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  #1  
Alt 23.11.2012, 00:07
manu151186 manu151186 ist offline
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Standard Wie soll ich mich verhalten?

Ich weiß gar nicht recht wie ich anfangen soll. Meine Mutter hatte seit längerer Zeit einen Husten der einfach nicht verschwinden wollte. Kein Antibiotika half. Schließlich wurde Sie zum Lungenfacharzt geschickt. Nach zahlreichen untersuchungen inkl. PET kam dann die schockierende Nachricht.
kleinzelliges Bronchialkarzinom => Lungenkrebs
Meine Mutter war starke Raucherin. Bereits im Jahr 2000 ist mein Vater an Lungenkrebs erkrankt, er wurde operiert. Es ging einige Jahre gut und schließlich verstarb er im Dezember 2007 weil sich wieder Metastasen gebildet hatten und er einfach nicht mehr wollte. Ich habe mich in der Zeit danach sehr um meine Mutter gekümmert, da ich wusste, dass auch sie fleißig raucht. Wir haben es gemeinsam geschafft ihren Zigarettenkonsum von unzählig auf ca. 7 Stück am Tag zu reduzieren und nun trotzdem diese schockierende Nachricht.
Ich habe stundenlang mit dem Arzt gesprochen um endlich zu wissen was genau los ist. Er meinte, dass der Tumor vor einem Jahr vermutlich noch gar nicht auf dem Röntgenbild aufgetaucht wäre, vor einem halben Jahr hätte man in vermutlich schon gesehen. Der Tumor ist ca. 5x5cm groß und die Lympfknoten sind befallen. Ansonsten sind noch keinerlei organe betroffen (leber, niere usw.). Der Befund der MR steht noch aus, diese Untersuchung hatte sie erst gestern. Die Blutwerte meiner Mutter sind hervorragend. Sie ist erst 52 Jahre alt. Wie kann ich meiner Mutter beistehen? Der arzt nannte mir eine Prognose von 2-3 Jahren maximal. Am Montag wird mit der Chemo begonnen. Meine Mutter denkt immer noch, dass sie sich in einen Anfangsstadium befinden und wieder ganz gesund wird. In wirklichkeit ist sie im Stadium 3b limited. Ich muss sie aber auf den Glauben lassen, da ich ihr nicht sagen kann wie es wirklich aussieht. Das würde sie total aus der Bahn werfen und zu selbstaufgabe führen, da sie ohnehin eher depressiv veranlagt ist. Ich versuche ihr beizustehen wie ich nur kann. Ich bin auf jeden Fall bei den ersten chemotagen dabei im krankenhaus. Wie soll ich das ganze unter einen hut bringen? ich habe mir jetzt mal 2 wochen urlaub genommen, aber ich kann mir nicht immer urlaub nehmen. ich bräuchte jemanden der auch nach der chemo nach meiner mutter sieht und alles ein wenig überwacht wenn ich nicht da bin. Soll ich hier mal mit dem hausarzt sprechen? Ich kann versuchen unsere nachbarin mit ins boot zu holen. Ich will einfach jeden strohhalm greifen den ich nur erreichen kann. mir bricht es das herz wenn ich meine mutter ansehe und weiß sie muss sterben. Sie sieht absolut gesund aus, bis auf diesen Husten. Selbst jetzt nach der Diagnose raucht sie noch ihre 7-8 zigaretten am Tag. Von dem bringe ich sie nicht weg. Ich sorge mich sehr um sie, versuche die zeit mit ihr zu genießen indem wir zum beispiel gemeinsam kochen. ich schaue mit ihr jeden tage ihre lieblings tv-serie (obwohl sie mir überhaupt nicht gefällt). Ich heitere die Situation immer wieder durch Witze auf und bringe sie zum lachen (obwohl mir beim besten willen nicht mehr nach lachen ist). Ich will ihr einfach den Gedanken an die Krankheit nehmen. ich kann hier auch absolut daneben lieben, aber ich glaube, dass dies positiv zum Krankheitsverlauf beitragen wird. Es hört sich vielleicht blöd an, aber ich versuche gleichzeitig meiner mutter beizubringen, dass sie keine angst vor dem Krebs haben muss, aber sie es auch nicht leichtfertig betrachten soll. Ich finde man sollte vor dieser Krankheit einen gewissen "Respekt" haben und nicht leichtfertig damit umgehen. Ich bin jetzt 26 jahre alt und werde meine beiden eltern an lungenkrebs verlieren. ich weiß noch gar nicht wie ich das verarbeiten soll. ich hatte wünsche, träume. Ich wollte das meine mutter als alte frau stirbt und noch viel freude mit ihren enkelkindern hat. Die realität sieht jetzt anders aus. Ich bin alleinstehend und meine mutter wird (sollte ich mal eine frau haben) diese nie kennenlernen und sollte ich irgendwann mal kinder haben so wird sie nie oma werden. Allein dieser Gedanke ist so hart für mich. Auf meine Verwandschaft kann ich nicht zurückgreifen. Denen kann ich nicht einmal die Wahrheit sagen weil die Ihre klappe nicht halten könnten und es irgendwann ausplaudern würden wie es meiner mutter wirklich geht und dieses risiko kann ich auf keinen fall eingehen. Ich habe große Probleme damit, wie ich mich verhalten soll. Unauffällig, ja. aber das ist nicht gerade einfach wenn man weiß dass die eigene mutter meinen 30. geburtstag nicht mehr erleben wird. ich bräuchte vor allem tipps auf was ich achten muss wenn meine mutter chemo hatte. Was lebensbedrohlich werden kann. ich weiß, dass ich immer auf fieber achten muss, ihr immunsystem wird schwächer werden. anfälliger für krankheiten, grippe usw. Wie kann ich ihren Körper wieder kraft tanken lassen? es wird schwer, meine mutter ist nicht der typ der sich ausruht, ferner isst sie auch eher wenig. aber sie wird vitamine und schlaf so dringend brauchen.
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  #2  
Alt 23.11.2012, 07:00
Benutzerbild von Rachel
Rachel Rachel ist offline
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Standard AW: Wie soll ich mich verhalten?

