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  #1  
Alt 23.07.2007, 23:03
Babs1957 Babs1957 ist offline
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Unglücklich Meine Mom hat Darmkrebs

Hallo Ihr Lieben,
ich bin seit ca. 14 Tagen stille Leserin hier im Forum. Ich habe mich angemeldet und mich als Angehörige auch schon kurz vorgestellt. Nun brauche ich aber ganz dringend eure Hilfe, Stärke, euren Mut und auch eure Gebete: Seit 1 Woche ist meine Mom nun nach 9wöchigem KH-Aufenthalt nach Hause gekommen. Sie wurde - kann ich es so schreiben - zum Sterben nach Hause geschickt. Die Ärzte im Krankenhaus haben ihr und auch mir gesagt, dass NICHTS mehr zu machen ist. Sie hatte die erste Diagnose vor 2 Jahren, sie wurde operiert und bekam danach Bestrahlungen und Chemo. nach 2/3 hat sie damals mit allem aufgehört. Sie hat die Nebenwirkungen nicht ertragen. Nun ist der Krebs wieder da und schlimmer denn je. In einer Not-OP wurde ihr vor 10 Wochen ein AP gelegt und sie hatte in der linken Flanke eine extreme Entzündung. Die wurde geöffnet und es wurde auch dort ein Ausgang gelegt. Sie hat sich nach der Not-OP relativ gut erholt und wurde vor 6 Wochen erneut operiert. Hierbei wurde festgestellt, dass sich bereits Metas in der linken Leiste und somit auch schon auf die Hauptschlagader gesetzt haben. Nach dieser OP teilten uns die Ärzte mit, dass es keine Heilung mehr gäbe.
Der Schock sitzt tief (sowohl bei meiner Mutter als auch bei uns Kindern). Ich würde gerne einige Werte hier veröffentlichen, mit denen ich nicht sehr viel anfangen kann. Auch die Ärzte konnten oder wollten mir dazu nicht sehr viel sagen: Im Juli 2005 Rektumkarzinom pT4 N1 G2 NO VO RO diagnostiziert; Diagnose Juli 2007 pT4 NO G3 Rx VO LO
Am 10.05.07 wurde eine hohe Coloskopie gemacht, der histologische Befund hierzu lautet: Mittelgradig differenziertes, exulziertes invasives Adenokarzinom (G2) des Colon descendens. Wien-Klassifikation Kategorie 5

Das sind m.E. die wichtigsten Aussagen des vorläufigen Enlassungsberichtes meiner Mutter. Ich habe den Pflegedienst, der jeden zweiten Tag kommt um den Abzess zu versorgen, es kommt eine Stomatherapeutin, die eine wirklich gute Anleitung zum Plattewechsel macht, wir haben seit Freitag letzter Woche einen Hausnotruf (meine Mom wohnt direkt neben uns in einer eigenen Wohnung) und den Rest versuche ich so gut es geht zu meistern.
Heute war ein dunkler Tag für meine Mutter und da merke ich, dass ich an meine Grenzen komme (und das nach 1 Woche ). Sie will hier raus, sagte sie unter Tränen heute morgen. Wo soll ich denn mit ihr hin, sie ist doch so schwach, dass sie kaum alleine laufen kann (auf der anderen Seite ist es wichtig für sie, dass sie NOCH in ihren eigenen 4 Wänden ist). Gestern war hier das Wetter einigermaßen und ich holte sie zu mir auf die Terrasse. Da mummel ich sie in Decken und sie sitzt im Grünen. Aber heute nur Regen Regen und nochmals Regen.

Was soll ich ihr sagen, wenn sie mir sagt: Kind, ich bin doch so gerne nach Bad Nauheim gefahren, tanzen gegangen und jetzt. Guck mich an! Es bricht mir das Herz und ich weiß nicht was ich machen soll . . .

