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  #61  
Alt 26.07.2015, 15:34
Chari Chari ist offline
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Standard AW: Wie geht es nur weiter?

Hallo Stefanie

Es tut mir leid dass ihr auch noch neben der Trauer um deine Mama, zusätzlich noch mit fragwürdiger Verwandtschaft euch abquälen müsst. Leider passiert das nur zu oft nach dem Tod, man lernt Menschen die man jahrelang dachte gekannt zu haben erst richtig kennen. Man kann da nur froh sein immer dass der Verstorbene solches Verhalten nicht mehr sehen muss/kann.
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  #62  
Alt 27.07.2015, 10:14
Stefanie24 Stefanie24 ist offline
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Beiträge: 26
Standard AW: Wie geht es nur weiter?

Hallo Chari,

Vielen Dank für Deine Worte.
Es ist für mich ganz schlimm, was hier passiert mit den Verwandten und ich bin ehrlich erschüttert, über deren Verhalten.
Unser Verhältnis war in der Vergangenheit gut, deswegen erschüttert mich dies jetzt umso mehr.
Und es ist eine zusätzliche Last, die ich nun auch noch mit umher trage. Gedanken machen, warum wieso weßhalb....
Fühle mich wie in einem Alptraum gefangen.


Hallo AnnieHall,

Sie hat nichts hinterlassen. Wir haben mehrfach alles abgesucht. Sie hat auch nie in der letzten Vergangenheit irgendwas in dieser Hinsicht geäußert.
Das einzige, was sie mal gesagt hat, war, dass wenn es Sterbehilfe geben würde, würde sie diese sofort in Anspruch nehmen.

Auf die eine Frage nach dem "Warum" habe ich Antworten - sie konnte nicht mehr, sie wollte nicht mehr. Und trotzdem frage ich mich, warum hat sie aufgegeben...Sie hat Selbstmord immer verurteilt und hatte kein Verständnis dafür.
Ich frage mich, was letzendlich der Auschlag für ihre Entscheidung war. Warum hat sie nicht mehr daran geglaubt, dass es doch wieder aufwärts gehen könnte....

Ich mache mir Vorwürfe, dass ich nichts bemerkt habe, dass ich an dem Sonnabend nicht früher angerufen habe, dass ich ihr nicht mehr Mut zugesprochen habe. Vielleicht war auch das Zuziehen des Pflegedienstes für sie so unerträglich, was ich ja "bestimmt" hatte.

Diese ganzen Fragen werde nie beantwortet werden und lasten auf mir wie Tonnen.

Mein Vati hat niemandem aus dem Bekanntenkreis von ihrem Selbstmord erzählt. Jeder geht davon aus, dass sie friedlich eingeshclafen ist und sagen zu ihm Sachen wie: endlich hat sie es geschafft, endlich ist sie erlöst.

Er hat, kurz nachdem es passiert ist mit mir geredet, dass er die Bilder wohl nie aus dem Kopf bekommt. Er hat sie gefunden, aus dem Gürtel befreit und versucht zu reanimieren, bevor der Notarzt kam.

Er hat auch gesagt, dass er sich Vorwürfe macht, dass er ihr den Bademantel gegeben hat, hat die letzten Tage Revue passieren lassen, versucht einen Ansatz zu finden, ob es geplant war.....

Jetzt redet er gar nicht mehr über den Umstand, sondern möchte alles schnell abhaken - sagt er.
Er ist völlig verzweifelt, er leidet unendlich unter dem Verlust, ist so hilflos und verwirrt - es bricht mir das Herz, ihn so zu sehen.
Das hätte ich nie gedacht, dass ihn das so mitnimmt, nach allem was wir für Streiterein hatten und das er , als sie noch lebte, stur seinen Weg weiter gegangen ist.

Er hat, einige Tage nachdem es passiert war, zu mir gesagt, es ist gut dass ich da bin, ich bin flexibler. Er ist alt und verbohrt und hat schwierigkeiten sich auf Neues einzustellen....- vielleicht eine Art Entschuldigung.

Es ist so entsetzlich, die Situation. Auch mit der Verwandschaft. Einige Freunde reagieren auch extrem merkwürdig...und das belastet zusätzlich so sehr.


Ich vermisse sie so sehr und kann einfach nicht begreifen, was sie getan hat. Und dass sie einfach nicht mehr da ist.
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  #63  
Alt 27.07.2015, 20:23
berliner-engelchen berliner-engelchen ist offline
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Standard AW: Wie geht es nur weiter?

