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  #31  
Alt 30.12.2005, 00:52
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GEP GEP ist offline
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Standard AW: Meine liebe Frau hat mich verlassen

Hallo mein lieber Schatz und Engel,

gestern waren es 4 Wochen, das Du von mir gegangen bist.
Ich habe gestern nichts machen können. Ich war völlig platt.

Heute Morgen war der Kaplan in unserer Wohnung. Er ist vorbei gekommen, weil ich mich in unserem Gemeindebüro darüber massiv beschwert habe, dass diese Gemeinde sich überhaupt nicht um trauernde Angehörige kümmert. Wir haben unser ganzes Leben hier gewohnt, wurden hier getauft, haben in der Pfarrkirche geheiratet, haben unsere Tochter hier getauft und mussten Deinen Abschied dort nehmen. Aber die Rechnung für die Grabstelle und die Beisetzung, die habe ich innerhalb von 1 1/2 Tagen erhalten.
Der Kaplan wird sich darum bemühen, dass man sich für trauernde Angehörige einsetzt, zumal ja noch Weihnachten zu überstehen galt.

Aber Du weist ja wie das mit denen ist, wenn Bettelbriefe kamen, da wüßten die wo wir wohnen und wer wir waren.

Wir mussten das mit dem Grabstein verschieben, bei dem Schnee sieht man ja nichts richtiges.

Jetzt kommt wieder so ein schreckliches Wochenende, ich habe Geburtstag und Du bist nicht da. Aber wenn die Raketen in den Himmel schießen, sieht Du diese ja und kannst dann an mich denken und mir gratulieren.

In 2 Wochen hätten wir unseren 26.ten Hochzeitstag gefeiert.

Vorhin hat meine Arbeitskollegin aus Bayern angerufen. Die hat 84 Minuten geschwätzt. Mir sind die Ohren bald abgefallen. Na ja, was soll sie sagen, es wird schon wieder!!!!! Es wird noch nichts, aber soll ich der das sagen?

Morgen früh werde ich zur Blutabnahme gehen, heute habe ich das versäumt.

Unsere Tochter hat endlich auch wieder etwas positives von der ARGE gehört. Morgen kommt sie hier vorbei, dann kommen wir zusammen zu Dir.

Ich höre jetzt den ganzen Nachmittag bis eben unsere Lieblingslieder.
Ich kann einfach nicht aufhören zu weinen, ich muss doch irgend wann mal leer sein.

Bis morgen früh, ich liebe Dich unendlich
Gerhard
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  #32  
Alt 01.01.2006, 01:02
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GEP GEP ist offline
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Standard AW: Meine liebe Frau hat mich verlassen

Hallo mein geliebter Schatz und Engel,

heute habe ich Geburtstag und Du bist nicht da, nie mehr

ich wünsche Dir trotzdem ein schönes neues Jahr 2006

um 08:00 Uhr bin ich wieder in Deinem Garten.

Es ist so unerträglich, ich weiss nicht was ich tun soll.

Ich liebe Dich unendlich
Gerhard
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  #33  
Alt 01.01.2006, 01:07
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wuschi wuschi ist offline
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Standard AW: Meine liebe Frau hat mich verlassen

Hallo GEP,
alles Gute zu Deinem Geburtstag, Deine liebe Frau wird trotzdem bei Dir sein.
Ein Gutes Neues Jahr wuenscht Dir - Ute

Lese hier manchmal mit und bewundere wie Du das alles bewaeltigst. Schreibe weiterhin hier, wenn es Dir hilft, ich glaube schon, dass es hilft.

Liebe Gruesse
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  #34  
Alt 01.01.2006, 09:46
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GEP GEP ist offline
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Standard AW: Meine liebe Frau hat mich verlassen

Guten Morgen mein geliebter Schatz und Engel,

heute Morgen war ich ja bei Dir, es ist auf den Stra0en überhaupt nichts los. Ich habe erst gedacht, ich hätte mich mit der Uhrzeit vertan.
Ich habe mir gestern, als die Knallerei losging, den Kopfhörer aufgesetzt und unsere Lieblingslieder gehört.
Das hat zwar wieder eine Menge Kraft gekostet und Tränen. Wer weiß, wie lange die Kraft noch reicht.

