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  #1  
Alt 23.08.2010, 10:54
Nanulein Nanulein ist offline
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Standard Durogesic Pflaster, Verwirrung - Brauche Hilfe & Rat

Hallo liebe Leute,

ich bin neu hier und es handelt sich nicht um mich sondern um meinen Vater.
Ich weiss nicht, ob ich hier im richtigem Bereich poste, wenn es falsch ist so bitte ich einen MOderator zu verschieben.

Ich erzähle erstmal von Anfang an damit auch klar ist was los ist und was ich möchte.

Bei meinem Vater wurde letztes Jahr im Juli Lungenkrebs diagnostiziert, inoperabel mit 3 metastasierten Lymphknoten. Er kam dann direkt in die Strahlenklink und hat kombiniert Chemo und Bestrahlung bekommen, der Tumor wurde kleiner, die Lymphknoten sind kalt. Allerdings wuchs der Tumor währen der Chemo wieder. Das war natürlich erstmal ein großer Schock für uns. Was ich dazu noch sagen muss, mein Vater hat Zöliakie und hat seit März nicht mehr gegessen durch die Chemo wegen der starken Schmerzen, die Ärzte haben leider auch ein wenig versagt und ihm nicht geglaubt bzw. nicht erkannt, dass er nicht mehr ist und ihn z. B. mit einem 5er Durogesic-Pflaster abgespeist.

Anfang Juni konnte ich meinen Vater denn endlich dazu bewegen in ein Krankenhaus zu gehen bevor er mir verhungert. Er war denn 3 Wochen im Krankenhaus, hatte 2 leichte Lungenentzündungen und Wasser in der Lunge, sie haben ihn sozusagen wieder ein wenig aufgepeppelt aber auch gleichzeitig alle Chemos etc. abgebrochen, er sei zu schwach, dass heisst, er ist jetzt palliativ. Er kam denn auch wieder nach Hause ende Juni und es ging langsam wieder bergauf. Er hat ein wenig gegessen, sich ein wenig bewegt etc. Bis die große Hitze kam, ab da ging es denn wieder bergab, er hat sich mehrmals am Tag erbrochen, nur Galle - hat wieder über einen MOnat nichts gegessen, sich nicht bewegt, viel geschlafen. Nun bekommt er MCP und Vomex i. A. und Pantoprazol gegen den Reflux über den NacL Tropf und es geht wieder langsam ein wenig bergauf, zumindest körperlich.

Nun zum eigtl. Problem: Vor ein paar Tagen wurde sein Durogesic Pflaster von 75 auf 100 erhöht, ungefähr 3 Tage danach, also Freitag letzter Woche fing's denn mit folgenden Sympthomen an: Seine Arme zucken unkontrolliert, er war die ganze Nacht schlaflos und meinte er stirbt jetzt, und er ist verwirrt, sehr verwirrt, er fragt mich ständig Sachen wo denn unser Wellensittich wäre, wir haben aber schon 15 Jahre keinen mehr. Wer denn die Leute wären die bei uns ein und aus gehen, er sieht Leute hat Wahnvorstellungen, wir müssten uns um dies und jenes kümmern, er reist umher, er ist in Kneipen oder weiss ich nicht wo, und wenn ich nicht gleich verstehe was los ist wird er ein wenig agressiv. Fragt mich ob ich dumm wäre oder nix mit kriege. Er hatte gestern einen klaren Moment und verbot mir dem Arzt etwas zu sagen weil er nicht in einen Dämmerzustand gelegt werden will wo er nichts mehr mitkriegt, er meint es kommt vom Pflaster und es würde sich schon legen innerhalb einer Woche. Tatsache habe ich mich ein wenig erkundigt und genau diese Sympthome sind die Nebenwirkungen, aber heute ist es besonders schlimm mit ihm, er ist seitdem er wach ist verwirrt, was er gestern und vorgestern nicht war. Und, wenn ich ganz ehrlich bin, weder meine Mutter noch ich kommen ganz klar damit. So nun meine Frage an euch, hat jmd. Erfahrungen mit Verwirrtheit von Morphin 20mg/ml / Durogesic smat 100 - und weiss wielange das circa anhält nach der Neudosierung? Wie soll ich mich verhalten? was kann ich tun?

