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  #1  
Alt 03.10.2005, 23:33
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Lady Molly Lady Molly ist offline
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Standard Und nun?

Hallo *in die Runde winke*

einige von euch haben bestimmt schon dies oder das von mir gelesen.
Ich bin 37 Jahre alt und habe vier Kinder im Alter von 17, 16, 11 und 8.
Die zwei älteren sind Mädchen, die zwei jüngeren Jungs.
Seit Anfang des Jahres kränkelte mein Mann vor sich hin und Mitte April wurde Lungenkrebs bei ihm festgestellt. Ca. zwei Monate lang hofften wir das der Tumor unter Bestrahlung und Chemo schrumpft damit er operiert werden kann. Leider ist er weiter gewachsen, Knochenmetastasen wurden gefunden, die Schmerzen waren schwer in den Griff zu bekommen und grausam.
Als endlich die richtige Schmerztherapie lief stand fest das der Tumor rasant weiter wuchs, mein Mann litt dann unter einem Pleuraerguß der Luftnot bereitete, alle zwei Tage punktiert werden musste. Der körperliche Verfall ging schnell trotz neuem Chemoversuch weiter. Erst sprachen die Ärzte von Heilung, kurz darauf von Zeit, dann von Wochen. Die Wochen waren Tage und mein Mann starb mit 47 knapp vier Monate nach der Diagnose zu Hause.
Wir wussten beide (die ganze Familie) das es bald zu Ende geht, sind so offen und ehrlich damit umgegangen das Aussenstehende manchmal direkt vor den Kopf gestossen waren. Wir haben in der kurzen Zeit Beziehung gelebt wie nie vorher gekannt und uns auch verabschiedet, so gut es eben ging.
Eine schwere, aber auch schöne Zeit. Zurück blieb das "Warum", die Trauer hielt sich in Grenzen, das grosse Loch blieb aus, sie war teilweise schon ausgelebt seit der Diagnose, wir haben es möglichst angenommen, so wie es war.

Und nun?
Alle glauben ich bin eine besonders tolle, tapfere, starke Frau.
Alle finden es prima wie ich meinen Mann begleitet habe, wie wir doch so offen waren. Alle leben ihr Leben weiter und gut ist.

Aber nichts ist gut. Ich bin seit acht Wochen Witwe und weiss nicht wer ich bin. Was soll ich hier? Wie soll ich noch mindestens 10 Jahre aushalten bis unser Jüngster erwachsen ist? Mir fehlt eine Hälfte meiner Selbst. Von was soll ich die Kinder ernähren? Ich habe keinen Berufsabschluss, bin seit 20 Jahren Hausfrau. Wie begleite ich die Pupertät meiner Söhne? Sie sollten doch einen Vater haben in dieser wichtigen Zeit. Mit wem soll ich reden? Kinder sind Kinder und Freunde sind auch nicht mein Mann, sondern Freunde.
Vor allem, welche Freunde? Ich habe bestimmt 50 Hände geschüttelt und ebenso viele Menschen umarmt bei der Trauerfeier, jeder steht mir bei und hilft mir, leider haben wohl alle meine Telefonnummer verloren. Melde ich mich ist jeder bei der Tagesordnung mit ach, so wichtigen Dingen.
Mein Schwiegervater starb acht Wochen vor meinem Mann, auch an Lungenkrebs. Die Familie ist mir auch keine Hilfe, trotz kleiner Ansätze, meist glänzt sie mit Abwesenheit.


Das Ausrichten der Trauerfeier, aller Papierkram, alle Entscheidungen, ich musste sie alleine treffen und erledigen.
10 Tage nach dem Tod meines Mannes hatten wir Hochzeitstag. Ich stand alleine am Grab.
Nach den Sommerferien wurde unser Sohn in eine neue Schule in die 5. Klasse aufgenommen. Ich begleitete ihn alleine zur Einschulungsfeier.
Wir (die Kids und ich) waren mit Liz und Willy auf dem St. Gotthard. Unsere Erinnerungen daran will niemand hören.
Die persönlichen Dinge meines Mannes, ich musste alleine räumen, sortieren und sehen was wohin soll, wer es bekommt. Ich habe bis heute seinen Geldbeutel nicht ausgeräumt.

Inzwischen weine ich immer mehr. Ich will meinen Mann zurück. Aber ich bin auch so traurig über die Menschen um mich herum. Sehen sie denn nicht was das LEBEN bedeutet? Welchen Schatz sie in der Hand haben und wie sie ihn vergeuden? Mich macht das nicht nur traurig, sondern auch wütend.

Wenn ich nur wüsste was ich möchte und wie es weiter gehen soll.
Ich kann und möchte doch nicht jeden Tag einfach hinter mich bringen und nur schauen, ob die Kinder gut versorgt sind.
Ich will alles aufeinmal und gleichzeitig nichts.

Aber ich bin ja tapfer und stark und mutig....
Warum sieht niemand genau hin? Wäre das unbequem?

Wie habe ich acht Wochen geschafft zu Leben ohne jeden Sinn dahinter zu sehen?

Es grüsst euch eine ziemlich gefrustete Susanne!

