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  #1  
Alt 04.07.2011, 08:59
carla44 carla44 ist offline
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Standard Schlimme Gewissheit, die Zeit läuft uns davon

Hallo Ihr da draußen.

am Freitag habe ich endlich einen Arzt gefunden, der mir die Wahrheit gesagt hat. Mein Vater hat höchstens noch ein paar Wochen zu leben.
Das hat mir den Boden unter den Füßen weggerissen.

Im Februar hieß es bei der Diagnosestellung noch: der Krebs wächst langsam in seinem Alter (79). Dann der Befund, dass er Gehirn- und Knochenmetastasen hat, aber alles gut zu behandeln wäre (Strahlen- und Chemotherapie).
Seit der Bestrahlung im April geht es rapide abwärts. Er wird immer weniger, kann sich immer schlechter bewegen, hat Schmerzen usw.
Eine Chemo würde er gar nicht schaffen.

Seit letzter Woche ist er nun im Pflegeheim, weil die Betreuung und Versorgung zu Hause nicht mehr ging. Meine Mutti ist psychisch so angeschlagen, dass sie schon mehrfach zusammengebrochen ist.

Ich fahre jeden Tag ins Heim, besuche ihn und verbringe so viel Zeit wie möglich mit ihm. Ich versuche, jeden Augenblick festzuhalten. Aber seit ich weiß, dass uns kaum noch Zeit bleibt, bin ich total verzweifelt. Im Februar hatten wir noch Hoffnung auf ein paar Jahre und nun sind es nicht mal mehr Monate.
In einem Monat habe ich Geburtstag und nur einen Wunsch: ich möchte meinen Vati dann noch bei mir haben.

Ich fahre ins Heim, sehe ihn da liegen und wie schlecht es ihm schon geht und es zerreißt mich total.
Manchmal weiß ich nicht mehr, was ich noch sagen soll, obwohl mir tausend Sachen durch den Kopf gehen.
Ich bin so verzweifelt.
Carla
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  #2  
Alt 04.07.2011, 13:55
Jaecky Jaecky ist offline
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Standard AW: Schlimme Gewissheit, die Zeit läuft uns davon

Hallo Carla,

lass Dich erstmal umarmen.

Ich weiss, wie Du dich fühlst. Mein Papa hat seit 6 Jahren Krebs und im Moment haben wir wieder eine schwierige Zeit. Er hat sehr an Gewicht verloren, hat große Schmerzen und er geht ihm allgemein schlecht.

Ich würde gern mal mit einem Arzt sprechen, da wir eigentlich kaum was wissen. Aber er hat es den Ärzten strikt verboten. Ich weiss nicht wie ich es schreiben soll, da sich wahrscheinlich alles blöd anhört. Aber ich bzw. meine Familie hätten gern die Gewissheit, wie es wirklich um ihn steht und wieviel Zeit uns noch bleibt um sie auch richtig zu genießen und es ihm noch so schön wie möglich zu machen. Aber keine Chance.

Verbringe soviel Zeit wie möglich mit Deinem Papa und genieße vor allem die Zeit, auch wenn er in seinem Bett liegt und es ihm wahrscheinlich sehr schlecht geht. Ich wünsche Dir für den Weg, den ihr jetzt gehen müsst, sehr viel Kraft.

Ganz liebe Grüße Jäcky
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  #3  
Alt 04.07.2011, 14:00
Rheingoldcat Rheingoldcat ist offline
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Standard AW: Schlimme Gewissheit, die Zeit läuft uns davon

Hallo Carla,

es tut mir sehr leid für Euch. Ich kann mich da nur Jaecky anschließen.

Genießt die Zeit die Euch noch bleibt und lass deinen Vater spüren das Du für Ihn da bist.

Ansonsten wünsche ich Euch viel Kraft für die kommende Zeit.
Denke auch an dich, dass Du was gutes für dich tust, den die Kraftreserven sind nicht unbegrenzt.

Liebe Grüße
Sabine
__________________
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  #4  
Alt 04.07.2011, 15:22
carla44 carla44 ist offline
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Standard AW: Schlimme Gewissheit, die Zeit läuft uns davon

Vielen Dank für Eure lieben Antworten.

