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  #31  
Alt 03.01.2013, 00:24
Sinneswandel Sinneswandel ist offline
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Standard AW: Mein Vater, Malignes Melanom

Hallo Alwina,

habe mich lange nicht gemeldet (war im Urlaub).
Erstmal....willkommen im neuen Jahr.

Nachdem ich Deine Nachrichten im Forum gelesen habe möchte ich Dir doch mal wieder schreiben.

Ist vielleicht eine blöde Idee, aber gegen die „Geruchsbelästigung“ und damit Dein Vater nicht „daran herumtastet“...wie wäre es, die betroffene Stelle abzukleben, d.h. unter einem Gazeverband? Wenn Ihr hier ein paar Tropfen Pfefferminzöl oder Zitronenöl drauf macht, ist das für Euch angenehmer und könnte auch für Deinen Vater angenehm sein, da er es nicht immer sieht, selbst nicht so riecht, nicht daran tasten kann und...das Öl hilft gegen Übelkeit und Müdigkeit.
Zitrone auch etwas gegen die Depression. Pfefferminze appetitanregend. Stell Dir mal vor, Du riechst das selbst und siehst das im Spiegel....verständlich, dass Dein Vater nicht essen will.
Hinzu kommen die Schluckbeschwerden.

Viele der Dinge, die Du beschreibst, könnte man auch assoziieren. Beispiel: Schlucken. Es ist anzunehmen, dass er Schmerzen hat, aber durch die Psyche werden diese Beschwerden verstärkt. Er will „das nicht schlucken“. Das langsame Essen..er „hat daran zu kauen“.
Dein Vater sagt, dass es jetzt dann Zeit wird für eine neue OP oder eine neue Chemo...er will Hilfe.
Die beste Hilfe, die Du ihm geben kannst, ist, da sein, sei kreativ, sei Du.Ganz normal ist, dass Dein Vater mehr mit Deiner Mutter über alles spricht. Sie ist seine Frau, seine Partnerin. Ihr Kinder seid...seine Kinder, seine Schutzbefohlenen. Er will stark sein für Euch, so wie er es immer war.
Was vielleicht ein Weg wäre, dass Dein Vater über seine Ängste spricht...weint Deine Mutter eigentlich auch mal in seinem Beisein? So seltsam das klingt, aber indem sie ihm ihre Sorge und Traurigkeit zeigt...könnte es sein, dass es Deinem Vater leichter fällt, „sich fallen zu lassen“.
Dass er keinen körperlichen Kontakt möchte könnte auch daran liegen, dass alle um ihn herum so stark sind, er sich seiner Schwäche bewusst ist und deshalb den Kontakt ablehnt.

2012 war ein schlechtes Jahr für Euch und das begonnene 2013 wird, wie Du selbst sagst, nicht besser. Aber Ihr werdet das überstehen.

Niemand kann Euch das abnehmen, aber Du fragst, was am Tod gut sein soll....und da möchte ich gerne ansetzen.

Und zwar mit einer Frage: Wie waren Deine Schwangerschaften und die Geburt Deiner Kinder für Dich?
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  #32  
Alt 03.01.2013, 17:47
Alwina Alwina ist offline
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Standard AW: Mein Vater, Malignes Melanom

Hallo Sinneswandel,

schön von Dir zu hören, Dir auch ein frohes neues Jahr.

Ich werde meiner Mama mal die Idee / Vorschlag machen dass Sie vielleicht sich fallen lassen sollte was Ihre Gefühle angeht, aber irgendwie habe ich das Gefühl dass es falsch wäre...

Er hatte mir ja selbst gesagt, wenn er wüsste wie lange er noch zu leben hat bzw dass er nicht mehr lange leben wird, dann "würde ich mich ins Bett legen nicht mehr aufstehen und warten bis der Tod kommt" (so er wortwörtlich)

Auch die Dame vom Palliativdienst (die Heute mit meinen Eltern zusammen beim HNO war) hat gesagt dass viele von den Endstadium Patienten, vorallem so junge wie Papa (55) den Tod verdrängen und versuchen so weiterzuleben als ob alles in Ordnung wäre, machen Pläne, Ziele denke es wird schon usw. Die wollen es nicht wahrhaben und es ist wohl "normal" sagte Sie. Sie sagte Sie kennt viele solcher Patienten und Sie wird auf gar keinen Fall Papa irgendwas sagen dass Ihn daran zweifeln lässt.

Der HNO hat Ihn Heute untersucht, der Tumor wächst ja in die Wange rein, deswegen hat er Probleme beim Essen, es ist nicht das Schlucken, mein Papa sagte zu mir, es ist so als ob man die gesamte rechte Mundhälfte mit einem Ball ausgestopft hätte (weichen Ball) .....da kann man nicht kauen, essen usw.

Er hatte an der Stirn eine große "Beule" wir dachten es wäre der Tumor, der HNO hat einen Ultraschall gemacht und gesagt dass es Flüssigkeit war, er hat es punktiert und mein Vater hatte gleich eine Erleichterung, Druckgefühl ist weg, jetzt darf er einmal die Woche zum Punktieren in die Praxis außerhalb der Sprechstunde kommen.

Nach dem "Arztbesuch" / Ausflug Heute fühlte er sich wohl ganz gut zu Hause. Meine Mama sagte Sie weiss nicht wie Sie Ihn dazu bekommen soll mal das Haus zu verlassen, er soll ja nicht zum Einkaufen oder in Menschenmengen gehen, aber einfach mal an die frische Luft, die haben Hunde, ins Auto und ab in den Wald so wie früher... ich meinte nur vielleicht mag er einfach nur faulenzen, liegen, schlafen, Tv...


