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  #1  
Alt 11.02.2017, 00:05
Sammy84 Sammy84 ist offline
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Registriert seit: 02.02.2017
Beiträge: 14
Standard Wie geht Ihr mit der Diagnose um?

Hallo,

ich würde mich freuen, mal von anderen Angehörigen zu hören, wie Ihr mit der Diagnose zurecht kommt.

In den ersten Tagen war ich so schockiert und irgendwie im totalen trauermodus. Als wäre mein Vater schon tot. Ich konnte nichts einkaufen was er mochte, ich konnte nichts im tv gucken was er immer guckte usw.
es war einfach furchtbar.

dann merkte ich, dass ich meine Mutter damit zusätzlich belaste. Weil sie noch nicht wahrhaben wollte, dass er unheilbar krank ist und ich bereits dabei war, es zu betrauern. also riss ich mich zusammen und konzentrierte mich darauf, dass mein Vater ja noch da ist.

Es ist wie eine zerreißprobe. ich will die Zeit mit ihm genießen, andererseits fürchte ich mich, dieses Gefühl ihn zu verlieren wieder zu vergessen und dann wieder völlig unvorbereitet dazustehen, wenn er uns wirklich verlässt. ich muss regelrecht aufpassen, was ich sage, schließlich will ich ihm ja auch nicht den Mut nehmen und manchmal rutschen mir dann so endgültige kommentare raus. er hat bisher eigentlich ganz normal darauf reagiert, aber ich dachte mir hinterher jedes mal, "was hast du da denn gesagt..."

er hat selbst sicher genug angst davor wie es weiter geht und ich versuche mich seiner stimmung anzupassen. je nachdem, was er gerade verkraften kann oder braucht. das geht jetzt eigentlich ganz gut, momentan geht es ihm ja auch etwas besser.

am 26. Februar hat er Geburtstag und eigentlich habe ich mit meiner familie abgesprochen, dass wir uns in diesem jahr nichts schenken, weil ich finanziell nicht gut da stehe und es mir nicht leisten kann. wenn ich aber daran denke, dass es vielleicht sein letzter geburtstag sein wird, dann finde ich es furchtbar ihm nichts zu schenken. und wenn ich ihm etwas schenke, dann hat er vielleicht das gefühl, dass ich schon aufgegeben habe, weil ich plötzlich die pläne geändert habe.

es ist alles irgendwie käse. ich lebe nur tag für tage. keine pläne für irgendwann oder irgendwas. es stört mich nicht einmal großartig, auch die arbeit erscheint mir nicht mehr so nervig wie sonst immer. das alles ist jetzt einfach irgendwie nicht wichtig. aber eigentlich bin ich gar nicht der typ mensch, der keine pläne macht. ich denke immer viel nach, in unzähligen wegen, ewig lang. momentan aber gar nicht.

und ich bin so furchtbar müde zur zeit. ich brauche viel mehr schlaf als sonst. essen wollte ich am anfang gar nicht. hab ich dann zwangsweise gemacht, weil man ja muss. mittlerweile lebe ich wieder total ungesund. vorher wollte ich eigentlich endlich mal abnehmen bzw. meine ernährung auf gesündere weise umstellen. das gelingt mir jetzt fast gar nicht mehr. ich versuche wieder anzuknüpfen, aber die zeit für solche dinge erscheint mir jetzt noch knapper als vor der diagnose.

Ich würde mich freuen, wenn mir jemand von seinen erfahrungen berichten mag. ich bin besonders verunsichert, weil ich schon so "vortrauere" oder vorgetrauert hab. ist das "normal", bei solch einer diagnose? belastet man sich damit mehr als schon unbedingt nötig ist oder gehört es dazu, wenn man die diagnose zu akzeptieren beginnt? Wenn ja, wie konnte ich sie denn von anfang an akzeptieren, während meine mutter und mein bruder es zB nicht konnten?
mir ist klar, dass jeder anders damit umgeht, deshalb frage ich nach euren persönlichen erfahrungen.
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  #2  
Alt 11.02.2017, 10:36
Minapoolina Minapoolina ist offline
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Registriert seit: 26.11.2016
Beiträge: 30
Standard AW: Wie geht Ihr mit der Diagnose um?

