Krebs-Kompass-Forum seit 1997  


Zurück   Krebs-Kompass-Forum seit 1997 > Spezielle Nutzergruppen > Forum für Angehörige

Antwort
 
Themen-Optionen Ansicht
  #1  
Alt 13.10.2012, 20:29
Helferlein2012 Helferlein2012 ist offline
Neuer Benutzer
 
Registriert seit: 13.10.2012
Beiträge: 6
Standard Sterbebegleitung

Hallo zusammen,

meine Frau 58, ist vor einem halben Jahr an Brustkrebs mit Knochenmetastasen erkrankt. Vor kurzem nun die Diagnose Meningeosis neoplastica, also Metastasen an den Hirnhäuten und das Ganze auch noch diffus. Ab nächster Woche erhält sie tägl. Ganzkopfbestrahlung mit 30 Gy. Außerdem ist eine Chemo mit Xeloda geplant. Daß diese Maßnahmen nur einen gewissen Zeitgewinn erbringen ist uns klar.
Ich möchte meine liebe Frau bis zuletzt begleiten, bin aber mehr als hilflos. Habe damit keinerlei Erfahrung. Wie geht ihr mit dem Thema um?

Viele Grüße

Helferlein2012
Mit Zitat antworten
  #2  
Alt 14.10.2012, 09:31
Mel_1 Mel_1 ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 16.10.2007
Beiträge: 611
Standard AW: Sterbebegleitung

Hallo Helferlein,

wende Dich mal an den Sozialdienst der behandelnden Klinik, die werden mit Dir besprechen, wie es für Euch möglich ist, Deine Frau daheim zu begleiten.
Es gibt supergute Palliativteams, die heim kommen und Dich unterstützen.
Wichtig für Dch ist, dass Ihr das mit der Pflegestufe ans Laufen bringt, dann ist zumindest das schon auf den Weg.
Viel Kraft wünsch ich Dir
Mit Zitat antworten
  #3  
Alt 14.10.2012, 15:21
Schmidti Schmidti ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 01.10.2012
Ort: Bielefeld
Beiträge: 17
Standard AW: Sterbebegleitung

Hallo Helferlein,

Es tut mir leid, daß ihr jetzt in dieser Situation seit. Auch ich habe meine Mutter bis zum 06.09.12 durch alle Hochs und Tiefs begleitet und kann Dir deshalb nur raten dir so früh wie möglich jede Hilfe zu holen die möglich ist!
Denn je mehr Zeit vergeht, je weniger Energie hat man als Begleiter selbst sich um alles zu kümmern. Bei mir war es nachher ein 24-Std/7 Tage-Woche-Job.

Und man möchte den Kranken nicht unbedingt spüren lassen, wie schlecht es einem selbst vielleicht geht. Er soll sich ja nicht auch noch Sorgen machen.

Und geniesst die Zeit so lange es nur irgendwie möglich ist. Denn so komisch das jetzt vielleicht klingt, man ist hinterher froh daß man alles getan hat, was man tun konnte und das man da war.

Ich wünsche Euch Alles Gute und viel Kraft für die kommende Zeit!
Liebe Grüße
Mit Zitat antworten
  #4  
Alt 14.10.2012, 19:49
Geske Geske ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 18.10.2007
Beiträge: 87
Standard AW: Sterbebegleitung

Hallo Helferlein,
was Du jetzt vor Dir hast, habe ich bereits hinter mir. Mein Mann verstarb 2008.
Als begleitender Angehöriger wird man in dieser Situation auch irgendwie getrieben und dann läuft man seinen Weg, in dem akuten Augenblick denkt man darüber auch nicht viel nach. Im Nachhinein hätte ich mir von mir selbst gewünscht, ich wäre nicht so verkrampft gewesen – man sollte sich bewusst machen, dass man die Situation nicht verändern kann, dem Erkrankten, der sterben muss, hilft eine liebevolle Begleitperson mehr, als eine ängstliche, das sagt sich so leicht, ist aber kaum zu bewerkstelligen.

Manche Angehörigen haben eine gute professionelle Begleitung, mache nicht – ich habe den Weg nur mit der distanzierten Begleitung durch den Hausarzt zurückgelegt.
Mein Mann wollte zuhause sterben und das ist auch so passiert, immer geht das allerdings nicht.
Ich habe hier im Forum ein Thema angelegt Zuhause verstorben, dort haben auch andere Betroffene geschrieben. Du findest den Thread über das Thema oder über mein Profil. Verlinken werde ich den Thread hier nicht, da das dort Geschriebene für jemanden, der den Weg noch vor sich hat, ziemlich hart erscheinen mag.
Mir haben damals allerdings auch die schonungslosen Beschreibungen von begleitenden Töchtern, hier im Forum geholfen.
Entscheide selbst, ob Du das lesen möchtest oder nicht.
Ich wünsche dir jetzt nicht viel Kraft, da ich sicher bin, dass Du sie automatisch hast. Jeder, der seinen Angehörigen beim Sterben begleiten muss, hat meines Erachtens diese Kraft auch dann, wenn er sie unbedingt braucht.
Alles Gute und gern können wir in Kontakt bleiben