Du hast gefragt wie die Geburten waren? Die Schwangerschaften? Wunderschön... schmerzvoll aber wunderschön. Kann mir kaum vorstellen dass der Tod meines Papas so sein wird, also damit meine ich wunderschön... schmerzvoll ja...

Das Schöne ist, dass er weiss dass wir das Haus kaufen, und er freut sich sehr darüber. Eine Sorge weniger und Freude darüber dass wir da zusammen wohnen werden. Ich habe Ihm und meiner Mama diesen letzten Wunsch erfüllt mit Hilfe meines lieben Mannes. Das freut mich sehr.

Wegen dem Geruch... ich trau mich gar nicht was zu sagen, auch meine Mama nicht, es ist uns unangenehm und wir wollen Ihn nicht zusätzlich belasten, er fühlt sich eh nicht so toll wie er ausschaut, was mit Ihm und seinem Gesicht passiert, wir wollen Ihm keine unnötigen Komplexe und Gedanken machen. Meine Mama sagt, Sie hat sich schon fast an den Geruch gewöhnt, ich empfand es das letzte Mal als ganz schlimm und musste kurz den Raum verlassen, meine Mama kann mittlerweile normal neben Ihm sitzen. Aber das mit dem Verband und dem Öl werd ich mal Vorschlagen, trotzallem.

Ich bin nur so stolz auf meine Kleine - die Ihren Opa so annimmt wie er ist, ohne ein Wort! Ohne Fragen, so ganz natürlich.... ohne anstarren... normal mit Ihm redet, spielt etc.

Schauen wir mal wie es so weiter geht... den Dezember haben wir schon mal überstanden. Wir hatten zusammen ein kurzes Weihnachtsfest mit Fotos, (von einer Seite) mit den Kindern, mit Papa :-) Erinnerungen die Gold wert sind.

Lieber Gruß,

Alwina
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  #33  
Alt 03.01.2013, 20:10
Sinneswandel Sinneswandel ist offline
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Standard AW: Mein Vater, Malignes Melanom

Hallo Alwina,

also das mit dem Punktieren ist gut.

Erstens bringt es Erleichterung, zweitens kommt Dein Vater raus und drittens sieht er, dass was getan wird (seitens der Ärzte).

Gut ist auch, dass Ihr Fotos habt, die werden für Eure Kinder und auch für Euch genau wie Du sagst, Gold wert sein.

Deine Kleine gefällt mir, die sagt sich einfach: „OK, sieht etwas anders aus, aber Opa bleibt Opa.“

Das mit dem Verband könnte man vielleicht so anbringen, dass es gut ist gegen die Schwellung, gut für die Wunde etc.etc. Ich sehe ja Deinen Vater nicht, deshalb ist das von hier etwas schwer zu beurteilen.

Wie könnte Deine Mutter Deinen Vater dazu bringen, aus dem Haus zu gehen? Also wir haben das ganz einfach gesagt: „Das tut Dir gut, frische Luft im Wald ist gut gegen die Schwelllungen, man schläft besser und der Appetit ist auch besser. Ausserdem stärkt es die Abwehrkräfte. Und Spass macht es auch.“
Waldspaziergänge sind gut gegen Depressionen, na ja...für mich sind sie Allheilmittel. Wenn ich die Wahl habe zwischen Strand- und Waldspaziergang, wird es immer der Wald sein. War schon als Kind so. Liegt aber wohl auch daran, dass ich im Wald aufgewachsen bin (mehr oder weniger).

Seid nicht so besorgt, wenn er weniger isst. Das ist normal und gehört zum Sterbeprozess. Der Körper braucht nicht mehr so viel und da er viel schläft, noch weniger. Nur Flüssigkeit ist wichtig, dass er ausreichend trinkt, darauf solltet Ihr achten. Auch deshalb, weil, wenn es riecht, heisst das, dass Zersetzungsprozesse stattfinden und diese zersetzten Zellen sollten abtransportiert werden, denn die sind ja auch innen im Körper.
Und auch, wenn mich hier jetzt Mediziner ohrfeigen...wenn Dein Vater gern Bier trinkt, dann lass ihn das trinken. (wenn es nicht gerade Starkbier ist, Doppelbock etc.)
Ich weiss jetzt nicht, welche Medikamente Dein Vater nehmen muss, wenn die absolut nicht mit Alkohol verträglich sind (was ich nicht glaube, er soll ja die Medikamente nicht mit Bier einnehmen). Sonst eben alkoholfreies. Mir geht es hier um die beruhigende, appetitanregende Wirkung und um die Mineralien, die da drin sind. Und spült gut durch und ist ausserdem Flüssignahrung aufgrund der Kalorien. Flüssig Brot....ein Begriff? Hopfen und Malz...Gott erhalt´s!
Bitte beachten (für alle Abstinenzler) Wir reden hier nicht von 10 Litern am Tag!

Auch gut ist, dass er weiss, dass das mit dem Haus geregelt ist.

Und jetzt zu dem, was ich gefragt habe. Was haben Deine Schwangerschaften/Geburten Deiner Kinder mit dem Sterbeprozess Deines Vaters zu tun....
Beides sind tiefe Erfahrungen im Leben und beide gehören zum Leben dazu.

Auch wenn es zwei völlig verschiedene Ereignisse sind, haben sie doch viele Gemeinsamkeiten und beide lehren uns etwas.

Mein ehemaliger Chef, unser kleiner Philosoph, hat uns da mal etwas erzählt von dem ich der Meinung bin, dass darin doch viel Wahrheit steckt.

Vergleichen wir mal eine Schwangerschaft/ Geburt mit einem Sterbeprozess durch Krankheit und darauffolgendem Tod. Beides...zum ersten Mal im Leben.

