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  #1  
Alt 27.12.2013, 20:00
lilleby lilleby ist offline
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Registriert seit: 27.12.2013
Beiträge: 2
Standard Kleinzelliger Lungenkrebs, Stadium IV

Hallo !

Mein Papa (74)hat die Diagnose kleinzelliger Lungenkrebs,Stadium IV bekommen.Die erste "Runde" Chemotherapie hat er bekommen,dann sollte er nach Hause.Doch er kam in eine geschlossene Abteilung eines Fachkrankenhauses.Er war völlig neben sich,orientierungslos,hat ständig seine Tasche gepackt und wollte die Station verlassen.Man hat ihm nur unter gleichzeitiger Gabe von starken Beruhigungsmitteln die Chemo geben können.
Nach 2 Wochen "geschlossener "Abteilung war er nun zu Weihnachten 3 Tage zu Hause. Aber es funktionierte leider gar nicht.Er war schwer depressiv,wollte keine Medikamente nehmen,ist sehr schwach und meine Mutti(selbst über 70)ist dem Ganzen schon allein rein körperlich natürlich nicht gewachsen.Er schläft GAR nicht (meine Mutti demzufolge auch nicht)und ist allgemein sehr ruhelos und man kann ihn nicht aus den Augen lassen.Meine Mutti geht mittlerweile auch auf dem Zahnfleisch und wir machen uns große Sorgen.

Erschwerend dazu hatte er erst im April eine Herz-OP,bei der er eine neue Herzklappe bekam.

Ab heut nun ist er wieder in der Klinik,die 2.Chemo beginnt. Doch was kommt danach?
Man hat uns geraten,ihn in Kurzzeitpflege zu geben bzw.späterhin in stationäre Pflege.

Aber was ist jetzt besser?
Die Chemo abbrechen und ihm eine gute Rest-Zeit bewusst zu Hause geben oder mit den Nebenwirkungen in ein Heim???Wo ist da die verlängerte Lebensqualität,die ihm eine Chemo bringen sollte ?
Wir wissen nicht,was wir tun sollen und fühlen uns total überfordert und ratlos.

Wir wohnen nicht im selben Ort wie meine Eltern und können somit auch nicht immer sofort da sein,wenn aktuell Hilfe benötigt wird.

Hat jemand Erfahrungen? Danke !
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  #2  
Alt 28.12.2013, 09:15
Benutzerbild von sonne2001
sonne2001 sonne2001 ist offline
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Registriert seit: 05.09.2013
Ort: bei Leipzig
Beiträge: 5
Standard AW: Kleinzelliger Lungenkrebs, Stadium IV

Hallo,

folgende Geschichte ist die unsere:

Diagnose kleinzelliger Lungenkrebs im März 2013
- 6 Zyklen Chemo (März bis Juli 2013)
- 33 mal Bestrahlung der Lunge (gleichzeitig mit Chemo)
- Juli 2013 Metastasen in allen Knochen
- August 2013 vorbeugende Hirnbestrahlung
- Sept. - kein Nachweis von Wachstum des Primärtumors
- Okt. immer stärker werdende Schmerzen die in die Beine ziehen
- Mitte Okt. Bestrahlung der Wirbelsäule - keine Schmerzbesserung
- Anfang November Hautmetastasen am Rumpf
- Ende November neue Chemo - stationär
- Nierenprobleme, Luftnot, starke Schmerzen (Morphium)
- Metastasen an der Bauchspeicheldrüse und im ganzen Rumpf
- nach 3 Wochen Krankenhaus Verlegung ins Hospiz
- am 19.12.13 verstarb mein lieber Ehemann

Wir haben keine weiteren Chemos durchführen lassen. Das war auch die richtige Entscheidung. Die Chemo Ende November hat ihm sozusagen den Rest gegeben und seine Lebensqualität erheblich gemindert. Zu unserer Geschichte muss ich sagen, mein Mann war erst 41 Jahre alt. Er hat bis zum Schluss gekämpft wie ein Bär. Von der Diagnose bis zum Tod blieben uns 9 Monate.

