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  #1  
Alt 09.04.2013, 17:00
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Gina79 Gina79 ist offline
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Standard AW: Papa, bitte trag mich zurück ins Leben

Und wieder so ein komischer Tag,...

Geht es euch auch so? Ich habe das Gefühl dass die Traurigkeit, je mehr Zeit verstreicht intensiver wird?? Ich konnte diese Nacht ganz und gar nicht einschlafen, habe mich dann doch irgendwie in den Schlaf geweint und bin dann heute morgen mit verschwollenen Augen aufgewacht. Natürlich hundemüde. Mir kommt vor als ob alles immer schlimmer wird.
Papa fehlt mir jetzt noch mehr als am Anfang. Erst jetzt realisiere ich dass er nicht mehr kommt, diese verdammte Endgültigkeit!
Mir kommen die Tränen wenn ich seine persönlichen Sachen liegen sehe, sei es Kleidung, seine Geldtasche oder ich sehe ihn sogar sitzen. Wir haben heute unsere Gartengarnitur aufgestellt. Das erste war dass ich Papa sitzen sah. Genau an dem Platz wo er immer saß und im Sommer sein Sudoku löste.
Ich weine wenn ich in die Arbeit fahre und weine wenn ich wieder nach Hause fahre. In der Arbeit angekommen ist alles okay und ich wische mir die Tränen aus dem Gesicht, beim Rückweg nach Hause das selbe.
Erst jetzt habe ich wirklich begriffen dass ich meinen Papa nicht mehr um Rat fragen kann.
Ich sehe seinen Körper, seine Haut, seine Fingernägel - diese Einzigartigkeiten eines Menschen, ich sehe das alles vor mir - es war mein Papa der jetzt einfach weg ist von dieser Erde.
Das komische ist wenn ich in Tränen ausbreche (was ja komischerweise meistens beim Autofahren ist - vielleicht weil ich da ganz alleine bin, oder wegen der Musik??) schaue ich in den Himmel und sehe Vögel die in Freiheit im Himmel ihre Flügel ausbreiten und sich mit dem Wind in der Luft treiben lassen. Das gibt mir dann das GEfühl dass Papa doch nicht ganz weg ist. Aber früher hat man halt auch nicht auf die Vögel geachtet beim Fahren. Vielleicht waren die vorher auch schon so unterwegs?!

Habe heute für Papa Kränzchen gekauft. Wir haben ja noch keinen Grabstein und müssen ja noch mindestens ein Jahr warten bis wir einen machen können. Derweilen steht ja ein Kreuz mit seinem Foto am Friedhof. Beim Begräbnis hatte er ein kleines Kränzchen am Kreuz hängen dass ja mit der Zeit braun geworden ist. Heute habe ich ihm ein neues Kränzchen gekauft. WErden es jetzt dann aufhängen wenn wir ihn besuchen!

Diese fiese Trauer kommt echt wie Wellen. Ich hätte mir das vorher nie vorstellen können. Einerseits glaubt man es geht einem gut und man wundert sich warum man nicht weinen kann und platsch, aufeinmal ganz anders wieder.

Seid ihr auch so müde? Ich weiß nicht liegt es an mir, lasse ich mich zu viel gehen oder ist es vielleicht doch diese Frühjahrsmüdigkeit die mehrere Leute trifft?! Ich habe heute nachmittag frei und was habe ich daraus gemacht - ich habe zwei STunden geschlafen! Kann mich einfach nicht aufraffen, abends komme ich dann vor Mitternacht nicht ins Bett!

Ich wünsche euch noch einen schönen Abend und morgen hoffentlich wieder ein paar Sonnenstrahlen und Plusgrade!

Liebe Grüße
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Mein Papa: Kleinzelliges Bronchialkarzinom
Diagnose am 21.12.2011
am 23.2.2013
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  #2  
Alt 09.04.2013, 17:09
Flower* Flower* ist offline
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Standard AW: Papa, bitte trag mich zurück ins Leben

Liebe Nina!

