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  #1  
Alt 14.09.2005, 05:43
Simönchen Simönchen ist offline
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Standard Bedeutung des Tumormarkers auf den Verlauf von BSDK

Hallo ihr Lieben,
ich habe mich hier vor Längerer Zeit schonmal angemeldet. Jetzt habe ich aber Benutzernamen und Passwort vergessen. Meine Mail-Addi hatte sich auch geändert.... also neu angemeldet.

Bei meiner Mum wurde vor einem Jahr die Diagnose BSDK diagnostiziert. Sie bekam 3 Monate lang Chemo und Bestrahlung der Tumor (ziemlich groß und am Kopf) wuchs aber immer weiter und umschloss schliesslich die Aorta was eine OP unmöglich macht.
Vor 6 Monaten traf Sie die Entscheidung Chemo und Bestrahlung sein zu lassen (sie bekam eine Restlebenszeit von 6 Monaten offenbart) da hatte Sie einen Tumormarker von 2500. Dieser wurde vor einem Monat nochmals überprüft und lag dann bei 140 Jetzt bekam Sie gestern gesagt dass der Marker auf 68 gefallen sei. Sie hat extreme Schmerzen und kann so gut wie nichts essen, dennoch ist sie sehr taff und tapfer. Metastasen wurden bisher keine festgestellt

Natürlich freuen wir uns wie blöd über die Laborwerte aber was sagen diese eigentlich aus? Schrumpft der Tumor? oder hört er einfach auf zu wachsen? Ein gewünschtes CT im KH Buchen (Odenwald) wurde ihr verwehrt mit den Worten (dass ist nicht gut für Sie)#

Wie schon beschrieben kann Sie kaum etwas Essen. Wie bekommt ihr dass in den Griff? Gibt es eine Möglichkeit Nahrungsergänzungsmittel zu nehmen (bezahlt zu bekommen)?
Was sagt ihr?

Liebe Grüße Simone

Geändert von Simönchen (14.09.2005 um 05:49 Uhr)
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  #2  
Alt 14.09.2005, 09:48
Katharina Katharina ist offline
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Standard AW: Bedeutung des Tumormarkers auf den Verlauf von BSDK

Hallo Simone,
dass Euch ein CT verwehrt wurde ist ja wohl ein Ding der Unmöglichkeit. Ich würde sofort noch mal auf der Matte stehen und fragen bei welchem Oberarzt Du Dich beschweren sollst. Als wenn es sich bei der Diagnose nicht mehr lohnt auch nur noch einen Pfennig auszugeben. So was würde ich direkt in Kopie an Ulla Schmidt schicken...(wer weiss, ob sich ´s noch lohnt..)
Selbstverständlich brauch Deine Ma ein CT, grade bei den Laborergebnissen.
Ob der Tumormarker wirklich aussagekräftig ist weiss ich nicht, aber so was muss doch abgeklärt werden. Vielleicht ist man im Odenwald doch noch etwas Hinterwäldlerisch bei so komplexen Krankheiten.
Gegen die Schmerzen müsst Ihr unbedingt sofort etwas unternehmen. Es gibt da hervoragende Schmerzmittel. Die Lebensqualität ist nun wirklich das Wichtigste bei BSDK. Geht zu einem Schmerztherapeuten (Anästesisten) oder-wenn ihr noch vertrauen habt- in Euer KKH. Da wird Deine Ma dann eingestellt.
Euer Hausarzt kann Euch Fresubin o.ä. als Nahrungsergänzug verschreiben.
Ist inzwischen von den KK auch akzeptiert. Wenn Du hier im Forum stöberst, wirst Du auch den Gesetzestext dazu finden. Den kannst Du dann Deinem HA unter die Nase halten, falls auch der sich zögerlich anstellen sollte.
Ich würde Deine Ma schnappen, wenn es Ihr einigermaßen geht, und ab nach Heidelberg fahren. Oder zuerst zu einem guten Arzt und eine Sonographie machen lassen, da kann man auch schon viel sehen. Klar- ein CT ist für normal Gesunde natürlich nicht so klasse, aber wenn man schon diesen Mistkrebs hat- was soll da nich schaden??? Das klingt ja fast wie blanker Hohn!
Ich wünsche Euch alles Gute und Deiner Ma eine schmerzfreie Zeit.
LG
__________________
Katharina

