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  #1  
Alt 07.12.2015, 18:31
Anna_84 Anna_84 ist offline
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Unglücklich Vater - im Hospiz gestorben / Zeit im Krankenhaus

Liebes Krebs-Forum,

leider ist mein Vater am Montag den 30.11.2015 im Hospiz verstorben.
Innerhalb von 6 Tagen.

Darüber möchte ich euch erzählen:

Mein Vater hat vor etwa einem Jahr die Diagnose des kleinzelliges
Bronchialkarzinom mit Hirnmetastasen bekommen. Stadium IV.
Uns, der Familie, war nicht klar was das bedeutet.
Wir haben alle Hoffnung in die formulierte Hoffnung der Ärzte hineingelegt,
die meinten, dass der Krebs mit der Chemo beherrschbar wäre.

Es folgten stationäre Chemos und Bestrahlungen, die den Tumor
in der Lunge verkleinert aber nicht entfernt hätten. Auch die
Hirnmetastasen wären nicht mehr sichtbar gewesen.
Dann das CT - Tumor wäre wieder gewachsen. Erneute Chemo,
diesmal ambulant.

Die Nebenwirkungen der Chemo (ich denke der 1.) zeigten sich in
ihrer vollen Blüte: Haarausfall, Knochenschmerzen, akutes Nierenversagen,
Kribbeln in den Fingern, Schmerzen im Körper, Appetitlosigkeit.
Mehrere Krankenhausaufenthalte waren dafür nötig.
Diese hatten meinen Vater sehr geschwächt.

Nach einiger Zeit war es meinem Vater plötzlich nicht mehr möglich
sein linkes Bein zu "kontrollieren", auch sein linker Arm und seine Hand
waren nicht mehr kontrollierbar. Dann seine Blase und Darm.
Wieder ins Tumorzentrum.
Dort fand man nicht heraus woher die "Lähmung" bzw. Unkontrolle
der linken Körperhälfte und des Ausfalls der Blasen-/Darm-Tätigkeit herkam.
Und es wurde erneut eine Chemotherapie angeboten,
die allerdings stärker sein würde als die bisherigen und sein Herz angreifen könnten. Es sei die letzte Möglichkeit der Behandlung.

Mein Vater, meine Mutter und ich besprachen es - und wir entschieden uns dagegen. Mein Vater war hiermit "austherapiert". Er wollte nicht
an der möglichen Folge des Herzversagens sterben durch die erneute
Chemo.

Jetzt hieß es nur noch: Wo soll die kommende palliative Behandlung stattfinden? Mein Vater hat sich gegen ein Verbleib in der Wohnung und für eine Aufnahme im Hospiz entschieden.
Dort ist er nahtlos vom Krankenhaus aus aufgenommen worden,
mit einer Woche Wartezeit.

Dort hat er sich wohlgefühlt. Die ersten zwei Tage war er stabil,
am dritten Tag bekam er Luftnot. Er wurde auf Morphium umgestellt.
Seine Luftnot erhöhte sich, er bekam Angst - für beides wurde er
palliativ medizinisch eingestellt. Am 6. Tag starb er im Beisein von mir,
meiner Schwester und meiner Mutter.

----------------------------------------------------------------------

Was ich zum Krankenhausaufenthalt im Vergleich zum Aufenthalt im Hospiz sagen möchte:

Als mein Vater krebskrank aber noch stabil und nicht bettlägerig war
wurde mein Vater im Tumorzentrum gut versorgt.

Als er jedoch im gleichen Tumorzentrum, jedoch mit Bettlägerigkeit
dort lag, war die Versorgung "unter aller Sau".
Es wurde seitens der Schwester unterstellt, dass er sich absichtlich nicht bewegen würde.
Es wurden ihm Tabletten gebracht, die noch in der Verpackung waren,
die er nicht einhändig ausdrücken konnte (mehrfach und trotz Hinweis darauf)
Es wurde beim Essen nicht darauf geachtet, dass er sein Essen nicht
an einem Stück essen kann, da einhändig das Essen nicht selbst klein schneiden konnte.
Er wurde einmal 2 Stunden in seiner benutzten Windel liegen gelassen.
Einmal hat man "die Krankenhausklingel" bei ihm abgestellt und ist nicht
wiedergekommen.
Es gibt dort nur einen "Knopf" den man drücken kann, und die Schwester
kommt dann nach 10-20 Minuten - in der Zeit hätte mein Vater Luftnot
haben können und niemand hätte es mitbekommen.
Mein Vater wollte an die frische Luft - niemand hat ihn dafür in den Rollstuhl
gesetzt - obwohl er es sich gewünscht hat.
Körperpflege (Rasieren, Fingernägel schneiden etc.) wurde dort nicht
verrichtet.