Fühl dich mal von mir gedrückt
Mir gehts genauso wie dir.. auch meine Traurigkeit wurde immer intensiver, inzwischen bin ich aber glaub ich an dem Punkt, wo es wieder ein bisschen besser wird.. du meinteste glaub auch mal, dass du ebenfalls beim Fernsehen einschläfst? Klappt das noch oder nicht mehr so?
Ich breche übrigens zu 80% auch im Auto in Tränen aus und hab bisher nicht herausgefunden wieso das so ist..

Dass du ein neues Kränzchen gekauft hast find ich eine sehr gute und schöne Idee..

Ich drück die Daumen, dass du heute Nacht wieder besser schlafen kannst und wünsche dir ebenfalls einen schönen Abend!

Liebe Grüße,
Franzi
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  #3  
Alt 09.04.2013, 17:18
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Gina79 Gina79 ist offline
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Standard AW: Papa, bitte trag mich zurück ins Leben

Hallo Franzi! Danke für deine Antwort! Normalerweise klappt das schon mit dem Fernsehen. Ich sehe ja eh ganz lange, so bis Mitternacht fern aber dann dreh ich ihn schon mal ab und versuche zu schlafen. Meistens gelingt es auch aber im Moment ist es eher schwieriger. Vielleicht liegt es auch daran dass wir Mittwoch Vollmond oder Neumond haben. Ich weiß nicht genau was, kümmere mich auch normalerweise nicht wirklich darum aber irgendwas muss der Mond schon auf sich haben weil die Schüler davor auch oft sehr anstrengend sind.
Es tröstet mich wenn es bei dir wieder ein bisschen aufwärts geht! Ich glaube an die Phasen, die man bei der Trauer wohl durchmacht. Nach der anfänglichen Phase des Schocks und dem Stress alles zu Organisieren kommt ja irgendwann die Phase des intensiven Begreifens.

Ich will Papa einfach nicht vergessen, ich will seinen Geruch an mir haben für immer, er soll nie verfliegen. Manchmal wenn ich an seiner Kleidung rieche, wie gestern an seiner Lieblingshaube, dann kommt es mir vor als ob ich ihn gar nicht mehr so rieche, als ob sein Geruch schon verflogen sei. Das tut dann am meisten weh! Sein Geruch wird immer weniger. Ich stelle mir auch immer wieder seine Hände vor, wie ich ihm meine Hand gegeben habe und ihn gestreichelt hat im Krankenhaus.
Ich habe solche Angst dass diese Bilder irgendwann verschwimmen und nicht mehr so scharf zu sehen sind, sie werden jetzt schon immer schwieriger zu sehen! kennt ihr das?
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  #4  
Alt 09.04.2013, 17:28
shelly 1 shelly 1 ist offline
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Standard AW: Papa, bitte trag mich zurück ins Leben

Liebe Nina, mir geht es ähnlich wie Dir.. Jetzt wo man so langsam zur Ruhe kommt, fange ich an zu realisieren das er nicht mehr wieder kommt. Wenn ich Lieder im Radio höre muss ich auch immer weinen.. Sogar jetzt bei diesem schönen Wetter, es macht mich traurig das mein Papa seine Blumen nicht mehr sehen kann , sein Garten naja einfach alles.. Auf Arbeit ist es ganz schlimm für mich, ich werde den ganzen Tag mit dieser Krankheit konfrontiert und dann muss ich automatisch weinen..Ich denke das ist aber völlig normal , wir können ja nochmal in einem Jahr darüber schreiben, ich glaube da wird es uns besser gehen bzw anders... Alles wird gut liebe Nina ....
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  #5  
Alt 09.04.2013, 18:41
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Mirilena Mirilena ist offline
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Standard AW: Papa, bitte trag mich zurück ins Leben

Liebe Nina und Franzi, Shelly,...

ja, es ist tatsächlich so, dass die Trauer in Wellen kommt. Manchmal nahezu aus dem "Hinterhalt", wenn man meint, sich eigentlich ganz gut in Griff zu haben. Dann trifft es einen völlig unvermutet.

