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  #91  
Alt 08.11.2004, 10:26
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Standard Nun bin ich Witwe

Hallo ihr Lieben,
ich lese schon seit einiger Zeit bei euch mit, habe aber bislang nicht den Mut gehabt selber zu schreiben.
Ich kann euch gut nachfühlen, denn mein Mann ist im Mai diesen Jahres gestorben ,an Hautkrebs.Er war gerade 38. Oft habe ich mich gefragt warum? Er war auch ein so Lebensbejahender Mensch, dass man sich wirklich manchmal fragt, warum dürfen nicht erst die gehen ,die sowieso nicht mehr leben wollen.Aber andersherum sehe ich es mittlerweile auch als Chance. Unse Männer Hätten es bestimmt nicht gewollt ,dass wir aufgeben oder in Selbstmitleid versinken.Nehmt es mir nicht übel, wenn ich das so sehe.Aber wir habe vor dem Tod alles gemeinsam durchgesprochen. Ob es die Beerdigung war oder die Finanziellen Sachen.Wir hatten langeGelegenheit uns zu verabschieden.
Beatix, ich finde du hast es richtig gemacht. Einfach ein paar Tage ausspannen. Wenn man dann auch noch so liebe verwandte hat umso besser.Ich bin im Sommer auch mit meinen Kindern allein in Urlaub gefahren. Kurz vorher hatten wir den geplanten Urlaub storniert.Ich hatte riesige Angst allein zu fahren, aber für die Kinder war ich stark. Und es hat mir und auch den Kinder gut getan. Man konnte Abschalten und wurde nicht ständig mit der Erinnerung konfrontiert.
Was mir wirklich eine grosse Hilfe ist, sind meine besten Freunde. Zu ihnen kann ich immer gehen ,egal zu welcher Tageszeit. Sie haben uns durch die ganze Krankenzeit begleitet, und waren auch da als mein Holger zu Hause gestorben ist.
Liebe Andrea ,
wie geht es dir mit deinen Kindern? Ich habe selber auch drei Kinder.
Es Grüßt euch ganz lieb Anne
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  #92  
Alt 08.11.2004, 12:49
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Standard Nun bin ich Witwe

Liebe Anne,
schön, dass Du Dich hier im Forum beteiligst. Wenn ich lese, wie jung Dein Mann Holger war, kann ich Dich nur bewundern, wie Du das Leben mit Deinen Kindern meisterst. Wie alt sind sie? Sicher war es schwer, mit ihnen eim Sommer einfach wegzufahren. Ich konnte in der letzten Woche ganz für mich da sein und die Fürsorge der Verwandten und Freunde genießen, aber Du mußt ja auch immer an Deine Kinder denken und ich glaube, dass Du dazu ganz viel Kraft gebraucht hast. Du bist sicher eine starke Frau. Sicher hast Du recht, wir sollten nicht in Selbstmitleid versinken, aber die Traurigkeit, die in uns ist, ist natürlich auch ein kleines bisschen Selbstmitleid. Und obwohl ich das für mich erkenne, kann ich doch nichts dagegen tun. Vielleicht ist es nach 4 Wochen einfach noch zu früh, an sich zu arbeiten, aber ich fühle mich einfach noch nicht dazu imstande. Heute früh, als ich ins Büro kam, stand auf meinem Schreibtisch eine Blume und eine liebe Karte einer Arbeitskollegin, die mir einen schönen Anfang wünschte und mir damit sagen wollte, wie sehr sie sich freut, dass ich wieder im Dienst bin. Da kullerten bei mir prompt die Tränen, aber es hat auch gutgetan. Nur mit dem Arbeiten klappt es noch nicht so, ich sitze vor einem vollen Schreibtisch und es will mir nicht gelingen, die Gedanken zusammenzuhalten. Jetzt nach der Mittagspause starte ich einen neuen Versuch. Nach Dienstschluß will ich dann noch ein wenig einkaufen und zum Friedhof. Ich vermisse es, dass ich, jetzt wo ich wieder arbeiten gehe, nicht mehr vormittags und abends zum Grab von meinem Schatz gehen kann. So wird es sich wohl auf einmal täglich einpendeln, denn wenn ich morgens um 6:30 Uhr aus dem Haus gehe, ist es noch zu dunkel, um schon den Friedhof zu besuchen. Bist Du berufstätig oder zu Hause?
Schön, dass Du so liebe Freunde hast. Ich habe jetzt in Brandenburg erst erfahren, wie schön es ist, aufgefangen zu werden. Genieße ihre Hilfe, es ist nicht selbstverständlich, dass sie zu jeder Tageszeit für Dich da sind. Ich habe da leider anderes erfahren müssen.
So, Ende der Mittagspause, ich muß was tun.
Sei ganz lieb gegrüßt
Beatrix
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  #93  
Alt 08.11.2004, 18:36
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Standard Nun bin ich Witwe

