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  #16  
Alt 25.09.2004, 19:54
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Standard Was kann ich noch tun?

Hallo Beatrix,
Du siehst, Katharina hat recht damit, dass es nach ausweglosen Situationen auch wieder aufwärts gehen kann. Bei Euch ist das schon sehr heftig, wenn Dein Mann im Rollstuhl sitzen muss, aber vielleicht kann er ja wirklich nach der Lymphdrainage etwas laufen.
Bei uns ist es ähnlich wie bei Euch. Nach 21 Ehejahren hat Hermann auch keinen engen Freund, mit dem er über den Tod oder Gefühle spricht und schwierig ist er ab und zu auch.
Sein Traum ist es momentan, ein Motorrad zu kaufen.Was ihm Schmerzen bereitet, ist seine OP- Narbe, die sich öffnet und wässert ( vielleicht durch die Chemo).
Ich bin für jeden Tag dankbar.
Alles Gute!

Monika
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  #17  
Alt 26.09.2004, 17:16
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Standard Was kann ich noch tun?

Hallo Beatrix & alle Anderen,
mein Zahnarzt hat mir ein Buch empfohlen: "Keine Seele geht verloren" - den Autor habe ich vergessen - leider. Aber im Wesentlichen geht es um Menschen, die gestorben waren und durch irgendwelche Umstände wieder in's Leben zurückgeholt wurden. Sie berichteten davon, wie schön es war, gehen zu dürfen. Ich werde mir dieses Buch kaufen und vielleicht kann ich dann Vieles besser verstehen. Deinem Mann Beatrix viel Kraft und dir auch auch - LG - Carwomen
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  #18  
Alt 26.09.2004, 17:29
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Standard Was kann ich noch tun?

Noch eine Buchempfehlung: Moody: Das Leben nach dem Tod. Es geht auch um Nahtodeserlebnisse. Sehr spannend, was darin berichtet wird!

LG, Britta
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  #19  
Alt 30.09.2004, 17:12
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Standard Was kann ich noch tun?

Hallo Monika, hallo Britta, hallo Carowen und alle Anderen,
habt Dank für Eure Tips und lieben Worte. In den nächsten Tagen, wenn ich Uli einmal allein lassen kann, werde ich in unseren Buchladen gehen und mir das Buch "Keine Seele eht verloren" bzw. "Das Leben nach dem Tod" einmal ansehen. Zur Zeit bin es unmöglich, ihn allein zu lassen. Immer wieder tritt zwischendurch diese unheimliche Schwäche mit Verwirrtheit auf, in der er nur im Rollstuhl hängt und vor sich hinstarrt oder wirres Zeug redet. Er sucht nach Worten und spricht dann völlig unsinnig zusammengesetzte Wörter, so dass ich nie weiss, was er eigentlich möchte. Diese Zustände wechseln sich täglich mehrmals ab. Also kann es sein, dass er, wenn ich ihn allein lasse, ganz klar ist und während ich fort bin, er so verwirrt ist, dass er aus dem Bett oder dem Rollstuhl fällt oder irgendetwas unsinniges anstellt. Es ist einfach unheimlich und ich bin furchtbar hilflos. Wenn ich mich mit seinen Ärzten darüber unterhalte, bekomme ich auch keine befriedigende Antwort. Meine Frage an alle: Ist das bei diesem Krankheitsbild im Endstadium typisch, hat jemand bei seinem Angehörigen auch so etwas oder Ähnliches erlebt und kann mir jemand einen Rat geben, wie ich damit umgehen kann? Im Augenblick schläft er warm eingepackt auf der Terrasse und obwohl unser Nachbar sehr lautstark rasenmäht, stört ihn das nicht, er schläft tief und fest. Manchmal denke ich, es wäre besser, wenn er einfach so wegschlafen würde aber andererseits freue ich mich doch wieder sehr, wenn er wieder aufwacht, auch wenn dann der ganze Horror von vorne beginnt.
Liebe Monika, wie wirst Du denn damit fertig, dass Dein Mann ab und zu schwierig ist und auch keine Freunde mehr hat, die ihn hier und da aufheitern und ablenken. Da bleibt ja auch die ganze Last auf Deinen Schultern liegen und wie schwer das ist, weiss ich nur zur Genüge.
