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  #16  
Alt 21.10.2003, 13:39
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Hallo Katrin!

Ich denke, es ist bestimmt für jeden schlimm, wenn man persönliche Dinge von einem geliebten Menschen weggeben muss.
Da hat sich dein Vater bestimmt gefreut, dass deine Schwester bei ihm war! Geht es ihr eh gut nach dem Krankenhausaufenthalt?
Komisch, heute fällt mir gar nichts mehr ein, was ich schreiben könnte!
Mir geht es zur Zeit gut, das ist die Hauptsache, find ich!
Ich hoffe, dir geht es auch gut!?
Ich denke schon, weil wenn man von dir liest, dann klingt das alles immer so positiv!
Mach weiter so, du hilfst vielen, denen es schlecht geht, denn mit einer postitiven Einstellung ist alles leichter zu ertragen!
Manchmal bin ich auch guter Dinge, in letzter Zeit wieder mehr, da ich mir jetzt nicht mehr denke, dass ich Schuld bin, dass mein Vater gestorben ist! Es hat einfach nicht sein sollen!
Aber manchmal holt einem alles wieder ein und man denkt nur mehr, das kann einfach nicht wahr sein!
Ich wünsch dir einen schönen Tag und bis bald!

glg
Claudia
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  #17  
Alt 21.10.2003, 13:58
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Hallo Claudia,

mir ging es genauso. Ich habe anfangs unter "junge Frauen und der Tod der Mutter" geschrieben, aber irgendwann wusste ich gar nicht mehr, was ich noch schreiben sollte.
Vielleicht muss man sich einfach mal alles von der Seele schreiben, sich Impulse von anderen holen... und irgendwann lässt das Schreibbedürfnis nach. Alles weitere kann man dann nur noch mit sich selber ausmachen.

Du hast schon recht, ich bin ziemlich positiv eingestellt. Dabei hilft mir mein Glaube an ein Leben nach dem Tod, meine Freude und Neugier auf mein eigenes Leben und all die lieben Menschen, die ich so um mich habe. Ja, und der Gedanke, dass Mama mich glücklich sehen will.
Traurig bin ich auch oft, oder wie du es sagst: manchmal holt einen alles ein. Dann kommen die schrecklichen Bilder, dann fehlt sie mir... aber ich lasse mich von den negativen Gefühlen und der Trauer nicht bestimmen.
Und ich freu mich natürlich, wenn ich anderen damit auch ein Stückchen helfen kann.

Das wichigste ist, dass du soweit bist, dich nicht mehr schuldig zu fühlen.

Ja, meiner Schwester geht es soweit ganz gut. Sie wurde an der Niere operiert und hat natürlich noch Schmerzen. Aber da hilft wohl einfach nur Geduld, und mit der Zeit auch wieder Bewegung, weil sie vom vielen liegen natürlich Muskelmasse abgebaut hat. Aber das wird schon!

Alles, alles Liebe aus dem verregneten Münster!

Katrin
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  #18  
Alt 24.10.2003, 11:34
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Hallo Katrin!

Ja, ja, jetzt wird es immer kälter und düsterer, hoffentlich regnet es nicht mehr bei euch! Bei uns in Österreich könnte es durchaus sein, dass es morgen schneit! Bin schon gespannt!
Ich finde es einfach toll, dass es so etwas wie den Krebskompass gibt, denn man liest es immer wieder, dass vielen geholfen wurde! zB die Geschichte von dem Rollo habe ich mitverfolgt und die hat mich sehr fasziniert, der war am Beginn so tief unten und jetzt geht es ihm gut - kaum zu glauben, so wie der immer pessimistisch war! Ich weiß nicht, ob du die Geschichte auch mitverfolgt hast!
So kann ich eigentlich auch sagen, dass es mir momentan gut geht, ich weiß ja nicht wie das weitergeht, manchmal glaub ich, es wird mit der Zeit schlimmer, irgendwie ist das so schlimm, wenn ich daran denke, dass mein Vater schon vier Monate tot ist! Ich denke mir dann, wir waren noch nie 4 Monate getrennt und man wünscht sich nichts mehr, als den geliebten Menschen nochmals zu sehen! Es ist komisch und der Gedanke daran, da könnte man wirklich durchdrehen! Bei mir ist es nämlich so, wenn ich schöne Bilder von ihm im Kopf habe und dann denke, er ist ja tot, dann bringt mich das fast um den Verstand!
Auf jeden Fall geht es mir jetzt gut, aber ich denke dann, wenn es 1 Jahr oder so ist, der Gedanke daran auf ein nie wieder, naja, der tut einfach weh!
Ich hoffe, bald wieder von dir zu hören!

lg
Claudia
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  #19  
Alt 26.10.2003, 13:30
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Liebe Claudia,

draußen ist es grad ziemlich grau, aber ich habe eben mit meiner Mitbewohnerin gefrühstückt - naja, FRÜHstück ist vielleicht das falsche Wort, :-) - und später gehen wir noch auf den großen Jahrmarkt hier in Münster und essen lecker Waffeln. Mein Tag ist also trotz nicht allzu erfreulichem Wetter gerettet! Freitag hat es hier auch schon geschneit, ich dachte, ich gucke nicht richtig! Ich find das ja toll, aber so drei, vier Wochen könnte es ruhig noch warten. Ach, und weiße Weihnacht wäre natürlich schön - den Traum gebe ich einfach nicht auf! :-)

Ich bin auch unheimlich dankbar, dass es den Krebs Kompass gibt.Als meine Mutter noch lebte und schon sehr krank war, habe ich hier sehr viel geschrieben, und furchtbar liebe Menschen kennengelernt. Das hat mich wirklich gerettet, ich weiß nicht, wie ich diese Zeit sonst durchgehalten hätte.

Ich verfolge auch einige andere Threads hier mit, und es macht manchmal echt traurig zu sehen, was andere Menschen für Schicksale haben. Aber du hast recht, es macht dann auch manchmal froh, wenn man sieht, dass das Schreiben hier die Menschen so erleichtert und der Kontakt mit anderen Betroffenen ihnen so hilft.

