Krebs-Kompass-Forum seit 1997  


Zurück   Krebs-Kompass-Forum seit 1997 > Spezielle Nutzergruppen > Forum für Angehörige

Antwort
 
Themen-Optionen Ansicht
  #16  
Alt 25.08.2014, 11:49
FräuleinWunderBar FräuleinWunderBar ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 22.08.2014
Beiträge: 9
Standard AW: Einfach gefrustet

Liebe catw31,

dankeschön für deine Worte. In der Tat bin ich etwas verzweifelt, weil ich das Gefühl habe, dass ich egoistische Wünsche nach Normalität habe, aber derzeit etwas ganz anderes im Vordergrund steht. Was ich hier suche: Wege, damit irgendwie umzugehen, es für mich zu lösen. Von Freunden/Familie erfahre ich da nicht viel Unterstützung, und sich selbst Gedanken zu machen führt einen oft im Kreis herum, habe ich gemerkt. Da erhoffe ich mir hier Denkanstöße, neue Blickwinkel, Verständnis von ähnlich Betroffenen. Obwohl ich natürlich auch sehe, dass es hier viele gibt, die es deutlich härter getroffen hat und die mich vielleicht nicht verstehen und denken: "Was jammert die hier rum?"
Aber ich schwanke immer wieder zwischen Frust meinerseits und dem Wunsch, etwas Positives für meinen Freund auszustrahlen und nicht den Mut zu verlieren. Aber es gibt halt so graue Tage...
Und nein, wir wohnen nicht zusammen.
Mit Zitat antworten
  #17  
Alt 25.08.2014, 12:45
catw31 catw31 ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 21.10.2013
Beiträge: 56
Standard AW: Einfach gefrustet

Hallo Fräulein WunderBar,

ahja, jetzt verstehe ich den Thread etwas besser.

Also, ich denke nicht: Was jammert die hier rum! Denn ich weiß, dass für jeden DAS Problem gerade nervt, was am meisten drückt. Meiner Meinung nach führen Vergleiche hier zu nichts.

Auch ich habe viel alleine nachgedacht und kenne es sehr gut, dass man sich im Kreis dreht. Dagegen ist die Anmeldung hier sicher hilfreich! Einfach mal ein paar Impulse, neue Ansätze von außen :-)

Und ich kenne auch diese Zerrissenheit zwischen dem Gefühl egoistisch zu sein und dem Partner helfen zu wollen. Aus Erfahrung weiß ich, dass der Wunsch, eine Stütze bei dem Weg eines Krebskranken zu sein, nur dann funktioniert, wenn man wirklich mit aller Kraft und Überzeugung dahintersteht.
Vielleicht hilft Dir ein Sortieren der Wünsche? Damit meine ich: Deine Wünsche nach Familie lassen sich noch im nächsten Jahr regeln/besprechen, seine Heilung nicht. Priorität 1 hat somit Dein erkrankter Partner. Und nun die Frage: Bist Du JETZT in der Lage, Deine Bedürfnisse nach hinten zu verschieben (damit ist nicht gemeint, sie aufzugeben!)?

Wenn "ja", dann krempel die Ärmel hoch und höre hin, was Dein Partner äußert, wie Du ihn unterstützen kannst: mit Fachwissen, Begleitung zu Terminen oder eben damit, dass Du sein Sonnenschein bist und ein bisschen Unterhaltung, Leichtigkeit, Normalität verkörperst.

Solltest Du mit "nein" antworten, dann bringen alle Bemühungen à la "ich müsste, sollte jetzt" oder "man erwartet von mir" gar nichts. Und niemand kann Dir etwas vorwerfen, denn es ist DEINE momentane Lage, die Dich zu Deinem Handeln bringt. Nicht jeder kann einem sehr kranken Menschen beistehen, das ist nicht schlimm. Es ist DEIN Leben, keinem hilft Aufopferung oder dergleichen.

Vielleicht habe ich Dir damit einen Denkanstoß geben können. Ich hoffe, dass Du den für Dich richtigen Weg findest!

Viele liebe Grüße von catw31
Mit Zitat antworten
  #18  
Alt 26.08.2014, 16:04
zarah zarah ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 03.05.2011
Beiträge: 34
Standard AW: Einfach gefrustet

Hallo FräuleinWunderBar, hallo catw31!