Geske
Mit Zitat antworten
  #5  
Alt 14.10.2012, 21:02
Benutzerbild von sunny47
sunny47 sunny47 ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 01.02.2010
Ort: Thüringen
Beiträge: 143
Standard AW: Sterbebegleitung

Hallo Helferlein,
ich habe diesen Weg auch schon hinter mir.
Mein Mann lag auf der Palliativstation und kam nach hause. Es hat nur noch 4 Tage gedauert, dann ist er in meinen Armen eingeschlafen!
Es ist kein einfacher Weg und du solltest dir eventuell auch Hilfe holen, bei Familienangehörigen oder gibt es einen Palliativdienst, der euch betreuen könnte? Ich bin in diesen 4 Tagen keinen Augenblick von seiner Seite gewichen, weil ich die Angst gespürt habe, die mein Mann hatte.
Zum Glück hat mich mein Sohn unterstützt und auch eine Krankenschwester vom Gesundheitsdienst, die uns schon 1 Jahr lang betreut hat.
Wenn es dir hilft , schreibe in diesem tread weiter. Es gibt sicher einige voin dir, die dir etwas helfen können. Indem wir einfach antworten.
Es ist auf jeden fall ein großer Liebesbeweis, den du deiner Frau machst und ich wünsche dir viel Kraft dabei!
lg sunny
Mit Zitat antworten
  #6  
Alt 15.10.2012, 10:22
Odelbie Odelbie ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 06.04.2012
Ort: Deutschland
Beiträge: 124
Standard AW: Sterbebegleitung

Hallo Helferlein,


Toll das du dich hier an die Menschen wendest, die all diese Wege schon gegangen sind oder mitten drin stecken.
Auch ich habe meinen Mann betreut, vom Tag der Diagnose bis m letzten Atemzug.
Auf was ich mich eingelassen habe, wußte ich nicht. Ich funktionierte. Immer. Das Leben ging an uns vorrüber. Es gab kein Kino, essen gehen, mit dem Nachbarn plaudern, lachen, Freunde einladen, Geburtstagsfeiern. Nichts von all den Dingen, die Normal waren.
Das Leben ging andere Wege. 35 Bestrahlungen, die Fahrt nach Erlangen 98 km eine Strecke. Wartezeiten, Arztgespräche, Kontrollen u.s.w. Es gab keinen Termin , wo ich fehlte. Selbst in der Woche, wo es noch die Chemo gab und mein Mann stationär bleiben mußte war ich da.
Der schlimmste Tag war der 20.06.2012 , an diesem Tag sagten uns die Ärzte, es macht keinen Sinn, gehen Sie nach Hause. Es traf wie eine Bombe. Alles für die Katze. Der gesamte Kampf. Und genau vor einer solchen Aussage, hatte ich Angst, das mein Mann in der Situation alleine war.
Heute würde ich es wieder so machen. Aber wenn wir nach der Behandlung wieder zu Hause waren und Jürgen in seinem Pflegebett lag, dann hatte ich meine allerbeste Freundin da, die auf meinen Mann aufpasste, damit ich Luft zum Atmen erkämpft und neue Kraft tanken konnte und um mich ein wenig um Lisa zu kümmern.
Es gibt auch Ehrenamtliche Betreuungen, die dich unterstützen, damit du einkaufen gehen kannst und ein wenig Zeit für dich hast. Wenn du in der Strahlenklinik bist, liegen Zettel aus. Oder du wendest dich an den psychoonkologischen Dienst in der Klinik. Das tat unserer Tochter und mir sehr gut. Reden über seine Sorgen und Ängste. Das war wichtig.
Das gab uns Kraft und lies uns weitermachen.

Ich wünsche dir ganz viel Kraft auf dem reinigen Weg, schicke dir ein Kraftpaket und wünsche dir und deiner Frau alles,alles Gute.


Liebe Grüße von
Grit mit Tochter Lisa an der Hand und unseren Kämpfer fest im Herzen
Mit Zitat antworten
  #7  
Alt 18.10.2012, 10:40
Sadgirl1983 Sadgirl1983 ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 15.10.2012
Ort: Dresden
Beiträge: 89
Standard AW: Sterbebegleitung

Hallo zusammen,

Ich wollte nur auch mal los werden, dass ich euch alle dafür bewundere wie ich durchsteht bzw durchgestanden habt.
Auch mir steht das noch bevor, meinem Mann (30) wurde gestern gestern das man nichts mehr für ihn tun kann und er in den nächsten Wochen sterben muss.
Seit gestern 10.30 steht meine Welt still und alles rast und rauscht an mir vorbei. Kann mir jemand ( der das schon durchhat) sagen wie man trotzdem weiter funktionieren kann?!?