Feststellung der Schwangerschaft: Freude und ein wenig Angst
Feststellung der Krankheit: Trauer und Angst
Bei beidem weiss man nicht, wie es endet.

Im Verlauf der Schwangerschaft: Hoffnung, Freude, Besorgnis, Angst, etc.
Im Verlauf der Krankheit: Hoffnung, Trauer, Besorgnis, Angst etc.

Am Ende der Schwangerschaft: Angst vor der Geburt
Am Ende der Krankheit: Angst vor dem Sterben, dem Tod

Die Wehen: Unterschiedlich lang je nach Geburt, schmerzhaft, das gesamte Umfeld nervös, anstrengend, anstrengend auch für das Kind, aber nicht schmerzhaft für das Kind.
Dann....Stille und Tränen, Erschöpfung
Der Sterbevorgang: Unterschiedlich lang, schmerzhaft, das gesamte Umfeld nervös, anstrengend, anstrengend auch für den Sterbenden, aber nicht schmerzhaft für den Sterbenden.
Dann....Stille und Tränen, Erschöpfung

Wir wissen nicht, was oder ob etwas nach dem Tod kommt. Vielleicht ist es nur ein Übergang, denn wie man sieht, gleichen sich beide Vorgänge. Bevor wir geboren wurden, wussten wir auch nicht, dass wir geboren werden würden. Ist doch eigentlich ganz schön, wenn wir uns vorstellen, dass es weitergeht und wir irgendwo schon erwartet und in Empfang genommen werden.
Und wenn danach nichts kommt...brauchen wir auch keine Angst davor zu haben.
Hmm...wäre interessant zu wissen, ob so ein Baby bevor es geboren wird Angst vor der Geburt hat.

Sicher ist: Den ersten Todesfall in Deinem Umfeld erlebst Du anders, da Du keine Ahnung hast, was auf Dich zukommt. Ähnlich wie Deine erste Schwangerschaft.
Beim zweiten Mal ist es genauso schmerzhaft, aber Du weisst in etwa, was auf Dich zukommt und dass Du es schaffst.

Beide Erfahrungen, Geburt und Tod, sind wichtige Erfahrungen in unserem Leben. Und beide sind notwendig.

Hat der Tod einen Sinn? Ja, denn paradoxerweise wären wir vermutlich schon längst ausgestorben, gäbe es den Tod nicht.

Ich weiss nicht mehr, wer das gesagt hat, aber es blieb mir in Erinnerung:
„Man sagt, uns wird das Leben geschenkt, aber eigentlich schenkt man uns den Tod, denn dass einer leben wird ist nicht sicher, dass einer sterben wird schon.“

Bei Deinem Vater bin ich mir sicher, dass er gelebt hat. Und das tut er noch, also geniesst die Zeit und sagt ruhig mal: „Bewegung jetzt, aufstehen, anziehen, Gassi gehen, ab in die Gehölzenen (neudeutsch für Wald.).“

Liebe Grüsse
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  #34  
Alt 05.01.2013, 14:42
Anka85 Anka85 ist offline
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Standard AW: Mein Vater, Malignes Melanom

Liebe Sinneswandel,
danke für deinen letzten Beitrag. Die Gedanken sind toll, machen mir Mut und nehmen mir Angst, auch wenn ich noch nicht so ganz akut betroffen bin vom Tod, aber eigene Rückschläge machen ihn doch immer wieder sehr präsent.
Und dir Alwina und deiner ganzen Familie sende ich ganz viel Kraft. Ihr macht das toll!
lg, Anka
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  #35  
Alt 06.01.2013, 23:58
Sinneswandel Sinneswandel ist offline
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Standard AW: Mein Vater, Malignes Melanom

Hallo Anka,

danke. Freue mich wenn meine Gedanken helfen.
Und jetzt schocke ich Dich
Das mit dem Klaps auf den Po hatte ich vergessen.
Aber ich denke wir werden es überleben (kleines Wortspiel)
Schreib doch mal eine PN und erzähl mir von Deinen Rückschlägen.

Liebe Grüsse
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  #36  
Alt 07.01.2013, 11:56
Alwina Alwina ist offline
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Standard AW: Mein Vater, Malignes Melanom

Es war so schön ruhig die letzte Zeit, ich habe irgendwie es geschafft "normal" zu leben, soweit es halt geht. Böse Dinge verdrängt und eine schöne Zeit gehabt, nicht soooo viel nachgedacht und irgendwie war alles ruhig, normal...

Heute Morgen kam meine Mama zu mir und sagte mir dass es Papa die letzten 2 Tage so gut geht, er hat so viel gegessen (wie ein normal gesunder Mensch) hat sich bewegt, hat sich gut gefühlt.

1 Stunde später (gerade eben) ruft Sie mich an und weint... sagt, Sie hat das Gefühl dass sich was geändert hat, dass die ganzen Dinge vor denen Ihr ich hier alle gewarnt habt (oder besser gesagt aufmerksam gemacht habt) losgehen...

Er sitzt am Frühstückstisch und trinkt eine Tasse Kaffee... meine Mama fragt Ihn ob Sie Ihm was nachschenken soll, er sagt "nein ich habe noch Kaffee..." Sie schaut sich die Tasse an und die ist leer... dann sieht Sie im lange zu wie er trinkt und trinkt... die Tasse ist aber leer... Sie fragt Ihn wieder, "... soll ich Dir Kaffee nachschenken, die Tasse ist doch leer..." Er sagt "Nein, danke, ich habe noch Kaffee und trinkt weiter..."

Seine Hände haben auch aufeinmal angefangen zu zittern....