Liebe Sammy,

Als ich im Oktober erfahren habe,dass bei meiner Mutti ein Tumor an der Bauchspeicheldrüse entdeckt wurde,hat es mir den Boden unter den Füßen weggerissen.Ich habe eigentlich nur noch funktioniert.Auf Arbeit war ich Abwesend und zu Hause könnte ich mich auch nicht so wirklich auf die Familie einlassen,da meine Gedanken nur um den Tumor kreisten.
Ich habe mich dann viel im Netz gelesen,was mir aber auch nicht immer gut tat,da ich vieles falsch interpretiert habe .Geholfen haben mir hier im Forum die Aufmunterungen.
Mit der Zeit wurde es etwas besser,da ich mich sehr intensiv mit dem Krankheitsbild auseinander gesetzt habe.
Auch der Austausch mit guten Freunden hat mir sehr gut getan.Bei meiner Mutti habe ich mir nix anmerken lassen,wie es in mir drin aussah.Ich habe versucht sie aufzumuntern.Auch haben wir in der Zeit bis zur Operation viel gemeinsam unternommen und ich glaube,ich habe Sie damit ein bisschen abgelenkt.
Ich habe viel geweint in der Zeit und mir riesen Sorgen macht,wie alles weitergeht.Suche dir Mitmenschen,welche dich ablenken und dich aufbauen.Freunde,welche dich aus deiner Gedankenwelt raus holen.Unternimm etwas mit Familie oder Freunden!
Und vor allem,genieße noch die Zeit mit deinem Papa.
Ich weiß,es ist schwer,aber versuchen bitte aus dem Tief rauszukommen!
Du schaffst das,da bin ich mir sicher und dein Papa braucht dich.

Ganz liebe Grüße von Mina.
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  #3  
Alt 11.02.2017, 11:13
Sammy84 Sammy84 ist offline
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Registriert seit: 02.02.2017
Beiträge: 14
Standard AW: Wie geht Ihr mit der Diagnose um?

Danke Minapoolina.

so in etwa mache ich es jetzt auch. ich neige sowieso immer dazu mich mit intensiv mit dingen zu beschäftigen, die erstmal unlösbar scheinen. dann rattert es endlos in meinem kopf, bis ich irgendeinen weg finde, um damit umzugehen. ich habe auch viel gelesen im netz, dokus geguckt usw. vorher habe ich mich nie mit krebs befassen müssen, zum glück. so gab und gibt es immer noch vieles, was ich nicht weiß oder unklar ist. das nachforschen hilft mir aber auch, das ganze auf eine etwas rationalere weise zu sehen. in diesem momenten ist mein kopf mit anderem beschäftigt als mit den gedanken an meinen vater und wie sehr er mir fehlen wird.

ich hatte irgendwann in der letzten woche auch den punkt, wo ich zwischenzeitlich dachte, ich will jetzt nicht mehr über krebs nachdenken. bei meinem vater wollte ich natürlich dennoch sein, aber eben mal wieder an etwas anderem denken als nur an den krebs. weil ich den ganzen tag nur daran dachte und letztendlich führte es ja zu nix, damit löse ich das problem ja nicht.

mir kam der gedanke, ob es auch bei solchen dingen phasen gibt, die der mensch durchläuft. in der trauer wurde ja mal von verschiedenen phasen gesprochen, wobei ich letztens gelesen habe, dass das wohl nicht mehr so aktuell ist und man jetzt von anderem ausgeht. aber ich denke auch nach solchen diagnosen gibt es einiges, was bei vielen ähnlich abläuft. ich konnte dazu aber noch nichts "wissenschaftliches" finden.

Ich finde es auch sehr hilfreich, dass man sich im internet über alles austauschen kann. mit meiner mutter und meinem bruder geht es nur bedingt und meine oma möchte ich damit auch nicht so sehr belasten, da sie schonmal einen herzinfarkt hatte und es ihr sohn ist. ich fürchte, sie würde sich da erst richtig rein steigern, wenn ich ihr all meine sorgen zeige. dann denkt sie nachher überhaupt erst so intensiv darüber nach, während sie es jetzt noch etwas weg schieben kann.