Ich habe von Moni, Jelly, Birgit, Peter, den vielen Sabinen und euch allen gelesen, ihr seid alle so stark und ich möchte meiner Mom die Stärke rüber bringen. Ich habe ihr auch heute schon ein wenig von euch erzählt. Und jetzt sitze ich hier am PC und schreibe euch ALLEN. Weil ich einfach nicht weiter komme. Es ist sicherlich viel Text auf einmal, aber es sprudelt auch nur so raus. Mit wem soll ich denn reden??? Mein Mann hat seinen Beruf (wir haben eine kleine Firma) und er versucht so viel es geht abzufangen, unser Sohn wird 11 im August und hat Ferien und hat von seiner Mom im Moment auch nichts. Ich fühle mich auch so hin und her gerissen. Meine Mom braucht mich dringend, meine kleine Familie aber auch noch ein bisschen.

Oh ich könnte schreiben schreiben schreiben. Mir brummt aber auch jetzt der Schädel und ich bin müde.
Ich wünsche euch Kraft, Ausdauer und Stärke, Mut zum weitermachen und Liebe, denn sie ist das Wichtigste auf dieser Erde
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Herzliche Grüße
Barbara

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Adieu
Als Trost bleibt uns nur die Gewissheit,
dass auch dieser Schmerz vergänglich ist
wie der Winter, die Nacht und die Stille.
Nur unsere Erinnerung, unsere Sehnsucht
und unsere Liebe ist unsterblich.

Meine Mom *07.05.1941 - + 21.05.2008

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  #2  
Alt 24.07.2007, 00:27
monih48 monih48 ist offline
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Standard AW: Meine Mom hat Darmkrebs

Liebe Barbara,

es tut mir so leid, was Deine Mutter und Du zur Zeit so ertragen müsst. Ich würde Dich so gerne trösten und nehme Dich hier mal virtuell ganz fest in den Arm

Zu dem Befund Deiner Mutter kann ich nicht viel sagen. Sieht allerdings nicht so sonderlich hoffnungsvoll aus.
Ich verstehe, dass Du Dich nun ein wenig zerrissen fühlst. Du möchtest viel Zeit für Deine Mutter haben, aber Deine Familie braucht Dich auch. Trotzdem, ich denke, Du solltest mit Deinem Mann und Deinem Sohn sprechen und um Verständnis dafür bitten, wenn Du Dich jetzt etwas mehr um sie kümmern möchtest. Meinst Du, sie hat noch die Kraft zu kämpfen? Will sie überhaupt noch kämpfen?

Ach, Barbara, ich kann so gut mit Dir fühlen. Ich wünsche Dir die Kraft, es allen in der nächsten Zeit recht zu machen, dann schaffst Du das auch.
Und schreiben darfst Du hier bei uns so viel wie Du möchtest. Wir sind alle für Dich da und werden Dir - soweit das in unserer Macht steht - mit Rat und Tat zur Seite stehen.

Liebe Grüße, auch an Deine Mom

Moni
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  #3  
Alt 24.07.2007, 06:00
Benutzerbild von Jutta
Jutta Jutta ist offline
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Beiträge: 3.320
Standard AW: Meine Mom hat Darmkrebs

Hallo Barbara,

Ich kann deine Worte so gut verstehen, stand ich vor ein paar Jahren an deiner Stelle mit meiner Mutter. Sie war eine resolute, vitale, und immer unabhängige Frau, die ihr Leben meisterte und jeden Tag unterwegs war. Drei Jahre zuvor zogen meine Eltern zu uns, als mein Vater an seinem letzten Rezidiv erkrankte.