Hallo Zusammen,
Liebe Beatrix,
es freut mich zu lesen, daß die Tage in Brandenburg sehr schön für dich waren und du dich gut verstanden und aufgehoben fühltest.
Natürlich, das Nachhausekommen ist immer ein Problem. Das habe ich immer noch, obwohl es am Freitag 12 Wochen her war. In der Woche geht es, da ich immer vor Klaus zu Hause war, aber Samstag/Sonntag ist es schon schlimm. Bei dir ist es ja erst 4 Wochen her, es wird wohl noch viel, viel Zeit vergehen müssen. Sei froh, daß du deine Tochter hast, könnt euch doch gegenseitig etwas Trost spenden.
Ich habe keinen, mit dem ich mich unterhalten kann. Bekannte rufen nicht mehr an und wenn ich mal anrufe, geht es mir wie dir, nur allgemeines Blabla. Wir haben keine Kinder, habe auch keine Geschwister etc. Nur meine Eltern, die ich zwar sehr liebe und die nur besorgt um mich sind, aber ich kann mit ihnen nicht reden. Hab sie schon x-mal darauf angesprochen, daß es mir gut tun würde, aber nein, sie sind der Meinung, das würde alles noch mehr aufwühlen. Sie können es auch immer noch nicht begreifen und verdrängen es m.E. immer noch.
Sind deine Schlafprobleme im großen und ganzen besser geworden? Du hattest mal gefragt, ob der Naturheilkundearzt, dem ich mein Schlafen verdanke, in Köln ist. Ja, er ist in Köln-Lindenthal. Er hat mir wirklich sehr geholfen und ich bin so froh, wieder schlafen zu können. Er ist auch praktischer Arzt und rechnete die Behandlung normal über die Krankenkassenkarte ab. Habe ja monatelang nicht schlafen können und nun fühle ich mich - nach einer angenehmen Nacht - auch tagsüber viel besser.
Auch ich habe mich sehr oft gefragt, warum gerade "er" an dieser furchtbaren Krankheit sterben mußte. Er war bis zum Schluß lebensbejahend, nur optimistisch und hat so gekämpft. Mehr kann keiner gegen die Krankheit ankämpfen. Aber, trotzdem, leider alles vergebens.
Es ist schön, daß dein erster Arbeitstag ganz gut verlaufen ist und du auch auf Verständnis gestoßen bist. Möchte dich bestimmt nicht beunruhigen, aber sei nicht allzu sehr enttäuscht, wenn sich das schnell legt. Ich habe leider erfahren, daß nun schon seit vielen Wochen keiner der Kollegen mehr davon spricht. Aber für sie geht das Leben ja wie gehabt weiter. Sie denken bestimmt nicht, daß man nach 12 Wochen über 30 gemeinsame Jahre einfach so wegstecken kann, aber manchmal kommt es mir trotzdem so vor. Vielleicht sind wir alle aber nur empfindlicher und dünnhäutiger geworden.

Trotz allem einen angenehmen Abend und eine ruhige Nacht für euch Alle.

Viele Grüße
Irene
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  #94  
Alt 08.11.2004, 19:18
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Standard Nun bin ich Witwe

Hallo Anne,

Du hast absolut Recht, es tröstet, dass die Zeit war, sich zu verabschieden, um wieviel schlimmer wäre es, wären Dinge ungesagt geblieben. Ich möchte auch nicht aufgeben, das kann ich auch gar nicht, denn Claus lebt in unseren Kindern und niemals hätte er gewollt,dass sie alleine in der Welt stehen. Im Gegenteil, das ist so eine Art Chance, die wir derzeit erleben. Wir sind noch enger zusammengerückt, schmieden Pläne bzgl.unerledigter Angelegenheiten im Haus, die Claus nicht mehr fertigstellen konnte.