Ich glaube auch, das ablenkung gut ist. sowohl für die angehörigen als auch für den krebskranken. aber ich habe auch irgendwie das bedürfnis mit meinem vater darüber zu sprechen. er soll nicht denken, dass ich ihn nicht vermissen würde, wenn er von uns ginge. dass mein bruder so "leicht" damit umgeht, empfand ich auch nich als... hilfreich. ich weiß, dass auch er es nicht so leicht auffässt wie er es rüber bringt, aber wir sind einfach sehr verschieden. ich brauche einfach immer die "wahrheit" und setze mich damit auseinander. auch wenn es schmerzhaft ist. ich heule auch für mich selbst, bis es irgendwann nicht mehr geht. dafür habe ich mir in der ersten woche nach der diagnose auch zeit genommen und es zugelassen. jetzt, in der zweiten woche geht es besser. ich musste nicht mehr weinen, ich war auch wieder arbeiten, was anfangs doof war, aber letztendlich ging es dann wieder besser. man bekommt wieder einen hauch des normalen alltags mit. und ich freue mich darauf, nachher zu meinen eltern zu fahren und diese zeit mit ihnen verbringen zu dürfen. Es ist jetzt einfach nicht mehr selbstverständlich, dafür weiß man die dinge mehr zu schätzen.

Ganz liebe Grüße zurück
Sammy
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  #4  
Alt 11.02.2017, 12:31
Mel_1 Mel_1 ist offline
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Standard AW: Wie geht Ihr mit der Diagnose um?

Hallo Sammy,

ich hab das ja binnen 2 Monaten 2 Mal erleben müssen, wie es ist, Nachrichten von Krebs zu erhalten.
Erst meine Mutter...da stand der Verdacht von Lungenkrebs im Raum. Sie 800km weit weg. Ich bin in Flieger gestiegen und zu ihr in die Klinik.
War auch bei den Gesprächen dabei, als die Diagnose feststand und die Lebenserwartungen auf wenige Monate beschränkt war.
Ich war natürlich supertraurig, aber da ich ja wieder zurück fliegen musste, war der Abstand groß und meine Mama war ja immer guter Dinge, auch bei Chemo etc.
Ich hab mich da auch nicht runterziehen lassen.
2 Monate später erkrankte mein Mann und wir wurden wieder mit Krebs konfrontiert und eine Lebenserwartung von wenigen Wochen....er starb 3 Wochen nach Diagnose.
In der Zeit bis dahin funktionierte ich wie eine Maschine.
Mein Mann ging sehr sachlich mit der Diagnose um, zeigte keine Schwäche und wir konnten hier alles regeln, was zu regeln war.
Es hilft übrigens den Erkrankten nicht, dass man in Selbstmitleid versinkt.
Denk immer dran...die gesunden Familienmitglieder dürfen weiterleben...die kranken nicht.
Wenn Du mit der Situation nicht klar kommst, lass Dir eine Gesprächstherapie verschreiben.
Ich hab nach dem Tod meines Mannes eine TRauertherapie gemacht, die mir dann auch sehr half, mit dem Tod meiner Mutter klarzukommen, die 5 Monate nach meinem Mann verstarb.
Viele Grüße
Mel
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  #5  
Alt 11.02.2017, 19:23
Jedimeisterin Jedimeisterin ist offline
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Beiträge: 53
Standard AW: Wie geht Ihr mit der Diagnose um?

Hallo Sammy,

deine Gedanken, die du hast, sind durchaus normal. Ich war auch in Schockstarre, als ich hörte, dass mein Schwager die Diagnose Lungenkrebs
bekam. Was ich wirklich schlimm fand, dass diese Diagnose nicht richtig kommuniziert wurde. Wenn meine Mutter uns das nicht erzählt hätte, wäre das wohl völlig untergegangen. Richtig erzählt hatte es dann mein Schwager. Meine Schwester informierte mich darüber überhaupt nicht. Sie wollte es wohl auch nicht. Was von ihr kam waren nur noch heftige Vorwürfe, dass ich mich nicht um unsere Mutter nicht genügend kümmere (besuche übrigens meine Mutter für ein paar Stunden 1x die Woche im Pflegeheim), ich mir gefälligst mehr Zeit zu nehmen nachmittags habe (ich arbeite bis nachmittags und kümmere mein mehrfachbehindertes Kind, Therapiebesuche, mein Mann
hilft mir sehr und wir sind immer völlig fertig). Und zu den Therapien sollen andere
Leute mit unserem Kind gehen (geht natürlich nicht, Anwesentheitspflicht der
Erziehungsberechtigten). Das war das Einzigste, was von ihr kam. Das ich,
soweit es mir zeitlich möglich war, meinen Schwager besucht einigermaßen
regelmäßig besuchte, interessierte sie nicht. Mein Schwager meinte nur, er mische sich nicht in die Angelegenheiten meiner Schwester ein. Das soll sie mit mir regeln

