Krebs-Kompass-Forum seit 1997  


Zurück   Krebs-Kompass-Forum seit 1997 > Spezielle Nutzergruppen > Forum für Angehörige

 
 
Themen-Optionen Ansicht
  #1  
Alt 09.01.2007, 09:40
Benutzerbild von Sandy71186
Sandy71186 Sandy71186 ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 09.01.2007
Beiträge: 64
Standard Unverstanden......

Guten morgen,

ich habe mich nun doch entschlossen mich hier im Krebs-Kompass anzumelden.
Am besten ich stelle mich erstmal einbisschen vor.
Meine Name ist Sandy und ich bin 20 Jahre alt. Ich komme ursprünglich aus Sachsen - Anhalt und wohne nun mit meinem Mann in Rheinland Pfalz.

Ich möchte hier gern einbisschen etwas schreiben mit der Hoffnung, das ich hier besser verstanden werde....

Vor vier Monaten ist mein Opa (67) mit starken Magen - und Leberschmerzen in ein Krankenhaus gekommen. Man stellte fest, dass mein Opi drei große Magengeschwüre hatte. Man behandelte sie, jedoch gingen die Schmerzen nicht weg. Man machte bei ihm drei mal eine Magenspiegelung bis man auf der Leber Schatten entdeckt hatte.

Er wurde erstmal nach Hause geschickt und zu einem Leberspezialisten überwiesen.
Nach zwei Wochen war es dann soweit, dass er einen Termin bekam und man feststellte das er Leberkrebs hat.
Man sagte ihm das er sich nun aussuchen könnte eine Chemotherapie zu machen oder garnichts zu unternehmen.
Er entschied sich für die Chemo und es ging auch gleich am nächsten Tag los. Er muss jetzt jede Woche für 2h in eine Klinik die eine Stunde von zu Hause weg ist. :-(

Für eine Operation ist es leider schon zu fortgeschritten....

Meine Familie wohnt 600km von mir entfernt und deshalb ist es auch so schwer damit umzugehen. Am Anfang wurde mir auch nichts erzählt von zu Hause aus. Ich habe es erst später erfahren, weil meine Oma sowie meine Eltern es für besser befinden mir oder uns Kindern (Enkeln) nichts zu erzählen.

Und mittlerweile habe ich das gefühl, dass wir immer noch nicht alles wissen aber ist es nicht besser oder auch unser Recht alles zu erfahren?

Ich kann von hier unten nicht so schnell mal zu Hause sein wenn etwas sein sollte, können sie das denn nicht verstehen?
Ich bin dann Weihnachten zu meiner Familie in den Osten gefahren und habe mich so erschrocken in welchem Zustand mein Opa war, das ich wirklich Probleme hatte meine Tränen zu unterdrücken. Er war aufeinmal ganz dünn, dabei sah er immer aus wie ein schicker Weihnachtsmann und da stand er nun ganz bleich und grau und so dünn.
Er isst nichts mehr und ist den ganzen Tag sehr müde.

Ich schreibe euch allen das nun, weil ich seit diesem Tag immer nur neben mir stehe.
Ich kann nicht so schnell wieder nach Hause. Es sind immer 600km und mein Mann und ich sind noch in der Ausbildung und haben nur ein Auto. Wir müssen arbeiten gehen und uns um unsere Wohnung kümmern.
Es macht mir sehr zu schaffen, weil ich immer in dem Glauben wahr meine Eltern sowie meine liebe Omi und auch mein Opi sind unsterblich und sowas wie Krebs könnte unserer Familie nie passieren.

Es ist einfach unerträglich, diesen Weg hat er nicht verdient, den hat niemand verdient. Ich habe Weihnachten mit ihm viel gesprochen und auch wenn er immer noch der starke Opa bleibt sehe ich ihm an das er Ängste und Sorgen hat.
Für mich ist es schlimm diesen Weg nun mit zu gehen und diese ganzen quälenden Fragen die mein Kopf aufeinmal von allein denkt, wie endet das alles mal oder wie geht das alles weiter.
Dazu kommt das meine Omi genauso ein großer Gefühlsmensch ist, ich habe immer das Gefühl sie zerbricht daran.

