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  #1  
Alt 13.10.2004, 20:06
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Standard Nun bin ich Witwe

Am letzten Sonntag, dem 10.10.2004 ist mein geliebter Mann von mir gegangen. Er war nur 56 Jahre alt und litt an BSDK, den man erst Anfang Januar 2004 festgestellt hatte. Von Anfang an wußten wir, dass er nicht operabel war, aber wir haben trotzdem gehofft, dass irgendwie ein Wunder geschieht und ihm wenigstens noch ein paar Jahre geschenkt würden. Obwohl er fast bis zuletzt gekämpft hat, sollte es nicht sein. In der letzten Woche ging es ihm immer schlechter bis er dann am Sonntag für immer einschlief. Wie er es sich wünschte, brauchte er, obwohl er ein Pflegefall war, nicht ins Krankenhaus, ich habe ihn gerne zu Hause gepflegt. Erst in den letzten zwei Tagen habe ich einen Pflegedienst zusätzlich in Anspruch genommen. Als nur noch seine leere Hülle vor uns lag, haben meine Tochter und ich es ihm noch einmal richtig schön gemacht, ihn mit 35 roten Rosen bedeckt und viele weiße Kerzen um ihn herum angezündet. Ich glaube, es hätte ihm gefallen. Selbst der Arzt, der kam um den Totenschein auszustellen, hatte Tränen in den Augen, so gerührt war er. Mein Uli lag so gelöst da und schien sogar etwas zu lächeln und es war furchtbar für mich, als abends das Bestattungsunternehmen kam, um ihn mir wegzunehmen. Wie gerne hätte ich wenigstens seine leere Hülle behalten, aber das durfte ich nicht. Jetzt ist er weg und doch nicht ganz. Meine Tochter, die mit ihrer Familie im Nachbarhaus wohnt, hat ihn deutlich gespürt, als er ihr in der Nacht von Montag auf Dienstag über das Haar gestrichen hat und ich habe von ihm am Montagabend eine Mahnung erhalten und das kam so: Sonntag und Montag machte ich mir immer wieder Vorwürfe und redete mit meinen Verwandten und Freunden darüber, dass ich ihn während der Pflegezeit auch schon mal angefahren und mit ihm geschimpft habe. So auch am Montagabend während eines Telefongesprächs mit einer Freundin. Plötzlich, ich hatte es gerade ausgesprochen und meine Freundin wollte noch sagen, dass ich mir das doch nicht zu Herzen nehmen solle, hörten wir ein Brummen, wie von einem Staubsauger in der Leitung. Ich fragte meine Freundin, ob sie beim Telefonieren sauge, "nein", sagte sie, "Du denn, denn ich höre es auch". "Natürlich nicht", sagte ich. Nachdem wir uns kurze Zeit gewundert hatten, legte meine Freundin auf und wählte erneut.Jetzt war das Geräusch weg. Nachher erinnerte ich mich, dass mein Mann, wenn ich mich über irgendetwas aufregte und mich über Stunden gar nicht beruhigen konnte, immer meinte, jetzt sei es genug, ich solle damit endlich Schluss machen. Ich bin überzeugt, dass das Geräusch mir sagen sollte, dass es jetzt auch mit meinen Selbstvorwürfen genug sei und mein Mann sich so gemeldet hat.
Ach wenn er doch noch da wäre. Ich vermisse ihn so. Meine Tochter besucht mich zwar täglich, aber ich fühle mich so einsam und allein. Dabei habe ich jetzt noch eine Menge zu erledigen, Gänge zum Bestatter, zur Dienststelle meines Mannes, zur Sparkasse, zur Versicherung usw. Ich bin kaum im Haus und ich muss ehrlich sagen, ich halte es hier auch nicht aus. Überall die Erinnerung an meinen geliebten Uli, es ist so traurig. Mir graut schon wieder vor dem langen Abend, der jetzt auf mich zukommt. Ich weiß ja, dass ich mich darin schicken muss, aber es ist so schwer. Ich fühle mich die meiste Zeit wie versteinert und kann gar nicht richtig weinen, obwohl mir mein Herz wie ein Stein so schwer in der Brust liegt.
Beatrix
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  #2  
Alt 13.10.2004, 20:56
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Standard Nun bin ich Witwe