Ich hatte dann erstmal von diesen Teil meiner Familie Abstand genommen, weil es nichts direkt mit der Krebsdiagnose zu tun hatte. Ich war in den geplanten Urlaub gefahren, weil mein Mann und ich unsere Kräfte auftanken mussten, um für unser Kind dazu sein.

Mein Schwager starb letztes Jahr im Sommer. Wir wurden von der Beerdigung
ausgeschlossen wegen den ganzen Vorwürfen von meiner Schwester. Es war
anscheinend nicht erwünscht, dass wir uns um unser Kind kümmern und uns deswegen auch Auszeiten nahmen. Das wir auch noch ein eignes Leben haben, wurde uns wohl übel genommen. Was in meine Schwester gefahren war, weiß ich bis heute nicht. Kaum war die Krebsdiagnose bekannt, lernte ich eine ganz andere Seite von ihr kennen. Das war wirklich Krebserkrankung
versus Pflege bzw. Betreuung behinderten Kindes. Sie hatte eine klargemacht, dass man seine eigenen Bedürfnisse noch weiter nach hintenzustellen hat. Sowas machen wir nicht, bewegen uns eh immer am Rande des Limits. Es ist alles nur noch krass geworden.

Was ich wichtig finde, Sammy, das offen über die Diagnose gesprochen wird.
Jeder geht ja auch anders damit um. Ob jede Einzelheit wichtig ist, weiß ich
nicht. Mir haben Gespräche mit Freunden sehr geholfen. Und auch mit dem Rest meiner Familie.

LG Jedimeisterin
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  #6  
Alt 12.02.2017, 21:11
Clea Clea ist offline
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Beiträge: 561
Standard AW: Wie geht Ihr mit der Diagnose um?

Hallo Sammy,

Auch ich bin ganz klar bereits in Trauer, und ja, da ist auch eine gute Portion Selbstmitleid dabei, das ist es immer. Man betrauert, dass der, den man liebt weg ist. Nicht nur um seiner selbst Willen, sondern weil man sich selbst in dessen Gegenwart gut gefühlt hat.
Geborgen, sicher, glücklich, verstanden, was auch immer.
Ich habe meine Ma nicht mehr allzu oft gesehen.
Wir waren Ende November in Tabaluga, das war sehr schön. Jetzt im Nachhinein weiß ich, sie war da schon so langsam zu Fuß, weil da im Gehirn etwas wuchs, was schon Beeinträchtigungen machte.
Dann waren wir mit meinem Sohn zu Nikolaus auf einem Schiff, auf dem eine kleine Nikolausfeier stattfand. Heute weiß ich, sie hat dort nichts gegessen, weil sie sowieso schon sehr schlecht aß.
Aufgrund dieser Begebenheiten mache ich mir nun Vorwürfe, dass ich nicht schon eher etwas bemerkt habe. Es musste dann erst Weihnachten vergehen, bis ich sie ins Krankenhaus brachte.
Und a propos Krankenhaus: Da hab ICH sie hingebracht, niemand anderes, nicht mein Bruder oder mein Vater, sondern ich. Und als die Diagnose kam, habe ich panisch und kopflos gesagt, ja, natürlich sofort operieren. Jetzt liegt sie da, kaputtoperiert, von der Bestrahlung noch zusätzlich fertiggemacht, und kann sich kaum noch rühren, mit der zweiten Lungenentzündung.
Der Primärtumor liegt mittig im oberen Lungenlappen, wenn er nicht schon so doof gestreut hätte, hätte eine OP dort beste Chancen gehabt.
Mit dem Wissen von heute, was jetzt seit Weihnachten alles über sie hereingebrochen ist...
Wäre es da nicht besser gewesen, sie hätte noch ein paar gute Wochen gehabt und man hätte sie gar nicht mehr operiert?
Es tut mir an jedem Tag, an dem ich nicht bei ihr sein kann, weh, sie nicht zu sehen.
An den Tagen, an denen ich hinfahren kann, tut es mir weh, sie so zu sehen, Narbe am Kopf, Sonde in der Nase, Zugang im Arm, Windel um den Po. Und sie ist so verdammt dünn geworden.
Dieses Wochenende war ich arbeiten. So gut das tat, ich konnte sie deshalb nur gestern sehen. Morgen muss ich auch, da habe ich sie dann zwei Tage nicht gesehen.
Ich vermisse sie jetzt schon unendlich. Die Zeit, die ich in der Vergangenheit nicht mit ihr verbracht habe, gibt uns keiner mehr zurück.
Ich habe sehr körperliche Symptome, mein Puls ist schneller, eher bei 90 als früher bei 60. Ich habe laufend das Gefühl, brechen zu müssen. Essen geht nur in kleinen Portionen. Der Stoffwechsel arbeitet generell schneller, ich merke das an der Verdauung.
Nachts krieg ich das rechte Auge nicht auf, es ist so trocken, dass es von innen am Lid festklebt.Dauernd muss ich Tränen runterschlucken.
Anfangs hab ich dauernd geweint, das fand vor allem mein Sohn befremdlich.
Mittlerweile hab ich es vor ihm... Meistens... im Griff.
Manchmal, wenn ich traurig vor mich hin starre, sagt er, Mama, wein ruhig, das ist nicht schlimm. Er ist ein toller Kerl.
Ich war immer schon ein militanter Nichtraucher. Ich wollte nie so werden wie meine Mutter, zuviel Zigaretten, zuviel Bier. Aber weiß Gott, das habe ich ihr nie gewünscht.
Aber ich habe es ihr prophezeiht. Warum muss du mit meinen Diagnosen nur immer so verdammt Recht behalten?

