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  #1  
Alt 09.11.2005, 17:27
monika49 monika49 ist offline
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Unglücklich Bin ich normal?

Ich weiss gar nicht recht wie ich anfangen soll. Meine Mutter ist an Gallenkrebs erkrankt und hat keine Chance ihn zu überleben. Im Strang Gallenkrebs hatte ich schon gepostet. Nun aber zu meinem Problem wenn mich jemand nach meiner Ma fragt dann erzähle ich wie es ihr geht dies aber ohne Emotionen als ob ich von einer Fremden spreche. Ich bin dann von mir selbst irritiert und weiss mit meinem Verhalten nichts anzufangen. Wieso nur. Was geht in mir vor? Finde einfach keine Erklärung. Die Diagnose ist doch schon fast 8 Wochen alt. Ich wünsche euch einen schönen Abend.

Geändert von monika49 (09.11.2005 um 18:43 Uhr)
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  #2  
Alt 09.11.2005, 18:25
Benutzerbild von Ylva
Ylva Ylva ist offline
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Standard AW: Bin ich normal?

Hallo

Will keine falschen Prognosen stellen oder sonstwas. Aber ich kenne das.
Ich glaube man lässt einfach nicht zu,dass man gefühle zeit,dass man den tränen freien lauf lässt. denn das würde bedeuten schwach zu sein und wer will schon gerne schwach sein?
Bei mir war es ähnlich. Als wir von der Diagnose meiner Mama erfahren haben,habe ich stundenlang geheult,als ich gefragt wurde was los sei,habe ich es emotionslos erzaehlt,mittlerweile weine ich dabei und zeige vgefühle,aber auch nur den menschen wo ich weiss,dass ich es kann.

So eine diagnose zu erfahren tut so unbeschreiblich weh,es reisst einem den boden unter den füssen weg und man hat das gefühl man nmüsse eigentlich ohnmächtig werden,aber alles geht voran,wie eh und je. paradox.

ich wünsch dir und deiner mama alles liebe und hoffe das ihr die schwere zeit so gut es geht meistern werdet.

liebe grüße
ylva
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  #3  
Alt 10.11.2005, 10:07
Benutzerbild von Kerstin63
Kerstin63 Kerstin63 ist offline
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Ort: Norddeutschland
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Standard AW: Bin ich normal?

Hallo Monika,

ich kenne das auch. Ich denke, es liegt z.T. einfach daran wie einem solche Dinge vorgelebt wurden, so deute ich das bei mir zumindest. Bei uns in der Familie war immer "Haltung" angesagt, es gab nie gemeinsames Weinen und sowas. Mit einem Kloss im Hals würgt man so lange daran herum, bis man es geschafft hat die Worte rauszubringen - heulen kann man dann ja später, allein... Hhhm, wobei das ja nicht emotionslos ist, ich nehme an das meintest Du nicht?

Fremden gegenüber konnte und kann ich allerdings immer noch ganz emotionslos über alles sprechen was mit meinem Vater passiert ist. Wenn mich z.B. eine Bekannte im Supermarkt ansprach. Da musste ich mich nicht mal bemühen - es ist denke ich so eine Art Abspaltung, vielleicht muss man in der Situation so tun als habe es nicht wirklich mit einem selbst zu tun, um es zu überstehen. Ist ja gesellschaftlich auch nicht gerade üblich, dass man da im Aldi in Tränen ausbricht? Also lässt man es.... und beherrscht sich indem man es abspaltet ........?. Vielleicht ist es so eine Art Selbstschutz, oder Schutz vor der Umwelt.

Was es auch immer ist: ich denke in so einer Ausnahmesituation ist alles erlaubt was man sich selbst erlauben kann.

Wenn Du in Dich hineinhorchst; denkst Du dann Du SOLLTEST weinen können in den Situationen an die Du denkst? Oder ist es Dir auch lieber, nicht zu weinen? Denkst Du, Du "müsstest" anders reagieren? Und wenn ja, was denkst Du denn wäre angemessen? Es gibt doch keine Regeln für solche Krisen. Vielleicht ist es auch so eine Art Schock, und es ist noch nicht wirklich bei Dir angekommen?

Das ist das was mir so dazu einfällt.
Viele Grüsse
Kerstin
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  #4  
Alt 11.11.2005, 10:06
monika49 monika49 ist offline
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Beiträge: 33
Standard AW: Bin ich normal?

Ich danke euch für eure aufmunternden Worte! Oft denke ich,dass es mit meinem Beruf zusammenhängt,(MTA) dass ich die Dinge so nüchtern betrachte.
Man sieht doch sehr viel Leid. Aber es ist schon so,dass ich in einer stillen Stunde,weine und versuche mir mein Leben ohne meine Mutter vorstelle gelingt mir aber nicht weil mein Kopf " Nein" sagt und ich es noch immer für einen Traum halte.

Ein schönes Wochenende für euch
Moni49
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  #5  
Alt 11.11.2005, 10:10
Wolke Wolke ist offline
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Ort: Niedersachsen
Beiträge: 252
Standard AW: Bin ich normal?

