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  #1  
Alt 30.12.2005, 00:09
achimmaryweyhe achimmaryweyhe ist offline
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Standard ist Krebs ansteckend, oder warum.......

............sind einige FREUNDE, BEKANNTE, NACHBARN, KOLLEGEN so ?????????????????????????
seit anfang februar 2005 ist meine frau (49 jahre alt) an krebs erkrankt, t-zellen-lymphom non hodgkin hochmalignes nhl und ende november nach chemo, bestrahlung und teilnahme an einer studie erst wieder aus dem krankenhaus entlassen worden, nicht weiter therapierbar, die ärzte können nichts mehr machen.
dazu von haus aus 1,68 cm körpergröße, aber jetzt 40 kg gewicht und die haare sind auch weg.
das sind die grundvoraussetzungen.............................. .................
UND JETZT GEHT ES LOS.
IST DIESER KREBS WIRKLICH ANSTECKEND????????????????????????????????? oder warum
-- denken manche FREUNDE, BEKANNTE,NACHBARN, und KOLLEGEN, man muß nicht mehr anrufen, obwohl man vorher jahrelang fast täglich miteinander telefoniert hat ????? KREBS KANN NICHT DURCH DAS TELEFON ÜBERTRAGEN WERDEN, DAS IST DOCH WOHL BEKANNT!!!!!
-- wechseln NACHBARN und BEKANNTE die straßenseite, wenn ich als angehöriger nach draußen gehe????? KREBS IST AUCH NICHT DURCH ANGEHÖRIGE ÜBERTRAGBAR, DAS IST DOCH WOHL BEKANNT!!!!!
-- gehen NACHBARN ins eigene haus zurück, wenn ich mit meiner kleinen, die in ihrem rollstuhl sitzt, spazieren fahre????? KREBS KANN AUCH NICHT DURCH ANSPRECHEN DER BETROFFENEN ÜBERTRAGEN WERDEN, DAS IST DOCH WOHL BEKANNT!!!!!
-- erhalte ich als angehöriger und als meine kleine aus dem krankenhaus raus war, warum bekommen wir beide zusammen von einigen FREUNDEN, BEKANNTEN und NACHBARN keine einladungen mehr für treffen, feinern oder ähnliches, vor der krankheit hat man ja auch alles immer gemeinsam gemacht????? KREBS IST AUCH IN DIESEM FALLE NICHT ANSTECKEND, DAS IST DOCH WOHL BEKANNT!!!!!

das alles ist traurig aber wahr, ich glaube, viele von euch haben die gleichen erfahrungen gemacht.

es macht einen als betroffenen (ich spreche jetzt für meine kleine) und auch mich als angehörigen manchmal fuchsteufelswild, wenn man so etwas mitbekommt.

andersherum muß man wohl auch verständnis haben, weil nicht alle mit einem solchen schicksal in der bekanntschaft, nachbarschaft oder im verwandtenkreis umgehen können.

es hat eben alles seine zwei seiten.........



und jetzt noch etwas von mir als ehemann und angehörigem persönlich:
--- warum erkundigt sich der chef einer firma, er selber durch viele kontinente gereist, angeblich weltoffen, vielfacher millionär, wobei die firma nur drei angestellte hatte vom 10. februar 2005 bis heute nicht nach seiner einzigen buchhalterin, kein anruf oder auch nur eine kleine genesungskarte?????
AUCH ÜBER DAS FIRMENTELEFON IST KREBS NICHT ANSTECKEND!!!!!



das mußte sein, das staut sich alles auf, vielleicht wird es ja eines tages alles besser, aber erstmal tut es meiner kleinen und mir sehr, sehr weh.............


für euch alle

alles liebe und gute und immer beste genesungswünsche von

achim und marion


achimmaryweyhe
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  #2  
Alt 30.12.2005, 06:42
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Jutta Jutta ist offline
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Standard AW: ist Krebs ansteckend, oder warum.......

Lieber Achim,

Rational hast Du das Problem richtig erkannt, nur emotional es zu verarbeiten und damit klar zu kommen, daß man/frau wie die Pest gemieden wird, ist das viel größere Problem.