Es ist auch nicht so, dass ich anderen den Tod wünsche, um Gottes Willen, ich hoffe, dass ihr mich da nicht missverstanden habt.

Eigentlich bringen mich eher Beiträge im Nierenkrebsforum aus der Fassung, die so schulmeisterisch rüberkommen. Bestimmt qualifiziert, da die Dame vom "Fach" ist. Ihr Mann lebt wohl schon länger mit der Diagnose und all ihre Beiträge wirken auf mich so, dass dies wiederum so ist, weil sie ja so toll alles in die Hand nimmt. Ich glaube, dass er ganz einfach Glück hat. Sein Krankheitsbild verschlechtert sich halt langsamer. Mit und ohne Therapie! Wenn seine Zeit da ist, muss er gehen, da hilft auch diese Superfrau nicht mehr..

Haben wir versagt? Mein Mann hat die menschenverachtende Immun-Chemo (ich finde Rudolf hat Recht, wenn er sie so nennt!) gemacht in so hoher Dosis, dass wir damals schon dachten, er überlebt es nicht. Die Metastasen haben sich kaputt gelacht und sich in dem völlig geschwächten Körper mal munter vermehrt. War es mein Fehler? Diese Überheblichkeit meine ich: Es gibt nichts zu tun. Ich denke, es ist alles vorbestimmt. Bei Claus hat die Therapie nicht geholfen, er wäre auch ohne gestorben, aber auch so schnell? Hätte sein Körper nicht noch ein wenig länger Freude am Leben gehabt?

Stimmt, ich bin empfindlich und dünnhäutig und verbittert im Augenblick. Heute ist es fast genau um diese Zeit einen Monat her. Er ist einfach nicht mehr da. Und ich konnte ihm nicht helfen. Und ich fühle mich schuldig, einsam, klein und am Ende.
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  #95  
Alt 08.11.2004, 19:25
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Standard Nun bin ich Witwe

Hallo Andrea,
du wirkt auf mich wie eine wahnsinnig starke Frau. Du bist zwar derzeit am Ende, aber keinesfalls schuldig und "klein".
Ich kenne die Gedanken, wenn man bei dem Krebs des Elternteils oder Partners nachliest. Da lese ich, dass der Kampfwille entscheidend ist. Wer wirklich will, der schafft es. So etwas finde ich verletzend uns gegenüber. Ich glaube, unsere Elterteile oder Partner haben gekämpft wie die Löwen - solange es ihr geschundener Körper erlaubte. Und wir waren stark und haben alles getan. Aber wer wann stirbt, dass entscheiden anscheinend nicht der Kranke und auch nicht die Unterstützer.
Alles Liebe, Sonja
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  #96  
Alt 08.11.2004, 19:41
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Standard Nun bin ich Witwe

Danke Sonja,

offensichtlich sind meine Gefühle nicht ganz so "krank" wie ich befürchtet hatte, denn ich habe wirklich den Eindruck, dass Ihr mich versteht...

