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  #1  
Alt 15.11.2005, 23:33
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waldi52 waldi52 ist offline
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Standard nichts ist mehr wie es war

Seit 5 Tagen spielt das Wort Krebs eine Rolle in unserem Leben.
Mein Mann ist 59 Jahre alt, ich 52 Jahre.
Am letzten Donnerstag war unser 33. Hochzeitstag. Es sollte ein schöner Tag werden. Da mein Mann aber schon über ein Jahr Schmerzen an ständig wechselnden Stellen am Körper hat, wurde gerade an diesem Tag ein Knochenszintigram anberaumt. Er wurde vor 5 Jahren an der Wirbelsäule operiert, wegen Bandscheibenvorfällen. Also lag es nahe, dass die Schmerzen damit zu tun hatten, so wurde er auch die ganze Zeit behandelt.
Aber das Szinitgram zeigte Auffälligkeiten. Krebsverdacht. Dann an diesem Montag die Einweisung ins Krankenhaus zur weiteren Abklärung. Der Professor machte uns gestern sogar vorsichtige Hoffnungen. Das Szintigram sei nicht so aussagekräftig, er habe schon schlimmere gesehen. Wir verbrachten heute einen recht entspannten Nachmittag. Dann kam bei der Visite um 17.30 plötzlich und brutal die Ernüchterung.
Mein Mann hat Lungenkrebs mit Metastasen an den Knochen und möglicherweise an anderen Organen. Morgen früh wird noch eine Biopsie gemacht, um den Tumor bestimmen zu können. Bis Freitag wird es dauern, bis ein Ergebnis vorliegt und über die weitere Behandlung entschieden wird.
Wir sind beide tief getroffen. Lange sind wir in der Kälte um das Krankenhaus herumgelaufen. Haben versucht zu begreifen. Ich bin mittlerweile wieder zu Hause, obwohl es mir unendlich schwer gefallen ist, meinen Mann so verzweifelt alleine zu lassen. Morgen bin ich wieder bei ihm.
Ich kann es nicht beschreiben, wie es mir, besser gesagt uns geht.
Ein Stolpern im Nebel würde es am ehesten treffen. Ich habe Angst. Bevor ich mich hier angemeldet habe, habe ich das Internet rauf und runter gesucht. Mit Metastasen in den Knochen ist ganz schlecht. So viel habe ich begriffen. Aber was kommt jetzt?
Jetzt habe ich diese Seite gefunden und es scheint, als ob hier ehrlich und einfühlsam miteinander umgegangen wird.
Ich möchte meinem Mann die Stärke geben, damit er mit diesem Horror fertig wird. Aber dazu brauche ich Wissen, Erfahrungen, jemand der mich versteht und mir Mut macht.
Ich danke euch jetzt schon. Im Moment kann ich nicht mal weinen, ich könnte schreien und um mich schlagen. Und dabei habe ich das alles "gelernt".
Habe eine Ausbildung als Hospizhelfer und habe schon einige Sterbebegleitungen gemacht. Ich habe bis zum letzten Jahr in der Krisenintervention gearbeitet und Menschen bei Todesfällen begleitet.
Und jetzt bin ich nur noch hilflos und ratlos und unendlich traurig.

Liebe Grüße von waldi52
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  #2  
Alt 16.11.2005, 10:22
Marion B. Marion B. ist offline
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Standard AW: nichts ist mehr wie es war

liebe waldi,

als erste fühle dich mal ganz feste gedrückt und du bist nicht alleine mit deinen sorgen.

bei mir ist es meine mama, die lungenkrebs hat. ich weiß noch als wir am 09.08. dieses jahr die diagnose bekamen, wie es uns allen damit ging. ja es ist von jetzt auf nachher alles anders und wird nie mehr so sein, wie es war.