Über all diese Aspekte wurden die Schwestern informiert.
Es folgte keine Besserung. Mein Vater hat sich dort wie ein Balast empfunden.
Er hat sich irgendwann nicht mehr getraut zu klingeln.
Ein Glück! war meine Mutter jeden Tag dort - um sich für ihn einzusetzen
als Sprachrohr für meinen Vater!
Wie muss es nur sein, in einem solchen Zustand keinen Angehörigen an seiner Seite zu haben - und in der Hilflosigkeit und Abhhängigkeit - so behandelt zu werden!

Ich finde das ein Unding! Und denke auch darüber nach einen Brief
an das Tumorzentrum zu versenden.

Dagegen im Hospiz:
Da war soviel Fürsorge für meinen Vater seitens der Pfleger.
Es hat mich berührt, wieviel Mühe sie sich für ihn gemacht haben
um ihn palliativ zu behandeln.
So konnte er würdevoll dort sterben.

-----------------------------------------------------------------------

Gerne würde ich mich mit euch darüber austauschen.
Habt ihr ähnliche Erfahrungen im Krankenhaus/Hospiz gemacht?

Freue mich über Rückmeldungen

Anna
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  #2  
Alt 07.12.2015, 21:18
Sandro86 Sandro86 ist offline
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Standard AW: Vater - im Hospiz gestorben / Zeit im Krankenhaus

Hallo Anna,
Mein herzliches Beileid...
Meine Mum ist auch vor noch nicht langer Zeit für immer eingeschlafen (17.11).
Auch sie hatte ein kleinzelliges Bronchialkarzinom, allerdings auch noch ein Adeno (Mischkarzinom).
Die Erstdiagnose war Ende Mai 2014. Damals noch im Stadium 3b. Sind auch für eine Zweitmeinung ins Tumorzentrum gefahren. Leider konnte man nicht mehr operieren. Somit fing die Therapie an. Bei ihr aber ambulant.
Zu erst Chemo (Cisplatin/Etoposit) und Thoraxbestrahlung, anschließend prophylaktische Hirnbestrahlung. Der Tumor ist zunächst kleiner geworden. Dieses schöne Gefühl hielt allerdings nicht lange an. Als erstes tauchten Metastasen in beiden Nebennieren auf. Also erneute Chemo (Docetaxel). Dann fingen die Nebenwirkungen an. Genau wie bei deinem Dad. Die linke Seite machte Probleme. Erst kribbeln, dann Taubheit und am Ende gar keine Kraft mehr. Sie wollte den Rollstuhl erst noch meiden und schleichte mit dem Rollator rum. Nach unzähligen CT´s wurde immer nur gesagt, dass keine Metastasen vorhanden sind.
Da sie immer mehr Schmerzen bekam, haben wir sie dann auf die Palliativstation gebracht. Sie wurde medikamentös eingestellt und alles schien "ok" zu sein. Sie war ein paar Wochen zu Hause und die Schmerzen fingen wieder an. Also wieder auf die Palliativstation. Diesmal wurde ein MRT statt CT gemacht (Kopf und Wirbelsäule).
Dort kam das Horrorergebnis:
-multiple Hirnmetastasen
-multiple Metastasen im Rückenmark
-multiple Knochenmetastasen. Der Schock war groß, aber selbst mit dieser Diagnose nahm sie weiter den Kampf auf. Nochmal Ganzkopfbestrahlung und "Chemo" (diesmal aber in Tablettenform-Tarceva). Sie wurde wieder eingestellt mit Morphinen usw.
Wieder ging es ein paar Wochen lang "gut". Irgendwann hat aber die Kraft nachgelassen, Schmerzen kamen wieder hinzu und ihr Bauch wurde ganz dick. Und wieder auf die Palliativstation:
Diesmal kamen dann mehrere Wirbelbrüche, sowie Metastasen an Nieren, Bauch sowie an der Leberpforte hinzu.
Die Äzte fragten uns, ob wir es uns zutrauen meine Mutter nach Hause zu holen, oder ob sie ins Hospiz verlegt werden soll. Da ich noch Student bin, mein Vater Wechselschicht hat und meine Schwester nur 20 Std/Woche arbeiten geht, konnten wir unserer Mutter/Frau den Wunsch erfüllen zu Hause zu sterben.
Sie ist am 17.11 um 20:55 in unseren Armen ganz friedlch gegangen. Wir sind soooo froh, dass wir alle dabei waren.
Ich empfinde es immer noch als unreal. Manchmal kommen aber die ganzen Gedanken wieder hoch. So wie heute.
Es war ein langer Kampf von fast 18 Monaten.

