankte sie erneut. Heute geht es ihr gut (soweit man das ja immer nur mit Bedacht sagen kann). Die ständigen Sorgen, Ängste und Untersuchungen belasten meine Familie sehr, wobei ich sagen muss, dass Mama damit noch am besten umgeht.

Nun ist meine beste Freundin (25) 2014 an Eierstockkrebs erkrankt und musste eine Chemo machen, die sie sehr schlecht vertragen hat. Seitdem habe ich irgendwie das Gefühl, als würde in mir gar nichts mehr ankommen. Es ist schon länger her und trotzdem hab ich bis jetzt nicht das Gefühl, dass ich das überhaupt kapiert hätte, dass sie krank war. Ich kann es einfach immer noch nicht fassen. 2mal war ich mit ihr in der Klinik, weil ein Rezidiv vermutet wurde, es wurde Gott sei Dank jedes Mal nicht bestätigt. Bis Mai diesen Jahres. Und diesmal war sie nur zur "normalen" Untersuchung. Auf dem CT etc. war nichts zu sehen, sie selbst hatte wegen eines komischen "Bauchgefühls" darauf bestanden, dass von der Narbenhaut (?) eine Biopsie gemacht wird. Und tada. Rezidiv hallo.
Irgendwas ist in mir seitdem kaputt. Ich bin so zittrig in mir und kann nicht atmen. Sie ist so jung und wir haben alles gemeinsam gemacht, auch im Studium gemeinsam begonnen und nun bin ich fertig (mache gerade mein Referendariat) und ihr Leben steht zum zweiten Mal still. Es ist so gemein. Ich fühle mich so schuldig, dass mein Leben weitergeht und sie in der zweiten Chemo steckt. Und es tut mir so Leid, dass sie alles so "wegsteckt" und ich es nicht kann. Also sie weint natürlich und so...aber trotzdem ist sie als Mensch einfach sehr taff und besonnen - daran hat auch die Krankheit nicht geändert. Wir sprechen sehr offen miteinander. Über ihre Ängste, was passiert, wenn sie es nicht schafft, dass sie manchmal nicht mehr kämpfen will, es aber für ihre Mama tut, weil sie sonst alleine wäre. Letztens hat sie mich darum gebeten, für ihre Mama da zu sein, wenn sie es nicht schaffen sollte. Es ist ja klar, dass ich mein Möglichstes tue, um ihr zumindest diese Sorge zu nehmen bzw. ihr irgendwas leichter zu machen. Aber ich weiß manchmal nicht, ob wir uns noch "im Kampf" befinden...oder ob es schon aufs Ende zuläuft. Sie sagt eigentlich nie, was die Ärzte dazu sagen und ich will nicht fragen.

Nun ist alles doch sehr lang geworden, entschuldigung....
Ganz liebe Grüße an alle hier
Melethil
Mit Zitat antworten
  #2  
Alt 19.07.2017, 21:35
estibella estibella ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 21.06.2016
Beiträge: 17
Standard AW: Beste Freundin hat zum zweiten Mal Krebs

Hallo Melethil,

ich kann deine Verzweiflung sehr gut verstehen. Bei meiner Freundin wurde letzten Sommer Gallenblasenkrebs diagnostiziert.

Es hat mich umgehauen. Wir haben auch so viel gemeinsam unternommen. Kennen uns schon viele Jahre. Konnten immer alles miteinander bereden, wie es so unter Freundinnen eben ist.
Dann hatte sie plötzlich starke Bauchschmerzen. Ich riet ihr noch, zum Arzt zu gehen, da sie meinte, könnte sein, daß ihre Gallensteine Probleme machen, die ein Jahr zuvor festgestellt wurden.

Ja und dann das.....Gallenblasentumor. Sie war vorher nie ernsthaft krank. Sie kämpft nun schon ein Jahr. Erste Chemo sehr gut vertragen, Tumor geschrumpft, so daß sie operiert werden konnte. Danach wurde es immer schlechter. Metastasen bilden sich überall....Nächste Chemo schlug nicht an. Nun wieder neue Chemo und immer noch HOffnung. Aber sie kann nicht essen, bekommt Astronautennahrung, wird aber immer schwächer.