Es ist oft nicht die Gleichgültigkeit, es ist die Furcht vor "weh tun", "nachfragen" oder "auf den Keks gehen" wenn doch ein Kranker und die Angehörigen Ruhe (???) brauchen. Was sage ich, um nicht zu verletzen, wollen die Menschen darüber reden, was sagt man, usw usw. Es ist pure Furcht vor dem Wie mache ich es richtig. Und bei manchen Menschen einfach auch ein Unverständnis, denn wer nicht in der Situation ist, weiß nicht, wie wir uns fühlen, was wir brauchen.

Viele Menschen haben verlernt, bzw. sich nicht mehr damit auseinandergesetzt, wie geht man mit einem schwerkranken Menschen und den Angehörigen um. Das Sterben, und der ganze Prozeß davor, wurde durch das "hygienische Abschied nehmen" in Krankenhäusern immer mehr zu einem unausgesprochenen Thema und somit immer mehr in den Hintergrund gerückt-gedrückt. Dasein und Nähe geben, menschlichen Beistand leisten wurde immer mehr zu einer Sache von Pflegepersonal geschoben. Egal, wie viele Sendungen momentan über dieses Thema in den Medien laufen, wenn die Mitmenschen nicht bereit sind sich einzufühlen, können wir sie nicht ändern. Leider!!

Hast Du versucht mit den Leuten zu reden? Auf sie zuzugehen und direkt zu fragen, warum sie sich so verhalten? Es kostet eine ganze Menge Kraft und Mut, aber so manche Antwort wird Dich erstaunen. Ich stellte fest, daß so manche Bekannte oder Freunde sich total zurückzogen, besonders jene die vorher von meiner Stärke getankt haben (nenne sie heute die Egoisten des Lebens), und wiederum andere waren und sind heute viel enger in mein Umfeld getreten als ich es je vermutete. Auf deren Freundschaft lege ich viel größeren Wert, denn es ist durch ganz klares Aussprechen was wir brauchen ein Geben und Nehmen entstanden. Es war nicht leicht dieses Abschied nehmen von damals liebgewonnenen Menschen, aber heute geht es uns besser.

Ich wünsche Euch wenige, aber dafür gute Mitmenschen, die an Eurer Seite stehen. Auf die anderen könnt Ihr verzichten, denn es schmerzt immer wieder zu sehen, wie sie sich aus was immer für Gründe zurückziehen.
__________________
Jutta
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  #3  
Alt 30.12.2005, 10:27
kimaugust kimaugust ist offline
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Standard AW: ist Krebs ansteckend, oder warum.......

hallo, Achim

sicher hast Du schon die Antwort von Jutta gelesen. Jawohl, die meisten,
die in Deckung gegangen sind, sind "die Egoisten des Lebens". Besser kann man es nicht auf den Punkt bringen. Eine wirklich "treffende" Aussage.

Ein Kollege von mir ringt seit 3 Monaten um sein Leben. Ich rufe ihn täglich an und besuche ihn oft. Ich erfahre dabei stetig immer neues:

Firma und Kollegen:
die Kollegen/Kolleginnen , mit denen er sich - und umgekehrt - sehr gut verstanden hat, erkunden sich fast täglich nach seinem Befinden. Aber "schlimme" Sachen wollen sie nicht hören, verziehen sofort das Gesicht und sagen überzeugt, morgen ist das schon wieder anders. Sie lassen Grüße bestellen und lassen wissen, einen Besuch würden Sie nicht überleben.
Die glauben daran. Die wenigen, die zunächst mit Elan und Zuversicht ihn besucht haben, klagten im nachhinein, es wurde ihnen schlecht, sie hatten massive Kreislaufprobleme, nein , nein, ein weiterer Besuch ist nicht mehr drin. (und alles hochgebildete Menschen).
Von Kollegen, von denen ich es nicht erwartet habe, waren und da - wie selbstverständlich. Aber, halt einmal und aus die Maus.
Von 100 Kollegen sind jetzt mit mir 4 übrig geblieben. Und das tut im gut. Unser Vorstand schickt regelmäßig Grüße und Geschenke. Ein persönlicher Besuch diente allerdings dazu, ihm mit zu teilen, daß halt sein Job neu ausgeschrieben werden mußte und er dies nicht aus der FAZ erfahren sollte, sonder persönlich . Na ja , kann man so oder so sehen.
Kollegen/innen die ich sehr gut kenne, versichern mir, sie können so ein Leiden nicht sehen und bedauern dies sehr.