Kaum hatte meine Mutter das Alleinsein etwas überwunden, bekam sie eine ähnliche Diagnose wie deine Mutter. Zur medizinischen Versorgung kam täglich der Pflegedienst, ansonsten wechselten wir, mein Mann, mein ältester Sohn und ich uns ab. Ich beantragte bei der Krankenkasse alles was ihr das restliche Leben noch etwas erleichtern konnte. So auch zuerst einen Rollator, dann einen Rollstuhl, damit sie so lange es möglich war, entweder mit uns rausfahren, oder sie in den Garten konnte. Es brach mir ebenfalls das Herz mit anzusehen, wie schnell diese kleinen Dingen nicht mehr möglich waren. Ich nahm all meinen Urlaub, unser Ältester kündigte seine Arbeit (er wollte den folgenden Herbst eh studieren), um sie zu pflegen. Unser Jüngster war noch in der Schule und konnte den Zerfall seiner heißgeliebten Oma, nachdem er alles vorher beim Opa mitbekam, nicht mit ansehen.

Ich denke, dass die Ärzte sie im Krankenhaus über ihre Prognose aufgeklärt haben. Somit kommt jetzt die harte Zeit für dich, nicht nur ihr zu erklären was nicht mehr möglich ist, sondern auch für sie da zu sein. Inwieweit kannst du einen lokalen Hospizdienst mit einbinden? Welche Angebote zur Unterstützung haben die kirchlichen und sozialen Einrichtungen bei euch vor Ort?

Für dich kommt nun eine schwere Zeit der Entscheidung, was geht vor? Wie kann ich beiden Seiten gerecht werden? Barbara, das kannst du leider nicht. Denn dabei zermürbst du dich, kommst extrem schnell an deine Grenzen und bist nach kürzester Zeit körperlich und seelisch am Ende. Ich habe mit meiner Familie einen Familienrat abgehalten, sie wußten einigermaßen was auf uns zukommt, aber bei meinem Vater war ja noch meine Mutter da. Ich erklärte allen, dass für mich jetzt die Pflege der Mutter Vorrang hat, denn ihre Zeit ist absehbar (so hart das auch klingen mag), denn für sie alle habe ich danach noch ganz viel Zeit. Dass ich sie nicht alleine lassen kann, da ich dies niemals mit meinem Gewissen vereinbaren könnte und es mich ein lebenlang verfolgen würde, wäre ich jetzt nicht auch für sie da. Meine Brüder zogen es damals vor, die Pflege mir (uns) zu überlassen, so mußten sie ihr Leben nicht umstellen, ihren Urlaub nicht stornieren usw.
Barbara, heute nachdem einige Jahre vergangen sind, weiß ich, dass sie es bitter bereuen, nicht wenigstens ein Stück weit Anteil am Abschied genommen zu haben.
Für unseren Jüngsten nahmen mein Mann und ich abwechselnd täglich einige Stunden nur Zeit für ihn, damit er sich nicht mehrfach verlassen vorkam. Ich nahm Kontakt zu den Eltern seiner Freunde auf, ob er ab und an mal dort übernachten kann, oder sie ihn ein wenig in ihre Freizeitaktivitäten mit einbinden könnten. Über die postive Resonanz war ich erstaunt, denn wir waren ja noch Fremde hier. Wir waren ja Vollzeit beschäftigt, dann die Pflege meines Vaters ließen uns keine Zeit einen Freundeskreis aufzubauen.

Was wird für deinen Sohn während den Schulferien im Ort angeboten? Könnte er dort einen Ausgleich finden? Könnte er einige Tage mal bei einem Freund übernachten, mit ihnen etwas unternehmen?