Überlege mir ernsthaft oder wir ob wir nicht hier unten alles hinschmeißen und wieder nach Hause ziehen sollen, denn ich würde meinen Opa gern um mich haben oder ihn zur Chemo fahren, er muss nämlich in dieser Klinik fast 7h warten bis ein Platz frei ist und das als Diabetiker es sind einfach keine Plätze für alle Patienten frei und nach der Chemo muss er mit dem Taxi (weil ja alle arbeiten sind) noch eine Stunde nach Hause fahren....das ist für mich einfach zu viel hier unten so weit weg...

Zur Zeit sitze ich manchmal drei Stunden einfach nur am Fenster und beobachte den Regen und Frage mich wie es alles mal sein wird und ob ich das dann aushalten würde.

Wir sind alle nicht gläubig und wurden konfessionslos erzogen und mittlerweile versuche ich irgendeinen Glauben zu finden, das ich mich wenigstens einbisschen an etwas halten kann.
Man hat auch immer das Gefühl niemand versteht einen, auch wenn man mit jemanden darüber erzählt, man kann einfach machen was man will, es geht einem schlecht und der Schmerz sitzt immer tiefer.
Ich habe das Gefühl ich verschwende meine Zeit hier unten und könnte lieber die Zeit mit meiner Familie und meinem Opa verbringen.

Aber seit dem ich hier mitlese und egal wie schlimm manche hier betroffen sind und egal wieviele Tränen ich schon beim lesen hier vergossen habe, habe ich zum aller ersten mal das gefühl das mich jemand versteht und ich auch nicht mehr alleine damit konfrontiert werde und dafür wollte ich allen einbisschen danken und Euch allen ein sehr besinnliches Jahr wünschen.
Und auch ein Dankeschön für die ganzen lieben Gedichte die ich hier lesen durfte, den sie helfen mir.



Der Beweis von Heldentum liegt nicht im Gewinnen einer Schlacht,
sondern im Ertragen einer Niederlage!

(David Lloyd George)
Mit Zitat antworten
 

Lesezeichen


Aktive Benutzer in diesem Thema: 1 (Registrierte Benutzer: 0, Gäste: 1)
 

Forumregeln
Es ist Ihnen nicht erlaubt, neue Themen zu verfassen.
Es ist Ihnen nicht erlaubt, auf Beiträge zu antworten.
Es ist Ihnen nicht erlaubt, Anhänge hochzuladen.
Es ist Ihnen nicht erlaubt, Ihre Beiträge zu bearbeiten.

BB-Code ist an.
Smileys sind an.
[IMG] Code ist an.
HTML-Code ist aus.

Gehe zu


Alle Zeitangaben in WEZ +2. Es ist jetzt 04:29 Uhr.


Für die Inhalte der einzelnen Beiträge ist der jeweilige Autor verantwortlich. Mit allgemeinen Fragen, Ergänzungen oder Kommentaren wenden Sie sich bitte an Marcus Oehlrich. Diese Informationen wurden sorgfältig ausgewählt und werden regelmäßig überarbeitet. Dennoch kann die Richtigkeit der Inhalte keine Gewähr übernommen werden. Insbesondere für Links (Verweise) auf andere Informationsangebote kann keine Haftung übernommen werden. Mit der Nutzung erkennen Sie unsere Nutzungsbedingungen an.
Powered by vBulletin® Version 3.8.7 (Deutsch)
Copyright ©2000 - 2024, vBulletin Solutions, Inc.
Gehostet bei der 1&1 Internet AG
Copyright © 1997-2024 Volker Karl Oehlrich-Gesellschaft e.V.
Impressum: Volker Karl Oehlrich-Gesellschaft e.V. · Eisenacher Str. 8 · 64560 Riedstadt / Vertretungsberechtigter Vorstand: Marcus Oehlrich / Datenschutzerklärung
Spendenkonto: Volker Karl Oehlrich-Gesellschaft e.V. · Volksbank Darmstadt Mainz eG · IBAN DE74 5519 0000 0172 5250 16 · BIC: MVBMDE55