Sorry wenn ich Widerspruch anmelde, ich habe im Moment auch nur wenig Zeit, daher möglichst kurz. Meine Perspektive: ich habe in den letzten Jahren meinen Bruder durch eine schwere Krebserkrankung und schließlich in den Tod begleitet. Klar muss man sich entscheiden, ob man das tatsächlich will und dann auch durchhält. Ich habe mich dafür entschieden. Ich habe es durchgehalten. Und im Nachhinein bin ich, auch wenn das jetzt vielleicht seltsam klingt, meinem Bruder sogar dankbar. Es war eine Ehre, ihn auf seinem Weg begleiten zu dürfen. Eine Erfahrung, die mich viel gekostet hat, die ich aber dennoch nicht missen möchte. Es ist trotzdem, finde ich, völlig ok, intensive Gefühle des Verlusts und auch des Ärgers (eben jenes "Verdammt, ich will das nicht, ich will da raus, ich will mein Leben zurück!") zuzulassen. Diese Gefühle sind ja da, sie sind real. Diese verdammt Krankheit verändert (und zerstört) Leben. Und zwar nicht nur das von Betroffenen, sondern auch das der Angehörigen.

Natürlich spricht man negative Gefühle und Zweifel dem Erkrankten gegenüber nur an, wenn dieser von sich aus auf das Thema zu sprechen kommt. Aber wenn dieser nicht darüber sprechen möchte, sondern eher einen Sonnenschein und Hoffnungsträger als Begleiter braucht (sein gutes Recht, selbstverständlich nimmt man darauf Rücksicht), dann kann es ungeheuer wichtig sein, ein Ventil für die "negativen" Gefühle zu haben. Bei mir waren das zwei gute Freunde, eine Psychoonkologin und später eine Trauerbegleiterin im Hospiz. In den Gesprächen mit ihnen hatte ich den Raum, Trauer, Zorn, Zweifel und hilflose Frustration auszusprechen. Diese Gespräche waren mein Ort, das war der Bereich, wo es um mich (und nur um mich) ging. Das hat mir unglaublich gutgetan und sehr geholfen. Gerade weil ich dort auch negative und egoistische Gefühle benennen (und auch manchmal einfach jammern) durfte, konnte ich danach wieder mit aller Kraft und Eindeutigkeit bei meinem Bruder sein.

FräuleinWunderBar, du schriebst, dein Freund sei in Heidelberg in Behandlung. Angehörigenberatung findest du dort am NCT. Aber egal ob auf dem Weg einer Angehörigenberatung oder auf andere Weise: Ich möchte dich ermutigen, dir Freiräume zu nehmen, wo es vor allem um dich geht. Klar steht ein schwer Erkrankter, egal ob Angehöriger oder Partner, an erster Stelle. Das heißt aber nicht, dass man seine eigenen Emotionen komplett aufgeben sollte. Im Gegenteil: Gut für sich selbst zu sorgen, die eigenen Bedürfnisse ernst zu nehmen, ist Voraussetzung dafür, für andere sorgen und dasein zu können.

Alles Gute, zarah
Mit Zitat antworten
  #19  
Alt 27.08.2014, 05:58
catw31 catw31 ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 21.10.2013
Beiträge: 56
Standard AW: Einfach gefrustet

Hallo zarah,

ich stimme Dir zu und sehe den "Widerspruch" gar nicht, den Du eingelegt hast.

Natüüürlich braucht man Ventile und kann nicht 24 Stunden am Tag sich um den Partner kümmern und die eigenen Gefühle, Wünsche, Sorgen, Ärger abstellen. Und da sind die von die genannten Anlaufstellen super hilfreich! Denn die Begleitung kostet enorm viel Kraft, wo soll die sonst herkommen???

Toll, dass Du Deinen Bruder begleitet hast :-) und dafür dankbar sein kannst. So sehe ich es auch, ich habe meine Mutter begleitet. Und es hat einiges in meinem Kopf gerade gerückt... Ich hätte sie natürlich lieber noch an meiner Seite, aber dennoch bin auch ich dankbar, sie begleitet haben zu dürfen (??? grammatikalisch richtig???).

Also, erkläre mir doch bitte nochmal den Widerspruch.