P.S. Ich weiss das es vielen von euch ähnlich geht, aber ich musste es mal in Worte fassen und zumindest aufschreiben, wenn mir schon niemand zu hört.
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  #2  
Alt 04.10.2005, 00:41
Briele Briele ist offline
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Standard AW: Und nun?

Liebe Susanne,

ich glaube das ist jetzt einmal ein guter, fester Schritt in eine andere Richtung. Ein thread für Lady Molly. Das find ich richtig gut. Es geht nicht darum, dass viele zurückschreiben, das hab ich bei meinem thread bemerkt. Ganz lang waren Alina und ich alleine. Es geht darum, dass man Seelenverwandte findet. Und das wünsch ich Dir von Herzen. Du hast in Dir eine so große Bereitschaft herbeizueilen, wenn einer in Not ist, Trost braucht, es müsste doch mit dem T. zugehen, wenn hier nicht King-Kong-ähnliche Schultern für Dich aufgebaut werden an die du Dich lehnen kannst.

Was Du schreibst klingt traurig, und trostlos was die Menschen in Deinem Umfeld betrifft. Man versteht es nicht. Hier im Forum habe ich öfter gelesen, dass der Tod des Partners, und ich glaube da wohl besonders des Mannes, auch eine Zäsur ist, was den Kontakt mit bisherigen Freunden betrifft. Das muß sehr schmerzhaft, enttäuschend und kränkend sein. Wahrscheinlich braucht es seine Zeit bis man sich sagen kann, rutscht mir den Buckel runter, ich will euch gar nicht mehr. Es ist so ein unnötiger, ja auch vermeidbarer und zusätzlicher Schmerz, der einem angetan wird.

Ich würde gerne auf Deine Beispiele eingehen, so mit Dir alle und alles gemeinsam abklopfen, was man als gegeben hinnehmen kann, wo man auf eine Änderung hoffen darf, wer vielleicht wartet, dass Du sagst, he, komm, ich brauch dich.
Aber ob ich dabei überhaupt brauchbar und von Hilfe sein könnte?

Susanne, ich bin da. Ich höre Dir gerne zu. Wirklich. Und andere bestimmt auch.
Für heute sag ich gute Nacht und umarme Dich
Briele
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  #3  
Alt 04.10.2005, 09:57
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Lady Molly Lady Molly ist offline
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Standard AW: Und nun?

Liebe Briele,

danke für deine Antwort und deine Nachricht.

Vom Verstand her weiss ich das wohl einige Menschen aus meinem Leben verschwinden werden. Ich weiss auch das es schwer ist für andere zu sehen das ich für meinen Mann und für die Kinder das Beste versucht habe bzw. versuche, dadurch wirke ich als wenn alles paletti ist und das ist es natürlich nicht.

Hier vor Ort gibt es weitere Witwen, aber die stecken entweder so fest in ihrer Trauer oder sind viel, viel älter, also in einer anderen Situation, es passt einfach nicht. Das Forum hier ist von Anfang an bis jetzt der einzigste Ort wo ich verstanden werde. Ist es denn so schwer in den Kopf zu bekommen, dass ich zwar trauere, aber deshalb nicht mein Leben aufgeben möchte?

Ich kann z.B. auch keinen Friedhof mehr sehen, weil die Menschen oft nicht hingehen um am Grab ihren Lieben Nahe zu sein, sondern um zu giessen, Unkraut zu rupfen, zu sehen wie sauber oder nicht die anderen Gräber sind.
Manchmal stehen Blumen auf dem Grab meines Mannes und ich denke, wofür?
Warum hat die niemand ihm gebracht als er lebte?

Ich versuche meinen Mann zu ersetzen bei den Menschen denen er immer geholfen hat, Nahe stand, übernehme seinen Part. Ich denke bei diesen speziellen Menschen ist das in seinem Sinne. Ach, wie bewundernswert von mir, oder? Keiner sieht das das meine Art der Trauerverarbeitung ist, ich das für mich tue um selber zu überleben.

Es ist so frustierend jeden Tag die gleichen Arbeiten zu erledigen, die selben Diskussionen mit den Kindern zu führen, die bekannten Abläufe hinter sich zu bringen und abends geht keine Haustür auf und niemand kommt mit dem ich darüber reden, lachen und meckern kann.

Nichts hat sich geändert, auch meine Familie oder Freunde nicht, nur ich
und ich sehe einfach den weiteren Weg nicht. Die Taktik jeden Tag anzunehmen und Tag für Tag hinter mich zu bringen mag ganz nett sein, wird auch von vielen gerne empfohlen, aber ich will langsam mal wieder etwas weiter blicken. Ich bin nicht nur seit acht Wochen alleine, das ganze Jahr war praktisch Ausnahmezustand. Letzten Dezember war meine Oma gestorben, dann Männe krank, mein Schwiegervater, die vielen Schicksale nebenan und auch hier.

Ich möchte die Erfahrungen sinnvoll umsetzen, Menschen helfen, ich helfe mir selber damit. Wenn man aber mal ehrenamtliche Hilfe ausser acht lässt, ist man mit 37 Jahren einfach nicht kompetent. Scheinbar habe ich seitdem ich die Schule verlassen habe nichts gelernt, nur weil ich es nicht per Papier nachweisen kann. Was habe ich nur die letzten 20 Jahre gemacht? ;-)

Mich frustriert das alles mehr als der Tod meines Männes. Ich hätte nie gedacht das es einem in allen Bereichen so schwer gemacht wird, nachdem man schon so einen schweren Weg hatte. Zerfällt man in Trauer, soll man funktionieren, lese ich hier zu oft. Will man weiter machen, liegen Steine im Weg und werden noch kräftig neue dazu gelegt.