Das was ich auf jeden fall machen würde, lese keine statistiken und lasse dich von anderen berichten nicht hinunterziehen. Ist leicht gesagt ich weiß aber diese krankheit verläuft bei jedem menschen anders. manchen leben heute noch mit schlechten diagnosen und manche versterben so schnell obwohl die diagnose gut war.
Sag deiner mama auf jeden fall das sie mit dem rauchen aufhören soll. das wäre echt nicht gut wenn sie weiterrauchen würde.
die chemo wirkt bei jedem menschen anders, manche haben keine probleme und andere haben wieder alles probleme die am beipackzettel stehen. mein mann konnte immer ein paar tage nach der chemo bäume ausreißen. so ca. am 5. tag nach der chemo wurde er sehr sehr müde und dann dann oft den ganzen tag verschlafen. das hat so 3 - 4 tage gedauert, danach ist es ihm wieder gut ergangen. zu beginn der 1. chemo hatte er viel verstopfung aber das hat er dann gut hinbekommen dank der hilfe dieses forums.
wer sagt das deine mama deinen 30. geburtstag nicht erlebt? glaube ganz fest daran, ich habe auch begonnen an kleine wunder zu glaube weil ich in diesem jahr der krankheit meines mannes viel gesehen und viel erlebt habe. niemand kann sagen wielange deine mama noch lebt, niemand kann auch sagen wielange du noch lebst .......... ich hoffe du weißt was ich damit meine. es ist verdammt schwer und diese krankheit verändert alles, einfach alles. mal geht man besser damit um, mal zieht es auch mich ganz nach unten. aber ich weiß heute, daß es nach den tagen ganz tief unten auch wieder tage ganz oben gibt und auf die hoffe ich dann in dieser situation.

Bei der chemo merkt man recht schnell das etwas nicht stimmt, bei mann war mal sooo down das wir sofort ins spital gefahren sind, die leukozyten war völlig am boden. da hat er dann spritzen bekommen und dann waren die Leukos wieder in der Höhe und ihm ist es sofort besser ergangen. In grippezeiten würde ich auch menschenansammlungen vermeiden damit sich deine mama ja keinen virus einfängt der das immunsystem noch weiter schwächt. Du wirst sehen, deine mutter wird sich ausruhen weil es gar nicht anders geht.

lg gitti
__________________
mein Mann: Adenokarzinom

man sieht die Sonne langsam untergehen und erschrickt trotzdem wenn es dunkel ist - Kafka

Geändert von Rachel (23.11.2012 um 07:09 Uhr)
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  #3  
Alt 23.11.2012, 09:04
Katharina1402 Katharina1402 ist offline
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Standard AW: Wie soll ich mich verhalten?

