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  #1  
Alt 12.01.2009, 21:18
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Sünje Sünje ist offline
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Registriert seit: 27.08.2008
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Standard Ich habe Angst vor dem Tag an dem Papa geht...

Hallo an alle,

ich habe schon mal eine zeitlang hier mitgeschrieben in der Rubrik für Hinterbliebene, konnte das aber dann nicht mehr weil mein Papa ja noch lebt.
Aber jetzt kann ich langsam nicht mehr ohne Hilfe.

Ich stelle mich mal kurz vor:
Ich heiße Sünje, bin 28 Jahre alt, Einzelkind und wohne in Hamburg. Meine Eltern wohnen 100km weit weg auf´m Land.
Mein Papa hat seit 2006 Krebs. Zuerst wurde ein Sigma-Ca festgestellt, dann kamen Lebermetastasen hinzu, jetzt sind wir bei Lymphknoten, Leber, Knochen- und Weichteilmetastasen.
Also nicht wenig würde ich sagen.

Seit ca. 2 Monaten geht es jetzt immer schlechter, ihm wurde schon zweimal die Aszites abpunktiert und jetzt isst er kaum noch was.
Heute haben wir Bescheid bekommen das es auch keine Chemo mehr gibt, weil Papa schon alles durch hat sozusagen.

Jetzt kann man sich ja denken, das es nicht mehr zuuuu lange dauern wird.

Und genau da hab ich einfach ganz große Angst vor, ich weiß das es jedem so gehen würde, aber ich war bis jetzt total stark und konnte mich immer gut halten. Habe einen ganz tollen Job in HH und auch ganz nette Arbeitskollegen, leider sind viele Freunde auf der Strecke geblieben und die wollen jetzt nichts mehr mit mir zu tun haben weil sie nicht konfrontiert werden wollen mit dem Thema Krebs.

Kennt ihr diese Situation, was macht ihr?

Lieben Gruss

Sünje
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  #2  
Alt 13.01.2009, 09:47
Tala Tala ist offline
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Standard AW: Ich habe Angst vor dem Tag an dem Papa geht...

Hallo,
ja ich kenne die Situation leider gut.

Meine Mutter ist sozusagen auch "austherapiert".Heilen kann man den Krebs nicht mehr und sie will jetzt auch keine Chemo mehr.Sie wartet auf den Tod.
Ich bin zwar vor Ort,bin aber auch alleine mit der Situation weil mein Vater nichts mit mir zu tun haben will (ich genüge nicht seinen hohen Anspüchen) und ich auch keine Geschwister habe.

Versuch einfach so oft es eben geht bei deinem Vater zu sein.Dass das nicht immer geht wird deine Familie ja verstehen.
Und heul auch mal,manchmal tut das gut.Wir sind ja alle nur Menschen.und auch wenn wir erwachsen sind tut es trotzdem weh ein Elternteil zu verlieren.

Fühl dich mal gedrückt

LG Tala
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  #3  
Alt 13.01.2009, 12:51
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Sünje Sünje ist offline
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Standard AW: Ich habe Angst vor dem Tag an dem Papa geht...

Hallo Tala,

danke für deine Mail. Hab mich sehr drüber gefreut.
Aber was kann man denn machen das es nicht ganz so heftig ist, ich heul ja jetzt schon auf der Arbeit manchmal.

Für Dich ist es vielleicht ganz schön das du mal eben hinfahren kannst, ich wohne ja ca. 100km weg und bin da nicht ganz so flexibel.
Ich vermisse meine Eltern sehr und habe große Angst das ich zu spät komme. Verstehst Du?

Ich weiß das es im Leben weitergeht, aber für mich ist mein Papa alles. Ich liebe ihn abgöttisch... Ich kann es mir nicht vorstellen das er bald nicht mehr da ist.

Oh man dein Lied ist aber auch herzzerreissend...

LG Sünje
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  #4  
Alt 13.01.2009, 14:05
Thessa76 Thessa76 ist offline
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Beiträge: 508
Standard AW: Ich habe Angst vor dem Tag an dem Papa geht...

Liebe Sünje

Ein ganz schneller Beitrag von mir, ich kann Dich sehr gut verstehen, auch bei mir ist diese Angst da. Und, bei mir ist es fast noch schlimmer, mich trennen 500 km. Mein grösster Alptraum ist der, dass ich zu spät komme, aber ich glaube, wenn es mal soweit sein sollte, dann gehen alle Uhren ein bisschen anders. Die Arbeit wird in dem Moment egal. Dein Papa geht, wenn er geht, sicher nicht von einem Moment auf den anderen. Daher würde ich Dir einfach gerne die Angst nehmen, irgendwann mal zu spät zu kommen.

Das ist eine der wenigen Ängste, die Du nicht haben musst. Glaube ich.

Alles, alles Gute für Dich und eine lange und gute Zeit für Deinen Papa und Euch.

Thessa
__________________
Meine Mutter, ED 03/08 Adenokarzinom nicht operabel; T4N3M0.
Chemokonzept: seit 03/08 Carboplatin/ Vinorelbine, Umstellung aufgrund von Versagen von Carboplatin auf Taxotere am 22.07.08. Letzte Chemo am 27.11.08 - nun watch and wait.
14.01.: Lunge fast tumorfrei, multiple Hirnmetastasen, 10 Ganzhirnbestrahlungen ab dem 22.01.
am 09.02.2009 in unseren Armen eingeschlafen
1946 - 2009
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  #5  
Alt 13.01.2009, 14:29
Stefans Stefans ist offline
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Beiträge: 426
Standard AW: Ich habe Angst vor dem Tag an dem Papa geht...