Ich kenne auch diese Situationen beim Autofahren sehr gut. Ich hörte im Radio einen Song und der erinnerte mich an meinen Vater und schon flossen die Tränen. Oder eine Erinnerung überkam mich und um meine Fassung war es vorbei.

Auch ich war immer müde und erschöpft. Es fiel mir sehr, sehr schwer, morgens überhaupt aufzustehen. Heute denke ich mir, dass es mir einfach schwer fiel, einen neuen Tag zu beginnen. Eigentlich habe ich mich schon morgens auf mein Bett am Abend gefreut... Das Beenden eines Tages war sehr viel einfacher, als ihn zu beginnen. Und Nina, wenn ich frei hatte, dann habe ich die Zeit auch nicht großartig für mich genutzt... Ich habe viel vor mich hingedöst oder eben geschlafen.

Es braucht einfach Zeit. Und alles, was ihr jetzt fühlt und durchmacht, zeigt euch einfach, wie sehr ihr eure Lieben vermisst.

Liebe Grüße
Miri
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Mein Papa erhielt am 18.04.11 die Diagnose Lungenkrebs mit Knochenmetastasen und ging am 21.02.12 ins Licht. Alles vergeht, aber die Liebe bleibt...

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  #6  
Alt 09.04.2013, 19:51
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Gina79 Gina79 ist offline
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Standard AW: Papa, bitte trag mich zurück ins Leben

Hallo Miri! Ja, es ist wirklich so, man glaubt man hat sich im Griff und wundert sich selbst noch darüber warum man sich so gut im Griff hat (hat sogar manchmal ein schlechtes Gewissen weil diese Normalität und Unbeschwertheit aufeinmal wieder da ist) und prompt fällt man in ein tiefes Loch.
Wir waren gerade am Friedhof und haben für Papa das Kränzchen angemacht. Es sieht schön aus. ICh habe einen braun-beigen Herzanhänger mit Vögeln dazugekauft den wir unten angehängt haben, sieht nicht kitschig aus sondern sehr edel. Papa hat ja seine Vögelchen vor dem Haus geliebt und die soll er auch an seinem Grab haben!
Wir haben uns mit dem Befestigen des Kränzchens am Kreuz schwer getan. Mama hat momentan auch eine schlechte Phase glaube ich. Sie wurde weil es nicht sofort funktioniert hat sehr nervös und gereizt. Es tut mir dann auch weh wenn ich sehe dass es ihr schlecht geht und ich ihr nicht helfen kann. Manchmal macht sie auch ein paar gereizte Äußerungen gegenüber mir, nichts Schlimmes aber doch eben. ICh hoffe es bleibt so dass wir uns gegenseitig verstehen, unsere Trauer gegenseitig aushalten und zu einander halten.
Irgendwie habe ich große Angst vor der Zukunft. Ich bin zwar schon so alt trotzdem kenne ich meine Mama mit meinen Papa zusammen.
Ich habe schon Angst davor was die Zukunft bringt, ob Mama wieder einmal jemanden kennenlernt vielleicht. Ich würde es ihr von Herzen gönnen aber mein Papa ist halt mein Papa und auch wenn ich schon so alt bin will ich dass sein Platz bewahrt wird!
Wir müssen weiterleben und auch wieder glücklich werden aber ich kann es mir jetzt nicht vorstellen dass das ohne Papa sein wird und deshalb habe ich Angst vor dem was kommt und vor dem was mein Papa nicht mehr mit uns erlebt! Ich habe Angst vor Neuerungen, Angst vor diesem "Neuanfang"!