Hi Manu,

ich bin letztes Jahr 30 geworden und leider hat dies meine Mutter auch nicht mehr mitbekommen...sie hätte sich bestimmt ein paar lustige Sprüche einfallen lassen und ein paar Gemeinheiten, bezüglich des Überschreitens der magischen 30
Sylvester vor zwei Jahren feierten wir noch zusammen und sangen Karaoke und es war ein toller Abend... bis auf ihren Reizhusten, der nicht enden wollte. Mir kommt deine Geschichte so verdammt bekannt vor und ich wünsche mir von Herzen einen anderen Ausgang für dich....meine Mutter war zum Zeitpunkt der Diagnose 49. Sie starb einen Tag nach ihrem 50. Geburtstag nach nur 8 Wochen. Es war die Hölle, denn sie war alles für mich...sie fehtl schrecklich...

Setze deine Mutter nicht unter Druck. Den Fehler machten meine Schwester und ich teilweise. Wir machten uns schlau, auch, was alternative Heilmethoden betrifft und wir "zwangen" sie regelrecht dazu, nichts zu vergessen einzunehmen. Ebenfalls hatte sie durch die Betrahlung keinerlei Appettit. Wir brachten ihr alles mögliche zu essen und haben es damit ein wenig übertrieben. Ich würde mittlweile doch ein wenig anders machen, aber trotz allem bin ich mir sicher, dass sie uns das nie übel nahm, da sie weiß, wir meinten es nur gut und kämpften für sie mit.

Alles Gute und kämpft, aber ohne Druck.
Katharina
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  #4  
Alt 23.11.2012, 09:51
BrokenSoul1989 BrokenSoul1989 ist offline
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Standard AW: Wie soll ich mich verhalten?

Das "Anhängsel" von Rachel finde ich sehr schön und sehr passend.


"Wende dein gesicht der Sonne zu,dann fallen die Schatten hinter Dich"


Du hast es schon einmal gesehen, 7 Jahre bei deinem Papa, wahnsinn, alle Statistiken!!!!!! geknackt!!!!! warum sollte es also nicht auch ein 2tes Mal klappen.

Lass den Kopf nicht hängen und verlier nie den Glauben, den Mut und die Hoffnung,das deine Mama doch noch Enkelchen bekommt und deinen 30ten mit dir feiert!!!!

Und das Rauchen solte sie aber wirklich möglichst schnell aufgeben,besser heute als morgen,wer nur 7 Zigs raucht am Tag schafft es auch ganz, denn dadurch werden eure Chancen leider nicht sonderlich erhöht,aber das weisst du ja sicher selber

Liebe Grüße
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  #5  
Alt 23.11.2012, 11:41
paula2007 paula2007 ist offline
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Standard AW: Wie soll ich mich verhalten?

hallo manu,

es tut mir leid, dass nun auch deine mutter betroffen ist, nachdem du diesen horror schon einmal durchlaufen mußtest.

was du machen kannst? sei einfach für deine mama da wenn sie dich braucht. ich glaube das ist das wichtigste. und vor allem genießt diese gemeinsame zeit! lese keine statistiken, denn sie müssen nicht zwangsläufig stimmen (wie du bei deinem papa ja schon gesehen hast) und reißen einen nur weiter runter!

was das rauchen angeht, sicherlich wäre es besser aufzuhören - ohne frage...als mein papa krank war war das raucherzimmer der lungenkrebsstation jedoch der meistbesuchteste raum...ich glaube, dass viele krebspatienten keinen sinn mehr darin sehen dann noch aufzuhören. bei meinem papa war es genauso...er fragte immer warum wir ihm das auch noch nehmen wollen...

ich wünsche dir auf jeden fall ganz viel kraft und noch ganz viel zeit mit deiner mama. deiner mama wünsche ich alles gute, dass die therapie gut anschlägt und dass sie keine schmerzen hat!

liebe grüße, nicole
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  #6  
Alt 23.11.2012, 14:58
Thomas1 Thomas1 ist offline
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Standard AW: Wie soll ich mich verhalten?

