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  #1  
Alt 15.12.2008, 05:50
datkleene datkleene ist offline
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Standard Stark sein, aber wie?

Hallo ihr Lieben,

Ja, ich stelle mich noch einmal kurz vor, auch wenn ich das gerade schon unter "Angehörige stellen sich vor" getan habe.

Ich heiße Steffie und bin 20 Jahre alt. Ich habe gerade eine Ausbildung als Kinderpflegerin angefangen und bin fest entschlossen bis zur Erzieherin weiter zu machen.

Doch irgendwie scheint der liebe Gott mir einen Stirch durch die Rechnung machen zu wollen...

Meine Mutter ist vor 2 Jahren an Brustkrebs erkrankt. Linke Brust, Lymphen und Fernmetastase in der Gebärmutter wurden entfernt.

Seit letzem Montag haben wir die Diagnose Knochenkrebs. Metastasen in der Wirbelsäule, den Rippen, in der linken Schulter und im Becken. Die Leben ist auch befallen
Heilung ausgeschlossen, aber stoppen kann man es, wenn wir Glück haben.

Jetzt sitz ich morgens frühs in meinem Bett, kann nicht schlafen und mache ich in einer Stunde fertig für die Schule.
Ich bin seit einer Woche total durch den Wind.
Mein Vater kann weinen, meine Mutter kann weinen, nur ich kriege keine Träne mehr raus. Jedenfalls nicht, wenn jemand in meiner Nähe ist. Ich weine nachts heimlich, um niemanden zu belasten.
Ich muss stark sein für meine Mutter, aber ich weiß nicht wie!

Ich denke an Weihnachten und daran, dass es das letzte Mal sein könnte und bin einfach total überfordert.
Ich habe mich den ganzen Abend und die ganze Nacht durchs Internet geschlagen um mich zu informieren.

Aber das alles macht mir nur noch mehr Angst.
Ich frage mich die ganze Zeit wieso.
Sie hat das alles schon mal durchgemacht. Chemo, Bestrahlung, Kur, die Angst zu sterben und dann das. Jetzt ist es gewiss, dass sie sterben wird.

Auch wenn ihr Arzt sehr nett ist und meiner Mama wirklich Kraft und Hoffnung gibt, ich weiß nicht mehr, auf was ich noch vertrauen oder hoffen soll.
Die Chemo vor 2 Jahren war sehr hart. Was sie genau bekommen hat weiß ich nicht, sie hat nur immer von einem "roten Zeug" erzählt.

Sie hat versprochen zu kämpfen, aber sie ist sehr schwach. So habe ich meiner Mum noch nie gesehen. Sie geht die Treppen nach oben und holt etwas und muss sich danach setzen.
Ich war jetzt die letzte Woche noch krank, aber ab heute ist sie den ganzen Vormittag alleine zu hause.
Ich hab Angst sie so lange alleine zu lassen, kann aber auch meine Ausbildung nicht sausen lassen. Ich habs ihr versprochen und habe auch zu lange dafür gekämpft.

Ich bin einfach überfordert. Hin und hergerissen und ratlos.
Ich weiß nicht, wie ich das alles unter einen Hut bekommen soll.
Schule, Haushalt, Freizeit...
Ich hab das schon mal geschafft, aber da war die Schule nicht so hart.
Mein Vater ist arbeiten, zum Glück, sonst hätten wir noch mehr Probleme.

Nur ich kann mit Niemandem darüber reden. Ich will auch Niemandem zur Last fallen und meinen Freunden nur damit in den Ohren liegen. Außerdem weiß keiner, was er mir wirklich dazu sagen soll...


LG datkleene
Im Moment ist es einfach nur Gefühlschaos
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  #2  
Alt 17.12.2008, 22:50
kalei05 kalei05 ist offline
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Standard AW: Stark sein, aber wie?