Ich bin total durch den wind und weiss nicht was ich machen soll, er ist nicht kräftig auf den beinen aber ich hab angst das er versuch mir wegzulaufen oder was auch immer, wir schliessen abends die tür zwar ab aber man weiss ja nicht was passiert, dazu kommt das meine Mutter und ich schwerhörig sind, was dieses nicht einfacher macht wenn man schläft. Momentan kann ich auch sehr schlecht schlafen, wenn ich dann etwas höre schrecke ich sofort auf und schaue nach, ich bin einfach nur müde, aber ich mag mich nicht schlafen legen, nichtmal für eine Stunde, weil ich denke es kann sonstwas passieren. *seufz* Mache ich mich selber zu verrückt? Ich wäre für jeden Rat sehr dankbar.

Ich weiss es ist jetzt ein wenig lang geworden und doch hoffe ich, dass ihr alles lest. Ich bedanke mich im voraus für alle hilfreichen Antworten. Ich bin mir sicher, dass ich die hälfte vergessen hab, aber im Moment fühle ich mich einfach nur panisch. Er sitzt ein wenig apatisch in seinem Zimmer im Moment und schaut Zeichentrick und erzählt zwischendurch wirres Zeug über Gott und die Welt und ich weiss einfach nicht wie ich mich verhalten soll.

Gruß Nanulein

Geändert von Nanulein (23.08.2010 um 10:57 Uhr)
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  #2  
Alt 23.08.2010, 12:18
silverlady silverlady ist offline
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Standard AW: Durogesic Pflaster, Verwirrung - Brauche Hilfe & Rat

hallo Nanu

was du schilderst können durchaus die Nebenwirkungen des Pflasters sein. Dann müsste es sich in einigen Tagen legen aber es kann auch sein das andere Ursachen dafür verantwortlich sind.

Daher ist es wichtig, den Arzt darrüber zu informieren.

alles Gute für euch
silverlady
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  #3  
Alt 23.08.2010, 12:34
Nanulein Nanulein ist offline
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Standard AW: Durogesic Pflaster, Verwirrung - Brauche Hilfe & Rat

Hallo silverlady,

vielen Dank für deine Antwort. Was für mich nur wichtig ist, ist zu wissen ob diese starken "Halluzinationen" wirklich von den Schmerzmitteln alleine kommen können. Er sieht ja leute, und reist umher, sogar in seinem eigenem Zimmer und wenn man nicht weiss was er will oder ihm nicht recht gibt wird er agressiv.

Und das mit dem Arzt reden ist auch so ein kleines Problem, er hat mich drum gebeten und es mir gleichzeitig verboten mit dem Hausarzt zu reden, weil er keine Antidepressiva, oder was es dort gibt kriegen möchte, er will nich "weggedämmert" werden.

Der Hausarzt kommt morgen zum Hausbesuch, bis dahin, hab ich mir selbst gesagt, möchte ich erstmal abwarten, ob es besser wird - weggeht. Was für mich äusserst problematisch ist, dass es bei ihm so vermischt ist, das Klarsein und das Verwirrtsein - er fängt wieder an zu essen und "bestellt" sich bei mir auch was und sagt auch deutlich was er will und im nächsten Moment ist er wieder wonaders, das macht mich echt fertig.

Interessant zu wissen für mich wäre noch, ob jmd. die selben Erfahrungen gemacht hat, dass so stark "halluziniert" wurde durch BTM - und wielange dies in der Regel anhielt od. wie dem entgegengewirkt wurde. Danke

Gruß Nanu
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  #4  
Alt 23.08.2010, 12:36
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HeikesFreundin HeikesFreundin ist offline
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Standard AW: Durogesic Pflaster, Verwirrung - Brauche Hilfe & Rat

Hallo!