Ich werde hier von so vielen netten Leuten unterstützt, dsa tut so gut. Ich habe ja vorher nie daran gedacht, das es ganz viele Menschen gibt, die genauso leiden und trauern wie ich. Ich hatte schon angenommen, dass ich bald in die Psychatrie eingewiesen werde. Aber das ist alles völlig normal, so wie's mir geht.

Gestern hat mich ein lieber Mensch angeschrieben und zu meinen Geburtstag ein Glas getrunken und mit mir (virtuell) angestoßen. Diesem Menschen geht's selber so schlecht wie mir, ich fand das so nett und ich habe Dir die Mail vorgelesen. Ich habe fast gedacht, ich hätte Dich auf dem großen Bild lächeln gesehen.

Nachher kommt Deine Scwester mit ihrem Mann, wenn die wieder versuchen auszuweichen, wenn ich über Dich sprechen will, sage ich denen einige klare Worte. Ich habe schon einen Stapel Bilder heraus gesucht und werde denen die vorlegen, da komen die nicht drum herum.

So, ich habe mich jetzt wieder gehen lassen, ich komme nachher noch einmal zu Dir

ich liebe Dich unendlich
Gerhard
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  #35  
Alt 01.01.2006, 12:21
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Petra_S Petra_S ist offline
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Standard AW: Meine liebe Frau hat mich verlassen

Hallo lieber Gerhard!

Auch ich möchte dir alles, alles Liebe zu deinem Geburtstag wünschen, ein kleines Wunder in Form eines Menschen, Anrufes oder Zeichens, welches dir eine kleine Freude bereitet! Am schönsten wäre ja vielleicht die Überraschung, wenn sich die Schwester mal auf die gemeinsame Trauer einlassen würde und ihr so eine Verbundenheit spüren könntet, durch den Verlust eurer Lieben! Aber das ist wohl doch eine wackelige Hoffnung?!

Wenn ich deine Zeilen lese bin ich immer sehr berührt, dass es doch so eine Liebe gibt, nach langer Zeit des Zusammenlebens und dass du es so äußerst und nicht den Kopf in den Sand steckst, dich anderweitig ablenkst finde ich sehr, sehr mutig! Ich glaube bei Männern wird leider noch viel mehr als bei Frauen erwartet, dass sie schnell wieder "normal-pflegeleicht (oder pflegelos?)funktionieren". Musst du noch zur Arbeit? Wie verhalten sich diese Menschen? Deinen Auftritt beim Dekan fand ich übrigens auch ganz stark, Respekt, du hast dich noch nicht ganz unterkriegen lassen, auch wenn du dir kaputt und fertig, mutlos vorkommst - du hast dich für deine Überzeugung eingesetzt, wie es mancher sich unter "normalen Bedingungen" nicht traut!

Ich wünsche dir, dass du "echte" Leute findest, die dich auffangen und dich ein klein wenig stützen können und WOLLEN!
Liebe Grüße Petra
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  #36  
Alt 01.01.2006, 20:00
katinka4711 katinka4711 ist offline
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Standard AW: Meine liebe Frau hat mich verlassen

Hallo Gerhardt, ich kann verstehen was Du durchmachst. Ich habe meinen Mann am 25.12.2005 an Lungenkrebs verloren. Alles kam ganz plötzlich und ich bin am Boden zerstört, er war erst 40 Jahre. Es ist ein schmerzlicher Verlust vor allem für meine Kinder, aber für ihn selbst war es eine Erlösung, er hat sehr gekämpft, aber am Ende doch verloren.