Ich fand es auf der Palliativstation eigentlich ganz ok. Nur 2 Situationen, wo mir fast der Kragen geplatzt ist:
1. Meine Mutter musste Nachts auf Toilette. Da kam die dumme Nachtschwester (Sorry für die Ausdrucksweise) und setzt meine Mum auf diese Metallpfanne und lässt sie eine halbe Stunde dort sitzen. Sie hatte schreckliche Schmerzen, wegen den Knochenmetas und wo sie gedrückt hatte, kam nur ein "Ich komme in 10 Minuten"
2. Wie bei deinem Dad gab es auch verpackte Medikamente, die eine Mutter nicht aufbekommen hat, wegen ihrer linken Hand.

Natürlich haben wir uns direkt beschwert und es ist nie wieder vorgekommen.
Ich glaube im Hospiz ist es einfach besser, als im Krankenhaus, weil die Mitarbeiter sich mehr Zeit nehmen können und es viele ehrenamtliche Mitarbeiter gibt. Die gehen schon anders mit einem um, als 16 jährige Lehrschwestern oder diese typischen älteren Schwestern, die meinen, dass sie sonstwer sind. Ich war zwar noch nie in einem Hospiz, habe aber bisher ausschließlich positive Erfahrungen gehört/ gelesen.
So wie es sich anhört, habt ihr auch alles für dein Vater getan. Das ist das Wichtigste!


Ich hoffe ich habe jetzt nicht zu viel geschrieben. Auf jeden Fall tut es richtig gut, seine Gedanken nieder zu schreiben.

Wäre schön, wenn du antwortest. Bis dahin wünsche ich dir und deiner Familie ganz viel Kraft für die nächste Zeit.

LG Sandro
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Gehofft, gekämpft und doch verloren...
Mischkarzinom (Kleinzelliges BC + Adeno)
ED: 05/14
17.11.15 20:55

Mama, ich werde dich immer lieben und niemals vergessen :-*

Geändert von Sandro86 (07.12.2015 um 21:33 Uhr)
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  #3  
Alt 07.12.2015, 21:27
Benutzerbild von Yogi 12
Yogi 12 Yogi 12 ist offline
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Standard AW: Vater - im Hospiz gestorben / Zeit im Krankenhaus

Hallo Anna,

es tut mir sehr leid, dass du deinen Vater auf so qualvolle Weise verloren hast.

Der Bericht über den letzten Krankenhausaufenthalt deines Vaters hat mich traurig gemacht.
Vieles hat mich sehr an die letzte Zeit die mein Mann im Krankenhaus verbringen musste erinnert.
Auch er hatte ein Bronchialkarzinom und wurde dort palliativ behandelt, denn die Luftnot und die damit verbundenen Ängste wurden immer schlimmer.

