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  #1  
Alt 02.12.2013, 00:25
Lalilu123 Lalilu123 ist offline
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Unglücklich Mein Kopf ist leer...

Hallo ihr Lieben,
Ich wende mich nun mal an euch, weil ich nicht weiß wer mich momentan wirklich verstehen kann. Ich habe am Mittwoch erfahren, dass mein Vater am Lendenwirbel einen 7 cm großen Tumor hat. Da meine Mutter Ärztin ist und ich selbst Arzthelferin, war schnell klar, dass da mein Vater starker Raucher ist, ein CT der lunge her muss. Leider wurde auch dort nun ein Karzinom gefunden. Von medizinischer Seite bin ich einigermaßen gut informiert. Weitere Diagnostik ist auch schon angesetzt.
Allerdings, so viel ich mich auch mit der Krankheit auseinander setze und so viel ich auch aus meinem beruflichen Alltag bereits davon kenne, komme ich mit meinem Gefühlsleben gar nicht zu recht. Ich bin zwar schon 24 Jahre alt, aber mich überfordert das alles so sehr, ich habe solche Angst. Ich komme mir vor wie ein kleines Kind, ich will schreien und weinen und gegen die wände schlagen nur damit sich die Situation ändert. Ich weiß natürlich dass das nicht geht, aber ich bin so hilflos. Da es meiner Mutter und natürlich meinem Vater auch psychisch nicht so gut geht, will ich niemanden belasten. Meine Freunde versuchen für mich da zu sein aber es funktioniert nicht. Ich weiß gar nicht wie ich damit umgehen soll. Ich bin total überfordert. Ich weiß gar nicht wohin mit mir. Ich weiß auch im Moment nicht wie ich neben den ganzen Gedanken und sorgen nebenbei noch arbeiten gehen soll. Ich schäme mich irgendwie auch dafür, dass es mir so geht, da ich ja eigentlich kein Kind mehr bin und trotzdem mit der Situation nicht zurecht komme. Ist das normal? Könnt ihr mir sagen wie ihr mit der Situation umgegangen seit?
Vielen Dank und liebe Grüße...
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  #2  
Alt 02.12.2013, 21:59
Lalilu123 Lalilu123 ist offline
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Registriert seit: 02.12.2013
Beiträge: 4
Standard AW: Mein Kopf ist leer...

Hallo Moni!
Vielen Dank für deine Antwort.
Ja das ist so ein schreckliches Gefühl, man ist so hilflos und so viele können einen auch gar nicht richtig verstehen. Im Moment hoffe ich einfach noch, dass sich das irgendwann setzt und nicht mehr so schlimm ist aber leider scheint das noch ein länger weg zu sein. Ich muss so oft einfach anfangen zu weinen, bei den blödesten Situationen... Ich glaube dass mir reden auch sehr helfen würde aber weißt du ich sehe meinen Vater an, dass es ihn selbst sehr belastet. Ich möchte im Moment noch nicht dass er sieht wie ich leide, denn was schmerzt ein Elternteil mehr als wenn es sieht dass es dem eigenen Kind schlecht geht weil es Angst um einen hat. Momentan will ich mit meinen Ängsten und sorgen einfach niemanden belasten. Es sind ohne hin schon alle total fertig.
Ich freue mich wenn ich hier ein bisschen Trauer und sorgen zurück lassen kann. Es befreit mich ein wenig. Ich kann gerade nachts nicht schlafen, da ist es am schlimmsten, morgen findet die nächste Diagnostik statt. Ein PET/CT, ich weiß nicht ob dir das was sagt, aber dabei wird im ganzen Körper noch nach weiteren Metastasen gesucht. Ich habe solche Angst vor dem Ergebnis. Was ist wenn man noch mehr Metastasen findet, kann man dann noch was für ihn tun oder nicht? Lauter solche fragen kreisen in meinem Gehirn und dabei weiß ich eigentlich was lungenkrebs bedeutet. Meine Hoffnung wird dann immer von dem was ich mir irgendwann mal als wissen aneignen müsste zerstört. Ich habe immer gedacht, dass ich ungefähr wüsste wie ich mit einer solchen Erkrankung umgehen würde und damit lag ich so falsch.....
Ich bin einfach nur total verwirrt und fertig....
Dankeschön dass du mir geschrieben hast, ich finde es Super die Gedanken mit abänderten betroffenen austauschen zu können.
Liebe Grüße
Eva
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  #3  
Alt 03.12.2013, 09:04
hermannJohann hermannJohann ist offline
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Beiträge: 203
Standard AW: Mein Kopf ist leer...