Gruß Katrin
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  #37  
Alt 02.01.2006, 18:30
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GEP GEP ist offline
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Standard AW: Meine liebe Frau hat mich verlassen

Hallo mein geliebter Schatz und Engel,

es hat tatsächlich geklappt, ich habe doch gestern die Bilder bereit gelegt und hätte Deiner Schwester diese einfach unter die Nase gehalten. Was soll ich sagen, die haben ihre gesamten Fotoalben mitgebracht. Wir haben 2 Stunden lang nur Fotos geguckt und von Dir erzählt, da waren sogar welche bei, die ich noch nicht habe. Die werde ich jetzt beim Fotografen nachmachen lassen. Das war so wunderbar, ich war richtig glücklich.

Das war eine echte Überraschung. Unsere Tochter war ja auch hier. Ach habe ich ja vergessen, wir waren ja zusammen noch mal am späten Nachmittag in Deinem Garten.
Das Erlebnis, was ich am Donnerstag an Deinem Grab hatte, habe ich noch niemandem erzählt. Ich werde das auch nicht tun, nachher kommen doch noch die freundlichen Herren mit der "habmichlieb" Jacke.

Heute war wieder Thera, ich habe wieder etwas dazu gelernt. Aber ich lass mich noch nicht davon abbringen, das ein Teil von mir immer noch so schnell wie möglich zu Dir will. Ich meine, nachdem ich gestern abend wieder alleine war und bei unseren Liedern fürchterlich geweint habe, ist der Wunsch wieder stärker geworden. Ich habe jetzt schon 12 kg abgenommen. Vielleicht klappt das ja auf diesem Wege.
Gestern hat wohl mein Körper auch das erste Mal schlapp gemacht, ich bin um 02:00 Uhr zu Bett und regelrecht auf dem Bett, so wie ich war eingeschlafen. Ich bin dann durch die Kirchenglocken heute Morgen um 07:00 Uhr wachgeworden.

Morgen früh muss ich zu unserer Ärztin, mal sehen, ich wär bestimmt nicht traurig, wenn die was im Blut gefunden hat. Aber wie ich meinen Körper kenne, ist da wieder nichts.

Ich komm dann anschließend wieder zu Dir

ich liebe Dich unendlich
Gerhard
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  #38  
Alt 02.01.2006, 19:23
shalom shalom ist offline
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Standard AW: Meine liebe Frau hat mich verlassen

Hallo Gerhard,

du hast dich in einem deiner früheren Beiträge gewundert, dass sich in diesem Forum wenig Männer tummeln. Deswegen freut es mich besonders, dass du den Weg hierhin gefunden hast.

Wahrscheinlich tun sich viele Männer schwer, ihre Gefühle auszudrücken und die Trauer rauszulassen. Du äußerst deine Gefühle und das ist sehr gut. Lasse die dunklen Wolken kommen, betrachte sie und frage dich warum sie vielleicht gerade in dem Augenblick kommen und lasse sie auch wieder ziehen. Begebe Dich - auch wenn es schwer ist - an Orte, an denen ihr gemeinsam wart. Sprich und weine mit deiner Frau, die bei dir ist, wenn auch unsichtbar. Du wirst sehen, anfangs ist diese Art der Trauerarbeit schwer, wenn du mit ihr gesprochen und geweint hast wird es leichter werden.

Mir hat das "gemeinsame Wege" nun allein gehen sehr geholfen. Zudem habe ich mich sehr bald mit Hilfe befreundeter Personen von den Dingen gelöst, die mir aufgrund der immerwährenden Nähe nur wehtun: Ich habe die Kieider meiner Frau, ihre Musikinstrumente und ähnliches weitergegeben.

Ich war mehr als dreissig Jahre verheiratet, 1996 erkrankte meine Frau an einem unheilbaren Rippenfellkrebs. Nach drei wundervollen intensiven Jahren, in denen wir glaubten, die Krankheit sei überstanden, kehrte 1999 die Krankheit mit Macht zurück. Meine erste Frau starb im Juni 2000 im Alter von 56 Jahren. Wir sind den langen Weg bis zu ihrem Tod gemeinsam gegangen, konnten uns offen auf die verbleibende Zeit und die letzte Wegstrecke vorbereiten. Sie ging durch die große Tür hindurch, die das Ende ihres Leidenswegs bedeutete und ich mußte es zulassen und durfte hierbleiben.