Ich kann es manchmal auch kaum glauben, dass der Abschied von Mama wirklich endgültig ist. Wegen jeder Kleinigkeit habe ich sie manchmal angerufen und ihr einfach jedes Erlebnis des Tages erzählt. Das fehlt mir wirklich sehr. Außerdem wünschte ich, ich könnte öfter bei Papa sein. Es macht mich manchmal so furchtbar traurig zu wissen, dass es jetzt allein zu Hause ist. Ich kann froh sein, dass er doch recht aktiv ist und Freunde hat, aber dennoch! Ich telefoniere fast täglich mit ihm, und nächstes Wochenende besuche ich ihn wieder.

Ich freu mich wirklich zu hören, dass es dir momentan gut geht. Mach dir keine Sorgen, wie es in einem Jahr oder so sein wird. Die Zeit wird es zeigen. Und vermissen wird man den verlorenen Menschen wahrscheinlich sowieso immer, egal, wie lange er fort ist.

Ich habe eine Schachtel neben meinem Bett, in der ich Fotos und Briefe von Mama habe, ihre Brille und ein Tuch von ihr und noch ein paar Kleinigkeiten, auch die CD mit den Liedern ihrer Trauerfeier. Ich gucke mir die Fotos oft an. Es tut irgendwie weh, aber es tut auch gut. Sie zu sehen macht sie so real. Hm, verstehst du?
hasz du auch Fotos von deinem Papa bei dir? Eines von meienr Mutter steht in einem Silberrahmen auf meinem Schreibtisch. Da sieht sie unheimlich hübsch drauf aus und lacht wunderschön. Wenn ich mir das angucke, und sie mich so anlacht, kann ich gar nicht traurig sein!

Ich wünsche dir noch ein schönes faules Wochenende und schicke dir eine dicke Umarmung!

Alles Liebe,

Katrin
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  #20  
Alt 31.10.2003, 09:46
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Hallo Katrin!

Sorry, dass ich mich erst jetzt wieder melde, aber es war die ganze Woche immer sehr stressig in der Arbeit und heute gehts wieder, da ist nicht so viel los!
Morgen ist Allerheiligen und ich fürchte mich davor, ich weiß nicht warum, aber ich habe ein Gefühl der Angst! Es ist einfach komisch, am Mittwoch haben meine Mutter und ich ein Gesteck gekauft und auch noch Blumen, die wir aber erst morgen aufs Grab tun, weil sie sonst kaputt werden durch den Frost! Ich habe ja nicht viel Erfahrung, meine Oma kennt sich gut aus mit den Blumen, bin froh, dass sie soviel bescheid weiß!
Ich denke mir, ja das Begräbnis war ja schon, das war schlimm, doch trotzdem weiß ich nicht, wie der Tag morgen sein wird!
Von meinem Vater haben wir nicht viele Fotos und im Dezember, als er gerade im Spital war, da haben wir eins geknipst, weil wir uns eine Digital-Camera zugelegt hatten, es war schön, ich hatte es aber nur auf der Kamera und als er dann tot war, hab ich es zu Hause ausgedruckt und meiner Mutter auch eins geschenkt; sie hat sich sehr gefreut über das Foto, da sie das gar nicht gewusst hatte, dass wir eins gemacht hatten! Das Foto nahmen wir dann auch her fürs Begräbnis, aber es wurde halt umgeändert, sodass man nur seinen Kopf auf dem Bild sah und nicht das Bett auch noch vom Spital!
Auf dem Foto ist er gut getroffen und mein Freund hat einmal gesagt, dass wenn er vorbei geht, dass er das Gefühl hat er schaut ihm nach, weil es ist egal von welcher Seite man das Foto anschaut, er schaut her, wenn du weißt wie ich meine, er starrt nicht in eine Richtung, naja,..
Mein Opa hat auch ein paar Fotos gemacht, als er schon krank war, letztes Jahr als wir eine Feier hatten, die hat meine Mutter bekommen, aber die will ich gar nicht, weil das war keine schöne Zeit und man sieht ja sofort, wie schlecht er ausgesehen hatte, nach den Chemos!
Nach seinem Tod hat meine Mutter auch noch ein paar Fotos von ihrer Silberhochzeit bekommen, das war vor 3 Jahren, da war er noch gesund und als ich ihn da drauf sah, da hat er mich geschreckt, er sah so gut aus, seine Haare waren länger, als wärend der Krankheit und so schön weich sahen sie aus, er war braungebrannt und es war wirklich schön! Da habe ich bemerkt, dass ich ihn in ganz anders die ganze Zeit in Erinnerung hatte, ist ja klar irgendwie, aber ich hab mir dann gedacht, ich denk mir jetzt einfach, er sah so aus wie auf dem Foto, da war er noch gesund!
Einen Rosenkranz habe ich auch noch von ihm, den hat er sich auch gekauft, als er schon krank war.
Ja, ich wünsche dir auf jeden Fall viel Kraft für morgen, ich weiß nicht wie du damit umgehst, aber Kraft braucht jeder!

lg
Claudia
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  #21  
Alt 31.10.2003, 11:47
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Hallo Claudia,

mach dir bloß keinen Stress, du weißt doch: schreib einfach, wenn du Lust und Zeit hast. :-)

Ich werde morgen auch auf dem Friedhof sein, aber das ist mehr Zufall. Ich fahre morgen zu meinem Papa, und wenn ich da bin, gehe ich auch auf den Friedhof und bringe meiner Mutter eine Rose ans Grab. Aber das mache ich, wann immer es mir möglich ist.
Bestimmte Feiertage bedeuten mir nicht allzu viel. Und wenn ich nun ausgerechnet an Allerheiligen nicht zum Friedhof könnte, dann wäre mir das egal. Viel bedeutender sind Geburtstage oder Weihnachten.
So empfinde ich es jedenfals für mich.
Warum hat der Tag für dich denn so eine große Bedeutung?

Ich habe die letzten drei Nächte von meiner Mutter geträumt. Keine besonders realitätsnahen oder wirklichkeitsgetreuen Sachen. Aber trotzdem bin ich ganz erstaunt - DREI Nächte hintereinander! Ich habe von meiner Mitbewohnerin zum Geburtstag ein Buch bekommen, mit einem Engel vorne drauf, dass ich zum Beispiel als Tagebuch benutzen kann. Ich habe lange überlegt, was ich damit mache, und jetzt habe ich beschlossen, als erstes alle Träume von meiner Mutter dort aufzuschreiben. Es wäre einfach zu schade, wenn ich diese kostbaren Erinnerungen mit der Zeit vergesse.