Dass diese Nebenwirkungen bei Durogesic auftreten können hast Du ja schon selbst geschrieben.

Was mir an Angaben noch fehlen würde ist:
- weißt Du den BMI Deines Vaters (oder Größe und Gewicht?)
- und vor allem: wieviel Flüssigkeit nimmt er in 24 Stunden ca zu sich?

Ich persönlich halte von den Pflastern nicht so besonders viel, weil man damit leicht über oder unterdosieren kann - denn:
jede Haut ist anders beschaffen (der eine hat fettige, der andere trockene Haut usw ...) und man weiß niemals wirklich:
Wieviel des Wirkstoffes nimmt der Körper GENAU auf und wie verstoffwechselt er das?

So kann es leicht zu einer unerwünscht erhöhten Kumulation kommen (Anreicherung des Wirkstoffs im Körper), die dann auch wieder die Nebenwirkungen verstärken kann.
Da kann man z.B mit Tropfen mitunter besser dosieren.

(Diese Kumulation hat man auch häufig zB bei Digitalispräparaten gegen Bluthochdruck, wenn man die Einnahmepausen nicht macht. Das kann dann zu allem möglichen führen - von Verwirrtheit bis hin zu handfesten Halluzinationen).

Oft aber ist die Verwirrtheit etc nicht unbedingt im Schmerzpflaster begründet, sondern sie legt sich, wenn der Flüssigkeitshaushalt stimmt.

An Deiner Stelle würde ich beobachten: wieviel trinkt der Papa eigentlich?
Und wenn Du feststellst, dass er so gut trinkt, dass die Verwirrtheit etc nicht durch Flüssigkeitsmangel kommt, dann sprich mit dem behandelnden Arzt, dass er die Dosis nochmal feiner abstuft. Auf jeden Fall solltest Du den Arzt aber über Deine Beobachtungen informieren.

Wichtig wäre auch noch, darauf zu achten, wie der Stuhlgang vom Papa ist - denn die Behandlung mit Morphinen und Opiaten bringt meistens auch "Verstopfung" mit sich, weil zwangsläufig leider auch die Darmtätigkeit "beruhigt" wird. Also bitte ein Auge drauf haben.

Öhm: den Papa einschließen ist ansich verboten (Freiheitsberaubung), wobei mir klar ist, dass ihr euch momentan nicht anders zu helfen wißt. Ist es nicht vielleicht möglich, dass jemand mit bei ihm im Zimmer übernachtet?

Habt ihr ein Pflegebett zuhause?

So, dass erstmal in Kürze - ich hoffe, ich konnte Dir etwas behilflich sein.

Sehr herzliche Grüße,
Angie
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Geändert von HeikesFreundin (23.08.2010 um 12:38 Uhr)
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  #5  
Alt 23.08.2010, 12:54
Nanulein Nanulein ist offline
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Standard AW: Durogesic Pflaster, Verwirrung - Brauche Hilfe & Rat

Hallo Angie,

auch dir erstmal rechtherzlichen Dank für die Antwort.

Erstmal um ein Missverständnis aufzuklären, ich schliesse meinen Papa nicht ein, aber wir schliessen die haustür ab, man weiss ja nicht was in beißt in der nacht nicht das er denn abhaut im sinne von wegkriechen oder wie auch immer.

Ja, wir haben ein Pflegebett und einen TOilettenstuhl, aber das Gitter vom Pflegebett möchte ich nicht unbedingt hochmachen, da komme ich mir erstrecht vor als wenn ich meinen Vater einsperre und er wacht in der Regel einmal nachts auf zum pullern.