Mein Fuß und mein Genick schmerzen auch noch immer. Nicht mehr so stark, nicht immer, mal mehr, mal weniger und das schon seit Dezember. Ich hoffe es ist nichts Schlimmeres, will aber aus Angst nicht zum Arzt. Der würde mich sicherlich zum Röntgen usw. schicken und das hatten wir ja das ganze Jahr über genügend oft. Das kann ich jetzt nicht brauchen.
Mama meint es wären noch immer die Nerven. Die vielen Schocknachrichten und Aufregungen in diesem Jahr haben Verspannungen am Körper ausgelöst mein sie. Ich werds wirklich mal mit Massage probieren und wenn das nicht hilft zum Arzt gehen. ICh fühle mich auch als wenn ich schon ein hohes Alter erreicht hätte wenn ich in der Früh aus dem Bett steige, mir tut alles weh so verspannt bin ich. Habt ihr das auch??

ICh wünsch euch einen schönen Abend noch und dass wir alle gut schlafen können und morgen ausgeruht aufwachen! Liebe Grüße
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  #7  
Alt 09.04.2013, 21:46
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Gina79 Gina79 ist offline
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Standard AW: Papa, bitte trag mich zurück ins Leben

Manchmal frage ich mich ob man sich wirklich gerne und freiwillig quälen mag!? Ich habe mir gerade ein Fotoalbum von Papa aus jungen Jahren angesehen. Er und Mama haben Urlaub in Lanterna gemacht. Ich musste wieder sehr weinen. Warum zieht es mich so sehr zu solchen Dingen hin die mir ohnehin nur weh tun und wo ich wieder weinen muss? Kennt ihr das?
Man will sich förmlich diese Dinge ansehen, sich sozusagen selber quälen sonst würde man ja nicht den Drang verspüren sich solche Alben anzusehen.

ICh hoffe so sehr es wird wieder besser... Aber was soll denn besser werden, Papa ist nicht mehr da und der fehlt so sehr!

Schlaft gut, ich werd mir jetzt eine Tasse Kakao zum Einschlafen genehmigen!
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  #8  
Alt 09.04.2013, 21:49
Almnixe Almnixe ist offline
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Standard AW: Papa, bitte trag mich zurück ins Leben

Liebe Nina,

es tut immer gut, wenn man seinen Lieben etwas schenken kann. Ich freue mich immer, wenn ich Papa einen bunten Strauß Blumen auf sein Grab stellen kann, da ich weiss, dass er bunte Blumen sehr mag.

Meine Mama war so sehr traurig und ich dachte immer, wir genügen ihr einfach nicht. Egal was wir machten, wir konnten und können unseren Papa nicht ersetzten und meiner Mama damit die Trauer nehmen. Wir sind ja auch die Kinder. Für unsere Mamas ist es eben so schwer mit der neuen Situation zu leben, so dass das ein oder andere gereizte Wort bestimmt auch dazu gehört.

Die Gedanken über einen neuen Mann an Mamas Seite kenne ich so nicht. Für meine Mama war klar, dass es für sie keinen neuen Mann in ihrem Leben geben wird, obwohl sie auch noch nicht so alt ist. Aber wenn ich so darüber nachdenke, dann fände ich das wohl auch nicht so gut, auch wenn es natürlich nicht unser Leben, sondern das unserer Mamas ist. Aber weisst Du was? Ich denke, mit solchen Gedanken solltest Du Dich noch nicht belasten. Dafür ist es noch viel zu früh! Aber ich kenne es, wenn die Gedanken so hin und her springen und man über alle möglichen Sachen nachdenkt.