Im Krankenhaus hat das Personal sich nur mäßig um ihn gekümmert. Er war einer von (zu)vielen Patienten, wurde ignoriert und behandelt als handele es sich bei ihm um eine Bagatellerkrankung, die nicht der Rede wert ist.
Mir wurde unter anderem gesagt ich dürfte erst ab 8 Uhr morgens zu den normalen Besuchszeiten kommen.
Ich glaube, er hat STILL und einsam in dieser letzten Lebenskrise gelitten, war zu schwach sich aufzulehnen, wollte aber dennoch nur ungern, dass ich mich einmischte.
Ich war so oft wie möglich bei ihm, musste mich aber auch um unseren Hund kümmern, für den ich niemanden hatte.
Er nahm alles als gegeben hin, denn er ahnte, dass seine Zeit nur noch sehr begrenzt war. Das kleine Zweibettzimmer - dass er mit einem depressiven älteren Herrn teilte, der viel jammerte und sich über die schlechte Behandlung auf der Station beklagte - war in seiner Situation eine Zumutung.

Es belastet mich bis heute, dass ich in seiner Todesstunde nicht bei ihm war.
Ich hatte mich um ein Zimmer auf einer Palliativstation bemüht und nur Stunden nach seinem Tod wäre er in ein anderes Krankenhaus dorthin verlegt worden.
Außerdem hatte ich längst ein Sauerstoffgerät beantragt, dass zu uns nach Hause geschickt wurde. Ich wollte so gerne Tag und Nacht bei ihm sein, dachte wir hätten noch genügend Zeit uns zu verabschieden.
Nach der Diagnose hat er nur noch gut 8 Monate gelebt und starb mit 56 Jahren. Es ging also alles ziemlich schnell und heute bin ich froh, dass er seinen kranken schmerzenden Körper viel eher verlassen konnte, als es die Ärzte vorausgesagt haben.

Ich wünsche dir für die nächste Zeit viel Kraft und Stärke.


Yogi

Geändert von Yogi 12 (07.12.2015 um 21:38 Uhr)
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  #4  
Alt 07.12.2015, 22:22
Sandro86 Sandro86 ist offline
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Standard AW: Vater - im Hospiz gestorben / Zeit im Krankenhaus

Hallo Yogi,

Ich habe schon öfters gelesen/ gehört, dass sterbende sich genau aussuchen können, in welchem Beisein sie für immer einschlafen. Vielleicht wollte dein Mann es nicht, dass du dabei bist. Vielleicht dachte er, dass es besser für dich ist, wenn du nicht dabei bist.
Ich hoffe, ich trete dir nicht zu Nahe. Mach dir keine Vorwürfe, denn 24Std am Tag schafft es keiner bei den liebsten zu sein. Wichtig ist doch, dass du während dieser besch... Krankheit für ihn da warst!

LG Sandro
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17.11.15 20:55

Mama, ich werde dich immer lieben und niemals vergessen :-*
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  #5  
Alt 08.12.2015, 10:21
hermannJohann hermannJohann ist offline
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Standard AW: Vater - im Hospiz gestorben / Zeit im Krankenhaus

Hallo Anna,
Zunächst einmal mein herzliches Beileid. Ich kann mich sehr gut noch an die Zeit kurz vor und nach dem Tod meiner Frau erinnern. Das werde ich nicht vergessen. Es war eine schwere Zeit. Mit der medizinischen Versorgung haben wir unterschiedliche Erfahrungen gemacht (vgl. auch Thema "Episoden und Geschichten," in diesem Forum S. 5). Zunächst wurde meine Frau während der ersten Chemo-Therapie in einer onkologischen Ambulanz ganz gut versorgt. Es gab später dann eine kritische Situation. Es ging ihr schlecht, aber der diensthabende Arzt war wohl wegen anderer Probleme völlig überfordert und wollte nicht mit ihr reden. Gott sei Dank bemerkte der Chefarzt, dass es ihr schlecht ging und bot ihr an, sie aufzunehmen. Sie kam dann auf die Palliativ-Station. Dort war die Versorgung gut. Die Krankenschwestern hatte auch mehr Zeit für sie. Monate später wurde sie in einem anderen Krankenhaus noch einmal operiert, leider ohne Erfolg. Die späteren Erfahrungen auf der Frauenstation waren eher schlecht. Das Pflegepersonal auf Normalstationen hat einfach keine Zeit für solche Patienten, die bald sterben könnten. Die Ökonomisierung der Medizin wird sich hier aus. Mit einem Hospiz haben wir dann sehr gute Erfahrungen gemacht.
Mit besten Grüßen
Hermann

Geändert von hermannJohann (08.12.2015 um 10:32 Uhr)
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  #6  
Alt 08.12.2015, 15:26
Anna_84 Anna_84 ist offline
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Standard AW: Vater - im Hospiz gestorben / Zeit im Krankenhaus

Ihr Lieben,

danke für eure Rückmeldungen.
Erstmal für euch alle mein Beileid, dass ihr eure Angehörigen durch die Krebserkrankungen verloren habt.

