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  #766  
Alt 09.04.2009, 23:07
Nawinta Nawinta ist offline
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Standard AW: junge Frauen und der Tod der Mutter

Hallo Susi,

habe einiger deiner Beiträge nachgelesen und bin sehr berührt von deiner Geschichte.

Die Mamas fehlen uns halt hinten und vorne.
Alles was sie für uns getan haben, wo sie uns geholfen haben, unterstützt, zu gehört oder einfach auch nur mal die Meinung gesagt haben fehlt.

Ich hatte die letzte Zeit (Jahre) bevor meine Mutter verstarb sehr viel Zeit mit ihr verbarcht, was uns unheimlich nah zusammen brachte. Der Anfang war allerdings nicht so einfach, und von einigen "Winden" begleited. Doch schnell merkten wir, was wir eigentlich von einander haben.
Ich habe immer noch das Gefühl, dass meine Mama bei mir ist und in mancher Situation ist mir, als wenn sie mich leidet. Mir fallen so manch ihrer Sätze und Ratschläge wieder ein, oder einfach nur ihr Gesagtes.
Sie ist ein Teil von mir. Und es ist, als wenn diese Nabelschnur, welche bei der Geburt getrennt wurde, weiter exestiert und keine Grenzen kennt.

Gruß
Alex
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  #767  
Alt 11.04.2009, 13:43
Clarissa Clarissa ist offline
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Standard AW: junge Frauen und der Tod der Mutter

Hallo ihr lieben, schön das ihr den Thread wieder hervorgekramt habt.
Meine Mama ist nun schon 3 Jahre fort und Sie fehlt mir noch immer so doll.
Nichts kann Sie ersetzen. Der Schmerz im Herz bleibt für immer.
Das einzige was wir können, ist zu lernen, damit zu leben.
Die Gedanken und die Liebe wird man uns nie nehmen können.
Und das tröstet mich ungemein.
Würde mich freuen, öfter von Euch zu lesen.
Ganz lieben Gruß sendet Euch, Clarissa!
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  #768  
Alt 14.04.2009, 08:39
Tochter1980 Tochter1980 ist offline
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Standard AW: junge Frauen und der Tod der Mutter

Hallo Nawinta,
hallo Clarissa,

danke für Deine lieben Worte.
Du sagst es. Es ist egal ob es eine Rüge, Mecker, Rat oder Lob ist, sie fehlt überall.

Es gab Zeiten, da haben wir uns entfernt gehabt, nein, besser gesagt, ich mich von ihr. Verdammte Pupertät, die hat uns so viele Jahre geraubt. Doch hat Mama mich nie aufgegeben, immer an mich geglaubt und mich immer bedingungslos geliebt, egal was ich ihr angetan oder nicht getan habe.

Damals habe ich immer gesagt, "Ich werde niemals wie meine Mutter!" doch seit einigen Jahren bin ich überglücklich, dass ich genauso bin wie sie. Seit sie nicht mehr da ist sogar noch mehr.

Auch mir fallen immer wieder ihre Worte ein oder was sie in bestimmten Situationen getan/geraten hätte.

Wir hatten bis auf die kurze Unterbrechung hatten wie immer ein inniges und herzliches Verhältnis. Besonders seit ich nicht mehr zu Hause gewohnt hab. Sie war nicht nur meine Mama, sondern auch meine beste Freundin und engste Vertraute. Sie hat mich angesehen und wusste wie es mir ging. Sie hat meine Stimme am Telefon gehört und wusste ob mir was auf der Seele lag. Sie war eben meine Mama.

Einmal im Monat sind die Erinnerungen immer besonders schmerzvoll. Dann wenn ich (darf ich das überhaupt erzählen?), naja, das Frauenproblem bekomme. Ich kam immer zwei Tage nach Mama und habe starke Schmerzen. Mama wusste das immer und wenn ich dann nach Hause kam (ja, mein Elternhaus ist mein zu Hause) lag auf meinem Bett immer eine heiße Wärmflasche und meine Lieblingsschokolade. Nun liegt da nichts mehr und nur die Erinnerung bleibt. Aber ich mache mir jetzt selber eine Wärmflasche und kauf mir meine Wärmflasche.

Es gibt so viele Kleinigkeiten, die einem Selbstverständlich vorkamen und nun zu den wichtigsten Erinnerungen wurden, die ich habe.

Es ist jetzt fast sechs Monate her und ich fühle mich immernoch wie in einer Blase. Ich kann sie nicht auf dem Friedhof besuchen, ich fahr nach Hause wenn ich ihr nah sein und an sie denken will. Manchmal habe ich das Gefühl, das irgendetwas nicht mit mir stimmt, da ich nichts fühle, wenn ich an sie denke. Kennt ihr das?

Ich weiß nur, dass sie mir unsagbar fehlt und ich nie gedacht hätte sie so sehr zu brauchen.

Viele liebe Grüße
Susi
__________________
In Erinnerung an unsere geliebte und starke Frau und Mama
*28.02.1958 +18.10.2008
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  #769  
Alt 16.04.2009, 14:26
Clarissa Clarissa ist offline
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Standard AW: junge Frauen und der Tod der Mutter

Liebe Susi(bin übrigens auch aus Deinem Jahrgang),
als ich Deine Zeilen las, da dachte ich mir, man bei uns ist das genauso.
Deine Zeilen hätten auch meine sein können.
Eine Mama, wird einem immer fehlen.
Mir tut immer so weh, wenn ich meinem 20 Monate alten Sohn ins Gesicht gucke, das er seine Oma nie hat kennen lernen können, dabei wäre meine Mama so gerne Oma geworden.
Aber ich weiss, das Sie der beste Schutzengel ist, den man nur haben kann.
Bei mir sind es ja nun schon 3 Jahre her, als meine Mama starb und ich glaube, Sie wird für immer fehlen, man lernt nur einfach damit zu leben.
Die Sehnsucht und die Liebe bleibt für immer.
Ich rede ganz oft mit ihr und dann spüre ich immer, was sie mir antworten würde und das tut mir gut.
Meine Mama, hat das aus mir gemacht, was ich heute bin.
Ich bin ihr sehr dankbar.
Susi hast Du auch Familie oder gute freunde, mit denen Du darüber reden kannst?
Ganz LG, Clarissa!
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  #770  
Alt 08.05.2009, 07:55
Nawinta Nawinta ist offline
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Standard AW: junge Frauen und der Tod der Mutter

Hallo,

wer will schön in jungen Jahren so werde wie seine Eltern, Mutter/Vater.

Meine Mutter hat immer gesagt: "Ihr werdet schon sehen, wenn ich nicht mehr da bin". Dies war immer diese Aussage, wenn wir nicht auf sie hörten oder eingingen. Meine Mutter hat ihre Mutter sehr früh verloren. Sie war ca23 Jahre und mit zwei kleinen Kinder auf sich selbst gestellt. Sie sagte immer, sie hätte auch noch so gerne ihre Mutter gehabt und andere Töchter um ihre Mutter beneidet. Desshalb hat meine Mutter alles für uns getan und uns machmal fast damit erdrückt. Sie sagte immer, auch als sie noch keine Krebs hatte: "Laßt mich, jetzt kann ich euch noch helfen". Nun kann ich sie sehr gut verstehen.

Ich gehe regelmäßig auf den Friedhof aufgrund der Grabpflege. Mir hilft dies irgendwie, wenn ich anpflanzen und sehe wie alles schön wächst. Hätte nie gedacht, dass ich sowas mal sage. Meiner Mutter erzählte mir, dass ihr die Grabpflege bei der Trauer geholfen hat. Ich konnte dies nie nachvollziehen.
Ich denke, es gibt sehr viele Arten der Trauer und den Umgang damit.

Bei meinen Vater, brauchte ich keine Grabpflege zu machen.

@Susi, bei dir ist alles richtig. Die Blase wird irgendwann mal durchlässiger. Ich habe gemerkt, es ist sehr wichtig, dass man sich mit vielen positiven umgibt und selbst gut zu sich ist. Das tut, was einen gut tut, und wo man zufrieden und glücklich ist. Dies kann auch nur ein schöner Spaziergang sein. ein gutes Essen, ein nettes Gespräch, ein schönes Bild ....