Geändert von Katharina (14.09.2005 um 09:50 Uhr) Grund: Tippfehler
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  #3  
Alt 14.09.2005, 12:01
Simönchen Simönchen ist offline
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Standard AW: Bedeutung des Tumormarkers auf den Verlauf von BSDK

Hallo liebe Katharina,
vielen Dank für deine Antwort.

Ich habe eben nochmal mit dem Stationsarzt geprochen. Er sagte die Strahlenbelastung wäre bei einem CT extrem hoch, dies würde das Tumorwachstum fördern.
Bei einer Sonographie wurde festgestellt das der Tumor kleiner wird. Sie hatte :
Im Nov 2004 4,5cm x 3cm x 3cm und jetzt
im Sept2005 2,2cm x 2cm x 2cm

Ihre Chemo und Bestrahlung hatte Sie im Dez. 2004.
Ich freue mich wie blöd das sind fast - 50%
Im Dezember dachte man noch der Tumor reagiert nicht. Jetzt werden wir zusammen überlegen ob sie nicht vielleicht doch nochmal Chemo und Betrahlung über sich ergehen läßt um den Tumor dann doch noch operieren zu lassen.

Ich habe auch gleich einen Termin bei Herrn Prof. Dr. Büchler gemacht. Ich werde meine Mutter einfach am Dienstag aus dem KH entführen und zu ihm fahren. Leider gibt es in der Nähe meiner Mutter keinen Onkologen (keine Auto vorhanden) und der einzigste Hausarzt im Dorf ist struntzdumm, deshalb muß ich mir da noch etwas einfallen lassen.

Lieben Dank nochmal für deine Antwort
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  #4  
Alt 14.09.2005, 13:19
Simone W. Simone W. ist offline
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Standard AW: Bedeutung des Tumormarkers auf den Verlauf von BSDK

Hallo Namensvetterin ,

bei meinem Vater war es ähnlich : das Universitätsklinikum Gießen lehnte ein CT ab , mit Hinweis auf die Strahlenbelastung.
Im Ultraschall schien auch alles in Ordnung , ein paar Tage später stellte ein anderer Arzt dann allerdings auch per Ultraschall das Tumor-Rezidiv fest .
Die CT hatten wir zwischenzeitlich auf Überweisung durch den Hausarzt machen lassen.

Es ist toll , dass der Tumor bei Deiner Ma geschrumpft ist :-) Endlich mal was Positives . Weiter so .

Mein Vater hatte bereits seine 6. Chemo ,aber von einer Untersuchung sagte der Onkologe nichts.Sollte man doch langsam mal machen , um zu sehen ob die Chemo überhaupt wirkt , oder ??

Die hochkalorische Trinknahrung ist ersattungsfähig bei "Tumorkachexie" (tumorbedingte Unterernährung).

Druck Dir mal das Nachfolgende aus. Das kannst Du dem Doc dann mitnehmen :

<Erstattungsfähigkeit der Enteralen Ernährungstherapie

Die für die Enterale Ernährungstherapie erforderlichen Materialien (Bilanzierte Diäten (Ernährungstherapeutika), Überleitungsgeräte, Ernährungspumpe, Ernährungssonde, Verbandmaterial) sind zu Lasten der gesetzlichen Krankenversicherung erstattungsfähig.