Liebe Briele, ich weiss, ich kann Stück für Stück mir Hilfen suchen, mein Leben ordnen, aber ich glaube du hast auch verstanden das es mir eher hier darum geht mich einfach auszuquatschen und etwas Echo zu bekommen von Menschen die mich verstehen, die einfach da sind und zu hören, die einfach mal mit mir meckern, mich mal trösten und mir auch mal sagen das ich etwas falsch sehe. Und du bist mir bestimmt eine Hilfe, denn du nimmst mich wahr und machst dir Gedanken zu meinem Geschriebenen und antwortest.
Ich kann dadurch meine Gedanken weiter sortieren und los werden und freue mich sehr darüber. Bin sogar nun am Ende meines Geschriebsels wieder besser drauf :-)

Wenn ich raus schaue sollte ich wohl jedem Leser ein Stückchen Sonne für heute wünschen.

Susanne
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  #4  
Alt 04.10.2005, 09:58
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AndreaS AndreaS ist offline
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Standard AW: Und nun?

Liebe Susanne,

Briele hat - wie so oft - Recht, mit dem, was sie schreibt. Es ist ein erster Schritt in eine neue Richtung, wenn du hier über deinen Kummer schreibst und es werden dir Menschen über den Weg laufen, die wirklich wissen, was du meinst. So wie ich z.B.

Unser Schicksal ähnelt sich. Mein Mann starb 8 Monate nach Diagnose an einem Nierenzellkarzenom. Heute genau vor einem Jahr hat mir unser Hausarzt mitgeteilt, dass es keine Hoffnung mehr gibt, vier Tage später starb mein Mann zum Glück bei uns zu Hause, so wie es unser Wunsch war. Ich bleibe zurück mit vier Kindern, 21, 18, 16 und 12 Jahre (zwei Jungs, zwei Mädchen). Was du beschreibst habe ich auf empfunden. Wenn ich mich an die schreckliche Zeit seiner Krankheit erinnere, wird mir gleichzeitig bewusst, dass wir noch nie zuvor - obwohl wir eine glückliche und ausgefüllte Ehe geführt haben - solch innige bedingungslose Liebe gespürt haben. Dieses Gefühl macht mich glücklich, denn es ist alles, was mir geblieben ist, das Bewusstsein, es war bis zum Schluss perfekt.

Als ich deine Zeilen las, musste ich lachen, nicht von Herzen, eher bitter. Wie kommt mir alles bekannt vor. Am Tag nach seinem Tod, war unser Haus ein Taubenschlag, keine Sekunde kam ich zur Besinnung. Ein Kommen ein Gehen. Man konnte denken, dass wir jede Menge Freunde hatten....

Diese Anteilnahme hielt nicht lange, geblieben ist praktisch niemand. Nach drei Monaten eine kurze pflichtbewusste Anfrage des ein oder anderen, wie es mir denn gehe. Die Antwort passte nicht, denn wieso geht es denn immer noch nicht besser nach sooooo langer Zeit. Nein, es wird nicht besser, es verändert sich. Man lernt, damit zu leben, man sucht Trost dort, wo man sich verstanden fühlt, wie z.B. hier im Forum. Freunde? Nein, die hatten auch wir nicht - bis auf zwei Ausnahmen.

Weißt du, das ganz Widerliche an der Situation ist das Erkennen, dass sich besonders die befreundeten Paare abwenden. Einfach nur lächerlich. Aber es ist so. Wir sind wieder im "Rennen" wir Witwen. Wir stellen eine Gefahr dar. Lächerlich, für dich und mich, aber dein Umfeld hat nichts verstanden, noch nicht, waren sie ja noch nie in unserer Situation.

Und die Kinder? Oh ja, sie sind ein Segen. Sie sind der Grund, weiterzugehen. Aber, und das versteht auch niemand, wir sind trotzdem alleine. Die Kinder müssen ihren Weg weitergehen und wir müssen ihnen dabei helfen. Sie müssen LEBEN, Party machen, erwachsen werden, all das finden, was wir verloren haben. Sie sind nicht da, uns zu trösten UND sie können es vor allem nicht. Wir haben unser Leben verloren, das Leben, das wir leben wollten. Wir sind alleine. Aus dem WIR ist ein ICH geworden und es fühlt sich schrecklich an. Die, die wir waren, sind mit unseren geliebten Männern gestorben. Das versteht keiner, denn wir atmen ja noch. Nun müssen wir rausfinden, wer wir in Zukunft sein wollen. Wir sind bestimmt starke Frauen. Was bedeutet das überhaupt? Nur leider vergisst die Umwelt, dass - so war es zumindest bei mir - der Mensch, der mich stark gemacht hat, nicht mehr lebt. Dass ich um den Menschen trauere, der als einziger in der Lage gewesen wäre, mich zu trösten. Stark? Ja klar, wenn es meinen "Freunden" dann besser geht.....