Liebe Grüße an Alle
Beatrix
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  #20  
Alt 30.09.2004, 20:35
Benutzerbild von Petra Loos
Petra Loos Petra Loos ist offline
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Standard Was kann ich noch tun?

Liebe Beatrix,

es tut mir sehr leid, wie die Dinge bei euch sind.
Es ist sehr schade, dass deine Fragen von dem behandeltem Arzt nicht beatnwortet werden.
Hast du denn Hilfe bei der Pflege deines Mannes? Du hättest die Möglichkeit entweder einen Pflegedienst oder was ich dir noch eher empfehlen würde wäre einen ambulanten Hospizdienst für zu Hause.
Beide Möglichkeiten werden von der Krankenkasse finanziert.
Der ambulante Hospizdienst hilft dir nicht nur bei der Pflege deines Mannes, sondern hat sehr viel Zeit auch für dich und deine Fragen. Ich weiß aus beruflicher und privater Erfahrung, dass es den Betroffenen und auch den Angehörigen sehr hilft.
Sie arbeiten eng mit dem behandelten Arzt oder dem Hausarzt zusammen.
Es ist nur ein Ratschlag von mir.
Wenn du magst suche ich dir entsprechende Stellen und Adressen aus deiner Stadt heraus.

Liebe Grüße Petra
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  #21  
Alt 30.09.2004, 21:02
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Hallo Beatrix,
zunächst einmal muss ich Dir sagen, wie sehr ich Dich bewundere, wie Du alles trägst mit Deinem Mann. Ich denke auch, dass ich meinen Mann schlafen lassen würde, wenn ihm danach ist und natürlich ist man dann wieder froh, wenn er wieder aufwacht, aber ich hätte Angst, ihn allein zu lassen.
Ich kann nur von meinem Bruder erzählen, der 1982 an einem Hirntumor mit 29 starb. Wir haben ihn zu Hause gepflegt. Zuletzt drückte der Tumor auf das Sprachzentrum und er konnte nicht mehr sprechen.Die Ärztin meinte, er sei auf dem Stand eines 3 jährigen. Er konnte zuletzt nur noch liegen, aber er merkte, wer ihm die Hand hielt. Meine Mutter war nachts mit ihm im Zimmer und rief uns dann in der Nacht, als er gegangen war.

Vielleicht hast Du noch jemanden, der sich mit Dir die Pflege teilt.
Hermann hat noch viele Geschwister, die fast jeden Tag anrufen oder ihn besuchen ( natürlich nicht jeden Tag) und es ist auch etwas weiter weg von uns.Unsere Tochter kann ihn auch aufheitern, aber sie wohnt nicht mehr bei uns, Du hast recht, es hängt alles an mir. Manchmal giften wir uns auch an, wie in alten Zeiten.
Im Moment ist er auch in ein Loch gefallen, weil ihm der Arbeitgeber die Rente aufgenötigt hat, dabei war sein Traum, wieder arbeiten gehen zu können. Als er seine alten Kollegen besuchte, erkannte ihn anfangs keiner. Beinahe hätte er geheult.
Bitte hol Dir einen Pflegedienst, Du gehst sonst selbst kaputt!

Monika
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  #22  
Alt 30.09.2004, 21:38
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Liebe Beatrix
Deinen Schmerz kann ich verstehen. Mein Mann ist vor 8 Wochen an Bauchspeicheldrüsenkrebs gestorben. Er hatte zum Schluss eine schwere Gelbsucht, war vollkommen orientierungslos und wurde sogar noch blind. Die letzten 5 Tage konnte er sich nicht einmal mehr in seinem Pflegebett aufsitzen. Die Schmerzen wurden mit soviel Morphium bekämpft, wie nötig war. Künstiliche Ernärung hat unser Hausarzt abgelehnt, es hätte das Leiden nur verlängert. Die letzten Wochen hat ihm der Krebs die letzte Kraft genommen. Verschiedene Ärzte haben mir erklärt, das ist bei BSDK so. Ich habe nochmal versucht ihn in die Klinik zu bringen. Dort konnten sie ihm aber auch nicht mehr helfen. Also habe ich ihm seinen letzten Wunsch erfüllt, und ihn zum Sterben nach Hause gebracht. Es war alles was ich noch für ihn tun konnte. Auch mein Mann wollte nicht sterben (und ist deshalb auch sehr schwer gestorben). Reden wollte er darüber zu keiner Zeit. Das ist mir besonders schwer gefallen. Ich weiß, dass für ihn das schlimmste war, mich alleine zurückzulassen. Ich hatte das Glück, dass mich mein Sohn in der Sterbennacht unterstützt hat. Vielleicht hast Du auch irgendjemand, der bei Euch sein kann. Vielerorts gibt es gute Hospitzgruppen, die hier Beistand leisten. Ich bin nach dem Tod auch in die Trauergruppe beim Hospitzverein gegangen. Das hilft mir wenigstens ein bißchen. Ich wünsche Euch viel viel Kraft für die kommende schlimme Zeit.
