Ehrenamt während der Krankschreibung

[Zitronengras]

Hallo zusammen,

habe mich mit meinem Mann gestern über folgende Frage gestritten:
Bin im Moment noch krank geschrieben, hab nach Chemo grade die OP hinter mir, es folgen noch Bestrahlungen und AHB. Ich plane, im September wieder mit Wiedereingliederung in den Job zurückzukehren.

In der Zwischenzeit fällt mir hier ordentlich die Decke auf den Kopf, da ich kein Hobby habe und auch sonst wenig Ideen, was ich mit meiner freien Zeit anfangen soll. Habe mir daher überlegt, dass es doch schön für mich wäre, mich ehrenamtlich zu engagieren, z.B. Hausaufgabenhilfe oder so.

Mein Mann meinte, da sollte ich aber wegen der Krankenkasse aufpassen, denn wenn ich ehrenamtlich arbeiten könnte, könnte ich doch prinzipiell auch "normal" arbeiten. Das sehe ich nicht so, denn ich habe einen sehr stressigen Job mit vielen strengen Vorgaben von oben und August/September ist es immer am allerstessigsten. Das würde ich jetzt noch nicht aushalten, daher kommt eine Wiedereingliederung für mich vor September nicht in Frage. Mein Mann meint, dass das ja nicht ich entscheiden würde, ob und wann ich wieder arbeitfähig sei.

Also, nicht, dass ihr denkt, der will mich jetzt zum Arbeiten zwingen oder überreden, im Gegenteil. Er ist nur der geborene Besserwisser und will das dann auf Prinzipienebene ausdiskutieren

Ich meinte, okay, ruf ich halt bei der KK an und frage, ob Ehrenamt okay sei. Er meinte dann, das soll ich doch anonym machen, ansonsten würden die bestimmt einen Vermerk in meinen Fall machen und dann würden sie eher darauf kommen, dass ich doch vielleicht schon wieder arbeitsfähig sei (weil Ehrenamt ja auch eine Arbeit sei). Ich will aber nix anonym, wenn die mir sagen, Ehrenamt ist okay, verlass ich mich drauf, wenn die sagen, ist nicht okay, dann mach ichs halt nicht.

Trotzdem die Frage an Euch: wisst ihr, ob ich prinzipiell ein Ehrenamt ausüben darf? Natürlich nur ein solches, was der Heilung nicht im Wege steht (nix körperlich schweres). Ich mein, wenn ich was sinnvolles mit meiner Zeit anstelle und mich das dann ausfüllt, ist das doch auch der Heilung zuträglich, oder?

[GlidingGeli]

Hallo Zitronengras,

ich bin seit Juli 08 krank geschrieben, ich habe immer zusätzlich oft ehrenamtlich gemacht, sei Schule oder an kirchlichen Stellen. Während der ganzen Zeit habe ich mich sehr zurück genommen.
Ich an deiner Stelle wäre vorsichtig.
Warte doch erst einmal ab, wie du mit der Bestrahlung zurecht kommst, das jeden Tag in die Strahlenklinik müssen sind anstrengend. Ich hatte Glück und einen kurzen Weg in die Klinik und es hat fast immer geklappt, so dass ich dort keine Wartezeit hatte.

In der AHB wurde ich gefragt, wann ich wieder arbeiten will und wurde dann auch AU entlassen, jetzt will ich im Juni mit der Wiedereingliederung beginnen.

Alles gute Angelika

[Susi04]

Hallo Zitronengras

Ich wäre an deiner Stelle auch sehr vorsichtig, nicht nur wegen der Krankenkasse, sondern auch wegen deinem Arbeitgeber.

Hast du mal daran gedacht, die Wiedereingliederung nach dem Hamburger Modell ganz langsam zu machen.
Du kannst über längere Zeit nur 1-2 Stunden täglich arbeiten.
Ich habe meiner Wiedereingliederung nach dem Brustaufbau so über ein halbes Jahr gestreckt.
Du bekommst weiter Krankengeld und der Firma entstehen keine Kosten.

Ich war übrigens während ich krank geschrieben war auch ehrenamtlich politisch aktiv. Habe allerdings nur an Sitzungen teilgenommen, dass war auch so ok, denn man muss nicht alles aufgegen wenn man krank ist.
Allerdings habe ich nichts gemacht, wobei körperlicher Einsatz nötig war, sondern nur im Hintergrund die Planungen oder ähnliches gemacht.