Liebe Susanne, es ist ein schrecklicher Weg. Bei mir schließt sich am kommenden Samstag der Kreis. Ein Jahr liegt hinter mir. Frag mich nicht, wie ich es geschafft habe, ich weiß es nicht. Ich weiß nur, dass es noch lange nicht alles ist. Ich weiß, dass ich es ohne die vielen lieben Leidensgenossinnen hier im Forum noch schlechter geschafft hätte. Ich weiß, dass es mir hilft, meinen Frust und meinen Kummer von der Seele zu schreiben. Ich weiß, dass auch das Lesen der anderen Beiträge hin und wieder den Knoten erneut löst und ich durch meine Tränen den Druck abbauen kann.

Und ich weiß, dass ich da sein möchte für dich und für jeden, dem es schlecht geht. Da sein möchte, so wie kein anderer für uns da sein kann. Weil ich gefühlt habe, wie gut es tut, Menschen zu treffen, die ganz einfach nur verstehen, aus tiefstem Herzen verstehen.

In Verbundenheit

LG
Andrea
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  #5  
Alt 04.10.2005, 14:36
Beata Beata ist offline
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Standard AW: Und nun?

Liebe Susanne,

ich habe mich für dich hier registriert, einfach, damit ich dir nahe sein kann...Auch wenn ich hilflos neben deinem Schmerz stehe, du sollst wissen, dass ich nicht wegsehe und nicht weglaufe, sondern bei dir bin...

Es nimmt dich ganz fest in die Arme
deine Beata
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  #6  
Alt 04.10.2005, 16:12
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Birgit4 Birgit4 ist offline
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Standard AW: Und nun?

Liebe Susanne, ich habe alles von dir gelesen, dein eigenes Schicksal und deine vielen tröstenden Worte die du an andere geschrieben hast. Ich bin keine Angehörige ich bin Betroffene ,47 Jahre und Mama von 5 Kindern (28,26,21,17, und 7 ) ich weiß nicht wie es ist einen Geliebten Menschen zu verlieren, ich kenne das Gefühl wie Verzweifelt man ist 5 Kinder und einen Mann allein lassen zu müssen,diese Traurigkeit bald sterben zu müssen alles allein zu lassen meine Tiere die warme Sonne ,der Regen ,der Wind Frühling ,Sommer ,Herbst und Winter das ganze Leben was ich so sehr Liebe. Es tut mir so leid was du durchmachst die Liebe und die Zeit die du mit deinem Mann hattest kann dir niemand mehr nehmen, aber du darfst weiter Leben mit euren Kindern ,du darfst erleben wie eure Kinder groß werden ,Weihnachten, Frühling ,Sommer , Herbst und Winter, es ist traurig ihr macht diese neue Zeit ohne deinen Mann und Papa durch aber er hätte bestimmt gewollt das das Leben normal weiter geht, er lebt in eurem Herzen weiter und das ist wichtig, dieses Loch kann man nie stopfen das ist klar, aber denke immer daran deine Kinder sind ein teil von deinem Mann sei stark für sie,und für dich. Ich wollte dir einfach nur sagen wie sehr ich deinen Schmerz verstehe, aber was sollen wir machen wir können nichts verändern wir müssen durch diese Traurigkeit die wir in uns tragen durch, wir können vor nichts weglaufen , ich Umarme dich und sage dir du bist hier nicht allein, Liebe herzliche Grüße deine Birgit
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  #7  
Alt 04.10.2005, 17:05
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AndreaS AndreaS ist offline
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Standard AW: Und nun?

Liebe Birgit,

ich habe gerade deine Zeilen an Susanne gelesen und kann deine Traurigkeit und Verzweiflung sehr gut verstehen.

Du schreibst: "aber du darfst weiter Leben mit euren Kindern ,du darfst erleben wie eure Kinder groß werden ,Weihnachten, Frühling ,Sommer , Herbst und Winter,.." das stimmt, das dürfen wir Hinterbliebenen.

Allerdings mit einem üblen Beigeschmack, denn nichts werden wir mehr ohne dieses "schlechte Gewissen" erleben, wieso darf ich aber er nicht mehr. Das schlechte Gewissen, obwohl man es nicht beeinflussen konnte, für unser Weiterleben dürfen, die Kinder groß werden sehen zu können, bevorstehende Hochzeiten und all die Glücksmomente, die der geliebte Mensch nicht mehr erleben darf. Und irgendwie können wir sie auch nicht mehr richtig erleben, nicht mehr so, dass sie sich "richtig" anfühlen, ohne diesen Stich ums Herz ohne diese permanente Sehnsucht.

Meine Antwort ist der Versuch zu erklären, dass wir nicht undankbar sind über das, was uns geblieben ist, dass wir noch leben und für unsere Kinder da sind, aber Weihnachten riecht nicht mehr und die Sonne wärmt nicht mehr so wie vorher. Alles ist anders und nichts mehr frei von Schmerz.

Ich wünsche dir viel Kraft und von Herzen alles Gute.

LG
Andrea
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  #8  
Alt 04.10.2005, 17:19
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Lady Molly Lady Molly ist offline
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Standard AW: Und nun?

Liebe Andrea,

zwischen uns liegt eine Minute, heute morgen ;-).
In deinen Worten erkennen ich meine Situation wieder.

