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  #1  
Alt 16.05.2017, 09:56
Ich-bin-ich Ich-bin-ich ist offline
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Registriert seit: 16.05.2017
Beiträge: 3
Standard Wie kann ich Hilfe geben?

Hallo zusammen!
Ich bin neu hier und suche Hilfe und Beratung bzw. Erfahrungsberichte, wie man als Freund eines Krebspatienten am besten Hilfe geben kann bzw. wie man sich verhalten soll....
Ein guter Freund ist letzten Sommer an Krebs erkrankt, hat Anfang dieses Jahres die Chemo beendet und es sieht alles recht gut aus, bis auf die Nebenwirkungen, an denen er nach wie vor leidet.
Nun meine Frage: Er will so gut wie keinen Kontakt, wenn ich mich jedoch melde, ist er oft froh und dankbar über meine aufbauenden Worte. DAnn wieder reagiert er eher gereizt, wenn ich ihn anschreibe. Besuchen darf ich ihn auch nicht, er will erst wieder ganz auf die Füße kommen.
Mir fällt dieses Zurückhalten und das Respektieren seines Wunsches sehr, sehr schwer und ich verstehe dieses Verhalten nicht....es verletzt mich sogar sehr, dass ich so zurückgewiesen werden.
Warum ist das so? Wie soll ich mich verhalten? Doch immer wieder ab und zu melden (auch, wenn ich keine Antwort bekomme) oder komplett von der Bildfläche verschwinden und warten, bis er auf mich zukommt?
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  #2  
Alt 16.05.2017, 15:08
Safra Safra ist offline
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Registriert seit: 21.12.2012
Ort: Sachsen-Anhalt
Beiträge: 533
Standard AW: Wie kann ich Hilfe geben?

Hallo,

manches Mal kommt der tiefe Fall erst hinterher, wenn vermeintlich nun alles gut wird. Dann wird einem erst richtig bewusst, was man durch hat, was eventuell wiederkommen kann, und wie es einem dann ergehen wird. Bisher war ja alles neu.

Ich vermute mal, Ihr seid männlichen Geschlechts? Es können verschiedene Dinge eine Rolle spielen.

Meine Frage oben bezieht sich darauf, dass Männer oft ein Problem damit haben, ihre Schwäche zuzugeben. Sie sind ja darauf gepolt, den starken Mann zu spielen, und das funktioniert in so einem Fall nicht mehr. Nach einer Krebserkrankung hängt man ganz schön in den Seilen und braucht geraume Zeit, wieder auf die Beine zu kommen. Vielleicht hat Dein Freund auch etwas, was man Fatigue nennt (https://www.krebsinformationsdienst....ex.php#inhalt3)

Dass er mal so, mal so drauf ist, kann mit seinen Nebenwirkungen zu tun haben, die vielleicht mal stärker, mal schwächer auftreten (ich wollte auch immer keinen sehen, wenn es mir schlecht ging - das konnte ich mir vorher nicht vorstellen, dass man so drauf sein kann)

Auch will er eventuell nicht ständig gefragt werden, wie es ihm geht, bemitleidet werden, getröstet werden (bloß keine platten Sprüche wie: "Das wird schon wieder" u.ä.!)

Was würde ich an Deiner Stelle tun? Ihn wissen lassen, dass ich für ihn da bin, wann immer er mich braucht - als offenes Ohr oder tätige Hilfe.
Wenn er einigermaßen drauf ist, mit ihm etwas unternehmen, was ansehen, Spiele, was auch immer, um ihn zu aktivieren und auf bessere Gedanken zu bringen. Bewegung und Luft können sehr hilfreich wirken. Ihn keinesfalls drängen. Bitte nimm nichts persönlich, er hat garantiert nichts gegen Dich, sondern ihn nimmt diese ganze Situation so mit. Und das wird auch noch eine Weile dauern. erst im Laufe der Zeit, wenn alles gut bleibt, nehmen die Ängste etwas ab.

Safra
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  #3  
Alt 16.05.2017, 15:57
hierfalsch hierfalsch ist offline
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Registriert seit: 10.02.2012
Ort: Tief im Westen
Beiträge: 395
Standard AW: Wie kann ich Hilfe geben?

Hallo :-)

manchmal ist es das einzige was man tun kann: Ertragen, dass man nicht helfen kann. Und das zu tun, ändert alles...

https://www.eulenseite.com/2017/02/2...elt-verändert/
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  #4  
Alt 16.05.2017, 21:35
Ich-bin-ich Ich-bin-ich ist offline
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Registriert seit: 16.05.2017
Beiträge: 3
Standard AW: Wie kann ich Hilfe geben?

Hallo Safra!
Vielen Dank für deinen Beitrag, ich sehe jetzt ein wenig klarer!
Und zu deiner Frage, ob wir beide männlich sind - nein, ich bin eine Frau und vielleicht macht das die Sache noch einen kleinen Ticken komplizierter..... mein langjähriger, guter Freund hatte Hodenkrebs und ich könnte mir vorstellen, dass das nicht gerade ein Thema ist, das man mit einer Frau besprechen möchte, auch wenn man noch so gut befreundet ist....

Ich bin dir jedenfalls für deine Sicht der Dinge sehr dankbar und würde mich freuen, wenn du mir noch mehr deiner Erfahrungen zuteil werden lässt!