Bei Haushaltshilfe oder Betreuungstätigkeiten solltest du vorsichtig sein.

Warte erst mal die Bestrahlungen ab und schau dann wie es dir geht

Liebe Grüße
Susi

[Zitronengras]

Ja klar, ich mein, ich weiß ja nicht, was bei den Bestrahlungen auf mich zukommt und wie kaputt ich dann bin. Ich dachte halt so an zweimal die Woche eine HausAUFGABENhilfe für Schüler (nicht Haushaltshilfe), also natürlich auf keinen Fall was körperlich anstengendes.

Die Wiedereingliederung wil ich nicht so ewig strecken, ich dachte so an 2 Monate, in Absprache mit den Ärzten natürlich. Möchte dann irgendwann auch endlich mal vom Krankengeld weg. Aber mit der Wiedereingliederung will ich aus o.g. Gründen nicht vor September beginnen. Rein rechnerisch wäre ich Mitte Juli mit den Bestrahlungen fertig, dann 3 Wochen AHB, dazwischen vielleicht 1-2 Wochen Puffer, dann haben wir Ende August.

[Rehfrau]

Hallo Zitronengras,

ich denke auch, daß es auf den Arbeitgeber bzw. die Kolegen ankommt. Wenn dir einer was will, dann dreht man daraus einen Strick. Du wirst das am besten einschätzen können. Ich würde Patzi`s Rat befolgen.
Übrigens: Wir haben beide noch die gleiche Behandlung im selben zeitlichen Rahmen vor uns! Vielleicht trifft man sich bei der AHB? Wär doch cool!
Übermorgen ist meine letzte Chemo. Dann vermutlich kurze Pause bis zu den Bestrahlungen. Im Anschluss AHB.
Viele liebe Grüße,
Rehfrau

[Zitronengras]

Also, falls ich ein Ehrenamt mache, würde ich mich vorher absichern, eben damit mir keiner was kann.

Rehfrau, wo willst Du denn hin zur Reha? Ich hab gutes von Klinik S**** gehört und von Sch*******. Würde natürlich im Sommer gerne ans Meer, das hat meiner Seele immer schon gut getan, ich blüh einfach auf, wenn ich die salzige Luft rieche, das Meer höre und Sand unter meinen nackten Füßen spüre

[Heidelore]

Hallo Zitronengras,
das mit dem Ehrenamt ist so eine Sache, wie bereits geschrieben denn auch Hausaufgabenhilfe kann sehr stressig sein und Dein Gemütszustand ist mit der Zeit auch nicht der Beste.
Das Du im September wenn bei Dir im Job der Bär tanzt wieder anfangen willst zu arbeiten daran glaube ich noch nicht. Denn Du solltest nach der letzten Bestrahlung nicht gleich in AHB fahren lass Dir etwas Zeit Du kannst bis zu 5 Wochen nach der letzten Bestrahlung fahren. Ich bin im November 08 Brust erhaltend operiert worden, hatte bis 06.04. Chemo und bin jetzt zur Zeit in Bestrahlungstherapie meine letzte Bestrahlung ist voraussichtlich der 18.06. ich habe dann noch Zeit bis zur AHB und fahre am 13.07. nach Bad-Soden Salmünster. Also habe ich fast 4 Wochen Zeit um mich von den Bestrahlungen zu erholen (evtl. Bestrahlungsschäden an der Haut aus zu kurieren). Also überlege es Dir gut mit dem Ehrenamt vielleicht ist es besser Du suchst Dir etwas wo Du vorlesen oder Spiele machen kannst (Kindergarten oder mit älteren Menschen Beschäftigen) bei dem Du nicht alleine bist wenn du mal Hilfe brauchst.
Denke daran es ist nicht mehr so wie früher, Du mußt auf Deinen Körper hören lass Dir Zeit, auch mir fällt momentan die Decke auf den Kopf, denn auch ich bin eigentlich Berufstätig und möchte bald wieder arbeiten gehen aber was nicht ist, ist nicht und wie bereits gesagt fange nicht zu früh wieder an zu arbeiten und gehe es langsam an, denn Du wirst schnell wieder an Deine Grenzen stoßen und liegst dann wieder flach.
Liebe Grüße
Heidelore

[Zitronengras]

Danke schonmal für Eure Antworten. Ich habe gerade mit meinem Reha-Berater von der KK telefoniert und der meinte, das sei überhaupt kein Problem, solange ich mich nicht überanstrenge. Er sagte auch, wenn es mir Spaß macht, dann sei das der Heilung zuträglich und dann wäre das garkein Thema.