Ja sicher rennen wir nun hinter den Männern und Freunden
aller anderen hinterher, der Gedanke ist wirklich zu absurd,
um darüber zu lachen.
Manchmal hätte ich gerne sofort auf der Stelle einen Partner an
meiner Seite, immer wieder läuft das aber darauf hinaus das ich
meinen Mann will, niemanden sonst. Wer soll denn daneben schon
bestehen? Das Thema neuer Partner kommt vielleicht eines Tages wieder
auf uns zu, aber bevor ich nicht wieder nur ICH bin, Schublade auf, da liegts lange gut.

Auch die Situation mit den Kindern hast du treffend beschrieben.
Jedes meiner Kinder trauert auf seine Art, ich liebe sie alle, aber
Menschen die glauben das man durch vorhande Kinder "besser dran ist"
als Witwe, die verstehen nichts. Als bei uns klar war was los ist, war
für mich und auch für meinen Mann mit am Schlimmsten das unsere Jungs
so früh ihren Vater verlieren werden. Ohnmächtig muß man zu schauen
und ich kann machen was ich will, nichts wird die Situation ändern.

Danke für deine Verbundenheit, denn ja, das sind wir.
Wir wirst du den 1. Todestag begehen? hast du etwas besonderes geplant?
Oder wirst du dich verkriechen? Ich denke für uns ist das ein wichtiger Tag, wie du schreibst, der Kreis schliesst sich.

Liebe Grüsse,
Susanne


Hallo, liebe Beata,

ich weiß das man hilflos daneben steht und nehme niemanden
etwas übel, dir erst recht nicht. Du hast mich durch gehend begleitet.
Aber, du kennst mich, ich kann nicht einfach hier sitzen und warten bis
es mal wieder besser wird. Ich muß selber aktiv dazu beitragen und dafür
schauen was noch in meinem Leben vorhanden ist, was nicht, was ich mir
wünsche und was Ballast ist. Ich hasse es Dinge zu tun, nur weil das einfach so ist oder immer schon so war. Am meisten hasse ich meine nun aufkommende Trauer, denn sie ist die Trauer um mein gewohntes Leben.
Mein Mann hat sein Eckchen (naja, einen grossen Platz) in meinem Herzen und manchmal bin ich böse auf das Schicksal, manchmal habe ich nur Sehnsucht, manchmal trauere ich heftig. Da aber niemand sehen kann was gerade mit mir los ist, bei niemanden sich etwas verändert hat, komme ich mir vor, als wenn ich das Problem habe, ein Problem bin. Deshalb habe ich diesen Thread hier eröffnet und hoffe die Frage Und nun? wird eines Tages beantwortet werden und wenn nicht, habe ich zumindest einen Platz für meine Gefühle an dem ich verstanden werde. Nun denk dir nur nicht ich lege keinen Wert auf dich, im Gegenteil, ich bin sehr froh das du auch hier bist.
Danke!

Susanne


Liebe Birgit,

wir sind uns hier im Forum schon begegnet. Dir zu antworten ist sehr schwer, denn du bist "die andere Seite". Ich verstehe deine Worte sehr gut und sie sind alle richtig. Meinem Mann ging es ähnlich. Er hat aber mit mir zusammen im Prozess des Annehmens erkennen können das er leider weiter gehen muß und er konnte los lassen, nachdem er wusste das ich genug Kraft für mich und die Kinder habe. Ich sagte zu ihm, du musst nun schon gehen, ja schlimm, aber ich muss weiter machen. Die Jahre die wir noch hier sind, werden für ihn in der Ewigkeit nur eine Sekunde sein.
Liebend gerne, obwohl ich den Schatz des Lebens anerkenne, wäre ich mit ihm gegangen. "Denk an die Kinder!" Er hätte gerne noch einige Zeit mit uns gehabt und wenn er hier neben mir gesund sitzen würde und ich wüsste das ich bald sterben müsste, würde ich mir über 100 praktische Dinge Sorgen machen, wäre traurig wegen meiner Kinder, meines Mannes, meiner Eltern. Ich hätte Angst vor der mir bestimmten Stunde, wie wird es sein? Werde ich Schmerzen haben?
Aber durch das begleiten meines Mannes sehe ich die Welt etwas anders. Wenn wir gesagt bekommen unsere Lebenszeit ist begrenzt hören wir aufeinmal die Uhr laut ticken, aber tickt sie nicht schon die ganze Zeit?
Niemand weiss wann er gehen muss, unser Hausarzt drückte es im Zusammenhang der Patientenverfügung so aus:
"Machen Sie sich mal Gedanken wer an Stelle Ihrer Frau eingesetzt werden könnte, denn Ihre Frau könnte heute vom Balkon stürzen!"
Wir haben die Möglichkeit mit dem Wissen um die begrenzte Zeit zu Leben.
Wie du schreibst, die Sonne zu spüren, die Jahreszeiten bewusst wahr zu nehmen... Und jeder, wirklich jeder von uns hat begrenzte Zeit. Dieses zu Verinnerlichen war eins der Geschenke an mich. Aber gerade auch deshalb möchte ich nicht Tag für Tag hier vor mich hinleben. Ich möchte auch keine Trauer einfach weglegen, sondern einfach mich finden.
Es ist so schwer solche Dinge in Worte zu fassen, vor allem weil du nicht meine Betonung hören kannst, meine Mimik sehen kannst.
Ich muß wie so oft einfach hoffen, du verstehst wie meine Worte gemeint sind.

