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  #1  
Alt 26.09.2013, 00:57
Kerejon Kerejon ist offline
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Standard AW: Sprüche... für Umgang mit Krebs, Durchhalten, Mut, Hoffnung...

Hey Ronny et al,

Ich hatte in einem anderen Thread einen netten Satz gelesen: ich habe Krebs aber ich bin nich der Krebs".

Die Gedankenwelt wird sich für Betroffene zwangsläufig ändern, und zwar in einem für Außenstehende schwer zu begreifenden Ausmaß.

Als Beispiel: ich nehme jetzt nach meinem Rezidiv ( Metastase?? Who Knows? ) wieder mein "geliebtes" Pflanzenschutzmittel DDT, pharmakologisch auch gerne Mitotane genannt, ein. Anscheinend scheint meine Leber es diesmal besser zu verdauen. Aber genau so ist das Gefühl. Du schüttest Dir dieses Gift rein und schickst jedesmal einen Schauer Hoffnung hinterher. Denn sind wir mal ehrlich, viele von uns würden den puren Schwefel inhalieren, wenns denn hilft ;-)

Und genau das heißt, die Erkrankung anzunehmen und ihr den Krieg zu erklären.

Das familiäre Umfeld oder Freunde, bzw. Kollegen können lediglich unterstützen, aber kämpfen tut man alleine nur für sich. Und dies beinhaltet eben auch die persönliche Annahme der Erkrankung.

Liebe Grüße

Kerejon
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  #2  
Alt 26.09.2013, 11:17
Mathias974 Mathias974 ist offline
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Standard AW: Sprüche... für Umgang mit Krebs, Durchhalten, Mut, Hoffnung...

Was ich auch schlimm finde ist folgendes. Man hat zwar Krebs aber für mich steht fest das ich kämpfe, dazu gehört aber auch das ich weiterhin Tageslicht tauglich aussehe. Immer wieder dann die Sprüche wie "Du siehst doch so gut aus, so schlecht kann es dir ja nicht gehen", ja soll ich nun wie der letzte Penner rausgehen, nur um zu unterstreichen wie schlecht es mir geht.
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  #3  
Alt 26.09.2013, 11:18
evelyn-wieda evelyn-wieda ist offline
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Standard AW: Sprüche... für Umgang mit Krebs, Durchhalten, Mut, Hoffnung...

Ein herzliches Hallo in die Runde,

„trotz oder gerade wegen meiner Diagnose Krebs mit Metas liebe ich das Leben und das Leben liebt mich, denn das Leben ist viel zu schön und will gelebt werden – jeder Augenblick zählt, denn ich bin viel mehr als „K“, ICH BIN!“

Und nun, ich für meinen Teil kämpfe nicht, habe nie gekämpft und will nicht kämpfen, sondern ich habe mich angenommen, lerne mich immer besser kennen und öffne nach und nach viele Fenster in mir, so dass Licht und Liebe in mich fließen kann. Das ist mein Weg des Annehmens, des Lebens.

Ja, es stimmt Kerejon, viele würde alles tun, um zu leben, zu überleben ganz nach dem Motto: Nichts muss sein, Alles kann sein – ich probiere und probierte auch verschiedene Dinge aus und habe gelernt, dass ich immer mehr auf meinem Körper höre, er sagt mir einfach, was gut ist und was gar nicht geht. Somit habe ich ein anderes, achtsames Körperempfinden entwickelt und das ist doch schon mal was.

Deine Meinung über das familiäre Umfeld, Freunde etc. kann ich nicht ganz unterstützen. Für mich ist es einfach ganz wichtig, ein harmonisches Umfeld, verständnisvolle Ärzte, gute Freunde und liebevolle Familie zu haben. Es ist für mich einfach auch Therapie, Hilfe, Kraft, Motivation und Lebensfreude und all das brauche ich einfach für die Heilung, für das heil sein, dass im Kopf anfängt und sich durch den ganzen Körper zieht – es sind deren Hände, die mich tragen und halten. Genau dadurch bin ich nicht alleine und die Last „K“ kann auf viele Schultern verteilt werden, so dass wir alle trotzdem oder gerade deshalb aufrecht gehen können.

