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  #1  
Alt 29.08.2012, 22:58
Vany Vany ist offline
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Registriert seit: 13.05.2012
Ort: NRW
Beiträge: 27
Standard Mein Papa...

Hallo zusammen,

ich bin seit Mai hier angemeldet, war aber einfach noch nicht bereit zu schreiben. Irgendwie ging einfach alles von April an zu schnell zu extrem bergab. Leider ist mein Vater 59 J. seit dem 23. April CUP Patient. Ihm wurde ein großer Teil des Dünndarms und Dickdarms weggenommen. Seit dem Stoma. Man findet keine Tumormarker, aber er hat den ganzen Bauchraum voll mit Metastasen. Wie eine Perlenkette, klein an klein nebeneinander. Er hat bis heute von knapp 100 kg fast 45 kg verloren. Er baut stätig weiter ab. Hat jetzt seine fünfte Chemo hinter sich und es geht ihm nicht gut. Er wird nur noch künstlich ernährt und kann seit Wochen gar nichts mehr essen. Er hat ständig starken Schluckauf und Atemprobleme. Viel Schleim im Hals und Rachenbereich und ihm geht es einfach nur elendig.

Man hat ihm vor ein paar Wochen beim Portnadelwechsel in die Lunge gestochen, da hat sich dann ein Riss geblidet. Vor vier Wochen hat sich der Port entzündet, es wurde dann ein Neuer gesetzt, man konnte den Anderen nicht mehr retten. Sonst findet man keine anderen Metas im Körper und leider auch den Krebsherd nicht.

Eine Patientenverfügung habe ich auf seinen Wunsch im April mit ihm gemacht. Ich muss dazu sagen, ich lebe 300 km weit weg in der Nähe von Köln. Das ganze macht es nicht leichter.

Es ist hart mit anzusehen, wie der Verfall von statten geht und vor allem wie schnell

Er hat sich dann auch noch im Juni von meiner Mutter nach 37 Ehejahren getrennt und ist zu meiner Oma von Oldenburg nach Hannover gezogen. Er wird seit dem in der MH behandelt, was sicherlich wesentlich besser ist, aber die Trennung war schon eine zusätzliche Belastung, meine Mutter ist am Ende, unsere ganze Familie ist auseinander gebrochen. Es ist zum schreien!!

Ich könnte hier noch viel schreiben, aber denke zum Einstieg reicht es vielleicht erst mal. Ich hoffe einfach auf ein wenig Austausch in der schweren Zeit. Irgendwie steht alles kopf und nichts ist mehr wie es mal war.

LG
Vany
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  #2  
Alt 30.08.2012, 07:17
MamaVonZweien MamaVonZweien ist offline
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Beiträge: 70
Standard AW: Mein Papa...

Guten Morgen Vany,

ich finde es immerwieder sehr ergreifend so etwas zu lesen. Als mein Vater erkrankte wohnte ich auch 300km weit weg. Das empfand ich als extrem belastend für mich. Dann ging das Leben seiner WEge und ich hatte die Möglichkeit wieder zu meinen Eltern zu ziehen - 5 Minuten Fußweg entfernt.

Ich bin froh über den Schritt, MIR hats sehr geholfen. Ich maße mir aber nicht an irgendwem irgendwas zu raten bezüglich Umzug etc...

War denn die Ehe Deiner Eltern so schlecht? Oder hat er für sich eine Grenze gezogen weil er weiß dass er wohl ziemlich schlechte Aussichten hat? Ich denke wenn Dein Papa die Trennung wollte ist es auch okay. Wir können in den Kopf der Erkrankten (leider) nicht rein schauen. Viele machen Dinge die wir uns nicht erklären können, nicht nachvollziehen können. Aber sie haben einen "Plan" dabei. Viele machen ihre Krankheit mit sich selbst aus, verschließen sich.

Ich denke das einzige was man dann aktiv tun kann: Reden. Sagen was man empfindet. Die Erkrankten wissen lassen dass sie sich nicht scheuen sollen um Hilfe zu fragen, um Begelitung zu fragen. Sie wollen uns nicht zur Last fallen - sehen aber oft nicht, dass sie das nicht tun!

Es ist wichtig dass Dein Papa weiß dass ihr da seid, bereit seit zu helfen und alles tun wollt damit es ihm erträglicher wird. Ob er dieses Angebot letztlich annimmt ist seine Entscheidung.

Auch wenn Du das Gefühl hast die Familie sei auseinander gebrochen: er ist dein Vater, sie deine Mutter, sie waren lange ein paar und sollten nun auch bemüht sein den letzten Weg als "gefährten zu gehen" - als gute Freunde.