Liebe Grüße
Alex
Alex
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  #771  
Alt 09.05.2009, 00:43
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schneemausi77 schneemausi77 ist offline
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Standard AW: junge Frauen und der Tod der Mutter

Hallo!

meine liebe Mami ist heute vor vier Wochen nach langen Qualen gestorben. Ich bin noch in der Phase, wo ich nicht weiß, wie es mir eigentlich geht. Auf der einen Seite bin ich erleichtert, daß ihr Leiden ein Ende hat, aber auf der anderen Seite... Seit ca. einer Woche habe ich das Gefühl, es wird immer schlimmer. Wahrscheinlich, weil sich immer mehr Situationen ergeben, wo sie fehlt...
Wie bei vielen anderen hier war auch meine Mama für mich nicht nur Mama, sondern auch beste Freundin. Sie hat soviel für mich getan, für mich verzichtet, mir verziehen, und und und... Erst zu spät hab ich das alles schätzen gelernt... Auch wie hier jemand schon erwähnt hat, als ich von zu Hause auszog. Aber vielleicht ist das auch normal...
Als meine Mama die Diagnose bekam, ist für mich eine Welt zusammengebrochen und ich dachte: Warum ausgerechnet sie? Warum so früh? Und ich war auch wütend, bin ich auch ab und zu immer noch. Wäre sie mit den Schmerzen doch früher zum Arzt gegangen. Sie kam aus dem Beruf. Sie hätte ahnen müssen, was es ist... Aber vielleicht wollte sie es auch nicht wissen...
Mein Stiefvater und ich müssen nun versuchen, ohne sie zu leben. Ich versuche für ihn stark zu sein und habe noch nicht wirklich Zeit und Ruhe für mich selbst gehabt.
@Susi: Vielleicht wird es mir genauso gehen, wie dir, wenn mein Stiefvater mal über das schlimmste hinweg ist. Wenn du das Gefühl hast, du schaffst es wirklich nicht alleine, dann hol dir Hilfe. Entweder im Umfeld oder z.B. in einer Trauergruppe... Dafür muß man sich nicht schämen... Ich denke gerade auch über diese Möglichkeiten nach...
Ich hätte gerne noch soviel mit ihr erlebt, ihr noch soviel gesagt... Aber ich hoffe, daß sie mich jetzt hört, wenn ich im Stillen mit ihr rede und ich hoffe, daß sie weiß, wie sehr ich sie liebe und vermisse...
Liebe Grüße an alle und
Sandra
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  #772  
Alt 11.05.2009, 09:50
Tochter1980 Tochter1980 ist offline
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Standard AW: junge Frauen und der Tod der Mutter

Hallo Ihr Lieben,

ich war eine längere Zeit nicht hier.
Viel zu tun gehabt und wenig Zeit.

Ich freue mich, dass so viele hier geschrieben haben und gleichzeitig bin ich traurig, dass es so viele sind.

Gestern war Mamatag und ich war bei ihr auf dem Friedhof. Papa hatte am Tag davor ein Rosenstämmchen gepflanzt. Sie liebt Rosen, besonders die Dunkelroten. Ich habe ihr, nach alter Tradition, einen Strauß bunter Freesien gebracht.
Und dann habe ich mein Versprechen gehalten, das ich Mama vor Jahren einmal gegeben habe. Nun stehen neben dem Strauß zwei kleine Schuhe und sie war die Erste.
Nach dem Frühstück hat Papa die Gegenstücke von den Mama´s Schuhen bekommen und zum ersten Mal seit Mama´s Tod hab ich in seinen Augen wieder das pure Glück, Lebensfreude und vor allem Hoffnung gesehen. Wir haben uns Beide in den Armen gelegen und geweint, vor Freude und Traurigkeit.
Ein kleines neues Leben, kann so viel Leid wegschieben. Nun gibt es wieder einen Sinn weiter zu machen, für uns alle.

Liebe Clarissa, ja ich habe ganz viele liebe Menschen um mich, mit denen ich reden kann wenn ich will. Auch jetzt wird mir wieder bewusst, wie dringend ich meine Mama eigentlich noch brauche. Gerade jetzt, wo doch ein Enkelchen unterwegs ist. Sie hat sich so sehr gewünscht Oma zu werden. Es tut so weh, dass die Beiden sich nie kennenlernen dürfen. Aber ich weiß, dass Mama von oben dafür sorgt, dass alles ohne Probleme verläuft.

Hallo Alex, hast Du das auch immer gedacht "Ich werde nie so wie meine Mutter!" Fast jeden Tag waren es meine Gedanken, immer hab ich gedacht "Wenn ich groß bin, mach ich alles anders." Gott sei dank waren Mama und ich uns schon von frühen Jahren an zu gleich, als das ich anders werden könnte wie sie.
Meine Blase hat eine Tür in die ich nur die und das reinlasse, wen und was ich will. Meine Blase ist zwar durchsichtig, aber sehr dick. Ich brauche diesen Rückzugsort für mich und meine Trauer. Es geht mir gut dabei.

Tapfere Ingrid, es tut mir so leid. In so kurzer und ja auch eigentlich schöner schwerer Zeit beide Eltern. Dann noch zwei kleine Kinder. Sehr stark... Hätte nicht gewusst, ob ich dazu in der Lage gewesen wäre und die nötige Kraft gehabt hätte. Ich hoffe so sehr für Dich, dass Du liebe Freunde und eine liebe zusammhaltende Familie hast. Du bist verdammt stark...

Liebe Sandra, mein tiefstempfundenes Mitgefühl. Wie gut ich nachempfinden kann, wie erleichtert man sein kann, wenn das Leiden vorbei ist und doch ist es so unfair. Da wird einem einmal mehr bewusst, es trifft leider nicht immer nur die Anderen und auch diese Sicht darauf verändert sich. Ich weiß jetzt, dass es auch uns getroffen hat und immer wieder treffen kann. Mir braucht keiner mehr erzählen, dass es ihn nicht treffen wird, da weise ich ihn gleich in die Schranken. Ich hoffe für Dich, dass Du die Hilfe bekommst, bzw. Dir die Hilfe holst, die Du brauchst.
Für mich waren die ersten Monate wie in Trance, ich habe nur funktioniert. Im Schlaf habe ich verarbeitet. Hatte schlimme Alpträume und viel geweint, am Tag war ich wieder eine Puppe. Seit ein paar Wochen setzte ich mich mit meiner Trauer auseinander und ich schaffe es jeden Tag ein bisschen besser.
In einem kannst Du Dir sicher sein. Auch wenn es nie ausgesprochen wurde, sie weiß wie sehr Du sie liebst und vermisst.
Du musst Dich auch zwingen, für Dich zu sorgen. Ich hab gut reden, habe ich es ja auch nicht getan. Aber es ist wichtig.
Ich wünsche Dir alles erdenklich gute und viel Kraft, die schwere Zeit zu überstehen, genauso wie liebe und starke Menschen an Deiner Seite, die Dich halten wenn Du fällst.

So, nun werde ich mich mal wieder um mich kümmern und um das kleine Leben in mir. Der Stolz und die Hoffnung unserer Familie. Seit gestern ist es bekannt und schon habe ich so viele Verbote, damit auch nichts schief gehen kann. Wenn es danach ginge, dürfte ich noch nicht einmal mehr eine Flasche Wasser tragen.
"Hallo, ich bin schwanger, nicht krank."

In diesem Sinne

Susi
__________________
In Erinnerung an unsere geliebte und starke Frau und Mama
*28.02.1958 +18.10.2008
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  #773  
Alt 12.05.2009, 11:11
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schneemausi77 schneemausi77 ist offline
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Standard AW: junge Frauen und der Tod der Mutter

Liebe Susi!