Hallo Steffie,

wir befinden uns beide in genau der gleichen Sitaution! Ich bin 24 Jahre, meine Mutter hatte vor einem Jahr Brustkrebs und seit 2 Monaten wissen wir, dass sie wieder mit dem Krebs kämpfen muss.
Genau wie Deine Mama, hat meine auch Metastasen in der Leber, in der Wirbelsäule, in den Rippenbögen und sogar im Gehirn!
Ich weiss ganz genau wie du dich fühlst!
Als Tochter möchte man seiner Mutter soviel zurückgeben! Sie hat immer alles für einen gemacht, das ganze Leben und das möchte man ihr jetzt geben. Für sie da sein, alles machen.
Aber leider kann man nicht viel machen. Viel Zeit mit ihr verbingen, sie im Haushalt unterstützen, mit ihr Reden. Auch Schwäche zeigen! Deine Mama weiss, dass es dir schlecht geht! Rede mit ihr, zeige ihr das sie noch gebraucht wird.
Meiner Mama geht es leider im Moment sehr schlecht. Sie bekommt eine Chemo für die Leber, Biophosphonate für die Knochen und Bestrahlung fürs Hirn. Alles so viel zeug, was sie schwach macht. Zusätzlich bekommt sie die ganze Zeit Morphium.

Steffie was soll ich sagen, irgendwie müssen wir lernen, mit diesem Schicksal zu leben! Immer noch ein bisschen Hoffnung haben und immer für deine Mama da sein!

Ach und brech bloss nicht deine Ausbildung ab, damit hilfst du deiner Mama auf keinen Fall..eher im Gegenteil! SIe macht sich dann nur unnötig sorgen!

Ich drück euch ganz fest die Daumen, umarme dich aus der Ferne und steh dir bei!!

LG Claudi
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  #3  
Alt 18.12.2008, 07:36
datkleene datkleene ist offline
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Standard AW: Stark sein, aber wie?

Hallo liebe Claudi!

Ich danke dir für deine Antwort und die Kraft darin!

Ich hoffe, dass es deiner Mama bald besser geht. Dieser Krebs ist einfach eine Seuche

Im Moment geht es viel besser. Meiner Mama ist seit gestern im Krankenhaus. Sie hab mit den Ärzten gesprochen und zeigt mehr Kampfgeist, als ich es ihr je zugetraut hätte.
Sie will jetzt schnell das ganze Programm.

Heute werden noch mal der Beckenbereich und die Leber untersucht, am Freitag bekommt sie zum zweiten mal einen Port gesetzt und am Monatg stellt sie sich bei ihrem neuen Arzt vor, der ihr die Chemo ab Dienstag verpassen wird.

Ich bin inzwischen sehr froh, dass sie im Krankenhaus ist. So ist sie nicht den ganzen Tag alleine hier zu hause.
Leider sind die Bedingungen im KH momentan noch sehr mies.
Sie ist als dritte Person auf ein Zweibettzimmer gebracht worden und liegt dort mit zwei Frauen zusammen, die beide Brustkrebs haben. Sie macht sich Sorgen, dass sie den Beiden noch weniger Hoffnung macht.
Sie denkt viel zu viel an Andere. Aber das hat sie schon immer getan.

Meine Ausbildung werde ich auf keinen Fall abbrechen. Ich habe meinen Lehrern und der Klasse gesagt, was los ist und ich werde so gut unterstützt.
Ich weiß, dass die Klassengemeinschaft mir viel Kraft gibt und dass ich immer mit ihnen reden kann.

Trotzdem läuft zu hause nicht alles so glatt. Mein Vater und ich brüten beide schon wieder irgendwas aus und hoffen natürlich, dass wir meine Mama jetzt nicht auch noch damit anstecken.
Sie braucht all ihre Kraft für die Chemo.

Ich hoffe sehr, dass es deiner Mama bald besser geht!
Und du hast recht, die Hoffnung und Stärke werden wir irgendwie für sie aufbringen. Auch wenn das Schicksal schwer zu akzeptieren ist, müssen wir damit umgehen. Aber am wichtigsten ist, dass wir da sind.

Ich drücke dir und deiner Mutter ebenfalls fest die Daumen und hoffe, dass ihr die Kraft aufbringt zu kämpfen.

