Heute ist wieder so ein Tag..

[schmetterlingsflügel]

Hallo,

habe mich hier bereits vorgestellt und schreibe hier, weil es ein wenig Erleichterung bringt...ich weiß, dass hier viele viele Menschen schreiben..weiß nicht ob sich andere darauf so einlassen können, da sie selbst zu kämpfen haben...ich schreib trotzdem um einfach mal ein bisschen los zu werden.

Heute ist einer dieser Tage, wo ich denke, es könnte zu Ende gehen mit meinem SchwVater. Er ist bereits 80 hat u.a. PK mit Knochenmetas im Endstadium, insulinpflichtiger Diabetiker, amputiertes Bein und ich kümmere mich um ihn zu Hause. Er ist seit längerer Zeit schon sehr schwach und müde. Fatigue sagte der Arzt..seine Verschlechterungsschübe kamen meist wöchentl. oder alle paar Tage. Rhythmus war sehr schwer aufzubauen und einzuhalten bei der Pflege. Eh klar..es ändert sich stetig was.

Heute ist er so schwach wie noch nie, obwohl er es noch geschafft hat mit Hilfe aus dem Bett aufzustehen und mit Hilfe (halten und Gehbock) zum Esstisch zu gehen um zu essen...er müht sich sehr. Diese paar Schritte hin und zurück und einige Übungen im Pflegebett, Lagerung täglich sind seine einzige Bewegung. Ich lasse ihm dass, da es förderlich ist für seine Mobilität und er auch nicht gern im Rolli sitzen mag, geschweige denn im Bett essen.

Bei Verschlechterungen merke ich, dass er eine zeitlang braucht um diese annehmen zu können, genauso wie ich meine Pflege für ihn dann auch umdenken und erweitern muss.

Heute ist wieder so ein Tag...er ist sooo müde, reden geht dann gar nicht mehr, heute nicht mal mehr eine Reaktion beim ins Bett bringen nach dem Mittagessen. Keine Handbewegung, kein Nicken, nichts...ich hab Angst obwohl ich weiß, dass es passieren wird...irgendwann und dass es ihm danach besser gehen wird in der geistigen Welt. Ich gehe heut nicht raus, obwohl ich könnte weil sein Sohn da ist. Ich habe ein Gefühl, das mir sagt, ich solle besser hier bleiben. Auch wenn ich mir wünschte, dass es ein Morgen gäbe. Ich werde sehen...abwarten.

Lg

[Jessie41]

Hallo Schmetterling

Ersteinmal meine Hochachtung, wie sehr Du Dich um Deinen SchwVater kümmerst ! Ist ja nicht ganz selbstverständlich....

Wie es Dir gerade gehen mag, kann man sicher nur erahnen... aber ich kenne von Deiner Beschreibung her ähnliches, als ich vor vielen Jahren meine Oma betreut hab in den letzten Monaten ( Lungenkrebs Endstadium, wollte keine weitere Chemo, nur noch friedlich zuhause sterben )
Sie wohnte nicht direkt bei mir / uns, aber gleich ums Eck, ich war jeden Tag mehrmals dort, und wäre am liebsten an manchen Tagen garnicht weggegangen
Irgendwann kommt "der Tag", das wusste ich damals auch ( mit 19 ), aber an den mag man halt nicht denken bzw solange wie nur möglich "rausschieben"

Es passierte dann an einem Morgen, wo wohl alle am wenigsten damit gerechnet hätten, am Nachmittag vorher ging es ihr so gut wie schon lange nicht mehr - den Umständen entsprechend
Morgens war ich noch bei ihr, musste dann wegen einem wichtigen Termin kurz eine Stunde weg, aber der Pflegedienst war bei ihr... es hat sich dann wohl um nur wenige Minuten überschnitten, die sie allein war... aber genau diese hat sie sich dann "ausgesucht"
So war sie halt immer, sie wollte niemandem "Kummer bereiten"
Damals hab ich mir selbst tierisch Vorwürfe gemacht, dass ich sie allein gelassen hab
Heute denke ich, es spielte keine Rolle, wäre ich vormittags doch da gewesen, hätte sie einen späteren Zeitpunkt an dem Tag "gewählt"
Es war einfach soweit, sie wollte gehen


Ist jetzt nicht wirklich vergleichbar mit Deiner Situation...

" Ich gehe heut nicht raus, obwohl ich könnte weil sein Sohn da ist. Ich habe ein Gefühl, das mir sagt, ich solle besser hier bleiben."

Kenne ich bestens, aber man kann nunmal nicht immer ständig 24/7 da sein, und vielleicht wird es auch bei Dir / Euch genau so ein Moment sein...

Ich wünsche Dir jedenfalls noch ganz viel Kraft auf dem Weg...

[schmetterlingsflügel]

Liebe Jessie!

Erstmal danke ich Dir herzlich, dass Du Dir Zeit genommen hast, mir zu antworten!