aber man lernt damit zu leben, man schöpft hoffnungen beim kleinesten threapie erfolg...........eins ist wichtig, niemals aufgeben und sich dem kampf stellen. jetzt solltet ihr ersteinmal die gewebeprobe abwarten, damit man genau weiß welche art von tumor es ist. dann werden die ärzte mit euch den therapieplan besprechen.

meine mama z.b. hat den kleinzelligen lungentumor, sie ist gerade im krankenhaus und bekommt den 4 zyklus chemo, sie hat die chemo sehr gut vertragen, hat nichts an lebensqualität groß verloren in der zeit. es ist ihre letzte chemo und dann kommen ca. 30 bestrahlungen und dann denken die ärzte, dass ersteinmal der tumor weg sein wird.

ob ein rezidiv (rückfall) kommen kann, das weiß man nicht, darüber machen wir uns erste gedanken, wenn es so sein sollte. ganz wichtig ist die psyche, dass dein mann kämpfen will, dass er den kampf gewinnen will und nicht den kopf in den sand steckt.

ich wünsche euch viel kraft und stärke

alles liebe

Marion
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  #3  
Alt 16.11.2005, 13:08
Benutzerbild von Jutta F.
Jutta F. Jutta F. ist offline
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Daumen hoch AW: nichts ist mehr wie es war

Hallo liebe Waldi52,

Sei willkommen bei uns, hier wirst Du ganz bestimmt Menschen finden die Dir Trost und Ratschläge geben können.
Aus eigener Erfahrung weiß auch ich, wie es ist, wenn man zum ersten mal die Diagnose Lungenkrebs hört. Man hat das Gefühl, alles bricht zusammen und kann eigentlich keinen klaren Gedanken mehr fassen. Mit Deinem Vergleich: Stolpern im Nebel... hast Du es sehr treffend beschrieben !!!
Mein Mann ( 58 J. ) bekam die Diagnose Anfang Juni 05 und wir sind wirklich " gestolpert " !!! Auch ich habe nächtelang im Internet nach Info`s gesucht und war anschließend total verwirrt, aber hier wurde mir geholfen und ich bin sehr dankbar dafür!

Marion hat Dir ja schon geschrieben und Dir auch geraten, erstmal alle Untersuchungsergebnisse abzuwarten. Das ist wirklich wichtig, Ihr bekommt ein sogenanntes Staging, eine Art Klassifizierung die Auskunft gibt über die Größe des Tumors, ob Metastasen usw. Erst nach Abschluss aller Untersuchungen wird eine Therapie besprochen und die ist ganz speziell auf die Erkrankung Deines Mannes abgestimmt.
Mein Mann hatte 3 Chemozyklen, jeweils 1 Woche Krankenhaus, abwechselnd ein Chemotag und ein Ruhetag. Nach den ersten Zyklen hatte er jeweils zwei Wochen Pause. Anschließend wurde er noch 41 x bestrahlt und es sah bis gestern auch noch sehr gut aus. Aber Montag und Dienstag wurde ein Downstaging gemacht und man teilte uns mit, daß der Tumor wieder gewachsen sei.
Heute morgen wieder Krankenhaus, eine zweite Biopsie mit Gewebeentnahme um abzuklären, wie man es vermeiden kann bei einer OP den ganzen linken Lungenflügel zu entfernen. Der Doc hatte uns nämlich gestern gesagt, daß mein Mann nur mit dem rechten Lungenflügel nicht überleben würde. Nun warten auch wir voller Sorge auf das Ergebnis !

Wir geben die Hoffnung nicht auf und kämpfen !! Ich denke, daß ist das Wichtigste, nie den Mut zu verlieren und kämpfen. Ist momentan sicher nicht einfach für Euch, aber glaube mir, es wird besser werden. Nach einer Zeit der " Verarbeitung " kommt dann die Zeit des " Widerstandes " und man WILL kämpfen, kämpfen gegen diese Sch... Krankheit !!!
Hier zu schreiben hat mir persönlich sehr geholfen, denn hier findet man Menschen mit den gleichen Problemen und sie hören auch zu und Du bekommst viele Antworten auf Deine Fragen.