Ja, behalte deinen Papa in Erinnerung, wie er eigentlich wirlich war - gesund und fröhlich. Ich erinnere mich täglich an so viele Begebenheiten mit Mama... und sehe mir die Fotos oft an. Aber in den letzten Tagen komen wieder viele Momente aus ihrer Krankheit wieder in mir hoch, die abzuschließen nunmal nicht einfach ist. Aber ich werde weiterhin wie du versuchen, mir immer die gesunde Mama in Erinnerung zu rufen, die ich schließlich 23 Jahre hatte.

Ich würde ich freuen, wenn du wieder von dir hören lässt. Und ich wünsche dir von Herzen, dass du auch morgen jede Menge guter Erinnerungen bei dir hast.

Alles, alles Liebe,

Katrin
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  #22  
Alt 01.11.2003, 23:46
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Hallo Katrin!

So Allerheiligen ist vorbei! Warum der Tag für mich wichtig ist? Es ist immer eine traurige Stimmung am Friedhof an Allerheiligen und irgendwie war das so wichtig für mich, dass ich an dem Tag zum Friedhof gehe, weil ich es einfach für meine Trauer als wichtig empfinde. Ich hatte Angst vor dem Tag, da ich gewusst habe, dass es mir sehr nahe gehen wird, doch es war gut einfach wieder mal richtig loszuheulen.
Ich bin zwar oft traurig, aber weinen muss ich nicht mehr oft, ich weiß nicht wie das bei dir ist? Es kommt drauf an, wie man wieder drinnen hängt, wenn man wieder in ein Loch fällt, dann ist es ganz schlimm, doch die Abstände werden länger, an denen ich weine.
Ich finde es sehr nett, von deiner Mitbewohnerin, dass sie dir ein Buch geschenkt hat und auch toll, dass du das alles aufschreibst. Ich weiß nicht, ob ich das auch machen soll, aber es klingt ganz gut, nur wird wieder alles hochkommen, doch es wird vielleicht besser verarbeitet. Muss ich mir noch überlegen, ob ich sowas machen soll!
Zum Thema Erinnerung: Es ist wirklich besser, wenn man den Menschen so in Erinnerung hält, als er noch gesund war! Ich habe auch oft die Bilder der letzten Tage im Kopf, die letzten Tage war es wieder ständig so, doch das kann man nicht ändern!
Meine Oma sagte heute: Ich sehe den Gerhard noch genau vor mir, wie er so im Sarg lag! Meine Tante sagte gleich, dass sie sich ihn nur vorstellt, als er noch gesund war! Das war auch wieder interessant zu hören, was die anderen so denken!
Ich bin froh, dass der heutige Tag soweit vorbei ist, doch es war für mich sehr sehr wichtig heute am Grab zu sein, obwohl es schmerzlich war! Ich vermisse ihn!! Ich liebe ihn so sehr!
Ist bei euch auch am Allerseelentag einen Lichterprozession von der Kirche zum Friedhof??? Ich war da noch nie dabei, werd da aber morgen eher nicht hingehen! Kommt drauf an, wie ich morgen wieder denke, wäre aber sicher schön, all die Lichter!
Die Toten sind im Licht und daran glaube ich!
Ich weiß, dass er mich beschützt! Am Vortag seiner Beerdigung da waren wir alle in der Leichenhalle und ich bin beim Sarg gestanden und als ich dann wegging, da bin ich in den Nebenraum, da war eh die Türe offen, da war ein Tisch, da hab ich mich hingestellt, da ich meine Tasche kurz hinstellte und ein Taschentuch herausholte! Die Mutter meines Freundes, die macht Reiki und sie sagte mir, dass er da hinter mir war und das war ein Zeichen von Dankbarkeit, dass ich den ganzen schweren Weg mit ihm gegangen bin bis zum Schluss! Heute haben wir darüber gesprochen wieder und ich musste weinen, ich habe ja keine Kräfte, dass so was spüre, doch ich glaube daran, dass es stimmt und es gibt mir Kraft, dass er noch weiterlebt im Licht! Ich hoffe, du verstehst was ich meine!
Wie ist es dir ergangen heute am Grab bei deiner Mutter???

lg
Claudia
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  #23  
Alt 02.11.2003, 22:57
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Liebe Claudia,

ich war gestern auch auf dem Friedhof, so wie viele andere auch. Mein Vater hatte meiner Mutter morgens schon eine Rose gebracht. Sie hat ja "nur" ein Urnengrab, eine Grabplatte im Rasen. Daneben haben wir ein Platikröhrchen in die Erde gesteckt, und es ist immer mindestens eine Blume drin, oft auch mehr.
Ja, ich war traurig. Auf dem Friedhof denke ich immer an die Trauerfeier, an die ersten Tage nach ihrem Tod. Denke daran, wie wir alle in der Kapelle saßen. Aber ich war gestern nicht trauriger als sonst, weil Allerheiligen war. Sogar eigentlich im Gegenteil. Es waren so viele Leute da, überall sah ich Gestecke und viele Kerzen brannten, das hatte etwas sehr schönes. Ich mag es, wenn die Kerzen brennen. Dann denke ich darüber nach, wer da wohl am Grab war, und an den Verstorbenen gedacht hat.
Aber ich hoffe, du verstehst mich jetzt nicht falsch - ich find es nicht blöd, dass dieser Tag für dich eine besondere Bedeutung hat. Und wenn er dir geholfen hat, einfach wieder ein Stück deiner Trauer herauszuweinen, dann hat er ja wirklich seine Berechtigung. Mir geht es einfach nur anders. Über den Computer kommen manche Dinge einfach schnell mal falsch rüber, und ich möchte ja nicht, dass du böse auf mich wirst, weil du den Eindruck bekommst, ich urteile über dich!! Tu ich nicht!! :-)
Prozessionen gibt es bei uns wohl nicht - dazu ist unsere Stadt zu klein und die Kirche nicht bedeutend genug. Aber in Süddeutschland gibt es sowas wohl viel, und es muss wunderschön sein. Hier in Münster, wo ich studiere, könnte es sowas auch geben, die Stadt ist ja sehr katholisch. Vielleicht bekomme ich nächstes Jahr sowas mal mit.