Ich wünsche dir ganz ganz viel Kraft, und bitte hole dir Hilfe, wenn du spürst, dass du es nicht mehr alleine schaffst.
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Jutta
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  #4  
Alt 26.07.2007, 00:37
Babs1957 Babs1957 ist offline
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Standard AW: Meine Mom hat Darmkrebs

Liebe Jutta,
danke für deine lieben Zeilen. Dann weißt du ja genau, wie es im Augenblick hier aussieht. Alles was an pflegerischen Möglichkeiten zu bekommen sind, haben wir ausgeschöpft. Rollator, Rollstuhl etc. ist alles beantragt. Die Kasse gibt auch ihr okay, wenn der KOSTENVORANSCHLAG vom Sani-Haus eingegangen ist. Der med. Dienst zwecks Pflegestufe wird in einigen Wochen (O-Ton Krankenkasse) bei meiner Mom vorstellig werden.
Unser Sohn ist bei den Ferienspielen angemeldet und nimmt da an einigen 'Events' teil. Das ist schon okay. Und dennoch ist da auch das schlechte Gewissen, dass er und auch mein Mann zu kurz kommen. Die beiden fahren immer mal zusammen zum segeln an den See und das tut denen auch gut. Ich habe mir Hilfe (praktische) bei meiner Schwägerin geholt. Sie war heute bei ihrer Schwiegermutter und hat geputzt. Meine Mom hat sie - unabhängig von mir - einfach zu sich bestellt. Und auch das ist gut so. Meine drei Brüder gehen sehr unterschiedlich mit der Situation um. Der Große kann schwer über die Krankheit unserer Mutter reden, der Mittlere greift verstärkt zum Alkohol und der Kleine verdrängt und wird dennoch immer wieder heftigst davon eingeholt. Wir beide reden dann zusammen (und weinen auch zusammen) und das hilft wieder ein Stück weit.
Meine Mutter hat heute gesagt, dass sie nun doch noch eine zweite Meinung einholen möchte. Ich hatte Anfang der Woche den Vorschlag mit Freiburg gemacht. Es ist im Augenblick völlig unrealistisch. Meine Mutter ist viel zu schwach. Die Fahrt wäre eine Tortour für sie. Also gehen wir jetzt erst einmal nach Frankfurt/Main an die Uni. Dort soll auch eine gute onkologische Abteilung sein. Das ist von uns aus 30 Min. mit dem Auto. Und das schafft sie.
Nun ist es heute wieder so spät geworden. Ich muss jetzt sehen, dass ich etwas schneller schlafe . Und morgen sehen wir weiter. Ich habe in den letzten Wochen gelernt, dass ich groß nichts planen kann sondern immer nur intuitiv - hoffentlich - das Richtige tun kann.
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Herzliche Grüße
Barbara

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Adieu
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dass auch dieser Schmerz vergänglich ist
wie der Winter, die Nacht und die Stille.
Nur unsere Erinnerung, unsere Sehnsucht
und unsere Liebe ist unsterblich.

Meine Mom *07.05.1941 - + 21.05.2008

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  #5  
Alt 27.07.2007, 19:03
bine_j bine_j ist offline
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Standard AW: Meine Mom hat Darmkrebs