Familie: ich kenne die Famlie, sie hat allergrößte Schwierigkeiten damit umzugehen. Insbesondere die Eltern und der Ehefrau geht eine Heilung
(eigentlich ausgeschlossen) viel zu langsam. Man will wenig von den Ärzten wissen und steckt den Kopf in den Sand.

engerFreundeskreis: Er bestand nach meinem Wissen aus 3 Ehepaaren
und einigen Golffreunden. Ich habe bis heute lediglich von 1 (einem)
Besuch in 3 Monaten gehört.

FAZIT: Traurig aber wahr, Ihr steht nicht alleine da,

alles alles gute jürgen

Geändert von kimaugust (30.12.2005 um 10:29 Uhr)
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  #4  
Alt 30.12.2005, 10:58
Thomas Thomas ist offline
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Standard AW: ist Krebs ansteckend, oder warum.......

Hallo Achim,
ich denke es ist bei vielen Menschen die Angst sich mit dem Tod und dem Sterben auseinanderzusetzen. Wenn mich jemand fragt : "wie gehst Du damit um" antworte ich manchmal : "auch Du kommst nicht drum rum, Dich mit den letztendlichen Fragen zu beschäftigen, und ich finds nicht nur schlecht, dass ich mich halt schon jetzt damit beschäftigen muß..." Auch ich habe erlebt dass Kollegen Angst hatten mich anzusprechen, Männer eher, Frauen konnten damit besser umgehen...

Ich wünsch Euch viel Kraft und Mut
Thomas
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  #5  
Alt 30.12.2005, 14:23
chrischan chrischan ist offline
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Standard AW: ist Krebs ansteckend, oder warum.......

Hallo Achim,

ich stimme Jutta, Jürgen und Thomas zu: Es ist oft weniger Gleichgültigkeit als vielmehr Angst. Aber Angst nicht nur vom Tod oder dem Sterben, sondern auch (ich glaube vor allem) vor der Hilflosigkeit, der Abhängigkeit und der Schwäche der Kranken.
In unserer Gesellschaft regiert das Ideal des unabhängigen Einzelkämpfers, der jede Situation alleine meistern kann. Das Schlimmste, was man sich hier vorstellen kann, ist krank und schwach, auf die Hilfe anderer angewiesen zu sein. Wenn ich nachdenke, wie eifrig und zustimmend das Thema Sterbehilfe diskutiert wird oder wie oft ich in den letzten Jahren von Leuten gehört habe, sie wollten lieber sterben als unheilbar krank, pflegebedürftig oder behindert zu sein, dann ist klar, der gesunde Teil der Bevölkerung fürchtet nichts so sehr, wie den eigenen Vorstellungen von einem lebenswerten Leben nicht mehr gerecht zu werden. Dass die Perspektive als Kranker vielleicht eine andere ist, liegt schon jenseits der Vorstellungskraft. Und so wissen sie dann mit einem Kranken im Freundes- oder Kollegenkreis tatsächlich nichts mehr anzufangen.

Ich muss sagen, wenn ich deine Geschichte lese oder die vieler anderer hier, habe ich ziemliches Glück gehabt. Ich habe eine Handvoll Freunde, die alles mitgemacht haben. Auch die hatten teilweise Angst, mich zu besuchen, aber sie haben sie überwunden und sind trotzdem gekommen und dann kann man auch als Kranker oder Angehöriger etwas tun, um die Unsicherheit zu nehmen.

