Krebs-Kompass-Forum seit 1997  


Zurück   Krebs-Kompass-Forum seit 1997 > Behandlung von Krebs > andere Therapien

 
 
Themen-Optionen Ansicht
  #35  
Alt 02.06.2007, 23:21
J2K J2K ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 13.03.2006
Ort: Zürich
Beiträge: 98
Standard AW: Innerer Konflikt

Hehe,
irgendwie kommt mir das Thema bekannt vor.

Als bei mir mein Tumor diagnostiziert wurde, war es meine Mutter, die sofort zu irgendwelchen Familientherapeuten gerannt ist und sich dort für teures Geld hat einreden lassen, dass der "mangelnde Respekt vor meinem Vater" für die Tumorentstehung verantwortlich sei. Dazu sollte man den Hintergrund kennen: Ich hatte eigentlich nie Kontakt zu meinem Vater, da meine Mutter sich von ihm wegen seiner Alkoholprobleme getrennt hatte als ich noch im Kleinkindesalter war.
So eine Geschichte ist natürlich ein gefundenes Fressen für "Psychoanalytiker".
Eine weitere "Theorie" meiner Mutter war, dass ich zu introvertiert sei und "Ärger in mich hineinfressen würde".

Am Anfang habe ich mich noch über meine Mutter aufgeregt, dass sie mit solchen "Theorien" angekommen ist und versucht hat, mir eine "Schuld" bzw. "persönliche Verantwortung" für meine Erkrankung einzureden. Allerdings konnte sie es nicht besser wissen, sie stammt aus einfachen Verhältnissen, hat die Schule vorzeitig abgebrochen und hat dementsprechend intellektuelle Defizite.
Sie versuchte mir während meiner Behandlung dann auch noch psychoonkologische Behandlungskonzepte wie die von Simonton einzureden

Wer sich mal ernsthaft mit dem Thema "psychosoziale Faktoren und Krebsentstehung" auseinandergesetzt hat, weiss, dass in grossangelegten wissenschaftlichen Studien mit Tausenden von Probanten bis heute keine eindeutigen oder wiederholt nachweisbaren Kausalzusammenhänge nachgewiesen werden konnten.
http://www.thieme-connect.com/ejourn...004-826659.pdf

Trotzdem werden pseudowissenschaftliche Theorien wie z.B. die "Krebspersönlichkeit", "innere Konflikte", "Strafe Gottes" und dergleichen scheinbar bevorzugt von nahen Verwandten oder religiösen Gruppierungen aufgegriffen. Ist auch verständlich: Nicht-Betroffene können offenbar einfacher mit der Krebserkrankung von nahestehenden Personen umgehen, wenn sie anstatt einer Schicksalsfügung persönliches Verhalten oder die persönliche Einstellung des Betroffenen als Erkrankungsgrund heranziehen. So nach dem Motto "Du leidest jetzt, bis ja selbst dran Schuld". Und dann genügt nur die Einsicht der betroffenen Person, dass sie etwas falsch gemacht hat und nun ihr Verhalten und ihre Einstellung ändert und schon verschwindet der Krebs und die Verwandten müssen nicht mehr zusehen, wie der Betroffene leidet.
Bei den religiösen Gruppierung muss auch immer irgendein Grund herhalten, weil Gott ja allmächtig, perfekt usw. ist und niemals zulassen würde, dass eine unschuldige Person Krebs bekommt. Ergo: Die Person kann nicht unschuldig sein.

Im Gegensatz zu psychologischen Faktoren, gibt es jedoch eine ganze Reihe von Faktoren, die unbestritten einen empirisch nachweisbaren Einfluss auf die Entstehung einzelner Tumorarten haben. Dazu zählen vor allem Ernährung, mangelnde Fitness, Alkohol- & Tabakkonsum, genetische Faktoren, hormonelle Faktoren, Umweltbelastungen etc.
Wer also einer künftigen Krebserkrankung vorbeugen möchte oder seine Therapie positiv beeinflussen möchte, ist mit einem Ernährungs-oder Fitnessberater u.U. besser beraten als mit einem Psychologen.

@Meli
Beim Ewing Sarkom z.B. ist es so, dass die genauen Ursachen unklar sind, der Tumor aber gehäuft in Familien auftritt, also eine genetische Ursache wahrscheinlich ist.


Gruss,
J2K
Mit Zitat antworten
 

Lesezeichen


Aktive Benutzer in diesem Thema: 1 (Registrierte Benutzer: 0, Gäste: 1)
 

Forumregeln
Es ist Ihnen nicht erlaubt, neue Themen zu verfassen.
Es ist Ihnen nicht erlaubt, auf Beiträge zu antworten.
Es ist Ihnen nicht erlaubt, Anhänge hochzuladen.
Es ist Ihnen nicht erlaubt, Ihre Beiträge zu bearbeiten.

BB-Code ist an.
Smileys sind an.
[IMG] Code ist an.
HTML-Code ist aus.

Gehe zu


Alle Zeitangaben in WEZ +2. Es ist jetzt 07:44 Uhr.


Für die Inhalte der einzelnen Beiträge ist der jeweilige Autor verantwortlich. Mit allgemeinen Fragen, Ergänzungen oder Kommentaren wenden Sie sich bitte an Marcus Oehlrich. Diese Informationen wurden sorgfältig ausgewählt und werden regelmäßig überarbeitet. Dennoch kann die Richtigkeit der Inhalte keine Gewähr übernommen werden. Insbesondere für Links (Verweise) auf andere Informationsangebote kann keine Haftung übernommen werden. Mit der Nutzung erkennen Sie unsere Nutzungsbedingungen an.
Powered by vBulletin® Version 3.8.7 (Deutsch)
Copyright ©2000 - 2024, vBulletin Solutions, Inc.
Gehostet bei der 1&1 Internet AG
Copyright © 1997-2024 Volker Karl Oehlrich-Gesellschaft e.V.
Impressum: Volker Karl Oehlrich-Gesellschaft e.V. · Eisenacher Str. 8 · 64560 Riedstadt / Vertretungsberechtigter Vorstand: Marcus Oehlrich / Datenschutzerklärung
Spendenkonto: Volker Karl Oehlrich-Gesellschaft e.V. · Volksbank Darmstadt Mainz eG · IBAN DE74 5519 0000 0172 5250 16 · BIC: MVBMDE55