Ich freue mich so für dich! Wenn das kein Zeichen ist...
Und natürlich kommen jetzt alle mit guten Ratschlägen. Da mußt du wohl durch... Vielleicht kannst du es ja auch irgendwie geniessen...
Ich danke dir für deine lieben Worte! Du sprichst mir aus dem Herzen... Und ich sehe in deinem Erlebten viele Gemeinsamkeiten... Ich werde versuchen, deine Ratschläge zu befolgen...
Ich wünsche dir gaaaaaaaaaanz viel Glück und Kraft!
Alles Liebe
Sandra
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  #774  
Alt 19.05.2009, 17:56
Romy 2010 Romy 2010 ist offline
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Standard AW: junge Frauen und der Tod der Mutter

Hallo meine Lieben,

ich schalt mich jetzt auch mal dazu – ich bin eine von Euch. Auch wenn es mir noch nicht so bewusst ist.
Bin neu hier, weil ich das Gefühl habe mit allem nicht alleine klar zu kommen..

Darf ich Euch meine Geschichte erzählen – sie ist sehr lang, aber ich muss irgendwann anfangen und zwar von ganz vorne….

Ich bin in einer Familie aufgewachsen in der sich die Eltern zwar sehr geliebt haben, aber es einfach nicht schafften miteinander zu leben – leider reicht Liebe manchmal einfach nicht aus.. Also haben sich meine Eltern getrennt als ich 15 und mein Bruder 18 war.
Anfangs alles kein Problem – dachte ich. Nur Mama hatte Probleme damit und zwar erhebliche. Ich habe das erst bemerkt, als es fast zu spät war und ich die Flaschen beim staubsaugen hinter den Vorhängen gefunden habe.
Ich war damals einfach zu sehr mit mir selbst beschäftigt – mitten in der Pubertät und jetzt denen zugehörig deren Eltern getrennt sind. Das hätte ich mir nie vorstellen können, meine Eltern mochten sich doch und gingen auch gut miteinander um… Aber es war, wie es war! Und Mama verkroch sich in einem Schneckenhaus, ließ keinen mehr an sich ran und floh sich nachts in den Alkohol. Das ging einige Jahre so und ich stand machtlos daneben, weil meine Mama sich weigerte einzugestehen dass sie ein Problem hat und auch ihre tiefe Depression mit allen Mitteln (zumindest nach außen) verleugnete.

Weihnachten 2006 gestand mir Mama nach langen hin und herdrucksen, dass sie schon langen einen Knoten in ihrer linken Brust spürte. Ich dachte, sie spricht von einem kleinen Knötchen den sie seit ein paar Wochen spürte. Aber es war ein Megaknoten, den sie seit Jahren mit sich rumschleppte – was ihrer Depression quasi nur so fütterte! Ich war geschockt!! Ich stand da und verstand die Welt nicht mehr…
Warum ging sie nicht zum Arzt, warum sagte sie über solange Zeit niemandem etwas?? Fragen über Fragen. Auf die meisten hatte sie selbst keine Antworten.. Was ich im Nachhinein ein wenig verstehen konnte. Sie war sich selbst nichts mehr wert – sie dachte wofür soll ich leben.
Ab jetzt versprach sie mir quasi täglich, dass sie zum Arzt geht und sich untersuchen lässt.. Aber ihre Angst und Hemmschwelle war schon so groß, dass es für sie sehr schwer war. Sie schämte sich, dass sie solange gewartet hat, hatte nun Angst vor der Diagnose – wieder alles Futter für die Depression. Ein Teufelskreis!

Nach über 10 Jahren nach der Trennung haben wir es im Frühling 2007 dann zumindest geschafft sie zu einem Umzug zu bewegen, denn sie wohnte noch immer in der Wohnung in der wir noch als Familie zusammen wohnten mit allen Erinnerungen und alten Möbelstücken, die sich noch mit Papa gekauft hat. Das war nicht gut für sie. Vor ihrem Umzug versprach sie mir, dass sie nach dem wir den Umzug hinter uns hatten sie zum Arzt gehen will, weil sie ein neues Leben beginnen möchte.. War ich glücklich!! Aber auch nur der Wille reicht im Leben manchmal nicht aus, man braucht auch die Kraft…
In Ihrer neuen Wohnung blühte Mama regelrecht auf und sie fühlte sich wohl.. Anfangs.. Dann überkam sie wohl wieder die Einsamkeit, die sie abends wieder regelmäßig betäubte.
Es war schwer das alles anzusehen und den Arzttermin verschob sie regelmäßig.

Ich als Laie hab versucht mich im Internet schlau zu machen, ob es tatsächlich Brustkrebs sein kann oder ein gutartiges Geschwulst sein kann.. Die Hoffnung stirbt ja zuletzt. Ich war fest davon überzeugt, dass dieses Ding gutartig war, weil es ihr sonst vom Allgemeinbefinden sehr gut ging und ich mir nicht vorstellen könnte, dass das der Fall wäre, wenn sie Krebs hätte!

Irgendwann im August rief sie mich an und hat gesagt, dass sie nen Termin in der Klinik hat und ob ich sie begleite – NATÜRLICH!! Und den Termin hielt sie dann auch ein…
Eine Freundin von ihr kam auch mit (die selbst den Brustkrebs bereits besiegt hatte), nun saßen wir drei da und warteten, dass Mama dran war. Endlich war es soweit… Und dann saß ich mit Mamas Freundin lange allein da und sah nur, wie die Ärzte nur so in Mamas Untersuchungszimmer ein und ausgingen und es immer mehr wurden und auch der Prof. selbst reinging – da hatte ich schon kein gutes Gefühl mehr… :0((
Diagnose wurde (trotz fehlender Ergebnisse der Blut- und Gewebeuntersuchung) ziemlich schnell gestellt und sie hieß: Brustkrebs – beidseitig!! OP-Termin in einer Woche zur kompletten Brustentfernung.

Ich habe sie dann nach ner Woche in die Klink gebracht und wollte einfach nicht gehen.. Ich wäre so gern bei ihr geblieben in der Nacht vor der OP. Wir haben soviel geredet, gelacht, geweint und vor allem gewartet…
Irgendwann musst ich dann fahren und bin hald am nächsten Morgen um halb 8 wieder in die Klinik und hab sie vorher noch gesehen. Hab in ihrem Zimmer gewartet bis die OP vorbei war und sie wieder da war. Es lief alles sehr gut und sie war relativ schnell wieder auf den Beinen – alles schien gut zu werden.. In der nächsten Zeit stellte sich heraus, dass die Lymphknoten die sie ihr bei der OP entfernt haben alle gut waren – nicht befallen!! JA!!
Auch Leber, Lunge und Magen war gut – die Welt konnte doch schön sein

Am 02.10.2007 erhielt ich in der Arbeit einen Anruf.. Das Klinikum Rechts der Isar!! Meine Mama hatte in der S-Bahn (auf dem Weg zur Nachversorgung und Verbinden der Brust) einen Krampfanfall und ist momentan völlig orientierungslos und liegt bei ihnen auf der Intensivstation – ich sollte doch so schnell wie möglich kommen. Leichter gesagt, zu der Zeit wohnte ich noch 180 km von Mama entfernt… Ich also alle Sachen gepackt, nach Hause meinen Freund ins Auto gesetzt und mich nach München fahren lassen. Viel Zeit zum Überlegen, was das sein könnte…
Ich dachte ja, es wäre der Alkoholentzug – denn meine Mama hat das Zeug seit Wochen nicht mehr angerührt, also nach der OP keine Tropfen mehr – da mussten ja Entzugserscheinungen auftreten – wie schön zurecht gelegt…
Leider war es eine Gehirnmeta.. Mit der hat mal keiner gerechnet – sie hatten doch alles gecheckt – wie konnte das passieren, dass übersehen wurde die Knochen und das Gehirn zu untersuchen??? Wir wissen es nicht.. Nun war es mal wieder, wie es war. Also Ärmel hoch und weiter!!
Die Gehirnmeta wurde dann (doch schon) Anfang 2008 mit ner OP entfernt, es lief wieder alles sehr gut und Mama hat sich wieder sehr gut erholt – sie war einfach ein Phänomen.. Keine OP konnte sie klein kriegen – spätestens am nächsten Tag lief sie schon wieder durch die Gegend und hat sich über die ein oder andere Schwester aufgeregt (ein gutes Zeichen, dass es ihr scho wida gut ging :0)). Bei den folgenden Untersuchungen wurde dann noch ne Knochenmeta in der Brustwirbelsäule festgestellt und ein wenig später war da wieder ne Gehirnmeta, die April 2008 wieder operativ entfernt wurde. Dieses Mal erholte sie sich nicht so schnell von der OP, einen Tag ging es ihr sehr schlecht… Furchtbar sie so zu sehen.