Sie hat so tapfer und mutig und mit viel Hoffnung mit der Therapie angefangen. Aber jetzt so langsam, wo sie immer schwächer wird, geht es auch mit ihrer Psyche bergab. Sie weint jetzt öfter, sagt nun schon immer, wenn z.B. Geburtstage oder ähnliches anliegt, wenn ich das bis dahin noch schaffe.... Ich kann es auch nicht fassen, mag mir nicht vorstellen, daß ich sie eines Tages verliere.

Ja und ein schlechtes Gewissen kenne ich auch, daß mein Leben ja weiter geht. Und sie fragt auch noch immer, wie es im Urlaub war usw. Ich weiß dann immer gar nicht, ob ich davon erzählen soll. Dann kommt dieses Gefühl, daß sie nichts mehr erlebt und um ihr Leben kämpft und ich soll von schönen Erlebnissen berichten. Das fällt mir schwer.

Auch ich weiß nicht, ob es schon aufs Ende zuläuft. Sie fragt selber die Ärzte nicht und so genau mag ich sie auch nicht fragen. Habe dann die Sorge, daß ich sie erst darauf aufmerksam mache, daß sie evtl. doch keine Chance mehr hat.

Nun habe ich soviel von meiner Freundin erzählt. Ich wollte dir eigentlich nur sagen, daß ich dein Gefühlschaos gut nachvollziehen kann. Tut auch mal gut, sich mit jemandem über diese Sorgen auszusprechen, denn das kann man ja nun mit der Freundin nicht...

Liebe Grüße
estibella
Mit Zitat antworten
  #3  
Alt 19.07.2017, 23:40
Benutzerbild von Tinele
Tinele Tinele ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 18.05.2015
Beiträge: 822
Standard AW: Beste Freundin hat zum zweiten Mal Krebs

Zum Thema schlechtes Gewissen . Nein das liegt mir fern . Als mein Mann durch die Hölle ging und die Zeichen standen noch auf Tod , oder während seiner Behandlung - schlechtes Gewissen ist mir diesbezüglich fremd .
Niemand sucht es sich aus , ob er gesund oder krank ist . Man kann den Kranken das Beste geben um zu helfen . Mehr ist nicht drin und der Rest ein grauenhaftes Schicksal . Aber es ist IHR Schicksal und hat mit meinem Leben nichts zu tun . Zumal die Kranken sowas definitiv auch nicht möchten , daß Angehörige auch noch ein schlechtes Gewissen haben .

Nein , sowas kann ich nach vielem kämpfen und Leid in meinem Leben inzwischen . Schicksale bei anderen Menschen lassen .
Vielleicht lernt ihr das auch noch .
__________________
Mein Mohle - Diagnose von SPK Krebs am 3.6.2014

Seither ist nichts mehr , wie es vorher war .

Du weißt erst wie stark du bist , bis stark sein die einzige Option ist , die dir noch bleibt !
Mit Zitat antworten
  #4  
Alt 20.07.2017, 14:30
Clea Clea ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 13.01.2017
Beiträge: 560
Standard AW: Beste Freundin hat zum zweiten Mal Krebs

Hallo,

ich denke, ein schlechtes Gewissen muss man nicht haben,
nur weil man selbst nicht betroffen ist.
Deine Freundin denkt wahrscheinlich genau umgekehrt:
Lieber hat sie diesen ungebetenen Gast als du.
Mans selbst geht mit der Erkrankung ja besser um als die, die hilflos zusehen müssen.
Ich hatte, als meine Mutter krankwar, nackte Panik. Ich konnte kaum essen und schlafen, ich hatte Durchfall und Herzrasen und mir war übel.
Ich glaube, wäre ich selbst betroffen gewesen, hätte ich das anders aufgenommen, ich hätte um mich gekämpft,nicht nur gebangt.