Hallo Beatrix,

auch ich bin vor 1/2 Jahr allein gelassen worden und es tut weh,so weh.
Seit Dez. 2003 lese ich im Forum,habe noch nie geschrieben aber das Lesen allein tut gut.Es gibt soviele Menschen hier,die sich austauschen und Du wirst immer auf offene Ohren und Augen treffen.
Ich möchte Dir sagen,es tut mir so leid für Dich und für jeden anderen Menschen auch.
In Gedanken bin ich bei Dir
Anette
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  #3  
Alt 13.10.2004, 21:52
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Standard Nun bin ich Witwe

Hallo Beatrix, möchte dir mein allerherzlichstes Beileid aussprechen. Sei versichert, hier können alle nachempfinden, was du jetzt und auch später durchlebst. Aus meiner eigenen Erfahrung darf ich sagen, dass ich hier immer Verständnis, Rat, Unterstützung und offene Ohren finde und es mir sehr hilft.
Liebe Grüße und viel Kraft und Stärke für dich
Irene
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  #4  
Alt 14.10.2004, 11:23
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Standard Nun bin ich Witwe

Hallo Beatrix

fast alles was du beschrieben hast, haben wir - meine Kinder und ich - am vergangenen Freitag durchlebt. Auch wir haben den Kampf verloren, knapp ein halbes Jahr nach Diagnosestellung. Auch mein geliebter Mann und Papa ist in meinem Arm bei uns zu Hause gestorben, auch ich wollte nicht, dass er geht, obwohl der Verstand etwas anderes sagt. Der Egoismus zerreißt einen fast, nochmal küssen, nochmal berühren, einfach noch da sein...
Das mit den Rosen und Kerzen finde ich unglaublich schön, daran hätte ich in meiner Verzweiflung gar nicht gedacht, bei mir war nur Pankik und endlich begreifen müssen...
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  #5  
Alt 14.10.2004, 11:40
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Standard Nun bin ich Witwe

Liebe Anette, liebe Irene,
habt Dank für Eure lieben Worte und guten Wünsche. Ich hoffe, ich habe noch ein wenig Kraft. Im Augenblick habe ich das Gefühl, als wenn ich nur in Trance bin und alles erledige und hoffe, dass ich noch so lange stark sein kann, bis die Beisetzung war. Was danach kommt, darüber mag ich nicht nachdenken.
Liebe Andrea,
es tut mir so leid für Euch, dass auch Dein geliebter Mann den Kampf verloren hat. Es ist alles so schrecklich. Man hofft bis zum Ende und weiß doch, dass bald alles vorbei ist. Wenn dann nur noch die leere Hülle daliegt und man weiß, dass der geliebte Partner bald aus dem Haus getragen wird, ging es mir genau wie Dir, noch einmal und noch einmal und immer wieder küssen, umarmen, berühren, noch einmal den Kopf an seine Schulter legen und daran denken, wie schön es war, bei ihm morgens nach dem Aufwachen ein paar Minuten kuscheln zu können. Aber die Zeit ging so schnell vorbei und dann kam schon der Bestatter und wollte ihn wegtragen. Was half es, dass ich sagte, einen Moment noch, noch einen letzten Kuss, noch ein letztes Streicheln. Es war nur noch ein Hinauszögern des Endgültigen. Jetzt können meine Tochter und ich nur warten, bis die Einäscherung stattgefunden hat und ihn zur letzten Ruhe begleiten.
Geht es Dir auch so, dass Du auf einmal so fuchtbar viel zu tun hast? Über Tag fahre ich aus dem Haus um alles Mögliche zu erledigen und abends sortiere und räume ich bis in die Nacht. Dann braucht man wenigstens nicht nachzudenken.
Wie alt sind Deine Kinder? Können Sie Dir eine Stütze sein oder sind sie noch zu jung? Meine Tochter ist 34 Jahre und hilft mir, wo sie kann. Aber sie hat ja auch eine eigene Familie, einen Mann und einen kleinen Sohn, unseren Dominik, um die sie sich kümmern muss.
Ich wünsche Dir und Deinen Kindern viel viel Kraft,obwohl ich weiß, dass das Worte sind, die Dir überhaupt nicht helfen. Aber ich bin selbst so hilflos, dass ich Dir im Augenblick nichts anderes schreiben kann. Ich denk an Dich
Beatrix
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  #6  
Alt 14.10.2004, 12:10
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Standard Nun bin ich Witwe