Zurück bleiben viele wunderbare Erinnerungen und erlebte Gemeinsamkeiten, das Gefühl in schwerster Zeit sich abolut aufeinander verlassen zu können und über alles aber auch wirklich alles sprechen und können und nichts offen zu lassen.

Ich habe die Chance bekommen weiterleben zu können und das tue ich intensiv und geniesse dieses Geschenk, denn ich weiß, es ist so im Sinne meiner ersten Frau.

Du hast sicher als liebender Partner die Wegbegleitung übernehmen dürfen ohne wirklich helfen zu können, aber es wird deiner Frau sehr gut getan haben, dich an ihrer Seite zu haben.

Es wird Zeit brauchen, bis du dir selbst zugestehst, dass auch du sehr viel geleistet hast und vor allem deine Seele sich nun entlasten darf und muß.

Trauerarbeit braucht Zeit und ist nicht im ICE-Tempo zu bewältigen. Ich habe etwa zwei Jahre gebraucht, bis die dunklen Wolken weniger wurden. Das Hineinbegeben in "Schlüsselsituationen" hat mir dabei sehr geholfen, so konnte ich jeweils bei mir spüren, was die Trauer nach Monaten, einem Jahr usw. mit mir machte: Nach-Begehen gemeinsamer "mühsamer" Spazierwege während ihrer Krankheit, Besuch der Kliniken und des Reha-Krankenhauses, Besuch des Hospizes zu den Jahrestages ihres Todes usw.

Jeder muß und wird einen Weg finden, sich mit dem Leben NACH dem Tod des geliebten Partners neu anzufreunden. Das geschenkte Leben ist schön, du wirst es wieder schätzen lernen, wenn du es denn zuläßt. Deine Frau würde es sicher so wollen.

Gehe weiter deinen guten eingeschlagenen Weg.

Shalom
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  #39  
Alt 02.01.2006, 20:10
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GEP GEP ist offline
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Standard AW: Meine liebe Frau hat mich verlassen

Hallo Shalom,

Ich danke Dir für Deine Zeilen, sind nett und tröstend gemeint, trifft aber nicht meine Zustimmung.

Du schreibst, ich soll die Wege, die wir zusammen gegangen sind, jetzt alleine gehen. Genau das kann ich nicht, ich kann mir auch jetzt noch nicht vorstellen, das ich das jemals machen kann.
Wir sind zusammen sehr viel mit dem Auto unterwegs gewesen, sehr viel nur aus Spaß am spazierenfahren.
Ich bin vor einigen Tagen ein Stück eines dieser Wege gefahren. Es ging einfach nicht, ich musste wieder zurück fahren. Ich fahre zur Zeit nur Auto, wenn es unbedingt sein muss, fahre aber dann solche Strecken, die wir nicht zusammen befahren haben. Wenn es sich dann nicht vermeiden läßt, kommt der Schmerz durch und die Tränen rollen.

Ebenso schreibst Du, das Du hierbleiben durftest.

Ich will garnicht hier bleiben, in dieser Sch... Welt, wo man nur zu funktionieren hat, wo alles um mich herum nur an diese grausame Krankheit meiner Frau erinnert.

Was ist das für ein Geschenk? Da verzichte ich gerne drauf. Ich gehe an dunkle Ecken in unserem Ort extra vorbei, wo ich weiss, da ist immer was los (da werden Passanten ohne Grund verprügelt usw.), weil ich insgeheim hoffe, es kommen ein paar Gestalten aus der Exke und prügeln mich windelweich. Ich würde mich sogar weren, damit die einen Grund haben, noch fester zuzuschlagen. Dann ist es endlich vorbei. Aber nichts passiert, die rühren mich nicht an.