Viele liebe Grüße von catw31
Mit Zitat antworten
  #20  
Alt 08.09.2014, 14:36
FräuleinWunderBar FräuleinWunderBar ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 22.08.2014
Beiträge: 9
Standard AW: Einfach gefrustet

Hallo ihr Lieben!

Ich bin froh zu lesen, dass ich mit diesen widersprüchlichen Gedanken nicht ganz alleine dastehe. Manchmal habe ich das Gefühl, es ist wie gegen Windmühlen rennen. Nun wurde die Chemo meines Freundes auf das nächsthöhere Level gehoben, und er hat schon mehrfach geäußert, dass er noch eine Stufe mehr nicht ertragen würde. Anfangs war er noch immer optimistisch, jetzt äußert er immer öfter, dass er nicht mehr daran glaube, dass alles gut ausgehen werde. Dazu ist er zeitweilig unausstehlich, extrem sensibel und mault mich ohne Grund blöd von der Seite an, wenn ich das mal so ausdrücken darf. Wenn mir dann mal ein Tränchen kullert, weil ich ihn einfach gemein finde, kommt dann noch ein "Das fehlte ja jetzt noch", statt mich in den Arm zu nehmen. Kennt ihr das auch? Was macht ihr, wenn die Gefühle so Achterbahn fahren?
Meine Freunde wollen immer seltener darüber reden, gehen dem Ganzen aus dem Weg oder sagen nur "Das ist ja nicht so schön". Knaller war eine eigentlich gute Freundin, die mir gestern mitteilte, ich sei ja schon des Längeren nicht mehr so glücklich, das müsse nun aber mal anders werden. Da konnte ich nicht direkt interpretieren, was das heißen sollte. Hat sie das mit dem Krebs nicht verstanden? Oder wollte sie mir eine Trennung nahelegen? An manchen Tagen meine ich manchmal selbst, ich kann nicht mehr viel weiter. Dann schäme ich mich aber deswegen, weil ich ja nicht die Kranke bin. Wie reagiert ihr auf solche Bemerkungen von anderen? Lohnt es sich, sich damit auseinanderzusetzen oder ist das vergebene Liebesmühe?
Mit Zitat antworten
Antwort

Lesezeichen


Aktive Benutzer in diesem Thema: 1 (Registrierte Benutzer: 0, Gäste: 1)
 

Forumregeln
Es ist Ihnen nicht erlaubt, neue Themen zu verfassen.
Es ist Ihnen nicht erlaubt, auf Beiträge zu antworten.
Es ist Ihnen nicht erlaubt, Anhänge hochzuladen.
Es ist Ihnen nicht erlaubt, Ihre Beiträge zu bearbeiten.

BB-Code ist an.
Smileys sind an.
[IMG] Code ist an.
HTML-Code ist aus.

Gehe zu


Alle Zeitangaben in WEZ +2. Es ist jetzt 23:10 Uhr.


Für die Inhalte der einzelnen Beiträge ist der jeweilige Autor verantwortlich. Mit allgemeinen Fragen, Ergänzungen oder Kommentaren wenden Sie sich bitte an Marcus Oehlrich. Diese Informationen wurden sorgfältig ausgewählt und werden regelmäßig überarbeitet. Dennoch kann die Richtigkeit der Inhalte keine Gewähr übernommen werden. Insbesondere für Links (Verweise) auf andere Informationsangebote kann keine Haftung übernommen werden. Mit der Nutzung erkennen Sie unsere Nutzungsbedingungen an.
Powered by vBulletin® Version 3.8.7 (Deutsch)
Copyright ©2000 - 2024, vBulletin Solutions, Inc.
Gehostet bei der 1&1 Internet AG
Copyright © 1997-2024 Volker Karl Oehlrich-Gesellschaft e.V.
Impressum: Volker Karl Oehlrich-Gesellschaft e.V. · Eisenacher Str. 8 · 64560 Riedstadt / Vertretungsberechtigter Vorstand: Marcus Oehlrich / Datenschutzerklärung
Spendenkonto: Volker Karl Oehlrich-Gesellschaft e.V. · Volksbank Darmstadt Mainz eG · IBAN DE74 5519 0000 0172 5250 16 · BIC: MVBMDE55