Liebe Grüße
Theklaname@domain.de
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  #23  
Alt 30.09.2004, 22:02
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Hallo Petra, hallo Monika, hallo Thekla,
danke für Euer Mitgefühl. Wenn ich so lese, wieviel ähnliche Fälle es gibt, erschreckt mich das sehr. Warum muss es diese schreckliche Krankheit geben und warum müssen unsere Angehörigen so furchtbar sterben? Ich habe am Anfang zu Gott gebetet und um Gnade für Uli gebeten, später habe ich mit ihm gehadert, aber es hilft alles nichts.
Einen Pflegedienst möchte ich einfach nicht zur Unterstützung dazunehmen, ich möchte ihn bis zum Schluss selbst pflegen, denn ich finde, nach 35 Ehejahren bin ich es ihm einfach schuldig und es gibt mir auch ein besseres Gefühl wenn ich weiss, dass ich alles Menschenmögliche für ihn getan habe. Allerdings haben wir hier einen ambulanten Palliativdienst, der mich mindestens einmal in der Woche anruft und bei Bedarf auch vorbeikommt. So z.B. wenn Uli mal wieder unter starker Verstopfung leidet und ein Einlauf gemacht werden muss oder um nachzusehen, wie sich seine wunde Stelle über dem Steißbein entwickelt. Diese Krankenschwester nimmt sich viel Zeit, spricht auch lange mit mir und versucht mir Mut zu machen, aber es hilft mir nicht sehr. Natürlich ist da noch unsere Tochter, die direkt neben uns wohnt. Aber sie und ihr Mann sind beide berufstätig und haben einen kleinen Sohn von 3 1/2 Jahren. Sie ruft zwar jeden Tag an und sieht auch mal eben für einige Minuten vorbei aber sie ist selbst so eingespannt, dass sie keine Hilfe sein kann (oder will). Heute abend habe ich ihr gesagt, dass sie jetzt in der nächsten Zeit öfter einmal bei ihrem Vater bleiben müsse, damit ich die nötigen Besorgungen erledigen kann. Sie hat mich ganz verständnislos angesehen. Sie hat in ihren 34 Jahren es noch nie erlebt, dass ihre Eltern sie brauchten, wir waren immer nur für sie da. Um so bitterer ist es für mich wenn ich merke, dass es ihr jetzt nicht einmal selbst einfällt, auch einmal für ihren Vater da sein zu müssen. Nur finanziell hilft sie uns sehr, denn ich bin von der Arbeit freigestellt, Uli wartet seit vielen Wochen auf sein Krankengeld, was auch noch immer nicht ausgezahlt worden ist und die Einstufung in die Pflegestufe und damit das Pflegegeld werden wohl auch noch eine Weile auf sich warten lassen. Da wir nicht von Luft und Liebe leben können, unterstützt uns z.Zt. unsere Tochter und unser Schwiegersohn. Damit hat sich aber ihre Hilfe. Vielleicht will sie es einfach nicht wahr haben, dass ihr Vater so krank ist, ich weiss es nicht. Sei es wie es sei, ich fühle mich furchtbar einsam.