Ein bißchen verschwimmt die Erinnerung tatsächlich nach einiger Zeit. Aber dadurch, dass sich auch der Schmerz verändert, kann man mit den verblassenden Erinnnerungen auch besser umgehen. Es gibt aber ganz bestimmte Situationen von meinem Papa, die ich jederzeit abrufen kann und ich ihn ganz klar vor meinem inneren Auge sehe. Auch seine Stimme. Z.B. wenn ich zu Besuch nach hause kam und er mir freudestrahlend die Hautür öffnete und mich so fröhlich begrüßte und dabei immer denselben Satz sagte. Die Situation ist sofort da, wenn ich daran denke und das ist schön. Aber dann vermisse ich ihn auch ganz schrecklich und ich muss ganz schnell an was anderes denken, denn sonst ist wieder der unveränderte Schmerz da. Vielleicht verblassen die Erinnerungen auch deshalb. Der Schmerz wäre sonst immer in gleicher Stärke da. Auch wieder ein Selbstschutz des Körpers. Alles hat offenbar einen Sinn...

Schlaf gut Nina und ich drück Dich! Tina

PS: Ich muss noch immer manchmal im Auto weinen. Ich weiss aber auch keine Antwort darauf, warum es immer dieser Ort ist. Bei mir es es auch egal, ob die Musik an ist oder nicht....
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  #9  
Alt 09.04.2013, 21:58
Almnixe Almnixe ist offline
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Standard AW: Papa, bitte trag mich zurück ins Leben

Liebe Nina,

habe gerade Deine letzte Nachricht gelesen.

Ich bin mir nicht sicher, ob es Selbstqual ist oder vielleicht eher eine Art der Trauerbewältigung. Das glaube ich eher. Den Schmerz zu spüren bedeutet ja auch ihn zuzulassen. Durch das Weinen kommt alles raus und der Körper wird einmal durchgeschüttelt und man ist hinterher erschöpft, aber auch ein Stück freier, oder nicht? Sich mit der Situation zu konfrontieren heisst ja auch, dass man lernen möchte, mit der neuen Situation zu leben und umgehen zu können....

Ich umarme Dich und schicke Dir ein paar schöne und erholsame Träume für heute Nacht!

LG! Tina

PS: Es wird nicht besser, aber es wird anders. Auch wenn Du es jetzt so gar nicht glauben kannst und magst...so sind wir gemacht, da wir doch weiterleben möchten...trotz allen Verlusten...
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  #10  
Alt 09.04.2013, 21:58
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Mirilena Mirilena ist offline
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Standard AW: Papa, bitte trag mich zurück ins Leben

Liebe Nina,

ich denke, deine Mama könnte Recht haben mit ihrer Vermutung. Es war sehr anstrengend für dich, du hast dir solche Sorgen wegen deines Papas gemacht und nicht nur deine Seele reagiert. Auch dein Körper meldet sich! Ich denke, du solltest dennoch mal deinen Hausarzt aufsuchen, denn auf Dauer gewöhnt man sich so eine Schonhaltung an wegen der Verspannungen und Schmerzen und das löst wiederum neue Schmerzen aus. Ich spreche da aus eigener Erfahrung Ich hatte ja ewig Magenprobleme... aber es ist alles in Ordnung bei mir (Gott sei Dank!!!). Die Symptome sind zwar noch nicht gänzlich verschwunden, doch seit ich weiß, dass es nichts Gravierendes ist, kann ich es besser aushalten. Gegen die Verspannungen (bei mir ist es die Schulter und zieht in den Arm) starte ich morgen früh mit Rückenübungen. Das habe ich mir selbst versprochen

Schön, dass ihr deinem Papa gemeinsam den Kranz gebracht habt! Das sieht bestimmt hübsch aus!