Die Erstattung von Ernährungstherapeutika ist durch § 31 SGB V in Verbindung mit den Arzneimittelrichtlinien Punkt 17.1 i geregelt. Danach sind Sonden- und Trinknahrungen (= Bilanzierte Diäten, Elementardiäten, Gemische aus Nahrungsgrundbausteinen) bei Vorliegen der folgenden Indikationen erstattungsfähig:

Morbus Crohn
Kurzdarmsyndrom
Stark Untergewichtige mit Mukoviszidose
Patienten mit chronisch terminaler Niereninsuffizienz unter eiweißarmer Ernährung
Patienten mit konsumierenden Erkrankungen*
Bei medizinisch indizierter Sondenernährung**
Aminosäuremischungen und Eiweißhydrolysate bei angeborenen Enzymmangelkrankheiten
*Konsumierende Erkrankungen sind Erkrankungen mit krankheitsbedingtem, ungewolltem Gewichtsverlust (z.B. Tumorerkrankungen, HIV/AIDS-Erkrankungen, anhaltend fieberhaften oder chronischen Erkrankungen, Infektionen, senile Kachexie). Neben dem Gewichtsverlust sind konsumierende Erkrankungen gekennzeichnet durch: allgemeinen Kräfteverfall, Appetitlosigkeit und Apathie, stark erhöhten Energie- und Eweißbedarf.
**Medizinische Indikation: alle Erkrankungen, bei denen der Patient nicht oder nicht ausreichend essen kann oder darf.>

Bin gespannt , wie Euer Besuch in Heidelberg verläuft und wünsche Euch weiterhin alles Gute !!!
Simone
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  #5  
Alt 14.09.2005, 15:51
Volker P Volker P ist offline
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Standard AW: Bedeutung des Tumormarkers auf den Verlauf von BSDK

Hallo,

dann macht doch ein MRT das hat keine Strahlenbelastung. Ich komme gerade aus Heidelberg. Versucht bis Dienstag alle Blutwerte zu bekommen, Tumormarker-Leberwerte-Nierenwerte und Schilddrüse. Wenn du den Termin am Nachmittag hast dann versuche einen Mrt oder auch ein CT-Termin in Heidelberg zu bekommen. Den bekommst du auch über das Büro von Prof. Büchler.

Alles Gute

Volker
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  #6  
Alt 20.09.2005, 21:49
Simönchen Simönchen ist offline
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Standard AW: Bedeutung des Tumormarkers auf den Verlauf von BSDK

HuHu Ihr Lieben,
bin gerade Zuhause eingeschlagen. Wir waren heute bei Prof. Büchler in HD. Natürlich wollte der die aktuellen CT Bilder sehen und schüttelte nur den Kopf als wir sagten dass das KKH Buchen uns ein CT verweigerte.
Bei der AOK bin ich dann auch eingelauffen und hab denen einen Bescheinigung unter die Nase gehalten dass meine Mutter nicht mehr in der Lage ist feste Nahrung zu sich zu nehmen. Sie werden dass prüfen.

Am Donnerstag hat meine Mutter dann Termin für Ct und nochmaliges Gespräch mit Prof. Büchler er sagt uns dann ob meine Mutter operabel ist oder nicht.

Mir geht eine Frage nicht aus dem Kopf... Der Tumormarker ist runter auf 68, der Tumor selbst wird kleiner, aber der Allgemeinzustand meiner Mutter nimmt immer mehr ab. Sie ist total gelb (Gelbsucht) behält nichts mehr ausser Wasser im Magen (alles andere erbricht Sie wieder) und hat unglaubliche Schmerzen obwohl Sie mit Morphium vollgepumpt wird. Wo könnte da die Ursache liegen? Vielleicht Metastasen im Magen ? Gallengänge ? Schrecklich dass
Naja Donnerstag wissen wir mehr dann haben wir frische Bilder. Ich fürchte aber dass Sie in der Verfassung garnicht erst operiert wird.