Wie Jutta schreibt, fände ich es auch richtig, die (ehemaligen) Freunde darauf anzusprechen, natürlich nur, wenn die Kraft vorhanden ist. Ich finde es unfair, wenn man nicht nur mit der Sch***krankheit alleine dasitzt, sondern den Schmerz über den Verlust der Freunde auch noch tragen muss. Diesen Schmerz und die dazugehörige Wut sollten auch diejenigen zu fühlen bekommen, die ihn verursacht haben. Vielleicht ein Brief "an die ehemaligen Freunde"? Na ja, es braucht schon etwas Power, um so eine Konfrontation einzugehen und wahrscheinlich braucht ihr davon gerade alles für euch.

Ich wünschte, ich könnte dir und deiner Frau etwas von diesem zusätzlichen und so überflüssigen Schmerz nehmen.

Dir und deiner Frau schicke ich ganz liebe Grüße und wünsche euch frohes neues Jahr.
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  #6  
Alt 30.12.2005, 17:11
achimmaryweyhe achimmaryweyhe ist offline
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hallo jutta,
danke für deine worte.
es ist teilweise echt belustigend, wenn es nicht so traurig wäre, ich kann genau sagen, nachbar X ist jeden tag um 11.55 uhr draussen, um etwas in seine biotonne zu tun.
wenn ich mit marion um die ecke komme, dann läuft er mit seinem biomüll wieder in das haus zurück und geht erst wieder raus, wenn wir weit weg sind. man schafft es gar nicht ihn anzusprechen, aber vielleicht bringt ja die silversternacht etwas, wenn alle nachbarn draussen sind und sich unterhalten.......
ich wünsche dir und deinen freunden alles gute und dann einen guten start ins neue jahr.



von

marion und achim
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Reg' Dich erst auf, wenn's soweit ist.
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  #7  
Alt 11.03.2006, 06:18
Yasca
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Hallo Achim,

das Du sauer bist, kann ich echt nur zu gut verstehen, sowas ist eine mehr als nur besch... Situation.
Manchmal habe ich bei einzelnen Leuten auch das Gefühl, Krebs seie ansteckend, dabei ist er nicht mal bei Berührung ansteckend und man ist auch kein anderer Mensch wenn man an Krebs erkrankt ist.
Also ich muss sagen, meine Freunde halten echt ganz toll zu mir, was mir eine enorme Hilfe ist.
Nur bei meiner Schwester habe ich das Gefühl, als wenn sie Angst hätte, sich über Mails anzustecken. Zwar war es schon immer so, dass sie sich nicht sonderlich oft gemeldet hat aber wenn ich in schwierigen Situationen war, weil z.B. OPs anstanden, hatte sie mir immer ganz liebe Mails geschrieben, über die ich mich riesig gefreut habe.
Nun wo sie weiß, dass sich in meinem Magen ein Karzinom gebildet hat, kein Wort mehr von ihr. Ich hatte ihr schon geschrieben, dass ich immer noch ich bin und das Krebs auch nicht ansteckend ist aber keine Reaktion.
Ich meine das die Leute oft mit solchen Situationen überfordert sind, kann ich verstehen, ist eben nicht einfach damit zurechtzukommen aber dann gleich so abweisend zu reagieren, dass finde ich echt total daneben. Das ist einfach auch feige.
Natürlich kann es bei meiner Schwester auch an ihrer eigenen Vorsorge liegen. Sie hat die selbe Erkrankung wie ich, die familiäre Polyposis und war viele Jahre nicht mehr zur Vorsorge gegangen aber dazu will ich noch mal in einem anderen Bericht schreiben.

Liebe Grüße sendet herzlich Yasca
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  #8  
Alt 22.03.2006, 08:47
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Birgit8 Birgit8 ist offline
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Reden AW: ist Krebs ansteckend, oder warum.......




