Für immer allein

[Siebenschlaefer]

Meine liebe Mami,

ich vermisse Dich so sehr, komm zurück zu mir! Ich kann ohne Dich nicht leben! Mein Leben hat ohne Dich keinen Sinn mehr! Ich weiß nicht, wie es weitergehen soll! Mir wächst alles über den Kopf! Bitte komm zurück zu mir, hilf mir, sag mir, was ich machen soll!

Ich habe Dich so sehr lieb,

Dein Dich immer liebendes Mäuschen

[Carmelina]

Hier ein kleiner Text.
Lg
Es war einmal eine kleine Frau, die einen staubigen Feldweg entlanglief. Sie war offenbar schon sehr alt, doch ihr Gang war leicht und ihr Lächeln hatte den frischen Glanz eines unbekümmerten Mädchens.

Bei einer zusammengekauerten Gestalt, die am Wegesrand saß, blieb sie stehen und sah hinunter.

Das Wesen, das da im Staub des Weges saß, schien fast körperlos. Es erinnerte an eine graue Decke mit menschlichen Konturen.

Die kleine Frau beugte sich zu der Gestalt hinunter und fragte: "Wer bist du?"

Zwei fast leblose Augen blickten müde auf. "Ich? Ich bin die Traurigkeit", flüsterte die Stimme stockend und so leise, dass sie kaum zu hören war.

"Ach die Traurigkeit!" rief die kleine Frau erfreut aus, als würde sie eine alte Bekannte begrüßen.

"Du kennst mich?" fragte die Traurigkeit misstrauisch.

"Natürlich kenne ich dich! Immer wieder einmal hast du mich ein Stück des Weges begleitet."

"Ja aber...", argwöhnte die Traurigkeit, "warum flüchtest du dann nicht vor mir? Hast du denn keine Angst?"

"Warum sollte ich vor dir davonlaufen, meine Liebe? Du weißt doch selbst nur zu gut, dass du jeden Flüchtigen einholst. Aber, was ich dich fragen will: Warum siehst du so mutlos aus?"

"Ich..., ich bin traurig", sagte die graue Gestalt.

Die kleine, alte Frau setzte sich zu ihr. "Traurig bist du also", sagte sie und nickte verständnisvoll mit dem Kopf. "Erzähl mir doch, was dich so bedrückt."

Die Traurigkeit seufzte tief.

"Ach, weißt du", begann sie zögernd und auch verwundert darüber, dass ihr tatsächlich jemand zuhören wollte, "es ist so, dass mich einfach niemand mag. Es ist nun mal meine Bestimmung, unter die Menschen zu gehen und für eine gewisse Zeit bei ihnen zu verweilen. Aber wenn ich zu ihnen komme, schrecken sie zurück. Sie fürchten sich vor mir und meiden mich wie die Pest."

Die Traurigkeit schluckte schwer.

"Sie haben Sätze erfunden, mit denen sie mich bannen wollen. Sie sagen: 'Papperlapapp, das Leben ist heiter.' und ihr falsches Lachen führt zu Magenkrämpfen und Atemnot. Sie sagen: 'Gelobt sei, was hart macht.' und dann bekommen sie Herzschmerzen. Sie sagen: 'Man muss sich nur zusammenreißen.' und sie spüren das Reißen in den Schultern und im Rücken. Sie sagen: 'Nur Schwächlinge weinen.' und die aufgestauten Tränen sprengen fast ihre Köpfe. Oder aber sie betäuben sich mit Alkohol und Drogen, damit sie mich nicht fühlen müssen."

"Oh ja", bestätigte die alte Frau, "solche Menschen sind mir auch schon oft begegnet..."

Die Traurigkeit sank noch ein wenig mehr in sich zusammen. "Und dabei will ich den Menschen doch nur helfen. Wenn ich ganz nah bei ihnen bin, können sie sich selbst begegnen. Ich helfe ihnen, ein Nest zu bauen, um ihre Wunden zu pflegen. Wer traurig ist hat eine besonders dünne Haut. Manches Leid bricht wieder auf wie eine schlecht verheilte Wunde und das tut sehr weh. Aber nur, wer die Trauer zulässt und all die ungeweinten Tränen weint, kann seine Wunden wirklich heilen. Doch die Menschen wollen gar nicht, dass ich ihnen dabei helfe. Stattdessen schminken sie sich ein grelles Lachen über ihre Narben. Oder sie legen sich einen dicken Panzer aus Bitterkeit zu."

Die Traurigkeit schwieg. Ihr Weinen war erst schwach, dann stärker und schließlich ganz verzweifelt. Die kleine, alte Frau nahm die zusammengesunkene Gestalt tröstend in ihre Arme. Wie weich und sanft sie sich anfühlt, dachte sie und streichelte zärtlich das zitternde Bündel.