Es tut sehr gut hier einfach alles zu schreiben Danke fürs lesen

Lieber Gruß Simone
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  #7  
Alt 22.09.2005, 21:46
Simönchen Simönchen ist offline
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Standard AW: Bedeutung des Tumormarkers auf den Verlauf von BSDK

Um hier einfach die gestellte Frage im Topic zu beantworten "Bedeutung des Tumormarkers auf den Verlauf von BSDK" ... Tumormarker vergessen.... Der Tumormarker ist bei meiner Mum weiterhin bei 68, leider hat sich der "nette" Arzt im KH Buchen ziemlich vertan als er behauptete der Tumor sei geschrumpft und die Metastasen nicht mehr vorhanden. Es wurde heute ein CT mit Kontrastmittel gemacht wir waren 5 Stunden im Krankenhaus und insgesamt 12 Stunden unterwegs( ich wohne nicht in der Nähe meiner Mum), meine Mutter hat alleine im Auto vier mal gebrochen und ist auf den Wartestühlen 2 mal eingeschlafen bis wir dann von Prof. Büchler die Info bekamen dass der Tumor geradezu wuchtert er hat bereits auf die Leber übergegriffen. Meine Mum hat weitere Tumore an Nieren, Bauchfell und Milz. Der Bauchraum ist voller Wasser.Alles dass wurde in Buchen einfach nicht gesehen. NEIN es wird noch Hoffnung gemacht und ein CT zu Abklärung verweigert.
Es waren 3 Tage voller Hoffnung. Jetzt bin ich einfach nur fertig, enttäuscht und unglaublich wütend.

Als schlimm empfinde ich auch die langsam fortschreitende Wesensänderung. Meine Mutter ist sehr aggressiv und bösartig. Sie tyrannisiert meinen Vater der sich doch so liebevoll um sie kümmert. Ich weiß nicht mehr weiter echt nicht.

Ich weiß morgen wird es mir besser gehen und ich werde alles nicht mehr so schwarz sehen. Eigentlich haben wir uns mit der Diagnose und dem Sterben schon auseinander gesetzt wenn aber ein Arzt kommt und sagt der Tumor schrumpfte auf 2cm x 2cm und dies noch schriftlich festhält und man dann die ganze Wahrheit nach hoffnungsvollen Tagen erzählt bekommt ist das einfach mehr als grausam.

Ich wünsche Euch mehr Glück und alles Gute

Achso die Gute Nachricht habe ich ganz vergessen. Die AOK Mosbach übernimmt die Kosten für Fresubin danke für den Text !!!!

Geändert von Simönchen (22.09.2005 um 21:49 Uhr)
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  #8  
Alt 12.11.2005, 16:22
Simönchen Simönchen ist offline
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Standard Was tun wenn es nichts mehr tun gibt?

Jeden Tag wenn ich dieses Forum besuche bin ich aufs neue erstaunt welche Gedanken mir duch den Kopf schwirren. Es ist so unbegreiflich wie sich so unterschiedliche Dinge an unterschiedlichen Orten ereignen und alles unbeeinflusst bleibt. Irgendwo auf dieser Welt regt sich wieder jemand auf dass irgendetwas nicht richtig geklappt hat und für diese Person ist dies erschreckend wichtig. An einem anderen Ort setzten sich Menschen mit Tod und Sterben auseinander. Dort leiden Menschen an starken Schmerzen und andere nehmen Abschied.
Wenn hier lese fühle ich mich in eine andere Welt versetzt. Jedes Problem vor dem ich bisher in meinem Leben stand erscheint lächerlich und ich bin mit Gedanken umgeben die mich für immer beeinflussen werden. Dafür möchte ich Euch danken. Ich bin überzeugt hier nicht nur Tipps im Umgang mit der Krebserkrankung meiner Mutter zu bekommen sondern auch durch Eure Beiträge wichtige Denkansätze weiterzudenken und mich mit Dingen auseinander zu setzten die mich und meinen eigenen Lebensverlauf positiv beeinflussen.
Nach dieser ewigen Einleitung zu meinem Problem...