Hallo Eva,
ich wünsche Alles gute. Eine Anmerkung zu dem Umgang mit Gefühlen aus eigener Erfahrung: Man kann seine Gefühle gegenüber der Kranken bzw. dem Kranken nicht lange verbergen. Das kann auch zu Mißverständnisse führen. So hatte meine Frau zeitweise das Gefühl, dass die Tochter relativ cool reagiert Das war aber nicht so.
Alles Gute
Hermann
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  #4  
Alt 03.12.2013, 09:29
OpaTochter OpaTochter ist offline
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Beiträge: 255
Standard AW: Mein Kopf ist leer...

Hallo Eva,

ich fühle mich in die Zeit vor fast zwei Jahren zurück versetzt.

Moni hat es auch schon gut beschrieben.

Man fällt in ein sehr tiefes Loch und pendelt zwischen Verzweifelung und Hoffnung. Die Angst etwas "falsch" zu machen. Die Ärzte die die falsche Behandlung wählen, nicht genung hinterfragt zu haben. Die ganze Welt scheint weit weg zu sein und man gehört nicht mehr richtig dazu.

Bei mir war die folgende Zeit geprägt von Dünnhäutigkeit. An jedem Tag war der Gedanke an meinen Papa allgegenwärtig.

Du hast mehr Kraft als du im Moment denkst. Ich wünsche Dir/Euch alles Gute.
__________________
Nicht mehr OpaTochter


Beruf: Optimistin (meistens)

Motto: Schlimmer geht immer.

Papa: SCLC, Diagnose 07.02.2012
Den Kampf verloren am 18.11.2013




Hier gibt es meine Vorstellung:
http://www.krebs-kompass.de/showpost...&postcount=524
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  #5  
Alt 26.01.2014, 01:18
Lalilu123 Lalilu123 ist offline
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Registriert seit: 02.12.2013
Beiträge: 4
Standard AW: Mein Kopf ist leer...

Hallo Zusammen...
Ich habe lange nicht mehr geschrieben... Es war eine sehr hektische Zeit...
Meinem Vater wurde Mitte Dezember die Knochenmetastase am 5LW entfernt und ein so genannter Cage gesetzt. Es ist so weit auch alles gut gegangen. Wir haben eine ziemlich anstrengende Rehabilitationszeit hinter uns und Gott sei dank, geht es ihm auch wieder ziemlich gut. Also zumindest was die Operation am Rücken angeht. Nun wurde mit der Bestrahlung des Operationsgebiets begonnen. Der Tumor war leider nicht gut abgegrenzt sondern ist infiltrierend gewachsen, so kommt man um eine solche Bestrahlung nicht herum.
Der Tumor, der in der Lunge sitzt sollte eigentlich auch noch operativ entfernt werden, doch die Ärzte haben sich nun entschieden, ihn lieber durch eine stereotaktische Bestrahlung "einzuschmelzen". Das scheint so ziemlich der Beweis dafür zu sein, dass es sich nur noch um palliative Maßnahmen handelt.

