Krebs-Kompass-Forum seit 1997  


Zurück   Krebs-Kompass-Forum seit 1997 > Allgemeine Themen > Umgang mit Krebs und Krankheitsbewältigung

Antwort
 
Themen-Optionen Ansicht
  #1  
Alt 05.09.2006, 12:39
Benutzerbild von Blauerschmetterling
Blauerschmetterling Blauerschmetterling ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 16.07.2006
Ort: NRW
Beiträge: 3.080
Standard Traurigkeit ohne Ende

Meine Traurigkeit will einfach kein Ende finden. Immer wieder kehrt sie zurück und ich weiß nicht warum. Es geht mir doch gut. Wurde Nov. 04 brusterhaltend operiert, Sentinel und Lymphknoten nicht befallen und nachdem ich die Strahlentherapie abgeschlossen hatte bekam ich meinen Seelenfrieden wieder zurück, konnte die dunklen Schatten vertreiben, die ein Chaos der Gefühle verursachten. Mir half damals meine Gedanken aufzuschreiben und befreite mich dadurch von dem Ballast, den ich mit mir herumschleppte. Doch heute finde ich nicht die innere Ruhe um an der Fortsetzung meines Kindesbuches zu arbeiten. Wenn ich mich doch überwinden könnte, vielleicht ging es mir dann besser. Aber mein Kopf ist leer, Ideen bleiben aus. Und ich bin unzufrieden mit jedem und allem. Dabei habe ich eine Familie, mit der ich über alles reden kann, doch will ich sie nicht mit meinen Klagen nerven. Immer wieder bin ich traurig und kann ohne Grund zu weinen anfangen. Gedanken an eine Neuerkrankung, an ein Rezidiv oder Metastasen habe ich nicht. Ich meinte mich im Griff zu haben, doch meine innere Unruhe und zeitweise Hektik belasten mich. Sicher hatte ich in den letzten Jahren viel zu verarbeiten. Krankheiten und Tod waren meine Begleiter. Was schlummert in meiner Seele, das mich nicht ruhen lässt? Häufig fühle ich mich überfordert, bin oft erschöpft und ständig gereizt. Ich wage es garnicht zu schreiben, und dennoch, manchmal möchte ich meine Familie anschreien: Macht doch mal etwas selber. Meine drei Männer konnten sich immer auf mich verlassen, das sollen sie auch weiterhin, aber ein bisschen weniger Arbeit wäre ganz gut.
Was für mich unerträglich ist, während meiner Traurigkeit ist absolut nichts an Gedanken in meinem Kopf. Ein Hohlkörper auf meinen Schultern, lästig schwer und von Tinitus geplagt. Warum ist mir zum Weinen zumute? Nie finde ich meine so ersehnte Ruhe, auch wenn ich alleine bin. Ich bin wütend auf mich selber, mache Fehler bei der Arbeit, bin oft unkonzentriert. Lustlosigkeit kommt hinzu. Ich habe keine Angst vor der Zukunft, aber die Gegenwart ertrage ich in diesem Zustand nicht und ich stelle mir die Frage: Wie lange muss ich dieses Leben noch ertragen? Andererseits lebe ich gerne und erfreue mich auch an den vielfältigen Schönheiten. Meine Familie ist mir wichtig, dafür lohnt es sich zu leben. Ich würde mir nie etwas antun, dafür habe ich zuviel Achtung vor dem was kommt, danach. Und ich ärgere mich über diese negativen Gedanken. Genau so schnell wie die Traurigkeit gekommen ist, verschwindet sie wieder. Kann aber einige Tage dauern. Dann ist es so, als ob nichts gewesen wäre und ich bin wieder leistungsstark und belastbar.
Zu meiner inneren Beruhigung wollte ich des öfteren spazieren gehen, aber in Begleitung. Und da tagsüber niemand Zeit hat, habe ich einen Hund bekommen. Noch ist er sehr anstrengend, knapp vier Monate alt und muss noch lernen, dass er sein Geschäft draussen und nicht auf dem Balkon zu machen hat. Eines ist aber sehr positiv, der kleine Kerl bringt mich oft zum Lachen. Ich finde mein Lachen wieder, das ich verloren hatte.

Nun habe ich genug geschrieben und hoffe, niemanden damit genervt zu haben. Auf jeden Fall fühle ich mich jetzt wesentlich besser. Meine Kraft kehrt zurück unterstützt von dem Gedanken und festen Willen wieder frohgelaunt durchs Leben zu gehen.

Alles Liebe für Euch

Blauerschmetterling, der seine prachtvolle Farbe wiedergefunden hat.
__________________
Copyright, Meine im Krebskompass verfassten Beiträge und Gedichte dürfen in anderen Foren oder HP`s nicht ohne meine persönliche Zustimmung kopiert oder veröffentlicht werden.