Nun mussten doch die Ärzte sich mal auf eine Therapie einigen.. Immer wieder kamen sie mit neuen Ideen und Therapien ums Eck, die „genau das Richtige“ für Mama hätte sein sollen. Wir waren nur verunsichert. Schließlich entschied sich Mama für Xeloda in Kombi mit Thyverb zuhause in Tablettenform. Nach ein wenig Selbststudium über diese Therapien hat Mama festgestellt, dass ja die Krampfmittel die sie bekommt wegen der Gehirnoperationen (vernarbungen etc.) überhaupt nicht mit Xeloda genommen werden dürfen. Wir also mit Ärzten in Verbindung gesetzt und hoppla, da haben sie wohl was übersehen und da war es ganz weg – das Vertrauen. Wie konnten sie das wieder übersehen?? In der Infobroschüre stand sogar genau das Medikament namentlich drin, das Mama genommen hat. Sie musste selbst draufkommen. Für Mama sehr schlimm! Weil sie ja schon alles daheim hatte, die Dosierung bekannt war, die Aufklärung erfolgt war und sie alles zusammen nehmen sollte. Wer weiß was passiert wäre.

Nun fing die Odyssee erst an.. Es wurden die Krampfmittel langsam ausgeschlichen und auf ein neues Medikament umgestellt, das sie nicht so gut vertragen hat. Leider unterlief auch hier den Ärzten ein Fehler, das neue Medikament war nicht ausreichend dosiert! Also hatte meine Mama im Juli 2008 wieder einen epileptischen Anfall, der seine Folgen hatte. Die Dosis des Medikaments war zu niedrig um den Anfall zu verhindern und zu hoch, dass sie nichts mehr mitbekommen hätte. Also lag sie nach dem Einkaufen neben ihrem Auto, konnte sich nicht artikulieren, nicht bewegen, hat aber alles „live“ mitbekommen und konnte sich nicht helfen. Für sie der Horror!! Sie hatte Wochen danach noch Angst und Panikattacken, so dass ich sie kaum aus dem Haus, geschweigedenn zum einkaufen oder so bekommen konnte. Aber auch das hat sie irgendwie gemeistert und wieder ein wenig ins Leben zurück gefunden, auch wenn sie nun auch nicht mehr selbst Auto fahren durfte, weil es ja sein hätte können, dass sie einen neuen epileptischen Anfall bekommt und das wäre während des Autofahrens natürlich fatal.

Ende 2008 fing sie dann die Chemotherapie an und vertrug sie eigentlich sehr gut. Es sah wieder alles gut aus und die Prognosen der Ärzte wurden besser. Die Rede war plötzlich von bevorstehenden Jahren.

Am 03. Januar 2009 bekam sie dann (wahrscheinlich aufgrund der vielen Medikamente) zu allem Überfluss noch einen Magendurchbruch – und der war zuviel.
Sie wurde nachts notoperiert und auch diese OP überstand sie eigentlich ganz gut und hat sich anfangs wieder gut erholt, bis ihr die Klinik Entwässerungstabletten verabreichten (wo bis heute keiner weiß warum und wieso…. ) und sie auf ein paar Tage richtig ausgemergelt war.. Sie hatte keine Elektrolyte, keine Nährstoffe mehr – alles war „ausgeschwemmt“. Also holten wir sie nach Hause – nur für ein paar Tage, weil Reha ein paar Tage später anstand!!
Aber sie war zu schwach, nach 4 Tagen (an einem Sonntag) brachte ich sie wieder ins Krankenhaus, weil es ein Ding der Unmöglichkeit war sie zu Hause zu versorgen bzw. sie allein zu lassen!

Am 22.01.2009 kam sie dann in eine Spezialklinik nach Oberaudorf und da ging es ihr dann erst mal gut, dort wurde sie ein wenig aufgepeppelt so gut es ging (bei Ankunft wog sie 41 kg bei ner Größe von ca. 1,60 m).Die Schwestern waren super nett, die Ärzte sehr, sehr bemüht und immer da und auch für mich erreichbar. Sie nahm wieder zu und konnte auch wieder alleine aufstehen! Alles sah gut aus. Sie fingen wieder mit Therapien an, weil sich die Metas mittlerweile wieder ausgebreitet haben.
Nach ca. 3 Wochen bekam sie dann einen Virus, der Durchfall verursachte und wieder alles was sich der Körper so mühsam an „Kraft“ wieder aufgebaut hat wurde wieder zu nichte gemacht – unglaublich! Wer hätte gedacht, dass es ein Durchfall sein wird, der unser Leben so verändert.

Jedenfalls wurde sie dadurch wieder sehr schwach und jetzt fing die Veränderung an. Normal telefonierten wir 3mal am Tag, einfach um zu quatschen, zu fragen wie es geht und und und. Auch wenn ich sie besuchte, telefonierten wir trotzdem ständig. Und nun wollte sie nicht mehr, sie sagte morgens schon: „Mausi rufst morgen wieder an, okay?? Muss mich heut ausruhen“ Sie wollte nicht mehr reden und mich auch nicht sehen..
An nem Freitag fuhr ich trotzdem hin – ich konnte es nicht mehr aushalten. Ich musste sie sehen und mit ihr sprechen.. Als ich auf die Station kam, hielt mich die Stationsärztin schon auf und sagte mir, ich solle nicht erschrecken wenn ich zu Mama gehe. Weil meine Mama sehr verwirrt ist und ihre Augen geschwollen seien und das sehr schlimm aussieht.. Ich dachte, ihre Augen sind geschwollen – okay das verkrafte ich. Tatsächlich waren es ihre Augäpfel, es war schrecklich. Als ich reinkam war gerade der Augenarzt bei ihr und ich merkte schon, dass sie gar nicht da ist, dass sie um sich rum nicht wirklich was wahrnimmt!

Als der Arzt weg war versuchte ich etwas mit ihr zu reden und setzte mich neben das Bett. Sie wollte mich nicht sehen und sagte ich soll gehen, sie war so verwirrt und durcheinander – sie war nicht sie selbst, hatte auch eine ganz andere Stimme und so.. Mir liefen die Tränen runter, damit sie das nicht sieht bin ich ins Bad und hab so getan als würd ich da was holen! Als ich zurück ins Zimmer kam, schrie sie mich plötzlich an, ich solle ihr ihre Glocke geben und ich wusste erst nicht, was sie wollte. Bis ich dann begriff, dass sie die Schwesternglocke meinte. Ich sagte ihr dann, dass die ja über ihrem Bett hing und gab sie ihr in die Hand. Wir haben dann gemeinsam nach der Schwester gedrückt, die kam dann und meine Mama sagte ihr, dass sie auf die Toilette müsse. Da sah die Schwester erst mich an und dann meine Mama und sagte: „aber Frau …., sie haben doch einen Katheder“. Das war ein Schock – sie wusste nichts mehr..

Die Schwester ging dann wieder und sie bat mich wieder zu gehen und fragte mich ob ich das nicht verstehe und dass sie allein sein will. Ich beschloss dann zu gehen, ich wollte ja nicht dass sie sich ärgert. Ich sagte nur noch, dass ich ihre Wäsche aus dem Schrank hole und dass ich dann gehe. Als ich die Wäsche aus dem Schrank holte, konnte ich mich nicht mehr zusammenreissen und mir liefen die Tränen übers Gesicht. Ich wollte mich dann von Mama verabschieden und beugte mich zu ihr um ihr einen Kuss zu geben, da sah sie meine Tränen. Dann nahm sie meine Hand, zog mich zu sich und da war sie kurz wieder sie selbst und sagte mit ihrer Stimme: „ Aber Mausi, Du musst doch nicht weinen um mich, bitte weine nicht um mich“.
Da gings natürlich richtig los… Ich glaube, da hat sie sich von mir verabschiedet...
Ich ging dann und brach auf dem Flur erstmal buchstäblich zusammen – ich stand unter Schock glaub ich.

