Uns blieben ganze 17 Tage

[carla44]

Hallo Ihr Lieben,

es war sehr schön, Euch alle persönlich kennenzulernen. Endlich habe ich auch Gesichter zu den Namen.

Meine Mutter fragte sogar danach, wie es denn war und wie die Leute so sind, mit denen ich mich hier so austausche. Und was noch viel besser ist: sie ist am Sonntag zu so einem Kaffeetrinken gegangen, was von Ehrenamtlichen organisiert wird und in den Gemeinderäumen stattfindet. Sie hatte vorher noch ein zwei Bekannte gefragt, ob sie mitgehen würden. Wollten die aber nicht und sie ist trotzdem alleine da hin.

Vielleicht doch ein Schritt zurück ins Leben, nicht immer nur zu Hause hocken oder mal eine kleine Runde spazieren gehen. Letzte Woche hörte sich das alles noch ganz anders an.
Ich kann ja auch nicht alles für sie organisieren und sie immer nur abholen und irgendwo hin mitnehmen.

Ich freu mich ja, wenn sie einfach mal so einen Schritt macht und sich da auch sehr wohl gefühlt hat.

Ich wünsche Euch einen schönen Tag und ganz liebe Grüße
Carla

[Carlotta76]

Liebe Carla,

auf diesem Wege möchte ich mich nochmal ganz arg bei Dir bedanken für das schöne Wochenende in Hamburg und Deine tolle Gastfreundschaft.

Es kommt mir so vor, als ob wir uns schon lange kennen. Bei all dem Leid, dass die Krankheit meiner Mama verursacht hat und immer noch verursacht, hat sie mir auch ermöglicht, ganz liebe Menschen kennen lernen zu dürfen, die ich anderenfalls niemals getroffen hätte.

Es freut mich zu lesen, dass Deine Mutter Anteil an Deinem Wochenende genommen hat und dass sie eigenständig Schritte in ein neues Leben unternimmt. Das ist ein guter Anfang.

Alles Liebe

Carlotta

[Jaecky]

Liebe Carla,

ich freue mich, dass du so ein schönes WE hattest. Ich wäre auch gern dabei gewesen aber ging ja nicht, leider.

Auch freut es mich zu lesen, dass deine Mama nach deinem WE gefragt hat und sie einen Schritt nach "draußen" gemacht hat. Und sogar allein. Finde ich gut.

Ich knuddel dich

Liebe Grüße
Jäcky

[Mirilena]

Liebe Carla,

das ist ja großartig! Ein kleiner Schritt, der deine Mama sicherlich viel Überwindung gekostet hat, aber daraus kann ganz viel erwachsen! Und außerdem nimmt es dir auch ein wenig Last von den Schultern, oder? Vielleicht lernt sie da ein paar nette, sympathische Frauen kennen, mit denen sie sich austauschen kann.

Und was uns angeht, wir sehen uns auf jeden Fall wieder!!! Unbedingt!!! Wir können uns ja mal untereinander absprechen, wann es allen wieder passt und wo die reise hingehen soll

Ganz liebe Grüße und Umarmung
Miriam

[carla44]

Hallo,
Ich möchte Euch von meinem Traum heute Nacht erzählen, endlich mal einTraum, in dem mein Papa vorkam.

Nach all den Alpträumen in der letzten Zeit, wo ich z.B. mit dem Auto in der Nähe der Wohnung meiner Eltern in einen Graben gefahren bin, weil ich plötzlich keine Bremse mehr hatte. Da war kein Pedal mehr da, mit dem ich hätte bremsen können. Es ging dann einfach nur abwärts, genauso wie vor einem Jahr, als es mit Papa so schnell abwärts ging. Und ich fühlte mich ganz alleine, hatte nur ein grosses Kuscheltier im Arm. Die vielen Menschen um mich rum und trotzdem war ich ganz allein und unendlich traurig...

Aber heute Nacht habe ich meinen Vati gesehen, so wie er aussah, als er noch gesund war. es war nur eine kurze Sequenz, aber er stand vor mir, groß und sah einfach nur toll aus. Ich habe ihn ganz fest umarmt und mich gefreut, dass es ihm trotz Krebs seit einem Jahr so gut geht. Nur ein Traum wie gesagt. Aber ich wusste in dem Moment, dass er zwar Krebs hat seit einem Jahr, aber dass es ihm damit wirklich gut geht, jetzt und heute.

So, wie wir uns das sicher alle hier wünschen, dass unsere Lieben trotz der Krankheit gut leben koennten, ohne dass man ihnen etwas anmerkt. Versteht Ihr, so als ob Krebs keine schreckliche Diagnose wäre.