"Weine nur, Traurigkeit", flüsterte sie liebevoll, "ruh dich aus, damit du wieder Kraft sammeln kannst. Du sollst von nun an nicht mehr alleine wandern. Ich werde dich begleiten, damit die Mutlosigkeit nicht noch mehr Macht gewinnt."

Die Traurigkeit hörte auf zu weinen. Sie richtete sich auf und betrachtete erstaunt ihre neue Gefährtin:

"Aber..., aber – wer bist eigentlich du?"

"Ich?" sagte die kleine, alte Frau schmunzelnd. "Ich bin die Hoffnung."

[Siebenschlaefer]

Liebe Carmelina,

vielen Dank für Deinen sehr wahren Text!

Ich versuche danach zu leben, was mir im Augenblick aber sehr schwer fällt. Ich sehe einfach keinen Lichtblick, habe aber die Hoffnung noch nicht ganz aufgegeben!

Liebe Grüße

[Simone44]

liebe katrin,

ich drück dich ganz fest
denke an dich

lg
simone

[monika100]

Hallo Katrin,

lese seit einiger Zeit bei Dir mit. Es tut mir leid, dass es dir so schlecht geht. Jetzt kommt noch diese dunkle Jahreszeit dazu, das macht es noch schlimmer.

Dass du über die Feiertage in Kur fährst, ist eigentlich ideal. Es wird trotzdem schwer werden ohne deine Mutter, aber zu Hause ginge es dir sicher noch schlechter.

Was soll man sagen? Schick dir ganz viel Kraft und hoffe, dass es dir bald ein kleines bißchen besser geht.

LG Monika

[Siebenschlaefer]

Liebe Simone,

ich möchte es nicht versäumen, Dir ein schönes Wochenende zu wünschen!

Ab November bin ich wieder gesund geschrieben und muß voll arbeiten. Leider kann ich dann in der Woche nicht mehr ans Grab meiner Mami, weil es dann schon zu spät und dunkel ist.

Bei dem Gedanken an meine bevorstehende Kur teilen sich die Geister; auf der einen Seite freue ich mich und auf der anderen Seite habe ich total große Angst, was mich dort erwartet! Am schlimmsten ist es jedoch, dass ich so weit weg von meiner Mami bin!!

Liebe Simone, ich drück Dich ganz doll, bis bald,

Deine

[Siebenschlaefer]

Liebe Monika,

vielen, lieben Dank für Deine tröstenden Worte!

Bei dem Gedanken an meine bevorstehende Kur teilen sich die Geister; auf der einen Seite freue ich mich und auf der anderen Seite habe ich total große Angst, was mich dort erwartet! Am schlimmsten ist es jedoch, dass ich so weit weg von meiner Mami bin!!

Ich wünsche Dir ein schönes Wochenende und sende Dir liebe Grüße,

[Simone44]

liebe katrin,
ich wünche dir viel kraft für die neue woche. du schaffst das schon den ganzen tag zu arbeiten.
deine mami wird dir nicht böse sein wenn du nicht jeden tag an ihr grab gehst. sie ist doch schließlich immer bei dir. auch wenn du zur kur fährst. du lernst dort bestimmt neue leute kennen, das wird bestimmt sehr schön.

ich war jetzt 1 woche nicht am grab, ich weiß das meine mama auch nicht möchte, dass ich immer dort bin. ich weiß das sie immer bei mir ist und mir kraft gibt.

nun wünsche ich dir für deine arbeit viel kraft und auch spaß....lach mal wieder

denke an dich und drück dich

lg
simone

[Siebenschlaefer]

Liebe Simone,

ganz lieben Dank für Deine Wünsche!

Grundsätzlich freue ich mich wieder auf die Vollzeitarbeit! Ich bin nur sehr traurig, dass ich in der Woche aufgrund der Dunkelheit nicht zu meiner Mami ans Grab gehen kann! Der tägliche Gang zu ihr wird mir sehr fehlen! Ich hoffe nur, dass sie mir nicht böse, nicht traurig sein wird, wenn ich in der Woche nicht zu ihr kommen kann!

Liebe Simone, ich wünsche Dir einen schönen Wochenstart und freue mich, wieder von Dir zu lesen!

Alles Liebe, Deine

[Siebenschlaefer]

Guten morgen meine über alles geliebte Mami,

heute ist wieder so ein Tag, an dem ich nicht aus dem Bett komme und nur weinen muß! Zu allem Überfluss regnet es ununterbrochen!

Ich komme heute ganz bestimmt zu Dir, auch wenn es regnet; ich freue mich schon die ganze Woche darauf, endlich wieder bei Dir zu sein!