Also wie ich erwähnt hat mein Vater Zöliakie. (http://de.wikipedia.org/wiki/Z%C3%B6liakie) Dadurch hat er schon lange starke Probleme mit dem Stuhlgang, und da er ja auch nichts gegessen hat wirklich seit März (ok ausser im krankenhaus ein wenig und jetzt fängt er langsam auch wieder an) hatte er nicht groß Stuhlgang, seit er zuhause ist - 2 Monate - hatte er 2-Mal Stuhlgang.
Da er eben auch große Probleme damit hat benutzt er einen Klistier, weil er durch das drücken starke schmerzen bekommt, so sehr das er fast ohnmächtig wird. Aber mit dem Klistier hatten wir auch so unsere Probleme, sein Stuhlgang meldest sich meistens mit Fieber und starken Schmerzen an, also haben wir den Mikroklist ausprobiert, aber der hat es nur schlimmer gemacht durch diese medikamente und sein entzündlicher darm, ich habe jetzt erstmal ein "seifenwasser"klistier besorgt, aber er hatte bisher noch keinen stuhlgang weiter - also abwarten. Der BMI von meinem Vater, nunja, er ist nur noch Haut und Knochen momentan, er hat früher rund 115 Kilo gewogen, durch die Glutenfreie Diät hatte er run 25 Kilo abgenommen, vor dem Krebs -von Anfang des Jahres bis jetzt waren es nochmal circa 35 Kilo er wiegt jetzt ungefähr 59 Kilo auf 173cm, dass wäre ein BMI von 20.

Zum trinken, er wird Parental ernährt, 7x die Woche, was 1000ml Flüssigkeit wäre, allerdings ohne bestimmte Vitamine, weil er dann Schmerzen hat während der Infusion - ausserdem trinkt er durchschnittlich viel - je nachdem wieviel er schläft etc, Tees, wasser, cola, limonade.

Was das Pflaster betrifft; Er hat leider mehrere Bandscheibenvorfälle, eine kaputte Schulter und eben diese Magen-Darm Beschwerden durch die Zöliakie, Diabetes und Koronare Herzkrankheit - er sagt selber das Pflaster nimmt ihm diesen Schmerz den das Morphin nicht unterdrücken kann wenn es nachlässt, er will schmerzfrei sein, was ich voll und ganz verstehen kann.

Sorry wenn das hier alles ein wenig durcheinander und vllt auch verwirrt ist, aber leider bin ich auch ganz durch den Wind, ich hoffe es ist einigermaßen verständlich.

LG Nanu
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  #6  
Alt 23.08.2010, 22:43
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HeikesFreundin HeikesFreundin ist offline
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Standard AW: Durogesic Pflaster, Verwirrung - Brauche Hilfe & Rat

Ja, es ist alles SO erklärt, dass ich alles verstanden habe - also mache Dir darum nicht auch noch Sorgen, Du hast schließlich genug davon .

Eure Situation ist tatsächlich schwierig.
Hatte gerade im Kopf, man könnte mit dem Arzt nochmals sprechen, ob Dein Vater vielleicht ansonsten evtl 1-3 Tropfen Haloperidol oder zur Nacht ne Tavor o.ä. dazubekommen könnte, aber das finde ich auch wieder sehr schwierig, weil dadurch die Sturzgefährdung dann wieder erhöht ist.
Und die Sturzgefährdung würde sich auch durch das Hochstellen des Bettgitters erhöhen - wahrscheinlich würde er in verwirrtem Zustand versuchen da rüber zu klettern, wenn er nachts pullern muss.

Habt ihr vielleicht einen Schmerztherapeuten in der Stadt oder einen Palliativ-Arzt, den Du ansprechen kannst? Die haben oft noch andere Ideen. Ich weiß ja eben nur das, was ich aus der Pflege kenne ...

Hm.