Liebe Waldi, fühl Dich von mir mal ganz lieb umarmt und gedrückt,
ich wünsche Euch alles Gute und Stärkr für die kommenden Tage.
Ganz liebe Grüße sendet Euch
Jutta F.
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  #4  
Alt 16.11.2005, 18:50
Benutzerbild von lea2000
lea2000 lea2000 ist offline
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Standard AW: nichts ist mehr wie es war

Liebe Waldi

Herzlich Willkommen und einmal drücken
Bei mir ist es meine Mama(52) die im April diesen Jahres die Diagnose kleinzelliges Bronchial CA bekam.
Auch wir dachten die Welt geht unter.
Nach 40 Bestrahlungen am Kopf und 5Zyklen Chemo stellten die Ärzte fest,das drei neue kleine Rundherde in der Lunge sind.
Dann neue Chemo nach der vierten Abbruch der Behandlung wegen Fast Gehirnschlag.
Dann der Schock unheilbar können nichts mehr machen
Ich kann nur sagen,solang man hofft und kämpft,geht immer noch einiges.
Wartet jetzt erstmal die Untersuchungen ab und versucht neue Kraft zu sammeln.
Hier bist du gut aufgehoben und es wird sich um dich gekümmert.
Halte durch und sprech wenn du magst über Ängste,Sorgen,usw.
Es wird dir hier immer jemand zuhören.
Liebe Grüsse Bianca
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  #5  
Alt 16.11.2005, 21:02
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waldi52 waldi52 ist offline
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Standard AW: nichts ist mehr wie es war

Ihr Lieben,

wenn ich nach einem langen Tag vom Krankenhaus nach Hause komme, bin ich zuerst mal fertig mit der Welt. Aber mein erster Weg führt mich vor den PC und jetzt hier ins Forum. Ich höre euch zu. Und das tut so gut. In diesem Moment fühle ich mich nicht so alleine.
Denn den ganzen Tag war ich stark, konnte meinen Mann über schwere Stunden begleiten. Ich lache mit ihm, wir weinen gemeinsam, wenn es sein muss abwechselnd im Minutentakt, und genießen dieses überwältigende Gefühl der Verbundenheit. Es ist ein Gefühl, das zugleich wärmt und einem fast das Herz zerreißt. Es ist nicht zu beschreiben. Auf jeden Fall nutzen wir jede Minute.

Wenn ich dann also nach Hause komme, dann spüre ich nur noch den Verlust, weil ich ihn allein dort zurücklassen musste. Und da suche ich dann euch. Schon das Gefühl, die Beiträge alle mitzulesen, dabeizusein, hilft mir, wieder anzukommen und umzuschalten.

Alles, was ich jetzt tun muss, habe ich jahrelang gelernt. In der Hospizausbidlung, in der Krisenintervention (wo ich Todesnachrichten überbringen musste), in einigen Sterbebegleitungen. Ich habe, wie man so schön sagt, das nötige Know how.
Und wenn es einem dann selber betrifft, ist auf einmal alles anders.
Ich erinnere mich an die Worte, die ich anderen schon gesagt habe. Ich kenne die Phasen von Verdrängen, Akzeptieren und Verarbeiten, die eine solche Lebenskrise begleiten.
Aber jetzt muss ich nicht WISSEN, sonder alles selber FÜHLEN.
Und das ist eine ganz andere Welt, aber so schmerzhaft diese Gefühle sind, sie sind auch sehr, sehr wertvoll.