Und noch ein Gedanke ist mir so durch den Kopf gegangen. Der Traum spiegelt sicher auch den riesigen Wunsch von uns allen wider, unsere Lieben nur noch einmal in den Arm nehmen zu können, nur noch einmal so richtig doll festhalten.

Es fühlte sich wirklich gut an und es war gar nicht schlimm, dass ich dann wach wurde...

Liebe Grüße an Euch alle.

Carla

[Mirilena]

Liebe Carla,

das ist ein schöner Traum! So ähnlich habe ich auch von meinem Papa im Urlaub geträumt. Nur ganz kurz und ohne Worte. Und auch wir haben uns in den Arm genommen...

Warst du auch so erleichtert und glücklich, als du aufgewacht bist? Mir ging das so, weil ich irgendwie wusste, dass alles gut ist. Und ich hatte mich riesig gefreut, meinen strahlenden und gesunden Papa zu sehen. In meinem Traum war er gesund. Zumindest sah er so aus und die Krankheit war auch kein Thema.

Seitdem habe ich aber nie wieder von ihm geträumt.

Ganz liebe Grüße
Miriam

[carla44]

Ja, liebe Miriam,

Ich war auch erleichtert, dass es ihm so gut ging in dem Moment. Obwohl ich irgendwie auch wusste, dass er Krebs hat. Aber es fühlte sich wirklich so an, als ob ich ihn umarmt habe, so ein schönes warmes, geborgenes Gefühl.

Er sah gesund und stark aus, so wie Vati eben immer war vorher.

Du weißt ja, dass ich nicht gläubig bin. Aber wer weiß schon wirklich, was nach dem Tod passiert mit uns. Der Gedanke, dass es ihm jetzt gut geht, das tröstet doch sehr, stimmt's?

Ganz liebe Grüße
Carla

[Mirilena]

Liebe Carla,

ich bin eigentlich auch nicht so gläubig, zumindest nicht im Sinne der Kirche. Aber ich glaube irgendwie daran, dass der Tod nur ein Übergang ist. Und ich glaube auch, dass es unseren Lieben jetzt gut geht, da wo sie sich befinden. Und ich denke, dass dein Papa dir das mit dem Traum sagen wollte. Er wollte dir mitteilen, dass du dir jetzt keine Sorgen mehr machen sollst. Alles ist gut! Er hat keine Schmerzen mehr, nie wieder, und er leidet nicht mehr. ER ist wieder ganz und heil und er möchte, dass du dein Leben hier genießt. ER weiß, was du für ihn getan hast, wie sehr du ihn liebst und dass du dich nach ihm sehnst. Und er möchte, dass du wieder lachen kannst und glücklich bist. Das glaube ich und ich finde es auch sehr tröstlich! Und ich bin mir sicher, dass wenn wir einmal gehen müssen, unsere Väter auf uns warten bzw. uns abholen und den letzten Weg mit uns gemeinsam gehen. Deshalb werden wir sie wiedersehen.

So, nun muss ich in den GArten zu meiner Ma. Ist zwar total blöd wegen des Wetters, aber der Gärtner, den sie bestellt hat, kommt gleich und da will ich ihr helfen. Ich umarme dich
Miriam

[carla44]

Heute vor einem Jahr war es Freitag. Der Postbote kam kurz nach dem Mittag und hatte das Päckchen dabei, wo die Uhr drin war. Ich habe sie dann gleich mit ins Heim genommen und Papa hat sich so darüber gefreut. Den ganzen Nachmittag hat er immer wieder auf die Uhr geschaut.

Heute steht die Uhr. Die Batterie ist schon seit ein paar Wochen leer. Sie ist genauso stehen geblieben, wie das Herz von Papa aufgehört hat zu schlagen.

Heute vor einem Jahr hatte er noch schöne Momente, hat sich noch am Gespräch beteiligt, als mein Sohn mit an seinem Bett saß. Hat gelächelt, sich gefreut, dass sein Enkel noch ein paar Tage da ist und ihn wieder besuchen kommen wird.

Da wussten wir noch nicht, was uns in den nächsten 2 Tagen erwartet....

Mir gingen diese Gedanken heute den ganzen Tag durch den Kopf. Es ist alles so nah, als ob es gerade passiert.

Ich werde mich die nächsten Tage weiter mit Arbeit betäuben, wir renovieren gerade.
Viel arbeiten, wenig denken, damit die Gefühle nicht dauernd so hoch kommen. Klappt nicht besonders gut, ich weiß...