Woher weiß man das, dass meine Frau es will, dass ich hierbleibe? Es kann doch auch sein, dass sie möchte, dass ich zu ihr komme?

Es tut mir leid, ich wollte Dich nicht angreifen, ich bin nur auf alles wütend und zornig, besonders auf mich.

Ich danke Dir trotzdem noch einmal
Gerhard
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  #40  
Alt 02.01.2006, 20:37
shalom shalom ist offline
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Standard AW: Meine liebe Frau hat mich verlassen

Lieber Gerhard,

ich würde dich am liebsten jetzt mal in den Arm nehmen, denn das was du gerade erlebst, gehört dazu zum aktiven Trauern. Auch ich als christlich Denkender und Handelnder habe nicht verstehen können, warum Gott so und nicht anders entschieden hat. Auch das Klagen gehört zur Trauer.

Wenn Du magst, lese mal im Hinterbliebenenforum in einem alten Thread von Rollo "Ich habe Schuld" beginnend vom 25.09.03 nach. Ab 04.10.03 habe ich dann auch einige Beiträge geliefert. Deine augenblickliche Situation erinnert mich sehr stark an seine Sorgen, Nöte, Ängste.

Du schreibst einfach in der Suchmaske Rollo und findest dann seinen Thread "Ich habe Schuld". Vielleicht hilft dir das Nachlesen dieses Threads ein wenig.

Sei ganz getrost, in diesem Forum kannst Du deine Gefühle so heraus lassen, wie sie sind, jeder der einen geliebten Menschen verloren hat, wird die einzelnen Stadien der Agression, Selbstanklage, des Verzweifelns, der Mutlosigkeit zum Weiterleben kennen.

Lasse Deine Gefühle,Ängste und den Zorn heraus und wenn sie noch so schwarz sind.

Wir hören Dir zu in diesem Forum, sprich einfach mit uns.

Shalom
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  #41  
Alt 02.01.2006, 22:17
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GEP GEP ist offline
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Standard AW: Meine liebe Frau hat mich verlassen

Hallo Shalom,

ich habe den kompletten Thread gelesen, mir ist klar, was Du damit sagen willst. Ich habe auch vollste Bewunderung für Dich, sowie alle anderen hier übrig, die jemanden wie mich in meiner Situation versuchen zu trösten.

Trotzdem komme ich davon nicht los, was ist das für ein GOTT, der solche Schicksale zuläßt? Barmherzig? Kann nicht sein, dann würde er mich auch holen. Soll ich, nur weil die Zeit eben alle Wunden heilt, durchhalten, bis ich auch wieder sagen kann, mir geht's wieder gut?
Ich will nicht, dass es mir jemals wieder gut geht. Ich will einfach nicht ohne meine Frau leben, jetzt nicht und wenn mich Gott so lange strafen will, auch nicht in 10 oder 20 Jahren.

Damit ist aber auch meine quällende Frage, wenn meine Frau aber will, dass ich jetzt zu ihr kommen soll, nicht beantwortet. Natürlich kann die keiner beantworten, es kann aber auch keiner das Gegenteil behaupten.

Nur weil das so ist, dass es vielen nach einer mehr oder weniger langen Zeit wieder besser geht, bedeutet das doch nicht, das der Wegegangene dies so wollte und alles lächelnd begleitet. Vielleicht gehts dem Wegegangenen noch schlechter, wie dem hier zurückgelassenen. Wenn er ganz alleine in einer anderen Dimension ist und will nicht alleine sein; so wie beide im Leben alles gemeinsam gemacht haben, will er das jetzt auch.
Ich finde, dies ist nur alles ein ganz einfacher Rechtfertigungsgrund, um hier im Leben einfach weiter zu machen, wieder mit neuem Lebensmut durchs Leben zu gehen und alles andere was dazu gehört; der Weggegangene wacht über alles was ich mache wohlwollend und will, das es mir gut geht.