Liebe Beatrix, liebe Andrea,
ich nehm euch in die Arme und drücke euch ganz fest und wünsche euch viel, viel Kraft für die nächste Zeit. Ich (43) bin seit 9 Wochen Witwe und mir hat das Krebsforum viel geholfen, da hier Frauen sind, die das gleiche durchlebt haben und man sich hier auch viel von der Seele schreiben kann. Das ändert zwar alles nichts, aber manchmal ist es ein ganz kleiner Trost.
Beate
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  #7  
Alt 14.10.2004, 13:10
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Hallo liebe Beatrix,
wir kennen uns ja schon aus dem BSDK-Forum. Ich finde es wunderschön, wie du dich von deinem Mann verabschiedet hast. So liebevoll und herzlich, da muss Uli einfach glücklich sein. Wir haben Papa auch stundenlang verabschiedet. Haben ihn immer wieder gestreichelt, haben ihn umgezogen (mit Hilfe einer Stationsschwester) und geküsst, seine Hand gehalten etc. Drei Tage später haben wir Papa dann nochmals in der Kapelle besucht und haben ihm 30 Rosen in den Sarg gelegt. Dazu noch je ein Foto und einen Brief von uns in die Brusttasche seines Anzuges gesteckt. Als ich noch einen thailändischen Glücksbringer (ich konnte damit nichts anfangen und dachte, Papa könnte ihn brauchen) dazu legte, entdeckte ich seinen edlen BHW-Chefkugelschreiber. Ich musste schmunzeln und steckte ihn wieder in die Tasche. Papa hat sogar im Krankenhaus noch Ärzte und Pfleger bezügl. Bausparen beraten. Sein früherer Beruf war sein Hobby und hielt ihn jung.
Ich habe Gänsehaut bekommen als ich las, wie sich euer Mann und Vater bei euch meldete.
Schön, wie er deiner Tochter den Kopf streichelte. Papa hat mich ein Mal morgens beim Aufwachen besucht. Er hat mich umarmt und gesagt, wie schön er alles fand, dass es ihm gut gehe und er Freunde dort hätte. Ich bin mir sicher, dass das auf Uli auch zutrifft.
Beatrix, du bist nicht nur Witwe, du bist eine Frau, die ganz bewundernswert ihr Eheversprechen gehalten hat. Ich habe mich nach Papas Hinübergehen gefühlt wie in einem Vakuum. Er war weg und ich hatte ganz viel Zeit für mich, die ich viel lieber weiter für ihn eingesetzt hätte. Dir geht es bestimmt ganz genauso. Nur, dass du deinen Mann nicht mehr an deiner Seite hast und das ist viel schlimmer als den Papa nicht mehr zu haben.
Ich wünsche dir viel Kraft und Vertrauen darin, dass ihr nicht für immer getrennt seid.
Alles Liebe, Sonja
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  #8  
Alt 14.10.2004, 20:55
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Standard Nun bin ich Witwe

Hallo Beate, hallo Sonja A.,
ja liebe Sonja, wir kennen uns aus dem BSDK-Forum. Dort hat mir Dein Zuspruch sehr gut getan und Deine Tips sehr geholfen. Ich freue mich, dass ich hier wieder auf Dich treffe.
Liebe Beate, seit 9 Wochen bist Du jetzt schon allein. Ich glaube, diese Zeit macht es nicht besser sondern eher schlimmer. Denn immer mehr merkt man die Einsamkeit. Ich wünsche Dir alles Liebe und Gute und die Kraft, Dein Leben zu meistern. Die Kraft, die wir alle haben müssen, egal ob Partner oder Elternteil von uns gegangen sind, was zurückbleibt ist einfach eine große Leere. Ich habe heute mittag zu meiner Tochter gesagt, "Ich habe das Gefühl, dass ich zuviel auf der Welt bin". Ich fühle mich wie etwas, dass, jetzt wo das andere Teil fehlt, nicht mehr funktioniert und daher unnütz auf der Welt ist. Ich weiß nicht, ob Ihr mich richtig versteht, aber ich kann es nicht anders ausdrücken.
Heute war ich mit dem Bestatter auf dem Friedhof und habe für Ulis Urne eine schönen Platz ausgesucht. Er liegt auf einer Lichtung und ich habe ihn gewählt, damit Uli die Sonne sehen kann und nicht immer im finsteren Schatten der Bäume liegt. Als ich das dem Bestatter erklärte, hat er mich ganz merkwürdig angesehen, sicher denkt er, dass ich spinnen würde. Ich weiß selbst, dass Ulis Asche nicht mehr die Sonne sehen kann, aber es tröstet mich doch, wenn ich darauf achte, dass alles so ist, wie er es als Lebender gerne gehabt hat. In den letzten Wochen war er bei jeder Gelegenheit auf der Terrasse und konnte sich nicht genug an der Sonne erwärmen. Darum soll sein Grab auch in der Sonne liegen.
Liebe Sonja, da Uli eingeäschert wird, haben wir ihm nichts mit in den Sarg gelegt, wir möchten es ihm mitgeben, wenn seine Urne in sein Grab hinabgelassen wird. Er war begeisterter Angler und ich habe vor, ihm einen Hechtblinker mitzugeben und wenn ich ihn heimlich in die Blumen mit einarbeite.
So, Ihr Lieben, es ist mal wieder Abend. Heute kann ich leider die Sterne nicht sehen. Einer davon blinkt und ich bilde mir ein, er blinkt nur für mich, weil Uli da ist.
Alles alles Liebe und ich denke an Euch
Beatrix
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  #9  
Alt 15.10.2004, 22:29
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Standard Nun bin ich Witwe