Du unterstütztdeine Freundin genau so, wie ich es mir wünschen würde.
Ich glaube, sie profitiert von dir. Mach genau so weiter.
Mit Zitat antworten
  #5  
Alt 03.08.2017, 22:39
Melethil Melethil ist offline
Neuer Benutzer
 
Registriert seit: 06.06.2012
Beiträge: 7
Standard AW: Beste Freundin hat zum zweiten Mal Krebs

Hallo,
es tut mir leid, dass ich länger nicht geschrieben habe! Es war viel los.
Zuerst danke an euch für die Antworten und Zusprüche :*
Estibella: Es tut mir sehr leid, dass es dir (auch) so geht, ich kann dich da sehr gut verstehen...wie geht es deiner Freundin denn jetzt?
Clea: Danke für deine Worte, ich hoffe sehr, dass ich sie als Freundin nicht enttäusche...habe immer das Gefühl, alles, was ich sage, sind bloße Floskeln und ich kann halt kein Stück helfen...Die Angst um deine Mutter kann ich gut nachvollziehen, so fing das bei uns ja auch alles an, als sie krank wurde.

Meiner Freundin gehts leider nicht besser, momentan gibts einen Schlag nach dem anderen. Die Chemo schlägt nicht an und die Tumore wachsen fröhlich weiter. Das ist vor allem scheiße, weil sie mit der Chemo auf die HIPEC, eine besondere Art der Chemo, vorbereitet werden sollte und wir sehr auf diese Therapie hoffen...und sie jetzt vielleicht nicht mehr geht. Zur Zeit warten wir noch ab, was die Ärzte sagen. Die Hoffnung stirbt ja bekanntlich zuletzt und vielleicht kann sie die HIPEC ja trotzdem machen....
Gerade habe ich mit ihr telefoniert und sie ist halt sehr....resigniert und na ja. Sie glaubt halt nicht mehr daran, dass sie mal Ruhe vor dem Krebs haben wird...
Jetzt ist das wieder so ein unsympathischer Post voller Jammerei von mir geworden, entschuldigt. Ist wohl das Gespräch von gerade, das mir noch nachhängt.
Ich wünsche euch alles Liebe und danke fürs Lesen :*
Mit Zitat antworten
Antwort

Lesezeichen


Aktive Benutzer in diesem Thema: 1 (Registrierte Benutzer: 0, Gäste: 1)
 

Forumregeln
Es ist Ihnen nicht erlaubt, neue Themen zu verfassen.
Es ist Ihnen nicht erlaubt, auf Beiträge zu antworten.
Es ist Ihnen nicht erlaubt, Anhänge hochzuladen.
Es ist Ihnen nicht erlaubt, Ihre Beiträge zu bearbeiten.

BB-Code ist an.
Smileys sind an.
[IMG] Code ist an.
HTML-Code ist aus.

Gehe zu


Alle Zeitangaben in WEZ +2. Es ist jetzt 07:00 Uhr.


Für die Inhalte der einzelnen Beiträge ist der jeweilige Autor verantwortlich. Mit allgemeinen Fragen, Ergänzungen oder Kommentaren wenden Sie sich bitte an Marcus Oehlrich. Diese Informationen wurden sorgfältig ausgewählt und werden regelmäßig überarbeitet. Dennoch kann die Richtigkeit der Inhalte keine Gewähr übernommen werden. Insbesondere für Links (Verweise) auf andere Informationsangebote kann keine Haftung übernommen werden. Mit der Nutzung erkennen Sie unsere Nutzungsbedingungen an.
Powered by vBulletin® Version 3.8.7 (Deutsch)
Copyright ©2000 - 2024, vBulletin Solutions, Inc.
Gehostet bei der 1&1 Internet AG
Copyright © 1997-2024 Volker Karl Oehlrich-Gesellschaft e.V.
Impressum: Volker Karl Oehlrich-Gesellschaft e.V. · Eisenacher Str. 8 · 64560 Riedstadt / Vertretungsberechtigter Vorstand: Marcus Oehlrich / Datenschutzerklärung
Spendenkonto: Volker Karl Oehlrich-Gesellschaft e.V. · Volksbank Darmstadt Mainz eG · IBAN DE74 5519 0000 0172 5250 16 · BIC: MVBMDE55