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Alt 19.11.2009, 19:11
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Djamila Djamila ist offline
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Registriert seit: 19.11.2009
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Standard Mein größert Wunsch

Mein größter Wunsch
Ich bin 21 Jahre alt und kämpfe seit meinem 11. Lebensjahr mit der Krankheit Krebs um mein Leben. Was dann mein größter Wunsch ist, sollte eigentlich auf der Hand liegen. Das Überleben. Aber dass ist nicht mein größter Wunsch. Irrsinn? Ironie? Nein, nur die Erkenntnis, dass ich sowieso irgendwann sterben werde ob nun am Krebs oder durch einen Autounfall. Was spielt das für eine Rolle? Dann denkt man doch, der nächste größere Wunsch ist, gesund zu werden. Aber das ist auch falsch, zumindest in meinem Fall.
Ich denke, wenn man Krank ist und durch die Krankheit andere Betroffene kennen lernt und sieht wie diese Personen sterben, fängt man an es anders zu sehen. Denn man sieht und man leidet selber und natürlich ist es für die Familie und Freunde, für die Personen die dazu gehören sehr, sehr schwer. Ich will nicht leugnen, dass ich ohne meine Familie, ohne meine Freunde schon längst aufgegeben hätte. Es wäre sogar richtig zu sagen, dass ich dann noch nicht mal aufgeben müsste weil, ich annehme, dass ich diesen Kampf nie eingegangen wäre, wenn meine Familie nicht gewesen wäre. Es ist nachvollziehbar, dass es ein harter Kampf für jeden ist der auch nur im Entferntesten damit zutun hat. Aber was ich, für mich am schlimmsten finde, ist die Schauspielerei. Ich kann zwar jetzt nur von mir sprechen, da mir, dass zu verallgemeinern nicht zu steht, aber ich weiß, dass viele Kranke genauso handeln wie ich, mit der Maske. Mit der Schauspielerei und der Maske mein ich das aufgesetzte Lächeln und die dauer Antwort “Mir geht es gut“. Das ist meistens nämlich nicht so. Warum ich das so mache? Um meine Mittmenschen, die mir in dieser schweren Zeit beistehen den Mut und die Hoffnung geben, wieder zurück zu geben und um niemanden noch mehr sorgen und ängste auf zu bürden. Vielleicht ist es falsch, aber was kann ich sonst tun außer weiter kämpfen? Ich fühle mich nicht wohl, wenn ich zu gebe wie es mir wirklich geht oder was in mir vor geht. Aber es hat auch nichts mit Verdrängung zutun sondern eine Art Schutz für meine Mitmenschen, denn sie haben es doch schon schwer genug. Ich weiß, dass niemand etwas dafür kann und ich selber auch nicht. Aber ich geb mir die Schuld, wenn ich meine Familie oder Freunde um mich weinen sehe. Darum will ich es vermeiden. Zudem sind mir im gewissen grad die Hände gebunden. Versuch mal, wenn es dir dreckig geht, einen andern Menschen aufzubauen. Das ist verdammt hart und es kostet Unmengen an Kraft. Und dennoch bau ich immer und immer wieder die Menschen in meiner Umgebung auf. Warum ich das mache, ich weiß es nicht, vielleicht um von meinem eigenen schmerz abzulenken. Stärke zeigen ist schwierig aber schwäche zeigen auch. Vor allem wenn man weiß, dass man damit nicht nur sich selber schadet sondern auch noch die, die man liebt. September 2008 kam die Diagnose, ein neuer Tumor, ein zweiter am Stammhirn, inoperabel. So, was nun, meine Gedanken waren: “Wenig Zeit, Zeit genießen, Viele Schmerzmittel, warten auf den Tot“. Doch dann hab ich das Gesicht meiner Mutter gesehen, meine kleine Schwester und meinen Bruder und ich wusste ich muss versuchen zu kämpfen. Wenn nicht für mich, dann doch wenigstens für sie. So fasste ich den Entschluss eine weitere Chemo über mich ergehen zu lassen, ohne groß darüber nach zu denken, jedoch mit dem Willen weiter hin in die Ausbildung zu gehen. So steh ich hier und versuche einen geraden Weg in dieser Steinigen Zeit zu bekommen. Doch es ist leichter gesagt, als getan. Denn zwischen Therapie und Lernen für die Ausbildung werden mir noch andere schwere Steine in den Weg gelegt. Sei es aus üble Nachrede oder bösen Blicken. Es ist schwer den Kopf dann noch für andere Sachen frei zu halten. Es ist eine Art Spagat zwischen Ausbildung, Chemotherapie, Nebenwirkungen, Hoffen und Bangen und Lästereien. Manchmal würde ich am Liebsten alles hin schmeißen und auf eine einsame Insel fahren und alles und jeden Vergessen. Doch das geht nicht und so geht der Alltagstrott zwischen Verzweifeln und Schauspielern weiter. Und niemand kann die Uhr des Lebens für einen Moment anhalten um das man eine Minute durchatmen kann, um dann doch wieder weiter kämpfen zu müssen.
So wünsche ich mir nur eines, ein friedvolles ruhiges Leben mit meinen Lieben und dass wenn ich nicht mehr bin, meine Familie, so wie meine Freunde, ihr Leben weiter leben können, ohne das sie an der Trauer, der Verzweiflung und dem Schmerz zu Grunde gehen.



Wie seht ihr das????


Liebe Grüße
Djamila
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