Meine Mutter liegt in Ihrem Bett und ist mit Morphinen vollgepumpt. Sie nimmt keine feste Nahrung mehr zu sich und konsumiert nur Fresubin und dergleichen. Ihre Haut/Augenfarbe ist nun schon seit 2 Monaten gelb-bräunlich. Wie soll ich es schreiben? Wir warten auf den Tod.
Ich habe mit ihr alles geklärt, wir haben uns ausgesprochen ... die Beerdigung ist durchgesprochen. Eigentlich ist alles klar. Es gibt weder einen Grund für Zuversicht noch die Hoffnung auf ein Wunder. Kann jemand nochvollziehen welch Situation dass ist ?
Es gibt nichts zu tun. Wir beobachten wie das Morphium ihr mehr und mehr die Möglichkeit nimmt klar zu denken. Sie ist aggressiv und schikaniert meinen Vater.
wünsche ich ihr den Tod ? (der sowieso kommen wird?) Wünsche ich ihn für uns? Ich weiß es nicht.
Ich will nicht dass sie geht... sagt mein Herz
hoffentlich muß sie nicht länger leiden... sagt mein Verstand.

Wie gehe ich mit diesen Gedanken um?
Was gibt es für mich zu tun?

Geändert von Simönchen (22.11.2005 um 05:50 Uhr)
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  #9  
Alt 12.11.2005, 17:17
Elfie Elfie ist offline
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Standard AW: Was tun wenn es nichts mehr tun gibt?

liebe Simone,
ich weiß nicht, ob ich die richtigen Worte finde, doch Deine Schilderung hat mir meine Situation vor einigen Jahren wieder deutlich in Erinnerung gebracht.
Meine Mutter wußte damals auch um ihre Situation und hat sich wie sie sagte "in Gottes Hand gegeben". Wir haben sie in ihren letzten Wochen intensivst zu Hause begleitet. Bis zu dem Zeitpunkt wo sie noch sprechen und verstehen konnte haben wir uns viel ausgetauscht, was vor allem meine Mutter und mich sehr glücklich gemacht hat. Das war eine so intensive, liebevolle Zeit, die ich immer in Erinnerung haben werde. Dann kam die Zeit, in denen sie die Nahrung verweigerte und durchs Morphium nicht sehr oft ansprechbar war, manchmal aber auch sehr unruhig war. Liebevolles Zureden, Streicheln half in diesen Situationen. Ich habe ihr viel vorgelesen und vorgesungen und glaube auch manchmal ein Lächeln gesehen zu haben.
Auch bei mir sagte natürlich das Herz, ich will nicht akzeptieren, dass man bei meiner Mutter diese Krankheit nicht in den Griff bekommen kann, sie darf doch noch nicht sterben! Aber der Verstand wünschte sich nach einigen durchwachten Nächten doch, dass sie endlich schaffen möge heimzugehen.
Liebe Simone, Deine Situation ist im Moment nicht leicht, doch Du schaffst das auch, Deiner Mutter in ihrer letzten Lebenszeit beizustehen.
Sie geht den Weg nur voran, den wir alle einmal gehen müssen.
Ganz viel Kraft und viele Grüsse aus OWL von Elfie
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  #10  
Alt 12.11.2005, 18:17
Annett59 Annett59 ist offline
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Beiträge: 48
Standard AW: Was tun wenn es nichts mehr tun gibt?