Somit wünsche ich allen zufriedene Augenblicke, viele Hände und ganz viel Licht.

Alles Gute
Evelyn
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  #4  
Alt 26.09.2013, 23:01
Benutzerbild von Chilipeperli
Chilipeperli Chilipeperli ist offline
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Standard AW: Sprüche... für Umgang mit Krebs, Durchhalten, Mut, Hoffnung...

Hallo zusammen

Das ist ein interessantes Gesprächsthema.

Früher habe ich ausnahmslos immer von "Krebs bekämpfen" und "Krebs besiegen" gesprochen. Heute sehe ich es anders. Obwohl die bei mir eingesetzten Therapien, den Tumor verschwinden liessen.
Was heissen diese Wörter: kämpfen und siegen im Bezug auf den Krebs schon? Ich denke, bei Betroffenen kann man von Kämpfen und Siegen sprechen, wenn man die Krankheit als Teil von sich selbst akzeptieren lernt. Denn ob man jetzt will oder nicht, der Krebs ist da und ändern kann man die Situation nicht. Höchstens die Einstellung und das Gedankengut gegenüber dem eigenen Schicksal.
Anders ist es bei einer psychischen Krankheit, bei der man selbst in den Genesungsprozess einsteigen kann. Bei der man aktiv z.B. etwas gegen die Depression tun kann.
Um Tumorzellen verschwinden zu lassen, reicht es nicht, dass man z.B. immer wieder nach draussen geht. Vielleicht hilft es der Psyche, aber dass dadurch bösartige Zellen verschwinden, das mag ich zu bezweifeln.
Ich denke, dass es für Betroffene wie Angehörige eine grosse Schwierigkeit darstellt, die Situation so zu nehmen wie sie ist und das Beste daraus zu machen.
Meine Erfahrung im Umgang mit meiner bösartigen Erkrankung hat mir gezeigt, dass mein Umfeld besser mit meinem Schicksal umgehen konnte und mir eine Stütze war, wenn ich mit einer positiven Einstellung der Krankheit gegenüberstehe. Da gab es für mich am Anfang eine grosse Hürde zu überschreiten. Ich mag mich noch an die Situation erinnern als mein Operateur einen Tag nach erfolgtem operativen Eingriff vor meinem Bett stand, weinte und sagte: "Es tut mir so leid für Sie, Sie sind noch soooo jung". Darauf habe ich geantwortet:"Ich habe bereits soooo viele schlimme Sachen in meinem kurzen Leben erlebt. JETZT nehmen wir auch den Krebs". Mein Doc war sichtlich erstaunt ab meiner Reaktion und meinte in erster Linie zögerlich:"Ja? Ja?" dann sichtlich überzeugt:"Und ich werde sie dabei unterstützen." Und das hat er dann auch getan. Ich bin ihm sehr dankbar dafür. Denn, nicht immer war ich stark. Aber Schwäche und Ohnmacht meinem "gesunden" Umfeld zu zeigen war Gift. Wenn ich Trauer zeigte, dann bekam ich Mitleid. Mitleid wollte ich nicht. Ich brauchte das Gegenteil. Aber ich brauchte auch einen Ort, an dem ich meine üblen Gedanken und Gefühle rauslassen konnte und wusste aufgefangen zu werden. Bei meinem Operateur hatte ich diesen Ort und das Angebot. Ich nutzte es. Es hat mir sehr geholfen.
Dieser Ort, der Geborgenheit und mein Operateur der der Krankheit mit der nötigen Distanz begegnet ist, hat mir im übertragenen Sinn, die Möglichkeit gegeben: "die Bösewichter zu einem Kaffee einzuladen und mit ihnen über die Notwendigkeit von ihrem da- oder nichtdasein zu diskutieren".