Ich bin aufeinmal wieder am Ende und weine... ich habe jetzt schon seit... Mitte Dezember nicht mehr geweint, weil ich alles verdrängt habe und den IST Zustand genossen habe... mir ist so schlecht, so übel und ich habe so Angst... es ist so komisch solche Dinge zu hören und wahrscheinlich zu sehen beim eignen Papa / Ehemann...

Ich habe Angst was die Tage noch kommt... mein Bruder der auch als Unterstützung für uns da ist, ist auf Geschäftsreise in den Staaten ab Heute bis zu 11.01. .... ich habe so Angst...
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  #37  
Alt 07.01.2013, 15:12
Sinneswandel Sinneswandel ist offline
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Standard AW: Mein Vater, Malignes Melanom

Hallo Alwina,

dass Du Angst hast ist verständlich. Wenn es Dich ein bisschen beruhigt...Dein Vater bekommt diese Dinge nicht mit.
Seltsam, wie sich alles gleicht in Deiner und unserer Geschichte.
Weihnachten begannen die Ausfälle, dass er nicht mehr mit Messer und Gabel essen konnte, bzw. er schob das Essen vom Teller.
Bei meinem Vater war es der 05.01. als ich ihn ins Krankenhaus brachte, weil er umgefallen ist. Dort wurde die Hirnmeta festgestellt. Er musste einige Tage dort bleiben, war aber dann bis zur OP „normal“. Ich weiss nicht mehr, was sie mit ihm in der Klinik gemacht haben, aber wie gesagt, bis zur OP hatten wir keine Ausfälle.
Aber ich kann mich noch erinnern, dass mir mein Vater an besagtem 05.01. in der Klinik sagte, dass er wahnsinnigen Hunger hat, weil er seit 2 Tagen nichts gegessen hat, was definitiv nicht stimmte, er hatte 3 Stunden vorher ordentlich gegessen. Und er hat gelacht und gesagt: „Mir geht es doch gut, warum sind eigentlich alle so aufgeregt?“
Mir wurde damals gesagt, dass wir Glück haben, denn wenn die Hirnmeta in einem anderen Bereich des Gehirns gewesen wäre, hätte er sich nicht mehr mit uns verständigen können.

Was soll ich Dir sagen?

Ob es nun eine Gehirnmeta ist oder eine Flüssigkeitsansammlung (Du hast ja gesagt, dass er jetzt punktiert wird) kann nur in der Klinik festgestellt werden. Welche Ausfälle kommen und wann ist bei jedem unterschiedlich. Wieviel Zeit Deinem Vater noch bleibt....ich weiss es nicht.

Es war gut, dass Du es in der letzten Zeit „verdrängt“ hast. Dadurch konntet Ihr die Zeit besser geniessen.
Wie ich schon einmal geschrieben habe....die Zeit wird sehr intensiv. Aber Ihr schafft das, da bin ich sicher.

Ein guter Freund von mir (Lungenkrebs mit Hirnmetastasen), gestorben 2008 mit 36 Jahren, hat mir damals kurz vor seinem Tod gesagt, als ich traurig war:“Keiner von uns weiss, wie lange das Fest dauert und wie lange die Musik spielt, aber solange wir hier sind sollten wir tanzen.“

Noch ist Dein Vater da, noch kann vieles getan werden. Also lass Dich, auch wenn das sehr schwer ist, nicht von Deiner Angst lähmen. Und die Tränen....lass sie laufen, wir dürfen traurig sein.

Ich umarm Dich.

Liebe Grüsse und drück Deine Mutter von mir.
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  #38  
Alt 08.01.2013, 10:07
Alwina Alwina ist offline
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Standard AW: Mein Vater, Malignes Melanom

Hallo Sinneswandel,

Gestern war schon komisch...

Erst das mit der leeren Kaffeetasse, dann sagte er was von "müssen wir zum Flughafen fahren" als er aufwachte... später erinnerte er sich nicht mehr ans Frühstück, und fragte wann er gefrühstückt hat und oben oder unten? (Küche im EG oder DG wo er immer liegt)

Ich bin sofort zu meinen Eltern am Nachmittag, mein Mann hat Nachtschicht und ist somit die Woche Tagsüber da, hab Ihn mit der Großen alleine zu Hause gelassen und bin dann mit dem Kleinen zu meinen Eltern, wollte einfach da sein. Er war dann auch den ganzen weiteren Tag "normal"... konnte sich an alles erinnern, war wie immer.

Schauen wir mal was Heute ist. Es ist jetzt (09:45) und er wacht immer gegen 10 Uhr auf... und meine Mama hatte das Gefühl dass er Morgens etwas verwirrt sei und ab Nachmittags normal. Vielleicht liegt es noch am schläfrig sein, aber wohl kaum...

Was halt sich definitiv geändert hat, seine Hände zittern... Arme zittern... Gestern saß ich bei Ihm auf dem Bett und hab mit Ihm Tv geschaut, hab Ihn dann angesehen und er fragte mich "was ist los, wieso schaust Du mich so an?" Ich sagte "nichts..." ich schaue Ihn mir gerne an, weil ich Ihn noch so gerne (wie blöd es auch klingen mag!) lebendig sehe, mir das Bild einpräge... ab und zu macht er sein Auge zu oder es fällt zu, von alleine... ab und zu schaut er so schummrig aus, als ob er abwesend wäre, ist aber von einer Sekunde zur anderen voll da...

Ach ja jetzt hat meinen Mama angerufen, normalerweise frühstücken die um 10 Uhr, er will aber weiterschlafen, Sie hat Ihn nicht wach bekommen... Sie hat Ihn nur gezwungen paar Tabletten zu nehmen die er mit murren zu sich genommen hat. Schläft weiter...