Liebe Simone, ich verstehe sehr gut deine Ambivalenz bzgl. Gefühlen in solch einer Ausnahmesituation! Dass du deine Mutti nicht gehen lassen willst, ist doch klar, in aller Regel hängen wir Töchter doch sooo sehr an unserer Mami, weil wir bei ihnen doch noch oft Kind sein können.
Dass du ihr wünschst, sie möge es bald überstanden haben, ist auch klar, wer kann einen lieben Menschen schon so leiden sehen. Ich finde es sehr mutig, dass ihr offen alles besprochen habt und den Abschied offen vollziehen könnt ohne Lügen. Manche Menschen werden am Schluss ganz sanft und "pflegeleicht", andere aufbegehrend und aggressiv. Sicher ists nicht leicht für euch, aber ihr könnt euch ja in der Begleitung abwechseln, so dass auch dein Vater in einem anderen Raum wieder Luft holen kann. Sich vorzustellen, dass solch ein gewaltsamer Tod (und das ist ein Krebsleiden!) einem Menschen das letzte abverlangt, gibt euch sicher die Geduldund Liebe, eurer Mutti alles, was geht, zu erleichtern. Für die Schmerzen muss der Arzt sorgen.
Aber du kannst die Hand halten, erzählen, vorlesen, streicheln, deinen Vater umarmen und ihm Mut machen und diese letzten Schritte mit ihr bewusst GENIESSEN, auch wenn gerade das schwer fällt. Warum? Weil es nur noch eine kurze Zeit ist, die ihr gemeinsam verbringt. Sie kann zu einer kostbaren Erinnerung für dichwerden, und du weißt am Ende, dass du alles getan hast, um ihr nahe zu sein und sie beim Sterben nicht allein sein zu lassen. Das ist sooo viel!
Warum schreibe ich das so? Abgesehen davon, dass wir ein krebskrankes Kind haben, erlitt meine Mutti mit 60 vor 7! Jahren einen Herzstillstand und liegt seitdem im Koma! wie froh wäre ich, wenn sie meine Liebe, Zuwendung, Nähe und Gedanken noch aufnehmen, reflektieren und belächeln könnte. Wenn ich noch Antworten auf meine mir immer wieder einfallenden Fragen bekäme. So wünsche ich jedem, der diese schmerzliche Zeit begleiten muss, dass er bewusst bis zum letzten Moment die Nähe zum geliebten Menschen suchen kann. Herzlichst und in dem Sinn ganz viel Kraft zum Durchhalten! Annett.
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  #11  
Alt 12.11.2005, 21:22
moni2 moni2 ist offline
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Standard AW: Was tun wenn es nichts mehr tun gibt?

Haalo Simone,


bei uns ist es im Moment genau das Gleiche :-(

Aber mein Papa stirbt nicht an BSDK sondern an den Folgen.
Will heißen er liegt seit vier Wochen quasi im künstlichen Koma und er hat das ganze Programm erleiden müssen.

Lungenentzündung,Bauch-OP, Intubation, Luftröhrenschnitt, Magensonde, immer wieder gefäßchirurgische Eingriffe.
Die Bestrahlungen haben seine inneren Organe und Verwachsungen so porös gemacht, es gibt im Zwölffingerdarm eine Blutung die nicht zu stoppen ist.

Dann hat er sich in den letzten 4 Wochen 2x einen multiresistenten Keim (MRSA) eingefangen. Der Erste war weg jetzt ist er wieder da.

Er liegt in einem Isolierzimmer in der IOI (Intensivstation) Uniklinik ..

Das einzig positive ist wir sind nicht so eng an die Besuchszeiten gebunden 15-17 Uhr, weil er alleine in dieser Box liegt.


Es fällt sehr schwer nach einem Besuch zu gehen, aber er soll auch nicht mehr leiden müssen :..(
Noch vor 5 Wochen gabs gute Nachrichten: Der Primärtumor war weg, dann plötzlich große Schmerzen, seit dem liegt er im KH.

Komischerweise sieht er von der Haut und vom Gesicht her sehr gut aus, er ist nicht gelb sondern hat eine eigentlich gesunde Hautfarbe.

Wir begreifen nicht das es jetzt so schnell zu Ende geht...

Wir können uns auch nicht mehr mit ihm verständigen, es ist wohl besser ihn schlafen zu lassen.......


Alles Gute und viel Kraft

moni

P.S. Hatte auch einen Tread angefangen, aber dann nicht weitergeführt. Er heißt "von mikroskopisch klein zunicht mehr operabel"
__________________
moni
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  #12  
Alt 13.11.2005, 16:21
Lili Lili ist offline
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Standard AW: Was tun wenn es nichts mehr tun gibt?