Geändert von Clea (12.02.2017 um 21:16 Uhr)
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  #7  
Alt 13.02.2017, 21:01
AHoo AHoo ist offline
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Beiträge: 59
Standard AW: Wie geht Ihr mit der Diagnose um?

Hallo Sammy84,

ich habe damals 2014 die Diagnose meiner Mutter noch vor ihr erfahren, was zum einen daran lag, dass sie schon einige Jahre wegen schwerer Depressionen in Behandlung war und die Ärzte auch Angst hatten, ihr die Diagnose mitzuteilen und zum anderen, weil ich selber "vom Fach" bin.

Obwohl ich es schon geahnt hatte, was da auf sie zukommt, hat mir das Gespräch - in Anwesenheit eines Psychiaters aus dem KH, in dem sie regelmäßig behandelt wurde - damals den Boden unter den Füßen weggezogen - es laut und deutlich ausgesprochen zu hören, womit ich mich seit Monaten im Geiste, im stillen für mich schon beschäftigte.

Die Diagnose kam im November... Weihnachten war schon in Sicht... die Frage des schenkens stellte sich uns nicht... meine Mutter bekam sowohl zu Weihnachten, als auch zu ihrem Geburtstag etwas geschenkt - Ostern hat sie nicht mehr geschafft. Es muss ja auch nichts sein, was viel Geld kostet... oder überhaupt Geld, wenn Du es dir im Moment nicht leisten kannst. Es kann ja auch "Zeit" sein... z.B. eine gemeinsame Unternehmung, sobald er das gröbste überstanden hat, aus dem KH zurück und "fit" genug ist... Zeit nur mit dir und ihm... vielleicht ein kleiner Ausflug oder so etwas.

Naja... ansonsten habe ich mich so gut es ging - neben Arbeit, Kind und Tieren - um meine Mutter gekümmert... KH-Besuche so häufig es ging, ihre Wünsche erfüllt hinsichtlich essen und trinken - also auch mal eine Pizza oder ein Stück Torte "reingeschmuggelt", wenn sie darauf Appetit hatte und sowas alles... stark zu sein, für sie.... für mein Kind, Zuspruch zu geben, Zuversicht zu verbreiten, ohne falsche Hoffnungen zu wecken... Geweint habe ich Nachts im Bett... eben wenn ich alleine war... und ich für niemanden mehr stark sein musste. Ich habe es immer bedauert, dass wir nicht gemeinsam weinen konnten
__________________
Mama: Diagnose Eierstockkrebs Figo IV Nov. 2014
Onkel: LK + 2009 8 Wochen nach Diagnose
Tante: BK 2005
Oma: BK 1998 + 2006
Opa: BSDK April 1983 + Nov. 1983
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  #8  
Alt 14.02.2017, 14:55
Sammy84 Sammy84 ist offline
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Registriert seit: 02.02.2017
Beiträge: 14
Standard AW: Wie geht Ihr mit der Diagnose um?