Vielleicht will sie das nicht, sie will das ich bei ihr bin und ist traurig, weil ich nicht zu ihr komme.

Das andere ist mir zu einfach.

LG
Gerhard
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  #42  
Alt 03.01.2006, 00:02
JJJ JJJ ist offline
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Standard AW: Meine liebe Frau hat mich verlassen

Hallo Gerhard ! Zu diesem Thema möchte ich Dir als Betroffener auch etwas
schreiben. Meine Frau starb im Januar 2005 an den Folgen Ihres metastasierenden Darmkrebses. Sie wurde, wie Deine Frau, nur 46 Jahre alt.Meine Sichtweise ähnelt Deiner, warum sollten wir unseren Liebsten nicht folgen?? Wer glaubt den Müll, daß jemand über uns wacht und daß es den Verstorbenen jetzt besser geht ? Fakt ist, das Leben, im Sinne von Vertrautheit, Geniessen, ohne wenn und aber geliebt zu werden etc. ( die Liste könnte man endlos fortführen ) ist v o r b e i! Ich möchte hier niemandem zu nahe treten, aber es ist meine Philosophie, dass Menschen die ins Leben zurückfinden, zu schwach sind um sich auch weiterhin mit der Trauer und dem Verlust auseinanderzusetzen. Je tiefer und bewusster man geliebt hat, desto eindringlicher muss einem klar werden, dass es keine neue Erfüllung geben wird und eine ehrliche Basis, für eine weitere Beziehung, für immer verloren ist. Versuche Deinen Weg zu gehen und höre nur auf Dich, dann wirst Du das Richtige tun. Viel Kraft + liebe Grüße Jürgen
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  #43  
Alt 03.01.2006, 01:30
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AndreaS AndreaS ist offline
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Standard AW: Meine liebe Frau hat mich verlassen

Lieber Jürgen,

deinem Beitrag kann ich nur bedingt zustimmen, deshalb zunächst einmal meine Frage an dich: Hast du Kinder? Spätestens hier muss ich dir nämlich entgegensetzen, dass es verdammt viel Kraft und Liebe zu dem verstorbenen Partner voraussetzt, nicht den durchaus sehr egoistischen Weg zu gehen, den man gerne gehen würde, nämlich dem geliebten Partner zu folgen. Es gehört verdammt viel Kraft und Liebe zu dem verstorbenen Partner dazu, zurück ins Leben zu finden. Das Lachen nicht zu verlernen und den Kindern, die der geliebte Partner ebenso unfreiwillig verlassen hat wie einen selbst, so viel Normalität zu erhalten wie nur möglich. Und zu dieser Normalität gehört z.B. Lachen. Zu dieser Normalität gehört Verlässlichkeit, hierbleiben, ausharren, das Schicksal annehmen. Und du willst mir erzählen, dass das alles ein Zeichen von Schwäche ist oder mangelnder Liebe zu dem verstorbenen Partner? Ich weiß was es heißt, einen Partner zu verlieren, den man 28 Jahre bedingungslos geliebt hat und von dem man ebensoviel Liebe erfahren durfte. Aber lieben bedeutet nicht nur an sich selbst zu denken. Lieben bedeutet auch, das Leben, das man gemeinsam gelebt hat so gut es geht aufrecht zu erhalten.

Weißt du, ich traure nun seit beinahe 15 Monaten um die Liebe meines Lebens. Er durfte auch nur 49 werden und hinterlässt ausser mir noch 4 Kinder. Ich weiß an manchen Tagen wirklich nicht, wo ich noch die Kraft hernehmen soll, den morgigen Tag wieder anzunehmen, ihn für meine Kinder erträglich zu machen. Und ich stehe trotzdem jeden Morgen auf und wünsche mir, dass es ein oder mehrere Gründe gibt, herzhaft zu lachen, die Musik aufzudrehen, zu tanzen und zu singen. Es wird niemals wieder etwas gleichwertiges in meinem Leben geben, es wird niemals mehr eine Liebe zu einem Menschen geben können, die so bedingungslos und einmalig ist, wie ich sie für meinen Mann gefühlt habe. In sofern gebe ich dir Recht. Die Basis für eine derartige Beziehung habe ich auch für immer verloren. Aber ich hatte es! Und ich ziehe täglich Kraft daraus. Ich brauche kein zweitesmal, einmal richtig reicht!