Ich umarme euch alle in ehrlicher Verbundenheit

Andrea
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  #97  
Alt 08.11.2004, 19:44
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Liebe Andrea,
ich kann Deine Verbitterung so sehr verstehen. Mir gings genauso, wenn ich im Krebsforum immer gelesen habe. Ich habe mich solange mein Mann lebte, nie daran beteiligt. Es hatte doch sowieso alles keinen Sinn. Auch mein Mann hat verschiedene Chemos bekommen. Am Anfang eine ganz, ganz starke. Die Tumormarker haben sich trotzdem wöchentlich verdoppelt. Ich vermute auch, dass die Thrombosen und Lungenembolien durch die Chemo ausgelöst wurden. Hätte er keine Chemotherapien bekommen, hätte er vielleicht genau so lange aber besser gelebt. Aber er hat so gekämpft, hätte alles gegeben, um hierbleiben zu dürfen. Und so war es bestimmt auch bei Deinem Mann. Wenn die Ärzte schon unseren Männern nicht helfen konnten, wie hätten wir das machen sollen. Glaube mir, ich denke auch oft, was hätte ich noch für meinen Mann tun können. Der Gedanke zerfrisst mich manchmal. Ich weiß, dass man keinem Menschen den Tod wünscht, aber man kann halt die Unzufriedenheit von anderen Leuten nicht verstehen, denen es doch im Grunde genommen gut geht. Ein Beispiel: Meine Seniorchefin hatte letzte Woche 70. Geburtstag, ihr Mann ist 80. Sie ist jeden Tag noch 12 - 14 Stunden im Büro, ihr Mann alleine zu Hause. Jetzt war sie eine Woche krank und kam heute z. ersten mal wieder. Das ganze Büro hat gratuliert. Ich konnte nur zu ihr sagen: "Ich wünsche Ihnen etwas mehr Zeit für ihren Mann und das sie die dann auch geniesen." Meine Mutter und Geschwister sind auch so alte Jammerer. Jeder hat ja so eine schlimme Krankheit: Husten, Schnupfen, Gelenkschmerzen, was weiß ich alles. An Allerheiligen, hab ich mir das alles wieder anhören müssen. Keiner hat gefragt, wie es mir geht. Es ist halt überall gleich.
Liebe Beatrix,
schön dass Du wieder da bist. Es freut mich wirklich für Dich, dass Du so große Anteilnahme während Deines Aufenthalts in Brandenburg gefunden hast. Wie viele Fische hast Du den gefagen? Ich hoffe, es fällt Dir nicht allzuschwer, wenn jetz zuhause wieder der trostlose Alltag einkehrt ohne Gespräche und Anteilnahme. Schön dass Dich Deine Kollegen so gut aufgenommen haben. Ich möchte mich da aber trotzdem ein bißchen Irene anschließen. Sei nicht enttäuscht, wenn das alles in ein paar Tagen wieder vorbei ist. Wahrscheinlich ist in der heutigen Arbeitswelt keine Zeit für Trauer. Bei mir fragt keiner am Arbeitsplatz, wies mir geht und ob ich in der Lage bin alles zu schaffen. Im Gegenteil, als ich das erste mal während der Krankheit von meinem Mann 3 Wochen Urlaub aus dem Vorjahr abgebaut habe, kam ich zurück und ein Neueingestellter saß auf meinem Platz. Alle dachten, ich käme nicht so schnell wieder, meinen Platz könnte man anderweitig vergeben. Habe ihn mir aber schnell zurückerobert. Spielt zwar irgendwie keine Rolle bei dem ganzen Leid, bin aber trotzdem um den Arbeitsplatz froh.
So, nun habe ich Euch aber einen ganzen Roman geschrieben.
Ich wünsche Euche einen erträglichen Abend und einen annehmbaren Arbeitstag morgen.
Viele liebe Grüße
Thekla
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  #98  
Alt 08.11.2004, 21:13
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Standard Nun bin ich Witwe

