Es geht so schnell voran, ich bin so verzweifelt

[Loreena]

Hallo,

mein Mann ist schon seit 7 Jahren sehr krank. Bereits durch die Autoimmunerkrankung (systemischer Lupus erythematodes) war er einige Male in lebensbedrohlichen Situationen und hat vor 6 Jahren eine Chemotherapie bekommen, damit die Nieren nicht versagen.

Bei einer seiner halbjährlichen Kontrollen im April letzten Jahres wurde dann Lungenkrebs entdeckt. Er wurde im Mai operiert und bekam anschließend wieder eine Chemotherapie. Man sagte uns, er hätte großes Glück gehabt, dass der Krebs in einem so frühen Stadium entdeckt worden wäre und er gelte jetzt als geheilt.

Nach der Chemotherapie bekam er eine Thrombose mit doppelseitiger Lungenembolie (die 2. seit 7 Jahren), die er fast nicht überlebt hat. Der Hausarzt hatte es bei der Untersuchung nicht erkannt und für Nachwirkungen der Chemotherapie gehalten.

Danach folgte eine einigermaßen erträgliche Zeit, in der er hauptsächlich mit Atemproblemen und Müdigkeit zu kämpfen hatte.

Im Februar dieses Jahres war er wieder zur Kontrolluntersuchung wegen dem Lupus. Alle Ergebnisse waren in Ordnung.

Anfang März ging er zur Krebsnachsorge. Auch hier sagte man uns, dass alles in Ordnung ist.

Mitte März hatte er verstärkt Atemprobleme und es wurde wieder die Lunge geröntgt. Auf der Röntgenaufnahme gab es keinerlei Auffälligkeiten.

Blutuntersuchungen werden seit 7 Jahren monatlich routinemäßig gemacht. Auch hier gab es keine Besonderheiten.

Vorige Woche Mittwoch ging es meinem Mann noch relativ gut. Er war nachmittags zur Gymnastik in der Herzsportgruppe. Am nächsten Tag hatte er Schmerzen im Oberkörper. Zunächst dachte er an Muskelkater. Freitag wurden die Schmerzen so extrem, dass er nicht mehr liegen und sitzen konnte. Außerdem konnte er nichts essen, war sehr müde und hatte starke Schweißausbrüche.

Anfang dieser Woche habe ich Urlaub genommen und wir waren beim Arzt. Auf der Röntgenaufnahme der Lunge war etwas zu sehen, was 14 Tage vorher noch nicht dort war. Bei der Ultraschall-Untersuchung war etwas auf der Leber zu sehen, über das der Hausarzt entsetzt war. Wie konnte es sein, dass beim Ultraschall vor 7 Wochen noch nichts zu sehen war? Die nächsten Untersuchungen (CT) waren für den Tag nach Ostern geplant.

Gestern (Karfreitag) ging es meinem Mann so schlecht, dass ich nach Rücksprache mit dem Arzt meinen Mann ins Krankenhaus gebracht habe. Mein Mann und ich haben abgesprochen, dass alle Untersuchungen gemacht werden sollen und ein Therapieplan erstellt werden soll, und er danach wieder nach Hause soll.

Er war in den letzten Jahren so oft im Krankenhaus, dass er eigentlich nicht schon wieder dort hin wollte. Aber ich kann ihn ja auch nicht unter starken Schmerzen hier zu Hause verhungern lassen.

Ich kann gar nicht glauben, wie ein Mensch innerhalb von einer Woche so abbauen kann. Er hat in der Woche 5 kg abgenommen und schläft fast nur noch. Und das, wo doch alle Untersuchungsergebnisse so gut waren.

Ich habe schreckliche Angst ihn zu verlieren. Wir leben seit 35 Jahren glücklich zusammen.

Es tut gut, das alles hier schreiben zu dürfen. Danke für's Lesen.

[Julie C.]

Zitat von Loreena

Danke für's Lesen.

Hallo, liebe Loreena !

Vielen Dank für's Schreiben und ich freue mich, dass Du zu uns ins Forum gefunden hast.
Ich glaube, dass Du Dich hier wohlfühlen wirst und der Austausch mit anderen Betroffenen
und Angehörigen ist wirklich eine enorme Hilfe. Ich bin auch aus diesen Gründen zum Krebs-Kompass
gekommen, als wir im Oktober 2006 die Diagnose erhielten, dass mein Freund Michael
an Zungengrundkrebs erkrankt ist.

