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Alt 26.07.2015, 16:55
Sirina Sirina ist offline
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Registriert seit: 26.07.2015
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Standard Mangelernährung macht mir mehr Sorgen als der Krebs

Hallo ihr Lieben.

Ich habe mich hier angemeldet, weil ich Rat suche. Ich entschuldige mich schon mal für den langen Text, aber mir liegt das Ganze schwer auf der Seele. Und zwar hat meine Mutter (59) das zweite Mal Krebs. Vor 5 Jahren war es Brustkrebs mit Metastasen im Bauchfell, jetzt ist es Knochenmarkkrebs. Die Behandlung damals lief so gut, dass wir gehofft hatten, sie würde so gesund und fit bleiben wie sie es wieder geworden war. Aber wir haben stets damit gerechnet, dass der Krebs wiederkommt und so war es auch. Diesmal ist es deutlich schlimmer als beim letzten Mal, da der Krebs ihr Knochenmark so weit verdängt hat, dass sie regelmäßig Bluttransfusionen brauchte. Die Schlappheit und Atemnot wegen der anhaltenden Anämie hat ihr die Chemo diesmal sehr schwer gemacht. Sie hat sie ohnehin nicht so gut vertragen wie voriges Mal. Hinzu kommen Aszites und Ödeme in den Beinen. Es deutet zwar nichts darauf hin, dass irgendwo im Körper weiterer Krebs ist, aber ihrer Leber ging es nicht gut (meine Mutter war aber nie gelb). Das wird wohl eine Folge der Grunderkrankung und der Behandlung gewesen sein. Zudem hat sie sich lange sehr einseitig (viele Kohlenhydrate) und nährstoffarm ernährt, weil sie eine Abneigung gegen Zucker (was ja gut ist) und so ziemlich alles entwickelt hat, was gesund ist. Es besteht noch immer der Verdacht, dass die hohen Leberwerte eine Folge des massiven Kohlenhydratüberschusses waren und es möglicherweise zu einer beginnenden Zirrhose gekommen ist. Mittlerweile sind die Leberwerte aber deutlich besser, genauso wie die Blutwerte allgemein. Ihr Körper kann wieder selbst Blut herstellen und es deutet alles darauf hin, dass es bergauf geht. Wäre da nicht die Mangelernährung. Aufgrund der Anämie, der drückenden Aszites, der Behandlung, der Erkrankung und des Eisenüberschusses im Blut (aufgrund der Transfusionen fünfmal höher als der Normalwert!), hat sie mehr und mehr den Appetit verloren. Das Essen hat schließlich auch immer sehr fade und metallisch geschmeckt. Sie hat eine Mangelernährung entwickelt, die dem Arzt erst kürzlich aufgefallen ist. Er sprach von Eiweißmangel und Mangelernährung, unternahm aber nichts. Ich habe mich auf eigene Faust schlau gemacht und bin verärgert, dass die Mangelernährung nicht schon früher erkannt wurde. Dass Krebspatienten abbauen, ist ja normal. Meine Mutter hat Gewicht und eine Menge Muskelmasse verloren, weil sie nur noch gesessen und gelegen hat. Mit einer Mangelernährung hätte ich jedoch nie gerechnet. Sie muss schon länger andauern, sonst hätte sie nicht so rapide abgebaut. Das ging wirklich innerhalb von Tagen. Erst konnte sie noch essen und trinken, mittlerweile ist völliger Appetitverlust eingetreten. Sie kann sich auch nicht zum Essen und Trinken zwingen, weil nichts reingeht und ihr übel wird, wenn sie etwas zu sich nimmt oder nur daran denkt. Da der Arzt nicht tätig geworden ist, haben wir ihn gebeten Trinknahrung zu verschreiben (Fortimel Extra). Seit vier Tagen nimmt sie die nun, seit zwei Tagen ausschließlich, weil sie sonst rein gar nichts mehr essen kann. Mit Mühe und Not kommt sie auf vier Flaschen am Tag (rund 1300 kcal). Wir werden jetzt noch eine andere Nahrung ausprobieren mit weniger Zucker und mehr Kalorien (Resource 2.0 fibre und Keto-Drink zum Mischen wegen des für sie zu hohen Zuckergehalts).

Es mag sich vielleicht seltsam anhören, aber der Krebs hat mir tausendmal weniger Angst gemacht als die Mangelernährung. Meine Mutter hat zwar noch Normalgewicht, aber sie ist so schwach, fühlt sich so schlecht und schläft so viel, dass ich krank bin vor Sorge. Sie fühlt sich kaum besser, liegt den ganzen Tag nur rum. Ihr guckt das Leid und die Kraftlosigkeit aus den Augen.
Hat jemand schon mal Erfahrung mit Mangelernährung gemacht? Ich habe alles darüber gelesen, was ich finden konnte, aber nichts über die Dauer der Therapie. Kann ich wirklich erwarten, dass es ihr nach vier Tagen (heute ist Tag 4) Trinknahrung, in der sie endlich wieder genügend Kalorien, Eiweiß und andere Nährstoffe bekommt, besser geht? Sie hat mir zwar heute gesagt, dass sie sich etwas besser fühlt (wahrscheinlich nur minimal), aber sie schläft wieder den ganzen Tag. Ich kann und will nicht glauben, dass sie wahrscheinlich beide Krebserkrankung übersteht und es jetzt an einer Mangelernährung scheitern soll. Ich hab gelesen, dass ein Viertel aller Krebspatienten nur daran verstirbt und man sie behandeln könnte, wenn es denn auch gemacht würde. Wir haben es erkannt und behandeln es jetzt, aber ich habe große Angst, dass es zu spät sein und sie sich vorzeitig aufgeben könnte. Was will man von einem Kranken erwarten, der nichts essen kann, keine Muskeln mehr hat und neben Eiweiß weitere Nährstiffdefizite aufweist (einige wie B12 sind aber normal)? Eigentlich nicht viel, aber ich würde mir so wünschen, dass sie wieder besser sitzen und laufen kann. Wie soll sich denn sonst die Muskelmasse wieder aufbauen? Ich wende mich an euch, weil ich nicht weiß, ob es in ihrem Zustand normal ist, dass sie so viel schläft und sich kaum besser fühlt. Eine Mangelernährung ist behandelbar und krasse Formen wie Kachexie hat sie nicht und doch kommt es mir so vor. Ich hab solche Angst, kann selbst nichts mehr essen.

Ich würde gern eure Meinungen und Erfahrungen hören.

LG
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