Ich wünsche jedem Betroffenen, einen Ort an dem er sich genug sicher fühlt, auch einmal schwach zu sein, schwierige Gefühle und Gedanken ohne Scham und Hemmung zum Ausdruck bringen kann und danach gestärkt seinen Weg weiter gehen kann.

Liebe Grüsse
Chili
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  #5  
Alt 27.09.2013, 08:15
Ilse Racek Ilse Racek ist offline
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Standard AW: Sprüche... für Umgang mit Krebs, Durchhalten, Mut, Hoffnung...

@all


eine Userin, die leider nicht mehr unter uns weilt hat mal geschrieben, dass sie das Wort kämpfen nicht mag. Ich habe das damals auch so empfunden und war erleichtert, dass Jemand das sozusagen direkt ausspricht.

Es ist wahrscheinlich nicht relevant, wie man sein eigenes Verhalten bei Diagnose und Therapie bezeichnet, aber es hat m.E. absolut was, sich nicht als Kämpferin zu sehen, die nur gewinnen oder verlieren kann.

Gleichwohl müssen ja alle Betroffenen ihre eigene Angst und ihr eigenes Umgehen mit dem Schicksal verkraften.....im glücklichsten Fall mit klasse Freunden, Angehörigen und natürlich nicht zuletzt tüchtigen und verständnisvollen Ärzten.


Durchhalten, Mut und Hoffnung - wie es im Titel dieses Thread formuliert wird - entwickelt man leichter mit Anderen zusammen...... aber das wissen ja Alle, die hier lesen

Liebe Grüße
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Ilse

Geändert von Ilse Racek (27.09.2013 um 08:23 Uhr) Grund: vertippt
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  #6  
Alt 27.09.2013, 10:37
chrissi1969 chrissi1969 ist offline
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Standard AW: Sprüche... für Umgang mit Krebs, Durchhalten, Mut, Hoffnung...

Hallo zusammen ,
ich bin auch nicht fuers kaempfen - sondern ich will LEBEN mit oder trotz? meiner krankheit .Ih freu mich ueber jeden Tag den ich erleben darf ob Regen oder Sonnenschein . Wenn ich die Regentropfen auf meiner Haut spuere denke ich jetzt wie wunderbar es doch ist das zu fuehlen . Das hoert sich vielleicht komisch an , aber erst jetzt kann ich das Leben wirklich geniessen ,kann mich an Kleinigkeiten erfreuen . Weil ich jetzt den Wert eines gesunden Lebens kenne .
Keiner weiss wieviel Zeit einem bleibt - aber ich werde meine restliche Zeit (wie viel oder wenig das auch ist ) auf jeden Fall -leben -Tag fuer Tag aufs neue .

Herzliche Gruesse
Christina
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  #7  
Alt 27.09.2013, 10:49
J.F. J.F. ist offline
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Standard AW: Sprüche... für Umgang mit Krebs, Durchhalten, Mut, Hoffnung...

Hallo zusammen,

ich denke man sollte differenzieren. In der Zeit der Diagnosefindung und insbesondere während der Therapien kämpft man sich schon durch diese Zeit. Man hat mit der Diagnose, mit den Operationen, mit den Therapien, mit den Operationsauswirkungen, mit Nebenwirkungen aller Art, mit dem Umfeld usw usw genug zu tun. Es ähnelt einem Kampf. David gegen Goliath. Und dann kommt die Zeit nach den Therapien. Hier "lernt" man das Dulden, das Annehmen, das Durchatmen nach den Strapazen. Dann hat man auch "den Kopp" den Sonnenschein, die Tasse Kaffee oder Tee zu geniessen. Davor doch wohl weniger . Da ist der Kopf nicht frei, da kreist mehr oder minder - je nach Gusto - das Kopfkino.
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  #8  
Alt 27.09.2013, 10:57
Wangi Wangi ist offline
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Standard AW: Sprüche... für Umgang mit Krebs, Durchhalten, Mut, Hoffnung...

Sorry, aber das sehe ich komplett anders.