Dennoch liebe Grüße, Angie
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  #7  
Alt 23.08.2010, 23:27
Nanulein Nanulein ist offline
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Standard AW: Durogesic Pflaster, Verwirrung - Brauche Hilfe & Rat

Hallo Angie,

Wir haben Schmerztherapeuten und Palliativ-Ärzte, allerdings 40 km weiter, dort wo auch sein Krankenhaus bzw. das Hospiz ist. Ich hab heute schon den Tipp bekommen einen Schmerztherapeuten hinzuzuziehen und werde mich damit mal auseinander setzen.

Er hatte 5x Tavor Tabletten vom Krankenhaus noch, die hatte er aber alle schon genommen, momentan nimmt er die Zop 7,5 MG, habe allerdings gelesen, dass man die sofort absetzen soll wenn man Halluziniert oder verwirrt ist, aber ich glaube auch das er nicht wirklich durchschlafen kann momentan, wenn er die nicht nimmt. Ist halt so ein blödes hin und her, was macht man nun und was macht man nicht etc. pp.

Das Gitter werde ich auf jeden Fall nicht hochmachen, da würde er nur böse werden und das muss ja nicht sein. Ich warte erstmal den Hausbesuch vom Hausarzt morgen ab und denn sehen wir erstmal weiter, dennoch vielen Dank für deine Antwort.

In diesem Sinne, Gute Nacht.
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  #8  
Alt 24.08.2010, 05:10
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Jutta Jutta ist offline
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Standard AW: Durogesic Pflaster, Verwirrung - Brauche Hilfe & Rat

Hallo Nanu,


alle Morphinpflaster haben Nebenwirkungen, aber dass jemand von 100mü schon Halluzinationen bekommt ist mir neu (sorry, da muß ich widersprechen). Nicht nur meine persönliche Erfahrung, ich selbst bin seit Jahren Schmerzpatienten und bekomme diese Pflaster in hoher Dosis und bin sehr wohl kopfmäßig "da". Sondern auch meine jahrelange onkologische Betreuung/Begleitung meiner Familie und betroffenen Patienten, sowie vielen Usern hier, deuten hier auf einen anderen Ursprung hin.

Tavor hingegen, je nach Dosis, kann sehr wohl Halluzinationen, bzw. kompletten Verlust des Hierseins hervorrufen. Patienten wissen nach Absetzen über die Zeit rein nichts mehr, wie ein totaler Filmriß.

Dieses Sehen und Reden von/mit anderen Personen, das Sein in einer "anderen" Welt könnte sehr wohl eine Phase sein, welche sehr sehr viele Menschen in ihrer Endphase durchleben. Sie sehen schon Verstorbene, beginnen eine Unterhaltung mit ihnen usw. Das ist nichts ungewöhnliches noch sollte man sich davor fürchten.
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Jutta
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  #9  
Alt 24.08.2010, 09:17
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annika33 annika33 ist offline
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Standard AW: Durogesic Pflaster, Verwirrung - Brauche Hilfe & Rat

Hallo an alle,
hallo Nanu,

ich überlege immer zig Mal hin und her, ob ich etwas schreiben soll oder nicht. Es ist ja so, dass man zwangsläufig immer wieder auf die eigene, gemachte Erfahrung zurückgreift. Da Du aber speziell danach fragst, möchte ich etwas zu dem Thema beitragen, was nicht so sein muss, mich aber dann doch von Deiner Beschreibung her ein wenig erinnert.