LG
Alwina
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  #39  
Alt 08.01.2013, 12:08
Alwina Alwina ist offline
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Standard AW: Mein Vater, Malignes Melanom

Ich werde Heute wieder Nachmittags zu Papa fahren... er sagte meiner Mama, dass er unsere Große vermisst. Hat gefragt ob Sie im Kindergarten ist und ob meine Mama und er Heute zu uns fahren können, natürlich fahre ich nach dem Kindergarten mir Ihr zu Ihnen.

Irgendwie sagt Sie ist er da, aber irgendwie auch nicht... er hat ab und zu einen leeren Blick in die Weite ist abwesend...

Mir kommt es vor als würde er beginnen sich zu verabschieden...
Das ist alles so schwer...
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  #40  
Alt 08.01.2013, 12:28
Rosalie27 Rosalie27 ist offline
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Standard AW: Mein Vater, Malignes Melanom

Ja, das ist alles sehr schwer, und ich bewundere deine Kraft,
wie du alles geregelt bekommst.
Wenn er deine Große gerne sehen möchte, kann das sicher auch mit
Abschied zusammen hängen.
Wenn es möglich ist, würde ich ihm diesen Wunsch zeitnah ermöglichen.

Ich wünsche dir weiterhin ein gute Händchen
und viel Kraft.

Alles Liebe Rosalie
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  #41  
Alt 08.01.2013, 23:59
Sinneswandel Sinneswandel ist offline
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Standard AW: Mein Vater, Malignes Melanom

Hallo Alwina,

ich finde nicht, dass es sich blöd anhört, wenn Du sagst, dass Du Deinen Vater gerne ansiehst.

Tja, was soll man sagen? Es ist verdammt schwer. Eben auch das, weil es einen sehr erschreckt, wenn man sieht, dass der Vater nicht mehr "Herr seiner Sinne "ist. Und vorallem, weil man nie weiss, was als nächstes kommt.

Drück Dich, bis jetzt machst Du das doch ganz klasse.

Grüsse

Sinneswandel
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  #42  
Alt 09.01.2013, 00:43
Alwina Alwina ist offline
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Standard AW: Mein Vater, Malignes Melanom

Hallo Sinneswandel,

ja, es ist sehr schwer... Heute war er "normal" wo wir alle da waren. Irgendwie wollte mein Mann auch nicht gehen (hat uns abgeliefert) und ist geblieben. Mein Vater ist dann irgendwann hoch und wollte sich hinlegen und sagte dass meine Tochter nochmal hochkommen soll. Bin dann später nochmal rauf zu Ihm und Sie war einfach im Raum und hat gespielt und er hat zugehört und lag im Bett sagte wir stören nicht (Mama fragt immer ob er Ruhe will schlafen etc) wir sollen da bleiben er hört uns.

Morgen gehts wieder zu Ihm nach dem Kiga. Da wir uns nicht normal und oft "ich liebe Dich" gesagt haben in der Familie, (habs Ihm vor der Op immer gesagt ode nach der Op) trau ich mich jetzt das nicht zu sagen, WEIL ich habe Angst dass er dann schwach wird oder dass er sich irgendwelche Gedanken macht wieso ich das aufeinmal sage. Bei uns wurde halt das nicht oft gesagt, aber wir wissen alle dass wir uns lieben... klingt komisch, ist aber so...

Die Betreuung vom Palliativdienst sagte meiner Mutter Heute am Telefon, "er weiss alles, er fühlt es, auch wenn er andere Dinge sagt und plant... "

Heute sagte er paar Mal so Kleine Sachen die wohl nicht de Realität entsprachen aber ansonsten war alles okay.

Weisst Du was noch schlimm ist? Ich habe mich bei Bestattungsunternehmen schon schlau gemacht bzw mache ich das gerade... wir wissen ja nichts was wie usw. Und wollen auch keine Fehler machen. Komisch sowas zu planen / sich darüber Kopf und Gedanken zu machen. Aber im Prinzip bin ich jetzt informiert.

Ja, Du hast recht, diese Ungewissheit ist es, was noch kommt.
Ich habe Angst vor jedem Telefonklingeln... wenn ich lese "Mama".... klopft mein Herz. Und ich freue mich wenn Sie gar nicht anruft, wie Heute Abend, weil ich weiss alles ist okay, Sie schauen TV zusammen und Ihm gehts (den Umständen entsprechend) gut.

