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  #1  
Alt 16.03.2015, 21:04
SylviaBerlin SylviaBerlin ist offline
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Registriert seit: 16.03.2015
Beiträge: 2
Ausrufezeichen HILFE! Gehen oder bleiben? Mein Vater hat Magen-NET!

Hallo!

Erstmal: ich find's toll, dass es dieses Forum gibt und hoffe ich bekomme hier eure Hilfe, weil ich grade echt verzweifelt bin!

Von vorne: Ich heisse Sylvia, bin 36 Jahre alt und war vor 6 Monaten noch eine glückliche, frisch verheiratete Frau mit einem tollen Job im schönen Berlin. Dann brach meine Welt zusammen! Bei meinem Vater (67 Jahre alt) wurde ein sog. "neuroendokriner Magentumor" (Magen-NET) festgestellt! Die Ärzte sagten, er hätte höchstens noch 6 Monate zu leben!

Ich habe mich dann auf Arbeit beurlauben lassen um mit ihm seine letzte Zeit zu erleben. Seit etwa 5 Monaten bin ich jetzt bei ihm in der Nähe von Worms, wo ich auch aufgewachsen bin. Er bekommt eine Chemotherapie, braucht Hilfe beim essen und schläft ziemlich viel. Mit der Zeit wurde er immer schwächer, bis wir kurz vor Weihnachten schon dachten, dass er stirbt. Ich war am Bodem zerstört, ganz im Gegensatz zu ihm, der mich sogar noch getröstet hat! Es sagte immer, dass seine Zeit halt gekommen ist, wo ih der liebe Gott "befördern" möchte Da kamen mir immer die Tränen aber ich hatte langsam das Gefühl ihn "in Frieden gehen lassen zu können". Auf einmal bekamen wir aber die Nachricht: die Chemo spricht an! Der Arzt glaubt inzwischen ihn noch mindestens 1 Jahr am Leben halten zu können! Ich war überglücklich deswegen! Bis dann diese "fiesen" Gedanken und Gefühle kamen, weswegen ich hier schreibe. Ich fühle mich sowas von mies deswegen.

Die Gedanken sind die, dass ich jetzt natürlich bei ihm bleiben möchte, er ist ja trotzdem noch schwach und braucht meine Hilfe und ich hatte ihm ja gesagt, dass ich ihn nicht allein lasse. Aber auf der anderen Seite war ich aber gar nicht darauf vorbereitet und weiss gar nicht wie ich das mitmeinem Leben unter einen Hut bringen soll!
Ich wollte/sollte nächsten Monat wieder zurück nach Berlin zu meinem Mann und meiner Arbeit. Bisher war ich immer 1 Woche im Monat in Berlin (wo dann mein Bruder extra aus Stockholm zu meinem Vater kommt) um bei meinem Mann zu sein, mit dem ich mir unbedingt ein Kind wünsche (wir haben uns extra immer in der Woche gesehen, wo ich meinen Eisprung habe). Mein Mann und ich können uns gar nicht vorstellen, so vielleicht noch ein ganzes Jahr weiter zu leben, ganz abgesehen von meinem Job den ich verlieren würde!
Ich möchte meinem Vater zur Seite stehen, hab aber Angst, dass so mein ganzes Leben zusammenbricht und ich selber auch. Ich habe einfach so Heulkrämpfe, kann nicht mehr richtig schlafen,hab zukunftsängste, bin nur noch gereizt, kriege langsam sogar Ekelgefühle wenn ich meinen Vater füttern muss und inzwischen sogar Angst dass mein Mann, der mich immer so toll unterstützt hat, mich verlässt weil wir kein Leben mehr haben, wir uns immer öfter streiten und er sagt, dass er nicht länger mit ansehen kann, wie ich vor seinen Augen kaputt gehe und wir dann auch kein Kind mehr haben können! Meine ganzen Lebensziele und Träume drohen zu zerbrechen! Und ich gleich mit! Ich weiss nicht mehr was ich tun soll und fühle mich so unglaublich schlecht und egoistisch!

Ich hatte meinen Vater schon gefragt, ob er mit mir nach Berlin kommen würde (wir haben dort ein Haus mit genug Platz), so könnte ich für ihn da sein und trotzdem "weiterleben", aber er möchte nicht aus seiner Heimat weg, was ich auch verstehen kann. Er würde lieber eine häusliche Pflegerin engagieren, sagt mir auch, dass er möchte,dass ich zurück gehe und wieder glücklich in meinem Leben bin aber dabei hätte ich ein viel zu schlechtes Gewissen ihn "allein zu lassen".