Ich danke euch. Liebe Grüße von waldi.
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  #6  
Alt 18.11.2005, 10:42
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Jutta F. Jutta F. ist offline
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Daumen hoch AW: nichts ist mehr wie es war

Liebe Waldi,

Wie geht es Euch ? Habt Ihr schon erste Ergebnisse der Biopsie ???
ich schicke Euch meinen ganz persönlichen Schutzengel, er soll auf Euch aufpassen und dafür sorgen, daß Ihr noch viele schöne Jahre zusammen erleben dürft, ich wünsche es Euch von Herzen.
Auch ich habe eine Fortbildung in einem Hospiz gemacht, es war erschreckend ..... es war im weitesten Sinne schön.....mir hat es unendlich viel gebracht !!! Trotzdem ist man machtlos, wenn das Schicksal einen persönlich trifft, ich kann Dich sehr gut verstehen ! Aber Du solltest doch nicht von dem " Schlimmsten " ausgehen, der Satz: Die Hoffnung stirbt zuletzt... ist hier schon oft gebraucht worden und trotzdem ist er ein guter Leitgedanke !!!
Bei uns haben sich auch die Ereignisse überschlagen, zuerst keine Hoffnung auf OP wegen zu schlechtem Allgemeinzustand und jetzt liegt mein Mann schon seit gestern im KH und man macht eine Atemtherapie mit ihm. Mitte nächster Woche soll er operiert werden.
Stress pur !!! Man weiß nicht was man denken soll. Freude, weil man nun doch operiert oder Angst vor der schwierigen OP. Aber ich will Dich jetzt nicht auch noch mit meinen Sorgen belasten, sonder ich möchte Euch alles, alles Gute wünschen und würde mich freuen, wenn Du Dich hier bald wieder meldest.

Ich denke an Dich und schicke Dir viele liebe Grüße
Jutta
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  #7  
Alt 24.11.2005, 07:27
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waldi52 waldi52 ist offline
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Standard AW: nichts ist mehr wie es war

Hallo ihr Lieben,

so langsam bekommt unser Leben wieder etwas Struktur.
Bei meinem Mann wurde zweifelsfrei festgestellt, dass es sich um ein kleinzelliges Bronchial-Karzinom handelt.
Er bekommt heute seine 3. Chemo-Behandlung. Bis jetzt verträgt er sie sehr gut. Am Abend darf er dann mit nach Hause und hat bis zur nächsten Behandlung gut 14 Tage Pause. Operiert wird am Anfang nicht. Aber es wurde uns in Aussicht gestellt, dass durch die Chemo (6 Staffeln bis ca. März/April 2006) ein deutliches Plus an Lebensqualität erreicht werden könne.
Noch sind viele Fragen offen, aber wir beginnen uns mit diesem Leben so langsam einzurichten. Kämpfen werden wir auf jeden Fall. Im Hintergrud bleibt die akute Bedrohung durch diesen Kleinzeller. Was ich bisher gelesen habe, macht nicht gerade euphorisch. Wir wissen aber, dass es nichts nützt, jetzt bereits aufzugeben, denn wir wollen alles nützen, was uns an Zeit geschenkt wird.
Wir freuen uns auf die gemeinsame Zeit zu Hause und werden auch die Therapie gemeinsam durchstehen.
Mein Mann nimmt an einer Studie teil, wobei zwei Behandlungsstämme miteinander verglichen werden. Er wird mit Cisplatin behandelt.
Ich habe noch ein Problem, mich hier im Forum zu bewegen. Oft sitze ich viele Nachtstunden vor dem PC und lese endlos diese ganzen Berichte durch. Aber vieles verunsichert mich dann, macht mich noch konfuser als vorher.
Und trotzdem bin ich froh, dass es dieses Forum gibt, ich denke mal, diese Schocknachricht vom 10.11.05 habe ich sowieso noch nicht ganz verkraftet, so dass Konfusion normal ist. Dieses neue Leben ist noch zu frisch, um für mich, für uns, tragfähigen Boden bereit zu halten.
Wir kämpfen jeden Tag mehr um ein Stück Sicherheit, wenn es sowas jemals geben sollte.
Danke für's Zuhören.

Bis bald und liebe Grüße von Marianne
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