Ich sehe jetzt schon nur noch die positiven Sachen an meinem Papa. All die Negativen Sachen sind weg aus meinem Kopf, bzw verziehen und vergessen... seltsam... die letzten Jahre waren schön mit Ihm, ich bin erwachsen geworden und wir haben eine schöne Beziehung aufgebaut die wir früher nicht so hatten. Das schöne ist, ich habe ein sehr enges Verhältnis zu meinen Eltern und spreche wirklich über ALLES mit ihnen. Meine Güte wird er mir / uns fehlen. Er war ein super Papa. Hat alles für uns gemacht. Er hat uns viel ermöglicht, er hat immer an mich geglaubt und mich soooo lange unterstützt (meinen Bruder auch noch) er war immer so großzügig, hat gerne geschenkt... hat gerne einem Freude bereitet. Er hat so viel gemacht. Und man konnte immer so viel mit Ihm reden, wenn er begonnen hat dann ist er immer von Thema ins Thema gerutscht und es wurde lang... Komisch wenn ein Mensch einfach nicht mehr da ist... auch wenn er nur im Bett liegen würde... und viel schläft und nichts sagt,- würde er dennoch da sein... und ich würde mich freuen. Es ist so unvorstellbar dass er bald "weg" Ist. So traurig. Ich muss die letzten Tage nur noch weinen... Ich glaube der Tag kommt näher und ich habe das Gefühl,dass er einschlafen wird... friedlich. Ich habe jeden Morgen Angst dass es bereits passiert ist. Es wäre wohl ein schöner Tod, denn er müsste nicht leiden... einfach einschlafen. Ich vermisse Ihn schon jetzt so sehr! Wie kommt das?? Wie er immer schaut, da sitzt, so irgendwie noch da in einer Sekunde und dennoch nickt er immer kurz weg oder schaut so komisch in die Ferne mit einem verschwommenen Blick, dann nimmt er wieder kurz Teil an der Unterhaltung, trinkt seinen Espresso mit Vanilleeis... gibt mir paar Erziehungstipps und schaut wieder in die Ferne und nickt ein... am liebsten würde ich Ihm an den Hals springen und schreien "gehe nicht weg Papa...." Aber ich habe in den Sterbephasen etwas davon gelesen dass das falsch ist, dass man am Sterbebett das Gegenteil sagen soll, "lass los, gehe, alles wird gut... mach Dir keine Sorgen..." Ich muss so weinen bei diesen Gedanken. Mir hat es bisher wirklich geholfen hier im Forum zu sein! So sehr, mir und meiner Mama. Ich habe hier so viel gelernt und gelesen, von Dir Sinneswandel von anderen Usern, gelesen was auf uns zu kommen kann, und es hat mir wirklich geholfen auf einige Dinge vorbereitet zu sein. Meiner Mama diese weiter zu leiten.

Er hat es gut gemacht. Er hat gekämpft - er hat alles durchgemacht, alles probiert... nicht aufgegeben. Das Beste draus gemacht die letzten 2 Jahre! Ich bin so stolz auf Ihn. Ich bewundere Ihn so sehr.

Das Schlimme ist auch noch dass ich immer Verlust Angst hatte, ich hatte immer Angst dass meinen Eltern was passiert, schon als kleines Kind. Ich habe immer gebetet, als kleines Kind, damit meinen Eltern nie was passiert und habe mir immer Gedanken gemacht wie schlimm es mal sein wird wenn ich irgendwann mal meine Eltern nicht mehr habe..... irgendwann mal wenn ich 40,50,60 bin............ aber nicht wenn ich 27 bin. Ich habe hier im Forum gelesen, "ich fühle mich selber noch wie ein Kind.... und verliere mein Elternteil" so fühle ich mich. Ich fühle mich immer noch wie ein Kind und komme mir jetzt schon so "allein" vor. Auch das Haus wird leer sein ohne Ihn, auch wenn wir bald dort leben werden mit meiner Mama zusammen, mit den Kindern und den Hunden. Er wird einfach so fehlen.

Auf einer Bestattungsseite habe ich gelesen "Er hat viel gegeben und es wird viel fehlen" ...........

Ich glaube und vermute dass ich noch in ein sehr tiefes Loch fallen werde wenn das hier alles vorbei ist... aber ich kanns mir eigenrlich nicht so erlauben, mit 2 kleinen Kindern. Einer Mama um die ich mich auch kümmern muss... und anderen Dingen die auf uns noch zu kommen.
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  #43  
Alt 09.01.2013, 16:56
Sinneswandel Sinneswandel ist offline
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Standard AW: Mein Vater, Malignes Melanom

Hallo Alwina,

seinen Vater oder seine Mutter zu verlieren ist immer ein Einschnitt im Leben, egal wie alt Du bist. Aber mit 27 Jahren ist es definitiv zu früh.

Ich gebe der Dame vom Palliativdienst recht, Dein Vater weiss es, spürt es. Und meiner Meinung nach will er dass Deine Tochter bei ihm ist, weil er dann nicht allein ist, gleichzeitig aber trotzdem mit sich allein sein kann, seinen Gedanken nachgehen kann. Auch wenn wir uns noch so bemühen, Normalität herrschen zu lassen, unsere Gestik und Mimik, unsere Körpersprache verrät uns. Bei Deiner Tochter ist das nicht so, da sie noch nicht versteht, nicht weiss was kommt, ganz natürlich da ist, nicht fragt, nicht besorgt ist.

Es ist nicht so wichtig, Deinem Vater 50 mal zu sagen, dass Du ihn liebst. Er weiss es und ich denke es ist wichtiger, es ihm stattdessen 1 mal zu zeigen und das tust Du jeden Tag genau wie Deine Mutter und Deine Tochter.

Dass Du im Moment nur die guten Eigenschaften Deines Vaters siehst ist auch normal und richtig. Aber Du kannst mir glauben, dass sich das mit der Zeit ändert. Kein Mensch ist nur gut und wenn Du Deinen Trauerprozess abgeschlossen hast, wird Dein Vater den richtigen Platz eingenommen haben. Du wirst Dich an seine „Macken“ erinnern, mit einem Lächeln, einem Augenzwinkern und mit Zärtlichkeit.

Es ist verständlich, dass Du im Moment sagst „ich will dass er bleibt, auch wenn er nur noch im Bett liegen würde, nicht sprechen könnte etc. aber er wäre wenigstens da“.
Aber bedenke bitte auch, was das für Deine Mutter und auch Deinen Vater bedeuten würde.
Stell Dir bitte die Situation vor....würdest Du das wirklich für Deine Eltern wollen?

Wirst Du in ein Loch fallen? Davon ist auszugehen, denn das ist die normale Reaktion. Es wird viel diskutiert, ob bei einer vorhergegangenen Krankheit der Trauerprozess schon da anfängt. Nach meinen Erfahrungen ist dem nicht so, er beginnt nochmal, ist anders und heftiger, da wir schon viel Kraft während der Krankheit aufgebracht haben und der Zorn und die Wut nocheinmal aufflammen.