Aber jetzt Schluss mit dem Selbstmitleid. Heute Abend ist ein guter Abend. Uli sitzt im Bett, sieht sich das Fussballspiel im Fernsehen an und schimpft darüber wie in alten Zeiten. Das ist ein schönes Gefühl ihn zu hören und entschädigt mich für die ganze Angst, die ich heute über Tag hatte.
Liebe Grüße an Alle Beatrix
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  #24  
Alt 01.10.2004, 18:27
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Hallo Beatrix,
es freut mich, dass Dein Mann die Kraft hatte, Fußball zu schauen. Das lenkt ihn sicher von seinen Schmerzen ab. Ich kann mir das schrecklich vorstellen, was in so einem Menschen vorgehen muß, der weiß, dass es zu Ende geht. Männer wollen darüber auch meistens nicht reden, was alles noch schwieriger macht. Laß Dich von dem ganzen Kampf mit Krankengeld, Pflegegeld usw. nicht unterkriegen. Ich habe zum Beispiel gestern (8 Wochen !!! nach dem Tod meines Mannes) den Bescheid über den Pflegegeldantrag bekommen. Er wurde auf Pflegestufe 1 eingestuft, das sind ca. 200 Euro im Monat, einfach lächerlich. Ich konnte wenigstens damals mit meinem Arbeitgeber die Vereinbarung treffen, dass ich nur noch abends 6 Stunden Teilzeit gearbeitet habe. Wenn mein Sohn von der Arbeit gekommen ist, bin ich bis spät in die Nacht arbeiten gegangen, nur um meinem Job zu behalten. Aber die Arbeit hilft mir jetzt danach weiter und es muß auch finanziell weitergehen. Die Krankenkassen spielen hier ein sehr übles Spiel mit den Kranken. Mein Mann wurde schon nach ein paar Wochen gezwungen, Rehaantrag zu stellen, der wurde natürlich prompt abgelehnt, automatisch in einen Rentenantrag umgewandelt und das Krankengeld gestoppt. Erst nach seinen Tod wurde der Rentenantrag genehmigt und erst vor ein paar Tagen nachbezahlt. Dabei war mein Mann nur insgesamt ein halbes Jahr krank und zu Hause. Es ging alles rasend schnell.
Du brauchst aber trotz allem die Hilfe Deiner Tochter jetzt. Man kann ja sonst nicht einmal mehr für kurze Zeit aus dem Haus, um Medikamente zu besorgen, einzukaufen, Behördengänge zu erledigen usw. Ich weiß, wie man sich scheut den Pflegedienst zu rufen, ich habe auch erst die letzten 2 Tage eine Schwester von der Caritas kommen lassen, weil er sich überhaupt nicht mehr bewegen konnte und ich das alleine auch nicht mehr geschafft habe mit Waschen, wickeln usw.
Geniese die Zeit mit Deinem Mann noch so gut es geht, Du bist danach noch einsamer. Setz Dich zu ihm ans Bett, das tut ihm bestimmt unheimlich gut, auch wenn Du manches mal meinst, er bekommt es doch nicht mehr mit, glaub mir, er spürt, wenn Du da bist. Jetzt kommt ja wieder Wochenende, vielleicht hat Deine Tochter ein bißchen Zeit für Dich. Vielleicht freut sich Dein Mann auch ein bißchen über den Besuch des Enkels. Meine Tochter hat auch einen Sohn von 10 Monaten. Auch wenn mein Mann zum Schluß total verschlossen und traurig war, wenn der Enkel zu Besuch kam, hat er immer noch gelächelt.
Ich wünsche Euch alles Gute.
Liebe Grüße
Thekla
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  #25  
Alt 02.10.2004, 11:24
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Liebe Thekla,
wenn ich so lese, was Du auch alles so durchgemacht hast, kommen mir die Tränen. Warum muss man zu dem ganzen Schmerz mit dem kranken Ehemann auch noch mit der Willkür der Kassen kämpfen? Als wenn man nicht schon genug andere Sorgen hat. Ich lese, dass Dein Mann und Du nach Ausbruch der schrecklihen Krankheit nur noch ein halbes Jahr Zeit füreinander hatten. Das ist sehr schlimm. Bei uns sind es jetzt schon über 9 Monate und ich mag gar nicht daran denken, dass es bald zu Ende gehen soll. Es tut mir wirklich leid, dass Ihr nur noch so kurze Zeit hattet. Wenn es auch oft frustrierend und mühsam für den pflegenden Angehörigen ist, so ist man doch nicht allein und es kommen immer wieder Momente, in denen man mit dem Kranken reden und manchmal auch lachen kann. All das war bei Dir so schnell vorbei. Ich wünsche Dir alles Gute und Liebe.
