Viel Hoffnung, viel Angst, viele Fragen...

[Tine70]

Hallo Taddl,

ja, es schmerzt sehr...und mir geht es da ebenso: Ich merke jetzt, dass mein Stiefvater, der immer groß, stark und ein Mann der Tat war, einfach nicht mehr da ist. Das ist so unfassbar, dass ich es mir nicht wirklich vorstellen kann und gerade im Alltag, der ja einfach weiter und weiter geht, macht sich das Fehlen an so vielen Dingen fest, scheinbaren Kleinigkeiten, doch darin zeigt es sich. Wenn ich auf dem Friedhof stehe, kann ich einfach nicht glauben, dass wir an seinem Grab stehen...

Aber du hast Recht, die große Lektion des Lebens ist wohl unter anderem das Akzeptieren, dass unsere Zeit hier begrenzt ist und es an uns ist, das Beste daraus zu machen.

Es gibt da sogar einen philosphischen Ansatz, der sich mit Minimum/Maximun und Optimun beschäftigt, ist glaube ich, von Leibnitz und findet sich unter "Die Beste aller möglichen Welten", daran musste ich denken, als du schriebst, was deine Mutter über Vorteil und Nachteil sagt.

Trotz allen Wissens, das dem so ist, tut es leider trotzdem furchtbar weh...

Ich wünsche euch einen schönen Sonntag,
alles Liebe,
Martina

[Kirsten67]

Liebe Martina,

möchte Dich heute einfach mal drücken, Du Tapfere!.
Hast immer ein liebes, tröstendes Wort für Alle, obwohl es Dir auch nicht gut geht.

Ich glaube, dass die Lektion des Akzeptierens eine der schwersten ist.
Im Alltag funktioniert mein Wahlspruch "Love it - change it - leave it", d. h. wenn uns etwas nicht paßt haben wir die Wahl es zu akzeptieren, zu änderen oder was Neues zu suchen. Das nimmt uns in die Verantwortung, unser Leben selber in die Hand zu nehmen, nicht auf "was Besseres" zu warten.

Aber bei Krankheit, Krieg und Tod funktioniert das nicht mehr. Wir haben die Wahl nicht. Aber Akzeptieren können wir doch auch nicht. Ich habe weder eine fatalistische Einstellung noch ein Vertreuen in Gott, und woher soll man die Ruhe des Akzeptierens nehmen? Der Schmerz ist doch da und läßt sich nicht weg-philosophieren. Aber vielleicht können wir eher den Schmerz und die Trauer akzeptieren. Weil beides gut und richtig ist.

Auch Dir einen schönen Sonntag von Kirsten.

[Tine70]

Liebe Kirsten,

danke für die Umarmung, ein bisschen Stütze brauche ich die letzten Tage mehr denn je.

Ja, wir werden nicht gefragt, wir haben keine Wahl und gerade das lässt mich so fassungslos sein,manchmal sogar wütend.
Es wird nicht leichter, kein Stück,je bewusster es mir wird, umso schwerer fällt es mir, die Bilder anzusehen.
Ich habe keine Ahnung, wie ich den Tag heute hinter mich bringen soll, weil ich mich am liebsten in eine Ecke setzen und heulen würde und mich außerstande sehe, meinen Job heute ordentlich zu machen. Meiner Mutter geht es auch sehr schlecht, das macht mir natürlich auch noch Sorgen.
Ich fühle mich so hilflos und überfordert, so traurig und fassungslos.
Und es ist so ungerecht, dass mein Stiefvater immer so viel gearbeitet hat, mit 59 so krank wurde und seinen 60 Geburtstag nun nicht mehr erlebt.
Ich weiß, nach Gerechtigkeit und dem Warum dürfen wir nicht fragen, doch meine Gedanken drehen sich im Kreis.
Es tut so weh, es tut einfach furchtbar weh...

Euch allen hier und dir, liebe Kirsten, einen schönen Tag!

Alles Liebe,
Martina

[Maria+Willi]

Liebe Martina,

es tut mir leid, dass es Dir und Deiner Mam nicht gut geht. Es ist einfach
noch zu frisch.

Ich glaube die Frage nach dem "Warum" kommt immer wieder. Wie soll man so etwas auch begreifen können. Es geht einfach nicht.

Trotzdem alles Liebe für Euch

Maria

[Kirsten67]

Liebe Martina,

dann möchte ich Dir auch weiterhin gerne eine Stütze sein.... möchte Dir helfen, wenn ich es kann.