Liebe Stefanie,

zum Tod Deiner Mama möchte ich Dir mein Beileid aussprechen.
Sie war eine mutige Frau, die nach einem Ausweg gesucht hat, der sie und ihre Liebsten aus einer für sie nicht erträglichen Situation befreit hat.

Das ist etwas, was tiefe Achtung vor diesem Schritt verlangt, wie ich persönlich finde. du brauchst Dir keinerlei Vorwürfe machen. Die Situation war aussichtslos und eine Besserung war dermaßen unwahrscheinlich, dass man einfach davon ausgehen musste, qualvoll an einer schrecklichen Krankheit zu sterben.
Dann kam dazu, dass deine Mama sicher wußte, spürte (mamas wissen so etwas immer), wie schwer die Situation für dich war. Dann kannte deine Mama ihren Mann gut genug um zu wissen, wie unfähig er reagierte, mit der Krankheit leben zu können und ihren schweren Weg mit ihr zu gehen. Das ist auch kein Vorwurf nur eine realistische Einschätzung, wie die Situation ganz konkret aussah.
Sie hat das gemacht, was -deine Mama als eine gute Lösung sah. In Dtl. gibt es halt nicht die Möglichkeit zur Sterbehilfe. Doch warum und wozu sich quälen, wenn das nur Leid und nicht lebenswerte Zeit bedeutet? und dann noch die Liebsten entsetzlich belastet?
Ich selbst bin jung (45), habe kleine Kinder und palliativ erkrankt. auch ich werde sterben, viel zu früh. Und ganz ehrlich: ich sehe keinen Sinn darin, unnötig lange zu leiden und mich quälen zu müssen. Wozu? Um vielleicht 3 Wochen länger zu leben? Nur bettlägerig, ohne Freude empfinden zu können, von mir selbst und meiner Bedürftigkeit angewidert? Unfähig an dem teilzunehmen, was mir wichtig ist: mein Leben??
Ganz ehrlich: da sage ich "NEIN DANKE" !!!! Und kann deine Mutter dafür sehr achten, diese Entscheidung getroffen zu haben und dann einfach war gemacht zu haben. ich wünsche Dir sehr, dass Du nach dem Schock und der tiefen Trauer, die du jetzt durchmachst, den Mut in diesem Tod zu sehen.

Sei hat sich selbst nicht umgebracht, sie hat an sich selbst Sterbehilfe vollzogen!!!!! Einfach, weil unser Staat das nicht anbietet. Und der Weg in die Schweiz mühsam ist und sehr sehr teuer. Wäre sie Schweizerin gewesen, wäre alles ganz anders verlaufen. Sie hat sie sich nur selbst geholfen.

Ich verstehe nicht, warum sich schwerstkranke Menschen (in diesem Fall: ein durchgebrochener Tumor, wie schrecklich ist das denn ???) zu quälen müssen, damit danach alle einen bedeutungsvollen KOmmentar "endlich hat sie es geschafft, endlich ist sie erlöst" dahin hauchen können.
Als wäre es eine besondere Leistung, unendliches Leid bis zum Tod aushalten zu müssen. Die Wahrheit ist doch, dass uns viel zu oft keine Wahl gelassen wird.

Ob es geplant war oder nicht? fragst Du dich? Ich finde, das macht keinen Unterschied. Es wäre doch verheerend gewesen, es vorab zu wissen, oder? Für deine Ma, für dich selbst. Am Ende hätte irgendjemand sie versucht abzuhalten und sie damit in weiteres Leiden gezwungen.

Das, was Dir selbst richtig gut helfen wird, ist jetzt, den Entschluss und die Selbsttötung deiner Mama zu respektieren. Als das was es ist: ein frei bestimmtes Leben und Sterben. Um so ihre Würde zu wahren bis zum Ende. Ich finde, sie hat es verdient, dafür besonders geachtet und bewundert zu werden. Denn leicht fällt einem dieser Schritt ganz bestimmt nicht.

ungeliebte, sich unmöglich verhaltende Verwandtschaft: Kontakt meiden, auf das Nötigste reduzieren. Lass nur die Menschen an dich heran, die dir gut tun.
Achte auf maximalen Selbstschutz.
Umgib dich nur mit Menschen, die Dir helfen, Deine Trauer auszuleben und dich trösten und tragen. Jeden, der die Entscheidung deiner Mama angreift, schiebe ihn weit weg. Zu viele Menschen gibt es, die nicht nachdenken und nur unreflektierte Dinge vor sich her plappern.