Hallo Ihr Lieben,
ich möchte mich auch an dieser Stelle einmal zu Wort melden. Abgesehen davon, dass ich mich nach meiner Diagnose BDSK vor 4 1/2 Jahren schon mal mit dem Gedanken konfrontiert sah, vielleicht nicht mehr sehr alt zu werden - ich war damals knapp 47 - habe ich in der Zwischenzeit ziemlich viel über die psychischen und zwischenmenschlichen Aspekte einer solchen Erkrankung nachgedacht, ganz unabhängig von den medizinischen Möglichkeiten.

Ich möchte vor allem Dir, Annett, recht geben:

1. Wir müssen vieles bei der Diagnose Krebs letztlich als schicksalhaft akzeptieren, weil die Medizin halt noch nicht so weit ist. Das, was man selbst tun kann, ist letztlich beschränkt. Da wir aber in einer vom technischen Fortschrittsglauben bestimmten Gesellschaft leben, neigen wir ziemlich schnell dazu zu glauben, "da muss doch noch was zu machen sein." Klar, man kann ziemlich viel machen und die Medizin macht auch gewaltige Fortschritte, aber den Krebs haben wir letztlich noch immer nicht im Griff, auch wenn es gottseidank immer mehr Überlebende gibt.

2. Die Annahme, es hänge ganz viel von der eigenen Haltung und vom Kampfesgeist ab, ist zwar gut und schön und sicher auch hilfreich - soweit es die medizinische Therapie begleitet. Man ist dann aber auch gefährlich schnell bei bei im Esotherikbereich gern herbeigezogenen Theorie, jeder sei für seine Gesundheit verantwortlich und wer die "richtige" Haltung hat, werde auch nicht krank; und wenn man denn schon trotzdem Krebs bekommt, hinge es ebenfalls von der Mobilisierung eigener Kräfte ab, ob man gesund wird. Damit wird dem Einzelnen ein Maß an - vermeintlicher - Eigenverantwortung für Krankheit im allgemeinen und Krebs im besonderen auferlegt, die ich für völlig unverantwortlich halte. Klar gibt es Risikofaktoren für viele sog. Volkskrankheiten, die zu reduzieren man in der Hand hat, wie Rauchen, Alkohol, Übergewicht, zu wenig Bewegung usw. Wir sind aber auch einer immer stärker belasteten Umwelt ausgesetzt, der wir eben nicht so ohne weiteres entgehen können und die millionenfach stattfindende Zellteilung in unserem Körper schlägt eben mitunter auch aus nicht näher ersichtlichen Gründen Kapriolen und produziert "bösartige", aus dem Normalprozess fallende Entwicklungen, die dann in Krebs enden.

3. Bestätigen möchte ich Annett insoweit, als es bei Krebserkrankungen, die in einen letztlich tödlichen Verlauf einmünden, sich wenigstens für die Beteiligten meist die Möglichkeit des bewussten Abschieds eröffnet, bei aller Trauer und allen qualvollen Begleitumständen. Ich finde auch, dass dies auch positive Erfahrungen beinhaltet, die man nicht hat, wenn z.B. der Angehörige im Koma liegt, oder wenn, wie bei mir zur Zeit, ein Elternteil innerhalb weniger Monate dement wird und dies quasi zu einem Abschied auf Raten führt, der, so scheint es mir, vom Dementen kaum noch bewusst vollzogen werden kann. Wohl gemerkt: es gibt nichts Gutes an einem Abschied vom Kranken oder Alten, aber doch Positives, vor allem, wenn er bewusst geschehen kann.