Dir sende ich viel Kraft und würde mich freuen auch von dir wieder zu lesen.
Susanne

P.S. Andrea hat wieder mit den richtigen Worten in ihrem 2. Posting auch meine Gefühle mit zum Ausdruck gebracht.
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  #9  
Alt 04.10.2005, 17:34
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Birgit4 Birgit4 ist offline
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Standard AW: Und nun?

Liebe Andrea,ich wollte niemanden ein schlechtes Gewissen einreden, es tut mir leid wenn du es so aufgenommen hast. Ich habe nur von meinen persöhnlichen Gefühlen gesprochen.Du hast recht das Leben ist nicht mehr das was es mal war, jeder Tag eures neuen Lebens ohne deinen Mann und Papa ist nicht mehr der gemeinsame Tag.Ich genieße auch jeden Tag und klammere mich an mein Leben, denn ich weiß nicht wie lange der liebe Gott mich noch bei meiner Familie läßt.Mein Leben ist auch nicht mehr das was es vor meiner schweren Krebskrankheit war, alles erdenglich Liebe für dich und deine Kinder gruß Birgit
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  #10  
Alt 04.10.2005, 17:39
AndreaM AndreaM ist offline
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Standard AW: Und nun?

Liebe Susanne,

ich möchte Dir nicht zu nahe treten - aber ein ganz klein wenig liegt das Problem auch bei Dir. Auch ich hatte den Eindruck Du bist eine Heldin, die mich tröstet, obwohl sie doch eben selbst einen herben Verlust erlitten hat. Die mit allem fertig wird. Die nichts umwirft. Die auf jede Frage eine Antwort weiss. Die einem eine Schulter zum Ausweinen hinhält Die es schafft, in jeder Verzweiflung noch das Gute, die Erfahrung, die eigene Weiterentwicklung zu sehen. Du hast getröstet und geraten, und man hat Dir zugehört und fühlte sich geborgen. Eigentlich weiss man ja selbst, dass es um vieles leichter ist, anderen zu raten, als sein eigenes Leben im Griff zu behalten.

Du sagst, Du versuchst Deinen Mann zu ersetzen und hilfst anderen. Und dann schaust Du Dich um - und findest niemanden für Dich selbst, an dem Du Dich anlehnen kannst. Ja, erstens sind Menschen wie Du selten und zweitens - woher sollen die denn wissen, wann Dir die Kraft ausgeht? Lässt Du sie es denn wissen? Du musst für niemand Deinen Mann ersetzen - wer gibt Dir eigentlich das Gefühl, dass Du allein nicht ausreichen sollst? Wahrscheinlich warst Du für Deinen Mann schon immer der Fels in der Brandung?

Du erinnerst mich ein wenig an meine Mama - immer für andere da, immer ein offenes Ohr für die Sorgen anderer, aber als sie selbst Hilfe gebraucht hätte, war sie garnicht in der Lage diese anzunehmen. Ja, das muss man nämlich auch. Man muss dann die eigene Schwäche zugeben, die Angst vor der Zukunft, die Angst, nicht alles zu schaffen und daraus resultiert dann die Versuchung doch dann gleich aufzugeben.

Ich weiss nicht, wie man den Verlust des geliebten Partners verarbeitet. Ich habe beim Tod meiner Mutter von einer Bekannten, die Ihrem Mann verloren hat, den Rat bekommen: Weine, wenn Dir danach ist. Traure, schreie, lass Dich hängen. Versuche bloss nicht, tapfer zu sein - denn es wird Dich ohnehin einholen. Und auch die Zeit kann die Wunden nicht heilen, wie man immer so schön sagt, sie lehrt und nur, mit den Schicksalsschlägen zu leben.

Ich glaube nicht, dass sich die Freunde wirklich abwenden - Du musst nur die rausfinden, die wirkliche Freunde sind. Und ganz ehrlich: 50 gute Freunde hat niemand! Finde sie, und Du wirst die Schultern zum Anlehnen finden. Finde sie, aber sag ihnen dann auch, dass Du genau jetzt leidest und Hilfe brauchst, denn vielleicht haben sie Dir schon ihre Arme und Schultern angeboten - aber Du brauchtest keine, Du warst ja die Starke.

Es wird dauern, bis Du ein neues Ziel für Dich ganz allein im Leben gefunden hast. Bis Du wieder Träume hast, die Dir auch ohne Deinen Mann Freude machen werden. Aber bestimmt wird diese Zeit kommen! Den Lebenspartner sucht man sich aus, nicht weil man ohne ihn nicht leben kann, sondern weil man mit ihm leben will. Du wirst das schaffen, auch wenn es ein langer Weg ist. Und irgendwann wirst auch Du wieder, wie die Menschen denen Du das heute nicht verzeihen magst, einfach leben ohne darüber nachzudenken.