Schreibe uns hier nur weiter - wir freuen uns, dass Du da bist !

Trotz aller Umstände wünsche ich Dir schöne Ostertage und ganz viel Kraft, Dein
schweres Schicksal zu meistern.

[Loreena]

Hallo Julie,

vielen Dank für die nette Aufnahme und die guten Wünsche.

[dorit_wolfgang]

Guten Abend Loreena
Wir können es Euch nachfühlen.Meine Liebe hat auch mit einem Leberkarzinom zu kämpfen.Das geht schon drei Jahre auf und ab.Nun geht es nach ein langes Arbeitsleben in den Ruhestand und dann so ein Unglück für uns beide.Aber 46 Jahre haben uns zusammen geschweißt und wir stehen das gemeinsam durch.Die Zeit die Euch und uns bleiben mus man jeden Tag genießen.Das fängt schon Morgens mit den Frühstück an,alles gaaaans langsam mit Genuss.Nun noch erholsames Osterfest von Dorit und Wolfgang

[Loreena]

@ dorit_wolfgang:

Ganz herzlichen Dank auch euch für euren Beitrag.

Ich hatte in den letzten Wochen überlegt, mit 63 (bin jetzt 52) in Rente zu gehen, auf das Geld zu verzichten, und lieber zusammen mit meinem Mann, der schon seit einigen Jahren Erwerbsunfähigkeitsrente bekommt, unsere gemeinsame Zeit zu genießen. Dass sich die Situation so schnell ändern kann, hätte ich da nicht gedacht.

Ich weiß, was ihr meint; die lange Krankheit hat uns auch fest zusammengeschweißt.

Es ist natürlich schlecht, an einem Karfreitag ins Krankenhaus zu gehen, weil nötige Untersuchungen erst nach Ostern gemacht werden und noch nicht einmal ein Arzt hat sich bisher sehen lassen (außer bei der Aufnahme).

Ständig versuche ist, das Beste aus unsere Situation zu machen, aber fühle mich wie in einem permanenten Schockzustand.

Ich wünsche euch und allen anderen hier im Forum ein schönes Osterfest.

Loreena

[tinchen71]

Liebe Loreena,

auch mein Mann war oft vor und während Feiertagen in KH. Das ist wirklich deprimierend, da hast Du recht. Minimale Besetzung, minimale Versorgung.

Allerdings ist wichtig, das Deinem Schatz die Schmerzen genommen werden, da darfst Du trotz Ostern nicht locker lassen ! Aber wenn Du Deinen Mann schon so lange begleitest, hast Du bestimmt Erfahrung im "Druck machen"

Alles Liebe für Euch!
Christina.

[Loreena]

Auch dir vielen Dank, Christina.

Ich bin so geschockt. Gerade habe ich ihn angerufen und es dauerte so lange, bis er sich meldete. Dann konnte ich ihn kaum verstehen. Das kann doch alles nicht wahr sein. Vorige Woche Mittwoch war doch die Welt noch in Ordnung.

Welchen Sinn macht Krebsnachsorge, wenn jemand 14 Tage später in so einem Zustand ist?

Gleich fahre ich ins Krankenhaus und schaue, was ich tun kann.

Alles Liebe auch für dich.

[dorit_wolfgang]

Hallo Loreena
Mit 53 ist es noch eine lange Zeit bis zur Frührente.Hast Du es mal mit der Pflegeversicherung versucht.Dein Gatte muß doch gepflegt werden.Dann hast Du auch eine Finanzielle Unterstützung.Oder hast Du das schon in Angriff genommen.Hilfe gibt es auch im Gemeindeamt.Bei uns hat es so geklappt noch ein schönen Sonntag und gute Besserung für Dein Mann.DORIT und WOLFGANG

[Loreena]

Hallo Dorit und Wolfgang,

ich bin so froh, hier im Forum zu sein und freue mich sehr über die Antworten. So fühle ich mich jetzt nicht mehr so einsam mit meiner Angst. Was die Krebskranken und ihre Angehörigen ertragen müssen, kann nur jemand verstehen, der selbst die Situation kennt.

