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  #76  
Alt 23.12.2015, 23:42
anjin_san anjin_san ist offline
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Registriert seit: 20.06.2013
Beiträge: 112
Standard AW: Das Schicksal ist ein mieser Verräter...

Hi Julia, du wolltest ehrliche Worte hören.

Zitat:
Zitat von Julia93 Beitrag anzeigen
Trotzdem, wieso kann nicht mal was Schönes passieren? Ich möchte mein Leben wieder ordnen und neu aufbauen, aber mein Schicksal sieht das irgendwie anders.
Womit habe ich das alles nur verdient? Ich wünsche mir mein altes Leben wieder.
Ja Julia, dass wünsche ich mir auch. Ich möchte dir meine letzten fünf Jahre ersparen. Ich kann dir nur raten, suche dir professionelle Hilfe. Ich kann verstehen wie du dich fühlst. Genau deswegen muss ich aber auch sagen, lerne damit umzugehen, dass das Leben auch mal schwierig wird. Und da muss man nach einiger Zeit auch wieder aufstehen und nach vorn schauen. Wer liegen bleibt, hat bereits verloren. Und du hast im Gegensatz zu mir noch genug Zeit ein glückliches Leben zu führen. Nutze es!

Deine Mama hat diese Phase offensichtlich bereits gemeistert. Ja, das Sterben gehört zum Leben dazu. Das Leben ist nicht fair und einige haben weniger Zeit als andere. Und es gehört dazu, dass deine Mama wieder jemand findet, mit dem sie glücklich ist. Ich hoffe für meine zweite Hälfte, dass sie später wieder jemanden findet. Das gehört zum Glück und zum Leben dazu.

Ich habe auf den Kranz eines Freunden geschrieben, "Das schönste Denkmal, was ein Mensch bekommen kann, steht im Herzen der Mitmenschen.". Und so sehe ich es auch. Vergessen? Nein! Sich selbst aufgeben? Nein. Trauern, in guter Erinnerung behalten und die schönen Momente weitergeben, Ja.

Meinst du, dein Vater wäre glücklich mit deiner Situation? Was würde dein Vater von dir erwarten? Würde er nicht erwarten, dass du etwas aus deinem Leben machst? Ja, deine Situation ist schwierig und gerade in Zeiten wie Weihnachten ist es doppelt schwer. Aber steh wieder auf und schau nach vorn. Meine Tochter hat es auch sehr schwer mit meinem Schicksal. Dennoch sage ich ihr genau das gleiche.

Zitat:
Zitat von Julia93 Beitrag anzeigen
Ich bin schließlich volljährig und kann schon ganz gut für mich selbst entscheiden.
Eben. Dann mach etwas daraus. Ich wünsche dir frohe Weihnachten und das du in absehbarer Zeit den Kopf wieder oben trägst.
__________________
12.2012 AML M2
12.2012 - 05.2013 Chemo
09.2014 Rezidiv
21.11.2014 Transplantation
12.2015 Rezidiv
12.2015 - 11.2017 Chemo (Vidaza)
02.2018 Rezidiv
03.2018 - 08.2018 DLI
11.2018 Rezidiv - ab 12.2018 - Vidaza Chemo
08.2019 Rezidiv - Vidaza Chemo + Venetoclax
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  #77  
Alt 08.02.2016, 11:12
Julia93 Julia93 ist offline
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Beiträge: 42
Standard AW: Das Schicksal ist ein mieser Verräter...