Geändert von Blauerschmetterling (10.09.2006 um 21:11 Uhr)
Mit Zitat antworten
  #2  
Alt 05.09.2006, 13:46
sonja.schuster sonja.schuster ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 30.10.2005
Ort: Überlingen
Beiträge: 50
Standard AW: Traurigkeit ohne Ende

Blauerschmetterling,

ich drücke Dich ganz fest und schicke Dir einen ganz dicken
Du bist hier auf dem richtigen Weg, schreibe Deine Gedanken hier nieder, niemand wird sich davon belästigt fühlen.

Auch mich überwältigen immer wieder einmal traurige Momente, dann erscheint alles in einem grauen Einerlei, ich denke aber, das ist menschlich. Deshalb bin ich auch immer wieder hier im Forum und finde dort Trost und Verständnis, auch wenn ich meist nur stille Mitleserin bleibe.

Ich wünsche Dir weiterhin viel Mut und daß Du Deine blaue Farbe noch intensivieren wirst!

In stiller Umarmung

Sonja vom Bodensee
Mit Zitat antworten
  #3  
Alt 05.09.2006, 18:22
Benutzerbild von Tränen
Tränen Tränen ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 18.06.2006
Beiträge: 468
Standard AW: Traurigkeit ohne Ende

Lieber blauer Schmetterling

ich drücke dich einfach mal und schicke dir ein Kraftpaket. Das du so in der Luft schwebst und nicht recht mit deinen Gefühlen umzugehen weißt, das ist völlig normal. Du hast viel durchgemacht und das muss erst einmal verarbeitet werden und jeder verarbeitet auf seine Weise, wenn dir nach weinen ist dann lasse ihnen freien Lauf Weinen ist kein Zeichen von Schwäche sondern von Stärke da viele nicht weinen können obwohl sie wollen.

Du schreibst Bücher nur für Kinder? Wie wäre es denn mit einem Buch über deine Erfahrung mit deinem Krebs und wie du dich fühlst, es könnte dir helfen (so wie mir) es ist nur eine empfehlung, aber vielleicht findest du ja auch Kraft ein Buch für Kinder in der spielerisch die Diagnose erklärt wird zu schreiben denn leider gibt es sehr viele Kinder mit Krebs, aber kaum Literatur.

Ich wünsche dir alles Liebe und viel Kraft und Erfolg ins Leben zuurück zu finden und neue Energie zu schöpfen.

Gruß Nicole
Mit Zitat antworten
  #4  
Alt 05.09.2006, 18:47
Benutzerbild von Blauerschmetterling
Blauerschmetterling Blauerschmetterling ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 16.07.2006
Ort: NRW
Beiträge: 3.080
Standard AW: Traurigkeit ohne Ende

Danke Euch für die lieben Worte. Verstanden zu werden von mitfühlenden Menschen baut auf und die dunklen Wolken verziehen sich. Die Gedanken über meine Krebserkrankung habe ich schon veröffentlicht. (Siehe: Krebs und die ewige Angst, Ladina) Das Kinderbuch erscheint im Dezember und ist eine Abenteuergeschichte, die mich von meinem Kummer ablenkte. Ein Buch über Kinder mit Krebs zu schreiben, traue ich mir emotional nicht zu. Ich lese auch nicht in diesem Forum. Das Leid könnte ich einfach nicht ertragen.
Meine Wünsche sind, nie die Hoffnung zu verlieren und das Heute zu genießen.

Alles Liebe für Euch

Blauerschmetterling
__________________
Copyright, Meine im Krebskompass verfassten Beiträge und Gedichte dürfen in anderen Foren oder HP`s nicht ohne meine persönliche Zustimmung kopiert oder veröffentlicht werden.

Geändert von Blauerschmetterling (10.09.2006 um 21:13 Uhr)
Mit Zitat antworten
  #5  
Alt 06.09.2006, 10:10
Benutzerbild von Blauerschmetterling
Blauerschmetterling Blauerschmetterling ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 16.07.2006
Ort: NRW
Beiträge: 3.080
Standard AW: Traurigkeit ohne Ende