Liebe Andrea,

bitte fühl dich nicht schuldig. Du hast sicher alles getan, was in deiner Kraft und Macht stand. Mein Mann hat z.B. nach der Diagnose gesagt, so, jetzt weiß ich , was ich habe, jetzt kann ich es bekämpfen. Das haben wir wirklich geglaubt. Aber leider hat es nichts genützt. Der Wille hat eben nichts damit zu tun. Ich lese in den anderen Krebsforen nicht mehr, weil ich es so ähnlich empfunden habe wie du, ich war auf alle böse, die noch weiterleben durften. Mein Chef hat Nierenkrebs und lebt schon seit Mai letzten Jahres damit.Es ist so wahnsinnig ungerecht.
ich denke mir auch oft, ach hätten wir die Chemo gelassen, ach hätten wir die letzte nutzlose OP, nach der sich mein Ralph nicht mehr erholte, doch bleiben lassen. Man zermartert sich den Kopf, und wird dadurch immer depressiver.
Liebe Andrea, hier wirst du verstanden. Schreib dir einfach alles von der Seele, wenn es dir hilft.
Liebe Beatrix, schön, dass es dir in Brandenburg zu sein, gut getan hat. ich wurde an meinem ersten Arbeitstag auch mit Blumen und einer Karte empfangen, auf der meine Kollegen schrieben, dass ich nach der vergangenen schrecklichen Zeit doch jetzt wieder etwas Freude empfinden sollte. Ich dachte damals nur, wenn ihr wüsstet, dass die schreckliche Zeit gerade erst begonnen hat! Bei mir spricht auch keiner auf Arbeit darüber. Ich habe aber eine Kollegin, die auch meine Freundin ist, sie hat ihre liebste Freundin im April an den Krebs verloren und wir beide können viel darüber sprechen. Das hilft mir sehr. Meine Kinder, vor allem mein Sohn blocken Gespräche über ihren Vater immer ab. Ich muss allerdings auch dazu sagen, dass ich für meinen Ralph immer die Nummer 1 war, die Kinder waren ihm nicht sooo wichtig. Er hat auch wenig mit ihnen über ihre Befindlichkeiten gesprochen.
Liebe Anne, ich finde es gut, dass du dich hier gemeldet hast.
So nun habe ich genau so einen Roman wie Thekla geschrieben, aber ihr müsst es ja nicht lesen.
Viele liebe Grüße von Beate
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  #99  
Alt 08.11.2004, 21:43
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Standard Nun bin ich Witwe

Liebe Beate,
Du sprichst mir aus der Seele.
Liebe Andrea,
ich kann Dir nur raten, lass das Lesen in den anderen Foren. Du änderst nichts mehr daran. Es macht Dich nur kaputt. Schreibe Dir Deinen Kummer lieber hier von der Seele. Ich gehe seit über 1 Monat gar nicht mehr auf das BSDK-Forum, habe früher jeden Tag darin gelesen. Glaub mir, wenn es für unsere Männer eine Chance gegeben hätte, wir hätten sie genutzt.
Ich wünsche Dir vor allem viel Kraft für Deine Kinder. Schon für sie alleine lohnt es sich, weiterzumachen. Irgendwann wird es besser, wenn auch nicht gut.
Viele liebe Grüße
Thekla
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  #100  
Alt 09.11.2004, 08:30
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Standard Nun bin ich Witwe