Hallo,

da ich solange nichts geschrieben habe, ging es mir gut in den letzten Monaten.
Es steht jetzt fest, dass ich umziehen werde. Einfach einen Neustart wagen, das hatta Papa damals schon gewollt, aber ich konnte es nicht.
Mein Freund und ich werden zusammen in ein großes Haus ziehen. Meine Mutter wird 200 km weit weg ziehen. Das wird bestimmt eine große Probe, aber das bekommen wir hin. Dann muss ich meinen kleinen Bauernhof alleine versorgen. Aber ich werde endlich selbstständig und habe ein rauchfreies Haus. Dieses Gequalme Zuhause halte ich auch nicht länger aus. Jeder ist für sein Leben selbst verantwortlich und wenn man sich damit Schaden zufügen möchte, kann man es gerne tun, aber man sollte andere Personen damit nicht belasten.
Der größte Teil des jetzigen Hauses wird beim Sperrmüll landen, weil die Teile zum Teil über 30 Jahre alt sind. Erinnerungsstücke nehme ich natürlich mit. Dazu gehört auch das Sofa, auf dem mein Papa die letzten Tage verbracht hat und auch gestorben ist. Zum einen ist es noch nicht besonders alt und gebraucht und zum anderen habe ich das Gefühl, dass er dann "mehr" bei mir ist. Eigentlich Quatsch, aber ich möchte es trotzdem so.
Wenn alles gut läuft, werde ich Ende des Jahres auch mein Studium beginnen. Freitag abends und Samstags neben der Arbeit. Das wird sicherlich hart, aber die Zeit und das viele Geld sind sicherlich gut investiert. Mein Papa würde sich sehr darüber freuen, dass ich es endlich durchziehe. Das haben wir damals schon geplant. Allerdings dann ein Vollzeitstudium...das war geldtechnisch damals kein Problem.
Mittlerweile macht mir der Gedanke, das erste mal umzuziehen garnicht mehr soviel aus. Eine Berg- und Talfahrt war das. Direkt nach seinem Tod, wäre ich am liebsten sofort ausgezogen. Einige Zeit danach habe ich mich standhaft geweigert. Jetzt, nach fast zwei Jahren, kann ich sagen, dass es in Ordnung ist. Wäre unser Haus in einem guten Zustand und man müsste nicht tausende Euro investieren, wäre es vielleicht auch noch was anderes.
Gestern hatte ich ein kleines Tief, als mein Freund mich ansah und gesagt hat, dass er ihn sehr vermisst. Das hat mich berührt, aber man muss bedenken, dass die Beiden sich auch 5 Jahre kannten. Papa sagte damals "Mit X wirst du jawohl zusammen bleiben. Ihr kriegt das schon hin". Und auch in diesem Punkt, hatte er mal wieder Recht. Ich danke Ihm wirklich für all die Ratschläge und Wegweiser, die er mir vor seinem Tod gab und ich bin sicher, er kann mein buntes Treiben sehen und würde sagen "Du machst das schon". Ich bin sicher, er ist stolz auf mich!
__________________
Liebe ist stärker als der Tod!
Papa 04.10.1948 - 25.04.2014
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  #78  
Alt 11.05.2016, 22:59
allthesmiles allthesmiles ist offline
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Registriert seit: 30.01.2016
Beiträge: 12
Standard AW: Das Schicksal ist ein mieser Verräter...

Hallo Zusammen,

ich habe eure Beiträge gelesen und sie haben mich zu Tränen gerührt.
Ich bin 24 und habe meinen Vater im Februar verloren.
Es tut so unendlich schrecklich weh.
Ich habe auch das Gefühl in eine Rolle geschlüpft zu sein,stark sein zu müssen und das Leben weiter zu meistern. Es muss ja weiter gehen.
Mein Vater hat mich bedingungslos geliebt und hätte sein letztes Hemd für mich gegeben. Er stand immer zu 100% hinter mir und ich habe das Gefühl,dass es niemanden gibt,der wichtiger ist als er. Ist das gemein? Meiner Familie gegen über oder meinem freund?
Alle halten sehr zusammen,die Freunde meiner Familie sind sehr für uns da,unterstützen uns zu jeder Zeit.
Aber abends wenn ich an meinen Papa denke, fühle ich mich einfach nur leer und scheine alles zu verdrängen,habe es gar nicjt realisiert,dass er nie wieder auf der Couch sitzen wird wenn ich zu Besuch bin,mich nie wieder in den arm nehmen wird usw.
Ich bin schnell gereizt zur Zeit und denke dass eh niemand meinen Schmerz nachvollziehen kann.

Ich weiß einfach nicht weiter.
Und habe Angst, dass es nie besser wird
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  #79  
Alt 25.12.2016, 23:23
Julia93 Julia93 ist offline
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Beiträge: 42
Standard AW: Das Schicksal ist ein mieser Verräter...