Hallo,
habe alle Einträge hier gelesen und kann vieles bestätigen.
Bei so einer Krankheit ,sage ich immer,trennt sich die Spreu vom
Weizen.
Leute,denen ich vertraute verschwanden.Andere tauchten auf und
blieben.
Ich denke auch das das ein Gesellschaftsproblem ist.Leidende
und Sterbende gehören nich in unsere "Hochglanzprospekte-Welt".
Am Unbefangendesten gingen die Freundinnen meiner damals
12 -jährigen Tochter mit mir um.Das Zimmer meiner Tochter
war immer ein beliebter Treffpunkt.Auch wenn ich mal Ruhe wollte,
da war immer was los.Sie begrüssten mich wie immer und lobten
meine neue Frisur( Glatze!) . Wenn ich in der Eile mal mein
Tuch vergass,dann sagten sie immer,ich soll ruhig mal Luft
ranlassen.Die älteren Mitbewohner aus unserem Haus kümmerten
sich auch rührend um uns!Und wer während der akuten Phase
keinen Kontakt zu mir hatte,zu dem habe ich jetzt auch keinen
Kontakt aufgenommen.Das klingt hart und ist hart.Aber
Freundschaften oder Bekanntschaften,die so eine Krise überstehen,
das sind wahre Beziehungen!

Euch allen Alles Gute,richtige Entscheidungen und einen guten Tag!!

LG Birgit
__________________
"Höre nicht darauf,was der Krebs Dir flüstert,sondern darauf, was Dein Herz Dir sagt!"


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  #9  
Alt 24.03.2006, 17:35
sonnenstrahl sonnenstrahl ist offline
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Standard AW: ist Krebs ansteckend, oder warum.......

Hallo,

bin auch grad über dieses Thema gestolpert und kann vieles nachvollziehen und habe es selber so erlebt. Während meiner Krebserkrankung haben sich auch Freunde verabschiedet, zu anderen ist der Kontakt enger geworden und es sind viele neue dazu gekommen. Am Anfang hat mich das schon schockiert, dass selbst die größten Quasselstrippen auf einmal keine Zeit mehr hatten und nicht wussten was sie sagen sollten. Heute sehe ich da großzügig drüber weg. Denke das kommt daher, dass viele nicht wissen, was sie sagen sollen, viele verbinden mit dem Wort Krebs Tod und Siechtum und können sich nicht vorstellen, dass es einem auch mit dieser Krankheit gut gehen kann, man sie annimmt und damit lebt. Krebs ist immer noch ein Tabuthema. Ich rede sehr offen über meine Krankheit und gehe offen auf die anderen zu. Das hilft auch Berührungsängste abzubauen. Schön fand ich, dass ich von meinem Chef damals einen riesen Blumenstrauß bekommen hatte mit einer Karte in der er schrieb, dass ich mir keine Sorgen wegen der Arbeit machen soll und mich voll und ganz auf meine Genesung konzentrieren soll. Dafür ist mein neuer chef der Meinung, er müsse mich entlassen, weil er Geld sparen möchte. Solche Entscheidungen kann nur jemand treffen, der selber nicht weiß, was es heißt, Krebs zu haben, diese immer wieder kehrenden Ängste. Naja, ich steh da drüber. Ich sehe heute vieles anders als früher, habe mich durch die Krankheit verändert zum Positiven für mich.
Übrigens erleb ich grad dasselbe wie während meiner Krankheit, alle wissen, dass ich gekündigt werde, aber nur wenige haben mich darauf angesprochen. Find das schon lustig, macht mir nix aus.

Also liebe Grüße und alles Gute
Anett
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  #10  
Alt 03.04.2006, 23:01
achimmaryweyhe achimmaryweyhe ist offline
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hallo an alle,
das es vielen anderen so geht wie uns, war eigentlich klar, aber das es teilweise soooooo gemein und fies zugeht, das ist schon krass.
das hat keiner verdient, der sich in einer solchen situation befindet.
allem zum trotz:
ich glaube, wir haben allen, die uns so enttäuscht haben und unseren anderen bekannten, mal gründlich "DEN WIND AUS DEN SEGELN GENOMMEN".
marion ist inzwischen zuhause, wir hatten kleine aufmerksamkeiten z.b. für alle unsere nachbarn verpackt, egal ob sie sich während marions krankheit um sie gekümmert hatten, oder nicht, wir haben alle gleich behandelt...
für jedes familienmitgleid des jeweiligen haushaltes ein kleines täfelchen schokolade, egal ob erwachsener oder kind, dazu ein kleines kärtchen auf dem stand: FÜR DIE GUTEN WÜNSCHE UND KLEINEN AUFMERKSAMKEITEN VIELEN DANK".
diese kleinen tütchen haben wir in die briefkästen der nachbarn (15 familien) geworfen.
noch während wir unterwegs waren, ich habe marion im rollstuhl geschoben, sind einige nachbarn aus ihren häusern gekommen, es ergaben sich nette gespräche, mißverständnisse sind aus dem weg geräumt worden, es wurde wieder (teilweise) zusammen geredet.
heute gehen wir beide durch die straße und haben nicht den eindruck, als wenn sich jemand mit absicht verstecken würde.
es gibt nach wie vor familien, die damit nicht umgehen können, aber wir haben uns gedacht:
ANGRIFF IST DIE BESTE VERTEIDIGUNG
für uns war es glaube ich das beste, irgendwann sind die anderen bekannten und die letzten zweifler dran, obwohl wir wissen, das damit nicht alle erreicht werden können.
es kann auch nicht jeder aus seiner haut heraus, jeder kann nicht mit einem schicksal wie diesem in seiner nähe umgehen.
aber wenn marion und ich lernen können, dann können es die anderen vielleicht auch.
so, nächstes mal mehr.............