Hallo
Der kleinzellige Lungentumor kann hin und wieder operiert werden,speziell wenn er limited ist.Ich würde die Möglichkeit in Betracht ziehen,allerdings ist er wenn man ihn sehen kann auf dem bild,schon durch den ganzen Körper,Metastasen sind da vorprogramiert,bestes Mittel ist eine Platinhaltige Chemo.Ich würde Dir raten deine Mutter solange zu unterstützen wie es geht.Hör ihr zu,du wirst merken wann und wie sie dich braucht.Unwahrscheinlich wichtig ist die Psyche,arbeite daran,es wird ein auf und ab geben,dennoch auch wenn die aussichten nicht rosig sind,gibt es immer wieder Menschen die allen Prognosen trotzen,und das bei allen Krebsarten!!!!!!!!
Viele grüsse
Thomas
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  #7  
Alt 23.11.2012, 23:20
KerstinTochter KerstinTochter ist offline
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Standard AW: Wie soll ich mich verhalten?

Hallo Manu,
Wenn ich deinen Bericht lese, bin ich überrascht, welche Ressourcen du bereits parat hast. Du hast konkrete Vorstellungen formuliert, wie die Unterstützung für deine Mutter aussehen könnte, du suchst Antworten auf Fragen. In Bezug auf deine Mutter bist du im Tun. Hab ich das richtig gelesen? Ich würde dich gern fragen, wie es mit deinen Bedürfnissen aussieht? Hast du herausgefunden, was für dich jetzt ganz wichtig ist? Was würdest du brauchen, damit du den Weg der vor dir liegt "gut" gehen kannst (vielleicht auch in der Hoffnung, dass - nach vielen Jahren Rückschau - diese Zeit als intensiv, lehrreich und bereichernd empfunden wird - oder was auch immer du mitnehmen magst). Ich wünsche dir das, was du für dich brauchst.
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  #8  
Alt 25.11.2012, 13:34
manu151186 manu151186 ist offline
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Standard AW: Wie soll ich mich verhalten?