Ja, manchmal ist es wirklich befreiend, mal wieder richtig zu heulen. Das tue ich meistens nur, wenn ich die Lieder von Mamas Trauerfeier auf CD anhöre. So sehr viel weine auch ich nicht, aber manchmal schießen mir dann doch von einer Sekunde auf die andere die Tränen in die Augen, weil mir irgendein Gedanke durch den Kopf geht - neulich passierte mir das sogar im Büro, da bin ich erstmal auf die Toilette geflüchtet.

Ich habe meine Mutter ja auch noch im Sarg gesehn - ganz kurz, aus einiger entfernung. Aber dieses Bild habe ich nicht mehr besonders im Kopf - ja, es wird sogar irgendwie "unscharf". Allerdings denke ich oft an Mama, wie sie während ihrer Krankheit war, und was da alles passierte. Genauso oft erinnere ich mich aber auch an sie, wie sie "wirklich" war, früher, als sie gesund war. Meine Schwester hat mir folgendes erzählt: wenn die schlimmen Bilder aus Mamas Krankheit zuviel werden und sie belasten, dann stellt die sich vor, dass Mama zu ihr kommt, und all die schlechten Bilder in einen Koffer packt, und zu ihr sagt "die brauchst du jetzt nicht mehr. Mir geht es jetzt gut, und ich will, dass es dir auch gut. Belaste dich nicht mit diesen Bildern" Und das scheint ihr ganz gut zu helfen.
Ich hoffe, dass ich es mit der Zeit auch schaffen werde, mich von den schlimmen erinnerungen nicht mehr mzwischendurch runterziehen zu lassen. Aber im Moment gibt es Dinge, die mir immer noch das Herz bluten lassen!

Aber es ist wirklich interessant, was du da über deine Oma und deine Tante geschrieben hast. So ist eben jeder Mensch anders. Ich wünsche deiner Oma sehr, dass auch sie die schönen erinnerungen wieder "nach vorne" holen kann.

Was die Mutter deines Freundes da gesagt hat, finde ich sehr schön! Ich habe auch mal irgendwo gehört, dass die Verstorbenen ihrer eigenen Beerdigung beiwohnen können. Daran habe ich während Mamas Trauerfeier gedacht und mich gefragt, was sie wohl deken wird, wenn sie wirklich da ist. Ich bin mir sicher, dass sie die feier schön gefunden hätte/hat. Alle haben gesagt, die Feier sei wunderschön gewesen, was besonders dem Pfarrer und der wunderschönen Musik zu verdanken war.

Ich werde in das Buch erstmal nur meine Träume schreiben, und dann sehe ich ja, ob ich das Bedürfnis habe, noch mehr zu schreiben. Weißt du, wann schreiben wirklich Sinn macht? Wenn du irgendetwas hast, über das du immer und immer wieder nachdenkst. Ich hatte nach dem Tod meiner Mutter furchtbare Schuldgefühle. Ich habe die Gründe dafür aufgeschrieben, und alles, was mir leid tut. Ich habe es wohl schon mal geschrieben: diesen Brief, in dem ich auch um Verzeihung bat, hat meine Mutter mit in den Sarg bekommen.
Wenn du Schuldgefühle hast, oder irgendwelche Bilder, die dich nicht loslassen, dann ist es vielleicht wirklich hilfreich, sie aufzuschreiben, weil man sie dann besser loslassen kann.
Vielleicht sollte ich darüber auch nochmal nachdenken.

Ach Claudia, ich schicke dir eine Riesen - dicke Umarmung! Manchmal ist wirklich alles einfach zum heulen, aber ich glaube auch, dass meine Mutter und dein Papa ab und zu ein liebvolles Auge auf uns haben. Und wir irgendwann wieder bei ihnen sind.

Für heute alles Liebe und viele Grüße!

Katrin
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  #24  
Alt 04.11.2003, 20:05
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Hallo Katrin!

Ja, du hast recht, es ist andererseits auch wieder schön, wenn so viele Leute an den Gräbern ihrer Lieben sind! Mir hat es sehr gut gefallen, dass am Friedhof so viele Lichter brannten abends! Das fand ich sehr schön!
Das ist schon klar, dass über den PC nicht alles so rüberkommt wie es soll, es kommt ja schon drauf an, wie man den Satz liest, denn wenn ein Satz anders betont wird, dann klingt er auch wieder anders!
Jeder hat seine eigene Meinung und jeder fühlt anders, ich bin sicher nicht böse auf dich, weil ich könnte mir ja auch das gleiche denken von dir, jeder hat sein eigenes Recht!
Die schlimmen Bilder werden wohl nie vergehen bei mir, sie werden vielleicht mal etwas verblassen, wenn genügend Zeit vergeht, man ist nicht mehr sooo traurig, wie anfangs, doch sie werden immer bestehen bleiben, weil es ist ein Lebensabschnitt und man hat ja viele Bilder im Kopf (Kindheit,..)! Für mich war der Tod meines Vaters ein schrecklicher Abschnitt und deshalb werde ich die Bilder sicher nie ganz wegschieben können.

Ich weiß nicht, ob ich das alles aufschreiben kann, was mich beschäftigt oder/und wenn ich wieder mal Schuldgefühle bekomme!
Vielleicht später mal, aber zur Zeit kann ich das nicht!
Es ist gut, dass Allerheiligen vorbei ist!
Ich habe auch meine Mutter schon für Weihnachten bei uns eingeladen, damit wir nicht zu Hause feiern müssen.
Es gibt auch was positives: Nächstes Jahre fliege ich mit meiner Tante und Cousine nach New York, die beiden waren schon ein paarmal und es wird bestimmt toll, darauf freue ich mich schon sehr!
War das ein Wunsch von deiner Mutter - ein Urnengrab??? Ich hoffe, ich bin nicht allzu neugierig!
Ich wünsche dir einen schönen Abend und freue mich wieder von dir zu hören!

glg
Claudia
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  #25  
Alt 04.11.2003, 21:33
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Hallo Claudia,

heute bin ich mit dem antworten mal besonders fix. ;-)
Aber ich hab grad gesehen, dass du geschrieben hast, da wollt ich doch mal schnell zurückschreiben.