Carla

[Mirilena]

Ach, liebe Carla,

ich fühle mit dir... Das muss sehr schwierig sein, der erste Jahrestag... Manchmal kommt es einem so vor, als läge es bereits ewig zurück und dann holt es uns wieder mit einer Wucht ein, die uns den Atem nimmt, oder? Genau wie du schreibst, als sei es gestern gewesen. Und der Schmerz kriecht wieder empor und alles ist so überwältigend. Andererseits zeigt es dir, dass dein Papa nie gegangen ist. Er bleibt bei dir und ist dir immer nah.

Nein, man kann sich nicht wirklich mit Arbeit ablenken, aber sie hilft uns schon gelegentlich. Und du läufst ja auch nicht vor deinem Schmerz und deiner Trauer davon. Dass sie jetzt wieder übergroß wird, ist nur nachvollziehbar. Halte durch! Du bist ja da gewesen bis zum Schluss und hast deinen Papa in Liebe begleitet. Und auch wenn du ihn jetzt nicht sehen und in den Arm nehmen kannst, so ändert das nichts an eurer Liebe und Verbundenheit. Die kann dir auch der Tod nicht nehmen.

Ich knuddel dich
Miriam

[molüfunidami]

liebe carla!

heute ist es bei uns genau einen monat her, als unsere ma eingeschlafen ist.
am dienstag wird ihre urne beigesetzt, dann ist sie "unter der erde", wieder ein schritt, den man gehen muss.

ich glaube, nein, mittlerweile weiss ich, dass die trauer wohl noch "ewig" nicht vorbei sein wird.
sie begleitet uns jeden tag, von morgens bis abends.
aber ich weiss, irgendwann werden wir alle wieder lächeln, ja, auch wieder lachen können...

da vertraue ich drauf, weil auch unsere lieben oben im himmel uns irgendwann wieder lachen sehen möchten...

ganz liebe grüsse, dani

[Carlotta76]

Liebe Carla,

dieses Wochenende vor einem Jahr ist mir sehr gut erinnerlich, schon damals habe ich regelmäßig bei Dir gelesen.

Es ist so schwer, ohne den geliebten Menschen weiter zu leben.

Liebe Carla, Du hast Deinen Papa auf seinem letzten Weg begleitet, ich denke, das ist einer der größten Liebesbeweise überhaupt.

Mir geht es zur Zeit leider sehr schlecht, ich verkrieche mich dann immer, ich denke aber viel an Dich und drück Dich ganz fest,

Alles Liebe

Carlotta

[carla44]

Heute vor einem Jahr habe ich fast 10 Stunden an Deinem Bett gesessen und Deine Hand gehalten. Ich wusste,dass Du schon auf Deinem letzten Weg bist.

Manchmal warst Du sehr unruhig, manchmal hast Du tief geschlafen.

Aber in den wachen Momenten konnte ich Dir noch alles sagen, was mir in den letzten Tagen so durch den Kopf gegangen war. Du hast immer meine Hand gedrückt, so wusste ich, dass Du mich verstanden hast.

Als Dein großer Enkelsohn an Deinem Bett saß, hast Du noch einmal gelächelt.

Aber als Mama dann kam, wurdest Du so unruhig. Wolltest Du sie schützen oder hat sich ihre Unruhe nur auf Dich uebertragen?
Ich habe dann ihre Hand in Deine gelegt und meine obenauf. So war das besser.

In der Nacht dann, als ich gehen wollte, habe ich Dir gesagt, dass ich am nächsten Tag wieder komme und auch auf diesem letzten Weg bei Dir bleibe, wenn Du das möchtest.

Erst als die Nachtschwester Dir dann das Morphium gegeben hat und Du tief geschlafen hast, bin ich gegangen, habe Dir zum letzten mal gute Nacht gesagt.

Es war ein langer Tag. Für uns beide. Und es ist schon Jahr her. Ich vermisse Dich jeden Tag.
Carla

[Jaecky]

Liebe Carla,

ich denke heute besonders an dich und drück dich doll

Liebe Grüße
Jäcky

[Mirilena]

Liebe Carla,

ich schließe mich Jäcky an! Auch ich denke heute besonders doll an dich und hoffe, dass du diesen ersten Jahrestag irgendwie überstehst. Als ich gestern Abend deinen Eintrag las, wollte ich dir gern etwas schreiben, doch irgendwie mochte ich auch nicht "stören"... Vielleicht verstehst du, was ich damit meine. In dir steigen jetzt alle Bilder, Gefühle, Gerüche wieder auf und es trifft dich mit voller Wucht, oder? Und dennoch, du bist eine ganz starke und wunderbare Frau und eine unglaublich liebevolle Tochter und du wirst sehen, auch diesen schmerzbehafteten Tag wirst du überstehen.

Schau mal aus dem Fenster, dein Papa schickt dir heute ganz viele Sonnenstrahlen, die dich mit ihrer Wärme ein wenig streicheln sollen...


Miriam