Ich versuche mein Möglichstes zu tun.
Ich bin am Freitag zu einem Onkel gefahren der jahrelang in einen Krankenhaus als Narkosearzt gearbeitet hat und bin mit ihm alles durchgegangen. Die Nachricht hat auch ihn sehr getroffen, dass nun seine Schwester so eine Krankheit erleiden muss. Er unterstützt mich in der Hinsicht, dass er durch seine Arbeit im Krankenhaus die ganzen Ärzte kennt und mit Ihnen allen befreundet ist. Bei Sachen die er selber nicht weiß, braucht er somit nur zum Hörer greifen und hat in ein paar Minuten die richtige Antwort von seinen früheren Kollegen im Krankenhaus. Ohne rumgedruckse von den Ärzten, er erfährt sofort die richtige Auskunft.
Ich bin am Freitag noch richtig mit meiner Mutter aneinandergeraten weil sie einfach nicht aufhören will zu rauchen. Ich hab ihr alles versucht anhand von beispielen deutlich zu machen, dass sie ja auch nicht bei einer offenen Wunde jeden Tag da Dreck darauf wirft, weil das die Heilung verhindert. Habe ihr versucht zu verdeutlichen, dass sie auch nicht wenn sie grippe hat und antibiotika nimmt halbt nackt draußen im winter rumläuft. Ich hoffe Sie hat es jetzt endlich in Ihren Kopf bekommen. Gestern hat sie keine einzige Zigarette geraucht. Es geht also. Es ist nur die Macht der Gewohnheit. Umso mehr bedrückt es mich, weil es also schon immer Möglich gewesen wäre einfach nicht mehr danach zu greifen. Ich werde meine Mutter noch dazu bringen meinen Onkel anzurufen. Sie soll ihm selber sagen an was sie erkrankt ist. Ich werde ihr ein wenig ins gewissen reden, dass ihr bruder eigentlich genau der richtige Mann ist, den wir jetzt aufgrund seiner jahrelangen erfahrung so sehr brauchen. Hab das mit meinen Onkel so durchgesprochen weil es nicht gut ist, wenn ich meiner mutter einfach sage "du ich hab deinen bruder informiert". Viele Menschen fühlen sich da übergangen und reagieren mit einer trotzphase. Morgen startet die Erste Chemo. Am Freitag wurde noch der port gesetzt für die Infusionen. Samstag war kontrollbesuch und verbandswechsel im krankenhaus. Alles sieht gut aus. Meiner Mutter hat eine gute Wundheilung, das hat sich schon in vergangenen Jahren gezeigt, als sie sich die schulter gebrochen hat und alles gut verheilt ist. Meine Mutter ist ja auch noch jung. Mit meiner nachbarin habe ich auch schon gesprochen. Sie wird auch nach meiner Mutter sehen, das ist für sie selbstverständlich. Mit Ihren Hausarzt muss ich noch sprechen, da bin ich noch nicht dazu gekommen. Gestern waren wir noch beim Fotografen und haben bilder von uns machen lassen. ich merke aber selber, dass ich nur durch so Besuche beim Fotografen sehr geschlaucht werde. Vermutlich weil ich ja den Hintergrund des Besuches kenne. Der Besuch beim Fotografen war gestern das einzige das ich zusammengebracht habe. Ich versuche mich momentan abzulenken. Erklärt mich nicht für blöd, aber ich hab gestern sogar ein altes computerspiel rausgesucht und ein paar stunden gespielt, damit ich nicht immer an den Krebs denke. Aber ist das wirklich gut? Ich verdränge sozusagen das Leid meiner mutter. Und da krieg ich dann schon einen gewissenskonflikt weil ich das leid meiner Mutter (zumindest eine zeit lang) ignoriere. Freitag abend war ich noch schwimmen mit einer freundin. einfach raus ein wenig reden. Gestern abend ein paar freunde besucht. Wobei ich jedes mal in den Konflikt komme und mich frage "soll ich wirklich wegfahren?". Das meine Mutter gestern nicht geraucht hat, hat einen wahnsinns unterschied ausgemacht. Wenn sie raucht war ihr Husten immer sehr extrem, richtige Hustenanfälle. Gestern keine Zigarette geraucht und schon hustet sie nur noch selten und wenn dann nur sehr leicht. Das hat mich sehr überrascht. ich merke allerdings, dass ich selber sehr schlapp bin, das ganze kostet mich doch mehr kraft als ich zugeben will. Heute will ich gar nichts mehr machen. ein bischen computer spielen, nachher noch formel 1 anschauen (meine heimliche leidenschaft). Einfach mal nichts tun. Wieder Kräfte sammeln. Meine Mutter ist mit meinen Stiefvater in die Stadt gegangen, da heute bei uns ein Markt ist. Anschließend besucht sie noch eine Tante von mir. Das kommt mir sehr gelegen, sie soll einfach raus und nicht zuhause sitzen. ich habe die Vermutung, dass ich auch unter der Beobachtung von dem Onkologen und deren Psychotante aus dem Krankenhaus bin, da Sie wissen, dass ich schon meinen Vater an Lungenkrebs verloren habe und Sie bereits nach den ersten Gesprächen mit mir gemerkt haben, dass ich so ziemlich jeden Strohhalm für meine Mutter ergreife den ich nur erreichen kann. Zumindest hat die Psychotante zu mir gesagt als ich gegangen bin, dass sich der behandelnde arzt und sie nach mir erkundigen werden.
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  #9  
Alt 26.11.2012, 11:31
Tiina Tiina ist offline
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Standard AW: Wie soll ich mich verhalten?

Liebe Manu,
Du tust wirklich Dein Möglichstes! Und Du tust wirklich sehr viel - ich habe damals nicht so viel auf die Reihe gekriegt, obwohl ich auch versucht habe, ganz viel für meine Mutter zu tun...

Es ist nicht nur absolut OK, wenn Du mal ein paar Stunden nicht an das Leid Deiner Mutter denkst, wenn Du mal etwas für Dich tust - es ist sehr wichtig und notwendig! Sonst wirst Du irgendwann zusammenklappen und damit hilfst Du Deiner Mutter auch nicht...