Wie ich auch aus euren Beiträgen entnehmen kann: dass das Beisein von Angehörigen einfach sehr wichtig ist, um eine gute Versorgung zu gewährleisten!
Aber auch um ein gutes Sterben zu ermöglichen - und darum ward ihr alle bemüht. Ich denke, dass eure Angehörigen das auch mitbekommen haben und sehr dankbar dafür waren! Ob zuhause, auf der Palliativstation, im Krankenhaus oder im Hospiz..

Es ist wirklich sehr bedauerlich, dass es einen solchen Personalmisstand gibt, unter denen die Patienten leiden müssen.

Und Yogi, dass du nicht bei deinem Vater sein konntest, tut mir Leid. Aber wie Sandro schon sagt, kann es gut sein, dass dein Vater nur sterben konnte, indem er allein war.

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Ich kann den ganzen Sterbeprozess noch nicht begreifen. Es ist quasi mein "1. Mal" - und ich versuche das zu verstehen. Hab auch nochmal mit den Pflegekräften des Hospizs gesprochen, wie das so schnell gehen kann.
Dass plötzlich der Körper so schnell abbaut. Sie glauben, dass er sich dort wohl gefühlt hätte und sich daher schneller damit abfinden konnte zu gehen.
Heute habe ich einen Termin mit dem Hospizarzt, der mir den medizinischen Verlauf meines Vaters auch nochmal erklären wird. Der mir am besten die Frage beantworten soll, ob mein Vater gelitten hat. Denn genau dass er nicht leiden wird haben wir ihm versprochen, bevor er ins Hospiz ging.

Wie geht es euch damit? Begreift ihr den Sterbeprozess?
Bzw, wie ist es euch damit ergangen?

Das schlimmste an all der Zeit die mein Vater krank war, finde ich nicht den Zeitpunkt des Todes - sondern das vorhergegangene Leid, dass er auf sich nehmen musste. Daran denke ich häufiger als an den Zeitpunkt des Todes.
Dieses dabei zu sein und nur wenig tun zu können - nur aushalten.
Das fand ich sehr schwer.

Wie ging es euch damit?

Freue mich über Rückmeldungen
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  #7  
Alt 08.12.2015, 20:44
Lucky2181 Lucky2181 ist offline
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Standard AW: Vater - im Hospiz gestorben / Zeit im Krankenhaus

Hallo,

den ganzen Vorgang kenne ich zum Teil. Wir hatten letztes Jahr eine kleine Odysee mit Kliniken und Ärzten. Das schlimmste war mal eine Reha, wo meine Mum nicht richtig behandelt und beachtet wurde. Wir haben dann damals die Reha abgebrochen und Sie kam direkt in eine Psychatrie.

Vorher waren da mehrer Operationen und daher war meine Mum schon schwach.

Sonst muss ich sagen dass ich das so nicht kenne. Mal die Ärzte die etwas schwer erklärt haben aber dann bei nachfragen das fach chinesich wieder geändert haben.

Wir haben unsere Mum dann daheim gepflegt, und als ich Nachtwache hatte mit meinem Hund bei ihr im Zimmer ist sie dann gegangen als ich geschlafen habe vor Übermüdung. Und ja es war wie bei deinem Dad. Sie ist nochmal richtig aufgeblüht an einem Tag und dann 3 Tage später ist sie eingeschlafen. Das war heftig, aber der Krebs war dann schon soweit im Körper das es dann besser war für Sie. Es war anstrengend aber Sie durfte zu Hause gehen bei ihren 2 Kindern, ihrem Enkel, ihrer Schwiegertochter und den 2 Hunden.....