Zum Glück war ich heute im Krankenhaus, als der Arzt zur Visite kam. So konnte ich auch einige Themen ansprechen, die ich für wichtig hielt. Die Schmerzen sind heute so unerträglich, dass man wohl bald auf Morphium umsteigen muss. Ich begreife das nicht. Es geht alles so schnell.
Wahrscheinlich ist nicht nur die Leber betroffen. Übermorgen ist der CT-Termin und dann wissen wir mehr.

Wie es dann alles weitergeht, und wie man eine Pflege organisieren kann, müssen wir noch abwarten.

Loreena
(im Dauerschockzustand)

[Julie C.]

Hallo, liebe Loreena !

Es freut mich sehr, dass Du Dich bei uns hier wohl fühlst.
Mit seiner Angst sollte sich niemand einsam fühlen.

Schreibe uns hier, wann immer es Dir ein Bedürfnis ist und wir alle sind bemüht, Dir ein wenig zu helfen.

Es tut mir unglaublich leid, dass Dein Mann im Moment so große Schmerzen hat. Hoffentlich
geht es ihm bald ein bißchen besser. Für den CT-Termin drücke ich alle Daumen, die ich habe
und ich wünsche Dir trotz allem ganz viel Kraft und Zuversicht.

[Loreena]

Hallo Julie,

deine Worte tun so gut. Ich bin wirklich froh, euch gefunden zu haben.

Danke für dein Mitgefühl und die guten Wünsche.

Und ja, ich würde gerne weiter hier Kontakt mit euch halten.

LG
Loreena

[dorit_wolfgang]

Guten Abend Loreena
Habe noch einmal die Beiträge gelesen.Nun bist Du auch etwas beruhigt.Wir haben auch lange gebraucht darüber mit Freunden und in der Familie zu reden geschweige darüber zu schreiben.Es hilft aber ein wenig wenn man mit Betroffenen darüber schreiben kann.Am Abend habe ich immer etwas Zeit für mich.Meine Liebe liegt schon lange im Bett.Die Schwäche macht Ihr schwer zu schaffen.Dann warte ich bis Sie noch mal raus muß und helfe Ihr.Schön das Du etwas Erfolg im Krankenhaus hattest.Denk daran das Du dich auch ausruhen musst die Kraft brauchst Du noch.Dann noch alles gute für den Feiertag.Gute Nacht DORIT und WOLFGANG

Ps.:Bin froh das ich den PC noch bedienen kann

[Loreena]

Hallo Wolfgang,

bei uns wissen es auch noch nicht alle Verwandten und Freunde. Mein Mann möchte erst das Ergebnis abwarten und außerdem ist es so schwach, dass Besuche und Anrufe eine Strapaze für ihn wären.

Ich verstehe, was du meinst, dass man seine Kräfte einteilen muss. Letztes Jahr, als mein Mann fast an einer Lungenembolie gestorben wäre, bin ich dann, nachdem ich mich 6 Jahre tapfer geschlagen habe, zusammengeklappt: Hörsturz, beidseitiger Tinnitus (habe ich bis heute) und extremer Schwindel. Da lagen wir dann beide im Krankenhaus und ich musste 4 Wochen an den Tropf. Irgendwann ist halt der Akku leer.

Vielen, vielen Dank für den Austausch.

Loreena
(mal wieder schlaflos)

[dorit_wolfgang]

Hallo Loreena
Schlaf muß sein,habe gesehen um welche Uhrzeit Du noch auf den Beinen bist. Manchmal mache ich auch kein Auge zu,dann nehme ich mein Fahrrad und fahre durch die Schwalmauen eine sehr schönes Umland in der Nähe.Um mich abzulenken habe ich Heute mein Druckreiniger repariert draußen kann meine Liebe Heute nicht sein,es geht ein scharfer Wind.So nun mache ich Kaffee für uns.Viel Glück für Morgen.Wolfgang

[Loreena]

Hallo Wolfgang,

stimmt, manchmal muss man sich mit etwas ablenken, damit man nicht verzweifelt.

Seit gestern Abend hat mein Mann durch das Morphium endlich keine Schmerzen mehr. Aber er baut so dermaßen schnell ab, das ist unglaublich. Ich habe schon mehrere Krebskranke begleitet, aber so etwas habe ich noch nie erlebt.

Die Ärzte vertrösten uns auf die CT.

Welche Beschwerden hat deine Frau durch die Krankheit?

Viele Grüße und viel Kraft !!!
Gudrun