Ich war genauso. Ich bin zusammen mit meinem Vater zu den Gesprächen mit oder über meine kranke Mutter gegangen und er hat meißt nur die Hälfte mitbekommen. Ich hatte immer alles aufgeschrieben und ihm dann immer ganz nüchtern erzählt was gesagt wurde und Mut zu gesprochen und alles meiner Tante berichtet und auch nie dabei Gefühle gezeigt. Ich konnte das auch gar nicht. Ich hatte tief in mir drin ein Gefühl, was mir irgendwie gesagt hat, bleib ganz ruhig. Komischerweise hält das Gefühl noch immer an, obwohl meine Ma seit zwei Monaten ein Engel ist.
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  #6  
Alt 11.11.2005, 11:32
Benutzerbild von gabi lehmann
gabi lehmann gabi lehmann ist offline
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Ort: Berlin
Beiträge: 1.943
Standard AW: Bin ich normal?

Liebe Monica
Ich habe schon ein paar mal angesetzt zu schreiben,aber irgendwie konnte ich dann doch nicht.Du bist genauso normal wie jeder andere hier!!!!!!
Zu mir hat jeder gesagt du mußt jetzt stark sein dir nichts anmerken lassen .Komisch, es hat eine Zeitlang auch geklappt.Abends wenn ich alleine war bekam ich Herzrasen,meine Hände haben gezittert und mir war hundeelend.Weinen konnte ich trotzdem nicht .Ich habe dann zum Glück dieses Forum gefunden weil ich mich über Krebs informieren wollte.Beim lesen dieser Beiträge habe ich das erstemal richtig losgeheult,aber das war eine richtige Erleichterung.Vieleicht steckt bei dir der Satz von deiner Mutter auch sehr tief als sie sagte ihr sollt nicht weinen sie tut es ja auch nicht.Ich wünsche euch eine wunderschöne Zeit wenn deine Mutti zu euch kommt.
Viel Kraft und viele liebe Grüße
Gabi
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  #7  
Alt 13.11.2005, 15:37
NicoleK NicoleK ist offline
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Registriert seit: 13.11.2005
Ort: Thüringen
Beiträge: 26
Standard AW: Bin ich normal?

Mir scheint es, als wäre das ein *Übel* unserer Gesellschaft.
Wir wurden geprägt, gefordert und immer wieder gestrizt.
Stark sein und niemals Schwäche zeigen, so wurden wir doch alle erzogen.

Ich glaube nicht, dass das etwas mit Abstumpfung zu tun hat.
Die Emotionen sind doch drinnen in uns, wir spüren sie doch, nur nach außen hin tragen? Das geht leider nicht.

Wie oft musste auch ich mir anhören, ich wäre kalt wie eine Hundeschnauze, andersrum heisst es wieder, reiss dich zusammen!

Also macht man das (ich) mit sich selber aus.
Ich weine jetzt auch *noch* nicht, aber ich weiss, die Zeit wird kommen und dann werde ich mich, wie es immer war, mich in mein stilles Ecklein zurückziehen.

Ich sage mir heute immer und immer wieder: "Wem nützt es denn was, wenn ich zusammenbreche? Niemandem! Mir nicht und meinem Vater am allerwengisten."

Wenn ich spreche über diese Situation, dann auch meist völlig emotionslos, als wenn ich nur ein Zuschauer wäre, neben all dem stünde.
Allerdings rede ich so gut wie nie darüber. Blocke ab, wenn ich angesprochen und gefragt werde.

Nicole
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  #8  
Alt 15.11.2005, 17:08
Tanja2005 Tanja2005 ist offline
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Beiträge: 32
Standard AW: Bin ich normal?

Hallo Nicole,

ich kann Dich sehr gut verstehen. Igrendwann sind erst einmal alle Tränen geweint und man ist so müde, dass man einfach nichts mehr erzählen will. Außerdem ist es nicht wirklich einfach, mit dem Erschrecken anderer Menschen umzugehen, weil man ja mit dem eigenen noch völlig beschäftigt ist. Also erzählt man so neutral wie möglich und verhalrmlost dabei vielleicht noch ein bisschen, damit es denen vielleicht nicht genauso schlecht geht wie einem selbst.

Ich habe die Erfahrung gemacht, dass ich auf einmal meinen Tanten und Onkels trösten musste und ihnen sagen sollte, dass alles wieder gut wird, obwohl es doch meine Mutter ist, die krank ist und ich die jüngere bin. Mit vermeintlicher "Stärke" lässt es sich einfach besser ertragen.

Ich wünsche Dir, dass Du ganz alleine vielleicht inzwischen doch ein bisschen weinen kannst, damit Du Dich zum einen normaler fühlst und weil es zumindest kurzfristig ein wenig beim Druckabbau helfen kann.

Liebe Grüße,

Tanja
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  #9  
Alt 16.11.2005, 11:14
Kirsten VoKi Kirsten VoKi ist offline
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Registriert seit: 15.08.2005
Beiträge: 25
Standard AW: Bin ich normal?

Hallo Ihr LIeben!

Ich denke auch, dass wir alle "normal" sind! Emotionslos ist jedenfalls niemand von uns, das haben ja auch alle von Euch berichtet.

Mir geht es genau so. Seit März diesen Jahres leben wir mit der schrecklichen Diagnose, dass meine Mutter einen nicht heilbaren Nierenkrebs hat. Es gibt gute und schlechte Wochen. Und wenn ich gefragt werde, dann kann ich auch sachlich darüber sprechen. Geweint habe ich daheim oft. Das hilft meistens.

Und das Gefühl der Stärke hilft mir auch oft. Gerade meinem Vater gegenüber. So kann ich auch für ihn da sein, und mir tut es gut zu sehen, wie ich meine Eltern damit unterstützen kann.

Ich wünsche Euch allen viel Kraft in der Begleitung Eurer Lieben.

Kirsten
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