Fühl dich gedrückt und danke nochmal für deine aufbauenden Worte.

Liebe Grüße
Steffie
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  #4  
Alt 30.12.2008, 03:15
datkleene datkleene ist offline
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Standard

Heute war ein schrecklicher Tag.
Mama baut viel zu schnell ab...

23.12. war der Anfang ihrer Chemo für die Leber. 24.12. war noch alles ok. Sie hat gut gegessen, es hat ihr endlich mal wieder geschmeckt und sie hatte Hunger.

Dann ab dem 25.12. gings nur noch schlechter. Sie wollte nicht esse, hatte keinen Durst mehr, hat nur noch geschlafen.
Dann ging es vor 2 Tage mit den Nebenwirkungen der Chemo los. Ihr ganzer Mund war auf, sie konnte nichts mehr essen, sie hatte Gliederschmerzen und seit gestern war sie sogar zu schwach um alleine aufzustehen.

Ich habe versucht ihr etwas zu Essen zu geben, aber es hatte keinen Sinn, denn bei diesen Schmerzen durch den wunden Mund, hat sie nur Schmerzen gehabt.

Heute sollte sie zur Blutabnahme, aber sie hatte nicht die Kraft sich ins Bad zu schleppen, damti ich sie waschen kann. Also kam der Arzt zu uns nach hause.
Er hat sie sofort ins Krankenhaus eingewiesen. Fieber, total Ausgetrocknet und auch, weil mein Papa und ich ihr hier zu hause so nicht mehr helfen konnte.
Wir haben bis ins KH fast 1 1/2 Stunden, bis wir sie angezogen und im Auto hatten.
Im KH ist sie sofort an den Tropf gekommen und wurde super versorgt.

Mein Vater ist später noch mal zu ihr...
Niemand darf den Raum ohne Schutzkleidung betreten, wegen Infektionsgefahr.

Ich habe schreckliche Angst, dass sie mir ech hoffinfach untern den Händen wegstirbt. Sie ist so schwach und ich fühle mich noch hilfloser als vorher. Ich hoffe, dass ich sie morgen ein bisschen aufbauen kann.
Mein Vater und ich führen ganz harte Gespräche, aber wir müssen darüber sprechen. Natürlich können wir uns irren, aber die Hoffnung wird immer weniger. Wir müssen stark sein für sie und ihr weiter Mut machen.
Ich werde sie morgen wieder beuschen fahren. Ich hoffe ich krieg das hin. Sie soll noch nichts mitbekommen. Sie braucht jetzt Hoffnung. Und wenn wir sie ihr geben müssen, damit es ihr vielleicht mehr Kraft gibt, dann muss ich da durch.
Aber sie sieht so schlecht aus
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  #5  
Alt 03.01.2009, 21:29
kalei05 kalei05 ist offline
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Standard AW: Stark sein, aber wie?

hey..
man irgendwie haben wir beide echt das gleiche schicksal..über die feiertage gings meiner mutter eigentlich auch ganz gut.., aber jetzt musste sie auch vor 2 tagen ins krankenhaus eingewiesen werden. sie kann nichts mehr essen und trinken, bricht alles sofort wieder aus. jetzt wird sie künstlich ernährt...:/ heute war ich bei ihr..es ging wieder ein kleines bisschen besser. ich musste aber heute wieder fahren, muss morgen arbeiten..es war soooo schwer die alleine zu lassen. wir haben beide fürchterliche angst! vor allem hab ich angst, dass ihr irgendwas passiert während ich weg bin und ich nicht schnell genug nach hause komm. ich muss schliesslich 4 std fahren!

das mit dem mund hatte meine mama auch. sie scheinen beide die gleichen chemos zu bekommen..also nur offene wunden im mund. meine ma schmeckt auch gar nix mehr. gegen die offenen wunden hat sie aber irgennd so n zeug bekommen, was wohl ganz gut geholfen hat. ich frage sie mal wie das heisst, dann sag ich dir bescheid!

ach man, das wird n verdammt schweres jahr für uns, wa?
ich glaube, ich werde meine mama nicht mehr lange haben...das macht mir eine riesen angst!!!

ach man-----
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  #6  
Alt 03.01.2009, 23:34
datkleene datkleene ist offline
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Standard AW: Stark sein, aber wie?