Liebe Andrea,
zermarter dir nicht das Hirn und mache dir so viele Schuldgefühle. Wir ändern da sowieso nichts mehr dran. Hör auf in den anderen Foren zu lesen, du hast jetzt einen ganz anderen Blickwinkel.
Nach der Diagnose hat mein Mann und ich auch den Kampf aufgenommen. Entweder lebt der Krebs mit mir oder wir sterben beide, hat mein Mann gesagt.Diese Zeit war wirklich schwer. Dieses auf und ab der Gefühle. Immer wenn man dachte es geht im Moment gut, bekam man wieder einen auf den Deckel.
Wenn ich jetzt mit etwas Abstand mir diese Situation betrachte, finde ich den Zustand in dem ich mich jetzt befinde weitaus "angenehmer". Bitte versteht mich nicht falsch, aber so ist mein Eindruck. Sicher man fühlt sie jeden Tag wie auf einer Achterbahn, mal gehts einem gut mal schlecht. Aber jetzt hat man nicht mehr die falschen Hoffnungen die einem während der Krankheit gemacht wurden.
Liebe Beatrix,
ich gehe stundenweise arbeiten, für halbe oder ganze Tage sind mir meine Kinder noch zu jung. Die Jüngst ist gerade 9 geworden, die anderen sind 11 und 15.
Ich wünsche euch trotz allem einen angenehmen Tag
Anne
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  #101  
Alt 09.11.2004, 09:16
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Liebe Andrea,
was nützt es, wenn wir uns den Kopf zerbrechen und von Schuldgefühlen geplagt werden. Es bringt uns doch unsere Männer nicht wieder. Immer wieder sage auch ich mir, könnten wir die Zeit doch nur um ein Jahr zurückdrehen, ich hätte Uli nicht zu der letzten, viel zu starken Chemo und dann zu den Bestrahlungen geraten. Er wollte das zwar alles selbst, aber ich hätte ihm ja abraten können und er hätte mit Sicherheit auf mich gehört, wie er fast immer auf mich gehört hat. Aber es geht alles nicht. Was geschehen ist, ist geschehen, wir können es nicht mehr ändern. Also mach Dir keine Vorwürfe, Du hast genau richtig gehandelt und hast mit all Deiner Kraft mit Deinem Mann gekämpft und ihn unterstützt. Mehr konntest Du nicht tun. Und lass Dich nich von irgendeiner Neunmalklugen aus dem Nierenkrebsforum runterziehen. Ich lese jetzt auch nur noch sehr selten im BSDK-Forum, denn ich habe erkannt, dass es nichts bringt.
Liebe Anne, gut dass Du wenigstens stundenweise rauskommst. Du hast zwar Deine Kinder, aber ich glaube, dass es uns allen guttut, ein wenig aus dem Haus zu kommen. Mein Uli hat nach der Diagnosestellung auch immer zu mir gesagt, "es gibt nur 10 % Heilung, aber zu den 10 % gehöre ich". Davon war er bis September fest überzeugt. Leider hat das ganze Kämpfen auch bei ihm nichts gebracht.
Ihr Lieben alle, heute gehe ich den zweiten Tag wieder arbeiten, aber ich habe gestern schon gemerkt, dass der Alltag wiederkommt. Allerdings erinnere ich meine Kollegen und bitte, sie möchten mir etwas Zeit lassen. Das akzeptieren sie bis jetzt auch. Aber ich mache mir keine Illusionen, die Gnadenfrist wird in den nächsten Wochen auslaufen. Ist vielleicht auch gut so.
Liebe Thekla, nein, Fische habe ich in Brandenburg keine gefangen. Ich werde wohl auch nie wieder angeln gehen. Das war ein Hobby, dass ich mit Uli teilte, alleine macht es mir keinen Spaß, es würde mich zu sehr erinnern. Vielleicht in ein paar Jahren mal wieder, wenn mein Enkel groß genug ist, aber in der nächsten Zeit ganz bestimmt nicht.
Liebe Irene, man hat mir jetzt einen Heilpraktiker in Brühl empfohlen, den ich aber privat zahlen muß. Vielleicht könntest Du mir den Namen und die Tel.-Nr. von Deinem Arzt nennen, es ist nicht so weit bis Lindenthal.
So, Schluß für heute, es wird immer viel zu lang, was ich schreibe.
Habt einen schönen Tag. Hier ist es zwar kalt, aber die Sonne scheint, vielleicht dringen ein paar Strahlen davon in Eure Herzen.
Alles Liebe
Beatrix
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  #102  
Alt 09.11.2004, 20:12
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Liebe Beatrix,

heute nur kurz.
möchte die Adresse etc. des Arztes hier nicht gerne einstellen. Ich weiß nicht, ob du hier deine EMail-Adresse angeben möchtest, dann könnte ich dir antworten.
Falls nicht, könnte ich mal versuchen, eine Pseudo-EMail-Adresse einzurichten, die könnte ich dann hier einstellen und dann könnten wir darüber Kontakt aufnehmen.

Einen schönen Abend und hoffentlich eine durchschlafende Nacht.