Was kann ich nur machen, um meine Kräfte wieder zu mobilisieren? Es ist erst 9.00 Uhr und ich bin müde und kraftlos. Jeden morgen weckt mich unser Familienzuwachs um halb sechs. Zuerst mit seiner feuchten Nase und da ich meine Augen nicht öffne wird geknurrt und gebellt was mich letztendlich aus dem Bett treibt, auch, um die Nachbarn nicht zu stören. Vorbei die Zeit des langsamen Erwachens, des nochmaligen Einkuschelns und des gemütlichen Aufstehens. Habe ich mir zuviel zugemutet? Die erfreulichen Momente können mir meine Kraft nicht zurück geben. Ein vier Personen Haushalt will versorgt werden mit allen anfallenden Arbeiten. Nebenbei noch den Bürokram für meinen Mann erledigen. Ich nehme mir immer vor, ruhig und gelassen an die Arbeit zu gehen und auch mal etwas liegen zu lassen. Aber ich schaffe es nicht. Mit meiner Familie rede ich nicht mehr darüber. Sie sollen nicht denken, ich würde mich immer beklagen, auch wenn es sich so anhört. Ich brauche doch nur ein wenig mehr Aufmerksamkeit und etwas Zeit, mich auszuruhen. Einmal nichts zu tun haben und einfach machen, was mir Spass macht. Ich wünsche mir mehr Ruhe in meinem Leben und Ausgeglichenheit. Heute wird schönes Wetter sein und ich hoffe, die Sonne berührt auch meine Seele.

Blauerschmetterling
__________________
Copyright, Meine im Krebskompass verfassten Beiträge und Gedichte dürfen in anderen Foren oder HP`s nicht ohne meine persönliche Zustimmung kopiert oder veröffentlicht werden.
Mit Zitat antworten
  #6  
Alt 06.09.2006, 10:49
Benutzerbild von Tränen
Tränen Tränen ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 18.06.2006
Beiträge: 468
Standard AW: Traurigkeit ohne Ende

Blauer Schmetterling

die gleicht Frage habe ich mich auch gerade gestellt wie ich meine Kraft mobilisieren kann, aber auch ich weiß noch nicht wie. Ich trinke leider nicht einmal Kaffee um munter zu werden. Ich habe in den Spiegel geguckt und habe mich gefragt bist du das oder steht mir eine Fremde gegenüber, denn meine Augenringe sind dunkelschwarz und geschwollen als hätte ich nächtelang schon nicht mehr geschlafen, aber ich habe 9 Stunden durchgeschlafen mit Hilfe von Schlaf- und Schmerzmittel. Bei uns ist auch nicht mal Sonnenschein in Sicht im Gegenteil es ist grau und trist. Bis 14 Uhr muss ich halbwegs fit werden da ruft für 5 Stunden die Arbeit.

Zu deiner Frage ob du dir zu viel zumutest oder zugemutest hast kann ich nur ja sagen, denn sonst wärst du jetzt nicht kraftlos. Vielleicht sollest du aber mal mit deinem Mann sprechen, er wird dich verstehen. Das ist doch kein beklagen wenn du sagst du brauchst mal Zeit für dich und immerhin provitieren sie im nachhin davon wenn du wieder Kraft hast oder sehe ich das falsch?

Fühl dich gedrückt und auch verstanden du bist in dieser Situation nicht allein

Liebe Grüße Nicole
Mit Zitat antworten
Antwort

Lesezeichen


Aktive Benutzer in diesem Thema: 1 (Registrierte Benutzer: 0, Gäste: 1)
 
Themen-Optionen
Ansicht

Forumregeln
Es ist Ihnen nicht erlaubt, neue Themen zu verfassen.
Es ist Ihnen nicht erlaubt, auf Beiträge zu antworten.
Es ist Ihnen nicht erlaubt, Anhänge hochzuladen.
Es ist Ihnen nicht erlaubt, Ihre Beiträge zu bearbeiten.

BB-Code ist an.
Smileys sind an.
[IMG] Code ist an.
HTML-Code ist aus.

Gehe zu


Alle Zeitangaben in WEZ +2. Es ist jetzt 10:19 Uhr.


Für die Inhalte der einzelnen Beiträge ist der jeweilige Autor verantwortlich. Mit allgemeinen Fragen, Ergänzungen oder Kommentaren wenden Sie sich bitte an Marcus Oehlrich. Diese Informationen wurden sorgfältig ausgewählt und werden regelmäßig überarbeitet. Dennoch kann die Richtigkeit der Inhalte keine Gewähr übernommen werden. Insbesondere für Links (Verweise) auf andere Informationsangebote kann keine Haftung übernommen werden. Mit der Nutzung erkennen Sie unsere Nutzungsbedingungen an.
Powered by vBulletin® Version 3.8.7 (Deutsch)
Copyright ©2000 - 2024, vBulletin Solutions, Inc.
Gehostet bei der 1&1 Internet AG
Copyright © 1997-2024 Volker Karl Oehlrich-Gesellschaft e.V.
Impressum: Volker Karl Oehlrich-Gesellschaft e.V. · Eisenacher Str. 8 · 64560 Riedstadt / Vertretungsberechtigter Vorstand: Marcus Oehlrich / Datenschutzerklärung
Spendenkonto: Volker Karl Oehlrich-Gesellschaft e.V. · Volksbank Darmstadt Mainz eG · IBAN DE74 5519 0000 0172 5250 16 · BIC: MVBMDE55