Ich habe gegen den Krebs gekämpft und zwar sehr, ich wollte leben und das ging nur mit kämpfen. Ich habe MIT der Chemo und MIT der Bestrahlung und MIT meinem Körper gegen den Krebs gekämpft, denn auch meine Liebsten konnten mir in der Phase nicht wirklich helfen, da musste ich alleine durch. Sie konnte mir Mut und Durchhalten zusprechen, Schmerzen, Ko..anfälle, Hustenanfälle, Durchfallanfälle usw. musste ICH ertragen.
Deshalb bin ich auch stolz auf mich dass ich das geschafft habe.
Ich will die Hilfe der Angehörigen aber nicht schmälern, ich habe keinen Partner und meine Kinder waren zu der Zeit im Ausland, deshalb weiß ich nicht ob es anders gewesen wäre wenn sie dabei gewesen wären. Ich hatte aber HIlfe von Schwester und Schwager, nur waren die oft selber hilflos. Sehr geholfen haben mir die Schwestern und Pfleger im Kh, wenn es ihre knapp bemessene Zeit zugelassen hat.
Hier wurde öfter geschrieben Ich höre auf meinen Körper und lebe intensiver.
Also wenn ich während der Chemo auf meinen Körper gehört hätte wäre ich nicht mehr hier, denn der hat sich heftigst gegen das Gift das da in ihn rein geschüttet wurde gewehrt und wollte das auch wieder los werden, was er mir auch gezeigt hat. Nur da mußte er durch, um das was ihn kaputt gemacht hätte loszuwerden.
Intensiver lebe ich jetzt auch. Geniesse Sachen die vorher selbstverständlich waren und nehme Manches nicht mehr so wichtig.

Gruß Wangi

@J. F.

Sehe jetzt erst beim Abschicken meines Beitrages dein Statement und sehe das genauso. Geht das "Bekämpfen" des Krebs denn ohne Kämpfen? Ich glaube nicht

L. G. Wangi
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Geändert von Wangi (27.09.2013 um 10:59 Uhr)
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  #9  
Alt 27.09.2013, 16:03
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HelmutL HelmutL ist offline
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Standard AW: Sprüche... für Umgang mit Krebs, Durchhalten, Mut, Hoffnung...

Guten Morgen,

"Ich kämpfe nicht, ich lebe!" Das ist die Aussage. Genau wie J.F. und Wangi sehe ich das differenzierter, das ist mir persönlich ein bisschen zu flach.

Bereits das Ausrufezeichen in dieser Aussage bedeutet Kampf und zwar mit sich selber. Nämlich bereits zu Beginn in der Depression nach der Erstdiagnose zu sagen: "Das ist nicht das Aus. Ich kann was tun gegen den Tot durch Krebs. Ich stelle mich der Herausforderung." Was keineswegs selbstverständlich ist. Man darf nicht nur von der Klientel hier im Forum ausgehen. Die will ja in der Regel was tun, sonst wäre sie nicht hier bzw. sie sucht sich hier die Hilfe, die sie braucht, um sich eben der Herausforderung erst mal stellen zu können. Ich denke, dass hauptsächlich außerhalb der bekannte Vogel Strauss immer wieder muntere Einkehr feiert. Davon kann man hier nichts lesen. Wobei er auch bei uns nicht selten zu Gast ist.

Ich denke, ich weiß welche Userin Ilse meint. Diese Userin benutzte jedoch auch folgenden Satz: "Siehst du den Wasserfall in ihren Augen?" Dieser Wasserfall bedeutet Angst und/oder Verzweiflung. Diesen Wasserfall zu überwinden, das heißt die Angst als aufmerksamen Partner, der vor Gefahren warnt, zu verstehen oder die abgrundtiefe Verzweiflung zu überstehen um sich der Gefahr überhaupt erst sinnvoll stellen zu können, bedeutet schwersten Kampf mit sich selbst. Das nicht nur bei der Erstdiagnose, sondern immer wieder. Sei es, wenn der erste Tropfen der x-ten Chemo in die Ader läuft, vor der OP, bei einem Rezidiv oder auch nur vor der Kontrolluntersuchung. Ich weiß, dass bewusste Userin das Leben liebte und in vollen Zügen genoss. Ich weiß jedoch auch, dass sie keineswegs frei war von Angst und ich bin mir ziemlich sicher, dass sie in ihrer letzten Zeit mit allem, was ihr greifbar war und sinnvoll erschien, gegen ihren Krebs kämpfte. Leider war für sie der Wille alleine nicht entscheidend.