Ich finde es sehr gut, dass Du auch andere Leute mit ins Boot holst (Deinen Onkel, die Nachbarin, den Hausarzt) - die Situation ist sehr schwer zu tragen und ertragen und jede Unterstützung ist kostbar!
Hast Du auch jemanden, der Dich unterstützt? Mit dem Du reden kannst, bei dem Du weinen kannst?

Alles Gute für Euch!
Anja
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  #10  
Alt 26.11.2012, 19:09
manu151186 manu151186 ist offline
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Standard AW: Wie soll ich mich verhalten?

Es gibt momentan keinerlei Unterstützung.
Ab und zu kann ich mit Freunden was unternehmen wie vor kurzem schwimmen gehen. Das lenkt ein wenig ab. Aber ein Außenstehender wird sich niemals in mich hineinversetzen können.
Heute war der erste Chemo Tag. Meine Mutter wollte nicht das ich mitkomme, ich wollte Sie dann nicht weiter drängen, da Sie sonst gleich wieder sauer wird. Bin ich halt zuhause auf Kohlen gesessen und hab gewartet. Nach 4 1/2 Stunden war Sie dann wieder da.
Bis jetzt keine Probleme mit Übelkeit, Müdigkeit. Aber mal die nächsten Tage abwarten. Ich habe Sie soweit gebracht, dass sie Kreuzworträtsel mitnimmt und ihr strickzeug. Damit sie das machen kann, was sie ansonsten zuhause auch macht. Dann noch nebenbei mit den anderen Patienten reden. Ich glaub das war ganz gut. Das gewohnte von daheim mitzunehmen. Heute kommen noch ihr bruder mit seiner frau um sie zu besuchen. Seit Samstag hat sie keine Zigarette mehr geraucht. Ein kleiner Erfolg. Hier die genaue Diagnose

cT2a (je höher die Zahl desto verbreiteter der Tumor)
G3 (Hoher Malignitätsgrad, das aussehen der zellen unterscheidet sich stark von normalen zellen)
N3 Befall der Lymphknoten
M0 keine Metastasen

Momentan bekommt sie eine behandlung mit Carboplatin / Etoposid
Ab dem 2. oder 3. Zyklus kommt Radiotio dazu.

Ihre sonstigen Erkrankungen

Schilddrüsenunterfunktion
Herzfehler (Mitralklappe)
Bluthochdruck
Übergewicht
Darüberhinaus hatte sie schon Trombose

Gestern gabs einen kleinen Aufreger. Meine Mutter wollte das Taxi für die Chemo bestellen bei dem Taxiunternehmen, das ihr die Krankenkasse genannt hatte. Keiner geht ans Telefon ran. Da hab ich mich dann eingeschaltet und ein anderes Unternehmen angerufen, das bereits meinen Vater zur Chemo gefahren und mit denen eine Uhrzeit ausgemacht. Das sind ja mal wieder tolle Taxiunternehmen die da von der Krankenkasse empfohlen werden. Da rufst an und dann geht keiner ran. Ist ja wirklich sehr gut, das man kranke leute mit sowas auch noch belastet. Typisch krankenkassen.

Ansonsten verläuft momentan alles gut. Im Laufe der woche werde ich noch den Hausarzt aufsuchen. Brauch ich da was schriftliches von meiner mutter, das ich auskunft bekomme und mit dem arzt sprechen kann? War beim Krankenhaus schon ein kleines Problemchen als ich mich erkundigt hatte. da hat mich der Arzt gleich gefragt ob ich authorisiert bin. Ich hab da nur geantwortet, dass ich ihr sohn bin, sie seit 26 jahren kenne, sie mich 9 monate im bauch spazieren getragen hat und das muss als authorisierung reichen.

Was micht freut. Meine Mutter hat Hunger. Nach der Chemo hat sie gleich Knödel mit Fleisch gegessen. Auch in der früh vor der Chemo hatte sie was gegessen. Schon mal erfreulich, dass das funktioniert.

Ich hoffe sie ruft heute oder morgen noch ihren bruder an (der, der im krankenhaus gearbeitet hat). Das wär schon sehr gut.