liebe barbara,

ich kann sehr gut mitfühlen wir es dir geht.
meine mutti ist letztes jahr, mit nur 59 jahren an darmkrebs / lebermetastasen gestorben
noch immer denke ich mit tiefen schmerz an die letzten tage....
wie hilflos und voller angst wir alle waren.
wie tapfer meine mutti alles ertragen hat doch in ihrem inneren muß es ganz schlimm gewesen sein, das weiß ich
ich war in dieser zeit immer ganz für meine mutti da.....
sie war bei mir und ich habe dann mit der arbeit aufgehört (400 euro job)
ich habe zwar einen mann, aber keine kinder. und der stand voll hinter mir und meiner lieben mutti. er hat auch alles mögliche für sie gemacht, aus liebe zu ihr und mir. er liebte meine ma wie seine eigene und das tut er immer noch, wir sind alle in tiefer trauer und unser leben ist nicht mehr so schön wie es vorher war. wie denn auch wenn der wichtigste mensch fehlt. diesen platz kann kein anderer füllen, er bleibt für immer leer.
ich für meinen teil bin sehr glücklich, das ich bei meiner ma sein durfte.
das war das einzige was ich noch für sie tun konnte.....ihr meine liebe zeigen und so gut es ging an ihrer seite zu sein. wir hätten berge für sie versetzt, hätte man uns nur gelassen....meine ma ist dann in unserer mitte gestorben denn wir alle waren bei ihr....oh gott, wir mußten sie gehen lassen und sie mußte uns loslassen.....sie ist die größte liebe für mich und meine familie.
ich kann dir nur raten, bei ihr zu sein und sie auf diesen schweren weg zu begleiten, eines tages wist du glücklich sein, das gemacht zu haben die erinnerung bleibt, gute sind sooo wichtig. ebenso bleibt das band der liebe für immer bestehen. ihre liebe kann ich immer noch fühlen, sie ist mir sehr nah..... ich weiß nicht, ob es nacht dem tod weitergeht und wenn ja auf welche art, aber ich weiß, das das gefühl der liebe nie gehen wird!!!
ich wünsche dir und deiner mama noch viele schöne stunden. zusammen seid ihr stark, ganz stark!!!
du mußt aber auch auf dich achten und dir auszeiten nehmen um kraft zu sammeln und davon brauchst du viel....
hole dir hilfe, wenn du merkst du kannst das alles alleine nicht mehr. tanke kraft aus deiner familie, sie geben dir diese gerne.
ich drücke dich ganz lieb und schicke dir ein großes kraftpacket
genieße jede minute mit deiner ma, sie ist so kostbar!

sabine
keiner bringt verlorene zeit zurück....egal wie sehr man sich das eines tages wünscht

Geändert von bine_j (28.07.2007 um 18:14 Uhr) Grund: rechtschreibung :-)
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  #6  
Alt 13.08.2007, 00:49
Babs1957 Babs1957 ist offline
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Standard AW: Meine Mom hat Darmkrebs

Hallo ihr Lieben,
will mich heute auch wieder einmal kurz melden. Meine Mom ist jetzt seit 4 Wochen zu Hause. Es waren aufregende, traurige, stressige und doch auch so kostbare Wochen. Wir haben 1000 und 12 Dinge angefangen, besprochen, verworfen und wieder besprochen und wieder verworfen. Ich wollte mit ihr nach Freiburg, nach Frankfurt, nach Bad Soden in ein neues Darmzentrum und letztendlich hat sie gesagt: Ich gehe nirgends mehr hin. Wir haben jetzt am kommenden Mittwoch einen Termin bei ihrem Hausarzt, der ein großes Blutbild machen will. Er will mir dann sagen, worauf ich bei der Nahrung für sie besonders achten muss. Sie nimmt weiterhin an Gewicht ab (obwohl ich ihr koche und sie reine Wunschkost hat). Zeitweise gab es Tage, da dachte ich sie verhungert mir unter der Hand. Wir haben jetzt ein Energy drink gefunden, den sie trinken kann (Frebusin in den Geschmacksrichtungen Schoko, Nuss, Pfirsich, Vanielle und Erdbeere. Wobei sie bei den Fruchtsorten aufpassen muss, da ihr AP sofort auf div. Fruchsäuren reagiert). Sie hat auch in 3 Wochen einen Termin bei einer Heilpraktikerin. Diese kommt zu ihr ins Haus, (ist eine liebe Bekannte von ihrem Neffen)aber richtig dahinter stehen tut sie auch nicht. Ich merke immer mehr, dass ich mit meinem Latein am Ende bin. Manchmal glaube ich, sie will sich - was ihre Krankheit angeht - auch gar nicht helfen lassen.
Die Pflege von meiner Mom hat sich jetzt "ganz gut eingespielt". Jeden zweiten Tag kommt nach wie vor der Pflegedienst und versorgt die Fistel und den Rest mache ich mit meiner Mom zusammen. Ich habe ich auch schon die Platte gewechselt, wenn diese vor dem nächsten regulären Wechsel undicht wurde. Das funktioniert alles recht gut.
Auch meine Familie hat sich daran gewöhnt, dass ich nun mehr Zeit nebenan bei meiner Mutter verbringe. Wir haben jetzt noch eine Woche Ferien und am 21. geht die Schule wieder los. Mein Sohn kommt dann auf's Gym. und ich habe dann schon ein wenig Angst, wie es dann weiter geht. Ich werde dann auch hier wieder mehr gefordert und hoffe, dass es klappt.
Meine Brüder lassen sich kaum noch sehen - sie rufen ihre Mutter nicht mal mehr an(Schwester , Du machst das ja soooo toll) und die Geschwister meiner Mom haben auch nur super Sprüche parat. Habe heute nachmittag beim Bügeln wieder einmal meinen heiligen Zorn bekommen. Zum Glück war ich alleine im Haus und konnte so vor mich hinbrummeln.
Tja, meine Lieben, wie es hier weitergeht - ich weiß es nicht. Habe von Moni, der Kämpferin, wieder gelesen. Oh Moni, wie oft denke ich an dich und wünsche mir, meine Mom würde auch kämpfen. SIE WILL ABER OFFENSICHTLICH nicht mehr kämpfen. Und ich steh machtlos neben dran.
Ich wünsche euch allen, alles alles Liebe . . . Ich denke oft an euch und bin auch immer mal als stille Leserin hier bei euch. Aber oft habe ich einfach nicht mehr die Gedanken frei um euch zu schreiben. Es ist auch heute schon wieder entsetzlich spät geworden und ich bin nur schrecklich müde. Wollte mich dennoch wieder einmal gemeldet haben.
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Herzliche Grüße
Barbara