Meine Mami, ich habe Dich so sehr lieb und vermisse Dich ganz doll,

Dein Dich immer liebendes Mäuschen

[Simone44]

hallo liebe katrin,

ich hoffe es geht dir einigermaßen gut. wie kommst du mit der vollzeitarbeit denn jetzt klar?
deine mami ist dir bestimmt nicht böse, wenn du nicht jeden tag zu ihr gehst. im gegenteil, ich glaube sie ist stolz auf dich, wenn du deinen alltag auch ohne sie gut meistern kannst.

ich hatte letztens ein paar erlebnisse, wo ich mir jetzt ganz sicher bin, das unsere mamas bei uns sind. vielleicht nicht immer, aber oft. glaube es mir.
ich war nach dem erlebnis sprachlos und fast fassungslos. aber ich weiß das war kein zufall. meine mama ist bei mir, da bin ich mir sicher......

und deine mami ist auch bei dir.

das wollte ich nur kurz loswerden schreibe dir am wochenende nochmal. am montag fahre ich dann mit meinem vater für 5 tage nach mallorca. einfach mal raus und spazieren gehen. vielleicht kann ich dann mit meinem papa mal richtig reden und wir "rücken etwas näher zusammen".
mal sehen.
mit meinen eltern war es immer schwer über gefühle zu reden. vielleicht kann ich ja jetzt den damm brechen.
meine mama hilft mir bestimmt dabei. kussi mama

ich wünsche dir alles gute
bis bald
lg
simone

[Siebenschlaefer]

Guten Abend liebe Simone,

es freut mich, wieder etwas von Dir zu lesen! Danke der Nachfrage, es geht mir einigermaßen gut; bin durch meine Arbeit sehr abgelenkt, denke aber trotzdem den ganzen Tag an meine Mami! Auf meinem Schreibtisch steht ein Foto von ihr, sie lächelt mich den ganzen Tag an und gibt mir das Gefühl, das es gut ist, dass ich jetzt wieder arbeite! Leider schaffe ich es nur noch an den Wochenenden zu ihr ans Grab, weil es schon so zeitig dunkel ist! Am Wochenende habe ich mir vorgenommen, die Gräber abzudecken, da am kommenden Wochenende (21.10.) schon Totensonntag ist!

Bitte erzähle mir mehr von deinen Erlebnissen, die Dich glauben lassen, das Deine Mama immer bei Dir ist! Es wäre für mich wirklich ein Trost, wenn ich mir sicher sein könnte, dass meine Mami bei mir ist, egal wo ich bin und was ich mache!!!

Ich finde es eine großartige Idee, das Du und Dein Vater nach Mallorca fahrt! Hoffentlich habt Ihr gutes Wetter und kommt Euch bei langen Strandspaziergängen näher; nur Ihr beide! Ich wünsche Dir jetzt schon ein paar schöne Tage und gute Erholung! Wer hatte denn diese tolle Idee?

So, liebe Simone, ich wünsche Dir jetzt eine gute Nacht, schlaf gut und träum von Deiner Mama,

alles Liebe Deine

[ulphin]

Liebe Katrin,

ich kann Dich so so sehr gut verstehen! Auch ich vermisse meine Mami sehr sehr sehr... Meine Mami starb kurz nach Deiner an einem in die Leber metastasierten Aderhautmelanom . Und an ihrem Grab – sie ruht in einem Friedwald unter einer alten, aufrechten Birke – habe ich ihr – meinen Sohn an der einen und meine Nichte an der anderen Hand – gesagt, Mami, in unseren Herzen wirst Du immer weiterleben – auch Dein Spruch am Ende Deiner Postings.

Es tut mir so sehr leid, dass es Dir nicht gut geht, zumal der Weg in die andere Welt für Deine Mami kein leichter war.
Für immer allein – nein, das glaube ich nicht, dass Du dies bist, denn Deine Mami ist in einer anderen Welt immer bei Dir, so wie die meine bei mir.

Nach meinem Empfinden ist der Tod der eigenen Mutter ganz besonders traurig. Sie hat mich – so wie Deine Dich – 9 Monate unter ihrem Herzen getragen, sie hat mich begleitet, unterstützt, und vor allem geliebt – all die Jahre. Und das tut sie immer noch, mich lieben und Deine Mami liebt Dich in einer immerwährenden Beständigkeit.

Ich wünsche Dir, dass Du Dich auf diese Liebe besinnen kannst und drücke Dich ganz fest.

ulphin

[Siebenschlaefer]

Liebe Ulphin,

Deine Zeilen berühren mich sehr; vielen Dank dafür! Es ist schön zu wissen, das man nicht wirklich ganz alleine ist, das es Menschen gibt - besonders hier im Forum - die mich verstehen und eine Virstellung von dem haben, was in mir vorgeht!!! Nochmals herzlichen Dank!