Uns haben die Ärzte auch erst nichts gesagt. Ich durfte auch bei den Auswertungen der Untersuchungen nicht dabei sein. Mein Vater wollte das nicht. Jetzt ist es ihm ganz recht, dass ich fast alles für ihn regle. Er selber hat gar keine Kraft dafür.
Ich versuche, ihm mit Kleinigkeiten das Leben zu erleichtern. Mal das Kissen aufschütteln oder ihn richtig hinlegen, eine Decke unter die Knie usw.

Wir wußten ja von Anfang an, dass der Krebs nicht heilbar sein wird. Nur, im Februar dachten wir noch, dass er mal eher an einer normalen Altersschwäche stirbt, als das der Krebs ihn so schnell kaputt machen würde.
Auch nach der letzten Aufbau-Kur (12 Tage in der Klinik) sah es so aus, als ob er sich stabilisiert. Er konnte wieder laufen, wollte auch unbedingt wieder fit werden, das Essen ging relativ gut. Und dann kam wieder der Absturz.

Ich bin froh, dass ich nun endlich weiß, woran wir sind. Das ist besser als die Ungewissheit. So weh diese Wahrheit auch tut.

Ich habe heute schon mit einer ambulanten Hospizgruppe telefoniert und einen Termin gemacht. Die letzten Tage waren bei mir mit Organisieren des Pflegeplatzes, Unterlagen ausfüllen, alles Mögliche besprechen ... so ausgefüllt, dass ich gar nicht an mich denken konnte. Aber wo ich jetzt ein wenig zur Ruhe komme, überschwemmen mich die Gefühle so stark, dass ich mir auf jeden Fall Hilfe holen werde.

Ich bin so unsicher, was gut und richtig ist, was ich machen kann, wie ich etwas sagen soll.
Nachher fahre ich noch zu ihm. Der Arzt war heute auch wieder bei ihm. Mal sehen, was zur Erleichterung noch machbar ist.

Die Hilflosigkeit ist im Moment das Schlimmste für mich.
Carla
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  #5  
Alt 04.07.2011, 15:53
success success ist offline
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Beiträge: 86
Standard AW: Schlimme Gewissheit, die Zeit läuft uns davon

Liebe Carla,

ich kann Dich so gut verstehen! Zunächst mal hab vielen Dank auch für die Antwort in meinem Thread. Irgendwie ist es immer recht tröstlich zu wissen, dass es noch andere Menschen da draußen gibt, denen es ähnlich geht.

Ich glaube, Du/ihr hast/habt eine gute Entscheidung mit dem Pflegeheim getroffen. Ich selbst bin mittlerweile auch froh, dass mein Pa in der Klinik bleibt. Besser kann man dem Vater nicht helfen. Es können zu Hause so viele unerwartete Dinge geschehen, abgesehen von der rund um die Uhr Betreuung, der man selbst dann regelrecht ausgeliefert wäre. Ich selbst habe mich nun auch entschlossen, seinem Wunsch nicht nachzukommen und ihn nicht heim zu holen. Ich denke man muss auch an die Angehörigen denken, die den Schaden davon nehmen. Derjenige selbst wird irgendwann nichts mehr davon wissen...

Auch ich wünsche Dir ganz viel Kraft!
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  #6  
Alt 04.07.2011, 16:25
Jaecky Jaecky ist offline
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Beiträge: 454
Standard AW: Schlimme Gewissheit, die Zeit läuft uns davon

Liebe Carla,

als Erstes möchte ich Dir sagen: Zweifel nicht, was gut und richtig ist. So wie Du es machen wirst, wird es gut und richtig sein. Weil Du alles aus Liebe zu Deinem Papa machst.

Es ist wichtig, das Du auch an Dich selber denkst, um das alles zu verarbeiten. Ich schreibe hier so viel ich kann, dass hilft ein bisschen. Ich selbst habe auch dran gedacht zu einem Psychater zu gehen, habe aber noch nicht den Mut gehabt, einen Termin zu machen. Ich komm mir da irgendwie blöd vor, wenn ich mit meinen Problemen da hin gehe. Vielleicht kann ich aber bald den Mut aufbringen dorthin zu gehen um meiner Familie mehr Kraft zu geben und stärker zu sein, da ich es ihnen nicht zeigen kann, wie mir im Moment zu Mute ist.

Alles Liebe Jäcky
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