#16
|
|||
|
|||
AW: Sind wir zu egoistisch?
Hallo Kiwi,
ja im Moment fühl ich mich schon stark genug... ich bin ein ziemlicher Kopfmensch (was nicht heisst, dass ich keine Gefühle habe)... solange wir über Tatsachen sprechen können, kann ich gut damit umgehen und für uns ist der Beginn der Chemo etwas fast "Befreiendes"... wenigstens wird nun etwas getan. Aber wie nahe es mir geht hab ich am Freitag, nachdem ich mit dem Arzt gesprochen habe und am Sonntag nach dem Krankenhausbesuch gesehen... Ich glaube, wir sind als Familie stark, weil jeder seinen Teil übernehmen wird... Hört sich komisch an, aber so fühl ich es. en ganz liebe Gruess Joli |
#17
|
||||
|
||||
AW: Sind wir zu egoistisch?
Hallo Joli
Ich bin nicht mehr so oft in diesem Forum, so bitter es ist; aus mir wurde aus "Angehörige" eine "Hinterbliebene"... ich gucke aber regelmässig vorbei und lese mit. Bleib stark - ich habe die Erfahrung gemacht, dass der Rucksack, den man auferlegt bekommt, immer so gefüllt wird, dass man ihn noch schleppen kann... Berichte bitte, wenn es Neues gibt - hier bist du gut aufgehoben Ich sende dir ein dickes Kraft- und Energiepaket, es liebs Grüessli, Kiwi
__________________
Leuchtende Tage - nicht weinen, dass sie vorüber, sondern lächeln, dass sie gewesen. (Tagore) |
#18
|
|||
|
|||
AW: Sind wir zu egoistisch?
Ich denke nicht, dass es egoistisch ist, wenn man an seine Grenzen stösst.
Meine Freundin ist vor ihrem Tod super auf der Palliativstation betreut worden. Die kennen sich aus und konnten ihre Schmerzen lindern. Als sie nach Hause entlassen werden sollte stand ein ambulanter palliativ- und Hospiz-Pflegedienst bereit, der sie betreut hätte. Leider ist sie vorher gestorben. Aber auch das Hospiz als "letzte" Möglickkeit haben wir in Erwägung gezogen. Viele Menschen haben Vorurteile gegen die Palliativstationen, aber ich kann nur sagen, jeder, der die Möglichkeit hat sollte diese nutzen. Leider sind diese Stationen noch nicht überall verbreitet. LG Navina Die haben sich auch wirklich klasse um die Angehörigen gekümmert!! |
#19
|
|||
|
|||
AW: Sind wir zu egoistisch?
Wollte mich nur mal wieder kurz melden.
Vorletzten Montag haben sie bei meinem Vater mit der ersten Chemo begonnen, er ist jetzt immer noch im Spital. Gestern hatten wir ein Gespräch mit der Ärztin und der Frau vom Sozialdienst und sie sind jetzt auf der Suche nach einem Pflegeplatz. Mein Vater hat am Gespräch teilgenommen und auch selbst wirklich verstanden, dass meine Mutter ihn nicht pflegen kann. Ich war total ab meiner Mutter erstaunt... sie konnte nun klar und deutlich sagen, was nötig wäre, damit er nach Hause gehen könnte... und alle mussten zustimmen, dass es nicht möglich wäre. Danach hab ich noch das Gespräch alleine mit der Ärztin gesucht, da ich wissen wollte, ob er meine geplante Hochzeit im September noch erleben könnte... die Antwort war eher nein. Er hat ein kleinzelliges Karzinom welches jetzt mit aller Agressivität ausgebrochen ist. Die Ärztin sieht nur schlechte Chancen für ihn. Das macht mich sehr traurig, andererseits ist es so wie jetzt auch kein Leben mehr für ihn. Daneben haben sie auch Zellen von einem nicht-kleinzelligen Karzinom gefunden, aber das ist wohl nicht der Auslöser für seinen schlechten Zustand. Jetzt hoffen wir, dass in der näheren Umgebung möglichst schnell ein Pflegeplatz gefunden wird, damit er best möglichst betreut werden kann... |
#20
|
|||
|
|||
AW: Sind wir zu egoistisch?
Hallo, und wie wäre es, wenn ihr die Hochzeit "vorlegen" würdet? Dein Papa könnte dann wenigstens noch dabei sein...
|
#21
|
||||
|
||||
AW: Sind wir zu egoistisch?
Liebe Joli
Schön, von dir zu lesen - jedoch überhaupt nicht schön, WAS wir da lesen müssen... Ich umarme dich deshalb mal einfach ganz spontan und sende dir damit ein dickes Kraftpaket... Es scheint also ganz so zu sein, dass die Chemo nicht heilend, sondern nur lebensverlängernd wirken soll. Und dass dein Papa die Chemo nicht ambulant machen kann, sondern einen Pflegeplatz braucht. Ui, das war für uns immer ein Alptraum: Papa konnte alles ambulant machen (1 x Chemo, 2 x Bestrahlung), jedoch war er die letzten 3 Wochen seines Lebens im Spital und starb dann unglaublich schnell. Ansonste wäre uns auch nichts anderes übrig geblieben, ihn in ein Pflegeheim zu geben. Mama hätte ihren schwerstkranken, völlig inmobilen Mann nicht daheim pflegen können. Das blieb ihm zum Glück erspart. Ich hoffe sehr, dass ihr einen schönen, guten Platz für deinen Papa findet und er sich dort auch wohl fühlt. Wie gehts Euch bei diesem Gedanken? Pflegeplatz... Er ist ja mit seinen 63 Jahren noch viel zu jung dafür... NUR: Er braucht die Pflege, er braucht die Hilfe, es gibt keine Alternative. Versucht, diese Lösung als EURE Lösung anzusehen. Es macht mich betroffen, dass Eure Ärztin meint, er wird wohl deine Hochzeit im September nicht mehr erleben. Mutig von dir, zu fragen, ehrlich von ihr, dies so vorauszusehen. Wer weiss, was die nahe Zukunft bringt... Es gibt bei Krebs nur eine Regel: Es gibt keine Regel. Vielleicht hält er ja durch und ist dabei - oder aber, ihr könnt loslassen und seid für ihn froh, die Schmerzen, die Therapien, der Zerfall, die Pflegeplatzzeit haben ein gnädiges, rasches Ende... Bleib stark - es kommt schon so, wie es richtig für Euch ist. Inzwischen alles Gute und für Ostern ein paar Stunden, die ihr gemeinsam verbringen könnt, der Krebs etwas in den Hintergrund rückt und Ihr miteinander auftanken könnt. Es liebs Grüessli, Yvonne (Kiwi)
__________________
Leuchtende Tage - nicht weinen, dass sie vorüber, sondern lächeln, dass sie gewesen. (Tagore) |
#22
|
|||
|
|||
AW: Sind wir zu egoistisch?