an alle

marion und achim
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  #11  
Alt 04.04.2006, 13:11
LaLuna LaLuna ist offline
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Standard AW: ist Krebs ansteckend, oder warum.......

Ich hatte zwei Freunde, die jung an Krebs starben. Ich habe sie begleitet, hatte also KEINE Berührungsängste, aber wirklich nachempfinden konnte ich es damals nicht.

1. Tatsache: keiner der nicht auch so krank ist, kann die Quälerei wirklich nachempfinden. Sonst wären wir ja wohl alle nicht hier, sondern würden einen Kaffeklatsch mit Freundinnen machen.

2. Tatsache: niemand wird gerne an seine eigene Sterblichkeit erinnert, das ist menschlich, vor allem in unserer heutigen Zeit, wo doch sehr viele NICHT an ein weiterleben nach dem Tod glauben.

Und jetzt die tröstliche Nachricht: es bauen sich andere Freundschaften auf und ich hoffe, dass Ihr Zeit genug habt, das zu erleben. Diese *neuen* Freundschaften sind im Idealfall alte Freunde, meist aber ganz unbekannte, neue Menschen. Das ist spannend und ich würde ganz ehrlich keine dieser neuen Freundschaften gegen eine frühere eintauschen wollen.

lg LaLuna
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  #12  
Alt 04.04.2006, 18:26
Muecke Muecke ist offline
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Hallo an alle....,

der 1. Beitrag mit der Frage ist nicht mehr ganz neu, aber immer noch hochaktuell. Mir ist da besonders der ROTE Artikel von Birgit aufgefallen und somit kann ich mir weitere Worte ersparen und mich diesem nur voll und ganz anschließen. Auch ich habe weitgehend diese Erfahrung gemacht und auch ich habe von meiner Firma nur eine einzige Karte in der 1. Woche und keinen weiteren Anruf oder so ...erhalten. Wenn ich Kontakt aufnehmen wollte, hat es nur geheißen: Du weißt ja, wir haben momentan so viel zu tun!!!

Aber im Gegensatz zu vielen anderen geht es mir zur Zeit wieder gut und jetzt weiß ich, welche Menschen als Freunde übriggeblieben sind. Es sind übrigens auch neue dazugekommen, die ich während meiner Krankheit kennengelernt habe und solche, die ich schon flüchtig kannte aber nie eine so grosse Zuneigung und Fürsorge erwartet hätte, wie sie während meiner Krankheit zeigten.

Auch die Angehörigen sind von solch verlorengegangenen (um die es nicht schade ist) Freundschaften betroffen. Ich finde es auch schlimm, wenn der Partner immer nur gefragt wird: " Wie geht es deiner Frau?" Aber nie: " Wie geht es dir, und kommst du mit der Situation klar?"

In diesem Sinne alles Gute an alle Betroffenen und auch an alle Familienangehörigen

Renate
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  #13  
Alt 07.10.2006, 23:41
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Fides Fides ist offline
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Standard AW: ist Krebs ansteckend, oder warum.......