Wünsche Dir viel Kraft weiterhin. Und ich muss sagen, ich habe nach mehreren Vorkommnissen mit der Krankenkasse, habe ich denen auch einen sachlichen saftigen Brief geschrieben.! Aber gleich an den Vorstand. Und da kam auch sehr schnell eine angemessene Reaktion. Ich würde sagen schreib was, sachlich bestimmt! Sonst ändert sich da nichts.
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  #8  
Alt 08.12.2015, 22:26
Benutzerbild von Yogi 12
Yogi 12 Yogi 12 ist offline
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Standard AW: Vater - im Hospiz gestorben / Zeit im Krankenhaus

Zitat:
Zitat von Sandro86 Beitrag anzeigen
Ich habe schon öfters gelesen/ gehört, dass sterbende sich genau aussuchen können, in welchem Beisein sie für immer einschlafen. Vielleicht wollte dein Mann es nicht, dass du dabei bist. Vielleicht dachte er, dass es besser für dich ist, wenn du nicht dabei bist.

LG Sandro
Hallo Sandro, Anna und alle Anderen,

erst mal mein tiefempfundenes Mitgefühl zu dem Verlust deiner Mutter, die wie ich lesen konnte im selben Alter wie mein Mann war.

Vielen Dank auch für deine mitfühlenden Worte.

Die zitierte Überlegung habe ich auch schon in Erwägung gezogen, du hast sie nochmal in Erinnerung gerufen.
Auch wenn wir es nie genau wissen können, was Sterbende in ihren letzten Stunden, Minuten und Momenten noch vom Diesseits mitbekommen, tröstet mich diese Vorstellung gerade sehr.

Viele Menschen quälen sich mit Ängsten vor der letzten großen Reise. Vielleicht gehören wir auch dazu.
Der Tod ist glaube ich , eine Grenzerfahrung die vielleicht jeder anders erlebt. Einige sehen ihren Tod kommen, andere wollen nichts davon wissen.

Doch wenn man diese einschneidende Erfahrung gemacht hat und der Lebenskreis sich früher oder später schließt , gibt es hoffentlich keinen Grund mehr sich vor dem Tod zu fürchten.
Wir haben tausende von Jahren nicht gelebt und gehen wahrscheinlich dorthin zurück, wo wir hergekommen sind, wenn das Leben verlöscht.
Das ist meine eigene Theorie. Auch wenn es positive Gefühle in mir auslöst wenn ich mir vorstelle meinen Mann auf einer anderen friedlichen Ebene wieder zu sehen, wird es vermutlich nie wieder so sein, wie ich es mir herbeisehne. Gläubige Menschen haben sicher eine andere Einstellung zu diesem Thema und das ist gut so.

Für mich war es auch eine der schwierigsten Erfahrungen, dass ich meinem Mann in seinem Leid nicht helfen konnte.
Er sagte, es sei das wichtigste, dass ich da sei,, doch die Hilflosigkeit dabei zuzusehen wie rasant sich die Krankheit verschlechterte, brach mir das Herz.

Wie Hermann schon schrieb, habe auch ich ausführlicher in meinem Thema "Geht es euch auch so?" über meine Angst und die Ausweglosigkeit in dieser unsagbar schweren Zeit geschrieben.

In einer sehr ähnlichen Situation werden viele die hier schreiben oder still mitlesen sich noch befinden, oder sie haben den Berg schon teilweise bestiegen, der soviel Mühe macht.


Liebe Grüße

Yogi

Geändert von Yogi 12 (08.12.2015 um 22:43 Uhr)
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  #9  
Alt 11.12.2015, 12:45
hermannJohann hermannJohann ist offline
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Hallo Anna,
die Prozesse sind sicherlich ganz unterschiedlich. Bei meiner Frau gab es Zeiten, in denen sie mit dem Tod rechnete, einmal schrieb sie mir einen Abschiedsbrief. Danach hatte sie wieder Hoffnung. Drei Wochen vor ihrem Tod wurde sie noch einmal operiert. Kurz dach der OP, die keine Heilung brachte, rechnete sie mit dem Tod. Ich war noch nicht soweit und hatte noch Hoffnung, dass sie noch eine Weile ohne große Beschwerden leben könnte. Eine Woche später hatte auch ich diese Hoffnung nicht mehr. Als sie ins Hospiz kam, hatte sie Symptome, die auf Leberversagen hinwiesen. Sie war ganz ruhig und sprach über ihren Tod.
Mit herzlichen Grüßen
Hermann
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  #10  
Alt 12.12.2015, 09:58
LiebesHerz LiebesHerz ist offline
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Hallo Anna,

nun bin ich auch im Hinterbliebenen- Forum...