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Meine Mom *07.05.1941 - + 21.05.2008

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  #7  
Alt 13.08.2007, 07:10
Benutzerbild von Windlicht
Windlicht Windlicht ist offline
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Standard AW: Meine Mom hat Darmkrebs

Hallo Babs
Deine Mutter kann stolz sein eine so tolle Tochter zu haben.........
das mit dem kämpfen ist so eine Sache wenn ein Körper müde ist.....
möchte er nur noch ruhen............
mich haben die Zeilen sehr bewegt die Bine geschrieben hat...........
ich weiss das ich früher oder später auch în die gleiche Situation ge-
raten werde............ den mein Vater kämpft seit 7 Jahren gegen diese
schrekliche Krankheit ............ die ersten sechs Jahre waren hart aber
immer noch lebenswert.......... seit einem Jahr geht es ihm mehrheitlich
nur noch schlecht ............aber sobald er einen guten Tag hat ist sein
Kampfwille ungebrochen...............
Also Babs ich kann dich sehr gut verstehen und weiss auch wie du dich
fühlst..............nur dazusein und nicht wirklich helfen zu können tut
verdammt weh..............wie geht dein Sohn damit um ..........mein
Sohn ist im Moment 15 Jahre alt und auch ihm geht es sehr nahe........
aber Gott sei Dank können wir auch mit meinem Mann darüber reden..
........ und danach sieht die Welt gleich ein bischen besser aus.........
bitte schau auch auf dich nimm dir etwas Zeit für dich ..................

Daniela
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  #8  
Alt 26.06.2008, 01:32
Babs1957 Babs1957 ist offline
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Standard AW: Meine Mom hat Darmkrebs