Nur ich bin total schlapp. Das ganze Nachdenken, die Situation. Ich erhohle mich im Schlaf nicht mehr. Heute war ich den ganzen tag kaputt und kraftlos.

Das sie nicht mehr raucht finde ich super. Habe ihr schon gesagt, dass ich da sehr stolz auf sie bin. Ein bischen Loben kann hier nicht schaden.
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  #11  
Alt 27.11.2012, 19:26
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Mona79 Mona79 ist offline
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Standard AW: Wie soll ich mich verhalten?

Hallo Manu,
meine Mama erkrankte diagnostisch vor exakt 5 Jahren am kleinzelligen BC. Sie hat schon so einiges durchstehen müssen: Bestrahlung, Chemo, Bluttransfusionen...ect. du fragst wie du dich verhalten sollst?! Ganz klar: Sei für sie da, wenn sie dich braucht. Und glaub mir, sie braucht dich nicht ständig. So lange sie selbstständig ist und das auch entscheiden kann...so lass sie auch tun. Deine Mutter ist eine mündige, erwachsene Frau, respektiere das. Es ist aber richtig, dass du die o.g. Personen involvierst...schon allein daran merkt man: du bist nicht allein!! Ich will hier nichts verschönigen, es werden harte Zeiten auf euch zukommen, deine Mutter wird sich vielleicht auch mental verändern. Meine Mutter war immer für mich da, konnte mich bei ihr ausheulen, fand mit mir gemeinsame Lösungswege bei Problemen. Seit den Therapien hat sie jedoch angefangen, sich der Probleme anderer nicht mehr anzunehmen. Das war natürlich hart für mich, aber dennoch vollstens Verständlich..sie hatte sich schliesslich um sich und ihren Körper bislang zu kümmern. In den vergangenen Jahren haben wir viele Höhen und Tiefen erlebt. Höhen waren z.B. dass wir 4x auf Mallorca waren, jede Feierlichkeit mitnahmen (wenn es der gesundheitl. Zustand zuließ), eine Menge quatsch gemacht und gelacht haben. Meine Eltern haben ein enges Verhältnis zu meinen beiden kleinen Söhnen, manchmal hab ich sie auch einfach auf meine Eltern "losgelassen" damit vor allem meine Mutter merkt : DAS IST DAS LEBEN, UND DARAN HALTE ICH FEST. Gut, du hast deiner Mutter jetzt noch keine Enkel als "Erfrischung" vorzuweisen, aber wie ich das entnehmen konnte, hast du eine enge Beziehung zu ihr. Denke darüber nach was sie immer gern getan hat, und versuche diese Dinge und Situationen zu wiederholen, zu bestärken. Brumm ihr bitte keine "neuen" Sachen auf, so lange deine Mutter klar denken kann, kann sie auch entscheiden was für sie gut ist, du kannst es nur vorschlagen...aber nicht übertreiben bitte Anfänglich habe ich ihr nach jeder Therapie imme r eine Kleinigkeit auf ihren Küchenthresen (an dem sie immer sitzt) gestellt. (hab nämlich seit meinem Auszug einen Schlüssel vom Haus meiner Eltern, hähä, und nie abgegeben). Ich stellte ihr z.B. einen Strauss Blumen hin, eine schöne Karte mit handgeschriebenen Zeilen, Schutzengel...all so was, das meine Mutter merkte, dass sie geliebt wird! Lass dich von Statistiken nicht verunsichern, deine Mutter ist eine Person die geliebt wird und keine Nummer in einer Statistik! Gerne schreibe ich dir von weiteren Erlebnissen in letzten 5 Jahren wenn du magst und tausche mich auch gern mit dir aus. Liebe Grüße, Kopf hoch, Zähne zusammen beissen, und vor allem: Deine Mama braucht dich nicht ständig, nutz einfach die Zeit für dich!!!
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  #12  
Alt 27.11.2012, 21:57
manu151186 manu151186 ist offline
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Standard AW: Wie soll ich mich verhalten?

