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Alt 12.08.2015, 04:19
anonym234 anonym234 ist offline
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Beiträge: 1
Standard Mutter an Darmkrebs erkrankt

Hallo!

Nachdem ich wieder mal nicht schlafen kann, bin ich im Internet zufällig auf dieses Forum gestoßen und habe mir gedacht, vielleicht hilft es ja, hier etwas zu schreiben.

Ich bin 27 Jahre alt und meine Mutter (46) hat Darmkrebs mit Lebermetastasen. Wir bekamen die Diagnose im März, danach ging alles sehr schnell. Die Chemo hat sie nicht vertragen, es folgte ein Darmverschluss, der im Krankenhaus nicht erkannt wurde und nur behandelt wurde, da wir sie in ein anderes Krankenhaus verlegen ließen. Wegen Komplikationen wurde sie noch 2 mal operiert, konnte nicht mehr selbstständig atmen, war lange auf der Intensivstation. Danach folgte noch eine Sepsis, eine Bauchspeicheldrüsenentzündung und durch den Muskelschwund musste sie erst wieder gehen lernen. Chemo wird wegen ihrem Zustand keine mehr gemacht. Die Ärzte können nichts mehr für sie tun. Mittlerweile ist sie wieder daheim, hat aber starke Übelkeit und Schmerzen und schläft sehr viel.

Soviel zu ihrerer Erkrankung. Ich selbst bin alleinerziehend, habe 2 Kinder (6,9 Jahre) und 2 Geschwister (18, 11 Jahre). Meine Mutter ist auch alleinerziehend. Deshalb habe ich meinen Bruder bei mir aufgenommen, als sie im Krankenhaus war. Das alles war so unglaublich belastend. Die ständigen weiten Fahrten ins Krankenhaus (über 1 Stunde entfernt), die Kinder, die sich ständig stritten, jeden versuchte ich zu trösten, bin selbst immer die "Starke". Ich habe meinen Job kurz vor Mamas Diagnose gekündigt, weil ich fast ein Burnout hatte. Die finanzielle Situation ist eine Katastrophe, was mich natürlich noch zusätzlich belastet.

Meine Mama so leiden zu sehen bricht mir das Herz. Außerdem ist es schwer, in Ruhe Zeit mit ihr zu verbringen. Ich hab ja niemanden, der auf die Kinder aufpasst und sie schaffen es nicht, längere Zeit ruhig und leise zu sein, was Mama dann wieder zusätzlich stresst.

Ich habe zu ihr das beste Verhältnis, das man sich nur vorstellen kann. Sie ist (neben meinen Kindern und Geschwistern) der wichtigste Mensch in meinem Leben und ich kann mir nicht vorstellen, wie es ohne sie gehen soll. Neben der Angst, sie zu verlieren, hab ich auch Angst vor meiner eigenen Zukunft. Auch an meinen optimistischen Tagen habe ich nicht viel Hoffnung, jemals wieder ein glückliches Leben führen zu können, wenn sie nicht mehr da ist. Zusätzlich belastet mich auch die Tatsache, dass mein Bruder dann bei mir wohnen wird. Ich liebe ihn natürlich sehr, aber es ist eine große Herausforderung, ein trauerndes Kind aufzunehmen, noch dazu, wenn man alleinerziehend ist und die Situation davor schon schwierig war. Sobald ich über diese Dinge nachdenke, habe ich ein schlechtes Gewissen, weil ich Zweifel habe, ob ich das mit 3 Kindern schaffe. Immerhin habe ich meiner Mama versprochen, mich um meinen Bruder zu kümmern.

Mit ihr kann ich über all diese Dinge nicht sprechen. Sie sagt, sie wird wieder gesund und was anderes will sie sowieso nicht hören.

Mittlerweile habe ich schlimme Schlafstörungen und Magenschmerzen wegen den vielen Sorgen. Ich lebe wie in einer Traumwelt, als wäre das alles nicht real. Und dazu dieses schlechte Gewissen, dass man so viel Selbstmitleid hat, obwohl doch meine Mama diejenige ist, die arm ist.

Psychologische Hilfe bekomme ich irgendwie kaum. Werde nur von einem zum nächsten geschickt und hab das jetzt aufgegeben. Und meine Freundinnen will ich auch nicht täglich mit diesen Sorgen belasten. Denen fehlen mittlerweile auch die Worte.

Ist leider ein langer Text geworden, aber irgendwann muss man sich mal was von der Seele schreiben, um nicht innerlich zu explodieren.

Liebe Grüße
anonym
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