Dieser Kleinzeller ist sehr bösartig, wächst sehr schnell. Eine Chemo kann das Leben verlängern, aber aufhalten kann man ihn nicht. Hat er einmal gestreut, geht es sehr schnell. Ich hätte das auch nie gedacht. Im September hat man keine wachsenden Tumorzellen gefunden, alles schien gut zu werden und am 19.12. ist mein lieber Mann verstorben. Anfang November waren wir noch zusammen im Urlaub - es ist unglaublich.

Mein Mann hat bis zum letzten Tag nicht mit mir über den Tod gesprochen, wie es in ihm aussah kann ich nicht sagen. Wir haben jeden Tag genossen den wir zusammen noch hatten. Haben nicht Wochen oder gar Monate voraus gesehen. Es war nicht immer leicht, aber ich kann sagen: Wir haben alles richtig gemacht.

Wenn du Fragen hast, dann frage mich. Gern erzähle ich mehr. Ich kenne das Gefühl so hilflos zu sein.

LG Susan
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  #3  
Alt 28.12.2013, 23:51
Jonah Jonah ist offline
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Registriert seit: 28.12.2013
Beiträge: 6
Standard AW: Kleinzelliger Lungenkrebs, Stadium IV

Hallo liebe Susan, zuerst möchte ich Dir mein Beileid zum Tod deines Mannes aussprechen. Ich wünsche Dir ganz viel Kraft und ganz liebe Menschen an deiner Seite um diesen schweren Verlust zu bewältigen.
Ich möchte mich kurz vorstellen: ich bin 58 Jahre und seit fast vierzig Jahren mit meinem Mann (60 Jahre) verheiratet. Ostern 2013 hat mein Mann die Diagnose Lungenkrebs bekommen. Außerdem ist er seit Jahren Manisch Depress..Also alles nicht so einfach. Lt. Arzt im KH hatte er ohne Behandlung noch ein halbes Jahr, mit Behandlung ein bischen länger. Im Nov. hat man Chemo und Bestrahlung abgebrochen. Er hat nicht darunter gelitten, sondern es hat nichts gebracht. Mitte Nov. dann die Nachricht das er nur noch 6 bis 8 Wochen zu leben hat. Im Dez. habe ich mich vom Dienst befreien lassen weil es so aussah das er Weihnachten nicht mehr schaft. Er hat die Nacht zum Tag gemacht. Ich habe höchstens 1 - 2 Std. geschlafen. Im Moment geht es etwas besser. trotzdem außer Essen, schlafen und schlappsein geht nichts. Als die Enkelkinder (4 an der Zahl) Heiligabend bei uns waren, hat er zum erstenmal geweint. Wie sieht das Ende aus? Ich habe Angst, zumal ich auch mal wieder arbeiten muss. Unsere Töchter, 36,33,30 helfen mir zwar, aber auch sie haben Angst um ihren Vater. Es wäre nett von dir zu hören. Als ich deinen Beitrag gelesen habe war das so als wenn ich ihn geschrieben hätte. Ich bin heute erst diesem Forum beigetreten als ich deinen Beitrag gelesen habe. Habe mich vorher nicht getraut. vl erhalte ich ja eine Antwort von Dir. Bis dahin lg Gerda

vl kannst du mir ja mal schreiben wie das hier im chat so funktioniert.
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  #4  
Alt 29.12.2013, 16:08
Benutzerbild von sonne2001
sonne2001 sonne2001 ist offline
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Registriert seit: 05.09.2013
Ort: bei Leipzig
Beiträge: 5
Standard AW: Kleinzelliger Lungenkrebs, Stadium IV

Hallo Gerda,

vielen Dank für die liebe Anteilnahme. Ja es ist schwer, aber ich bin noch jung und das Leben geht weiter. Es vergeht kaum eine Minute, in der ich nicht an ihn denke. Heute ist der 1. Tag, wo ich mal keinen Trubel zu Hause habe. Mein ältester Sohn (23) ist wieder nach Hause gefahren (wohnt an der Nordsee). Ich habe aber noch 2 Kinder zu Hause (20,13).