Natürlich setze ich mich oft zu meinem Mann ans Bett und halte seine Hand, aber manchmal flüstert er mir dann zu, dass ich ihn allein lassen soll, dass ich mich auch ein wenig ausruhen soll oder ähnliches. Dann gehe ich still weg und weine ein bischen.
Aber wenn ich so Deine Antwort lese, trösten mich Deine lieben Worte doch und geben mir wieder Kraft auf einen neuen Tag. Hab Dank dafür.
Alles Liebe
Beatrix
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  #26  
Alt 04.10.2004, 19:47
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Hallo Beatrix,
wie hat es Deinem Mann die letzten Tage gegangen. Habt Ihr Euer Wochenende noch ein bißchen genießen können, oder hat sich der Zustand Deines Mannes noch verschlechtert. Bei meinem Mann ist das ganze rasend schnell vorwärts gegangen. Nachdem er so eine schwere Gelbsucht bekommen hatte, hat er nur noch 10 Tage gelebt. Die Leber hat halt total aufgehört zu arbeiten. Das Problem bei ihm war, dass die Metastasen in der Leber sich sehr schnell vermehrt haben und auf keine Chemo angesprochen haben. Mein Mann wurde sogar noch in eine Studie einer neuen Chemo (Alimta) eingeschleust. Ab da hat sich sein Zustand rasend schnell verschlechtert. Das dritte mal haben sie ihm diese Chemo gar nicht mehr gegeben, einfach nach Hause geschickt. Ich hatte das Gefühl in einer großen Uniklinik ist man noch schlechter aufgehoben, als an unserer "kleinen Klinik". Und die Ärzte dort konnten auch nichts anderes vorschlagen, als das was vorher an unserer ortsnahen Klinik schon erfolglos ausprobiert wurde.
Ich weiß, wie schwer es manchmal ist, den liebsten Menschen so leiden zu sehen und es gibt sicher Stunden, in denen man sich machmal wünscht, die Erlösung soll doch endlich kommen. Aber wenn es dann so weit ist, macht man sich wegen solcher Gedanken selbst Vorwürfe. Viel schwerer als die Pflege ist das Zurückbleiben alleine. Man würde wirklich alles dafür geben, wenn man nur den geliebten Menschen noch hätte. Und immer wieder die Frage warum gerade er. Ich weiß bis heute nicht warum mein Mann so eine schwere Krankheit kriegen mußte. Er hat doch nicht geraucht, nicht getrunken, war in seiner Freizeit immer viel an der frischen Luft. Er war doch so ein fleißiger Mensch. Sicher hatte er auch manchmal Ecken und Kanten, aber für mich war er der beste Mensch.
Es ist auch richtig, dass Du einfach mal weg gehst zum Weinen. Dein Mann braucht sicherlich auch mal ein wenig Zeit für sich alleine. Ich glaube ihm fällt es auch sehr schwer, dass die Zeit naht, wo er Dich einfach alleine zurücklassen muß. Es fällt ihm wahrscheinlich auch schwer, wenn er mitbekommt, wie hilflos er geworden ist. Auch für meinen Mann war das so schwer. Er der immer mich beschützt hat, konnte plötzlich gar nichts mehr alleine machen. Selbst die letzten zwei Tage, als ich eine Pflegeschwester hatte, habe ich einfach gewisse Dinge selbst gemacht, um ihm seine Hilflosigkeit zu erleichtern. Es durfte ihm kein anderer mehr ins Gesicht fassen, er bekam dann wahnsinnige Angst.
Ich hoffe, Du bekommst jetzt wenigstens ab und zu mal Hilfe von Nachbarn, der Tochter oder von wem auch immer. Krankheit macht halt manchmal auch einsam. Zu mir haben nach der Beerdigung viele Leute gesagt, sie wollten meinen Mann immer gerne mal besuchen, haben sich aber nicht getraut. Dabei hat er es jedem so leicht gemacht.