Och Herzchen, das tut mir so Leid
Ich hoffe, das deine Mum stark ist und sich noch einmal aufrappelt.

Bei meiner Ma sahs die Tage ja auch so schlecht aus. Und jetzt geht es ihr schon viel besser! Die Ärzte können es zwar noch nich ganz glauben und wir auch noch nicht ganz, aber seit dem 1.1.09 sind ihre Blutwerte super. Keiner weiß, wie das so schnell gehen konnte, aber seitdem geht es jeden Tag ein Stückchen besser. Also gib die Hoffnung nicht auf! Jedenfalls noch nicht ganz. Ich kann deine Angst gut verstehen, aber ich hoffe, dass ich dir ein bisschen Mut machen kann und ich schicke dir gerne ein dickes Kraftpacket

Am Montag hat mein Vater einen Termin bei dem behandelden Arzt.
Dann will er Klartext reden. Ich hoffe, dass es wirklich so positiv ist, wie es im Moment aussieht.

Auf jeden Fall haben wir ein hartes Jahr vor uns, aber wir werden stark sein und das irgendwie schaffen! Wir müssen einfach. Unsere Mütter brauchen uns. Und ich denke deine Mutter weiß genauso wie meine, dass wir in Gedanken bei ihr sind! Und das gibt den Beiden auch schon Kraft.

Fühl dich mal ganz fest gedrückt von mir!

Liebe Grüße
Steffie
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  #7  
Alt 04.01.2009, 23:49
kalei05 kalei05 ist offline
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Standard AW: Stark sein, aber wie?

Steffi,

das freut mich wahnsinnig für dich!! Ich drücke dir und deiner Mama ganz feste die Daumen! Es soll ja sowas wie Spontanheilung geben! Ich glaube ganz fest dran! Man wär das geil, wenn deine Mama gegen den scheiss Krebs gewinnen würde! Aber erstmal kleine Schritte..gute Blutwerte sind schonmal super!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!
Mein Papa hat mir gesagt, dass es meiner Mama heute auch wieder n bissl besser ging. SIe konnte sogar wieder was essen und hat nicht die ganze Zeit geschlafen! Auch gut!

Ich glaube, nein ich weiss auch, dass unsere Mütter wissen, dass wir jede Sekunde bei ihnen sind. Zumindest in Gedanken. SIe wissen ja, dass es auch gerade für Töchter, auch in unserem Alter, sehr schwer ist. Man brauch die Mama auch gerade jetzt noch so sehr...man braucht sie immer...auch noch mit 50, 60..einfach immer.

Wie gesagt, ich glaube an WUnder..jetzt soll endlich mal eins kommen!

Drück dich zurück und ne schöne Woche mit noch emhr erfreulichen Nachrichten wünsch ich dir
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  #8  
Alt 23.01.2009, 20:01
datkleene datkleene ist offline
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Standard AW: Stark sein, aber wie?

Es ist viel passiert. Gute und weniger gute Dinge.

Erstmal das positive!
Meiner Mama geht es soweit gut. Sie ist wieder aus dem KH, nachdem wir sie bei einer Nacht und Nebelaktion wieder hinbringen mussten, weil sie Probleme beim atmen hatte. Sie wurde dann wieder für 5 Tage aufgenommen.

Am Mittwoch hat sie wieder eine Chemo bekommen. Ihr Arzt hat eine gute Regelung gefunden. Sie bekommt jetzt jede Woche eine schwache Chemo für Leber und Knochen. 3 mal im Monat. Wenn ihr Körper das Ganze gut verkraftet wird langsam erhöht.
Nur noch einmal direkt so eine starke Chemo würde sie wahrscheinlich nicht verkraften.
Es geht ihr im Moment gut. Sie ist zwar geschwächt, aber sie rappelt sich jeden Tag auf und macht Alles, was sie kann.
Bald üben wir das Treppen steigen langsam zusammen, damit sie auch wieder selbstständig rauf und runter laufen kann.