Die Ärztin hat dann noch mal mit mir gesprochen und mir gesagt, dass es wohl die Gehirnmetas sind, warum sie so verändert ist und warum die Augäpfel so geschwollen seien. Aber sie sagte, dass keine akute Lebensgefahr bestand – das beruhigte mich ein wenig, obwohl ich völlig durch den Wind war.

Am nächsten Morgen hab ich dann versucht sie anzurufen und da ging schon keiner hin. Nach ner halben Stunde so was hab ich versucht auf der Station anzurufen, auch da ging niemand hin – da hatte ich schon kein gutes Gefühl mehr. Also beschloss ich zu duschen und hinzufahren, aber es dauerte nicht lange da klingelte mein Handy und ein Arzt von der Klinik war dran und sagte mir, dass sich der Zustand meiner Mama dramatisch verändert hatte und er uns bittet so schnell wie möglich zu kommen, weil keiner sagen kann wielange es noch geht.

Also habe ich alle angerufen (meinen Papa, meinen Bruder, Mamas Zwillingsschwester und und und) und musste ihnen Bescheid sagen. Wir sind dann hingefahren und da lag meine Mama: nicht ansprechbar, ganz verändert, mit so ner Beatmungshilfe am Mund, sie hat ganz schwer geatmet und immer versucht das ding aus ihrem Gesicht zu tun. Es hat mir das Herz zerrissen! Den ganzen Tag über spielte ihr Körper verrückt, sie hatte nicht messbar erhöhte Zuckerwerte, Sauerstoffversorgung war schlecht, Kreislauf absolut im Keller und keiner wusste so richtig woher das so plötzlich kam. Die Ärzte konnten nur mit den Achseln zucken wenn man sie gefragt hat – auch sie waren rat- und machtlos. Sie haben nur versucht sie mit Medikamenten einigermaßen stabil zu halten.
Wir hatten mit den Ärzten einvernehmlich vereinbart, dass die Ärzte keine lebenserhaltenden Maßnahmen (wie künstliche Beatmung, Herzmassage, etc.) machen sollen, falls die Vitalfunktionen ausfallen – das war wohl die schwerste Entscheidung meines Lebens.
Wir waren den ganzen Tag abwechselnd bei ihr und haben mit ihr geredet. Ich hab ihr immer wieder gesagt, dass sie keine Angst haben braucht, dass sie ihre Mama und ihr Papa abholen werden und unser Hund (der im September 2007 gestorben ist) schon sehnsüchtig auf der Regenbogenbrücke auf sie wartet. Ich hab ihr auch gesagt, dass sie gehen kann und ihr versprochen sie los zu lassen, wenn sie das möchte.

Abends hatten sich zumindest die Zuckerwerte wieder etwas gefangen und auch der Kreislauf war (dank der Medikamente) einigermaßen stabil.. Wir entschlossen uns abends nach Hause zu fahren, weil es ja ein wenig bergauf ging. Auch die Ärzte sagten, dass wir ruhig gehen konnten – heute wünschte ich mir nichts mehr, als dass ich dort geblieben wäre!!!
Als wir gingen hat sie sogar die Augen etwas aufgemacht und wollte was sagen – sie war aber zu schwach.

Ich schlief eigentlich erstaunlich gut und sogar sehr fest, so dass ich am nächsten Morgen (Sonntag, 22.02.) sogar verschlief und später zu Mama fuhr als ich eigentlich wollte. Ich rief aber gleich in der Klink an und hab mich erkundigt. Sie sagten, es sei alles wie abends zuvor, also keine Veränderungen.
Als ich hinkam, das war so um 11.15 war grad meine Tante und meine Cousine bei ihr und ich hab nur kurz reingeschaut und hab gleich gesehen, dass die Ärzte den Monitor ausgemacht haben (natürlich wurde sie im Schwesternzimmer, das direkt an Mamas Zimmer grenzte und auch ein Fenster hatte, weiter überwacht), damit wir nicht immer drauf schauen und ich sah auch sofort, dass der Insulin-Defuser runter gedreht war. Also bin ich gleich zu der Schwester und hab sie befragt. Sie sagte, es sei alle soweit okay und der Zucker war im grünen Bereich.. Ich hab sie sogar noch gefragt, ob es auch sein kann dass meine Mama wieder aufwacht, sie sagte: „natürlich es kann alles sein“. Aber da hätte ich schon merken müssen, dass sie mir nicht ins Gesicht schauen konnte – sie wusste wohl schon, was uns bevor steht.

Ich bin dann zu Mama ins Zimmer und meine Tante und Cousine sind raus zum rauchen. Also waren wir allein. Aber nur ein paar Minuten nachdem die anderen ausm Zimmer waren, hat sich meine Mama entschieden und aufgehört zu atmen.. Ich dachte, das wird schon wieder da sie ja am Tag davor auch mal so kurze Atem-Aussetzer hatte! Aber schnell merkte ich, dass sie tatsächlich aufgehört hat zu atmen – einfach so! Ich sprang auf und hab sie angeschrieen, dass sie doch atmen muss und bin zu Türe, weil ich Arzt oder Schwester holen wollte – aber die Schwester stand schon hinter der Tür und der Arzt hinter ihr (die haben das schon auf dem Monitor gesehen) Ich hab zu ihnen gesagt, dass Mama nicht mehr atmet und da hat die Schwester nur genickt. Da wusste ich, dass es soweit war – ich hab sie auch gefragt und wieder hat sie nur genickt. Da fing ich natürlich an zu schreien und war hysterisch. Die Schwester hat mich ganz ruhig an den Schultern genommen, hat ganz ruhig gesagt, dass ich mich wieder zu Mama setzen soll weil die mich jetzt noch braucht. Das hab ich dann auch gemacht.
Da saß ich vor meiner Mama, hab ihr die Stirn gestreichelt und ihr gesagt, dass sie gehen kann und sie keine Angst haben muss, weil wir alle da sind. Dieses Gefühl werde ich nie in meinem Leben vergessen…

Ich habe dann die Schwester gebeten, dass sie doch bitte schnell meine Tante (also Mamas Zwillingsschwester), die andere Schwestern und alle anderen holen sollte, die ja da auch wieder da waren. Da war es für einen ganz kurzen Augenblick ganz still. Dann hörte ich sie laufen auf dem Flur und schon schreien und weinen.. Als sie ins Zimmer kamen, habe ich sie erstmal zusammen gestaucht, dass sie gefälligst ruhig sein sollen, damit sie in Ruhe gehen kann – unfassbar wo man die Kraft hernimmt in solchen Momenten.
Dann war es vorbei, meine Mama war tot – meine Mama hat auf mich gewartet und wollte mit mir allein sein, als sie starb. Zumindest glaube ich das und auch die Schwestern haben mir das gesagt, dass die Sterbenden so etwas sehr wohl noch steuern können und das so machen wie sie es gerne haben möchten. Manche warten bis sie ganz kurz allein im Zimmer sind, manche wollen alle um sich haben und manche warten auf ganz bestimmte Personen..

So – und jetzt ist es 12 Wochen und zwei Tage her und ich vermisse sie jeden Tag mehr. Es tut so weh und sie fehlt mir so unglaublich!! Sie war doch meine beste Freundin und Mama!! Wir sind die letzten Monate so zusammengewachsen, dass nichts mehr dazwischen gepasst hat.. Ich versteh bis heute nicht, warum das plötzlich so unglaublich schnell ging und es keiner geahnt hat.
Manchmal habe ich das Gefühl ich verliere den Verstand, weil ich oft nicht mal an sie denken kann ohne völlig zusammen zu brechen und dann gibt’s Tage da kann ich lachen wenn ich an sie denke. Ich hätte sie doch noch so gebraucht..