Ja, meine Mutter wollte verbrannt werden. Und sie hat auch immer gesagt, dass sie dann so ein Grab möchte, wo eben nur der Grabstein im Rasen liegt (es gibt ja auch andere Urnengräber, die wie normale aussehen, nur eben in klein). Tja, sie hat da wohl ziemlich praktisch gedacht: meine Schwester und ich wohnen ja beide nicht mehr in Bückeburg, und wenn Papa dann auch irgendwann nicht mehr ist, dann ist ja keiner mehr da, der sich um die Grabpflege kümmert. Und weil die bei so einem Stein ja wegfällt, wollte sie so ein Grab.
So war Mama: hat immer praktisch gedacht! Ts. Aber es war ihr Wunsch, und wir haben ihn erfüllt.

Wusstet ihr denn von speziellen „Wünschen“ deines Papas?
Wenn du lieber nicht darüber reden magst, musst du natürlich nicht antworten. Aber ich habe hier im KK von manchen Verstorbenen gehört, die praktisch ihre eigene Trauerfeier durchgeplant hatten. Oder die Gästeliste selbst geschrieben haben. Sowas finde ich unglaublich. Ich finde aber auch, dass den Hinterbliebenen Raum gelassen werden sollte, eigene Ideen und Wünsche zu verwirklichen, schließlich geht es bei einer Trauerfeier darum, dass die Hinterbliebenen sich verabschieden können, vielleicht auch darum, noch ein letztes Mal etwas für den Toten tun zu können.
Wir wussten nur, was für ein Grab Mama wollte; ihre Trauerfeier haben in der Hauptsache meine Schwester und ich gestaltet, und ich bin ganz sicher, dass sie Mama sehr gefallen hätte – oder hat?

Ich habe mit meiner Schwester gestern auch nochmal über Weihnachten gesprochen. Sie meint auch, wir sollen ruhig bei ihr feiern, statt wie sonst in Bückeburg. Dann werde ich morgens ans Grab gehen und zu einer Freundin meiner Mutter, und mittags geht es dann ab zu meiner Schwester. Ihr Sohn und ihr Freund werden auch da sein, und wahrscheinlich auch noch meine Tante mit Partner, so ist wenigstens ein bißchen Leben in der Bude!
Ich weiß, dass es an diesen Tagen viele traurige Momente geben wird, aber es wird für mich eben sicher auch eine Zeit, um mir die guten Dinge meines Lebens bewußt zu machen: dass ich meine Familie habe und meine Freunde, die ich gegen nichts tauschen würde. Und dafür dankbar zu sein.
So stelle ich es mir jedenfalls vor.

Du hast ganz recht: die vielen schlimmen Bilder werden wir nie vergessen. Aber irgendwann werden sie uns nicht mehr so sehr belasten. Wir werden lernen, mit ihnen umzugehen, und irgendwann rücken andere Dinge wieder in den Vordergrund. Denke ich.
Die Zeit, als Mama krank war, war auch für mich die schlimmste Zeit meines Lebens. Sogar schlimmer, als jetzt nach ihrem Tod. Ich kann damit leben (lernen), ohne sie sein zu müssen. Aber mit ihrem Leid zu leben war um ein vielfaches schlimmer.

Ich finds klasse, dass du jetzt auch etwas hast, worauf du dich freuen kannst. New York…. Mensch, geh da bloß nicht verloren!! ;-) Ist ja klasse, dass du dann auch gleich noch mit Leuten hinfährst, die wenigstens schon mal da waren – von „auskennen“ kann bei der Riesen – Stadt aber wohl trotzdem keine Rede sein! Wie lange werdet ihr denn bleiben?
Ich würde nächstes Jahr gerne ein paar Tage mit Papa an die See fahren; schön Watt – wandern und Fisch essen. Ich liebe ja die Nordsee wie nichts anderes!

Momentan freue ich mich aber erstmal auf ein Konzert am 3. Dezember, zu dem ich mit meiner Schwester und Papa gehe. Wir gehen zu den Dubliners (zum 4. oder 5. mal inzwischen), das sind 6 oder 7 ziemlich alte und ziemlich bärtige Männer, die irische Musik machen, und die Konzerte sind einfach immer wunderschön und vergehen wie im Flug.
Wir freuen uns alle drei schön wie verrückt.

Genug für heute. :-) Ich wünsche dir alles Liebe und Gute, eine angenehme Nacht und schöne Träume!

Katrin
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  #26  
Alt 06.11.2003, 12:32
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Hallo Katrin!