Ich schreibe meiner Mutter nie etwas vor. Ich stehe ihr mit Rat zur Seite ohne Sie zu etwas zu drängen. Habe ein sehr gutes und liebevolles Verhältnis zu meiner Mutter. Heute war die Frau meines Cousins da mit Ihrer kleinen Tochter. Das hat meine Mutter sehr gefreut, Sie mag ja Kinder so gerne. Heute war wieder ein Chemotag. Danach ging Sie noch einkaufen. Keine Ermüdungserscheinungen von der Chemo. Ich hab nur gesagt, so lange Sie sich fit fühlt kann sie ruhig alles tun was sie zuerst auch getan hat. Aber Sie solle bitte nicht die Gesunde spielen wenn es ihr schlecht geht. Da solle sie sich dann bitte ruhig halten. Das hat sie schon verstanden. Ich habe sie auch nicht gezwungen das Rauchen aufzuhören. Ich habe ihr nur gesagt, dass es für Sie viel besser wäre. Es hat gefruchtet. Meine Mutter vertraut mir blind und gibt mir meistens Recht. Wir führen eine sehr innige Beziehung zueinander. machen gemeinsam Kreuzworträtsel, trinken unser Teechen, schauen unsere TV-Serien (gut, sind eher Ihre), Kochen gemeinsam. Sie weiß, dass ich immer für sie da bin und dass sie sich immer auf mich verlassen kann. Momentan bin ich nur froh, dass sie die Chemo bis dato so gut verträgt. Meine mutter ist nicht der typ mensch der gerne reist. Sie ist der typ, der ihre gewohnte umgebung braucht und ihre gewohnten leute um sich herum. das gibt ihr kraft und sicherheit. Meine Mutter ist nicht der große Freund von Veränderungen, das weiß ich. Veränderungen machen ihr angst.

Geändert von manu151186 (27.11.2012 um 22:54 Uhr)
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  #13  
Alt 28.11.2012, 03:07
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Katzensprung Katzensprung ist offline
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Standard AW: Wie soll ich mich verhalten?

Liebe Manu,
ich finde, du machst alles richtig.
Lach mit ihr, mach Späßchen, sprich nicht über die Ernsthaftigkeit ihrer Erkrankung. Akzeptiere es, wie SIE damit umgeht.

Ich sag das so leicht, ich kann es auch nur bedingt... bin in ganz ähnlicher Situatuion, meine Mutti leugnet auch, dass sie nicht mehr lange hat.

Aber ich finde, und das fällt mir auch sehr schwer - wer Zuspruch geben mag, sollte nicht weinen.
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  #14  
Alt 28.11.2012, 13:14
manu151186 manu151186 ist offline
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Standard AW: Wie soll ich mich verhalten?

Momentan versuche ich einfach nur ihr den gedanken an die Krankheit zu nehmen. Ich denke bis dato funktioniert es ganz gut. Sie hat (noch) keinerlei Beschwerden durch die Chemo. Ihr Reizhusten ist fast komplett weg seitdem Sie aufgehört hat zu rauchen. Heute habe ich mich erkundigt wo wir eine Perücke herbekommen mit entsprechendem Zuschnitt. Da haben wir gleich einen sehr guten Friseur in der Nachbarstadt. Letztes mal hat sie durchblicken lassen, dass ihr die Farbe ihres Schlafzimmers nicht mehr so gefällt. Dann war ich halt heute morgen schnell Farbe kaufen. Pinsle ich halt demnächst ein bischen rum. Essen tut sie mir auch fleißig. Heute hat sie schon mit einer freundin telefoniert. Abends wird vielleicht eine Tante noch vorbei schauen. Morgen kommt eine Freundin vorbei. Ich ziehe Sie auf wo ich nur kann. Sie wird ja im Krankenhaus immer auch gewogen. da hat sie von vorgestern auf gestern 1 kilo zugenommen und ich frage sie halt dann wieviel sie heute wohl mehr auf den rippen hat.
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  #15  
Alt 28.11.2012, 18:42
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Mona79 Mona79 ist offline
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Standard AW: Wie soll ich mich verhalten?

Hallo Manu,
meine Mama hat sich ihre Perrücken verschreiben lassen, ich weiß ja nicht ob deine Ma schon nen Rezept dafür hat. Falls sie nur lichte Stellen bekommen sollte habe ich nen guten Tip für euch, nachdem ich aber noch mal Googlen muss. An sonsten machst du das wirklich toll!! Du hast mal etwas von deinem Stiefvater geschrieben, inwiefern ist er present?
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