Wie kann ich ihm helfen?

Hallo,

im Forum für Lungenkrebs, habe ich bereits geschrieben, dass mein Schwiegervater gestern verstorben ist. Naja, eigentlich ist er ja gar nicht mein richtiger Schwieva. Ich bin mit meinem Freund nicht verheiratet und wir wohnen auch noch nicht zusammen. Trotzdem hatte ich ihn sehr gern und er nannte mich auch immer "seine Schwiegertochter".

Leider zieht sich mein Freund total zurück. Ich soll nicht zu ihm, bzw. ihnen kommen, meine Hilfe haben sie abgelehnt und am Telefon wirkt er sehr distanziert. Dabei würde ich ihm so gerne helfen, für ihn da sein und ihn einfach mal in die Arme nehmen. Statt dessen sitze ich zu Hause und grüble was ich tun soll. Wahrscheinlich muss er das erst mal selber begreifen, doch ich fühle mich total hilflos. Habe ihn seit Tagen nicht mehr gesehen, schon vorher war er sehr zurückweisend. Irgendwie fühle ich mich auch ausgeschlossen, als würde ich gar nicht zu ihm gehören. Versteht das jetzt nicht falsch, mir geht es nicht um mich, sondern wirklich ausschließlich um ihn.

Morgen ist die Beerdigung. Eigentlich hab ich immer gedacht, wir stehen das gemeinsam durch. Doch so wie´s jetzt aussieht, werd ich direkt zur Kirche fahren und nicht vorher zu ihm.

Ich weiß ja, dass er mich liebt, aber das will er anscheinend alleine durchstehen. Das muss ich akzeptieren, auch wenn´s schwer fällt. Momentan hab ich zwar keine Ahnung wie die nächsten Tage aussehen, aber irgendwie geht´s schon weiter.

Danke für´s Lesen. Das musste einfach mal raus.

Corinna

[Tanja H.]

Hallo Corinna,
es tut mir leid mit deinem Schwiegerpapa!
Ich versuche dir mal meine Sichtweise zu erklären, die Betonung liegt auf MEINE, die muss für dich bzw. deinen Freund nicht passen.
Meine Ma ist jetzt fast 5 Monate tot und in dieser Zeit hab ich es öfter erlebt, dass Menschen mich fragten, ob sie etwas tun können....oder sie sagten: sag Bescheid, wenn ich etwas tun kann...Das habe ich immer dankend ab gelehnt. Ich hätte es klasse gefunden, hätten diese Menschen nicht ständig ihre Hilfe anbieten sondern von sich aus etwas machen. Ein Beispiel: An einem ganz beschissenen Tag stand plotzlich abends eine Freundin vor der Tür mit Nudeln vom Italiener...sie sagte dann auch, wenn sie mich vorher gefragt hätte ob ich was essen will, hätte ich Nein gesagt. Stimmt! Aber so hab ich gefuttert, mir war vorher auch gar nicht bewußt, dass ich Hunger habe.
Verstehst du??? In solch einer Situation will man nicht gefragt werden: Kann ich was tun, soll ich vorbei kommen?? Dafür hat man keinen Kopf. Also fahr morgen einfach hin zu ihm, ohne Vorwürfe oder ähnlichem. Sei einfach nur da, dass ist das Wichtigste.
So würde ich handeln.
Wünsche Dir alles Gute
Gruß Tanja

Hallo Corinna,
ich sehe es ähnlich wie Tanja. Mein Mann ist im August 2002 gestorben. Die Leute, die einfach kamen und für mich da waren oder anriefen, ohne dass ich "Bescheid gesagt hatte", taten mir gut. Oft waren es nur kurze Besuche, aber das war o.k. Zu sehen, dass man füreinander da ist - einfach so - ohne zu fordern oder zu drängen ist im Moment wohl das Wichtigste. Sei ihm nicht böse, dass er dich abweist. Trauernde sind manchmal so, ohne es böse zu meinen.
Mach's gut!
Gabi

Bei mir war das genauso. Meine Oma ist vor 1 Monat gestorben, und viele haben das übliche gesagt, "wenn was ist, sag einfach Bescheid" o.ä. Aber meine beste Freundin, die hat nicht gefragt. Die hat einfach was getan, z.B. meine Oma ist donnerstags gestorben, und freitags hat sie für meine Mutter und mich gesaugt, Spülmaschine gemacht etc., weil wir s einfach nicht konnten, sondern nur dagesessen sind und über meine Oma geredet haben. Sonntags hat sie dann essen gemacht, auch ohne vorher zu fragen. Und das war auch gut so, denn sonst hätten wir das alles abgelehnt.

Zuerst mal danke an euch alle.

Ich bin mir nur leider so unsicher und will ja nix falsch machen. Vielleicht wollen Sie ja gar nicht, dass ich mich da einmische. Trotzdem haben mir eure Antworten schon sehr viel weitergeholfen. Ich werde ihn jetzt nicht mehr fragen. Wenn ich glaube es ist richtig, dass ich zu ihm fahre, dann werde ich das einfach tun. Nur momentan glaube ich, es ist NOCH nicht das Richtige.

Hab erst jetzt durch euch gemerkt, dass diese Fragerei total blöd ist. Ihr habt vollkommen recht, wenn ich lange frage wird er meine Hilfe nie annehmen. Danke, dass ihr mir die Augen geöffnet habt. Hab mir tausend Gedanken gemacht, aber an das Logische hab ich nicht gedacht.

Corinna

Ich denke, dass dieses "einfach handeln, nicht fragen" für uns unheimlich schwer ist, weil wir hier in Deutschland einfach anders erzogen werden. Das man sich nicht in anderer Leute Leben ungefragt einmischt. Und das zu überwinden und einfach zu handeln ist nicht einfach. Ich weiß nicht, ob ich das könnte. Aber schön, dass Du für Dich erkannt hast, das das das richtige ist. Ich wünsche Dir viel Kraft und Glück für die Zukunft!