Alle Lieben hier im Forum,
heute melde ich mich nach langer langer Zeit wieder einmal bei euch. Ich habe keinen von euch vergessen NEIN wirklich nicht. Habe auch in den vergangenen Monaten immer wieder einmal kurz herein geschaut, um nachzulesen wie es den einzelnen geht. Hatte allerdings auch nicht den Kopf frei, um immer mal wieder kurz Laut zu geben. Heute nun bin ich seit 1 1/2 Stunden hier und jetzt MUSS ich euch einfach schreiben:
Es ist so viel passiert in den vergangenen Monaten. Das Schlimmste geschah dann vor 4 Wochen: Meine mom ist nach einer Woche Hospizaufenthalt von uns gegangen. Wir haben sie auf ihrem letzen Weg im Friedwald im Odenwald begleitet. Und nun ist ein so riesen großes Vakuum entstanden, dass ich es kaum beschreiben kann. Ich funktioniere nach wie vor und es kommen dann kurze Momente, in denen ich glaube, dass die Welt doch jetzt sofort stehen bleiben muss. Und dennoch dreht sie sich weiter.
Wir hatten alle noch ein relativ schönes Weihnachtsfest (und doch immer im Hinterkopf: Es ist das letzte), meine mom wurde allerdings ab Januar dann immer immer weniger. Zum Ende hin hat sie nur noch Hippgläschen und Yoghurt gegessen. Bis zum Schluss habe ich ihr versucht das Essen so schmackhaft wie möglich zu machen. Ich konnte und will es noch immer nicht aktzeptieren, dass sie so früh aufhörte zu kämpfen. Ich kann es noch immer nicht verstehen.
Sie verweigerte dann ab Pfingsten jegliche Nahrung und wollte nur noch ins Hospiz. Da konnte ich sie dann am darauffolgenden Mittwoch hinbringen und dort starb sie 1 Woche später in meinem Beisein. Obwohl ich ihr die Ruhe so sehr gönne, sie keine Schmerzen mehr hat (und die kamen noch bis am Abend vorher immer wieder, wurden aber im Hospiz wundervoll gelindert) verzweifele ich daran, dass sie nun nicht mehr hier ist. Obwohl das so auch nicht stimmt, sie ist in manchen Augenblicken so stark präsent, dass ich sie sogar höre wie sie meinen Namen ruft.
Seit 8 Wochen bin ich in Therapie, da ich fast an meiner Machtlosigkeit gegenüber dieser Krankheit zerbrochen wäre. Es hat mir bis jetzt ganz gut geholfen und nun beginne ich mit der Trauerarbeit.
Liebe Daniela, habe viel heute Abend von dir gelesen. Auch wir haben Urlaub gebucht, wir fahren am 28. an den Gardasee. Das ist übermorgen und es ist für mich im Augenblick so unrealistisch, ich kann es mir nicht vorstellen. Und dennoch weiß ich im Kopf, dass wir dringend - mein Mann und unser 12jähriger Sohn - raus müssen. Wir haben alle so sehr gelitten und hoffen jetzt, dass wir auch ein wenig Abstand gewinnen von der schlimmen Zeit, die hinter uns liegt. Meine mom hat nun ihren Frieden und wir, die wir zurück bleiben, müssen lernen ohne sie zu leben.
Ich grüße euch alle ganz lieb und werde auch ab heute in die Hinterbliebenengruppe wechseln. Ihr, die ihr noch hier seid, drücke ich beide Daumen ganz fest, gebt die Hoffnung NIE auf, denn diese stirbt wirklich zu aller letzt.
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Barbara

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Meine Mom *07.05.1941 - + 21.05.2008

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  #9  
Alt 26.06.2008, 08:50
Annika0211 Annika0211 ist offline
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Standard AW: Meine Mom hat Darmkrebs

Zitat:
Zitat von Babs1957 Beitrag anzeigen
...Meine mom ist nach einer Woche Hospizaufenthalt von uns gegangen. Wir haben sie auf ihrem letzen Weg im Friedwald im Odenwald begleitet.
Liebe Babs.
Es tut mir sehr leid, dass du deine Mama verloren hast.
Ich habe eben deine Geschichte gelesen... du und deine Mama habt einen langen, unfairen Kampf ausgefochten, der nun vorbei ist und deiner Mama den ersehnten Frieden ohne Schmerzen gebracht hat.