Mein Vater war ja taubstumm und es war nie leicht ihm zu erklären, was los ist. Wir wussten, dass er keine Chemo mehr bekommt und dass er aufgrund der akuten Leukämie sicher nicht mehr lange zu leben hat.
Wenn was zu besprechen war, dann hab ich das mit den Ärzten getan, es war eine große Last für mich, ständig wurde alles mir zugetragen.
Wir wussten zwar alle, dass ihm nicht mehr geholfen werden kann, doch die Ärzte sagten auch nicht mehr, auf die Frage, wie lange es noch geht (also wann er sterben wird!), gaben sie selbst keine Antwort, dass weiß nur der liebe Gott, das war alles, was gesagt wurde. Mein Vater hat von dem nichts mitbekommen, also er wusste nicht, dass ich so etwas gefragt hatte, er saß zwar daneben, doch er verstand das alles nicht, weil es ja viel zu schnell war, so wie wir sprachen.
Ich habe ihm nie den Mut genommen, ich habe immer gesagt, die Ärzte können nichts mehr tun, abe wir kämpfen weiter, das hat ihn immer etwas aufgebaut. Wenn er fragte, ob er sterben muss, verneinte ich dies, weil wir ja auf einem guten Weg waren, so schien es mir zumindest, er bekam Reiki und wir waren sehr positiv eingestellt.
Wenn du jetzt denkst, ich war feig, dass ich ihm die Wahrheit gesagt hätte, es stimmt nicht, ich habe die Wahrheit verdrängt, ich dachte mir, er bekommt Energie und wenn seine Probleme gelöst sind, dann wird er wieder gesund, so war zumindest die Rede von der Mutter meines Freundes! Heute denke ich, es war eine Schädigung seines Knochenmarks aufgrund seiner Arbeit, weil er ständig mit giftigem zu tun hatte!!
Ja, es ist alles richtig komisch momentan, wenn man auf gewisse Situationen zurückblickt!
Wünsche direkt äußerte er nicht, da wir ja über den Tod nie sprachen!
Meine Mutter sagte mir, dass er zu ihr sagte, dass er verbrannt werden möchte, aber wir wollten das nicht und man muss da bei der "Flamme" Mitglied sein, sonst geht das eh nicht, sagte meine Oma!
Die Mutter meines Freundes sagte auch, dass es nicht gut ist, wenn man sich verbrennen lässt, da man ihm nächsten Leben Probleme mit dem Feuer hätte! Ich weiß es auch nicht, ich dachte mir, nein, ich will nicht, dass er verbrannt wird, er hat so viel Leid in diesem Leben gehabt und deshalb soll er im nächsten Leben nur das schönste und beste haben!!!! Ich kann nur von mir sprechen, ich würde nie sagen, warum habt ihr das bei eurer Mutter gemacht???? Ich hab eben so gedacht und ich weiß auch nicht, ob das stimmt sp stimmt, das weiß keiner so richig, aber man hat immer was, woran man glaubt!
Meine Tante sagte auch an Allerheilige, sie will einmal verbrannt werden, weil sie will nicht von den Würmern aufgefresen werden! Da hab ich auch wieder gedacht, ja da hat sie recht, es ist nicht schön, aber die Seele ist ja eh nicht im Körper, sondern im Licht - ich beschreibe es als Licht, weiß nicht, wie du dazu sagst!?
Mein Vater war für mich mein Ein und Alles, doch er hätte auch zu mir nie etwas gesagt, dass er nicht mehr will, weil ich immer diejenige war, die kämpfen wollte, ich denke aber er hat es gespürt, dass er nicht mehr lange hat, weil als alles wieder schlechter wurde, da wusste er es, denke ich!
Das letzte Mal, als er ins Krankenhaus kam, wurde er mit der Rettung gebracht, da er schon so schwach war, ich spürte es, dass er nie wieder heimkommen wird! Er selbst sagte auch immer: das gibts ja nicht, noch nie kam ich mit der Rettung ins Spital! Ich sagte nur, es ist ja egal, bis ja nicht der einzige, der mal mit der Rettung fährt!
Ich schreib, die ganze Zeit schon wieder von seiner Geschichte, als er krank war, aber ich musste das einfach alles schreibe, weiß auch nicht!

Ist ja toll, wenn ihr zusammen auf ein Konzert fährt! Ich war noch nie auf einem Konzert, aber das wird sich auch bald mal ändern, muss einfach mal eines gesehen haben!

Auf New York freue ich mich auch schon besonders, wir werden bald mal buchen, weil die so schnell ausgebucht sind! *freu*

So geht es mir eigentlich gut, heute werde ich mal aufs Grab schauen, da ich am Sonntag das letzte Mal war, ob eh alles passt dort!

Wie geht es dir zur Zeit???????????
Wann hast du Prüfungen?????????????

lg
Claudia
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  #27  
Alt 08.11.2003, 22:04
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Hallo Claudia,

ich weiß heute gar nicht, wo ich beginnen soll.

Zunächst mal finde ich dein Verhalten überhaupt nicht feige, deinem Vater nicht gesagt zu haben, dass er bald sterben würde. Zunächst mal ist das ein unglaublich schwerer Schritt, und du sagst ja selber, dass nicht einmal du selber das richtig wahrhaben konntest. Mir ging es im Prinzip nicht anders: ich hatte nie so recht die Hoffnung aufgegeben, ja, manchmal konnte ich die Wahrheit auch einfach gar nicht zulassen.
Mir einzugestehen, dass meine Mutter bald sterben würde, das hätte mich kaputt gemacht.
Und ich glaube, dass auch meine Mutter da irgendwie geahnt hat. Sie hat während der letzten Wochen nie direkt vom Sterben gesprochen, oder mir direkt gezeigt, dass sie weiß, dass sie bald sterben wird. Sie wollte mich schützen, so wie sie es mit ihren Kindern immer gemacht hat. Im nachhinein tut es mir ein bisschen leid, aber ich weiß einfach, dass es ihr das wichtigste war, ihre Kinder zu schützen, deshalb ist mein Bedauern, nie offen gesprochen zu haben auch nicht so groß – auch wenn ich mich manchmal frage, ob sie es nicht doch gerne gewollt hätte.
Hm, das war jetzt ziemlich konfus, ich hoffe einfach mal, dass du in etwa weißt, was ich meine.

Du hast schon recht – nach dem Tod ist die Seele nicht mehr im Körper, deswegen ist es ja eigentlich egal, was damit passiert. Aber wenn wir ehrlich sind merken wir, dass es uns eben nicht egal ist. Meine Mutter schreckte wohl der Gedanke, nach dem Tod in der Dunkelheit und Kälte unter der Erde zu liegen, deshalb wollte sie verbrannt werden. Mir geht es ähnlich, wie deine Tante es formulierte: ich möchte nicht, dass mein Körper nach meinem Tod langsam zerfällt, deshalb will auch ich verbrannt werden.
Einzige Bedingung dazu ist, dass man diesen Wunsch schriftlich formuliert hat – dann kann jeder Mensch sich verbrennen lassen. Ist es nicht schriftlich formuliert, wird automatisch eine Erdbestattung durchgeführt.

Ich bin sehr froh, dass meine Mutter sich eine Verbrennung gewünscht hat. Ich weiß nicht, ob ich den Grund verständlich formulieren kann: ich habe irgendwie das Gefühl, dass die Seele dann freier ist, dass sie sich leichter lösen kann, wenn der tote Körper einfach zu Asche wird – dass sie leichter ist.

Aber das ist so meine subjektive Vorstellung – auch das sieht eben jeder anders. Ich finds aber schon immer wieder interessant zu sehen, wie unterschiedlich die Menschen über viele Dinge denken und wie unterschiedlich man Dinge empfinden kann.

Ja, wo ist die Seele jetzt, und wie soll man das nennen? Dass du es „Licht“ nennst, find ich ziemlich schön. Es ist jedenfalls ein sehr positives Bild. Ich habe dafür gar keinen Ausdruck – „Jenseits“ klingt schon wieder so nach Gruselfilm… wenn ich darüber spreche sage ich eigentlich nur „dort, wo Mama jetzt ist“. Vielleicht passt aber auch „zu Hause“ ganz gut. Mir gefällt die Vorstellung, dass uns nach unserem Tod plötzlich alles möglich klar wird, wir geliebten Menschen wieder begegnen und… zu Hause sind.