Trage Deine wundervolle MAMA im Herzen, ehre und achte sie, die so würdevoll gestorben ist.
klar, es ist ein Schock für die Liebsten, für dich als Tochter. ABER es war für Deine Mama am besten so. Ich konnte selbst von keinem meiner Eltern Abschied nehmen und ich weiß, WIE entsetzlich das ist und wie schwer das die Trauerarbeit macht. Vielleicht magst Du dir wirklich Unterstützung einer Psychologin suchen. Das kann sehr gut helfen.

ich hoffe so sehr, dass ich Dir als selbst-Betroffene eine andere Sichtweise auf den Selbst-Tod deiner Mama anbieten konnte, der dir vielleicht ein kleines bischen weiterhelfen kann.

Alles alles Gute für die nächste Zeit
Birgit
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  #64  
Alt 27.07.2015, 21:08
Safra Safra ist offline
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Standard AW: Wie geht es nur weiter?

Liebe Stefanie,
es tut mir leid, das alles zu lesen, was Du so durchgemacht hast. Du bist in meinen Augen eine sehr starke Frau. Dass sich die Verwandtschaft in den Mittelpunkt stellt, obwohl sie ja nur mittelbar betroffen ist, erlebt man leider immer wieder.
Zu Deiner Bemerkung über Deinen Vater:
Zitat:
Jetzt redet er gar nicht mehr über den Umstand, sondern möchte alles schnell abhaken - sagt er.
Er ist völlig verzweifelt, er leidet unendlich unter dem Verlust, ist so hilflos und verwirrt - es bricht mir das Herz, ihn so zu sehen.
Das hätte ich nie gedacht, dass ihn das so mitnimmt, nach allem was wir für Streiterein hatten und das er , als sie noch lebte, stur seinen Weg weiter gegangen ist.

Er hat, einige Tage nachdem es passiert war, zu mir gesagt, es ist gut dass ich da bin, ich bin flexibler. Er ist alt und verbohrt und hat schwierigkeiten sich auf Neues einzustellen....- vielleicht eine Art Entschuldigung.
Ich weiß nicht so recht, wie das zu deuten ist. Hat es bei ihm nun wirklich mal geklingelt, oder ist es einfach seine Angst, nun alleine klarkommen zu müssen, ohne seine Frau, die ihm jeden Wunsch von den Augen abliest und vergöttert? Ich hoffe mal, dass es der erste Punkt ist. Wenn er auf Dich zu kommt, finde ich das schön, aber lass Dich nicht gleich einwickeln. Ich meine nur, dass Du jetzt nicht anfangen solltest, für ihn den Haushalt zu organisieren. Hinweise und Tipps ja, aber MACHEN muss er nun selber.
Vielleicht ist es noch zu zeitig, sich darüber Gedanken zu machen, Ihr müsst den Verlust verkraften. Dann entschuldige. Aber der Gedanke, nachdem ich am Stück alles gelesen habe, drängte sich jetzt einfach auf.

Alles Gute! Safra
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  #65  
Alt 28.07.2015, 07:46
Jaya Jaya ist offline
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Standard AW: Wie geht es nur weiter?

Hallo Stefanie,

wir kennen uns zwar nicht aber auch ich habe deine Beiträge gelesen und möchte dir mein herzliches Beileid aussprechen.

Ich bin auch nur Betroffene und ich muss sagen, dass mich der Beitrag vom Berliner Engelchen sehr berührt hat und ich muss sagen, sie hat das echt auf den Punkt gebracht.

Ich wünsche dir und deinem Vater für die nächste Zeit und mach dir bitte keine Vorwürfe - du kannst nichts dafür - es war einfach der Wunsch deiner Mutter.

Liebe Grüßen
Jaya
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  #66  
Alt 28.07.2015, 08:47
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BerliNette BerliNette ist offline
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Standard AW: Wie geht es nur weiter?

Liebe Stefanie,

auch ich möchte dir mein aufrichtiges Beileid aussprechen. Es tut mir leid, dass du dir jetzt solche Vorwürfe machst. Ich finde, Berliner Engelchen hat es mal wieder auf den Punkt gebracht - Danke dafür! Deine Mama ist eine sehr mutige Frau und ihr solltet nicht mit ihrer Entscheidung hadern.

Alles Gute für euch
__________________
Verweile nicht in der Vergangenheit, träume nicht von der Zukunft. Konzentriere dich auf den gegenwärtigen Moment!
Buddha

__________
mein Schatz:
Lungenkrebs ED: 06/2014 - ALK-Mutation (zurzeit Behandlung mit Xalkori)
Speiseröhrenkrebs ED: 07/2015 - 16 x Bestrahlung, vollständige Ernährung mit PEG
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  #67  
Alt 28.07.2015, 09:33
Tiina Tiina ist offline
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Standard AW: Wie geht es nur weiter?