Meine Mutter litt unter Lungenkrebs. Im weiteren Verlauf der Erkrankung litt sie irgendwann mal unter Hirnmetastasen, die mittels Bestrahlung gänzlich fort waren. Einige Monate später, sie erhielt Morphium und vertrug dies so mittelmäßig, traten ähnliche Symptome auf, wie bei Deinem Papa. Im Nachhinein wissen wir, dass die Hirnhäute, also die Meningen und somit das zentrale Nervensystem (Spinalkanal) befallen war. Sie halluzinierte, war zeitlich und räumlich nicht orientiert, sprach von nahestehenden Verwandten, die zu Besuch gewesen seien, die in Wirklichkeit aber längst verstorben waren.
Die Motorik, speziell bei der Koordination der Extremitäten war gestört bis hin zu nicht mehr einsetzbar, sie hatte Schluckstörungen, Krämpfe in den Händen und Beinen, die Stimme war verändert und eine Nackensteifheit setzte ein. Mir fiel irgendwann auf, dass sie nicht mehr in der Lage war zu lesen, geschweigedenn zu schreiben. Es gab auch Probleme bei der Entleerung von Darm und Blase. Vielleicht wäre es gut, wenn ihr den Hausarzt einfach mal mit der genauen, derzeit vorliegenden Symptomatik konfrontiert. Hat er denn noch eine normale Ausscheidung an Urin? Kann er Wasser lassen?

Ich weiß wie schwer es ist, so etwas zu lesen, und genau darum zögere ich auch immer zu schreiben, oder in das Muster zu verfallen, unserern Krankheitsverlauf 1:1 auf andere Menschen zu übertragen. Es muss ja längst nicht so sein, was ich für Euch hoffe . Aber sollte er eigenständig auch Entleerungsstörungen der Blase haben, dann wäre es notwendig, dass man einen Katheder legt.

Alles erdenklich Gute

Annika
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  #10  
Alt 24.08.2010, 13:15
Nanulein Nanulein ist offline
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Standard AW: Durogesic Pflaster, Verwirrung - Brauche Hilfe & Rat

Hallo,

und danke für die Antworten ersteinmal.

Er hat heute sein drittes Pflaster bekommen, und solangsam glaube ich auch nicht mehr an die Nebenwirkung davon, allerdings bekommt er wie gesagt auch noch Morphin 20mg/ml dazu und Abends nimmt er jetzt Zop 7,5mg. Tavor hatte er nur im Krankenhaus und 5 für zu Hause bekommen und es ist schon ein Weilchen her, dass er diese genommen hat, zu der Zeit wo er dieses starke Brechen hatten.

Heute ist es ein wenig vermischt, teilweise, er ist da und wieder auch nicht, orientierungslos aber man kann teilweise auch gut mit ihm reden. Das Problem ist einfach, der Hausarzt kommt heute um 15:30 und er will es ihr nicht sagen. Und ich traue mich nicht wirklich in seinem Beisein mit ihr darüber zu sprechen.

Wir haben auch heute erst eine Antwort von der Krankenkasse bekommen, welche Pflegestufe wir bekommen (II), hat zwei Monate gedauert, bis dort überhaupt jemand mal zum Hausbesuch kam, dass nur nebenbei.

Zum eigtl. Thema, er hat sein erstes Pflaster am 17.08. bekommen, letzten Dienstag. Freitag gings dann los, dass er nachts nicht schlafen konnte und das seine Arme, manchmal auch die Beine, unkontrolliert zucken, egal was er macht, ob er nun dort liegt, oder schläft oder versucht zu essen. Und dann eben die Sachen die er sieht: Leute die rein und rausrennen, Mäuse, Vögel - solch Sachen halt. Er spricht überhaupt nichtmal mit Verwandten - einfach von irgendwem, zum Beispiel Zollbeamte im Keller die festgenommen werden sollen weil XY. Körperlich geht es eigtl bergauf auf mit ihm aber dafür geht der Verstand langsam runter. Es bedrückt mich sehr, weil er eigtl. immer der sogenannte Fels in der Familie war.

@annika
Haben die von dir beschriebenen Sympthome denn auch nach gelassen bzw. konnte sie die Sachen die sie nicht mehr machen konnte wieder tun? Keine Halluzinationen mehr etc?

Ja er tut noch normal Wasserlassen, er fing Samstag erst wieder an zu essen also noch kein Stuhlgang, aber wir werden sehen.