Auch ich bewundere Dich, dass Du Dich mit 19!! schon so aufopfernd um Deine Oma gekümmert hast bzw. offensichtlich die Feinfühligkeit und Stärke besitzt dies auch durchstehen zu können. Wie Du sagst...es ist nicht selbstverständlich...für alle diejenigen, die es nicht können, aus welchen Gründen auch immer.

Mein SchwVater wird immer schwächer...von Tag zu Tag...gsd kann er schlafen, bei den vielen Std. die er im Bett verbringt, verbringen muss, weil ihn die Krankheit zwingt.
Dement zu sein in diesem Alter und mit diesen Krankheiten ist für den Betroffenen meiner Meinung nach ein Segen. Er ist mittelgradig dement und wir lachen so oft es geht. Lachen hilft ungemein, es ist das Unbeschwerliche, das Schöne..

Ich wusste, dass er mir mal über mich erzählen wird. Gestern war es dann das 1. Mal soweit. Gsd nur Gutes

Ich weiss, dass ich nicht rund um die Uhr bei ihm sein kann...aber ich denke, sein Sohn kommt schlechter damit klar, wenn er alleine mit ihm wäre, wenn die Std. gekommen ist.
Deshalb und auch weil ich denke, dass ich ihn unterstützen kann und möchte hinüber zu gehen..ja der Mensch denkt und Gott lenkt.

Danke Jessie für Deine Worte und wünsche Dir das Beste!

Glg

[Greenmamba]

Lieber Schmetterlingflügel,

auch ich spreche Dir meine Hochachtung aus. Das ist keine leichte Aufgabe. Deinen Schmerz und Deine Verzweiflung kann ich Dir voll nachempfunden. Auch ich pfelge zusammen mit meiner Mutti meinen Papa. Es tut weh zu sehen wie der
geliebte Mensch jeden Tag weniger wird, es ist ein Tod auf Raten. Alles rinnt Dir durch die Finger wie Sand.
Ich habe 2 Kinder und muss nächste Woche selber Zwischenprüfungen schreiben. Wie das gehen soll weiß ich nicht.

Ich finde es sehr eindrucksvoll das Du Deinem SchwPapa auf die andere Seite begleiten möchtest und ihm versuchst den Abschied vom Irdischen nicht zu schwer zu machen.
Ich wünsche Dir die Stärke und die Kraft alles gut durch zustehen und trotzdem hinterher dem Leben seine schönen Momente abgewinnen zu können.

[schmetterlingsflügel]

Liebe Greenmamba,

möchte mal kurz die Verwirrtheit ansprechen, die ich gerade stündlich anders erleben darf bei meinem SchwVater.

Er ist auch mittelgradig dement eingestuft, nimmt tgl. Morphium und hat gestern das erste Mal über Rückenschmerzen entlang der Wirbelsäule berichtet. Es erstaunt mich sehr, wie verwirrt er ist. Die DGKS meint es ist der Allmgemeinzustand und wer weiß wie lange er noch hat. Hat jemand anderes dies ev. auch erlebt? Es ist nicht gerade leicht das auszuhalten, da er sein Leben lang schon ein sturer, zynischer und agressiver Mensch ist, der gern befiehlt. Deshalb hat leider auch der Rest der Fam. kein großes Interesse zu ihm zu kommen. Es ist nicht leicht zwischen den Stühlen zu stehen und das Dilemma hautnah mit zu erleben.

Momentan fehlt ihm manchmal halt komplett die Einsicht für gewisse Dinge, die halt notwendig sind, zB Umlagerung...

Wär schön, wenn jemand da wäre um sich austauschen zu können...

Alles Liebe

[schmetterlingsflügel]

Der Arzt war gsd heute da und hat ihm zusätzl. Schmerzpflaster und subkutane Flüssigkeitsgaben verordnet...ich hoffe ihn bestmöglichst zu unterstützen in seinen letzten Tagen / Wochen...bis er es geschafft hat. Bin den Schwestern und dem Hausarzt unendlich dankbar für ihre Unterstützung und gehe zwar schweren Herzens, jedoch froher Hoffnung nun mit ihm den letzten Weg der Endphase. Gott hilft uns immer!

In diesem Sinne, Euch da draußen alles Liebe!

[schmetterlingsflügel]

Um auch hier einen Abschluss zu finden, gebe ich bekannt, dass mein lieber SchwPapa es letzten Samstag früh daheim endlich geschafft hat. Er war immer tapfer und würdevoll bis zum Schluss...

Die Zeit der Krankheit ist nun vorbei, jetzt bist Du wieder heil zuhause bei Gott unserem Vater. Ich werde Dich nie vergessen und in dankbarer Liebe bin ich froher Hoffnung Dich eines Tages wieder zu sehen! Bis später!

Mein aufrichtiger Dank hier gilt all jenen, die Anteil genommen haben!

Alles Liebe
schmetterlingsflügel

[Monika Rasch]

Mein Beileid zum Tod deines Schwiegervaters.
Er ist jetzt in Sicherheit und es kann ihm nichts Schlimmes mehr passieren.