Zitat:
Zitat von Babs1957 Beitrag anzeigen
...Und nun ist ein so riesen großes Vakuum entstanden, dass ich es kaum beschreiben kann. Ich funktioniere nach wie vor und es kommen dann kurze Momente, in denen ich glaube, dass die Welt doch jetzt sofort stehen bleiben muss. Und dennoch dreht sie sich weiter.
So lange, wie die Zeit eures Kampfes gegen diese verdammte Krankheit war, so lange braucht es bestimmt auch, um damit klarzukommen, dass es jetzt vorbei ist. Alles ist wie taub, man ist lustlos, leblos, wie eine Marionette.
Ich denk, das ist normal, denn ich lese es oft und mir ging es ebenso.

Zitat:
Zitat von Babs1957 Beitrag anzeigen
...Sie verweigerte dann ab Pfingsten jegliche Nahrung und wollte nur noch ins Hospiz. Da konnte ich sie dann am darauffolgenden Mittwoch hinbringen und dort starb sie 1 Woche später in meinem Beisein. Obwohl ich ihr die Ruhe so sehr gönne, sie keine Schmerzen mehr hat (und die kamen noch bis am Abend vorher immer wieder, wurden aber im Hospiz wundervoll gelindert) verzweifele ich daran, dass sie nun nicht mehr hier ist. Obwohl das so auch nicht stimmt, sie ist in manchen Augenblicken so stark präsent, dass ich sie sogar höre wie sie meinen Namen ruft.
Wunderbar, dass sie sich für ein Hospiz entschieden hat.
Ich bin der Ansicht, dass es die menschenwürdigste Möglichkeit ist, einen so kranken Patienten auf seinem letzten Weg optimal zu betreuen und als Angehöriger zu 100% einfach nur "anwesend" zu sein, bei dem lieben Menschen zu sein, einfach nur die Hand halten zu können.
Ich glaube dir, dass du ihr die Ruhe gönnst - und sie trotzdem bei dir haben willst. Aber nicht unter den tatsächlich gewesenen Umständen.
Wir wollen unsere Lieben so zurück, wie wir sie positiv in Erinnerung haben - im gesunden, fröhlichen Zustand.

Zitat:
Zitat von Babs1957 Beitrag anzeigen
...Auch wir haben Urlaub gebucht, wir fahren am 28. an den Gardasee. Das ist übermorgen und es ist für mich im Augenblick so unrealistisch, ich kann es mir nicht vorstellen. Und dennoch weiß ich im Kopf, dass wir dringend - mein Mann und unser 12jähriger Sohn - raus müssen. Wir haben alle so sehr gelitten und hoffen jetzt, dass wir auch ein wenig Abstand gewinnen von der schlimmen Zeit, die hinter uns liegt. Meine mom hat nun ihren Frieden und wir, die wir zurück bleiben, müssen lernen ohne sie zu leben...
Ich freue mich für dich und deine Familie, dass ihr in den wohlverdienten Urlaub fahrt! Alle Last des letzten Jahres liegt noch auf deinen Schultern und du hast es verdammt nochmal verdient, endlich zur Ruhe zu kommen, auszuspannen und mal was anderes zu sehen! Es wird dir bestimmt gut tun.
Nimm deine Mama in Gedanken mit (tust du eh!) und fühl dich wohl dabei, wenn du daran denkst, wie toll sie es finden würde, wenn es dir gut geht nach allem, was du für sie getan hast. Genieße die Sonne, lass dich auch von Innen wieder wärmen, lass dich von ihr anlachen und vielleicht gelingt es dir, dich dort fallen zu lassen.

Ich wünsch es dir.
Verbring eine schöne Zeit und denk jetzt an dich und deine Familie. An den Rest deiner Verwandtschaft musst du nicht denken - die haben auch nicht an dich gedacht, als du mittendrin warst.
__________________
Alles Liebe.
**********************
Papa, für immer in meinem Herzen - 31.12.2007
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