Tut mir leid, dass es soviel geworden ist, aber ich hatte das Gefühl ich platze wenn nicht mal alles raus kann – vielen Dank für´s zuhören..

Viele Grüße
Eure Romy
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  #775  
Alt 20.05.2009, 01:51
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schneemausi77 schneemausi77 ist offline
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Standard AW: junge Frauen und der Tod der Mutter

Hallo Romy!

Es ist gut, daß du dir alles mal von der Seele geredet hast! Ich wünschte, ich könnte das auch...
Deine "Geschichte" ähnelt in vielen, sehr vielen Dinger meiner eigenen und ich kann so nachempfinden, wie es dir ging und geht. Meine Ma ist vor füneinhalb Wochen "gegangen"...
Es tut mir so leid für dich! Aber glaube mir, deine Mama ist immer bei dir! Auch wenn du sie nicht sehen kannst... Es gibt manche Situationen, da habe ich das Gefühl, die Nähe meiner Mama zu spüren... Ich rede auch sehr viel im Unterbewußtsein mit ihr...
Ich weiß garnicht wirklich, was ich dir tröstendes schreiben kann...
Ich hoffe, du bist nicht allein und hast Menschen um dich herum, die für dich da sind. Ansonsten findest du hier im Forum immer offene Ohren und Menschen, die dir gerne zur Seite stehen!
Liebe Romy, ich sende dir ganz viel Kraft und nehm dich virtuell mal ganz lieb in den Arm!
Alles Liebe
Sandra
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  #776  
Alt 20.05.2009, 11:27
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Standard AW: junge Frauen und der Tod der Mutter

Liebe Sandra,

vielen lieben Dank für Deine Antwort!!
Habe gerade Deinen Thread "Hilflos" gelesen und ich kann sovieles so gut nachempfinden. Es tut mir so leid, dass auch Du Deine Mama an diese Krankheit verloren hast. Wie gehts Dir heute??
Hast Du nun die nächsten paar Tage etwas Zeit für Dich?

Ich konnte das auch lange nicht, dass ich soviel drüber schreibe, bei mir ist es doch ein klein wenig länger her als bei Dir. Allerdings habe auch diesen Beitrag vorher 3 Tage lang geschrieben weil ich es auf einmal wohl nicht geschafft hätte und hab ihn dann komplett reingestellt.

Ich kenn das so gut, die Tage wo Du alles hinschmeißen könntest und der Tussi in der Bäckerei gern die Meinung geigen würdest, weil sie mal wieder furchtbar schlecht gelaunt ist und sie fragen was eigentlich ihr Problem ist oder ob es ihr einfach "zu gut" geht..
Meine Mama verstarb am Faschingssonntag - es war furchtbar beim heimfahren von der Klinik (ca. ne Stunde Fahrtzeit) die ganzen "Faschingsnarrischen" zu sehen - am liebsten hätte ich allen eine geklebt. Aber es konnte ja keiner was dafür, keiner konnte was für meine Wut.

Wie bei Dir auch, kommt mir alles oft so unwirklich vor und man wartet auf den großen Zusammenbruch... Ich arbeite bei meinem Vater und ich muss mich auch zusammenreißen und will ihm nicht ständig was vorheulen und vorjammern. Auch wenn sie getrennt waren und mein Vater neu verheiratet ist, ging es ihm wahnsinnig nahe und er trauert auch sehr (darf es aber nicht so zeigen...)

Momentan fühlt es sich schlimmer an als je zuvor - von wegen "Zeit heilt die Wunden".. Ich glaub wir lernen nur damit umzugehen.

Ich finde es sehr schön, wie Du von Deiner Mama sprichst und dass Du stolz bist, dass Du ihre Tochter bist und sie Dich zu dem gemacht hast, was Du heute bist.
Ich sehe das genau so und das ist eines der wenigen Dingen die mich ein wenig trösten können, dass sie immer versucht hat mir mitzugeben, was ich für dieses Leben brauche und dass ich an nichts zerbreche. Auch in den letzten beiden Wochen vor ihrem Tod hat sie sehr viel mit mir über ihren Tod gesprochen (sie wußte es wohl schon), sie wollte es loswerden und mich darauf vorbereiten. Sie hat mir immer wieder gesagt, dass es für sie in Ordnung sei, sie zwar schon etwas Angst habe aber dass sie es annimmt wie es ist. Ich glaub, das hat sie auch sonst hätte sie bestimmt nicht so ruhig "gehen" können - ohne großen Kampf. Also will ich ihr „zeigen“, dass sie das gut gemacht hat und für sie und „ihr zu Ehren“ stark sein, denn so wollte sie mich sehen und hat versucht mir alles dafür mitzugeben.
Was natürlich nicht ausschließt, dass ich meine Trauer zulassen muss (wenn es denn geht) – denn auch das ist Stärke und kostet mind. Genauso viel Kraft wie es zu verdrängen. Aber dies ist sicherlich nicht so einfach, wie es hier vielleicht klingen mag und ich steh sehr oft vor meinen Grenzen und komm nicht weiter und leide
Deshalb bin ich ja auch hier, weil ich versuche Wege zu finden

Finde ich gut, dass Du mit Deiner Mama sprichst. Das mache ich auch... Ich "telefonier" sogar mit ihr.. Meist wenn ich im Auto sitz und dann hör ich sie, wie sie mir sagt, dass ich mein "heulen" aufhören soll, dass es ihr doch gut geht und sie ja trotzdem da ist -und scho muss ich ein bisschen lachen. Meine Mama war immer ein bisschen "derber" (wir sind aus Bayern) und hatte einen sehr schwarzen Humor, sie hat uns immer geschimpft (auch mal mit "ihr Deppen" - aber natürlich lieb gemeint ) wenn wir traurig waren - sie war so stark und tapfer.

Heute muss ich noch stark sein.. Meine Mama wurde in unserer Heimat im Landkreis Passau beerdigt (wir wohnen seit 19 Jahren in der Nähe von München - das sind ca. 180 km) und ich fahre heute heim und geh zu ihr aufs Grab.. erst das 3.Mal seit der Beerdigung - davor hab ich Angst. Aber eigentlich weiß ich ja, dass sie da gar ned ist Trotzdem ist es schwer.

Darf ich Dich fragen ob Du dabei warst, als Deine Mama starb?? Wie gehst Du denn mit den "Bildern" um??

So, jetzt komm ich schon wieder ins plappern...
Ich wünsche Dir eine gute Zeit.
Vielen Dank fürs zuhören.

Lieben Gruß
Romy

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  #777  
Alt 21.05.2009, 19:35
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schneemausi77 schneemausi77 ist offline
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Standard AW: junge Frauen und der Tod der Mutter