Hallo Beatrix,
auch wir kennen uns aus dem BSDK-Forum. Es ist schön, dass der Kontakt nicht ganz abbricht. Wie sich doch die Dinge ähneln. Auch mein Mann war begeisterter Angler. Oft bin ich mit ihm mitgegangen. Ich habe ihm auch einen Glücksbringer mit ins Grab gegeben. Wir waren vor Jahren mal in einem tollen Restaurant zum Silvester-Menü. Da hat jeder Gast einen Glückskäfer auf seinen Platz bekommen. Ich trage den immer in meiner Handtasche. Mein Mann hatte seinen immer auf seinen Nachttisch liegen. Als er vom Bestatter fertig gemacht wurde, habe ich ihm diesen in seine Anzugtasche gelegt. Der Besatter hat das nicht verstanden und ihn heraus genommen und im Wohnzimmer hingelegt. Als er bereits abgeholt war, habe ich den Glückskäfer dann auf der Couch liegen sehen und so geweint, weil er ihn nicht mitbekommen hat auf seinen letzten Weg. Mein Sohn ist dann zum Bestatter gefahren. Der Sarg wurde nochmals geöffnet und sein "Talismann" hineingelegt.
Auch ich habe das Gefühl, dass mein Mann noch oft bei mir ist und ich schon Zeichen bekommen habe. Das erste war gleich am Tag der Beerdigung. Er hatte immer ein paar alte Pantoffeln vor unserem Hinterausgang stehen, ich bin immer darüber gestolpert und habe mich dummerweise immer darüber geärgert. Am Morgen der Beerdigung bin ich wieder darüber gestolpert und wollte sie in die Mülltonne werfen. Da waren eine Menge Wespen darin und ich bin gleich gestochen worden. Aber er schickt mir auch gute Zeichen. Am Montag diese Woche wollte ich abends nach der Arbeit noch Rasen mähen und der Rasenmäher ist einfach nicht angesprungen. Auch unser Nachbar konnte ihn nicht starten. Am Mittwoch bin ich nach der Arbeit nochmals auf den Friedhof gefahren und habe ihm gesagt: "Andreas nun hilf mir doch ", prompt ist der Rasenmäher auf das erste mal angesprungen. Ich habe schon mehrmals in den 10 Wochen seit mein Mann tot ist, solche Dinge erlebt, träume aber auch immer schlecht, wenn ich etwas von ihm weggebe. So kommt es, dass fast noch alles auf seinen alten Platz ist.
Liebe Beatrix, ich bin jetzt schon 10 Wochen Witwe, aber ich habe das Gefühl, dass es jetzt momentan am schlimmsten ist. Am Anfang habe ich immer gedacht, gleich geht die Haustüre auf und mein Andreas kommt. Aber jetzt habe ich begriffen, er kann nicht mehr zu mir zurück. Wenn wir uns wiedersehen wollen, dann muss ich zu ihm. Ich bin momentan total depressiv, weiß manchmal nicht, wie ich den Tag und vor allen Dingen die Nacht verbringen soll. Arbeitest Du schon wieder. Einerseits tut die Arbeit gut, weil man etwas abegelenkt ist, aber anderseits kann man sich auf nichts konzentrieren. Und die ganze Umwelt begreift sowieso nicht, was man als Witwe so fühlt, dass man einfach noch nicht so leistungsfähig und konzentriert ist wie vorher. Geht es Dir auch so, dass Du Dich total ausgelaugt fühlst nach der langen Pflege. Und trotzdem wünscht man sich, man könnte das ganze weiter machen.
Jetzt kommt wieder Wochenende, das ist immer am schlimmsten. Ich habe noch so viel Arbeit im Garten. Mein Andreas fehlt mir so dabei, wir haben das immer zusammen gemacht, alleine wächst mir einfach alles über den Kopf. Wenn die Kollegen am Freitag abends sagen: "Ein schönes Wochenende", könnte ich immer heulen.
Morgen fahre ich zum Gärtner und kaufe ihm das schönste Grabgesteck das ich finden kann für Allerheiligen. Ich hätte ihm so gerne noch einen Grabstein für Allerheiligen gekauft, aber der Steinmetz sagt, es ist noch zu früh zum Setzen.
Eine Frage an die anderen Witwen, ging es Euch auch so schlecht, ist das normal, dass man machmal meint, man ist schon körperlich krank vor lauter Sehnsucht nach seinem Partner ??
Viele Grüße an alle
Thekla
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  #10  
Alt 15.10.2004, 23:40
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Standard Nun bin ich Witwe