Hallo hierfalsch!
Danke, danke, danke! Dein Link hat mir die Augen für eine ganz andere Sichtweise geöffnet, deine Sicht der Dinge hilft mir, besser zu verstehen und es nimmt mir diese Mut- und Hilflosigkeit, die man als Außenstehender nur extrem schwer ertragen kann.
Manchmal habe ich das Gefühl, alles, was ich meinem Freund schreibe - auch wenns nur ein kleiner Gruß mit einem netten Foto ist - ist falsch oder ich gehe ihm damit tierisch auf die Nerven....

Aber durch deinen Text habe ich wieder die Hoffnung bekommen, dass mein Handeln vielleicht doch nicht ganz fehl am Platz ist

Geändert von gitti2002 (16.05.2017 um 22:23 Uhr) Grund: Beiträge zusammengeführt
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  #5  
Alt 17.05.2017, 00:13
lotol lotol ist offline
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Registriert seit: 10.04.2016
Beiträge: 716
Standard AW: Wie kann ich Hilfe geben?

Liebe Ich-bin-ich,

den erfrischend zutreffenden Hinweis von hierfalsch (eulenspiegel) will ich noch um einen Punkt ergänzen.

Denn aus eigener Erfahrung weiß ich, daß in einer Therapie Befindliche während und auch nach der Therapie zeitweise nicht ganz zurechnungsfähig sind.
Soll heißen:
Sie tun bisweilen etwas, das ihnen selbst unerklärlich ist.
Und dem Rest der Welt eben so.

Damit will ich nicht sagen, daß sie verrückt geworden sind, sondern nur, daß sie halt manchmal Verrücktes tun.

Dem Rest der Welt bleibt deshalb gar nichts anderes übrig als diesbzgl. Nachsicht zu praktizieren.

Tu bitte auch Du das bei Deinem Freund:
Wenn er Dich manchmal "abtropfen" läßt, nimm das nicht so ernst.
Ignorier es einfach und tu das, was Du für richtig und angemessen hältst.
Immer wieder.

Zitat:
Nun meine Frage: Er will so gut wie keinen Kontakt, wenn ich mich jedoch melde, ist er oft froh und dankbar über meine aufbauenden Worte.
Woher weißt Du das?
Sagt/sagte er Dir das auch so?
Oder ist das nur Dein Eindruck?

Zitat:
DAnn wieder reagiert er eher gereizt, wenn ich ihn anschreibe. Besuchen darf ich ihn auch nicht, er will erst wieder ganz auf die Füße kommen.
Er mag ja gereizt sein, wie er das will.
Aber er ist doch inzwischen "über den Berg".
Und wird ja wohl auch laufen können.
Mußt ihn ja nicht unbedingt besuchen.
Reicht ja auch, wenn ihr mal einen "heben geht" und euch dabei aussprechen könnt.

Bist Du Dir eigentlich sicher, daß Eure "Beziehung" auf Gegenseitigkeit beruht?
Oder könnte da einseitig mehr vorhanden sein?
Du brauchst das hier auch nicht zu beantworten, wenn Du es nicht willst.
Fragen könntest Du Dich das aber schon.


Zitat:
Zitat von Safra
Es können verschiedene Dinge eine Rolle spielen.

Meine Frage oben bezieht sich darauf, dass Männer oft ein Problem damit haben, ihre Schwäche zuzugeben. Sie sind ja darauf gepolt, den starken Mann zu spielen, und das funktioniert in so einem Fall nicht mehr.
Ja - natürlich können verschiedene Dinge eine Rolle spielen.
Männer sind relativ einfach "gestrickt":
Wozu sie bereit sind, überhaupt mit jemand etwas zu "bereden", hängt nur vom Grad der Vertrautheit ab.
Wobei es keine Rolle spielt, ob das nun von Mann/Mann oder Mann/Frau geht.

Ich habe Freundinnen, mit denen ich nie (körperlich) intim war.
Aber dennoch so vertraut mit ihnen bin, daß es keine Grenzen dessen gibt, über das wir nicht ganz offen sprechen könnten.
Darüber bin ich auch sehr froh, weil meine Freunde alle längst gestorben sind. Leider.


@ Ich-bin-ich:
Mach Dir bitte selbst klar, worum es Dir geht.
Denn völlig egal, in welcher Situation wir alle uns befinden:
Nichts ist schlimmer als sich Illusionen hinzugeben, die "enttäuscht" werden könnten.
Hoffnung ist eine Sache.
Realitätsfremdheit/-verkennung aber eine ganz andere.


Liebe Grüße
lotol
__________________
Krieger haben Narben.
---
1. Therapie (2016): 6 Zyklen R-CHOP (Standard) => CR
Nach ca. 3 Jahren Rezidiv

2. Therapie (2019/2020): 6 Zyklen Obinutuzumab + Bendamustin => CR
Nach ca. 1 Jahr Rezidiv, räumlich begrenzt in der rechten Achsel

3. Therapie (2021): Bestrahlung
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  #6  
Alt 17.05.2017, 07:16
Ich-bin-ich Ich-bin-ich ist offline
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Registriert seit: 16.05.2017
Beiträge: 3
Standard AW: Wie kann ich Hilfe geben?

Hallo lotol!
Danke für deine Antwort!
Sag, was genau meinst du damit:

@ Ich-bin-ich:
Mach Dir bitte selbst klar, worum es Dir geht.
Denn völlig egal, in welcher Situation wir alle uns befinden:
Nichts ist schlimmer als sich Illusionen hinzugeben, die "enttäuscht" werden könnten.
Hoffnung ist eine Sache.
Realitätsfremdheit/-verkennung aber eine ganz andere
.
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