Hallo liebe Romy!
Ich danke dir für deine Worte! Und ich kann nur immer wieder sagen, daß wir uns in vielen Dingen sehr ähnlich sind...
Mir geht es momentan nicht so gut. Liegt vielleicht auch daran, daß ich mit niemandem darüber reden kann. In meiner Umgebung scheinen es entweder alle zu ignorieren oder sie fürchten sich, mich anzusprechen. Selbst mein Freund hat sich krass zurückgezogen. Er war schon immer ein kleiner Macho und ich konnte damit umgehen, aber im Moment hätte ich lieber mal einen Drücker oder ein paar liebe Worte. Da ist er nicht in der Lage zu. Und ich bin ausgepowert... Fühle mich leider momentan sehr einsam... In solchen Situationen konnte ich früher immer zu Mama gehen...
Ja, das mit der Wut kenne ich auch nur zu gut. Ich kann keine "glücklichen" Menschen um mich herum ertragen... Ich arbeite in der Hotelerie und es fällt mir so schwer, freundlich, ruhig und fair zu sein. Obwohl ja nun mal, wie du schon sagst, keiner was dafür kann...
Auch, was deinen Vater betrifft, sind wir uns recht ähnlich. Nur, daß es bei mir der Stiefvater ist. Ihr schützt euch gegenseitig und wollt den anderen nicht belasten. So sind wir auch, aber ich frage mich immer öfter, ob es nicht genau das ist, was es immer schlimmer macht. Vielleicht wäre es besser, den Gefühlen freien Lauf zu lassen... Aber das ist schwer, ich weiß. Wenn du meine Thread gelesen hast, weißt du ja, wie schwer ich zu meinen eigenen Gefühlen stehen kann und sie nach außen recht schwer zeigen kann... Und wenn ich es denn mal versucht habe, bin ich immer vor den Kopf gestoßen worden...
Es ist auch schön, wie du von deiner Mama sprichst. Sie ist bestimmt ganz stolz auf dich!!! Und wenn du manchmal das Gefühl hat, sie ist in deiner Nähe und spricht mit dir, ist das doch ein schöner Beweis...
Meine Ma war auch sehr stark und tapfer. Dafür habe ich sie immer bewundert. Sie hatte kein leichtes Leben und umso trauriger macht es mich, das es nun auch noch so früh und so schlimm enden mußte. Es ist so unfair...
Und man steht hilflos daneben...
Ja, natürlich darfst du fragen. Ich war dabei, als meine Mama gestorben ist. Sie war zu Hause und morgens sagte uns die Schwester von der Diakonie schon ( Mama war zum Schluß bettlägerig, wurde künstlich ernährt, bekam Morphium, hatte die letzten tage auch halluziniert, usw...), daß es nicht gut aussehen würde. Also haben mein Stiefvater und ich am Bett so lange Wache gehalten, bis sie abends um kurz nach halb zehn dann endlich erlöst wurde... Es war schlimm, mit anzuzsehen. Der Körper hat bis zum schluß noch so gekämpft... Kann man kaum beschreiben... Un daufeinmal war alles still... Heftig... Es war für mich ja auch das erste Mal und dann direkt der wichtigste Mensch im Leben... Auch das Hinterher war schlimm... Das Abbholen und so... ich konnte garnicht hinschauen... Die haben einfach meine Mama mitgenommen...
Ich versuche die meiste Zeit, diese Bilder aus meinem Kopf zu bekommen und mich an schöne Dinge zu erinnern. Mehr Probleme hat mein Stiefvater damit. Deswegen wird er auch ab Montag mal proffessionelle Hilfe ausprobieren. Ich hoffe so, daß das hilft... Ich versuche mir immer wieder einzureden, daß das nicht mehr meine Mama war und ruf sie mir dann immer wieder ins Gedächtnis, als sie noch gesund war... Schau mir dann alte Fotos an und so...
Wie ist es bei dir?
Und wie wars am Grab? Wir haben sowas ja nicht, durch die Seebestattung...
Hast du sonst Menschen, die dir helfen können?
Außerdem kommst du nicht ins Plappern, deine Seele macht sich nur Luft! Immer raus damit... Das hilft...
Schicke dir viel Kraft!
Liebe Grüße
Sandra
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  #778  
Alt 22.05.2009, 23:15
Romy 2010 Romy 2010 ist offline
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Standard AW: junge Frauen und der Tod der Mutter


Hallo liebe Sandra,

vielen lieben Dank für Deine Antwort.
Hmmm grad in solchen Lebenssituationen merkt man wer wirklich für jemand da ist und wer nur in den guten Zeiten - wenn wir keine "Belastung" sind.
Viele Leute haben Angst und wissen glaub ich nicht, was sie sagen und auf uns zu gehen sollen. Ich find das ist aber keine Entschuldigung, weil wenn wir jemand wirklich wichtig sind, dann machen sie sich schon Gedanken und gehen auf uns zu - egal ob es schwierig ist oder nicht. Und das ist es für alle. Aber es hat ja auch niemand behauptet, das Leben sein einfach...
Wielange bist Du mit Deinem Freund zusammen?? Es ist sehr schade, wenn er Dir keine Halt geben kann. War alles in Ordnung bevor Deine Mama krank wurde?
Manchmal bauen uns schwierige Lebenssituationen Brücken zu neuen Lebensabschnitten - sie zeigen uns auf, dass wir vielleicht etwas loslassen müssen.. Ich hoffe Du verstehst was ich meine und ich trete Dir nicht zu nahe.

Du schreibst, dass Du Deinen Gefühlen nicht so gut Ausdruck verleihen kannst - dies ist natürlich auch sehr schwierig wenn Du niemanden hast, wo diese "gut" aufgehoben sind und sie geachtet und verstanden werden. Hast Du ne gute Freundin?? Ne liebe Arbeitskollegin?

JA, das ganze ist wirklich unfair. Auch meine Mama hatte ein schwieriges Leben, das hatte sie nie verdient, weil sie so ein liebevoller Mensch war. Leider hatte sie viel zu wenig Selbstbewußtsein und Selbstwertgefühl, sie dachte immer ohne meinen Papa sei sie nichts mehr wert - dabei war das doch nicht so... Warum müssen manche Menschen soviel mit sich tragen und erleiden?? Und manche scheint das ganze Leben "die Sonne aus dem Hintern".. Hoffe Du verstehst mich und verzeihst die Ausdrucksweise..

Ich habe einen ganz lieben Freund, der schon soviel mit mir durchgestanden hat (vor knapp 5 Jahren hatte mein Papa eine Gehirnblutung und lag in Berlin und vor 3 Jahren lag ich selbst mit Herzbeutelentzündung im Krankenhaus) und tatsächlich noch da ist. Es gibt also noch liebe Kerle.. Aber auch er versucht händeringend die "Normalität" zurück zu bringen und weiß auch nicht mehr recht, was er sagen soll, wenn ich schlechte Tage hab. Er versucht hald dann mir einiges abzunehmen, dass ich ein wenig zu mir finden kann, aber richtig reden will er auch nicht (mehr).
Dann hab ich noch Papa, aber den will ich damit nicht so belasten weil wie gesagt, der "darf" seine eigene Trauer nicht zeigen.. Und dann gibts noch meinen Bruder (3 Jahre älter), der sich allerdings vor allem drückt so gut es geht. Ob das die Beerdigungsvorbereitungen oder die Wohnungsauflösung war, der Papierkram interessiert ihn überhaupt nicht - weil er kann das ja alles nicht... Ob ich das alles "kann" hat er sich wohl nicht überlegt...

Das tut mir so leid, dass Deine Mama solange leiden musste und ihr das mit ansehen musstet. Das prägt einen unglaublich, denke ich. Wielange hast Du das mitgetragen? Ich versteh das sehr gut, hab auch oft plötzlich die Bilder von Mama an den letzten Tagen im Kopf und das ertrage ich kaum und dann der Moment wo alles still ist...Furchtbar... Bei mir hilft da momentan nur die Verdrängungstheorie! Boah, kann da auch jetzt nicht dran denken... Ich kann überhaupt nicht damit umgehen. Kann da Deinen Stiefvater sehr gut verstehen. Drück die Daumen, dass ihm die professionelle Hilfe gut tut.

Am Grab war es ganz okay, es war tolles Wetter und ich hab ihr einen weißen Rosenstrauß mitgebracht und hab das Grab ein bisschen "hergerichtet", also ein bisschen die braunen Blätter entfernt und so... Ich wollte gar nicht gehen, ich saß ewig davor am Boden und am liebsten hätte ich mein "Lager" dort aufgeschlagen weil ich nicht mehr weg wollte...
Weißt Du, bisher war immer da wo Mama war mein zuhause und das hab ich jetzt nicht mehr.. Einfach nimma da, Mama und mein zuhause..

Wie waren Deine Tage?? Fühlst Du Dich immer noch so einsam??
Wenn Du magst, können wir ja e-mail-Adressen austauschen, dann kannst mir immer mailen wenn dir danach ist...

Ich wünsche Dir ganz viel Kraft und hoffe von Herzen, dass es Dir ein wenig besser geht!!
Ganz liebe Grüße
Romy

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  #779  
Alt 23.05.2009, 03:23
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schneemausi77 schneemausi77 ist offline
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Standard AW: junge Frauen und der Tod der Mutter

Guten Morgen Romy!

