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Alt 19.11.2003, 14:32
Gast
 
Beiträge: n/a
Standard An meine liebe Mama

Liebe Tina,
schön, dass Du so schnell zurück geschrieben hast. Irgendwie finde ich, dass ich mich in Deinen Zeilen wieder erkenne. Du schreibst, dass Du nicht unbedingt von der Kirche abgeneigt bist und auch nicht „ dafür“ stimmen kannst. Mir geht es ebenso. „Meine“ Eltern haben damals immer so getan, als ob sie gläubig waren. Das Gegenteil haben sie aber getan ! Weißt Du, deshalb lebe ich heute mit der Kirche im Zwielicht. Mittlerweiler denke ich mir, dass ich trotz allem gläubig sein kann. Ich suche immer die Mitte, nur es gelingt mir nicht wirklich. Auch im Leben habe ich Schwierigkeiten die goldene Mitte zu finden. Meistens übertreibe ich…aber immer im positiven Bereich, sagt zumindest mein lieber Freund.
Viele Eigenschaften habe ich von meiner Omi ganz unbewusst übernommen. Sie war stets gerecht und auch ich mag keine Ungerechtigkeit unter Menschen, besonders nicht unter Kindern. Ich schaue auch nicht weg, wenn ich weiss, dass irgendwo in der Nachbarschaft die Bombe einschlägt. Lach in einer Grossstadt gibt es keine Nachbarschaft, jeder lebt für sich anonym. Damals ist mir ein Junge aus der Klasse meines Sohnes sehr negativ im Augenschein gefallen. Als ich mein Sohn vor der Arbeit zur Schule gebracht habe, da fiel mir ein Kind auf. Mein Sohn sagte mir, dass der Junge aus seiner Klasse sei und ein Aussenseiter ist. Mit ihm wollte niemand spielen; nun; er sah optisch sehr „runtergekommen“ aus…..eigentlich darf mit diese Worte gar nicht im Munde nehmen. Er hatte eine Leggings an die erstmal viel zu kurz erschien…lach ein Junge im Alter von 8 Jahren….echt peinlich und einen Strick Pullover der viel zu eng und kurz war. Mir war sofort klar; hier stimmt definitiv etwas nicht ! In mir schoss sofort Wut auf und so schlug ich meinen Sohn vor, den Jungen mal bei uns ein zu laden. Er sträubte sich zuerst, aber als ich ihn vieles klarer gemacht habe, so war er mit meinem Vorschlag einverstanden. Ich bin damals aus allen Wolken gefallen, als ich sein „Wesen“ kennen gelernt habe. Er war stumm, als ob einer ihn verboten hätte zu sprechen ! Ich fragte ihm nach einen Getränk, liess ihn die Wahl und er hatte in allen Dingen keine eigene Meinung. Ich schaute mich den Jungen in den nächsten Wochen genauer an. Bei Regenwetter lief er im T-shirt und überhaupt seine Kleidung war nicht in Ordnung (zu eng zu klein). Eine Bekannte von mir, hat dann mal Kontakt mit seiner Mutter aufgenommen und ihr vorgeschlagen, dass sie deren Kind mal vernünftig einkleiden wollte. „Sie“ hatte zuerst Angst, dass das Jugendamt dahinter stecken könnte….wenn man sich nichts Vorzuwerfen hat, dann muss ja nicht dieser Gedanke „Jugendamt“ aufkommen. Gesagt getan….meine Freundin(verdient gut und hat ein grosses Herz) hatte sich in der Stadt mit deren Sohn getroffen. Es wurden viele Kleidungsstücke gekauft. Sie unterhielt sich eine ganze Weile mit der Mutter. Es stellte sich heraus, dass das seine Stiefmutter sei und das seine Eltern den Jungen abgegeben haben, weil sie Alkoholiker seien. Tina halt Dich fest !!!!! Sie aber war kein Deut besser und roch sehr nach Alkohol. Wieder hatten sich meine Vermutungen bestätigt…nun man muss heutzutage aufpassen, was man da macht. Also beschloss ich mich an einen meiner freien Nachmittage, mit meinen Sohn die Mutter zu besuchen. Sie hatte mir nur einen Spalt die Türe geöffnet und meinte im Morgenmantel (lach das war am Nachmittag) sie käme gerade aus die Dusche und hätte jetzt keine Zeit. Bis Dato hatte ich dahinter auch nichts Schlechtes vermutet. Ich wartete nicht lange und versuchte es an einen anderen Tag noch einmal. Es passierte das Gleiche. Sie stand wieder mal im Bademantel vor mir und ich vermutete sie wollte mich nicht reinlassen, da in ihrer Wohnung bestimmt der letzte Chaos herrschte. Zwischendurch erkundigte ich mich intensiv über das Kind. Ich erfuhr, dass sein Stiefvater auch sehr viel trank und mit diesem Wissen war ich auf „180“….ich wollte nichts mehr den Zufall überlassen…das arme Kind !!!!!!!!
Da ich beruflich nicht ständig morgens arbeiten musste , so beschloss ich , den Jungen mit meinen Sohn morgens zur Schule ab zu holen. Ich klingelte und man öffnete uns nicht die Türe. Ich klingelte bei einer anderen Familie um in das Haus zu gelangen. Als ich oben vor der Türe stand, hörte ich ein weinen. Ich sagte mir ….bloss nicht in Panik verfallen. Das Kind hatte keinen Schlüssel und war eingeschlossen…purer Wahnsinn. Plötzlich tauchte aus dem nichts seine Stiefmutter hinter mir auf. Sie meinte nur, das sie morgens putzen gehe (lach mit rot lackierten langen Fingernägeln und so neckisch angezogen ?...wenn ich nicht lache !) . Diesmal hätte sie vergessen den Schlüssel bei den Jungen zu lassen. Ab diesen Zeitpunkt gingen bei mir alle Lichter an. Ich tat so, als ob ich ihr glauben schenkte und nahm den Jungen mit zur Schule. Mit seiner Klassenlehrerin nahm ich direkt Kontakt auf und so schalteten wir sofort das Jugendamt ein. Es war offensichtlich …das Kind wurde psychisch „misshandelt“.
In den nächsten Wochen stellte sich heraus, dass keiner der beiden „Elternteile“ sich wirklich um das Wohl des Kindes gekümmert hat. Und das nennen sich Pflegeeltern ??
Jetzt liegt der ganze Fall schon drei Jahre zurück. Wir wohnen in einem anderen Bezirk und wie ich von anderen lieben Menschen weis, lebt der Junge in einem Heim (hoffe es geht ihn besser). Sein Pflegevater ist verstorben und deren Mutter lebt auch woanders. Da mein Sohnemann nie richtigen Kontakt zu den Jungen hatte, so hat sich leider alles im Sande verlaufen. Was ich mit dieser Geschichte sagen möchte ? Ich schaue n i e weg, wenn ich merke „hier“ läuft etwas falsch. Mein Leben war immer knallhart und die inneren Wunden heilen nie ! ! Besonders an Geburtstagen oder an Weihnachten wird mir bewusst, wie mies „meine“ Mutter war. Ich musste meine Geschenke abgeben….für Aussenstehende nicht nachvollziehbar !!!!!! Verrückt !
…………………………………………………………………ohne Worte………………………………………………………………………………
So für heute mache ich erstmal Schluss, denn ich muss gleich weg.
Einen schönen Abend wünscht Dir Eva
(lach bitte nicht über Fehler, denn ich habe diesen Brief im Schnelldurchgang geschrieben *ggg* Zeitmangel)
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