Liebe Grüße
Irene
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  #103  
Alt 09.11.2004, 22:24
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Liebe Beatrix,
ich kann Deine Worte nur bestätigen. Die ganzen Vorwürfe bringen nichts. Was hätte mein Mann alles gemacht um bei mir zu bleiben. Er hatte ja auch BSDK-Krebs und hat die Hoffnung bis zum Schluss nicht aufgegeben. Auch ich lese nicht mehr im BSDK-Forum, es hat lange gedauert, bis ich nicht mehr jeden Tag hineingeschaut habe, aber es ist besser so. Wir müssen mit dem jetzt leben nicht mit der Vergangenheit.
Ich kann Dich verstehen, dass Dir das Angeln ohne Deinen Uli keinen Spass mehr macht. Ich werde jetzt mal die ganzen Angelsachten von meinem Schatz sauber auf den Dachboden räumen. Weggeben kann ich sie nicht, es sind noch ganz neue Sachen dabei, die er sich noch von seinem letzten Geburtstags-Gutschein gekauft hat.
Bei den gräßlichen Wetter werden die Kränze und Schalen auf dem Grab von Deinem Uli wohl bald ganz kaputt sein. Bei meinem Schatz war es so heiß und die Schalen waren alle so eng bepflanzt und außerdem so viele so nah beieinander. Da sind die Blumen auch bald nach und nach kaputt gegangen. Ich habe dann immer die guten wieder zusammengepflanzt. Aber irgendwann ist es mir dann doch zu viel geworden und mein Sohn und ich haben alles abgeräumt. Da bei uns ja noch Erdbestattung üblich ist, haben wir einen LKW voll Lehmerde weggefahren und alles schön neu angelegt. Im Winter bestelle ich den Grabstein, wird dann im Frühjahr, wenn sich alles gesetzt hat aufgestellt. Das ist dann der letzte Dienst, den ich ihm noch erweisen kann.
Wie geht es Dir denn jetzt. Ist ja noch alles so frisch bei Dir und Du bist gerade in den schlimmsten Wochen. Vermisst Du ihn auch so sehr, bist Du auch manchmal so einsam. Manchmal denke ich immer noch, wenn er wieder da ist, müssen wir dies und jenes machen, das reparieren, ich muß ihm das erzählen, usw. usw. Geht es Dir auch so? Und trotzdem ist da immer wieder neue Kraft für den nächsten Tag, ich verstehe zwar nicht warum, aber es ist so, bei Dir auch ?
Ich wünsche Dir eine angenehme Nacht. Ich habe letzte Nacht wieder fast gar nichts geschlafen, hoffe das es diese wieder besser ist.
Viele liebe Grüße
Thekla
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  #104  
Alt 10.11.2004, 13:16
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Liebe Irene,
Du hast sicher recht, dass Du die Adresse des Arztes nicht hier ins Internet stellen willst. Hier meine email-Adresse: Beatrix.Teske@bmi.bund.de. Ich freue mich schon auf Deine Mail.
Liebe Thekla, mit den Angelsachen geht es mir so wie Dir. Schweren Herzens habe ich seine Wattstiefel nach Brandenburg mitgenommen, dort ist jemand, der sie brauchen kann, was soll ich damit. Die anderen Sachen, und das ist sehr viel, stehen noch in, auf und um einen Schrank in der Garage. Die kann ich nicht so einfach weggeben. Also bleiben sie erst einmal. Ulis roter Rosenkranz auf dem Grab sieht mittlerweile auch nicht mehr schön aus, ich werde ihn am Samstag herunternehmen. Dann sind nur noch ein Waldgesteck, ein Waldkranz, ein Kreuz und eine Schale da. Irgenwie meine ich, ich muß ihm noch etwas Gutes tun, und so werde ich am Samstag eine Schale mit Christrosen bepflanzen und die in die Erde einbuddeln, so dass die Blumen nicht erfrieren können. Wenn ich jeden Abend zum Friedhof fahre, nehme ich immer eine Harke mit, um die Blätter auf und um sein Grab im weiten Umkreis wegzuharken. Es ist an und für sich eine Arbeit ohne Ende, denn immer wieder fallen heue Blätter herunter, so schnell kann ich gar nicht harken. Aber wenn ich das tue, fühle ich mich ein wenig so, als wenn ich ihn noch pflegen würde. Ich spreche dann mit ihm und erkläre was ich da mache und warum. Es hilft mir. Zu Hause geht es mir wie Dir, ich denke, wenn er wiederkommt, dann....... Aber er kommt nicht wieder. Ich bin so traurig und vermisse ihn so sehr. Das Alleinsein macht mir nicht so sehr viel aus, allerdings kommt ja auch täglich meine Tochter zu mir und wenn es nur