Aber Du wirst das meistern und Deine Kinder werden Dir da eine grosse Stütze sein, denn mit ihnen hast Du das Leben im Haus.

Deine Mutter wird Dich brauchen aber Du auch sie. Es ist noch etwas früh, das zu sagen, aber achte bitte darauf, dass sie „Freiraum“ für ihre eigene Trauerarbeit hat. Wir neigen dazu, unsere Eltern, bzw. den verbliebenen Elternteil ablenken und beschäftigen zu wollen. Aber richtiger und effektiver ist es, dass sie sich selbst mit sich auseinandersetzt und dafür braucht sie Freiraum, Zeit zum Alleinsein. Führ sie hin zu ihrer Trauer, nicht weg von ihr. Und das Gleiche gilt für Dich. Du wirst Deine eigene Trauerarbeit leisten müssen und dafür brauchst Du Deinen Freiraum.

Wie wird Dein Leben weitergehen ohne Deinen Vater? Er wird eine Lücke hinterlassen. Und auch wenn Du es jetzt nicht verstehst, diese Lücke wirst Du füllen, mit Dir selbst. Vieles wirst Du anders sehen, Dein Blickwinkel wird sich verändern und wenn Dein Trauerprozess beendet ist, wirst Du sehr wahrscheinlich intensiver leben und zu einem gossen Teil auch Deine eigene Angst vor dem Tod verlieren.
Vorallem aber wirst Du durch alles was im Moment passiert, stärker, reifer und selbstbewusster werden. Ganz einfach deshalb....erinnere Dich, was Du gerade alles leistest und wie gut Du das machst.

Liebe Grüsse
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  #44  
Alt 09.01.2013, 22:10
Alwina Alwina ist offline
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Standard AW: Mein Vater, Malignes Melanom

Hallo Sinneswandel,

Gestern konnte ich viel zu lange nicht einschlafen, ich musste immer an Papa denken und weinen... Heute war ich leider nur kurz da, da wir einen wichtigen Termin hatten, aber unsere Tochter war gute 2 Stunden alleine beim Papa und hat gespielt.

Er hat mich Heute Mittag angerufen, das hat er schon lange nicht, einfach mal so...

Er braucht einen Hausarzt der Hausbesuch macht. Sie waren mit deren "normalen" nicht zufrieden und haben dem Palliativdienst gesagt dass der Hausarzt irgendwie kein Interesse zeigt an der Erkrankung bzw nicht so gut damit umgeht. Die Palliativmitarbeiterin hat sich wohl mit Ihm zusammengesetzt und er sagte er will UNBEDINGT Hausbesuch machen. Jetzt war er da, und hat wie immer nicht mal Blutdruck gemessen, kam für paar Minuten und ist dann weg, aber das SCHLIMME, er schaut Papa ins Gesicht und sagt "Sie wissen schon dass man nichts mehr für Sie tun kann" Ich bin so sauer, entsetzt... mit fehlen die Worte... Mama hat gesagt dass Papa das voll verstanden hat, da saß und nichts gesagt hat, muss weinen wenn ich daran denke. Unser Papa ist so... wie ein großes Kind, er war schon immer so, er hat eine leicht kindliche Art immer gehabt, und wenn ich Ihn jetzt so ansehe, krank, abgebaut, voller Tumore überall, im Gesicht, ohne Auge, zitternde Hände und in seinem Auge wirklich Angst, Verzweiflung, man sieht Ihm das an... und dann sagt der Arzt sowas zu Ihm. Ich verstehe das nicht, wieso glaubt er Ihm das sagen zu müssen?! Er hat nicht gefragt, saß nur da... Papa war nur anwesend - hat nicht sonderlich gesprochen...

Ich merke wie ich mehrmals am Tag immer weinen muss, es tut so weh, das ist bisher das aller schlimmste was ich in meinem Leben erlebe und das ist das schlimmste wovor ich immer Angst hatte, dass einem meiner Lieben was Schlimmes zu stößt.

Ich habe verabrede mich die Tage mit einer Dame vom Bestattungsunternehmen vor Ort. Ich habe schon mit Ihr telefoniert. Wie doof es ist, wie traurig es ist das jetzt zu machen, wir wollen jetzt schon paar Infos haben - weil wir befürchten dass wenns soweit ist , dass vieles nicht mehr geht bzw uns noch zusätzlich stresst.
Selbst wenn ich das jetzt mache kommt mir alles nicht real vor... aber die bieten auch Gespräche an für die Angehörigen Tauerbewältigung usw, ich denke vielleicht dass das für mich in Frage kommt. Ich bin von Haus aus ein sehr emotionaler Mensch, genauso wie meine Mama und unsere Tochter, und ich glaube ich werde die Hilfe brauchen.

Ich liebe Ihn so sehr. Wieso ist das Leben so gemein? Er war so fleißig im Leben, so viel gearbeitet, so viel getan, so wenig für sich getan, er lebte gesund, nicht geraucht nicht getrunken sport gemacht gesund ernährt, er war IMMER gesund. er ist doch erst 55. er sah noch 2009 top fit aus, nicht wie ein 52 Jähriger, nein, er wurde immer auf 45 geschätzt, er sah immer jünger aus, war immer gesund, hatte die Grippe, nichts... und dann sowas.

Ich hoffe so so so sehr dass es Ihm wo er auch immer sein mag sehr gut geht. Dass es wirklich einen Ort gibt an dem es schön ist. Wo er glücklich ist. Wenn ich das nur wüsste, wirklich wüsste dann würde das schon eine riesen Erleichterung sein und man könnte etwas mehr loslassen.