Liebe Thekla, liebe Beatrix,
wie ich schon schrieb, bin ich seit 9 Wochen allein und auch ich habe das Gefühl, dass es immer schlimmer wird. Bei mir war es so, dass mein Schatz erst vor 3 Wochen bestattet wurde, da er sich eine Seebestattung gewünscht hatte. Und bis dahin habe ich die ganze zeit "organisiert". Seitdem begreife ich, glaube ich, eigentlich erst so richtig. ich habe Tage, da ist mir so schlecht und mir tut jede Faser meines Körpers weh. Ich versuch es mit sportlichen Aktivitäten und mir hilft es. Ich hoffe, es ist nicht nur ein Hinausschieben. Von den Sachen meines Schatzes habe ich noch nichts angerührt, alles ist an seinem alten Platz, außer dem Bettzeug, da ist nur noch meins.
Ich habe heute auf dem Computer meines Mannes in einem Ordner, den er für meinen Bruder angelegt hat, ein Bild der kleinen Tochter meines Bruders gefunden, sie ist aber erst nach dem Tod meines Schatzes geboren. Das Bild hatte mein Bruder mir auf meinen Computer geschickt. Wie kommt das Bild auf den anderen Computer und wie vor allem in diesen Ordner? Ob das auch ein Zeichen ist? Dazu sagen muss ich noch, dass mein Mann ein absoluter Computerspezialist war. Ich wünschte mir so, dass es ein Zeichen ist.
Seid umarmt von Beate
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  #11  
Alt 16.10.2004, 09:06
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Hallo Beate,
ich glaube schon, dass das ein Zeichen Deines Mannes ist. Wenn ich jetzt manches mal Dinge machen muss, die früher immer mein Mann gemacht hat, dann habe ich immer das Gefühl, er hilft mir, dass ich das kann. Auch bei mir war es am Anfang nicht so schlimm, wie jetzt nach 10 Wochen. Am meisten vermisse ich die ganz einfachen alltäglichen Gespräche. Wenn ich abends heimkomme ist nur noch meine eine Katze da. Das Haus ist so leer. Früher hatten wir zwei Katzen, aber eine (sie war schon 5 Jahre krank) hat sich mein Andreas gleich 2 Wochen nach seinem Tod nachgeholt. Ich glaube sie war das einzige Lebewesen, dem mein Mann noch richtig Zärtlichkeit geben konnte. Er hat sich in seinem Kummer und Schmerz so zurückgezogen. Was machst Du für einen Sport, der Dir hilft. Ich muß über den Winter auch irgendwas machen, wenn die Abende so lang sind und ich nicht mehr in den Garten kann. Leider bin ich total unsportlich. Ich fühle mich auch richtig krank. Es ist, als ob ein Ring um mein Herz wäre, der richtig zusammengezogen wird. Wie alt war denn Dein Schatz als er gestorben ist. Mein Mann war 51 Jahre alt und wir hatten noch so viel vor. Wir hatten im Januar noch eine Urlaubsreise für diesen Sommer vorgebucht. Er hat sich so darauf gefreut, da wussten wir noch nicht, dass er Krebs hatte. Als er von der Krankheit erfahren hat, wollte er immer so lange durchhalten, um diese Reise noch zu machen. Aber es ging ihm dann so schlecht, dass wir storniert haben. Wenn ich an ihn denke, sehe ich immer die Bilder vor meinen Augen, wie schlecht es ihm ging. Ich kann so selten an unsere schönen Zeiten denken. Geht es Dir auch so ?
Es ist Samstag morgen, ich habe heute eine Menge zum Erledigen, mache mich jetzt auf den Weg.
Alles Gute
Thekla
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  #12  
Alt 16.10.2004, 12:09
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Liebe Thekla,