Also, ich hab im Moment noch nix konkretes im Auge. Ich könnte mir auch vorstellen, Kindern oder Alten oder im Krankenhaus Geschichten vorzulesen, kleine Spaziergänge zu machen o.ä. Ich will mich natürlich nicht überanstrengen, aber ich muss hier ausm Haus, ich muss auch mal unter Menschen und es ist auch schön, noch gebraucht zu werden. Manchmal hab ich das Gefühl, ich dreh durch hier zuhause, ich bin den ganzen Tag allein und ich brauch einfach Ablenkung.

Also, ich fühle mich körperlich eigentlich ziemlich fit, habe das Gefühl, Chemo und OP ganz gut weggesteckt zu haben. So 1-2 mal die Woche fände ich es also sehr schön, was sinnvolles zu tun.

[holiday1978]

Ich finde es toll was du da planst !!!

[sprotte]

Hallo Zitronengras,

ich sehe es von der praktischen Seite.

Ich bin ehrenamtlich in einem Verein tätig und weiß wie schwer es ist zuverlässige Mitarbeiter zu finden, die bereit sind, sich auch langfristig einzusetzen.
Wenn du dich ehrenamtlich engagierst, solltest du auch absolut zuverlässig sein. Was wäre jedoch, wenn es dir während der Bestrahlung mal nicht so gut geht?
Kaum hast du dich in die Tätigkeit eingearbeitet, fährst du auch schon zur AHB. Das wäre weder für die Kinder der Hausaufgabenhilfe, noch für die Kollegen dort gut. Die müssen sich auf dich verlassen können.

Ich würde mir an deiner Stelle keine zusätzliche Verantwortung aufhalsen.
Ich empfand die Bestrahlungszeit als sehr anstrengend. Das tägliche Hin- und Herfahren mit dem Taxi nahm schon viel Zeit in Anspruch, außerdem war ich während der ganzen Zeit total erschöpft und müde.

Ich habe mein Ehrenamt ruhen lassen, da ich dort in der Öffentlichkeit stehe. Mir war das Risiko zu groß von Mitarbeitern oder Vorgesetzten gesehen zu werden, und möchte keinen Streß herauf beschwören.
Unser Vereinsvorstand riet mir auch die ehrenamtliche Tätigkeit während meiner AU ruhen zu lassen. Ich wäre während dieser Zeit im Verein nicht unfallversichert. Ich weiß jedoch nicht, ob diese Aussage wirklich Bestand hat.

Genieße die restliche Zeit einfach, der Sommer steht vor der Tür!
Die Zeit ist so schnell um, und du brauchst die Kraft um wieder für deinen eigentlichen Job fit zu werden.

Liebe Grüße
Martina

[Zitronengras]

Zitat von sprotte

Ich bin ehrenamtlich in einem Verein tätig und weiß wie schwer es ist zuverlässige Mitarbeiter zu finden, die bereit sind, sich auch langfristig einzusetzen.
Wenn du dich ehrenamtlich engagierst, solltest du auch absolut zuverlässig sein. Was wäre jedoch, wenn es dir während der Bestrahlung mal nicht so gut geht?

Zitat von BarbaraO

Schularbeitenhilfe z.B. fände ich da nicht so gut, weil Du das nur für kurze Zeit machen kannst und das Kind zu Dir eine emotionale Bindung bekommt und sich dann von Dir trennen muss.

Da habt ihr natürlich beide Recht!! Ich müsste was finden, was ich nur während einer relativ kurzen Zeit machen kann. Wäre schon doof, wenn sich ein oder mehrere Kinder an mich gewöhnen und ich sie dann enttäuschen muss, weil ich sie bei Vollzeitarbeit nicht mehr betreuuen kann.

Zitat von BarbaraO

Tolle Idee, eine Grüne Dame zu werden.

JA, sowas schwebt mir vor!