Kannst Du denn überhaupt bei der ganzen Anspannung noch schlafen ? Du bist sicher auch total k.o. und fühlst Dich wie ausgebrannt. Du musst aufpassen, dass Du nicht auch noch schlapp machst und vor allen Dingen das Essen nicht vergessen, auch wenn Du manchmal meinst, Du bekommst keinen Bissen mehr runter. Dein Mann braucht Dich noch, sei stark.
Melde Dich mal wieder, wie es Euch geht.
Alles Gute
Thekla
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  #27  
Alt 05.10.2004, 13:04
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Liebe Thekla,
danke für Deine lange Nachricht. Das Wochenende war nicht so schön. Mein Mann ist jetzt schon zu schwach zum Essen und wenn ich ihn überrede, wenigstens ein paar Happen zu sich zu nehmen, sind es wirklich nur drei Bissen. Schlimm ist jetzt, dass er am liebsten überhaupt keine Tabletten mehr nehmen möchte. Dabei braucht er seine Schmerztabletten dringend und ich versuche ihm das auch klarzumachen. Aber es ist immer wieder ein kleiner Machtkampf bis ich ihm klargemacht habe, dass er die Tabletten nehmen muss. Danach bin ich dann wie ausgelaugt. Der ambulante Palliativdienst war gestern hier und meinte, ich soll ihm doch nicht die Tabletten auf einmal geben, sondern eine jetzt, dann die nächste eine Stunde später und dann immer so weiter. Das hilft aber überhaupt nichts, dann habe ich jede Stunde diesen Kampf mit ihm auszufechten. Leider gibt es auch keine Alternativmöglichkeit, da er u.a. Retard-Tabl. nehmen muss und die kann man nicht durch Tropfen oder Spritzen ersetzen. Jetzt liegt er im Bett und klagt über Schmerzen im Unterbauch. Er will aber auf keinen Fall seine Notfall-Schmerztabl. nehmen und sagt nur wie der Suppen-Kasper immer wieder "nein, ich nehme meine Tabl. nicht!" Wie soll ich ihm da noch helfen? Zum Thema Schlafen: dazu komme ich sowieso nicht, denn er ist nachts jede Stunde wach und verlangt dann nach mir. Dafür muss ich den ganzen immer weiter Süßigkeiten essen. Ich essen mir jetzt so einen richtigen Kummerspeck an, denn meine Nerven verlangen immerzu nach etwas Süßem, nur befriedigen tun die Süßigkeiten nicht.
Du hast recht, dass Krankheit einsam macht. Gestern habe ich mich mit meiner Mutter überworfen, die fragte, wie es denn gehe. Ich sagte: "nicht so gut". Daraufhin sie:" Ja, das ist nun mal so. Da kannst Du nichts machen". Ich bin richtig explodiert und habe nur gemeint, wenn sie nichts anderes zu sagen habe, könne sie es ganz lassen. Jetzt ist sie beleidigt aber mir geht es besser, wenn ich mir solche dummen Sprüche nicht mehr anhören muss.
Die Erfahrung, dass viele Leute sich nicht trauen, den Kranken zu besuchen, habe ich auch schon öfter gemacht. Dabei täte es ihm doch gerade jetzt gut, wenn er sähe, dass so viele Leute an ihn denken. So liegt er den ganzen Tag herum, schläft oder grübelt.
Nein, ich möchte nicht, dass er so bald von mir geht, aber wenn ich sehe, wie er mit jedem Tag mehr verfällt, mache ich mir keine Illusionen. Es wird wohl nicht mehr lange dauern und dann bin ich genauso einsam wie Du. Eine Kollegin von mir hat ihren Mann vor über 2 Jahren durch Lungenkrebs verloren, aber sie ist noch in keinster Weise darüber hinweg. Ich glaube, der Liebste wird einem das ganze restliche Leben fehlen. Ich weiß nicht wie alt Du bist, ich bin 54 Jahre alt und wir hatten noch so viele Pläne......
Alles Liebe
Beatrix
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  #28  
Alt 05.10.2004, 13:28
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@beatrix:
Das Verhalten deines Mannes erinnert mich stark an meinen Papa.