Lasst nicht zu dass die umstände nun eure familie komplett auseinander reißen. auch wenns schwer ist.

ich wünsch dir alles liebe
michaela
__________________
Herr, gib mir die Gelassenheit, Dinge hinzunehmen, die ich nicht ändern kann,
den Mut, Dinge zu ändern, die ich ändern kann,
und die Weisheit, das eine vom anderen zu unterscheiden.


Semper Fi, Papa. *13.10.1952 - +25.04.2012
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  #3  
Alt 30.08.2012, 12:17
Vany Vany ist offline
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Registriert seit: 13.05.2012
Ort: NRW
Beiträge: 27
Standard AW: Mein Papa...

Hallo Michaela,

ja, die Entfernung ist nicht schön, du kennst das dann ja selber. Es ist nicht leicht, ich habe auch überlegt ob ich zurück gehe, aber ich weiß das mein Vater es nicht will. Ich lebe seit 10 Jahren hier und er würde sich damit nicht wohl fühlen wenn ich hier alles abbreche und zurück komme. Darüber wäre er unglücklich. Aber ich bin immer wieder mal am überlegen ob ich es tue oder nicht. Er ist für mich der wichtigste Mensch in meinem Leben. Für ihn würde ich alles stehen und liegen lassen.

Mein Papa hat schon seit ein paar Jahren überlegt ob er sich trennt oder nicht. aber er hat es wohl immer aus Rücksichtnahme meiner Mutter gegenüber nicht getan. Die Ehe lief seit ein paar Jahren nicht mehr so gut, aber er ist immer geblieben. Meine Mutter hatte damit nicht gerechnet, für sie kam es sehr unvorbereitet und sie ist bis heute sehr verletzt und traurig darüber. Warum er es wirklich gemacht hat, kann keiner sagen, es ist schon richtig das man nicht weiß was in einem Kopf von einem Sterbenskranken wirklich vor geht. Er hat sich dann anfang Juni zu meiner Oma nach Hannover zurück gezogen, erst war es nur für einen Termin in der Klinik und dann kam er nie wieder zurück. Das er sich getrennt hat ist ok, aber nicht wie er es gemacht hat. Es ist nicht schön von einem Pflegedienst zu erfahren, dass der Ehemann nicht mehr zurück kommt. Es ist was unglücklich gelaufen, da die gleich bei meiner Mutter angerufen hatten um zu fragen warum er nicht zurück kommt und sie wusste davon noch gar nichts.

Sie hat sich in der Zeit bis er gegangen ist wirklich für ihn aufgeopfert und war die ganzen sechs Wochen nur im Krankenhaus, aber er war der Meinung ihre Augen sind kalt und leer und es wäre keine Liebe da.

Es ist schwer die Familie zusammen zu halten, ich versuche es immer wieder, aber es kommt immer wieder neuer Streit oder Kontaktabbruch zwischen meiner Mutter, Schwester und meine Mutter zu meinem Vater. Es vielen auch die Worte, ich lasse ihn anonym beerdigen, ihr tut mir alle nur weh und damit tue ich euch weh, er soll einfach nur sterben dann ist endlich ruhe usw. Ich habe es aufgegeben immer wieder die Familie zusammen zu halten, daran gehe ich kaputt und es ist nicht meine Aufgabe sondern seine. Zumindest das wir als Familie irgendwo noch bestehen und er mit meiner Mutter als "Freunde" diesen Weg geht. Sie möchte auch nicht nach Hannover zu ihm fahren, weil sie meint, dass meine Oma ihr ihren Mann weg nimmt und die denken natürlich, weil sie nicht kommt, das es ihr egal ist. Aber sie leidet sehr darunter, weint viel, dann wird sie wieder wütend und dreht emotional durch.
Sie ist jetzt erst mal für zwei Wochen zu ihrer Mutter in den Harz gefahren, habe sie aber so weit gekriegt, dass sie am Samstag auf dem Heimweg bei ihm vorbei fährt. Ich werde dann vorher noch mit meinem Vater sprechen, das die alten Dinge und das was vorher war einfach fallen gelassen werden und sie im heute und jetzt ansetzen, sodass wir als "Familie" noch eine Chance haben das durchzustehen und auch das was danach kommt.

Mir fällt es sehr schwer mit ihm klartext zu reden, immer wenn ich es mir vorgenommen hatte, stand ich da wie ein kleines Mädchen und kriegte nicht das raus was ich sagen wollte. Er blockt auch oft ab oder sagt, jetzt bitte nicht dieses oder jenes Thema. Was soll man dann machen?