Kämpfen heißt für mich: leben wollen. Das muss man zuerst mal erreichen, bevor man leben kann. Etwas wollen heißt: man hat ein Ziel. Im Jetzt muss man die Weichen erst mal stellen (können), um es vielleicht irgendwann zu erreichen. Diesen Willen muss man sich, gegen sich selbst, erkämpfen und ganz sicher auch immer wieder auffrischen. Vielleicht wird es mit der Zeit weniger kräftezehrend. Schön, wenn man ihn irgendwann verinnerlicht hat und nicht mehr daran zu denken braucht.

Die Aussage: "Ich bestimme mein Leben! Nicht der Krebs" ist falsch. Er tut es sehr wohl. Für immer. Die Unschuld in Bezug auf Krebs ist dahin. Er ist die Ursache für das Leben nach der Diagnose und was immer er auch ausgelöst hat und weiterhin auslöst. Er ist die Ursache für die Aussage vieler: "Ich lebe jeden Tag. Bewusst. Besser. Anders als früher". Hut ab vor den Betroffenen, die sich bis dahin gegen alle Widrigkeiten hindurch gekämpft haben. Diese Aussage ist absolut OK, denn sie kann und soll Mut machen, soll zeigen, dass man es schaffen kann und ist für den Betreffenden richtig. Für andere gibt sie ein Ziel vor. Nur, jeder muss für sich selbst und letztendlich alleine (wenn auch, je nach dem, mit Unterstützung des Umfeldes) den Weg dahin schaffen. Das heißt jedoch nicht, der Krebs wäre dann aus dem Gedächtnis gestrichen.

Krebs zu haben heißt für mich Kampf. Sei es ins Leben oder in den Tod. Man ist sich selbst dabei Rüstung und nicht zu unterschätzende Waffe. Weitere Waffen heißen Chemo, OP, Bestrahlung und was es alles an komplementären und sonstigen Dingen gibt. Man muss begreifen, dass es scharfe Waffen, stumpfe und eigengefährliche gibt. Die Rüstung, der Lebenswille, die Kraft von Kopf, Bauch und Körper wird mit jedem Tag, den man wieder leben kann, stärker und stabiler. Ein schwerer Weg bis dahin. Wenn man die Chance dazu überhaupt hat.

Es mir geht nicht darum, bewusste Beiträge zu verneinen. Ich gehe ebenso keineswegs davon aus, dass es leicht war, zu dieser Einstellung zu kommen, doch manche Beiträge können diesen Eindruck erwecken. Es geht vielmehr darum, die Krankheit und ihre Begleiterscheinungen bewusst zu erleben, zu akzeptieren, dass sie da ist, das persönlich Bestmögliche daraus zu machen. Es geht darum, anderen mögliche Ziele zu zeigen und zu helfen, Ängste an zu nehmen, und den jeweils persönlichen, gangbaren Weg zu finden. Es geht darum, einem krebskranken Menschen zu helfen, zunächst ein starker krebskranker Mensch zu werden, der selbstbewusst und eigenverantwortlich seinen Weg geht. Hoffnung ist dabei ein starkes Wort.

Einen mit dem Ziel: "Ich lebe."


Das ist meine persönliche Meinung.


Liebe Grüße,

Helmut
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  #10  
Alt 27.09.2013, 23:54
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Chilipeperli Chilipeperli ist offline
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Standard AW: Sprüche... für Umgang mit Krebs, Durchhalten, Mut, Hoffnung...

Guten Abend,

Diese Diskussion regt zum Nachdenken an.

Das Wort: "Kämpfen" im Bezug auf die Krebserkrankung kann sicher verschieden angeschaut werden.