Ich bin so verzweifelt.

lG

LG,
Susa
Mit Zitat antworten
  #8  
Alt 18.10.2012, 20:32
Helferlein2012 Helferlein2012 ist offline
Neuer Benutzer
 
Registriert seit: 13.10.2012
Beiträge: 6
Standard AW: Sterbebegleitung

Hallo zusammen,

ich bedanke mich für eure Anteilnahme, eure Ratschläge. Daß mit den "Ehrenamtlichen" vom Hospitz habe ich mir auch schon überlegt. Die dann da sind, wenn ich Einkäufe oder sonstige Erledigungen mache.
So schlimm die Situation für mich derzeit ist, bin ich doch dankbar, daß ich mich auf den Tag X vorbereiten kann, mich gemeinsam mit meiner Frau damit auseinander setzen kann. Viele Menschen haben diese Möglichkeit nicht. Man denke nur an einen schweren Unfall mit Todesfolge.
Ich bin also trotzdem noch dankbar für diese "Restzeit". Man wird ja so bescheiden.
Wünsche allen hier das erdenklich beste.

Helferlein2012
Mit Zitat antworten
  #9  
Alt 18.10.2012, 22:39
Schmidti Schmidti ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 01.10.2012
Ort: Bielefeld
Beiträge: 17
Standard AW: Sterbebegleitung

Hallo Sadgirl,

Man kann nicht sagen wie, aber man funktioniert einfach irgendwie.
Hätte ich vorher gewußt, was ich während der Krankheit und dem Sterben meiner Mutter alles erlebe, ich wäre glaube ich ganz weit weg gelaufen. Hätte auch nie gedacht, daß ich das schaffe.
Aber dann geht es Schritt für Schritt immer weiter und man geht mit, weil man nur möchte das es dem Menschen den man liebt möglichst gut geht.
Auch wenn man selbst zwischendurch verzweifelt. Man zeigt es nicht.
Euch kann ich nur raten so offen wie möglich mit einander zu sein. Das macht es bestimmt für beide einfacher.
Und Du, versuch zumindest zwischendurch auch mal an Dich zu denken! Du hast jedes Recht dazu!
Die große Müdigkeit und Erschöpfung kann dann hinterher kommen.
Aber Du schaffst das!

Liebe Grüße und ein großes Kraftpaket für Euch beide!
Schmidti
Mit Zitat antworten
Antwort

Lesezeichen


Aktive Benutzer in diesem Thema: 1 (Registrierte Benutzer: 0, Gäste: 1)
 

Forumregeln
Es ist Ihnen nicht erlaubt, neue Themen zu verfassen.
Es ist Ihnen nicht erlaubt, auf Beiträge zu antworten.
Es ist Ihnen nicht erlaubt, Anhänge hochzuladen.
Es ist Ihnen nicht erlaubt, Ihre Beiträge zu bearbeiten.

BB-Code ist an.
Smileys sind an.
[IMG] Code ist an.
HTML-Code ist aus.

Gehe zu


Alle Zeitangaben in WEZ +2. Es ist jetzt 01:50 Uhr.


Für die Inhalte der einzelnen Beiträge ist der jeweilige Autor verantwortlich. Mit allgemeinen Fragen, Ergänzungen oder Kommentaren wenden Sie sich bitte an Marcus Oehlrich. Diese Informationen wurden sorgfältig ausgewählt und werden regelmäßig überarbeitet. Dennoch kann die Richtigkeit der Inhalte keine Gewähr übernommen werden. Insbesondere für Links (Verweise) auf andere Informationsangebote kann keine Haftung übernommen werden. Mit der Nutzung erkennen Sie unsere Nutzungsbedingungen an.
Powered by vBulletin® Version 3.8.7 (Deutsch)
Copyright ©2000 - 2024, vBulletin Solutions, Inc.
Gehostet bei der 1&1 Internet AG
Copyright © 1997-2024 Volker Karl Oehlrich-Gesellschaft e.V.
Impressum: Volker Karl Oehlrich-Gesellschaft e.V. · Eisenacher Str. 8 · 64560 Riedstadt / Vertretungsberechtigter Vorstand: Marcus Oehlrich / Datenschutzerklärung
Spendenkonto: Volker Karl Oehlrich-Gesellschaft e.V. · Volksbank Darmstadt Mainz eG · IBAN DE74 5519 0000 0172 5250 16 · BIC: MVBMDE55