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Alt 12.05.2011, 07:43
Benutzerbild von Mirilena
Mirilena Mirilena ist offline
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Registriert seit: 11.05.2011
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Standard AW: Mein Papa hat Lungenkrebs im fortgeschrittenem Stadium

Lieben Dank an euch alle für eure Offenheit und für eure guten Wünsche. Es tut schon sehr, sehr gut, wenn man ein offenes Ohr findet oder in unserem Fall ein aufmerksames Auge ;-)

Ich habe zwar meine Mama und meine Freunde zum Reden, aber manchmal denke ich, dass viele Menschen das alles kaum ertragen können. Wer setzt sich schon gern mit unheilbaren Krankheiten und der möglichen Konsequenz, dem Tod, auseinander? Eine Freundin hat mir bereits den Rücken gekehrt, weil sie offensichtlich nicht mehr mit mir und meinem Kummer umgehen kann. Na ja, dafür öffnen sich andere Türen

Ich bin froh, dass ihr mir geantwortet habt, denn dann fühle ich mich nicht so allein mit diesem Schmerz. Es tut einfach verdammt gut zu wissen, dass auch andere Menschen ähnlich oder gleich empfinden. Ich habe das Gefühl, an meiner Hilflosigkeit ersticken zu müssen. Ja, ich bin für meinen Paps da, halte seine Hand und höre ihm zu, aber es macht mich fast wahnsinnig, dass ich nicht mehr für ihn tun kann. Ostern ist er zusammengebrochen und hat schrecklich geweint. Er hat Angst, nicht seinetwegen sondern wegen Mama und dass er gehen muss und sie zurücklassen wird. Die beiden sind nun 50 Jahre zusammen und sicherlich waren die Jahre nicht immer nur schön, aber die beiden haben sich immer gut verstanden und sind ein so eingespieltes Team, dass meine Mutter sich kein Leben ohne ihren Mann vorstellen kann. Sie trifft es ungleich härter als mich. Meine Tochter Helena kann sich mit ihren 13 Jahren gut ablenken (Schule, Freunde etc.) und obwohl ich ganztags arbeite und viel Stress habe, bin ich in Gedanken immer beim Krebs. Ich lese wie eine Irrsinnige alles über Lungenkrebs, was ich finden kann, doch das beunruhigt mich noch mehr. Ein Bekannter von mir ist vor 2 Jahren an dieser Krankheit verstorben im Alter von 40 Jahren. Es ging alles sehr schnell, innerhalb von 6 Monaten war er weg aber diese Monate waren grauenhaft und er ist geradezu verfallen und hat seine junge Frau und ein Tochter hinterlassen. Das war schon schlimm! Und nun rückt es immer näher! Dann war es meine Lieblingscousine mit der Diagnose Brustkrebs, doch sie hat es geschafft. Aber bei ihr wurde der Tumor in der Brust durch das Mammamobil in der regulären Vorsorgeuntersuchung sehr rechtzeitig erkannt, so dass sie mit OP, Chemo und Bestrahlung den Kampf gewonnen hat und heute wieder ein relativ "normales" Leben führen kann. Aber ich weiß, dass mein Paps nie wieder gesund wird. Meine Mama sagte gestern, wir sollten keinen Gedanken mehr an das verschwenden, was da auf uns alle zukommen mag, sondern in der Gegenwart leben und jede Stunde genießen, die Papa schmerzfrei verbringen kann. Aber ich habe solche Wut in mir! Warum ausgerechnet er, warum gerade jetzt, und warum eure Liebsten oder warum ihr selbst? Wenn es einen Gott gäbe, müsste er dann nicht uns allen irgendwie helfen? Es ist doch nur sinnlos! Welchen Sinn macht es denn, dass all die Menschen leiden müssen und mit ihnen ihre Familien und freunde? Jeden Abend rede ich mit Gott und bitte ihn darum, dass er meinem Papa hilft, aber offensichtlich hat Gott seine Ohren verschlossen. Welche Lektion sollen wir lernen und brauchen wir diese Lektion? Natürlich muss auch ich eines Tages sterben, aber warum so?
Danke für eure Tipps! Ich bin bereits auf der Suche nach einer Selbsthilfegruppe, die nächste ist von der Krebsgesellschaft Schleswig-Holstein in Kiel, aber da ich nun einmal einen stressigen Job habe und allein erziehend bin, ist das schon zu weit entfernt für mich. Wir wohnen in einem Dorf und da gibt es nicht so viel Hilfe... Darum bin ich dankbar für das Internet und dieses Forum. Momentan muss ich auch ganz viel schreiben, ein Krankheits-Tagebuch. Mir hilft das, meine wirren Gedanken zu ordnen, denn mein Kopf läuft bereits Amok... Ich drehe mich permanent im Kreis und weiß doch, dass meine Mama Recht hat. Damit versaue ich mir die Zeit, die uns noch bleibt. MEine 13jährige Tochter ist da schlauer, sie versteht es, meinen Vater abzulenken von all dem Elend. Ich dagegen muss ständig über Tumore, Metastasen und diese ganzen widerlichen Kotzbrocken reden, lese jeden Fetzen Fachliteratur, der mir in die Hände kommt und mache ich völlig verrückt. Ich bin unterschwellig aggressiv und belle jeden an, der meinen Vater nicht so gut behandelt, wie ich meine, dass es angemessen wäre (siehe Krankenschwestern). Dann befürchte ich, dass er nicht die bestmögliche Behandlung in Neumünster im FEK erhält, weil dort keine Spezialisten sind, aber er will nicht nach Großhansdorf und erst recht nicht nach Oldenburg ins das Lungenkrebszentrum. Ich muss das akzeptieren, denn er ist krank, aber nicht behindert ;-) Aber es fällt mir schwer, weil es für mich wahrscheinlich die einzige Möglichkeit ist, aktiv etwas für ihn tun zu können.
Ich danke euch für's "Zuhören" und freue mich, wenn wir in Kontakt bleiben alle miteinander!!! Vielleicht können wir uns gegenseitig ja Kraft geben im Kampf gegen die Krankheit. Ich wünsche euch allen, dass es doch ein gutes Ende nehmen wird ( Wunder geschehen tatsächlich bisweilen) und die Hoffnung stirbt niemals, wie mir mein Ex-Freund sagte...
In diesem Sinne freue ich mich, demnächst hier wieder von euch zu lesen!
Liebe Grüße
Miriam
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