Die Krebserkrankung ist eine ganzheitliche Erkrankung. Sie betrifft sowohl Körper, Seele wie auch der Geist.
Für mich persönlich bedeutet: Kampf, etwas aktiv gegen die wild wuchernden Zellen im Körper zu tun. Doch ein(e) Erkrankter kann in dieser Hinsicht nichts tun ausser die von aussen zugeführten Therapien über sich ergehen lassen. Diese Therapien mögen hart und keinesfalls lustig sein. Doch bei diesen Therapien stehen wir nicht auf und nehmen das Schwert in die Hand. Wir befolgen lediglich den Rat des Fachpersonals, lassen die Chemo in uns laufen, liegen auf dem Bestrahlungs- od. Op Tisch und ertragen! Das empfinde ich als passiv auch wenn diese Therapien oftmals mühsam, eklig, schmerzvoll, unangenehm, etc. sind.
In seelischer und geistiger Hinsicht kann man meiner Meinung nach gut von Kampf sprechen. In meinem Blog (leider schon lange nicht mehr geschrieben) verwende ich dieses Wort: "Kämpfen" auch. Ich verwende auch das Wort: "Sieg" im Bezug auf die Krebserkrankung und ich meine damit genau das: seelischer und geistiger Kampf.
Ich finde Helmut hat sehr schön beschrieben, was dieser Kampf ist.

"Ich bestimme mein Leben! Nicht der Krebs." Das Leben nach einer Krebsdiagnose verändert einfach alles und egal ob die Krebserkrankung nun überwunden ist oder noch vorhanden ist. Verändert wird das Leben in vielen negativen ABER auch in vielen positiven Hinsichten.

Mit meinem letzten Abschnitt merke ich, dass sich der Kreis schliesst und ich wieder beim Wort: "Kampf" angelangt bin. Ja, ich glaube man kann in jeder Hinsicht von Kämpfen sprechen.

Und somit wünsche ich Euch allen eine gute Rüstung um möglichst wenig Wunden in unserem Kampf davonzutragen.

Liebe Grüsse
Chili
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  #11  
Alt 28.09.2013, 09:17
Ilse Racek Ilse Racek ist offline
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Standard AW: Sprüche... für Umgang mit Krebs, Durchhalten, Mut, Hoffnung...

@all


wenn ich mir so die Beiträge der letzten Tage alle so in Ruhe durchlese stelle ich fest, dass sozusagen Alle irgendwie Recht haben

Beispielsweise nutze auch ich öfter mal fast unmerklich das Wort KÄMPFEN in Situationen, die noch nicht mal so dramatisch wie Krebs sind....... beispielsweise werde ich heute vormittag mit etwas Fahrradfahren gegen die Arthrose kämpfen und morgen ist Schwimmen dran

Ich wünsche Euch einen guten beschwerdefreien Spätsommertag

mit herzlichen Grüßen.....nicht zuletzt an den selten hier postenden Helmut


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Ilse
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  #12  
Alt 28.09.2013, 14:57
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HelmutL HelmutL ist offline
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Standard AW: Sprüche... für Umgang mit Krebs, Durchhalten, Mut, Hoffnung...

Hi Ilse, hi chili & @all,

ich möchte kein Haarspalter sein (ok, manchmal bin ich es schon ). Man kann das Thema durchaus so sehen, wie einige es tun.

Normalerweise versuche ich zunächst die Situation so realistisch wie möglich einzuschätzen. Siehe oben. Natürlich ist das immer auch persönlich gefärbt. Jeder Mensch denkt anders, hat ein anderes Umfeld und eine andere Vorgeschichte. Selbst eine sogenannte 'realistische Einschätzung' ist immer auch eine persönliche und muss vielleicht irgendwann mal revidiert werden.