Was also tun, wenn es nichts mehr zu tun gibt? Vielleicht akzeptieren lernen, bescheidener werden, auch zugewandter und nach einer Weile ein Stück weit weniger zornig.
Lili
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  #13  
Alt 13.11.2005, 20:56
Sonja A. Sonja A. ist offline
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Standard AW: Was tun wenn es nichts mehr tun gibt?

liebes simönchen,

vor etwas mehr als einem jahr war ich mit meinem papa in deiner situation.
ich denke, wir haben zusammen alles "gut" gemeistert. zumindest war mein papa glücklich und ich kann es auch wieder sein. nichts blieb ungesagt.
niemand muss ein schlechtes gewissen haben. niemand hat etwas verpasst.

ich kann bestens nachvollziehen, wie es dir geht. genieße die zeit mit deiner ma. die zeit mit meinem papa war die intensivste liebevollste zeit meines lebens mit ihm. papa wusste stets, dass wir alles für ihn tun. papa wusste aber auch, dass er nicht uns zuliebe bleiben muss sondern gehen darf, wenn leben zu schwer wird. das ist wichtig und sollte gesagt werden. man möchte wissen, dass man kein chaos hinterlässt. ein "was sollen wir ohne dich tun" ist in dieser phase fehl am platz. es ist viel freudiger, wenn man von seinem weiteren leben erzählt mit dem geliebten menschen mitten im herzen.

mir hat die seite lebensgedanken.de sehr geholfen. sie ist toll.

ich wünsche dir eine sehr innige liebevolle zeit mit deiner ma und noch viele schöne momente, die dein weiteres leben sehr bereichern und mit wärme füllen werden.

alles gute und melde dich hier jederzeit.

sonja
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  #14  
Alt 13.11.2005, 22:06
Simönchen Simönchen ist offline
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Beiträge: 32
Standard AW: Was tun wenn es nichts mehr tun gibt?

Dankeschön ihr Lieben,
ich werde die verbleibende Zeit intensiv gestalten und versuchen alles sensibel wahrzunehmen. Es tut mir wirklich leid das dies nicht allen möglich ist.

Ich schicke Euch allen einen fetten Knuddler und glaube das nur wirklich die besonderen Menschen so schwere Aufgaben zu bewältigen bekommen.
Herzliche Grüße
Simönchen
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  #15  
Alt 14.11.2005, 15:04
Benutzerbild von Roland
Roland Roland ist offline
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Beiträge: 101
Standard AW: Was tun wenn es nichts mehr tun gibt?

Hallo Simone,

Ich möchte Dir danken, dass diese Problematik mit welcher ihr konfrontiert seid, so offen ansprichst.
Es ist absolut nicht selbstverständlich, dass solche Fragen wie: "wünsche ich ihr den Tod ?
Wünsche ich ihn für uns?" so offen diskutiert werden. Mir sind ähnliche Fragen durch den Kopf gegangen
aber ich habe sie (leider) sofort wieder verdrängt und mir gesagt, so was darf man doch nicht mal denken.

Und doch ist es meist dann, wenn es soweit ist, Tatsache, dass man irgendwie froh ist, dass der
geliebte Mensch diese unsäglichen Schmerzen nun nicht mehr ertragen muss. Was gibt es schlimmeres
als jemanden leiden zu sehen ohne helfen zu können ???

Ich finde es gut, dass ihr alle offenen Punkte besprechen konntet. Auch wenn es nun ein Warten auf das
Regenbogenland ist, zeigt es Doch, dass Du möglichst viel Zeit mit Deiner Mutter verbringst und
das spürt sie bestimmt und kann dann auch mit einem Gefühl der Geborgenheit und Wärme loslassen und
die schmerzende Hülle abstreifen.

Ich wünsche euch viel Kraft für den schweren Weg welchen ihr nun gehen müsst.

Liebe Grüsse

Roland

“Gib’ mir die Kraft, die Dinge zu ändern, die ich ändern kann; die Gelassenheit, die Dinge zu ertragen, die
ich nicht ändern kann - und die Weisheit, das eine vom anderen zu unterscheiden!”
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