Jaja, da kommt auf einmal so ein Tumor und plötzlich ist das ganze Leben anders. So ein kleiner, beschissener (Entschuldigung!) Tumor macht aus einem lebensfrohen und sportlichen Menschen, einen Todkranken. Er macht nicht nur einen Menschen krank, sondern gleich eine ganze Familie...
Und nun, ist man jeden Tag gefangen zwischen Hoffen und Bangen... Im Kopf all die Möglichkeiten, die es gibt. Geschichten von Menschen, deren Krebs einfach nicht mehr weiter gewachsen ist und gleichzeitig die Statistiken vor Auge, laut denen die Lebenserwartung meines Vaters noch ca. 18 Monate beträgt... Mittlerweile sind es nur noch 15 Monate....

Ich glaube ich konnte vorher, obwohl ich selbst im medizinischen Bereich tätig bin, nie verstehen welchen Schmerz die Angehörigen und auch die Betroffenen empfinden. Ich wünsche euch allen auf diesem Weg auch ganz viel Kraft in den schweren Tagen...

Liebe Grüße
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  #6  
Alt 27.01.2014, 10:56
Benutzerbild von phoenix02
phoenix02 phoenix02 ist offline
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Registriert seit: 24.10.2013
Beiträge: 110
Standard AW: Mein Kopf ist leer...

Hallo Eva,
bei meinem Mann wurde im September 2012 kleinzelliger Lungentumor Stadium IV diagnostiziert. Lebenserwartung lt. Hausarzt 4-12 Monate.
Mein Mann lebt heute noch und es geht ihm nicht mal so schlecht.
Er kann immmer noch Treppen steigen ohne allzuviel auser Puste zu kommen, hat 4-7 Hustenanfälle pro Tag und noch keine Schmerzen.
Da kann man mal sehen, das auf Prognosen Gott sei Dank nicht viel Verlass ist.
Jeder Krebs, jeder Mensch ist anders und reagiert auf die unterschiedlichen Behandlungen anders. Wenn wir nach dieser Prognose aufgegeben hätten
nach dem Motto das bringt ja eh nix, hätten wir viele Monate mit vielen schönen Momenten nicht erlebt.
Deshalb ist kämpfen angeagt, natülich nicht "auf Teufel komm raus" aber solange es geht.
Ich wünsche Dir viel Kraft und drücke Dich ganz doll.
phoenix
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  #7  
Alt 27.01.2014, 12:04
Babsera Babsera ist offline
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Registriert seit: 06.01.2014
Beiträge: 15
Standard AW: Mein Kopf ist leer...

Hallo Eva,

was du beschreibst könnte alles von mir sein. Mir geht es gerade genau so.
Bei meinem Papa wurde vor ein paar Wo. ein unheilbarer Krebs mit ganz schlechter Prognose festgestellt.
Auch wenn ich 31 bin, 3 Kinder habe und eigentlich fest im Leben stehe, im Moment fühle ich mich wie ein kleines Kind das sich am liebsten in die Ecke setzten und einfach nur weinen oder abwechselnd Gegenstände schmeißen möchte.
Das Thema ist immer im Kopf, ich versuche verzweifelt irgendwie zu helfen, etwas zu finden was helfen kann und doch trifft es mich immer wieder wie ein Faustschlag.
Diese bescheuerte Hilflosigkeit und das Gefühl zu versagen weil man seinem Papa nicht die Ängste nehmen kann.
Es ist unglaublich wie schnell alles normale unnormal wird, Sachen die eben noch wichtig waren sind plötzlich nicht mehr wert erwähnt zu werden.
Ich versuche mir vor meinen Kindern so wenig wie möglich anmerken zu lassen da ich sie noch nicht damit "belasten" möchte, aber natürlich merken auch sie das es der Mama nicht gut geht und dementsprechend sind auch sie sehr oft bockig weil Sie merken das so vieles plötzlich anders ist.
Im Moment ist mein Papa bei einem Arzttermin und ich bin in Gedanken bei ihm und hibbel vor mich rum weil ich einfach Angst habe das etwas festgestellt wird was nicht so sein soll.
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