Zu Deiner Frage: Wie sieht das Ende aus? - diese Frage habe ich mir auch immer gestellt. Ich arbeite seit Juli 13 nicht mehr, bin krank geschrieben. Das war damals eine sehr gute Entscheidung. Ich kann das mit meinem Arbeitgeber absprechen und kann mir so viel Zeit nehmen wie ich brauche.

Eins kann ich sagen, es wird nicht besser. Bei meinem Mann hat es ganze 4 Wochen gedauert. Er ist am 25.11.13 noch ins Krankenhaus gelaufen. Am 19.12. schon verstorben. Es ist eine elende Quälerei. Ich saß hilflos neben ihm und habe seine Hand gehalten. Er hatte starke Schmerzen, bekam schlecht Luft und hatte immer Panik er erstickt. Wichtig ist, dass er genügend Schmerzmittel bekommt, auch Morphium, egal, Hauptsache keine Schmerzen.

Mein Mann hat viel geschlafen. Arbeiten in diesem Moment - undenkbar -. Ich habe von Mittag bis Abend am Bett gesessen und war einfach nur da für ihn.

Im Krankenhaus mussten wir dann die Entscheidung treffen, nach Hause oder in ein Hospiz (er konnte nicht mehr aufstehen). Durch die Luftnot und weil wir auf dem Dorf wohnen hatten wir einfach nur Angst. Ich hatte Angst neben ihm zu sitzen und zusehen zu müssen wie er erstickt. Wir haben uns gemeinsam für ein Hospiz entschieden. Wir haben gerade 1 Woche auf den Platz gewartet, normalerweise dauert es länger. Es ist eine ganz tolle Sache, das Hospiz. Man findet dort Ruhe, Geborgenheit und Sicherheit. Es bestand auch die Möglichkeit, dass ich auch dort übernachten kann. Leider war er nur 3 Tage dort, dann ist er gestorben.

Das Ende: Am Tag vor seinem Tod war ich wieder ab Mittag bei Ihm. Er hat eigentlich nur geschlafen. Manchmal haben wir ein paar Worte gewechselt, er war bei vollem Bewußtsein. Dann haben wir noch zusammen Abendbort gegessen, ich musste doch zu meiner 12jährigen Tochter. Wir haben uns sehr lange und intensiv verabschiedet - in diesem Moment war mir klar, ich sehe ihn nicht lebend wieder. Natürlich hätte ich bei ihm bleiben können, aber ich hatte auch Angst. Am nächsten Tag wollt ich 11.00 Uhr bei ihm sein. Ich hatte noch 10 Minuten Fahrt, als mein Telefon klingelt und die Ärztin sagte ich soll kommen, es geht ihm schlecht. Ich habe es nicht mehr geschafft. Als ich ankam war er verstorben. Er hat noch einmal tief Luft geholt, dann ist er gegangen(die Krankenschwester war dabei).

Dann musste ich mich kurz sammeln und bin in sein Zimmer. Da lag er als schläft er, ganz friedlich, ohne Schmerzen. Ich konnte mich dann in Ruhe von ihm verabschieden, hatte so 1 Stunde Zeit. Diese Zeit brauchte ich.

Er war innerlich zerfressen vom Krebs. Sein rechter Lungenflügel existierte nicht mehr. Er war voller Metastasen, Bauchspeicheldrüse usw., auch auf der Haut konnte man sie fühlen. Unglaublich in welch´ kurzer Zeit die gewachsen sind. Der Tod kam nicht durch ersticken. So wie es gesagt wurde, ist ein großen Gefäß eingeblutet. Er hat davon nichts mitbekommen. Es war eine Erlösung.

Ich habe 9 Monate nur gelesen in diesem Forum, war nicht im Stande zu schreiben. Erst kurz vor seinem Tod habe ich mich an Beiträgen beteiligt. Es tut einfach gut sich mit anderen auszutauschen. Du brauchst jetzt ganz viel Kraft! Nutze die Zeit die Euch noch bleibt intensiv! Sei da für deinen Mann und wenn es nur Deine Anwesenheit ist. Ich hatte auch große Angst vor dem Ende, keiner kann sagen wie es wird.

Liebe Grüße und viel Kraft
Susan
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