Liebe Claudia,

du kannst hier immer so viel schreiben, wie du magst, und worüber du magst! Manchmal merke ich auch, dass ich viel von Mama erzähle, oder von einer bestimmten zeit, aber das ist dann auch befreiend. Irgendwie kommt man doch in Gedanken immer wieder zu den letzten Lebensmonaten zurück. Oder wie geht es dir da?
Ich spreche jedenfalls mit meiner Schwester schon immer wieder mal über die Zeit, als Mama krank hier zu Hause lag und es ihr immer schlechter ging. Aber ich möchte einfach wissen, wie sie mit den Dingen so umgeht, ob wir uns irgendwo ähneln oder vielleicht hilfreich sein können. Deshalb schneide ich das Thema immer wieder an, und meine Schwester meinte neulich auch, dass es gut tut, mit mir darüber zu reden.

Ich bin ja heute bei meinem Vater, morgen werde ich auch wieder zum Friedhof gehen und eine Rose zum Grab bringen. Der Friedhof ist irgendwie schon wichtig für mich. Ich gehe als erstes immer zu Mamas Grab, bringe ihr eine Blume, denke nach. Und dann gehe ich auf einem anderen weg wieder zurück, gehe an anderen Gräbern vorbei, denke über die Menschen nach die dort liegen und über diejenigen, die sie zurückgelassen haben. Hm, klingt jetzt vielleicht arg philosophisch, aber das ist es auch irgendwie. Es ist ein Ort, an dem ich meine Gedanken schweifen lasse.

Schaffst du es, mit deinem Vater zu sprechen? Ich versuche es manchmal – am Grab oder auch zu Hause. Aber es kommt mir irgendwie merkwürdig vor. Ich schaffe es noch nicht so recht. Eine Freundin meiner Mutter ist da ganz anders – sie redet manchmal so selbstverständlich zu meiner Mutter, dass ich sie richtig beneide. Manchmal ist es sogar fast ein bisschen lustig, weil sie dann auch flapsige Sachen sagt.

So, ich muss wieder zur Waschmaschine – habe einen Berg Wäsche und Bezüge mitgebracht, und werde wohl die halbe Nacht mit Waschen verbringen, weil ich sie morgen wieder mitnehmen will. Ist schon unpraktisch ohne eigene Waschmaschine, aber für die ist weder Platz da, noch Geld. :-)

Übrigens musst du mir noch nicht Daumen halten für Prüfungen: erstmal mache ich jetzt Praktikum bis März, und im Sommer melde ich mich dann erst zur Prüfung an. Und wenn die geschafft ist, muss ich noch 100 Seiten Diplom – Arbeit zusammen kriegen… da freu ich mich auch schon drauf, ächz. Ich weiß allerdings noch nicht mal genau, wann Fristen sind, in welcher Reihenfolge was kommt und wie überhaupt alles abläuft. Aber das schiebe ich noch ein bisschen von mir weg und denke mir „erstmal Praktikum machen, dann weitersehen!“ ;-)

So, nu aber Schluss. Ich hoffe, es geht dir gut und du hast ein schönes Wochenende! Eine ganz dicke Umarmung und viele Grüße,

Katrin
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  #28  
Alt 09.11.2003, 13:17
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Hallo Katrin!

Ja, ich hab schon verstanden wie du das gemeint hast, aber ich denke auch, dass deine Mutter dich schützen wollte.
Bei mir war es auch nicht anders, erst gegen den Schluss! Ich wusste, sie können nichts mehr tun, doch ich begann zu kämpfen und als ich dann die schlimme Wahrheit erfahren musste, da war ich völlig fertig!
Der Arzt sagte, ich muss damit rechnen, wenn ich mich von ihm verabschiede, dass es jedes Mal das letzte sein kann, da er innere Blutungen hatte! Als ich das erfuhr, ging ich nochmals zu ihm, umarmte ihn und weinte! Er fragte mich, was los sei, doch ich konnte nichts sagen! Es war irgendwie voll arg! Am selben Tag weinte ich nur mehr, stundenlang, stellte sein Bild auf und zündete Kerzen an! Es war die Hölle, und die Hölle dauerte genau 1 Woche an. Genau eine Woche nach der Mitteilung starb er dann! In dieser Zeit, da lebst du selbst nicht mal richtig - so war es bei mir! Ich hatte mir freigenommen, fuhr jeden Tag ins Spital bis am Abend und man hoffte doch immer an ein Wunder, wenn es ihm besser ging, dann dachte man wieder, ja er schafft es, er wird nicht sterben, es wird ein Wunder geschehen - das waren meine Gefühle in dieser Zeit!#
Mir geht es zur Zeit nicht sehr schlecht, doch gestern hatte ich mal wieder dieses Gefühl => ich denke an ihn, und wenn ich mir dann vorstelle, mein Papa ist tot, dann überkommt mich so ein Gefühl und ich denke, das kann gar nicht sein und es tut dann besonders weh, weil es ja trotzem wahr ist!
Du hast recht, jeder hat irgendwie seine eigene Vorstellung mit dem Leben nach dem Tod, der Seele,... umzugehen!
Ich finde deinen Satz schön, indem du schreibst, dass die Seele dann freier ist, wenn nur noch die Asche übrigbleibt! Auch finde ich schön, dass es nicht schön ist, wenn man im dunklen und unter der Erde liegt! Es ist sicher nicht schön, wenn wir daran denken, doch der Körper ist tot und dem Körper ist es egal, da ja die Seele im Himmel ist und er nun keinen Körper mehr hat!
Für mich ist es nicht toll, wenn ich mir überlege, es bleibt nur noch Asche übrig, aber ich habe sowas noch nicht miterlebt, man stellt es sich nur schrecklich vor, wenn man davor steht und alles mitansieht!
Doch auch in unserem kleinen Ort werden die Urnen immer mehr, weil einfach in der heutigen Zeit die Leute schon vorher sagen, wie sie sterben möchten und es schriftlich, wie du sagst, festhalten!
Ich muss auch immer wie du an die lezten Monate denken, das ist bestimmt normal. Es war die Zeit vor dem Tod und man wahrscheinlich müssen wir deshalb daran denken und beobachen, ob nicht doch etwas hätte anders laufen können, was ich ja jetzt dazu gelernt habe, dass alles nicht änderbar ist, da es schon vorbstimmt ist wie und wann ein Mensch stirbt! Manchmal ist es schwer, daran zu glauben, doch manchmal funktioniert es!
Ich kann am besten mit meiner Oma sprechen, ja auch mit meiner Mutter, aber mit meiner Oma kann ich besser sprechen, da meine Mutter auch taubstumm ist und ich mit meiner Oma deshalb besser über die Gefühle sprechen kann! In der Familie ist es einfach leichter mit zu sprechen, als mit Freunden!
Nein, ich schaffe es auch nicht, mit meinem Vater zu sprechen, zumindest nicht viel. Wenn ich am Friedhof bin, dann nicht gerade lange, ich zünde eine Kerze an, bleib ein wenig dort stehen, schau auf sein Bild und dann muss ich schon wieder weinen, ich sag dann wenn ich gehe immer "baba", weil das hab ich früher auch immer gesagt und er auch!
Es fällt mir nicht leicht, wenn ich zu Hause bin, dann geht es besser, aber ich habe noch nicht viel gesagt, mehr gedacht!
Es braucht Zeit, es kann nicht alles auf einmal klappen, weil dann wäre es ja keine Trauer, und wenn die Trauer etwas weniger wird, dann wird einmal die Zeit kommen!
So, jetzt werde ich weiterkochen und dann zu Mittag essen!
Ich drücke ich auch, alles liebe!
Claudia
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  #29  
Alt 11.11.2003, 15:39
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Hallo Claudia,