Liebe Stephanie,
es tut mir so leid, was Du alles durchgemacht hast!

Ich kann mir gut vorstellen, dass der Schritt Deiner Mutter ein Schock für Dich war und Du Dir Vorwürfe machst... Aber ich finde auch, dass Deine Mutter einen mutigen Schritt gewagt hat, um ihr Leiden zu beenden. Das ist doch letztendlich das gleiche wie Sterbehilfe - nur schwerer für alle Betroffenen.

Ich habe meine Mutter bis zum Schluss begleitet und sie ist in einem Hospiz gestorben. Als klar wurde, dass es keine Heilung mehr gibt, war es ihr sehr wichtig, einen Ausweg zu haben für den Fall, dass sie es nicht mehr erträgt. Sie hat sich von einem befreundeten Arzt entsprechende Medikamente besorgt und hatte sie immer griffbereit - auch im Hospiz. Wir haben darüber gesprochen und ich habe ihr versprochen, auch an ihrer Seite zu sein, wenn sie sich für diesen Schritt entscheidet... Für mich war ich froh, dass es dazu nicht gekommen ist, weil ich sehr viel Angst vor dieser Situation hatte - aber ich habe oft gedacht, dass es für meine liebe Mami der bessere Weg gewesen wäre...

Du bist mit Sicherheit nicht schuld - Du hast alles getan und Deine Mutter unter extrem schwierigen Bedingungen ganz liebevoll betreut! Ihr habt Euch jeden Tag noch gut unterhalten.
Das ist alles unendlich schwer für Dich - zu der furchtbaren Krankheit und dem Tod Deiner Mutter kommen noch die schwierigen Umstände auch schon in der Krankheitszeit, die furchtbare Situation, als ihr sie gefunden habt, die Situation mit Deinem Vater, schreckliche Verwandte...

Hast Du Unterstützung? Ich denke, Du brauchst dringend Hilfe, um das alles irgendwie zu verarbeiten - vielleicht auch professionelle Hilfe...

Alles Liebe,
Anja
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  #68  
Alt 30.07.2015, 08:57
Stefanie24 Stefanie24 ist offline
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Beiträge: 26
Standard AW: Wie geht es nur weiter?

Ihr lieben,
Ich danke Euch von Herzen für eure schönen und mutgebenden Worte!


liebes Berliner - Engelchen, Dir danke ich für die realistischen Worte - allerdings ist es mir momentan fast nicht möglich, rational oder realisitsch zu denken. Aber das wird kommen - sagt die Psychologing.
Ich habe viele deiner Beiträge gelesen und Du vermittelst sovielen Menschen Kraft, Mut und findest immer die richtigen Worte - Deine Tipps sind durchdacht und wirklich gut. Und das alles, obwohl Du selber so kämpfst , und trotzdem immer für andere da bist. Ich finde es sehr traurig und schlimm, dass du mit dem Wort / Diagnose " palliativ" leben und kämpfen musst, und das mit 2 kleinen Kindern.
Ich ziehe so meinen Hut vor Dir und bewundere Dich für Deine Kraft, die Du auch anderen schenkst und weitergibst. Ich danke Dir von Herzen für Deine Worte!


.......

Ich war vorgestern bei einer Psychologin, die mich jetzt auch weiter behandeln wird.

Mein Kopf ist voller Gedanken, Erinnerungen und Überlegungen, und ich versuche das, was geschehen ist, irgendwie für mich zu ordnen - einzuordnen, oder zu sortieren.
Zu tief sitzt noch der Schock und Schmerz , über das was passiert ist.

Es ist für mich fast unerträglich, das jeden Tag auszuhalten. Ich wünsche mir so, dass mein Kopf mal leer ist, mir das Herz nicht fast zerbricht und ich mich mal erholen kann von diesem Gefühl - dass ich langsam anfange zu hassen.
Ich muss aufpassen, dass ich nicht in dem Gedanken"Loch" verschwinde - und das ist wirklich anstrengend.

Ich danke Euch von Herzen über Eure mitfühlenden, tröstenden und schönen Zeilen!!!!!

Eure Stefanie

Geändert von Stefanie24 (30.07.2015 um 10:30 Uhr)
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  #69  
Alt 30.07.2015, 16:07
Benutzerbild von mohnblume79
mohnblume79 mohnblume79 ist offline
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Standard AW: Wie geht es nur weiter?