Ich weiss nicht mehr was ich tun soll, bin verzweifelt! Wie würdet ihr in so einer Lage handeln?

Tausend Dank schon mal im vorraus für eure Ideen und danke für's lesen!
Sylvia

Geändert von SylviaBerlin (16.03.2015 um 21:10 Uhr)
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  #2  
Alt 16.03.2015, 21:19
Benutzerbild von Tündel
Tündel Tündel ist offline
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Beiträge: 877
Standard AW: HILFE! Gehen oder bleiben? Mein Vater hat Magen-NET!

Hallo Silvia!

Dein Vater sagt doch deutlich, was ER möchte und was nicht!

Worms ist nicht aus der Welt! Und vielleicht findet ihr ja auch eine Pflegerin, mir der du und vor allem Er sich arrangieren kann!

Du, dein Mann, aber auch dein kranker Vater habt ein Recht auf euer Leben, jeder fur sich und alle zusammen!
Ihr wollt ein Kind, dein Vater vielleicht noch seinen Enkel sehen!

Gebt dem doch die Chance!

Sucht zusammen eine nette Frau, vlt. auch aus der Nachbarschaft, die ihm hilft und dann lebt euer Leben!

Du lässt ihn nicht allein, wenn alles geregelt ist, so wie ER sich das wünscht!

Alles Gute!
__________________
Tündel

Das Leben ist halt lebensgefährlich!!!
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  #3  
Alt 17.03.2015, 13:07
chrisi0211 chrisi0211 ist offline
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Beiträge: 947
Standard AW: HILFE! Gehen oder bleiben? Mein Vater hat Magen-NET!

Hallo,

es ist sehr löblich, dass Du Deinem Vater beistehen möchtest, aber das tust Du bestimmt nicht, indem Du auf Dein eigenes Leben komplett verzichtest - ein Vater oder eine Mutter wünschen sich doch immer nur eines - es möge ihrem Kind gut gehen!!!

Und, wenn Dein Vater mit einer netten Pflegerin klarkommt, dann solltet Ihr genau das ins Auge fassen. Du und Dein Mann könnt ihn ja dann gemeinsam besuchen fahren, mit ihm telefonieren usw.

Und nur weil Du Dein Leben lebst, lässt Du ihn ja nicht im Stich, wenn er eh versorgt ist (durch häusliche Pflegerin), ihr Kontakt mit ihm haltet, ihn mal besucht usw., er selber möchte das doch, da brauchst Du aber echt kein schlechtes Gewissen haben!!!
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  #4  
Alt 17.03.2015, 13:50
Benutzerbild von BerliNette
BerliNette BerliNette ist offline
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Ort: Berlin
Beiträge: 545
Standard AW: HILFE! Gehen oder bleiben? Mein Vater hat Magen-NET!

Liebe Sylvia,

in diesem Gewissenskonflikt stecken wir Angehörige fest! Er wird dich begleiten egal wofür du dich entscheidest. Aber eins ist Fakt, du solltest dich entscheiden.

1. für ein Leben in Berlin, du gehst deiner Arbeit nach und verfolgst deinen Kinderwunsch und kümmerst dich aus der Ferne um deinen Vater, unterstützt ihn so gut es geht und verbringst Zeit mit ihm wenn es möglich ist

oder

2. du bleibst bei deinem Vater bis zu seinem Tod, fährst an den Eisprungtagen bzw. der -woche nach Berlin. Ihr verucht schwanger zu werden (was unter diesen Umständen noch schwieriger ist!) und eventuell werdet ihr euch als Ehepaar immer fremder - merkt plötzlich, dass ihr nicht mehr dieselbe Sprache sprecht

Wie beides ausgeht kann dir keiner sagen aber eins bleibt: das schlechte Gewissen! Aber wie bereits oben erwähnt haben wir das in der einen oder anderen Form alle. Bitte denke auch daran, dass du dein Leben vermutlich noch lange leben kannst. Was ist für dich leichter zu ertragen: der Gedanke, ich habe meinen Vater nicht selbst bis zum Tod begleitet (wobei er sich ja selbst in fremde Pflege begeben würde - Hut ab!!!!) oder der Gedanke, ich habe es versäumt mein Kind aufwachsen zu sehen....