Hallo zusammen,

gerade habe ich gesehen, dass mein letzter Beitrag 10 Monate her ist...die Zeit vergeht wie im Flug.
Es ist mal wieder Weihnachten. Das dritte ohne meinen Vater und es ist wieder einmal anders. Irgendwie kommt keine Routine rein.
Das erste Jahr habe ich alleine mit meiner Mutter verbracht. Das zweite Jahr war dann Ihr neuer Partner dabei. Dieses Mal war ich alleine. Nein, das stimmt nicht ganz. Mein Freund hat mit mir Heiligabend verbracht, weil meine Mama fast zwei Stunden weit weg gezogen ist. Ich dachte, dass das mit der Fahrerei blöde ist und ich sie deshalb heute besuchen fahre. Kurz gesagt: Es war schrecklich. Schrecklich traurig und einsam, den Heiligabend ohne meine Mama zu verbringen. Und ihr ging es genau so. Vielleicht kommt auch noch dazu, dass unser altes Haus verkauft ist und ich quasi kein "Zuhause" mehr habe. Das erste Weihnachten im neuen Haus und dann auch noch ohne wirkliche Familie. Normalerweise sagt man, dass man an Weihnachten nach Hause fährt, zu seiner Familie. Bei mir funktioniert das nur leider nicht, weil unser Zuhause nicht mehr da ist und meine Mama weg gezogen ist. Heute haben wir Sie dann besucht und beim Abschied ist mir mal wieder klar geworden, wie sehr ich sie vermisse. Im Auto bin ich danach in Tränen ausgebrochen, weil ich mir so sehr wünsche, dass meine Mama einfach nur um die Ecke wohnt und wir uns häufiger sehen könnten. Klar, wenn ich ehrlich bin, sind zwei Stunden Entfernung auch nicht sooo unglaublich weit, aber viel zu weit, wenn ich das Bedürfnis habe, Sie zu sehen, weil mich vielleicht etwas bedrückt. Ich glaube, dass es ihr ähnlich geht, aber weil wir beide nicht so gut über unsere Gefühle sprechen können, weiß es niemand wirklich von dem anderen.
Vielleicht denkt ihr ja jetzt, dass ich anscheinend einen ziemlichen Sprung in der Schüssel habe. Und ich selber denke das auch manchmal. Ich glaube, dass ich durch den Tod meines Papas einfach noch mehr an meiner Mutter hänge und Angst habe Sie auch noch zu verlieren.
Normalerweise ist es ja auch so, dass die Kinder irgendwann ausziehen und sich was neues aufbauen. Bei uns ist irgendwie alles genau andersrum und das wirft mich aus der Bahn. Ich möchte nicht mehr mit meiner Mutter zusammen wohnen...aber mit 23 Jahren ist es doch noch ok, seine Mama in seiner Nähe wissen zu wollen, oder? Sie vielleicht abends nochmal schnell besuchen zu können und über den Tag zu quatschen.
Sie ist meine Familie...nachdem mein Papa und dann meine Oma gestorben sind.
Übrigens habe ich vor ein paar Tagen von dem Tod meines Vaters geträumt. Ich habe im Schlaf geweint und jedes Mal wenn ich aufgewacht bin und gehofft habe, dass ich beim nächsten einschlafen von etwas anderem träume, kam es trotzdem wieder. Laut Google ist es ein Anzeichen von psychischen Problemen, wenn man im Schlaf weint. Das hat mich mal wieder darauf aufmerksam gemacht, dass ich und wahrscheinlich auch meine Mutter, mir oder uns professionelle Hilfe hätten suchen sollen. Ich bin immer noch nicht über das Geschehene hinweg...Immerhin hat unser Erbstreit auch bis Oktober diesen Jahres angedauert. Ich wünsche mir, dass es 2017 endlich bergauf geht. Und dass Menschen, denen ich meine Geschichte erzähle, mich nicht mehr bemitleiden, sondern, dass mir gesagt wird, dass ich stolz auf das sein kann, was ich gemeistert habe.
In diesem Sinne wünsche ich allen noch ein schönes Weihnachtsfest und einen guten Rutsch in das nächste Jahr. Verbringt es mit den Menschen, die euch am Herzen liegen, denn man weiß nie, wieviel Zeit einem noch dafür bleibt.
__________________
Liebe ist stärker als der Tod!
Papa 04.10.1948 - 25.04.2014
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  #80  
Alt 26.12.2016, 23:19
Verlassen Verlassen ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 26.11.2016
Beiträge: 59
Standard AW: Das Schicksal ist ein mieser Verräter...

Liebe Julia!

Ich finde, Du kannst sehr stolz auf alles sein, was Du erreicht hast. Du bist noch so jung und wenn ich lese, dass Du mal so eben Dein Studium nebenbei am Wochenende machst, dann muss ich sagen: Hut ab!

Außerdem ist es wirklich nicht so, dass Du kein Zuhause mehr hast. Du hast jetzt Dein eigenes zusammen mit Deinem Freund - wenn ihr denn, wie in Deinem letzten Post geschrieben, auch umgezogen seid.

Im nächsten Jahr ladet ihr Deine Mutter einfach zu Weihnachten ein?!
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