was Du schreibst, erinnert mich so an unser Schicksal. Auch wir wollten im Sommer nochmal verreisen, das war das ganze Ziel meines Mannes, was er auch allen erzählt hat. Leider ist er eine Woche vorher verstorben. Mein Mann war erst 43 Jahre alt, als er gestorben ist. Auch er hat sich während der Krankheit sehr in sich zurück gezogen und hat mir bloß immer versichert, dass ich es auch ohne ihn schaffen werde. Ich versuche auch, mir alle Mühe zu geben. Was du über den Ring um dein Herz schreibst, beschreibt den Zustand sehr zutreffend, ich hätte es nicht so ausdrücken können, aber als ich es las, wurde es mir klar. Ich habe gelesen, dass beim Trauern die erste Phase die der hektischen Betriebsamkeit ist, dann kommt die des Aufarbeitens und die dritte ist dann wohl die der Bewältigung. Ich denke, ich bin immer noch in Phase eins. Jemand sagte mir auch, dass es normal sei, dass man zuerst immer nur an die letzte schlimme zeit denke, die Erinnerung an die schönen Zeiten käme später und ist dann aber nochmal ganz besonders schmerzlich.Frau Kübler-Ross schreibt zum Beispiel, dass die eigentlich Trauerarbeit erst vier Monate nach dem Tod beginnen kann, da die Psyche vorher noch gar nicht dazu bereit ist.
Ich fahre viel Fahrrad und da ich auch Angst vor der jetzt kommenden dunklen Jahreszeit habe, habe ich mich in einem Fitness-Studio angemeldet, wo ich jederzeit hingehen kann, dort fahre ich auch Fahrrad, laufe auf dem Laufband oder auf dem Stepper. Da kann man auch unsportlich sein, denn du machst das ja nur für dich. Mir hilft das ungemein, wenn mir zu Hause die Decke auf den Kopf fällt.
Liebe Thekla, ich wünsche dir ein erträgliches Wochenende, das sind bei mir die Tage, vor denen ich am meisten Angst habe.
Wie wirst du den Sonntag herum bringen?
Alles Liebe von Beate
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  #13  
Alt 16.10.2004, 14:01
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Hallo Thekla, hallo Beate,
liebe Thekla, schön, dass Du mich hier im Hinterbliebenenforum gefunden hast. Es tut gut, von Dir zu lesen. Es erinnert mich an die Zeit, als Uli noch da war. Wenn ich so lese, wie schlimm es für Dich ist jetzt nach 10 Wochen, dann möchte ich gar nicht über meinen Schmerz schreiben. Ich glaube auch, dass es, je länger es dauert, umso schlimmer wird. Zur Zeit komme ich gar nicht richtig zum Luftholen, so viel ist um mich los. Nur abends, wenn ich ganz alleine zu Hause sitze, kommt mir so richtig zum Bewußtsein, dass Uli nicht mehr da ist und ich weine. Mit dem Ring um das Herz hast Du den Schmerz gut beschrieben. Es tut so weh. Jetzt kommen noch jeden Tag etliche Bekannte zu mir oder rufen an, so dass ich noch gar keine Zeit habe, mit dem Verarbeiten anzufangen. Heute war die Todesanzeige von seinem Arbeitgeber in der Zeitung. Sie war so lieb und schön geschrieben, dass ich sie fast nicht zu Ende lesen konnte, so habe ich geweint. Aber es tut doch gut, wenn man liest, wie beliebt er war.
Eben kamen der Vorsitzende und der stellvertretende Vorsitzende seines Angelvereins und haben kondoliert. Ich denke, jetzt ist bis zur Bestattung mit offiziellen Kondolenzbesuchen ruhe. Es ist auch schlimm für mich, immer wieder das Gleiche zu erzählen, aber alle wollen wissen, wie die letzten Tage vor seinem Tod waren. Wenn ich es immer wieder erzähle, erlebe ich es immer wieder neu. Es war so furchtbar für ihn und für mich. Auch kann mich zur Zeit nur an die schlimme letzte Zeit erinnern, ich habe schon zu meiner Tochter gesagt, dass ich ihn mir gar nicht mehr gesund ins Gedächtnis rufen kann. Sie sagte, dass das wiederkommt, das ich das Schlimme irgendwann vergesse und dass dann Platz ist für die schönen Erinnerungen. Hoffentlich!