Weniger gut ist, dass wir uns jetzt oft darüber unterhalten, wie es weiter gehen soll.
Nach dem letzten Schock müssen wir uns Gedanken darüber machen, wie es sein soll, wenn sie wirklich im Sterben liegen sollte. Mein Vater und ich schauen uns am nächsten Dienstag das Hospiz bei uns an.
Auch wenn es meiner Mum sehr schwer fällt, sich so viele Gedanken über ihren Tod zu machen, aber sie sieht ein, dass es dringend notwendig ist, um irgendwann ihre Wünsche auch zu berücksichtigen.

Nur so schnell wie sie beim letzten Mal abgebaut hat, könnte es wieder passieren. Und ihr Arzt rät ihr dazu, sich wirklich einen Plan für den Notfall zu machen.

Aber am Wichtigsten ist im Augenblick, dass sie ein "Löwenherz" hat und sich nicht hängen lässt
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  #9  
Alt 04.05.2009, 00:10
datkleene datkleene ist offline
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Standard AW: Stark sein, aber wie?

Ja, ich hab lange nichts mehr geschrieben. Hab mich lange nicht mit der ganzen Sache auseinander gesetzt. War einfach zu viel. Und es ist viel passiert, was mir langsam Angst macht.

Meiner Mama geht es nicht sonderlich gut. Sie ist sehr schwach, die Chemo macht sie fertig. Ab morgen ist sie 4 Tage im KH und wird noch komplett durchgecheckt. Um zu schauen, ob die Chemo wirklich gut angeschlagen hat, oder ob es keinen Sinn mehr hat, weiter zu machen.
Ihr Arzt ist sich nicht sicher. Die Leberwerte sind ok, aber nicht berauschend.
Sie ist wirklich unglaublich schwac, sieht schlecht aus und, was ich von ihr gar nicht kenne, sie jammert viel. Oft hat sie Schmerzen im Bauchraum, was die Angst natürlich nicht geringer macht.


Anfang Februar kam mein Opa ins KH wegen seinem Herzen. Also musste ich mich ein wenig um meine Oma kümmern. Um Ostern kam sie dann ins KH mit einer Lebensmittelvergiftung. Dann war mein Opa jeden Tag auf mich angewiesen. Daher auch die lange Pause hier. Ich weiß nicht, wie ich das alles gepackt habe, aber ich habs geschafft.
Dazu komme ich, mit einer "Kleinigkeit". Es steht eine Knie-op an und ich werde hier zu hause lange ausfallen. Dann steht und fällt alles mit meinem Vater. Der Arme kann aber bald auch nicht mehr.
Er rennt weg, ist eigentlich nur noch unterwegs und ich bin ständig zu hause, damit meine Mutter nicht so lange allein ist.

Ich bin ratlos, wie wir eine schlechte Nachricht verkraften. Meine Mutter hat heute gesagt, dass sie so, mit 3 mal im Monat Chemo, nicht mehr lange die Kraft aufbringen kann, nicht aufzugeben. Wenn sie aufgibt hat weder mein Dad, noch ich die Kraft, sie aufzufangen.
Ich frage mich sowieso, wie ich das schaffe. Ich stehe jeden Morgen überpünktlich auf, mein Schlafpensum habe ich auf ein Minimum runtergeschraubt und lachen kann ich schon eine ganze Weile nicht mehr. Jedenfalls nicht richtig. Ich spiele gute Laune vor, damit mich nicht Jeder fragt, was los ist.
Ich habe das Gefühl, dass ich nicht weinen darf, weil das Schwäche zeigt und Schwäche kann ich mir im Moment einfach nicht erlauben.
Alles muss klappen, an mir hängt mein Leben und der ganze Haushalt.
Langsam fühle ich mich wie ein Roboter, der jeden Tag das Selbe tut.
Freunde habe ich seit knapp 2 Wochen nicht mehr richtig getroffen. In der Schule versuchen ich fit zu sein, was nicht leicht ist, aber ich bringe irgendwie meine Leistungen.
Aber zum Reden habe ich hier Niemanden. Einfach auch, weil ich weiß, dass mich sowieso Keiner versteht. Und ich will nicht wirklich jammern. Habe Angst, dass mir das negativ ausgelegt wird.