Ich baue mir damit ein Fundament, auf die ich meine weiterführenden Gedanken und Entscheidungen aufsetze. Spätestens da kommen dann Emotionen wie Wut, Angst, Verzweiflung, Glaube und Hoffnung ins Spiel und auch manchmal gedankliche Klimmzüge, welche ein anderer vielleicht nicht so einfach nachvollziehen kann. Die Bedeutung und Inhalte einzelner Wörter ist nicht nur dabei unter Umständen von Mensch zu Mensch und im Kontext gesehen verschieden. Was zu großen Missverständnissen führen kann.

Ich sehe durchaus einen Sinn darin, das Wort 'kämpfen' nicht zu mögen. Kein Problem, es wird durch ein anderes ersetzt oder umschrieben. Z.B. durch "Ich will leben!" oder "Ich bestimme, nicht der Krebs!". oder wesentlich subtiler "Ich lebe!". Kämpfen, das riecht nach Blut, Schweiss und Tränen, ist also eher negativ besetzt. Nicht besonders gut in dem Moment. Nagtives hat man bereits genug oder davon irgendwann die Nase voll. Die Umschreibungen jedoch bauen auf, sie haben einen positiven Charakter und zeigen deutlich den Weg nach vorne. Für sich selbst und für andere. Gerade bei dieser Erkrankung sehr wichtig. Obwohl, sowohl das Wort als auch die Umschreiben haben für uns hier prinzipiell die gleiche Bedeutung: leben und/oder überleben.

So gesehen gebe ich den Menschen recht, die das Wort 'kämpfen' nicht mögen oder gar aus ihrem Wortschatz gestrichen haben und ehrlich gesagt: ich mag es auch nicht besonders. Ich hoffe, ihr habt mich verstanden.

In einem muss ich dir widersprechen, Chili: kein Patient muss wie entmündigt irgendetwas über sich ergehen lassen. Man sollte durchaus selbstbestimmt mit den Ärzten zusammenarbeiten. Meine Frau hatte damals in der Regel sehr genau gewusst, was sie will und was sie nicht will. Ich kann mich an so manche Diskussion mit den Ärzten erinnern und manchmal setzte sie einfach einen Punkt. Viele machen das genau so und sie haben recht. Wie mir ihr Onkologe hinterher sagte, sei es ihm genau aus diesem Grund sehr schwer gefallen, die beiderseitig meist nötige menschliche Distanz zu wahren und letztendlich sei es ihm auch nicht wirklich gelungen.


In diesem Sinne auf das Leben,

Helmut
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  #13  
Alt 28.09.2013, 15:23
Ilse Racek Ilse Racek ist offline
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@Helmut

Du bist kein Haarspalter und mir hat besonders Dein letzter Absatz gefallen
__________________
Ilse
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  #14  
Alt 28.09.2013, 16:24
J.F. J.F. ist offline
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Standard AW: Sprüche... für Umgang mit Krebs, Durchhalten, Mut, Hoffnung...

Hallo zusammen

Helmut, ich würde bei dem Wort "Kampf" ebenfalls differenzieren wollen. Es kommt auf die Assoziationen an, die sich im Kopf des Jeweiligen im jeweiligen Moment aufbauen. Wer Kampf mit Krieg kombiniert, wird natürlich dies ablehnen. Aber das wäre zu einfach gemacht.

Wer aber Kampf auch mit den täglichen (unangenehmen) Entscheidungen und Weggabelungen, an denen man doch des öfteren steht, verbindet sieht es dann mit anderen Wertmaßen. Das Leben beginnt mit einem Kampf . Die Geburt, das Duchquälen durch den Geburtskanal ist der erste Akt im Leben eines Jeden. Also nicht mal auf der Welt und der Kampf beginnt . Manch eine(r) musste mit Hilfe anderer auf die Welt geholt werden. Dann das laufende Leben mit seinen Höhen und Tiefen. Manch Entscheidung wurde nach einem langen Kampf mit sich selber oder mit anderen getroffen. Da ist auch kein Blut geflossen (hoffentlich), aber nicht umsonst heißt es "nicht aus der Haut können", "Dir ist was auf den Magen geschlagen", "ist Dir was an die Niere gegangen", "Du beißt Dich durchs Leben" etc pp. Der Kampf wurde ggf mit Ignorieren aus dem Weg gegangen. Aber viele kennen es, dann kommt die nächste Lektion um so heftiger. Bis man sich dem Kampf stellt. Es muss nicht immer gleich Krebs sein. Es können auch "banale" Dinge sein. Und es müssen nicht immer gleich die Waffen ausgepackt werden. Für manch Erkrankte ist schon das morgendliche Aufstehen zu einem Kampf mit sich selber geworden, zB beim burnout oder Fatigue.