Es dauerte aber bis wir gelernt haben, ihn nicht mehr so zum Essen zu überreden. Aber du hast Recht, die Schmerztabletten müssen sein. Wie viele muss dein Mann davon pro Tag nehmen? Sind das nicht nur 2 wie bei meinem Papa? (Mal abgesehen von den anderen 10 Tabletten gegen alles Mögliche und die Schmerztropfen)
Hat dein Mann ein Schmerzpflaster? Vielleicht wäre das eine Möglichkeit.
Papa hat die Tabletten zusammen mit Pudding leichter herunter. Sein Mund war immer ganz trocken. Dazu entwickelt sich eine starke Abneigung gegen Essen im Allgemeinen und im Speziellen gegen Tabletten. Kranke bekommen die Tabletten manchmal wirklich nicht runter. Ich weiß, wie schwer alles ist. Man will nur helfen und der Kranke macht nicht richtig mit. Weil er nicht mehr kann. Nötigen kann man ihn auch nicht. Die Stimmung leidet. Und Schmerzen drohen zuzunehmen wenn man die Einnahme nicht irgendwie durchsetzt. Diese Umstände machen den ganzen unerträglichen Zustand noch schlimmer und man verzweifelt zunehmend.
Mag dein Mann ggf. ein wenig Puddingsuppe? Davon hat Papa immer ein wenig essen mögen.
Beatrix, ich weiß auch nicht, was ich dir wünschen soll. Oder doch? Ich wünsche dir noch viele schöne Momente mit deinem Mann. Sie sind so wertvoll. Du machst das toll wie du dich kümmerst.
Lieben Gruß, Sonja
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  #29  
Alt 05.10.2004, 19:13
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Hallo Beatrix,
wenn ich Deinen Kummer so lese, dann meine ich immer, meine Geschichte wiederholt sich. Auch mein Mann konnte zum Schluß gar nichts mehr essen. Am liebsten mochte er noch etwas Fruchtkompott oder Wassermelone in kleine Würfel geschnitten. Die letzten Tage ging dann gar nichts mehr. Erst hatte ich ihn noch in die Klinik gebracht. Dort haben sie ihm jeden Tag 3 x Normalkost hingestellt. Er konnte das Essen nicht einmal mehr riechen. Ich habe ihn dann wieder mit nach Hause genommen. Aber unser Hausarzt hat die künstliche Ernährung und Infusionen abgelehnt. Ich habe mich damals furchtbar aufgeregt. Im Nachhinein muß ich es aber doch so sehen, dass eine Verlängerung des Leidens nichts mehr gebracht hätte, auch wenn dies sehr hart klingt, es war einfach s c h r e c k l i c h. Achte darauf, dass er noch regelmäßig trinkt. Und vor allen Dingen, solange er noch kann Abführmittel nimmt. Schmerzmittel verstopfen arg, was noch mehr Bauchschmerzen verursacht. Mein Mann hatte zum Schluß hochdosiertes Schmerzpflaster und dazu Morphiumtropfen. Tabletten konnte er nicht mehr schlucken. Ich hab ihm die Flüssigkeit einfach löffchenweise eingeben müssen und warten müssen, bis der Schluckreflex automatisch gekommen ist. Es ist einfach schlimm, was ein Mensch so durchmachen muß.
Ja, ja und dann die Mütter. Meine Mutter war auch so ein Nervengeist. Am meisten hat sie mich die Tage bis zur Beerdigung genervt. Ich konnte einfach nichts richtig machen. Was sie da alles gemeckert hat, ist einfach unmöglich gewesen. Vor drei Tagen sagt sie doch glatt zu mir, andere Frauen trösten sich auch wieder und haben nach einem halben Jahr schon wieder einen neuen Partner. Ich habe sie dann eiskalt gefragt, warum sie sich dann in zwanzig Jahren, seit dem Tod meines Vaters keinen Mann mehr gesucht hat. Sie war dann zwar beleidigt, ist mir egal. Sie hat gut reden. Ist mit ihrem hohen Alter quitschlebendig. Wird wahrscheinlich bei dir auch so sein.