Also - wenn ich mir so den Text hier anschaue, dann weiss ich nicht ob meine wirren Worte Dir weiterhelfen können - ich habe einfach geschrieben was mir in den Sinn kam. Ich möchte dir hauptsächlich sagen: auch jemand mit so viel Kraft wie Du hat das Recht schwach zu sein - und ich bin sicher, Du wirst immer wieder getröstet werden, Dich immer wieder aufrichten und am Ende Deinen Weg finden.

Ganz liebe Grüße
Andrea
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  #11  
Alt 04.10.2005, 17:53
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Liebe Susanne , du hast recht ich bin auf der anderen Seite, die Worte die du hier schreibst sind so tief und so voll Warheit, ich konnte dein Gesicht nicht sehen und deine Stimme nicht hören, aber ich konnte deinen Schmerz und deine Trauer durch das geschriebene von dir fühlen, ich kann im Moment keine Worte finden um dich zu trösten, ich kann meine Gefühle nicht so niederschreiben wie du,ich schätze dich sehr und bin dankbar das du mir schreibst . ich Umarme dich .... Birgit
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  #12  
Alt 04.10.2005, 18:34
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Liebe Birgit,

das schlechte Gewissen liegt nicht an deinen Worten. Du hast überhaupt nichts Falsches geschrieben, ganz im Gegenteil. Du hast ja Recht mit dem, was du vor Augen hälst. Das schlechte Gewissen ist einfach, ohne Anlass. Man bzw. ich habe es, wenn ich mich gut fühle, wenn ich schöne Stunden erlebe, wenn unsere Kinder etwas erreichen. Dann habe ich es, weil ich es noch erleben darf und Claus nicht mehr.

Ich danke dir für deine guten Wünsche und hoffe, dass du aus vielem Kraft ziehen kannst und der liebe Gott dir doch noch lange Zeit mit deiner Familie lässt.

LG
Andrea(S)
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  #13  
Alt 04.10.2005, 20:45
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Liebe Andrea, ich habe heute über eure Worte (von Susanne und dir nachgedacht) Ich wünschte mir ,viele gesunde Menschen sollten diese Zeilen lesen damit sie lernen wie wertvoll das Leben ist....... Liebe Andrea dein Mann ist überall dabei was ihr erlebt, er lebt in eure Herzen und wird dadurch niemals sterben, dein Mann ist voraus gegangen, wir müssen diesen Weg noch gehen ,und dann seit ihr für immer vereint. GOTT BESCHÜTZE EUCH.... ich Umarme dich, in meinen Gebeten mit eingeschlossen seit ihr liebe Andrea und Susanne ,eure Birgit
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  #14  
Alt 04.10.2005, 22:54
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Lady Molly Lady Molly ist offline
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Liebe AndreaM (und alle Mitleser),

du tritts mir nicht zu Nahe. Ich möchte einen ehrlichen Austausch und freue mich über Anregungen, neue Denkanstösse.

...auch jemand mit so viel Kraft wie Du hat das Recht schwach zu sein...
Ich glaube da liegt wirklich das Problem, denn nachdem ich mich gestern hier ausgeschrieben habe geht es mir erheblich besser. Natürlich auch, weil ich so viele liebe Antworten bekommen habe.

Aber ich bin ehrlich und sage auch, wenn es mir schlecht geht.
Nur, wenn ich zum Telefon greife und mir erst lange anhören muss, das die Geschäfte schlecht gehen, das der Partner wieder mal blöd ist, das man eine Erkältung hat... Ich habe dann keine Lust mehr zu unterbrechen und zu sagen das ich nicht weiss warum mein Drucker spinnt und deshalb gerade zusammen breche, denn an solchen Dingen fällt mir gewaltig auf das mein Mann nicht mehr greifbar bei mir ist.
Ich bitte direkt um eine bestimmte Hilfe und weiss schon im voraus die Antwort. Mal sehen, also jetzt geht es nicht, morgen muss ich zum Zahnarzt (wahrscheinlich den ganzen Tag), vielleicht geht´s nächste Woche?
Wer gibt dann nicht nach einiger Zeit auf?

Ich weiss nicht, ob jemand mich versteht, es geht nicht unbedingt um die Schulter zum ausweinen über meinen Verlust, sondern was dieser Verlust praktisch bedeutet. Mit dem Verlust kann ich umgehen, ihn annehmen, aber nicht damit das viele davor weg gelaufen sind und nun noch weg laufen.
Ob sie mir nun ausweichen, nur weil ich 5 Minuten ihrer kostbaren Zeit brauche um mal eine für mich unerreichbare Schraube festzuziehen oder ob ich mit den üblichen Sprüchen abgespeist werde. Habe ich wirklich mal das Gefühl mir hört jemand zu, merke ich das ich mit meiner Offenheit ziemlich schnell an Grenzen stosse.
Wie kann ich auch nur über meinen Mann reden und nicht heulen, sondern seinen Humor hervor heben? Wie kann ich Ironie in manchen dieser traurigen Dinge entdecken? Und ganz dreist, wie kann ich mich denn trauen zu sagen das es gut war das wir nur vier Monate mit der Diagnose hatten?
Als wenn es besser gewesen wäre er hätte länger gelitten, immer die Angst im Nacken ob der heutige Tag der Letzte ist?
Ich habe es mit anpassen versucht, aber das kann ich nicht und warum soll das bißchen ICH was von mir übrig geblieben ist denn für diese Menschen verbogen werden?
Ich war an der Seite meines Mannes, ich habe alles mir mögliche getan und nun soll ich mich dafür entschuldigen das ich nicht so bin wie alle erwarten? Dann hätte ich in den vier Monaten nichts gelernt.