Früher (vor paar Monaten) bin ich in Tränen ausgebrochen wenn ich mit anderen darüber geredet hab, in der Bank, oder mit der Erzieherin im Kiga schossen mit Tränen in die Augen, oder mit Ärzten... mittlerweile bin ich draussen hart und rede normal darüber, schreibe normal darüber, aber zu hause weine ich mich dermaßen aus dass ich danach nicht mehr richtig atmen kann, rot bin und Kopfweh habe. Meine Mama meinte ich soll vielleicht etwas Baldrian nehmen... der Schmerz ist so komisch er schnürt mir die Luft weg. Man will umfallen. So sehr tut das weh. Aber wem erzähgle ich das, Du hast ebenfalls Deinen geliebten Papa verloren und weisst wie das ist.

Lieber Gruß und vielen Dank für Deine Hilfe. Es tut gut zu Schreiben.
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  #45  
Alt 10.01.2013, 00:25
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Standard AW: Mein Vater, Malignes Melanom

Hallo Alwina,

ja, ich weiss dass es schwer ist. Baldrian zur Beruhigung....besser eine Kombi aus Passionsblume, Baldrian und Melisse. Das bringt ein bisschen Erleichterung, aber wie gesagt: nur ein bisschen. Passionsblume hat den Vorteil, dass es beruhigt ohne zu benebeln. Was ich Dir auch rate: Mach Du den Waldspaziergang, den wir für Deinen Vater wollten und nehm ihn im Geiste mit. Es wird Dir gut tun, vertrau mir.

Der Arzt hat es ihm also gesagt....ja, nur eben wie. Aber auch das ist nichts Neues. Bei uns lernen die Studenten etwas sehr Wesentliches, alles basierend auf einem ganz einfachen Satz: „Die Wahrheit sollte wie ein Mantel gereicht werden in den der Patient schlüpfen kann und sie sollte ihm nicht wie ein nasser Lappen um den Kopf geschlagen werden.“

Aber so schlimm sich das jetzt anhört und so furchtbar wütend Du auf diesen Arzt bist....nach dem ersten Schock, den Dein Vater jetzt hat ist es besser für ihn und für Euch auch.
Der Schock Deines Vaters kann ein paar Stunden dauern oder ein paar Tage, aber dann wird er sich damit auseinandersetzen und in gewisser Weise ist das heilsam für die Seele.
Sein Unterbewusstsein kannte die Wahrheit bereits, sein Bewusstsein hat nun Gewissheit erhalten. Dies muss er erstmal verarbeiten, lass ihm diese Zeit.

Was daran gut ist: Ihr könnt offen sein, er kann offen sein. Er kann sich von Euch verabschieden und Ihr Euch von ihm. Er darf jetzt schwach sein, traurig, zornig und Ihr auch. Du wirst sehen, dass nun sehr viel Spannung und emotionaler Stress verschwindet und das ist eine Erlösung, für alle.
Dein Vater darf nun ganz offen seine Angst zeigen, seine Verzweiflung und Ihr auch.
Gefühle zeigen dürfen....meinst Du nicht, dass das viel leichter wird jetzt?

Wir (meine Kollegen und ich) versuchen immer, diese Situation die Ihr hattet, nach Möglichkeit zu vermeiden. Ich weiss nicht, wie man in Deutschland sagt, aber frei übersetzt ist vielleicht „Stille Verschwörung“ treffend. Diese findet man oft, weil man ja seinen Angehörigen weitestgehend schützen und schonen will. Das ist kein Vorwurf, Ihr habt ganz normal reagiert.

Auch wenn es jetzt nicht danach aussieht und Du „Mordgelüste“ dem Arzt gegenüber hast...sehr wahrscheinlich wirst Du ihm eines Tages dankbar sein. Denn er hat Euch in gewisser Weise eine grosse Last von den Schultern genommen. War zwar nicht die feine, englische Art wie er es gemacht habt, aber (und jetzt hau mich nicht) er hat Euch entlastet, auch wenn jetzt im Moment alles dagegen spricht.

Es kann sich jetzt einiges ändern ABER es MUSS nicht. Das heisst, es kann sein, dass Dein Vater aus der Verdrängungsphase nicht herauskommt. Aber ich denke nicht, dass es so sein wird.
Was nun wichtig ist: Da sein, verständnisvoll, ihm die Sorgen und die Angst minimieren und vorallem klarstellen, dass Ihr ihn nicht alleine lasst und dass Ihr da seid, falls er reden möchte.

Gibt es Gewissheit, dass es nach dem Tod weitergeht? Nein, es gibt keine Gewissheit, es gibt nur Träume. Ein paar Wochen nach dem Tod meines Vaters hab ich von ihm geträumt. Er kam strahlend und lachend auf mich zu und sagte:“ Ich hab vergessen, mich zu bedanken. Danke.“
Es war zwar nur ein Traum, aber irgendwie hab ich das Gefühl, dass es ihm gut geht, wo auch immer er ist.

Und wie gesagt: Ich bemühe mich um Kontaktaufnahme zu meinem Paps, damit er vorbereitet ist auf Deinen. Paps soll schon mal einen Tisch in der Tapasbar reservieren (Datum flexibel).
Die haben da ganz SICHER Tapasbars (wär ja sonst kein Himmel und ausserdem hätte mein Paps in meinem Traum nicht so gestrahlt!)
Weisswein kalt stellen oder Rotwein dekantieren? Was wird bevorzugt? Fischtapas genehm?
Oder wie wäre Chorizo al Sidra? Patatas bravas? Die sollen da auch gutes Alioli (Knoblauchmayo) haben....und Tomaten mit Thunfisch „para chuparse los dedos“(= zum Fingerablecken...alle Zehne!)

Liebe Grüsse
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