Und ja vllt. sollte man sich nicht davor fürchten, aber ich tue es, ich fühle mich so hilflos und leide für mich selbst, aber ich versuche stark zu sein.

LG Nanu

Geändert von Nanulein (24.08.2010 um 14:14 Uhr)
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  #11  
Alt 24.08.2010, 17:17
paula2007 paula2007 ist offline
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Standard AW: Durogesic Pflaster, Verwirrung - Brauche Hilfe & Rat

hallo nanu,

mein papa hat genau die gleichen dinge gesehen wie deiner. er hatte keine hirtnmetas und uns wurde es auch als nebenwirkung des morphiums erklärt. allerdings weiss ich nicht mehr in welcher höhe das morphium (per pumpe) da dosiert war, auf jeden fall aber schon relativ hoch. er bekam dann tavor dazu und es hat sich gegeben. ich wünsche euch weiterhin viel kraft und schicke mal ein päckchen kraft rüber!

lg, nicole
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  #12  
Alt 24.08.2010, 20:15
Nanulein Nanulein ist offline
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Standard AW: Durogesic Pflaster, Verwirrung - Brauche Hilfe & Rat

Hallo paula,

danke auch für deine Antwort, dass gibt mir doch ein wenig Mut.

Nunja, nach dem Hausbesuch unseres Hausarztes beruhigte mein Vater sich wieder ein wenig und schlief 30min. Aber nicht um Ruhe zu haben oder entspannt zu sein, ganz im gegenteil, da gings leider erst richtig los.

Ich muss dazu sagen, mein Vater ist sehr schwach, eigtl. nur noch Haut und Knochen, er hat seit April rund 30 Kilo verloren und durch das viele Erbrechen und durch die Hitze wurde er natürlich noch schwächer, obwohl er gerade vom Aufpäppeln kam.

So nun stand er ständig vor meiner Tür, mein Zimmer ist direkt neben dran, fast am stürzen oder umkippen. Entweder suchte er "Maschinen" mit denen er heute gekocht und gebacken hat. Er wollte die Pfannkuchen aufessen, die er gebacken hatte. Ich ihn also zurück gebracht und ihm gesagt er hätte sie schon gegessen, wir würden morgen neue machen. Ok nach 3-malen hat er sich dann beruhigt. Danach stürmter er wieder 2-mal aus der Türe und rief er wolle nach Hause, er wolle nicht hier sein. Aber hier ist doch sein zu Hause.

Er kann sich nicht mehr vollends orientieren, er denkt wir sind in der Wohnung von Fremden Leuten. Wie sagte er? Ist das nicht die Wohnung von diesen Polen? Hier wohnen aber keine Polen.

Also rief ich unsere Pflegeschwester an und die hat sich denn nochmal mit unserem Hautarzt kurzgeschlossen, welche kurz vor 19:00 Uhr nochmal vorbei kam. Sie hat meinen Vater denn ins Krankenhaus, wo er aufgepäppelt wurde, eingewiesen. Natürlich nicht mit Ach und Krach sondern mit netten Überreden, bis er überzeugt war. Ausserdem sagte sie, dass sie ihn sowieso eingewiesen hätte die nächsten Tage, nicht nur wegen seiner Verwirrung, sondern weil er ganz Arg schlimme Blutarmut hätte, sagte sie. Daher könnte auch die Verwirrung kommen. Nun ja was soll ich sagen, ich bin auf einer Seite froh, dass er ins Krankenhaus ist, weil ich weiss, dass sie sich dort viel besser kümmern können, als ich hier, auf der anderen Seite fühle ich mich schlecht als wenn ich ihn abgeschoben hätte, aber ich möchte ja auch nur das Beste für ihn. Von daher hoffe ich, dass sie ihn ganz schnell wieder hinkriegen mit der Bluttransfusion und was auch immer sie noch machen.

Soviel erstmal von mir, einen schönen Abend wünsche ich allen.