Ich bin wütend, weil niemand nach den Kindern fragt. Wird von einem 8 Jahre altem Jungen erwartet er geht auf die Menschen zu und holt sich Hilfe?
"Hallo, mein Papa ist tot und ich würde gerne mit dir Fußball spielen, denn ich fühle mich so einsam." So etwa?
Am Anfang kam manchmal die Frage... und die Kinder? Ich habe immer ehrlich geantwortet das ich nicht weiss was mit ihnen los ist und wie sie reagieren würden. Teilweise weiss ich es immer noch nicht, aber alle vier können reden, warum werden sie nicht selber gefragt?

Hm, sollte nun noch jemand verstehen was ich geschrieben habe, bitte kann er es mir dann erklären? :-)

Aber das ist nun das wirkliche Problem, aus wir bin ich geworden, ich bin nur halb und trotzdem doppelt, denn mich gibts als Susanne der es wirklich gut geht, die ihren Verlust annehmen kann, die ausreichend Kraft für alles hat und davon abgeben kann ohne Ende. Dann gibts aber auch die Susanne die überhaupt nichts weiss, die keinen Weg sehen kann, die am liebsten nie wieder etwas tun möchte.

Wenn ich wieder beide Teile vereinen kann, denke ich werde ich mit den anderen Dingen auch wieder besser fertig und weiss auch wieder was ich will, auch wenn es nie wieder wie vorher sein wird.

Ich bin froh und dankbar über eure Antworten. Auch wenn ich mir teilweise selber widerspreche, ihr helft mir wirklich. Es erleichtert unheimlich Gedanken aufzuschreiben und ein Echo zu bekommen.

Und nun gehe ich Harry Potter lesen und versinke in seiner Zauberwelt.

Alles Liebe,
Susanne
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  #15  
Alt 04.10.2005, 23:57
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Hallo Susanne,

deine ersten Lektionen hast du doch bereits gelernt
*Satire an:
1) Nur die anderen haben Probleme, also bitte belästige sie nicht mit dem bisschen Tod von deinem Mann.
2) Der Erfindungsreichtum an Ausreden nicht helfen zu müssen, ist enorm. Bitte merk dir alles, vielleicht sollst du ja mal irgendwo helfen
3) Dein Umfeld leidet mit dir, (solange du ihre Hilfe nicht brauchst) bitte irritier sie nicht mit deinem schwarzen Humor es sei denn, du willst demnächst angesprochen werden, ob es stimmt, dass du froh bist, dass dein Mann nicht mehr lebt.
*Satire aus

Ich habe tatsächlich all das auch erlebt, was du beschreibst. Muss es leider tagtäglich z.B.bei meiner Chefin ertragen, bei deren vermeintlichen Problemen ich schreiend aus dem Büro laufen könnte. Bei der ich nicht weiß, ob ich nun Wut oder Mitleid haben muss. Kann ein Mensch so oberflächlich sein? Oja, er kann. Und weißt du wie schrecklich es für diese oberflächlichen Menschen wird, wenn sie am eigenen Leib erfahren, was WIRKLICHE PROBLEME SIND..

Du kannst nicht erwarten, dass jemand nach deinen Kindern fragt. Die meisten Eltern fragen doch nicht einmal nach ihren eigenen. Vielleicht ist es wirklich ein Glück, dass sie zu viert sind. Sie haben jeder dasselbe verloren, können sich austauchen und gemeinsam weinen. Sie brauchen keine Fremden. Ich glaube das wichtigste ist, ihnen Mut zu machen, zu ihren Gefühlen zu stehen. Nichts zu verbergen, nichts unterdrücken und wenn möglich formulieren, was belastet.

Wozu ich nicht mehr bereit bin ist, andere zu schonen. Wenn es mir schlecht geht, geht es mir nicht gut. Und wenn mich dann gerade jemand fragt, werde ich nicht so tun, als könnte ich Bäume ausreißen. Ich bin auch nur noch so freundlich, wie ich mich gerade fühle, bei Menschen, die mir "egal" sind bzw. sein können...

Und dein Ich wird niemehr ohne das Wir sein. Es wird es auch nicht müssen. In deinem Körper ist Platz für zwei Seelen und so wirst du, wenn die aufdringlichen Gefühle der Trauer ein wenig leiser werden, Überlebenshilfe erhalten von deinem zweiten Ich. Du wirst vielleicht den Trockner oder die Spülmaschine zum Laufen bringen ohne fremde Hilfe und es wird dich freuen. Irgendwie war mein Großer grade nie da, wenn ich ihn gebraucht hätte für diese handwerklichen Dinge, die in unserer Rollenteilung immer Claus Job war.
Laß das die Augenblicke werden, von denen du uns hier erzählst: UND NUN?, hab ich gerade Ölwechsel am Auto gemacht

Viel Spaß in deiner Zauberwelt, ich hoffe, wir "sehn" uns morgen

LG
Andrea
__________________
Που να 'σαι τώρα που κρυώνω και φοβάμαι
και δεν επέστρεψες
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