Nein, liebe Thekla, ich gehe noch nicht wieder arbeiten. Mein Hausarzt hat mich noch bis 5. November krankgeschrieben, aber ich glaube, es ist besser, wenn ich dann wieder arbeiten gehe. Dann ist man wenigstens nicht alleine, man kommt mit Kollegen zusammen und kommt damit auf andere Gedanken.
Du hast recht, wie sich die Schicksale ähneln. Ich habe, meinem Mann zuliebe, vor einigen Jahren die Fischereiprüfung gemacht und bin regelmäßig mit ihm zusammen angeln gegangen. Viele schöne Erinnerungen sind davon schon da und auch vieles Schmerzliche. Im Juli sind wir noch nach Brandenburg gefahren um Hechte zu angeln. Bekannte von uns haben dort einen See. Leider bissen die Hechte nicht und so hatten wir uns vorgenommen, Ende August es dort nochmals zu versuchen. Dann kamen die Bestrahlungen dazwischen und wir haben den Termin verschoben. Danach ging es ihm nicht gut und wir haben den Termin verschoben, aber jedem hat er gesagt, wir müssen dieses Jahr noch hin, die Hechte warten auf mich. Es hat nicht mehr sollen sein...... Jetzt werde ich im nächsten Jahr alleine dorthin fahren, nicht zum Angeln, aber um all die schönen Plätze noch einmal zu besuchen und dort auch Abschied zu nehmen.
Liebe Thekla, das mit dem Glückbringer und dem Bestatter finde ich schon ein starkes Stück. Da steckst Du ihm extra den Glückskäfer in die Tasche und der Bestatter nimmt ihn wieder heraus. Weil ich so etwas auch bei Uli befürchtet habe, habe ich mit dem Beilegen des Hechtblinkers lieber noch gewartet. Es wäre schrecklich, wenn ich nicht wüßte, ob er vor der Einäscherung weggenommen wäre. So lege ich ihn einfach mit ins Grab.
Liebe Thekla, liebe Beate, das waren sicherlich alles Zeichen. Es kann doch kein Zufall sein, wenn in den alten Pantoffeln plötzlich jede Menge Wespen sind und auch das Bild auf seinem PC ist doch unerklärlich. Auch wenn ich keine Zeichen mehr von Uli bekommen habe und lediglich nachts von ihm träume, so denke ich doch, dass unsere Lieben immer noch um uns sind. Ich rede, wenn ich alleine bin, immer laut mit Uli, obwohl ich weiß, das er mich auch hört, wenn ich leise spreche. Aber es hilft mir halt.
Eure Männer waren ja noch um einiges jünger als Uli, aber ich finde, alle sind viel zu früh von uns gegangen. Macht es Euch auch bitter wenn Ihr so viele alte Männer seht und dann daran denkt, dass unsere Lieben so früh von uns gehen mussten. Ich will das nicht, aber die Gedanken kommen einfach.
Ich finde es beneidenswert, dass Ihr schon wieder an Sport denkt. Ich war noch nie ein sportlicher Mensch und im Augenblick kann ich mir auch nicht vorstellen, irgendwelche Aktivitäten ohne Uli zu haben. Vielleicht kommt das mit der Zeit, jetzt bin ich noch nicht bereit.
So, ein schönes Wochenende kann ich ja wohl nicht wünschen, aber wir müssen es ja irgendwie herumbringen. Heute abend werde ich in die Kirche gehen und versuchen, meinen Groll gegen Gott zu besiegen. Ich weiß nicht, ob das klappt.
Liebe Grüße und lasst Euch umarmen
Beatrix
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  #14  
Alt 16.10.2004, 14:50
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Hallo Beatrix,