Meine Mutter hatte Bauchspeicheldrüsenkrebs und ist daran, nach 15 Monaten, am 3.11.15 gestorben.
Sie wurde drei Wochen vor ihrem Tod ins Krankenhaus aufgenommen weil sie innerhalb von wenigen Stunden total abgebaut hatte, apathisch war und nicht mehr aufstehen konnte (einige Stunden vorher war noch alles ok!). Es war eine schwere Entzündung unter der Chemo, die zuerst mit Antibiotika gut zu in den Griff zu kriegen war. Sie lag auf der Normalstation und wurde dort ebenfalls nicht gut betreut. Da sie alleine auf die Toilette gehen konnte, dachten die Schwestern, sie könne sich auch sonst alleine versorgen. Sie wurde nicht gewaschen etc. Die Bettwäsche welche nach Nasenbluten blutig war, wurde nicht gewechselt. Ich war nach drei Tagen das erste Mal nach Aufnahme wieder bei ihr und habe erstmal eine ausgiebige Körperpflege gemacht und alle Wäsche gewechselt. Die Schwestern waren total überfordert aber wenigstens freundlich. Sie sind so schlecht besetzt, es ist denke ich wirklich keine Faulheit. Ich würde im Falle einer Beschwerde immer direkt an die Geschäftsführung schreiben mit dem Hinweis dass diese Minderbesetzung nicht hinzunehmen ist. Sonst bekommen nämlich die Schwestern noch mehr Druck und eigentlich können sie meiner Meinung nach nur begrenzt was dafür.
Aufgrund einer Darmblutung kam meine Mama dann auf die Überwachungsstation. Dort war es sehr laut und unruhig aber die Betreuung sowohl medizinisch als auch menschlich hervorragend. Sie wurde jeden Morgen ausgiebig gewaschen und gepflegt, die Schwestern waren sehr nett. Als es darum ging wie es nun weitergeht habe ich dafür gekämpft dass sie auf die Palliativstation kommt. Sie sollte wieder zurück auf die Normalstation, aber ich wusste dass sie dort nicht mehr auf die Beine kommt. Sie kam dann auch auf die Palliativstation mit dem Vorhaben sie wieder fit für zu Hause zu bekommen. Die Station hat einen sehr guten Ruf und das zu Recht. Es war einfach wunderbar dort. Wunderschöne Zimmer, alle mit eigener Terrasse. Schöne Farben, jemand spielte Klavier... Die wunderbarsten Menschen die dort arbeiteten, voller Liebe und Empathie. Wir besprachen mit dem Arzt welche Therapien noch gemacht werden sollten, ob Wiederbelebung oder nicht. Das war schon komisch... Zu entscheiden dass keine lebenserhaltenden Maßnahmen ergriffen werden sollten. Ohne dass Mama davon wusste. Ich wusste dass sie niemals an Maschinen hängen wollte, kein Überleben um jeden Preis. Und sie sagte auch seit einigen Wochen dass sie glaube nicht mehr lange zu leben. Dass das Leben endlich sei und dass man dies akzeptieren müsse. Sie wurde nochmal ein wenig fitter, aber aufstehen, das hat sie nur noch einmal geschafft. Dennoch war es kein leiden, sie hatte keine Schmerzen, bekam jeden Tag Besuch, wir konnten uns unterhalten. Sie zog sich jedoch merklich zurück, ging nicht mehr ans Handy etc. Ich denke sie wusste genau dass es bald zu Ende gehen würde. Nur wir alle nicht. Wenn ich ging wurde sie unruhig. Wusste sie dass es vielleicht das letzte Mal sein würde dass wir uns sehen??
Sie starb für alle unerwartet. An einer erneuten Infektion die der Körper wohl nicht mehr schaffte. Die Schwester war zufällig im Zimmer, sonst wäre niemand dort gewesen. Es passte zu ihr, sie war immer sehr bescheiden, wollte nie anderen Kummer machen etc. Ich denke, es war schon eine Art Entscheidung von ihr dann zu gehen.
Ich bin dankbar dass sie nie leiden musste, hadere aber damit dass sie vielleicht all ihre Ängste alleine mit sich ausgemacht hat. Ich bedauere dass ich, wenn sie sagte dass sie glaube bald sterben zu müssen, immer abgewunken habe und sie ermutigt habe zu kämpfen, anstatt auf sie und ihre gedanken einzugehen. Ich denke, es war ein Hilferuf von ihr... Ich habe ihn nicht gehört bzw. wollte ihn nicht hören weil es so weh tat. Dass sie alleine alles mit sich ausgemacht hat... Das finde ich hart und das hätte ich gerne besser gemacht.
Aber so ist es nun. Und wer kann von sich sagen, immer alles richtig zu machen in solch einer Situation?