Liebe Stefanie,

es hat mich sehr berührt, den Leidensweg von Deiner Mama und Dir hier zu lesen. Ich kann Berliner Engelchen nur zustimmen: Deine Mama hat einen würdevollen Schritt gewählt, auch wenn der sehr sehr schwer für Euch als Hinterbliebene zu tragen ist und ich mag mir nicht ausmalen, wie Ihr Euch fühlen müßt.
Aber sie ist so lange bei Euch geblieben, wie sie irgendwie nur konnte und aus allem, was Du sonst vorher geschrieben hast, ging hervor, wie liebevoll und eng Ihr diesen harten Weg miteinander gegangen seid. Deine Mama hat nicht frei gewählt zu sterben - der Krebs hat ihr und Euch diese schwere Last der unvermeidlichen zu frühen Trennung auferlegt, sie ist nur am Ende den letzten Schritt schneller, mutiger und entschiedener gegangen.

Ich bin selbst betroffen (BK) und habe meine Mama an die gleiche Diagnose verloren und kann mich sehr gut hineinversetzen, wenn Du schreibst "Ich wünsche mir so, dass mein Kopf mal leer ist, mir das Herz nicht fast zerbricht".


So abgedroschen der Spruch "Die Zeit heilt alle Wunden ist", habe ich ihn im Hinblick auf den Verlust eines Elternteils doch nach einiger Zeit wenigstens teilweise als wahr empfunden. Ich vermisse meine Mama immer noch unglaublich (sie starb 2006) und bei meiner eigenen Diagnosestellung hat das nochmals eine riesige Lawine losgetreten.
Aber es wird wiederkommen, dass Dein Herz in der Lage ist, die Dankbarkeit und Liebe über Deine Mama mehr zu spüren, als die unsägliche Trauer. Meine Mutti starb im Januar und im September des selben Jahres war ich in Finnland in Urlaub und weiß heute noch genau, wie ich damals an einem Steg an einem stillen Waldsee saß und dachte "heute war ich gar nicht traurig" - ab da wurde der Weg leichter.

Ich kann verstehen, dass Ihr die genauen Todesumstände nicht ausbreitet - es gibt genügend rücksichtslose Leute, die einem dann auch noch über die Seele trampeln, habe das beim Tod meines Stiefbruders auch so erlebt.
Aber AnnieHall hat schon recht - vielleicht hast Du jemanden, mit dem Du das unter dem Siegel der Verschwiegenheit teilen kannst und Deine Seele ein wenig leichter machen.

Alles alles Liebe,
Mohnblume
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  #70  
Alt 30.07.2015, 16:42
Benutzerbild von Tündel
Tündel Tündel ist offline
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Standard AW: Wie geht es nur weiter?

Hallo Stefanie,
mein allerherzlichstesBeileid voraus!

Und dann möchte ich dir sagen, was ich glaube:
Jeder Mensch wählt den Zeitpunkt seines Gehens selber, manche tun das still und leise, indem sie einschlafen und nicht wieder aufwachen. Andere sind zur falschen Zeit am falschen Ort, haben einen Unfall, halten momentan die Schmerzen nicht mehr aus und wählen den vermeintlich leichteren Weg in die Ewigkeit.
Wieder andere wählen den "Knalleffekt", und benutzen irgendein Hilfsmittel, sie begehen Selbstmord!
Die Entscheidung ist immer die gleiche: Ich kann nicht mehr, ich will nicht mehr, ich halte das nicht mehr aus...

Deine Mama hat diesen letzten Weg genommen, weil sich die anderen (noch) nicht aufgetan hatten und sie keine Alternative gesehen hat.
Sie wusste, dass sie so nicht weiterleben konnte, unerträgliche Schmerzen an einer hochempfindlichen Stelle, ein Gefühl der ständigen Erniedrigung, Hilflosigkeit, Verlassensein und Pflichtbewusstsein auch dir gegenüber haben sie so entscheiden lassen!

Sie hat sich befreit von Schmerzen und Leid!
Aaaaaaaber: Sie wollte auch dich befreien!
Befreien von der Last ihrer Versorgung und Betreuung, die du nicht leisten konntest!
Befreien von dem Verlust deines Lebens und deiner Zukunft durch die Übernahme der Verantwortung für sie und deinen "etwas lebensuntüchtigen" Papa!

Sie war extrem mutig, dass sie das gemacht hat!
Sie hat vielleicht auf den Tod gewartet und als er nicht schnell genug kam, hat sie selbst die Initiative ergriffen!

Verurteile sie nicht, sondern bewundere sie!!!

Und vergiss die bucklerte Verwandtschaft, Neid, Missgunst und Verständnislosigkeit gibts nirgendwo mehr als in der liiiiiiieben Verwandschaft!

Alles Liebe
__________________
Tündel

Das Leben ist halt lebensgefährlich!!!
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