LG Nanu

Geändert von Nanulein (24.08.2010 um 20:25 Uhr)
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  #13  
Alt 24.08.2010, 21:02
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Hallo Nanulein,

Zitat:
@annika
Haben die von dir beschriebenen Sympthome denn auch nach gelassen bzw. konnte sie die Sachen die sie nicht mehr machen konnte wieder tun? Keine Halluzinationen mehr etc?
Nein, also wenn Du wissen möchtest, ob ihr Zustand sich noch einmal verbessert hat, nein. Die Halluzinationen waren nicht jeden Tag gleich schlimm. Es gab Tage (meine Mutter lag 14 Tage im KH, also die letzten 14 Tage), da meinte man, es zeichnet sich wieder eine leichte Besserung ab, weil sie auch klare Momente hatte. Doch am Tage darauf, erwartete einen wieder ein völlig anderes, eher die Hoffnung zu nichte machendes Bild. War eine recht eindeutige Tendenz. Aber es hängt eben vom Allgemeinzustand ab, ob man noch eine Chemo geben kann oder nicht. Das ist wieder eine individuelle Einzelfallentscheidung. Bei meiner Mutter war die Erkrankung zu diesem Zeitpunkt bereits zu weit fortgeschritten, und die Chemotherapie hätte keine Lebensqualität als solche mehr schaffen können. Ihr Allgemeinzustand ließ auch keine Chemo mehr zu.

Die Halluzinationen waren schlimm und wirkten auf uns natürlich befremdlich. Sie sah auch Tiere und dergleichen. Mama dachte fortwährend sie sei zu Hause und läge oben auf dem Sofa. Darum rief sie auch kontinuierlich nach ihrem Mann, so berichteten die Krankenschwestern.

Hier ist die Symtomatik auch nochmal erläutert: http://aerzteblatt.lnsdata.de/pdf/103/39/a2559.pdf

Jedenfalls drücke ich die Daumen, dass die Verwirrtheit auf die Blutarmut zurückzuführen ist, und Dein Papa nach bestem Vermögen aufgepäppelt werden kann.

Alles Gute

Annika
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  #14  
Alt 24.08.2010, 21:02
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HeikesFreundin HeikesFreundin ist offline
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Standard AW: Durogesic Pflaster, Verwirrung - Brauche Hilfe & Rat

.... entgegen der Erfahrungen von Jutti habe ich sehr wohl schon derartige Nebenwirkungen bei Patienten erlebt - auch bei "nur" 75 er Durogesic.

Aber es ist wohl so, dass jeder so seine Erfahrungen hat.

Vielleicht ist es bei Deinem Vater ja auch eine Mischung aus allem?

Am Besten ist es die Hausärztin kontaktet den Palliativmediziner und trifft mit ihm eine Absprache.
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  #15  
Alt 25.08.2010, 16:48
Reinhard Reinhard ist offline
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Standard AW: Durogesic Pflaster, Verwirrung - Brauche Hilfe & Rat

Hallo ihr Lieben,

ich hatte von den Schmerzpflastern (Fentanyl) auch sehr unschöne Nebenwirkungen.

Das war gleich zu Beginn. Ich hatte 25er. Erst eines, keine Wirkung, dann zwei und nach ein paar Tagen drei gleichzeitig.

Ich bekam fürchterliche Angstzustände, Depression, Panik und das Gefühl zu ersticken.
Es war mir dabei stets klar, daß das nicht wirklich so war, sondern nur eine Folge der Medikamente (Fentanyl, Mistel und Omeprazol, 25er).
Aber die Panik war so stark, das ich mich hätte umbringen können, nur um das nicht weiter ertragen zu müssen. Die Schmerzen erschienen mir im Vergleich dazu völig harmlos.

Das scheint wohl sehr selten zu sein. Ein Patient, dessen Tochter hier schrieb, erlebte aber das gleiche.

lg Reinhard
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