Ich hoffe mein kleiner Gefühlsausbruch wird wenigstens hier nicht falsch verstanden und vielleicht kann ich hier ein bisschen Kraft tanken, auch wenn ich in den letzten Monaten Nichts geschrieben habe

LG
datkleene
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  #10  
Alt 04.05.2009, 00:49
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Ylva Ylva ist offline
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Standard AW: Stark sein, aber wie?

hallo du kleene,

das ist eine extreme situation in der du dich, in der sich deine familie, deine mam befindet.
man funktioniert wie du es beschrieben hast, von irgendwo her kommt die kraft. aber innerlich ist man so leer, so leblos. umso wichtiger ist es, dass du unterstüztung bekommst. von freunden ist es oftmals schwer, sie wollen wohl "helfen" oder da sein, aber jemand der damit nicht konfrontiert wurde kann wenig tun. ich habe dann eine therapie gemacht. damals dachte ich, ich bin eine totale versagerin aber heute weiss ich das ich stark war das zu machen und das es gut war. denn es zeigt von Stärke, schwach zu sein.es lastet soviel auf dir. die ausbildung, die absolut nicht leicht ist, das erwachsen werden und erwachsein sein, die erkrankung deiner mutter, dein opa. du bist unheimlich stark, du machst das gut aber du musst auch an dich denken. irgendwo musst auch du dich fallen lassen können und wenn es nur für eine stunde ist. es ist gut wenn du schreibst, wenn du dir alles von der seele schreibst, es befreit ein wenig. kennst du das? du möchtest schreien, toben, weinen aber du sitzt nur stumm da? zu jeder regung fehlt die kraft. ich schicke dir ein riesengroesses, leider nur virtuelles kraftpaket.
ich wünsche deiner mama alles,alles gute und natürlich dir auch. wünsche dir das du kraft tanken kannst.
ich wünschte ich könnte mehr tun,
ylva
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  #11  
Alt 13.05.2009, 17:49
datkleene datkleene ist offline
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Standard AW: Stark sein, aber wie?

@ Ylva:
Ich danke dir für das Kaftpaket
Ich habe mich verstanden gefühlt, als ich deine Antwort gelesen habe.
Dafür ein großes Dankeschön, tat richtig gut!

Ja, meine Mama, wie auch immer sie das geschafft hat, hat neuen Mut geschöpft. Die Untersuchungen haben recht gute Ergebnisse gebracht.
Ihre Leber sieht gut aus und die Ärzte sind zuversichtlich, dass es sehr gut aussieht- Und dadurch schafft meine Mutter es, mit einem Lachen aufzustehen und zu sagen, dass sie noch weiter Chemo macht, damit sie die Methas in den Leber dann kaputt kriegt

Dadurch, dass es sehr gut vorran geht, hab ich endlich geschafft mal zu weinen. 2 starke Arme und ein bisschen Nachdruck von seiner Seite aus haben mich dann dazu gebracht, Alles mal raus zu lassen. Es geht viel besser im Moment Meine Mama hat neuen Mut und das gibt mir auch wieder Kraft weiter zu machen und mich nicht hängen zu lassen
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  #12  
Alt 14.05.2009, 10:40
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Syrja69 Syrja69 ist offline
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Beitrag AW: Stark sein, aber wie?

Auch ich habe im Moment die Krebserkrankung meiner Mutter zu "verpacken".
Wenn irgend geht: Keine Gefühle unterdrücken!
Schaue für Dich, ob Du nicht mit wem auch immer mal reden kannst-ganz wichtig. Ich z. B. habe einen Freundeskreis, der mich unterstützt - und wenn es einfach nur zuhören ist.