Hi,

1. In der Not lernt man die wahren Freunde kennen, nämlich die, die sich nicht scheuen, einem auch in schweren Zeiten beizustehen.
2. Lebensbedrohende Krankheiten rühren an die eigene Endlichkeit (und somit an etwas, worüber die meisten lieber nicht nachdenken wollen).

Alles Gute & liebe Grüße
Carola
__________________
Nicht dem Leben mehr Tage,
sondern den Tagen
mehr Leben geben.

Indisches Sprichwort
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  #14  
Alt 31.12.2005, 01:35
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ela68 ela68 ist offline
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Hallo Achim,

Jutta und die anderen Schreiber haben schon alles auf den Punkt gebracht,aber ich wollte dir nur sagen,dass wir die gleiche Erfahrung machen mußten.

Arbeitskollegen,Nachbarn,Freunde,Verwandschaft alle haben meinem Vater versprochen ihn besuchen zu kommen....und wer kam??? Keiner ,nur wir Kinder waren jeden Tag bei ihm,mein Papa hätte sich bestimmt über Besuch gefreut und es tat ihm auch weh,dass sich keiner mehr erkundigt hat.

Wir bekamen nur zuhören,dass sie es nicht sehen könnten wie sehr Papa leidet oder wie schlimm er doch aussah....

Als er dann starb,wollten wir keinen bei der Beerdigung dabei haben,ich weiß nicht ob es im Sinne meines Vaters war,aber meine Geschwister und ich waren einfach nur sauer,er war 2 Jahre und 4 Monate krank und keiner von Ihnen erkundigte sich einmal nach ihm,wir sagten uns zur Trauerfeier kann jeder kommen,aber am Grab wollten wir keine Heuchler....

Aber zur Beerdigung wollten sie alle und waren sauer auf uns,mein Bruder nahm meine Tante mit zur Trauerfeier,ich sagte ihm ,er sollte ihr bitte ausrichten,dass dieser Gang viel schwerer ist als ihn noch einmal lebend gesehen zuhaben,aber dann hieß es wieder,sie konnte ihn nicht leiden sehen...

Ich bin der Meinung,der Mensch ist der selbe geblieben auch wenn sich der Körper sehr verändert hat....es tut heute noch sehr weh.....und mein Papa war immer für alle da,als er noch gesund war....


Wünsche Euch alles Gute
Ela
__________________
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  #15  
Alt 01.01.2006, 20:32
Bernd1 Bernd1 ist offline
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Standard AW: ist Krebs ansteckend, oder warum.......

Hallo Achim,

deine Wut über das Verhalten Anderer hat mich sehr betroffen gemacht. Sie ist so deutlich nachzuvollziehen.
Ich bin jetzt, nach meiner Krebsgeschichte mit Freunden zusammen, die vor meiner Krankheit sehr unauffällig mir gegenüber waren, umgekehrt genauso.

Zu viele hatten einfach Angst mich anzusprechen. Nicht Angst vor Ansteckung. Aber vor was dann? Die Antwort finde ich in mir selbst, wenn ich mir vorstelle wie es war, wenn ich vor meiner Krankheit an Krebs erkrankte Bekannte ansprechen wollte. Einfach war dies nicht. Was sich durch die eigene Betroffenheit geändert hat.

Was auffällig bis heute ist, ist mein Erlebnis, dass nicht ich als Kranker getröstet wurde, sondern meistens ich trösten und beruhigen musste. Nach dem Motto: "Nun macht Euch man keine Sorgen, ich schaffe es schon" Die Tränen meiner Angehörigen habe ich getrocknet.

Weil man mir die Krankheit nicht ansehen konnte, meinten meine Kollegen: "Na siehst Du, Du hattest wohl gar keinen Krebs" und schon konnten sie sich wieder mit mir unterhalten. Meinen Krebs zu benennen? Nein, da traute ich mich nicht, also liess ich sie in Ihrem Glauben.

Du siehst, lieber Achim, jeder Krebskranke hat seine Geschichte mit den Kontakten der Mitmenschen. Ich wünsche Euch, dass Ihr noch liebe Begleiter entdecken könnt.

Gruss von Bernd
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