Mach dir nichts aus dem bißchen Kummerspeck. Du hast irgendwann so viel Hektik, da geht das wieder von selbst weg. Du schreibst, Du bist 54 Jahre alt. Ich bin 48 Jahre alt und auch wir hatten noch so viel vor. Wir haben doch unser ganzes Leben nur geschuftet. Jetzt sind unsere Kinder groß und wir haben noch auf ein paar gute Jahre gehofft. Diese Woche ist mein Sohn auch noch ausgezogen (Er macht seine Diplomarbeit weiter weg und ist nur noch 2 Tage die Woche zu Hause). Ich sage Dir, wenn ich abends von der Arbeit nach Hause komme, kann ich manchmal das leere Haus nicht mehr ertragen. Oft öffne ich nachts die Haustüre und meine, ich muß den Geist meines Mannes hereinlassen, damit er bei mir ist. Manchmal meine ich, ich werde verrückt.
Liebe Beatrix, was soll ich Dir nur wünschen. Am meisten wünsche ich Dir noch eine schöne Restzeit mit deinem Mann. Steck den Kopf nicht in den Sand, was nicht zu verhindern ist, kann man auch nicht verhindern. Lieber noch alles machen, was du deinem Mann noch gutes tun kannst. Ich habe meinen Mann 4 Tage und 4 Nächte gestreichelt. Wenn ich weggegangen bin zum Duschen, aus Kloo, oder was essen, ist er ganz unruhig und laut geworden. Er wollte noch so viel sagen zum Schluß, aber er konnte nicht mehr richtig sprechen. Sag Deinem Mann, wie lieb Du ihn hast. Klapp nicht zusammen, Du brauchst noch so viel Kraft. Ich würde Dich so gerne irgendwie trösten, aber es gibt keinen Trost in dieser Situation.

Thekla
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  #30  
Alt 05.10.2004, 20:33
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Hallo Sonja, hallo Thekla,
habt Dank für Eure lieben Worte und Ratschläge. Nun isst mein Mann fast gar nichts mehr. Mit Müh und Not bekomme ich ihn dazu, einen hochkalorienreichen Tetrapack zu trinken, so hat er wenigstens 300 Kalorien. Trinken mag er auch nicht. Da er einen Port hat, gebe ich ihm jeden Abend eine Flüssigkeitsinfusion, so dass er nicht ganz austrocknet. Auch sein Mund ist ganz trocken. Leider mag er keine Puddingsuppe. Die Schmerztabletten bekommt er nur herunter, indem er ein Stück Banane abbeißt und sie damit zusammen schluckt. Weil er die kleinen Baby-Bananen so gerne mag, habe ich immer einen ganzen Vorrat davon hier. Heute hat der Arzt eine ganze Menge Tabletten gestrichen, so dass er nur noch die allernötigsten Schmerzmittel nehmen muß und natürlich die Abführmittel, aber die machen ihm nichts aus, die nimmt er, ohne mit der Wimper zu zucken. Ein Schmerzpflaster kann er leider nicht nehmen, der Arzt hat es vor Monaten schon mit ihm ausprobiert und es wirkt nicht so, dass er schmerzfrei ist.
Ihr Lieben, Ihr wünscht mir noch eine schöne Zeit mit meinem Mann. Aber ich glaube, es wird nicht mehr lange dauern. Er ist heute den ganzen Nachmittag verwirrt und sehr sehr schwach. Ich weiß nicht, was ich mir wünschen soll; da wohnen zwei Seelen in meiner Brust. Wie oft ich jetzt schon insgeheim denke, "ach wenn er doch friedlich einschlafen würde", aber dann bin ich doch froh, wenn ich mich aus seinen halbgeschlossenen Augen ansieht und vielleicht, wenn er gerade einen Moment klar ist, ein wenig lächelt oder irgendetwas murmelt. Dann muss ich mich ganz schnell zu ihm setzen, ihm einen Kuss geben und ihm erzählen, wie lieb ich ihn habe. Wenn ich doch nur nicht solche Angst hätte.
Ihr Lieben, ich muss schnell ins Erdgeschoss und nach ihm sehen, ich habe keine Ruhe, wenn ich ihn aus den Augen lassen muss.
Viele liebe Grüße
Beatrix
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