Freue mich sehr, daß du mir geantwortet hast!
Nein, du tritts mir nicht zu nahe... Mein Freund und ich sind knapp siebeinhalb Jahre zusammen. Naja, wir hatten dazwischen eine Pause... Etwa ein dreiviertel Jahr... Kurz nachdem Mama die erste Diagnose bekam... Ich denke, das wurde damals alles zuviel für ihn. Meine plötzliche Veränderung... Ich möchte ihn mit Sicherheit nicht in Schutz nehmen, aber er hat vor mir viel Pech gehabt und die Mauer um ihn herum ist verdammt dick. Die ersten zwei Jahre waren ein Traum, dann starb sein Vater (auch an Krebs) und ich habe das Gefühl, daß es von da an stetig bergab ging. Ich bin 2004 von Hamburg wieder nach Köln gezogen, da eine Fernbeziehung auf Dauer nicht wirklich gut war, aber wirklich geholfen hat das nicht... Ich weiß tief im Innern, das er ein wahnsinnig guter Mensch ist, aber er zeigt es nicht mehr so oft wie früher... Und natürlich hab ich mich in den Jahren auch verändert. Gar keine Frage... Das weiß ich selbst, aber immer, wenn mal ein kleines Hoch da ist, bekommt man wieder einen Schlag ins Gesicht... Er sagt immer, ich sei viel zu sensibel und nehme mir alles zu sehr zu Herzen. Aber das kann man leider nicht so einfach abstellen! Und da ist ja auch was positives dabei...
Ich hab "viel" Pech gehabt in meinem Leben und das hat mich sehr geprägt. Zum Teil selbst verschuldet, zum Teil ziehe ich es aber auch magisch an... Und irgendwann verliert man dann ein wenig den Glauben an die Menschen... Man öffnet sich, vertraut, reißt sich den "...." für andere auf und dann... Schlag ins Gesicht... Deswegen sehe ich das genauso wie du. Ich finde, es gibt keine Entschuldigung, keine Ausrede, um nicht für jemand anderen da zu sein. Uns hat schließlich doch auch keiner gefragt, ob wir mit der Situation umgehen können! Wer kann das schon so ohne weiteres? Viele machen es sich da ein wenig einfach... Nur ein Beispiel für meine Kollegen: Vor ein paar Tagen fragt mich eine, wie es mir denn gehen würde und ich hab ehrlich gesagt, daß es mir momentan nicht so gut geht. Und dann kam doch ganz ungläubig:Wieso denn? Was ist denn los? ... Da möchte ich dann auch nichts weiter sagen... Ständig fragt mich eine, ob ich denn nicht mal abends nach Köln kommen wollte (Ich wohne in einem kleinen Dorf direkt in der Nähe von Köln). Nein, möchte ich nicht! Bin nicht in der Stimmung für soviele Menschen und zum feiern schon garnicht. Aber zu mir nach Hause kommt niemand...
Aber egal, ich schweife ab...
Ich hab schon öfter den Gedanken, ob das mit meinem Freund wirklich das wahre ist. Aber irgendwas tief in mir sagt immer wieder: Kämpfe! Ihr gehört zusammen! Es wird wieder besser! ...Keine Ahnung... Mama wußte nicht, daß wir wieder zusammen sind. Sie ist bestimmt nicht gerade erfreut darüber... Aber ich kann noch nicht loslassen... Vielleicht hilft sie von "oben" ja ein wenig...
Es tut mir leid, daß du schon so einiges durch machen mußtest! Ich hoffe, weder du, noch dein Papa, habt irgendwelche Einschränkungen durch diese "Krankheiten"...
Ich finde es toll, daß du so einen lieben Freund hast! Halt ihn gut fest! Er weiß in manchen Situationen wohl auch einfach nicht weiter, aber Hauptsache, er ist da... Ich denke, wenn wir in der umgekehrten Situation wären, würden wir in vielen Dingen auch nicht anders handeln...
Warum darf dein Vater denn nicht zeigen, daß er traurig ist? Wegen seiner neuen Frau? Trotzdem kann man doch um die Mutter seiner Kinder trauern...
Es ist schade, daß dein Bruder sich so aus der Affäre zieht. Ich kann das nicht nachvollziehen. Aber auch dafür hat er bestimmt seine Gründe. Vielleicht läuft er vor der Realität weg? Redet ihr über eure Mama? Männer gehen da ja schon manchmal anders mit um, als wir...
Also die wirkliche Diagnose bekam meine Mama im Herbst 2006. Sie hatte schwarzen Hautkrebs. Davor war sie schon immer mal wieder krank (Bandscheibenvorfall, Knie kaputt, Arme, eine kleiner Knoten im Fuß, usw.), aber das war dann der Höhepunkt. Man entdeckte den Tumor unterm Fuß. Viel zulange wucherte der schon und wir haben immer wieder gesagt, sie solle zu einem anderen Arzt gehen. Ihr Chef (sie war Arzthelferin) und gleichzeitig Hausarzt hat das immer wieder verharmlost. Schließlich hat sie dann doch auf uns gehört (ich nehme an, da hatte sie schon selbst eine Vermutung), und der andere Arzt hat sie direkt in die Uni überwiese. Da hat man dann großflächig am Fuß geschnitten. Anfang 2007 kam sie dann nach Düsseldorf, wo man ihr die Lymphen ausgeräumt hat und angeblich waren die sauber... Hahahaha... Dann Interferontherapie. Da hätte man schon mit Chemo anfangen müssen. Denn natürlich waren die Lymphen nicht sauber. Und so konnten sich schön während der überflüssigen Interferontherapie Metastasen bilden... Sie merkte selber, daß da was nicht stimmt und ist im März 2008 nach Münster in die Hautklinik gefahren. Dort dann die erschütternde Nachricht, daß man nur noch "verlängern kann", aber nicht mehr heilen... Chemo begann bis Herbst 2008. Dann wurde aufgehört, weil Mama therapiemüde war... Ihr Zustand verschlechterte sich ständig... Es war so schlimm mitanzusehen... Sie war immer so fit und plötzlich nur noch müde, selbst der Haushalt ging nicht mehr und dann diese Schmerzen... Aber immer die Tapferste von uns... Mitte März diesen Jahres bekamen wir dann die Diagnose, das man nichts mehr tun kann. Ja, und dann waren es nur noch knapp vier Wochen... Das war die Kurzform...
Ich bin in in dieser Zeit oft weggelaufen und wollte es nicht wahrhaben... Ich hätte viel mehr für sie tun können... Ich bin meinem Steifvater so dankbar, daß er immer für sie da war und wirklich alles für sie getan hat. Ohne ihn wäre vieles nicht möglich gewesen... Vielleicht kann ich deswegen auch nicht mal sagen, daß ich auch mal Zeit für mich brauche. Ich hätte kein gutes Gefühl bei der Sache...
Tja...
Ich kann das mit dem "Zuhause" sehr gut verstehen... Für mich ist es nicht mehr das Gleiche, obwohl es noch irgendwie existiert... Aber irgendwie ist doch jetzt überall dein Zuhause! Deine Mama kann und wird bestimmt jetzt überall bei dir sein!
Ich hab mir in meiner Wohnung so eine kleine Ecke "gebastelt", mit Fotos und ein paar persönlichen Gegenständen... So hab ich immer das Gefühl, sie ist da...
Aber es ist schon krass... Plötzlich steht man ohne Mama da! Mit den Gedanken steh ich genauso ungläubig da, wie du auch...
So, jetzt habe ich mich verplappert... Sorry...
Ich wünsche dir ein schönes Wochenende mit schönen Momenten und wenigen traurigen Gedanken!
Liebe Grüße
Sandra
P.S. Meine E-Mail- Adresse steht in meinem Profil...
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  #780  
Alt 05.06.2009, 22:54
Nawinta Nawinta ist offline
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Standard AW: junge Frauen und der Tod der Mutter

Hallo Romy,

meine Mutter verstarb an Rosenmontag. Ich ließ den Radio aus.
Kann gut nachfühlen

Gruß
Alex
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