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Alt 29.10.2004, 19:33
Gast
 
Beiträge: n/a
Standard Die richtigen Worte aus 10000km Entfernung

Hallo,

nachdem ich jetzt schon seit Stunden versuche, meine Fragen zu formulieren und mich dabei immer wieder in Details verzettele, klappt es vielleicht diesmal:

Ich wohne ca. 10000 km weit weg von meinen Eltern. Meine Mutti ist vor kurzem mit fortgeschrittenem Darmkrebs diagnostiziert worden mit Metas in der Lunge. Ich war einen Monat bei Ihnen in Deutschland und alles schien irgendwie im Griff.

Ich telefoniere jeden Tag mit ihnen und nun setzen die Nebenwirkungen der Chemo ein, u.a. Appetitlosigkeit und Erbrechen.

Sie laesst sie sich total haengen, vergisst die Medikamente gegen Uebelkeit einzunehmen und wenn ich versuche, ihr Vorschlaege zu machen, was sie statt Butterbrot zum Abendessen mal versuchen koennte, sagt sie nur: Ja, ja das laesst sich so leicht sagen.

Ich habe den Eindruck, dass sie die Ernsthaftigkeit der Situation total verdraengt (was ja an sich okay waere). Aber das sie nicht mitkaempft, viel zu wenig isst und trinkt und auch nicht wirklich zuverlaessig an ihre Medikamente denkt, macht die Situation ja nur noch schlimmer (vor allem fuer sie selbst).

Die Frage ist nur: Wie motiviere ich sie. Ich will ihr natuerlich nicht sagen, das so alles noch schlimmer wird. Ich kann nicht einmal sagen, ob sie wirklich nicht anders kann im Moment.

Aber die Situation macht mich vollends verrueckt: Ich frage, was sie zum Fruehstueck gegessen hat, sie sagt, sie hat ein halbes Broetchen gegessen und das hat ihr gereicht. Ich frage, haettest du denn die andere Haelfte auch noch essen koennen, sie sagt, mmh, aber das halbe war genug. Ich frage, habt ihr denn auch was getrunken ueber den Tag, sie sagt, ja eben, ein kleines Glas Wasser. Ich frage, ward ihr ein bisschen spazieren, sie sagt, nein es ist so kalt und ich darf mich ja nicht erkaelten und beim Spazierengehen schwitze ich so leicht und wenn ich dann den Mantel ausziehe, koennte ich mich ja erkaelten. Ich frage, hast Du heute an Deine Magentablette gedacht, sie sagt, ach nein, die hab ich vergessen. Und gestern sagte sie dann zum ersten Mal "Das ist doch kein Leben mehr".

Ich liebe meine Eltern und wir haben trotz der grossen Entfernung ein sehr inniges Verhaeltnis.

Ich weiss nur nicht, wie ich sie motivieren oder dazu bringen kann, mitzukaempfen. Ich kann kaum an was anderes denken, und sie tut mir so leid. Insgeheim - und das traue ich mich kaum auszusprechen - bin ich auch ein bisschen wuetend, dass sie so wichtige Sachen nicht richtig anpackt. Aber ich kann ihr doch nicht sagen, dass sie so erst recht noch mehr unter der Chemo leiden wird oder so alles noch schlimmer wird. Sie hat naechste Woche die 4. Behandlung des 1. Zyklus, dann eine Woche Pause, dann wieder 1 mal die Woche fuer 4 Wochen usw. Insgesamt ist die Chemo auf 6 Monate angesetzt.

Aber wenn das so weitergeht, steht sie das alles doch nie durch. Ich glaube, sie koennte schon ein bisschen mehr mitkaempfen, wenn sie sich dafuer entscheiden wuerde, aber 100%wissen tu ich das natuerlich nicht wirklich, aber bislang war mein Gefuehl fuer sie immer recht zutreffend. Ich will sie nicht bevormunden und ihr auch nichts unterstellen, aber sie muss doch IRGENDWIE auch selbst mithelfen und wollen, oder.

Ich bin so verwirrt, weil sie auch ein ganz anderer Typ ist als ich. Sie will gar nichts genaues ueber den Krebs wissen, und ich werde verrueckt, wenn ich nicht alles im Detail weiss.

Hat irgendjemand einen Ratschlag, wie ich ihr wirklich so helfen kann, dass es sie (und nicht mich) aufbaut?

Ich waere dankbar,

Nenna
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