Hast Du Hobbys, irgendetwas, was Dir gut tut? Machst Du Sport, ähnliches? Auch wenn es Dir wie bei mir geht: Es fällt mir sehr schwer manchmal, aber schauen, sich gutes zu tun und sich auch überwinden! Trotz Belastung Dinge machen, die Dir Spaß machen!
Wünsche Dir auch viel Kraft und Ausdauer, Deine Mutter zu begleiten und Deine Ausbildung weiterzumachen.
__________________
Viele Grüße
Bärbel

"Daß die Vögel des Kummers und der Sorge
über Deinem Haupte fliegen,
kannst Du nicht ändern.
Doch daß sie Nester in Deinem Haar bauen,
kannst Du verhindern"
...meine Mutter ist krebskrank und hat sich an den Anfang des gestellt...

Geändert von Syrja69 (14.05.2009 um 10:46 Uhr)
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  #13  
Alt 10.02.2010, 19:15
datkleene datkleene ist offline
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Standard AW: Stark sein, aber wie?

Meine Güte, ich habe sooooo lange gar nichts mehr von mir und meiner Mama hören lassen

Es geht uns allen gut!
Mama hat es geschafft, wie weiß keiner. Selbst ihr Arzt ist überrascht. Aber wie ist ja auch erstmal egal, es geht ihr gut.

Sie hat die Chemo halbwegs gut überstanden. Sie bekommt nur noch einmal im Monat etwas um die Knochen aufzubauen.
Blutwerte und Marker sind im normalen Bereich.
Wir haben also allen Grund zum Feiern. Es war sehr stressig und ich hatte stark zu kämpfen. Ausbildung schaffen, Haushalt, meine Großeltern musste ich eine zeitlang auch noch versorgen... Daher auch mein langes Schweigen hier.

Ich hoffe das nimmt mir niemand übel!

LG datkleene
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  #14  
Alt 17.08.2010, 11:24
datkleene datkleene ist offline
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Standard AW: Stark sein, aber wie?

So lange lief es so gut bei uns... Jetzt ist es schlimmer als wir alle erwartet hätten.

Es ist wieder los gegangen vor etwa 1-2 Monaten.
Neue Metas in der Leber, die Knochen sehen schlechter aus und Mamas Allgemeinzustand ist eine Katastrophe!
Ich wurde von meiner Schulleitung beurlaubt um hier alles wieder auf die Reihe zu bekommen... Seit Ostern bin ich nun zu hause und kümmer mich um meine Mama, so gut ich eben kann.

Die alte Chemo in Tablettenform hat nicht angeschlagen, der zweite Versuch konnte auch nichts mehr ausrichten und nun bekommt sie Xeloda.
Ihr Doc hofft, dass es mit den Tabletten erstmal besser geht, und ihr somit eine neue Chemo per Tropf und eine Bestrahlung vorerst erspart bleibt.

Die erste Einnahme war grausam. Sie hatte schrecklichen Hautausschlag und musste pausieren. Es ging weiter, und es ging ihr 2 Wochen ganz gut.

Dann der Schock... Sie baute körperlich unglaublich ab. Das ganze wurde so schlimm, dass wir sie letzte Woche Samstag morgens um 5 ins Krankenhaus bringen mussten.
Sie hatte sich eine Magen-Darm-Grippe eingefangen.
Die ersten 2 Tage war sie isoliert, für sie und uns der Horror! Es war zu klären, ob es ein Keim war, welcher, und ob er eventuell multiresistent ist.
Getan hat Niemand viel. Meine arme Mama wurde auch noch behandelt wie eine Seuche! Niemand wollte zu ihr ins Zimmer, man machte er Vorwürfe, wenn sie Hilfe bei den einfachsten Dingen brauchte und ihr Zimmer wurde nicht geputzt.
Sie war so schwach, sie konnte nicht einmal laufen und sowieso nicht alleine auf Toilette gehen oder sich an den Tisch setzen zum Essen

Am Ende der Woche wollten sie meine Mum auf ein 3-Bettzimmer als 4. Person schieben, obwohl sie kaum ohne Hilfe auskam.
Mein Vater hat sie dann aus dem Krankenhaus geholt. Natürlich war er nicht gerade nett, er hat sehr rumgeschrien und da einen Rundumschlag gemacht.
Weil geholfen hat ihr keiner, sie hatte nach einer Woche immer noch Durchfall und psychisch war es nicht mehr tragbar.