Schwere Entscheidung ....

Liebe Grüße von Berlin nach Berlin
__________________
Verweile nicht in der Vergangenheit, träume nicht von der Zukunft. Konzentriere dich auf den gegenwärtigen Moment!
Buddha

__________
mein Schatz:
Lungenkrebs ED: 06/2014 - ALK-Mutation (zurzeit Behandlung mit Xalkori)
Speiseröhrenkrebs ED: 07/2015 - 16 x Bestrahlung, vollständige Ernährung mit PEG
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  #5  
Alt 18.03.2015, 09:07
Tiina Tiina ist offline
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Beiträge: 676
Standard AW: HILFE! Gehen oder bleiben? Mein Vater hat Magen-NET!

Liebe Sylvia,
das ist eine sehr schwere Situation! Und ich kann mir vorstellen, wie sehr Dich das schlechte Gewissen quält...

Ich persönlich denke, dass es keine gute Lösung ist, wenn Du bei Deinem Vater bleibst. Du merkst ja auch schon, wie sehr Dich das belastet, dass Du sogar schon Ekelgefühle bekommst. Ich würde vermuten, dass sich das verstärken wird und Du irgendwann Deinen Vater ein Stück weit dafür hassen wirst, dass er Dein Leben kaputt macht... Und dann natürlich auch ein fürchterlich schlechtes Gewissen hast, denn er ist doch krank... Und ich kann mir auch vorstellen, dass Dein Vater sehr unglücklich darüber sein wird, wenn Du seinetwegen Dein Leben aufgibst. Das habt ihr beide nicht verdient!

Du hast ihm ja auch angeboten, mit zu Dir zu ziehen - wenn er es lieber möchte, durch eine Pflegerin zu Hause betreut zu werden, ist das doch eine gute Lösung. Du lässt ihn damit nicht im Stich! Du hast schon soviel getan und Du bist doch auch weiter für ihn da - Du wirst ihn regelmäßig besuchen, ihr könnt jeden Tag telefonieren.
Die aktuelle Konstellation ist einfach keine Lösung für eine lange Zeit!

Ich wünsche Dir, dass ihr eine Lösung findet, die für Dich annehmbar ist.
Liebe Grüße,
Anja
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  #6  
Alt 26.03.2015, 19:21
SylviaBerlin SylviaBerlin ist offline
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Registriert seit: 16.03.2015
Beiträge: 2
Lächeln AW: HILFE! Gehen oder bleiben? Mein Vater hat Magen-NET!

Hallo ihr!

Ich wollte mich hier nochmal kurz ganz herzlich bedanken für alle Beiträge und PNs die ich bekommen hab!

Es hat mir echt total geholfen zu wissen, dass ich nicht allein bin und inzwischen hat's bei mir auch Klick gemacht.

Ich habe mit meinem Vater angefangen eine Pflegerin auszusuchen mit der er gut klar kommt und sobald alles geklärt ist, wird mich Berlin zurück haben! Ich bin ziemlich erleichtert und glaube jetzt auch, dass es das einzig richtige ist! Ich freu mich jetzt wieder auf so viel in meinem Leben und werde trotzdem irgendwie einen Weg finden weiter für meinen Vater da zu sein wenn er mich dringend braucht und ihn auf jeden Fall auch 1-2 Wochenenden pro Monat besuchen (mein Bruder kommt dann auch noch an einem) und auch mal im Urlaub. Ganz klar!

Das schlechte Gewissen ist trotzdem noch ein bisschen da, aber ich weiss jetzt, das ist ok. Es ist einfach so dass ich weiterleben muss und noch so viel vor mir hab, hat mir mein Vater auch nochmal gesagt. "That's live!" Er will einfach nur dass ich glücklich bin und hofft er wird noch mein Würmchen kennen lernen! Ich war so überglücklich als er das gesagt hat!

Ich sag nochmal DANKE DANKE DANKE und wünsche euch auch noch ganz viel Kraft und Mut für euern Weg!

Sylvia

Geändert von SylviaBerlin (26.03.2015 um 19:38 Uhr)
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hilferuf - dringend, magen, neuroendokrin


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