habe erst heute deine Antwort gelesen. Wie du sagst, zur Zeit sind die Tage vollgepackt, das Haus gleicht einem Taubenschlag, das Telefon läutet laufend, obwohl wir die Anzeige erst nächsten Samstag in die Zeitung setzen. Dieser Trubel hilft, aber der Absturz wird kommen.

Ich selbst bin auch erst 43, mein Mann wäre am Montag 50 geworden. Wir waren fast 28 Jahre zusammen. Meine erste und einzige Liebe und außer zu den Geburten der Kinder und der letztlich überflüssigen OP waren wir nie getrennt.

Meine Kinder sind eine große Stütze, noch nicht wirklich erwachsen, aber doch schon in großen Schritten auf dem Weg dorthin. Unser ältester Sohn ist 20, die älteste Tochter wird im November 18, die kleine Tochter ist 15 und unser Jüngster ist gerade 11 geworden. Und trotzdem ist jeder irgendwie allein und einzigartig mit seinem Schmerz.

Die Wut, die du beschreibst kenne ich auch. Ging mir schon während Claus Krankheit so, wenn die Pensionäre im Geschäft den Verkehr aufhalten oder so, kommt der Hass, man würde am liebsten schreien: was sucht ihr eigentlich noch hier, warum durftet ihr gemeinsam alt werden, warum? Und dann bin ich entsetzt, genau wie du, über die Härte und Ungerechtigkeit des eigenen Herzens.

Und hadern mit Gott, oh ja, und verdammt, wenn es denn der "liebe Gott" ist, so muss er es verstehen und er wird Rede und Antwort stehen, wenn wir ihm eines Tages gegenübertreten. Und vielleicht kann er ja tatsächlich alles erklären. Ich jedenfalls finde den Groll Gott gegenüber gerechtfertigt und nicht verwerflich, Christ sein, heißt nicht, jeden Unsinn zu akzeptieren und wer mir Schmerz zufügt, den kann ich nicht lieben, vielleicht kann ich ihm eines Tages verzeihen, vielleicht. Aber noch nicht heute..name@domain.dename@domain.dename@domain.de
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  #15  
Alt 16.10.2004, 20:48
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Liebe Andrea,
Andrea ist auch der Name meiner Tochter, darum bist Du mir besonders vertraut. Dazu kommt noch, dass Dein Mann Claus nur zwei Tage vor meinem Uli verstorben ist. Es ist schlimm, so jung noch mit 4 Kindern allein zu bleiben. Die 18jährige und der 20jährige können sich sicher schon alleine helfen, aber Deine beiden Kleinen sind ja gerade in einem schwierigen Alter und auf beide Elternteile angewiesen. Schlimm, dass Du jetzt Vater und Mutter sein musst, und das noch bei dem ganzen Leid, das Du gerade hast. Da komme ich mir ganz klein vor und denke, ich darf gar nicht klagen. Ich bin 54 Jahre und meine Tochter ist 34 Jahre alt, mein kleiner Enkel 3 1/2. Ich kann mich nur auf meinen Verlust und auf meine Trauer konzentrieren, aber Du wirst ja noch von Deinen Kindern gebraucht. Ich glaube, das ist doppelt schwer. Und trotzdem hast Du noch den Nerv und die Energie, hier im Internet zu chaten. Ich kann Dich nur bewundern und hoffe, dass unser Kontakt nicht so schnell abbricht.
Heute abend war ich in der Kirche. Aber das hätte ich mir sparen können. Ich bin noch so voller Groll Gott gegenüber, dass ich einfach nicht beten konnte, auch wenn ich mir alle Mühe gab. Ich habe Gott immer nur gefragt, warum, er hat mir nicht geantwortet. Ich glaube, ich werde die nächste Zeit nicht mehr die Kirche betreten. Wie Du schon schreibst, vielleicht kann ich ihm eines Tages verzeichen, aber nicht heute....
Lass Dich für heute ganz lieb umarmen und drücken
Beatrix
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