Hallo Kiwi,
du hattest recht... es gibt keine Regel. Nachdem er immer schwerer atmen konnte, wurde er gestern in ein Einzelzimmer verlegt, er muss eine Atemmaske tragen und es wurde eine Lungenentzündung (Ursache fürs schwere Atmen) diagnostiziert. Diese wurde mit Antibiotiake bekämpft, zusätzlich brauchte er noch Blut, da er durch die Chemo nicht mehr genügend hatte. Dies ist für seinen geschwächten Körper wieder sehr schwer zu verarbeiten. Es scheint einiges schneller zu Ende zu gehen, als wir (und die Ärzte) gedacht haben, an einen Pflegeplatz können wir im Moment gar nicht denken. Letzte Nacht um 1 bin ich mit meiner Mutter nochmals in Spital gefahren, weil die Nachtschwestern angerufen hat. Zum Glück war es falscher Alarm, aber du hast schon recht...wir wären froh, wenn er nicht mehr lange leiden müssten. Sie schauen zwar schon, dass er keine Schmerzen hat, aber das ist ist auch kein Leben. Ich mochte heute nicht unter Leute gehen... jetzt arbeite ich von zuhause aus und warte auf weiteren Bericht aus dem Spital. Ich bin irgendwo zwischen Hoffen und Bangen... Liebe Grüsse Joli |
#23
|
||||
|
||||
AW: Sind wir zu egoistisch?
Hoi Joli
Ich lasse grad mit einem schweren Seufzer deinen neuen Bericht. Was soll ich dazu sagen? Ich weiss so genau, was ihr nun durchmacht... Und es tut mir so leid. Lass dich virtuell einfach mal fest drücken und schnauf einen Moment aus... Lungenentzündung. Ja. Hatten "wir" auch noch... Diagnose Lungenentzündung war am Freitag, dann gleich massenhaft Antibiotika. Am Montag dann "Entwarnung", die Werte sinken. Damoklesschwert Lungenentzündung noch mal umschifft. Dienstag letzte Bestrahlung eines 12er Blocks, Donnerstag mal wieder nach Tagen auf dem Gang ein paar Schritte gewagt, Samstag Leberkoma, Sonntag war's vorbei. Mein kleiner, hilfloser Tipp: Haltet Euch den Boden unter den Füssen, sprich: Ein bisschen arbeiten, auch mal eine Stunde an die Luft, nicht ständig am Krankenbett sein, auch mal in die Kantine was essen gehen etc. Einfach ein bisschen Normalität bewahren, alles andere ist derart heftig, da braucht es ein paar alltägliche Rituale... Ich schicke dir ein vollbepacktes Kraftpaket, haltet durch und eben: Es gibt keine Regeln bei Krebs... vielleicht sieht die Situation in ein paar Tagen schon wieder ganz anders aus! Ich drücke deinem Papa fest die Daumen!!! Herzliche Grüsse, Yvonne (Kiwi)
__________________
Leuchtende Tage - nicht weinen, dass sie vorüber, sondern lächeln, dass sie gewesen. (Tagore) |
#24
|
|||
|
|||
AW: Sind wir zu egoistisch?
Liebe Yvonne,
Vielen Dank für Deine Kraft... er hat es leider nicht geschafft, er ist heute kurz nach 17.00 ganz ruhig eingeschlafen. Für uns war es ein grosser Trost, dass er keinen Kampf hatte... er hat einfach flacher geatmet und dann ganz aufgehört. Traurige Grüsse Joli |
#25
|
||||
|
||||
AW: Sind wir zu egoistisch?
Liebe Joli
Es tut mir so leid... nun ist es auch bei Euch soweit... sicher spürst du noch nicht viel, Leere, Ohnmacht. Wird einige Tage so sein. Und die ganze Organisation der Beerdigung wird euch funktionieren lassen. Für deinen Papa ist es sicher gut so, er muss nicht mehr leiden, er hat keine Schmerzen mehr, er konnte loslassen und hat es geschafft. Im Forum für die Hinterbliebenen findest du Trost und Verständnis, wenn du es möchtest. Dort bist du auch herzlich willkommen. Für die nächsten Tage wünsche ich euch ganz viel Kraft und das Urvertrauen, dass Eure innere Sonne bald wieder scheinen wird. Alles Gute für Euch in dieser harten Zeit.... Stille Grüsse, Yvonne
__________________
Leuchtende Tage - nicht weinen, dass sie vorüber, sondern lächeln, dass sie gewesen. (Tagore) |
Lesezeichen |
Aktive Benutzer in diesem Thema: 1 (Registrierte Benutzer: 0, Gäste: 1) | |
|
|