für eine halbe Stunde ist. Dann beschäftige ich mich, bis es 20:00 Uhr sind und danach mache ich dann den Fernseher an. So lassen sich die langen Abende einigermaßen ertragen. Nur die Nächte sind eben nicht so gut. Gestern abend um ca. 18.00 Uhr kam mein Schwiegersohn und erzählte mir, dass er dringend eine warme Jacke brauche. Daraufhin habe ich ihm die Jacken von Uli gezeigt und er hat sich eine ausgesucht. Die Jacken hingen im Gästezimmer in einem Schrank. Um an den Schrank heranzukommen, mußten wir einiger, unter anderem einen Fahrradkorb beiseiteräumen. Als ich dann um 22.30 Uhr im Bett lag und gerade das Licht gelöscht habe, polterte es auf einmal ganz schrecklich. Das Licht anzuhalten und aus dem Bett zu springen war eins. Dann habe ich die Zimmer durchsucht und stellte fest, dass dieser Fahrradkorb gerade als ich das Licht löschte umgekippt sein muss. Ist das nicht mehr als Zufall? Ich habe einer Kollegin, deren Mann vor 2 Jahren verstorben ist, davon erzählt und sie meinte schon, Uli wollte mir damit sagen, dass es gut sei, dass ich etwas in Bewegung gesetzt hätte und anfing seine Sachen wegzugeben. Was hälst Du davon? Aber ich bin davon überzeugt, dass das etwas zu bedeuten haben muß.
Viele liebe Grüße und einen schönen Tag. Heute gab es hier den ersten Schnee, das depremiert mich noch mehr.
Beatrix
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  #105  
Alt 10.11.2004, 20:44
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Liebe Beatrix,
schön dass es dein Uli gut findet,wenn Du etwas weggibst, mein Andreas leider nicht. Das habe ich heute Nacht zum 3. mal erlebt. Ich erzähl Dir, wie das ausssieht. Das erste mal habe ich seine Zahnprothese weggeschmissen. Ich hab sie ihm herausgenommen, als er im Koma lag, weil sein ganzer Mund voller Geschwüre war zum Schluss. Danach habe ich geträumt, dass er wieder gekommen ist und seine Zähne gesucht hat. Als ich ihm im Traum gesagt habe, dass ich sie weggeschmissen habe, hat er zu mir im Traum gesagt: "Ich war wohl sehr krank". Das 2. mal habe ich sein Auto abgemeldet und konnte es noch ganz gut verkaufen. In der Nacht danach habe ich geträumt, dass er immer gesucht hat, wo er sein Auto hingestellt hat, dann hat er mich gefragt, ob ich es gehabt habe. Letzten Sonntag war meine Tochter und mein Schwiegersohn da. Ich habe ihm ein paar von seinen fast neuen Marken-Tshirts mitgegeben. Und heute nacht hat er in meinem Traum gerade diese T-Shirts gesucht. Nein, jetzt gebe ich nichts mehr weg von ihm. Sonst kann ich nämlich leider gar nicht von ihm träumen, obwohl ich mir das so sehr wünsche. Ich denke auch immer, es ist das einzig Gute was ich ihm noch tun kann, wenn ich sein Grab pflege. Habe ihm ein Herz aus roten Rosen aufs Grab gelegt. Am Sonntag hab ichs nochmals neu gesteckt mit frischen Rosen, die werden aber auch schon wieder kaputt sein. Seit der Zeitumstellung gehe ich während der Woche nicht mehr jeden Tag auf den Friedhof, weil es immer schon so dunkel ist, wenn ich heimkomme.
Schön, dass sich Deine Tochter so um Dich kümmert. Ich bin abends meistens alleine, wenn ich nach Hause komme. Meine Tochter wohnt eine Autostunde entfernt. Mein Sohn ist nur 1 - 2 Tage die Woche zu Hause. Am Anfang hat noch öfters das Telefon geleutet. Jetzt ruft nur noch mein Sohn an und fragt, ob alles in Ordnung ist. Ich fühle mich sehr einsam. Heute musste ich sogar während der Arbeit ein paarmal weinen, bin dann immer auf Toilette gegangen. Dabei habe ich vor kurzem gedacht, es wird etwas besser. Ja Beatrix so ist das halt mit den Gefühlen. Es ist nicht jeder Tag gleich. Wie geht es Dir den in der Arbeit. Kannst Du Dich schon wieder konzentrieren. Ich musste bei mir feststellen, dass ich einfach den Stress nicht mehr so vertrage als früher. Das was mich stark gemacht hat, habe ich nicht mehr. Manchmal fühle ich mich so nutzlos auf dieser Welt. Wie geht es Dir da so. Bei Dir ist der Schmerz ja noch frischer als bei mir.

Ich wünsche Dir eine gute Nacht.
Viele liebe Grüße
Thekla
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