Dennoch finde ich es reichlich überheblich, die Liebe zwischen Menschen zu beurteilen, wenn ein Hinterbliebener einen anderen Weg geht. Denn irgendwie gehört auch ein Stück Mut dazu, sich wieder auf das Leben einzulassen, so neu und bedrückend es nun vor einem liegt. Und in Trauer und Verzweiflung zu verharren und sich nur noch selbst zu bemitleiden ist ebenso ein Zeichen von Schwäche. Ich rede jetzt überhaupt nicht von einer durchaus länger denkbaren Phase der Trauer (die Abstürze kommen bei mir noch immer und leider manchmal ziemlich lange und heftig) und ich rede erst recht nicht von Gerhard ich rede lediglich von deiner "Philosophie", die du vielleicht doch noch einmal überdenken solltest.

Ich mag die Gute -und Schlechte Hinterbliebenen Einteilung nicht. Es gibt - wie überall im Leben - keinen allgemeingültigen Weg. Und Liebe ist nicht bewertbar, nicht für einen Dritten...

LG
Andrea, bestimmt keine "lustige Witwe" aber eben wegen der Liebe zu ihrem Mann sehr bemüht zurück ins Leben zu finden....
__________________
Που να 'σαι τώρα που κρυώνω και φοβάμαι
και δεν επέστρεψες
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  #44  
Alt 03.01.2006, 01:31
Karleen Karleen ist offline
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Standard AW: Meine liebe Frau hat mich verlassen

Hallo Gerhard,
ich bin stille Mitleserein, meistens, schreibe selten. Zwar habe ich nicht meinen Partner verloren, aber dafür meinen über alles geliebten Vater. Ich bin 36, mein Vater wurde nur 69. Ich bin Single, mehr oder weniger ... meine Mum und mein Dad waren 40 Jahre verheiratet. Entsprechend schwer ist es für meine Mutter. Ich glaube sie hat ähnliche Gedanken wie Du. Vielleicht kann ich das nicht wirklich verstehen, obwohl ich schon glaube, dass ich es kann. Was ich damit sagen will, und was ich auch oft zu meiner Mum sageu hattest eine Liebe in Deinem Leben! Einen Menschen, der für Dich da war, mit dem Du zusammen hast sein dürfen, der mit Dir zusammen sein wollte wie Du mit ihr. Ich habe das nicht. Ich bin 36 Jahre alt und 36 Jahre lang allein. Von halbherzigen Beziehungsversuchen mal abgesehen.

Du, wie auch meine Mutter, ihr fühlt Euch verloren auf dieser Welt, allein gelassen, übrig geblieben. Ich fühle mit Dir, wie mit meiner Mum und allen anderen, denen es so geht. Ich glaube nicht an Gott, nicht an diese "Barmherzigkeit" oder wie auch immer, bin aus der Kirche ausgetreten, nicht wegen der Steuer, sondern aus Überzeugung. Dennoch glaube ich an etwas, wie wohl auch jeder andere Mensch. Würden wir nicht glauben, würden wir untergehen.

Warum das so ist, dass "Gott" oder wer auch immer, Menschen trennt, die lange Jahre miteinander verbunden waren, ich weiß es nicht ... und ich empfinde es als grausam, unbarmherzig, willkürlich. Aber, und nun kommt's, Du wie auch meine Mutter, ihr habt Euren Partner verloren durch diese Sch...dreckskrankheit ... ja, das ist schlimm, unbegreiflich und grausam. Aber ihr hattet ihn/sie zumindest. Ich segle als einzelnes Blatt durchs Weltall und es gibt niemanden (von Freunden abgesehen), für den ich alles bin, der sich einfach nur freut, dass es mich gibt.