Ich wünsche allen hier viel Kraft den Verlust zu bewältigen, ihn annehmen zu können, Frieden zu finden.

Eure Jana
__________________
Meine Mutter:
Pankreas-Ca ED 7/2014
verstorben am 3.11.15

Immer in meinem Herzen...
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  #11  
Alt 24.12.2015, 23:50
Anna_84 Anna_84 ist offline
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Unglücklich 1. Heiligabend ohne Papa - wie geht es euch damit?

Liebe Lesende,

ich hab soeben Heiliabend hinter mich gebracht.. es ist gerade 3 Wochen her, dass mein Vater an Lungenkrebs gestorben ist.. und es macht mich so unfassbar traurig, dass er heute nicht dabei war..
und dass er es nie wieder sein wird.. das kann ich gar nicht wirklich glauben, dass er einfach nicht mehr da ist..

Mir ist psychosomatisch richtig schlecht davon, das gerade zu begreifen..
Gleich werde ich versuchen zu schlafen.. und mit dem heutigen Abend Weihnachten für dieses Jahr abzuschließen..

Aktuell nutze ich "Schlaftabletten", damit ich überhaupt schlafen kann..

Wie geht es euch mit Heiligabend/Weihnachten?
Wie erlebt ihr es?

Freue mich über Rückmeldungen..
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  #12  
Alt 25.12.2015, 13:52
hermannJohann hermannJohann ist offline
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Standard AW: Vater - im Hospiz gestorben / Zeit im Krankenhaus

Hallo Anna,
ich war gestern 2 Stunden in einer Kneipe, dann war ich allein zuhause. Meine Frau ist schon mehr als zwei Jahre tot, aber „Frohe Weihnachten“ kann es für mich nicht geben. Warum soll ich mich Weihnachten freuen? Ich finde gut, das Jesus geboren wurde und gelebt hat. Aber deswegen habe ich nicht drei frohe Tage, auch wenn man mir das wünscht. Meine Frau ist gerne auf Weihnachtsmärkte gegangen, mir macht das keinen Spaß mehr. Sie mochte es, wenn die Wohnung zu Weihnachten geschmückt ist. Ich habe den Schmuck verschenkt.
Mit besten Grüßen
Hermann
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  #13  
Alt 25.12.2015, 16:04
Anna_84 Anna_84 ist offline
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Beiträge: 18
Standard AW: Vater - im Hospiz gestorben / Zeit im Krankenhaus

Hallo hermannJohann,

danke für deine Rückmeldung.
Tut mir Leid, dass Weihnachten für dich auch nicht mehr mit "Freude" verbunden ist. Das ganze Leben scheint sich mit dem Tod eines Lieben zu ändern.. es ändert einfach alles..

Ich wünsche dir, dass du deine "freien Tage" noch gut für dich nutzen kannst..

Liebe Grüße
Anna
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heiligabend, hospiz, krankenhaus, papa krebs, sterben, tod, tumorzentrum, weihnachten


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