Hallo Sünje,

Meine Frau ist vor 10 Tagen an Brustkrebs verstorben. Dass sie sterben muss, war im Oktober schon fast sicher, nach der abgebrochenen Chemo im November zu 100%. Die Angst, "zu spät zu kommen", hatte vor allem ihre Schwester. Die beiden waren sich seit ewigen Zeiten die besten Freundinnen.

Zitat:
Zitat von Sünje Beitrag anzeigen
Für Dich ist es vielleicht ganz schön das du mal eben hinfahren kannst, ich wohne ja ca. 100km weg und bin da nicht ganz so flexibel. Ich vermisse meine Eltern sehr und habe große Angst das ich zu spät komme.
Dann fahr hin, sobald wie möglich !!! Wenn dein Chef dir keinen Urlaub gibt, dann lass' dich einfach krankschreiben. Jeder vernünftige Arzt, dem du deine Geschichte erzählst, schreibt dich problemlos über längere Zeit krank. Mit einer Diagnose, die dir sehr wohl das Reisen erlaubt, ohne dass dir beim Arbeitgeber jemand daran am Zeug flicken kann.

Meine Schwägerin hat die letzten Monate weiss-nicht-wie-oft im Flieger gesessen (lebt 750 km weit weg) und ist einfach hergekommen. Arbeit, Geld, Verpflichtungen... in so einer Situation IMHO ziemlich egal. Was nicht egal ist: dass du es für den Rest deines Lebens bereuen könntest, wenn du "zu spät kommst", weil dir deine Arbeit und die alltäglichen Verpflichtungen wichtiger waren. Und du dich nicht getraut hast, da einfach "auszubrechen".

Die Zeit, die du noch mit deinem Vater hast, ist einmalig. Es gibt keine zweite Chance. Du kannst _jetzt_ mit ihm Zeit verbringen. Und nur jetzt. Meine Schwägerin hat ihrem Chef einfach gesagt, dass ihre Schwester im Sterben liegt und sie jetzt bis auf weiteres unbefristeten Urlaub nimmt. Und wenn er ihr deswegen Ärger macht oder sie sogar rauswirft - das sei ihr egal, denn dann wüßte sie ohnehin, was sie von ihm zu halten hat. Und legt keinen Wert darauf, weiter für so ein A*sch zu arbeiten. Und schau her: Chef und Kollegen waren sehr verständnisvoll. War nur eine Frage der Traute für meine Schwägerin.

Zitat:
Ich weiß das es im Leben weitergeht, aber für mich ist mein Papa alles. Ich liebe ihn abgöttisch... Ich kann es mir nicht vorstellen das er bald nicht mehr da ist.
Das kann sich niemand vorstellen. Ich fürchte, man muss einfach abwarten, wie es sich anfühlt. Dass es nicht leicht werden wird, davon gehe ich mal aus :-/ Im Moment habe ich noch nicht realisiert, dass meine Frau niemals wieder kommen wird.

Aber wenn du deinen Vater so liebst: dann lass' alles stehen und liegen und sei bei ihm, solange es noch geht! Das, was du tun willst und kannst, musst du jetzt tun, bevor es zu spät ist.

Viele Grüße,
Stefan
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  #6  
Alt 14.01.2009, 16:28
Tala Tala ist offline
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Beiträge: 44
Standard AW: Ich habe Angst vor dem Tag an dem Papa geht...

Hallo nochmal,

wie es sein wird....hmm,das mag ich mir auch noch gar nicht vorstellen.Im moment bin ich einer relativ gefassten Stimmung.Ein Bekannter meinte aber,ich verdränge vieles.
Hatte auch aber so wie du Phasen,in denen ich nur am heulen war.Ich habe aber 2 Jungs (11 und 14),und ich möchte nicht dass sie mich dauernd heulen sehen.Auch für sie ist es schon schlimm genug weil sie sehr an der Oma hängen.

Vorbereiten kann man sich auf sowas eh nicht.
Mach es so wie Stafan geschrieben hat.Lass dich krank schreiben und fahr zu deinem Vater.Das nimmt sicher eine Menge Druck von dir.Dann kannst du dich um ihn kümmern was euch sicher beiden viel gibt.

Ja das Lied....der Sänger hat es für seinen besten Freund geschrieben der unheilbar an Krebs erkrankt ist.Ich finde es wunderschön und ich fand es sehr passend.Beim anhören muss ich mir aber auch oft ein paar Tränchen verdrücken.

LG Tala
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  #7  
Alt 14.01.2009, 17:48
Kyria Kyria ist offline
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Beiträge: 138
Standard AW: Ich habe Angst vor dem Tag an dem Papa geht...

Hallo Sünje,

auch ich möchte Dich dazu ermutigen, die Zeit zu nutzen und zu Deinem Papa zu fahren, so oft es nur möglich ist. Denn: Je mehr Zeit Du jetzt mit Deinem Papa verbringst, umso mehr hast Du später, wovon Du zehren kannst. Umso mehr Bilder, Erinnerungen, Gefühle...

Denn die Begleitung eines schwerkranken Angehörigen ist etwas ganz besonderes, etwas einmaliges, etwas wunderbar Inniges.

Laß` Dir das nicht nehmen. Fahre einfach hin. Es wird Deinen Papa und Dich
trösten und stärken.

Ganz liebe Grüße
Kyria
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