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Alt 17.08.2013, 09:30
J.F. J.F. ist offline
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Standard AW: Wie macht ihr das mit dem Arbeiten gehen...?

Hallo Kerejon,

hat das eventuell mit Deinem berufsbedingtem Pessimusmus zu tun?

Wenn ich so Revue passieren lasse, so ist es meinem Dickschädel und meinem Glauben an mein inneres Warnsystem (das mir bisher dreimal das Leben gerettet hat -> Tatsache) zu verdanken das ich im Kontakt mit Ärzten nicht wahnsinnig geworden bin. Oder zumindest depressiv. Denn von Beginn an (Vermutung was es sein könnte, Hin und Her zwischen drei Histologien) hat man alles in seiner Machtstehende getan, um mir mitzuteilen - direkt und indirekt - das ich spätestens in einem Jahr eh nicht mehr da sei. So sah zum Teil auch die Nachsorge im Erstjahr aus. Einzig ein Chirurg - den ich heute noch gerne als meinen Chirurgen bezeichne - hat da nie mitgemacht, sondern chirurgisch alles getan, um EBEN nicht in diese Zielgerade einzubiegen. Klar, es gehört mehr zum Überleben einer metastierten Krebserkrankung als der chirurgische Teil, aber hier kann auch einschneidend (im wahren Sinne des Wortes) agiert werden. Das gleiche Spiel hatte ich dann nochmals für einen dreimonatigen Marathon durch die MRTs, PET/CT und OP mit einem zweijährigen Nachlauf mit Vorlage beim tumorboard. So etwas zehrt an der Substanz. Und ist für die Vertrauensbildung / -basis zum Arzt mehr als schädlich. Wer mir heute mit Prognosen, Statistiken, selbst mit einer Trauermine gegenübersteht hat bei mir schon schlechte Karten. Ich glaube ihm nicht. Dazu habe ich in den letzten Jahren zu viele absurde / abgefahrene Situationen erlebt. Und auch die Ergebnisse.

Und arbeiten ist für viele ein verdammt gutes Instrument im "Kampf gegen den Krebs". Auch ich habe diese Möglichkeit ergriffen. Durch die Erkrankung verändert sich das Verhältnis zur Arbeit und auch sein eigener Einsatz. In welche Richtung, nun das ist wieder individuell. Vor kurzem wurde mir gesagt, ich solle aufpassen, ich bekäme noch einen Herzinfarkt. Meine Reaktion: Abwinken und spontane Aussage, und wenn, habe schon zwei als unheilbar eingestufte Erkrankungen überlebt bzw lebe mit ihnen, also was soll mir noch passieren. Eine Art Überheblichkeit, die man wohl erlangen kann. Wobei die Reaktion meines Gegenüber auch nicht schlecht war ... nach dem Überraschungseffekt..

Was mir noch spontan eingefallen ist: Ist Dir was an die Niere gegangen? So wie mir wohl was einiges im Hals stecken geblieben ist. Das ist aber eher rhetorisch in den Raum gestellt. Eine Antwort erwarte ich nicht

Du giltst als heilbar. Schreibst Du selber. Warum also dieser Pessimismus?
Gerade gestern habe ich ein Gedicht von Dietrich Bonhoeffer gelesen, das ich jetzt nochmals herausgesucht habe, weil ich denke das es sehr gut passt:

Optimismus

Optimismus ist in seinem Wesen keine Ansicht über die gegenwärtige Situation,
sondern er ist eine Lebenskraft, eine Kraft der Hoffnung, wo andere resignieren,
eine Kraft, den Kopf hochzuhalten, wenn alles fehlzuschlagen scheint,
eine Kraft, Rückschläge zu ertragen,
eine Kraft, die die Zukunft niemals dem Gegner lässt, sondern sie für sich in Anspruch nimmt.

Dietrich Bonhoeffer

In diesem Sinne wünsche ich Dir, dass Du den Optimismus für Dich in Dein Leben wieder aufnehmen kannst.
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