Über das Wochenende jetzt war sie zu hause. Wir mussten einen Toilettenaufsatz kaufen, einen Haltegriff vorübergehend anbringen und ihr beim Aufstehen, Waschen und allen anderen Kleinigkeiten helfen.

Für mich war es die Überbelastung. Wir haben uns irgendwann einen sehr unfreundlichen Ton angewöhnt, ich war einfach überfordert. Unser Alltag bestand aus indirekten Vorwürfen, Stress und gereizten Gesprächen.
Meine Mama und ich haben uns natürlich nicht wirklich gestritten, aber das ich überfordert war, ist ihr natürlich auch aufgefallen. Wir haben uns Beide die größte Mühe gegeben und es hat auch irgendwie geklappt.

Seit gestern ist sie nun in einem anderen Krankenhaus.

2 Dinge machen mir dadurch jetzt große Sorgen:

- Ihre Lunge sieht nicht so toll aus. Der Arzt fragte, ob sie schon mehrere Lungenentzündungen hatte und es war vernarbtes Gewebe zu erkennen.
Es hieß die ganze Zeit, ihre Lunge sei in Ordnung!

- Dann hab ich Angst um sie, weil sie im Moment auf der Geriatrie, obwohl sie eigentlich viel zu jung dafür ist.
Aber auf dieser Station kann sie am Besten wieder mobilisiert werden. Aber das wird sie runterziehen.

Die Ärzte sagen, dass sie sich nicht so viele Hoffnungen machen soll, dass sie wieder richtig mobil wird. Das macht meinem Vater und mir natürlich noch mehr Angst. Unser Haus ist nicht behindertengerecht, wir wissen nicht, wie es sein wird, wenn sie aus dem Krankenhaus raus kommt und ob die nun beantragte Pflegestufe uns weiter bringt.
So wie es die letzten Wochen war, braucht sie 24 Std. Unterstützung. Mein Vater ist aber ja arbeiten und ab Ende des Monats gehts bei mir ja auch wieder los. Dann wäre sie den ganzen Vormittag alleine und das ist bei der Lage der Dinge nicht machbar

Ich hatte so große Hoffnungen und jetzt hab ich einfach Angst sie schneller zu verlieren, als ich gucken kann

Habt ihr eventuell Erfahrungen gemacht, wie so eine Pflege möglich gemacht werden kann?

LG datkleene
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  #15  
Alt 21.10.2010, 13:43
datkleene datkleene ist offline
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Nach vielen Rückschlägen und noch mehr Anläufen, um alles wieder gut werden zu lassen, hat der Kampf nun ein Ende...

Am Samstag ist Mama in unserem Krankenhaus hier friedlich eingeschlafen.

Durch eine Lungenembolie kam es dazu.

Sie hatte keine Schmerzen, war nicht allein und es ist ihr wahrscheinlich unendlich viel Leid erspart geblieben. Diese Tatsachen trösten mich ein wenig über diesen schrecklich schmerzhaften Umstand...

Ich möchte mich bei allen bedanken, die mir Ratschlägege gegeben haben und mich und meine Mama immer wieder aufgebaut haben...

Ich hoffe das die anderen Angehörigen nie ganz aufgeben und wünsche euch Kraft und viele schöne Stunden mit euren Liebsten.
Die Zeit mit ihnen zusammen ist wohl das wichtigste, was ihr habt. Ich hoffe ihr könnt sie so lange es geht irgendwie genießen!

LG datkleene
__________________
Mama *7.5.1956 +16.10.2010
Wir sehen uns wieder, wenn du mich an meinem Regenbogen abbholst! Ich liebe dich!!
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