Vielen Dank für eure Beiträge. Ich kann leider nicht auf alle eingehen, bin nur vom handy online, aber ich hab sie alle gelesen und bin froh, dass es Menschen gibt, die ihre Erfahrungen teilen, selbst in solchen Zeiten. Es hilft schon ungemein, darüber schreiben und lesen zu können.

@Mel_1: tut mir leid, dass es dich gleich zweimal erwischt hat -.- das ist wirklich grausam.
Ich wusste gar nicht, dass es eine trauertherapie gibt :O ist das wie eine gruppentherapie?

@Jedimeisterin: es ist ätzend, wenn man sich dann unter den Angehörigen noch streiten muss. Mein Bruder ist da auch so ein gutes Beispiel für. Wir verstehen uns schon lange nicht mehr so gut und jetzt hält er es nichtmal fürs nötig zum Geburtstag unseres Vaters zu erscheinen. Erst tut er noch so groß auf Familie, als er im KH lag und plötzlich ist der Karneval wichtiger als der Geburtstag unseres Vaters. Er war auch auf den Geburtstagen davor schon lange nicht mehr da. Aber ich dachte, jetzt wo man nicht wissen kann, wie begrenzt die Lebenszeit unseres Vaters sein wird, würde er sie wenigstens nutzen. Mein vater hattest sich bestimmt gefreut. Er freut sich auch immer, seine enkelin (tochter meines Bruders) zu sehen, aber sie wird ja auch nicht da sein. Es macht mich so unglaublich wütend. Unser Vater hat früheren viele Fehler gemacht und ich kann verstehen, wenn er seine Probleme damit hat, aber das hat er auch nicht verdient. Er würde alles für uns und seine enkelin tun, aber das scheint egal zu sein. Und plötzlich fällt mir auch wieder ein, warum ich immer so wütend auf meinen großen Bruder bin, weil er immer davon läuft, wenn es schwierig wird und mir gleichzeitig vorhaltungen macht, dass ich es als jüngeres kind ja soviel leichter hatte als er. Ich bin wenigstens nie vor Problemen weg gelaufen.
Ja, so is das mit den lieben Verwandten. Manchmal könnte man sie einfach nur treten -.-

@clea: so ging es mir auch als Papa im KH lag und nicht mal mehr zur Toilette gehen konnte. Ihn so zu sehen tat echt weh, ihn nicht zu sehen aber auch. Es ist einfach furchtbar -.-
Du hast ja einen wirklichen starken Sohn, wenn er schon erkennt, dass weinen helfen kann. Auch wenn es unsere geliebten Menschen nicht zurück bringt, aber manchmal muss man einfach mal heulen können.

@AHoo: Zeit schenken ist eine schöne Sache, aber das mache ich sowieso immer. Ich bin immer gern bei meinen Eltern zu Besuch und die Geburtstage und weihnachten sind mir immer sehr wichtig. Ich bin total familiär und verbringe eigentlich sowieso viel zeit mit meinen Eltern. Und ich habe papa schon im KH gesagt, dass ich eigentlich immer gern mal mit ihm eine Spritztour machen würde. Er fährt so gern auto und seit dem ich meinen Führerschein habe, darf ich auch endlich fahren und ich fahr so gern mit ihm zusammen, also als Kolonne :'D dann packen wir meine mama und meine nichte mit ein und machen einen Ausflug. Aber erstmal darf er ja kein auto fahren. 6 Monate lang nicht. Aber ich hoffe, dass das noch was wird.
Zum bday werde ich jetzt erstmal nur eine Kleinigkeit schenken und mir was für den vater- und muttertag überlegen. Da hab ich etwas mehr vorlaufzeit und kann vielleicht bis dahin ein paar kleine kröten zur Seite legen.

Süßkram bekommt er zur Zeit auch haufenweise und er füttert auch die ganze zeit :O Obst und süßes und Salat. Er ist immer der totale Fleischesser gewesen, aber zur zeit is sein Geschmack irgendwie anders.
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