Ich denke, deine Angst vor der Zukunft ist nachvollziehbar. Dein Papa fehlt dir so sehr und es ist alles noch ziemlich frisch. Wie solltest du dir da eine schöne Zukunft ohne ihn vorstellen können? Er ist einer der wichtigsten Menschen in deinem Leben und ich denke, er wird es auch bleiben. Da ist es ganz egal, wie alt oder jung wir sind... Weißt du, du musst jetzt auch nicht an einen "Neuanfang" denken oder darüber grübeln. Es ist einfach zu früh! Nimm dir alle Zeit, die du benötigst, um um deinen Papa zu trauern. Es ist so eine Art "Zwischenzeit"... Ich weiß nicht, wie ich es anders beschreiben könnte. Ich habe es so empfunden. Ich habe nach außen funktioniert, meine Aufgaben erledigt, meine Mama getröstet, so wie es eben möglich war, war für meine Tochter da, doch wenn ich mit mir allein war, dann war ich wirklich verzweifelt. Ich habe so ziemlich alles in Frage gestellt und gleichzeitig wusste ich irgendwie, dass ich mir diese "äußere" Welt erhalten musste, weil sie einen gewissen Rahmen und Schutz bot. Ähnlich wie während der Krankheit meines Vaters habe ich versucht, von einem Tag zum nächsten zu leben. Nicht allzu viel zu planen und schon gar nicht in die Zukunft zu schauen. Das wäre mir auch viel zu anstrengend gewesen. Vieles ergibt sich einfach, es öffnen sich Fenster und Türen und andere schließen sich. Lass es auf dich zukommen...

Dir auch eine gute und erholsame Nacht
Miri
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  #11  
Alt 10.04.2013, 18:59
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Gina79 Gina79 ist offline
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Standard AW: Papa, bitte trag mich zurück ins Leben

Ach danke ihr Lieben, ihr die es immer schafft mich aufzubauen! Ja, es ist wirklich so, man fühlt sich leichter wenn man geweint hat. Auch heute beim zur Arbeit fahren und beim Heimfahren habe ich wieder geweint. Außerdem war ich heute, wie jeden Mittwoch und Freitag, ganz bald in der Früh bei Papa. Ich leg mir dann bewusst eine melancholische Musik ein, heute war es Rosenstolz, und dann schweifen meine Gedanken ab zu Papa und ich weine. Aber nachher ist es gut und ich fühle mich besser, irgendwie entleert.
Tina das stimmt, wir möchten ja weiterleben und auch wieder gut leben, trotz aller Verluste!

Miri, hast du heute mit deinen Rückenübungen begonnen? Machst du das anhand einer DVD? Es tut uns einfach gut wenn wir uns mit unserem Körper beschäftigen und was nur für uns machen! Ich sag euch was, mir kommt vor ich werd immer dicker, jetzt kommt der Frühling, im Fernsehen reden sie von Frische und Lust auf Sport und ich könnte nur schlafen und essen! Hoffentlich kommt bei mir auch die Zeit bald wieder wo ich bewusst auf meinen Körper schauen will und die Motivation dazu finde.

Du hast Recht Miri, das ist jetzt so eine Art Zwischenzeit. Man ist halb fröhlich, halb traurig. Man ist mit dem Kopf nur halb bei der Arbeit, man ist irgendwie gar nicht richtig da. Und ich könnte auch noch immer alles und jeden anzweifeln.
Wir hatten gestern von der Arbeit aus eine Versammlung. Auch da kam ich mir vor wie von einem anderen Stern. Die Leute haben sich über die Arbeitsbedingungen und über alles Mögliche beschwert, Vorgesetzte haben gesprochen. Ich dachte mir nur, über was regt ihr euch eigentlich auf? Habt ihr keine anderen Sorgen? Ist das echt das Wichtigste?
Ich halte diese Dinge im Moment einfach nicht aus. Über was sich die Leute beschweren und schimpfen, mit dem allen komme ich im Moment gar nicht klar.

Bitte nicht lachen, heute war ich mit Gina beim Hundefriseur. Sie ist ja eine Hunderasse die keine Haare verliert aber ihre Haare wachsen wie beim Menschen, deshalb müssen sie regelmäßig geschnitten werden. Sie schaut wieder so süß aus! Papa hat das auch immer gefallen wenn sie frisch vom Friseur gekommen ist, er hat sich immer so gefreut! Das ist jetzt das erste Mal Hundefriseur ohne dass Papa ein Kommentar dazu gibt

Ich wünsche euch noch einen schönen Abend, liebe Grüße
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am 23.2.2013
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