Lieber Gerhard, ich erhebe hiermit nicht den moralischen Zeigefinger, weiß Gott nicht. Ich kann verstehen, dass Du keinen Lebensmut mehr hast, so wie meine Mum keinen mehr hat. Aber ihr beide (meine Mum und Du) hört nicht einfach so auf zu leben, auch wenn ihr euch das wünscht ... Ich bitte Dich und hiermit auch sie, obwohl sie es nicht lesen wird, seid dankbar für die Liebe, die ihr habt leben dürfen!

lG, Karleen
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  #45  
Alt 03.01.2006, 08:02
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Jutta Jutta ist offline
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Standard AW: Meine liebe Frau hat mich verlassen

Lieber Gerhard,

Ja, Du sollst durchhalten, bis Du die gnadenlose Trauerzeit hinter Dir hast.

Der Abschied von Deiner geliebten Frau reißt Dir den Boden unter den Füßen hinweg, Dein Leben hat keinen Sinn mehr, Du kannst den nächsten Tag nicht kommen sehen. Lieber Gerhard, das sind alles Gefühle, die zum Trauern gehören, sowie das Anklagen, das Nichtverstehen, und den Wunsch mit der Partnerin wieder eins sein.
Aber das ist nicht die Lösung! Ja, der Tod eines geliebten Menschen zeigt keine Barmherzigkeit mit jenen, welche zurückbleiben. Aber er war barmherzig, das Leiden Deiner lieben Frau zu erlösen. In der jetztigen Zeit sind das Worte, mit denen Du nicht im Einklang sein kannst, und es wird noch lange Zeit dauern, bis Du so denken wirst.

Keiner von uns Hinterbliebenen kann sagen, ob unsere Verstorbenen wollen, daß wir zu ihnen kommen. Eines Tages werden wir es, doch sollten wir den Zeitpunkt dafür nicht selbst bestimmen! Manche von uns glauben an dieses Wiedersehen, und dieser Glaube ist es, welcher uns die Kraft und den Mut gibt hierzubleiben, bis unsere Zeit gekommen ist.

Gibt es in Deiner Umgebung eine Trauergruppe, denen Du Dich anschließen könntest? Einen Kreis, der Dich aufnimmt, Deine unsagbare Trauer versteht, und wo Du immer einen Ansprechspartner finden wirst?
Das soll nicht heißen, daß Du nicht weiterhin hier schreiben sollst. Dieses Loslassen beim Schreiben hilft vielen von uns sogar mehr als viele andere Wege, denn auch hier gibt es Geborgenheit und Netze die Dich auffangen, die wissen, wie es Dir geht.

Ich kann Jürgen's Worte von meiner Philosophie her von und zum Leben nicht unterstützen, denn für mich suggerieren sie als einzigsten Ausweg den eigenen Abschied, ohne einer Zukunft eine Chance gegeben zu haben. Keiner von uns weiß, wie es uns nächsten Monat, oder nächstes Jahr gehen wird. Wenn ich dem Schritt zum Weitermachen keine Chance gebe, weiß ich auch nicht, was kommt.
Die Trauer in allen Phasen zu erleben ist keine leichte Sache, aber es gehört viel Mut dazu zu sagen, JA, ich mache weiter, JA ich finde einen Weg für mich aus dieser schmerzvollen Zeit. Denn damit verleugne ich nie die Liebe zum Partner, sondern halte gerade dieses besondere Leben in Ehren.

Lieber Gerhard, ich wünsche Dir den Mut, die Kraft und die Zeit für Deine Trauer, für diesen unendlichen Schmerz des Loslassen, und für ein Funken Zuversicht, zum JA für Dein Leben.
__________________
Jutta
_________________________________________




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