Ich war gestern fast den ganzen Tag auf dem Friedhof und habe die Gräber abgedeckt! Die Tatsache, dass meine Mami nun schon 16 Wochen nicht mehr bei mir ist, mag ich gar nicht glauben; die Zeit ist so schnell vergangen! Mir ist der 24.07., der Tag ihres Todes, noch immer so, als wäre es gestern gewesen! Ich erinnere mich noch an jeden schrecklichen Augenblick, ich sehe sie vor mir, wie sie da auf der Intensivstation liegt, wie die Schwester mir verbieten wollte, mich auf ihr Bett zu setzten um näher bei ihr zu sein - ich lag fast auf ihr drauf, spürte wie ihr Herz immer langsamer schlug, bis es ganz aufhörte - es war so schrecklich und die Bilder gehen mir nicht mehr aus dem Kopf! Wenn ich versuche einzuschlafen sind die Bilder da und wenn ich aufwache auch! Ich vermisse meine Mami so sehr!

Meine Mami lebt in mir weiter und ich hoffe, das sie stolz auf mich ist; ich hätte niemals gedacht, dass ich das alles bewältigen könnte, dass ich dazu stark genug bin, aber durch meine Mami bin ich so wie ich bin; sie mußte mich ab meinem neunten Lebensjahr alleine großziehen und das hat sie wunderbar gemacht, mir hat es an nichts gefehlt und ich bewundere sie dafür sehr! Sie
war eine sehr starke Frau, die wußte was sie will und sie stand mit beiden Beinen mitten im Leben stand; so möchte ich auch werden und ich würde alles
genau so machen wie meine Mami! "Das ist ein Versprechen Mami!"

Liebe Ulphin, ich wünsche Dir viel Kraft mit Deinem Leid umzugehen und sei stark für Deinen Sohn!

Ich würde mich freuen, wieder von Dir zu lesen, bis dahin wünsche ich Dir noch einen schönen Sonntag, ich drück Dich, alles Liebe Deine

[Simone44]

liebe katrin,

es ist so schön zu lesen, wie stolz du auf deine mami bist. sie ist bestimmt genauso stolz auf dich....
mach sie weiter so stolz indem du dein leben weiter lebst und auch wieder (irgendwann) glücklich wirst.
denke daran, deine mami sieht alles ;-)
sie ist nur glücklich und beruhigt, wenn du glücklich bist.....

nun kurz zu meinem erlebnis.
wenn ich abends im bett liege, schaue ich in den himmel und rede mit meiner mama. ich habe ihr den einen abend alles erzählt, das sie nicht böse sein soll wenn ich nicht immer auf den friehof gehe. das sie bei mir sein soll und auf mich aufpassen und halt so alles. aals ich ihr eine gute nacht gewünscht habe und ihr gasagt habe das ich sie über alles liebe und in den himmel sah......
da kam eine sternschnuppe, ein heller "feuerschweif". so etwas habe ich noch nicht gesehen. ich dachte ich träume, aber es war echt. nun kann man sagen, das war zufall, natürlich. aber ich sage, genau in dem moment sehe ich so etwas was ich noch nie gesehen habe.....ich glaube, das war meine mama......
noch ein "zufall".
meine mama und ich sammeln euro geldstücke (aus verschiedenen ländern). immer wenn einer von uns einen neuen bekommen hat, war der andere ganz scharf darauf den auch zu bekommen. also mußten wir immer zwei neue bekommen. den einen tag habe ich einen euro bekommen, den wir noch nicht hatten. ich stand vor mamas bild und sagte ihr, schau mal ich hab einen neuen, nun müssen wir für dich auch noch einen finden......
als ich am abend essen war und bezahlte, gab mir die kellnerin das wechselgeld zurück und den einen euro legte sie mir in die hand und sagte,
aus welchem land kommt der denn, der sieht ja schön aus.
es war der euro den ich für meine mama wollte.

hört sich vielleicht blöd an, aber ich glaube das war meine mama :-)
sie ist bei mir und versucht mir eine freude zu machen......
auch wenn es für manche nur zufälle sind.

denkst du das sind zufälle? ich weiß es selber nicht.
ich wünsche mir so sehr das es zeichen sind, deshalb glaube ich daran. die verbindung zwischen mutter und tochter ist so groß, das man auch den tod überwinden kann. wenn auch nur mit kleinen zeichen......

ich hoffe du hälst mich nicht für "durchgeknallt" ;-)

so liebe katrin,
ich packe jetzt meinen koffer und morgen früh geht es dann los. mein papa hatte die idee, mal ein paar tage weg zu fahren.
ich glaube das kann ganz schön werden, mal sehen. ich melde mich nächstes wochenende wieder. lese heute abend nochmal, falls du schon geschrieben hast.

ich wünsch dir einen guten start in die neue woche und bleib stark.
drück dich, bis bald....
lg
simone