Und da wäre ich beim Posting von Chili . Nein, man duldet nicht was die Ärzte einem als Therapie auf den Weg mitgeben, man nimmt sie aktiv an. Klar ab und an hat man das Gefühl mit dem Rücken an der Wand zu stehen. Der Kampf mit sich: Ja oder nein zur Therapie und seinen Nebenwirkungen. Man entscheidet sich für die Therapie, nimmt den Kampf auf. Gegen die Krankheit, gegen die Widrigkeiten, die sich in den Weg stellen. Ich mag zB keine Boxkämpfe, für mich ist das Brutalität, die in meinen Augen kein Sport ist. Aber das ist rein meine Meinung, ich akzeptiere es, dass andere dies anders sehen. Im Kampf gegen den Krebs habe ich meine Rolle im Ring gesehen (das zum Thema Assoziation). Und bisher sind die Runden an mich gegangen, auch wenn ich sehr angeschlagen bin. Und mich manchmal fühle als würde man mich auszählen. Aber ich stehe wieder auf. Und mache weiter. Und geniesse in den Zwischenzeiten das Leben, denn dies habe ich mir schwer erarbeitet.

Auch Angehörige von Erkrankten, die auf dem letzten Weg sind, kämpfen um die vermeintlich richtige Entscheidung, um allen den Abschied zu erleichtern. Auch für sie ist es nicht einfach heraus zu finden was sowohl für sie als auch für den Sterbenden der Weg ist, damit alle ihren jeweiligen weiteren Weg beschreiten können. Da wären wir dann beim Ende eines Menschenlebens. Der Kreis schliesst sich.

In diesem Sinne hoffe ich, dass alle das heutige supertolle Wetter geniessen und für sich für ein paar Minuten, Stunden innehalten und friedlich verschnaufen können. Denn auch die Natur mit ihren Herbstfarben und den beginnenden morgendlichen Frösten ist das langsame Zurückfahren der Ressourcen, um den Winter trotzen zu können.
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  #15  
Alt 28.09.2013, 20:52
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Chilipeperli Chilipeperli ist offline
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Lieber Helmut, lieber JF

Zitat:
Nein, man duldet nicht was die Ärzte einem als Therapie auf den Weg mitgeben, man nimmt sie aktiv an.
Da bin ich gleicher Meinung.

Aber während dessen man auf dem Op-Tisch liegt, unter dem Bestrahlungsgerät liegt oder an der Chemo hängt, schenkt man sein Vertrauen den Ärzten, der Technik und der Chemie. Der aktive Entscheid hat man vorher getan. Wenn die Chemo in die Vene läuft, das Bestrahlungsgerät in Gang gesetzt ist, die Narkose gespritzt ist, dann übergibt man sich in Verantwortung Fremder. Klar, die Folgen der Nebenwirkungen dieser Therapien muss der eigene Körper tragen und erdulden und dann ist man wieder in den Kampf eingestiegen.

Und ja, da bin ich durchaus gleicher Meinung Helmut, jeder sollte selbstbestimmt mit den Ärzten zusammenarbeiten. Man sollte für sich entscheiden können, was für einen gut ist und was nicht. Das ist doch des Menschens gutes Recht, wenn er handlungsfähig ist.
Leider kommt es immer wieder vor, dass über den Patienten hinweg entschieden wird. Doch da sind wir bei einem anderen Thema.

Ich hoffe, ich konnte mich gut genug ausdrücken, sodass man nachvollziehen kann, was ich mit passivem Kampf meine!

Einen ruhigen Abend wünsche ich Euch
Chili
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