wenn ich das so lese... ich kann sehr gut verstehen was du meinst wenn du sagst "in dieser Zeit, da lebst du selbst nicht mal richtig". In den letzten Wochen ihrer Krankheit war ich auch fast nur noch bei meiner Mutter - bzw. bei meinen Eltern. Uni, Freunde... alles spielte keine Rolle mehr.
Alerdings wurde mir nie so etwas gesagt wie "verabschieden Sie sich von Ihrer Mutter".
Bei jedem Besuch, bei jedem Blick auf sie zu denken, dass ich sie vielleicht das letztemal lebend sehe... schrecklich. Ich kann dir sagen, dass auch ich dann wohl nur noch geheult hätte - und das habe ich auch so schon genug während ihrer Krankheit. Doch auch ich habe bis zuletzt auf ein Wunder gehofft. Im Nachhinein möchte ich manchmal den Kopf über mich schütteln. Aber so war das eben in der Situation - ich musste mich einfach an irgendetwas klammern, wohl um nicht zu zerbrechen.


Es stimmt, es kann nicht alles auf einmal klappen. Ich denke mir auch: wenn es mir jetzt noch komisch vorkommt, mit Mama zu reden, dann formuliere ich die Sätze eben nur in Gedanken. irgendwann kommt dann vielleicht die Zeit, wo es mir leichter fällt, mit ihr zu sprechen, und wenn nicht, dann ist es auch nicht schlimm.

Ich habe vorgestern - an einem Tag - das Buch "Und der Himmel tat sich auf" von James van Praagh gelesen. Er ist in den USA ein sehr bekanntes Medium. Ich muss sagen, dass mir das Buch nicht so ganz gefallen hat - ich konnte mich mit einigen Dingen, die er beschreibt nicht so recht anfreunden. Was aber auch nicht heißt, dass ich ihm durchweg nicht glaube.
Jetzt lese ich zu wiederholten Male "Leben nach dem Tod" von Raymond Moody. Zu diesem Thema ist es mein Lieblingsbuch; unter anderem auch, weil er nie vorgibt, bestimmte Dinge über das Leben nach dem Tod zu wissen - manche Autoren tun ja gerade so, als wären sie selber schon tausend mal dagewesen. Raymond Moody aber sammelt nur Indizien, und betrachtet das Thema auf eine für mich wohltuend unkitschige Weise, so dass mir dieses Buch echten Trost schenkt.

Heute nacht habe ich wieder von Mama geträumt, nur ganz kurz: ich war mit Verwandten oder Bekannten meiner Eltern irgendwo unterwegs, und da kam uns Mama zu Fuß entgegen.
Seltsam war das.

Ich komme heute irgendwie nicht so recht in Schreibfluss, heut ist irgendwie so ein Muffel - Laune Tag. :-)
Also schick ich dir viele sonnige grüße und sage bis bald.

Katrin
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  #30  
Alt 18.11.2003, 11:36
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Hallo Katrin!

Sorry, dass ich mich jetzt länger nicht gemeldet habe, aber jetzt bin ich ja da! War immer viel los in der Arbeit, heute ist es mal etwas ruhiger!

Ich freue mich, dass du von deiner Mutter wieder geträumt hast!
Ich habe in der Nacht von Freitag auf Samstag auch von meinem Papa geträumt, es war ziemlich wirr, man kann es gar nicht beschreiben, er hatte schon seine Krankheit und man konnte ihm auch im Traum nicht mehr helfen! Es war nicht wirklich schön, aber ich hab wieder mal von ihm geträumt, das war schön!
Gestern war ich im Friedhof nach der Arbeit, es war ja schon finster, weil jetzt wirds ja wieder früher dunkel! Ich hatte kein Feuerzeug mit und dachte mir, ja dann muss ich eben von einem anderen Grab ein Licht herholen! Doch ich fand einfach keine passende, weil die, die brannten, waren schon so abgebrannt, dass es mir da auch nichts brachte!
Ich gab die Hoffnung schon auf, doch schließlich fand ich dann doch noch eine passende, und hatte endlich ein Licht für meinen Papa!
Ich kam mir so blöd vor, weil wenn mich wer gesehen hätte, dass ich da so herumgeh, hätte man wahrscheinlich geglaubt, ich bin ein Streuner! Ich hatte gestern einmal ein angenehmes Gefühl, als ich so am Grab stand, das hat mich irgendwie gefreut, weil sonst muss ich immer fast weinen und mein Hals wird ganz komisch! Jetzt geht es langsam besser!!!!
Wie geht es dir zur Zeit, gibt es bei dir Neuigkeiten?????
Dieses Wochenende werde ich anfangen mit dem Keks backen, hab ich zwar noch nie gemacht alleine, aber hoffentlich wird das was ;-)
Auf die Kekse freue ich mich auch schon besonders!
Alles liebe!
Claudia
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