Mir selber geht das Ganze sehr an die Substanz, die Familienprobleme, mein Vater mit seiner Krankheit die so schnell voranschreitet, das ich einfach nur Angst habe, oft einfach anfange zu weinen und am liebsten mich verkriechen möchte. Ich weiß nicht wie man das durchstehen soll.

Liebe Grüße
Vany
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  #4  
Alt 18.09.2012, 19:55
Vany Vany ist offline
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Standard AW: Mein Papa...

Ich schreibe jetzt einfach mal, auch wenn sich keiner meldet, ich muss ja irgendwo damit hin. Mein Vater liegt seit Anfang Sept. wieder im Krankenhaus, Chemo soll er keine mehr kriegen, weil er die 6. sonst nicht überlebt hätte. Er kam auf die Palliativstation und soll sich Gedanken machen ob er in ein Hospiz geht. Meine Oma kann ihn mit 83 nicht mehr versorgen und ist völlig am Ende, zu meiner Mutter will er nicht zurück gehen.

Hinzu kommt das die CT Ergebnisse nichts Neues gezeigt haben. Die MEtastasen sind immer noch alle da, nichts ist größer oder kleiner geworden. Also hat die Chemo nicht wirklich was gebracht. Heute musste er nur den ganzen Tag brechen und er hat immer wieder Schmerzdurchbrüche, evtl. auch weil er immer erst nichts sagt, wenn er wieder Schmerzen bekommt. Er versucht halt immer noch stark zu bleiben. Vermutlich geht es hier nur noch um Wochen

Ich weiß einfach nicht weiter, ich bin 300 km entfernt und kann nicht so wie ich möchte. ich habe nicht das Geld ständig hoch zu fahren.

Ich weiß nicht wie ich es ertragen soll. Es tut weh. Es macht Angst und es lähmt einen irgendwie!

LG Vany
__________________
Mein Papa - Diagnose CUP 23.04.2012 mit Metas im Bauchraum - Stoma 04/2012 - Chemo erfolglos/Abbruch der Behandlung 09/2012 - Hospiz 1.10.2012 - friedlich eingeschlafen am 14.10.2012 - 10.02.1953 - 14.10.2012
Es gibt keine Steigerung von Leid, als andere damit verbunden zu sehen
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  #5  
Alt 19.09.2012, 19:34
Vany Vany ist offline
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Standard AW: Mein Papa...

Vielen lieben Dank Svenja, ja genau das ist es. Weit weg und die Sorge wirst du rechzeitig da sein oder es erkennen, wenn es soweit ist. Ich werde ihn auf jeden Fall in der Kur besuchen fahren, sind zwar 370 km für mich, aber es ist mir einfach wichtig.

Ja, hilflos fühlt man sich. Es gibt Tage da nehme ich es an und weiß, ich muss damit lernen umzugehen und mich schon mal damit abfinden, dass er bald nicht mehr da ist und dann gibt es Tage da breche ich einfach nur zusammen und heule. Weil ich das Gefühl habe, ich ertrage es nicht.

Auch das die Chemo und das sich druchquälen nichts gebracht hat, es tut mir so leid für ihn und einem selber nimmt es das letzte bischen Hoffnung,weil es nicht geholfen hat und es jetzt keine Chemo mehr für ihn geben wird, weil er sich nicht mehr schafft.

Ich versuche mein normales Leben weiter zu leben und es so anzunehmen wie es ist. Aber das Herz schmerzt sehr, weil die Angs so groß ist.

LG
Vany
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  #6  
Alt 12.10.2012, 23:03
Vany Vany ist offline
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Beiträge: 27
Standard AW: Mein Papa...

Der Arzt rief mich gestern an, meinem Papa geht es so schlecht, der Arzt sprach nur noch von Tagen. Ich soll mich besser auf den Weg machen um noch bei ihm zu sein. Er hat einen Darmverschluss durch die Metastasen und muss sich viel übergeben. Ich weiß kaum weiter, ich will nicht das er geht. es tut jetzt schon so weh!! Ich will auch nicht das er so leidet. Dieser scheiss Krebs!!!
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Mein Papa - Diagnose CUP 23.04.2012 mit Metas im Bauchraum - Stoma 04/2012 - Chemo erfolglos/Abbruch der Behandlung 09/2012 - Hospiz 1.10.2012 - friedlich eingeschlafen am 14.10.2012 - 10.02.1953 - 14.10.2012
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