Bei Annett und Conny wurde die Frage diskutiert, wann es denn aufhört mit dem Schmerz und der Trauer. Es ging um die Frage von Außenstehenen "Du bist ja immer noch traurig" und die Antwort "Er ist ja auch immer noch tot". Ich glaube, dass da so viel tiefgreifend Wahres drin liegt. Aber es geht auch immer wieder darum, dass sich die Trauer irgendwann verändert und in den Alltag integriert wird. Und jeden Tag für sich zu sehen, einen Tag nach dem anderen, um sich nicht so zu überfordern, sich nicht mehr zuzumuten, als kräftemäßig geht.

Aber letztendlich bleibt, dass es keine Antwort gibt auf die Frage nach dem Warum. Und dass wir uns verändern mit der Diagnose Krebs bei einer nahestehenden Person. Es wird nichts wieder so sein, wie vorher, weil wir nicht mehr sind wie vorher.

Ich kann auch gut verstehen, dass Du Dich um Deine Mutter sorgst. Da geht es mir sehr ähnlich und ich weiß, dass auch auf uns dort noch eine schwierige Zeit zukommt.

Und dennoch wünsche ich Dir, dass es bald wieder bessere Tage gibt für Dich, an denen Du zuversichtlich Dein Leben lebst, mit schönen Erinnerungen.



Kirsten.

[chris66]

Liebe Martina,
ich kann dich nur zu gut verstehn...geht es mir doch nicht anders
Ich leide noch immer wie ein hund....bin seit der erkrankung und stärker noch,
nachdem meine mama gestorben ist, nicht mehr ich selbst. Hab mich ein ganzes stück weit verloren...bin sehr empfindlich, reagiere angriffslustig und zum teil aggressiv...leider weiß ich das selbst auch und finde irgendwie noch keinen weg daraus...mein partner hat es wirklich nicht leicht mit mir im moment. Dazu kommt natürlich auch die wut und hilflosigkeit.....immer doch wieder das warum???????...es zu akzeptieren wird wohl noch lange dauern!!
Man sucht sich doch immer etwas um die ohren zu haben und doch ist alles im mom zuviel...nichts macht richtig spaß.....
entschuldige wenn ich das alles bei dir ablasse, aber ich denk, nur wer auch in der gleichen lage steckt, kann es wirklich nachempfinden.
Sei ganz lieb gedrückt und ich hoffe auch für dich und deine familie das es bald besser wird. Bin auch für dich immer da


chris

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Meine geliebte Mama 17.01.1931 - 06.01.2009

[Tine70]

Ach Mensch, ihr Lieben,

ich danke euch fürs Einfühlen,Mitfühle, Trösten und fürs da sein!!!
Bin total kaputt heute, habe noch Dienst bis 23.00 Uhr und bin zu nichts zu gebrauchen....Hoffe auf eine ruhige Nacht, morgen mehr...

Schlaft alle schön,
Martina

[Tine70]

Hallo ihr Lieben,

heute ist ein neuer Tag.
Ich merke von Tag zu Tag, wie mir immer bewusster wird, dass mein Stiefvater tot ist und das es endgültig ist. Es tut jeden Tag ein bisschen mehr weh, weil es mir klarer wird. Das hört sich seltsam an; stand ich vor ein paar Tagen noch an seinem Grab und habe nicht wirklich realisiert, was das bedeutet, so zucke ich heute regelrecht zusammen,wenn ich seinen Namen auf dem Holzkreuz lese.

Liebe Maria,
ich freue mich, von dir zu lesen. Trotz deines großen Schmerzes tröstet du uns hier und denkst an uns! Habe dir in deinem Thread geschrieben und wünsche dir viel Kraft.
Es wird einfach nicht leichter...

Liebe Kirsten,
vielen Dank für dein Angebot, du stützt mich doch schon ganz doll mit deinen lieben Worten!
Vielleicht müssen wir akzeptieren, dass so manches gar nicht zu verstehen ist und wir es einfach als das nehmen müssen, was es für uns ist.
Mir werden noch viele Dinge einfallen, die ich nicht einordnen kann und deshalb bin ich auch so froh, dass wir uns hier austauschen können, denn ein anderer Blickwickel ist immer sehr hilfreich.

Liebe Chris,
du darfst gerne bei mir alles ablassen,ich weiß doch, wie sehr es einem beschäftigt und wie gut es tut, es manchmal dort los werden zu können, wo man verstanden wird. Geht mir im Moment ähnlich, ich schwanke zwischen Hilflosigkeit, Wut, Trauer und Resignation, eine Mitte gibt es nicht und meine Launen meinem Mann gegenüber...nun ja,er hat es schwer im Moment und weiß wohl auch nicht wirklich, was er mit mir machen soll...ich weiß es ja selbst nicht...

Morgen fahre ich mit Mama zum Auswählen des Grabmales, es ist leichter, wenn wir das zusammen machen.
Habe heute eine Beileidskarte an Bekannte von uns geschickt, deren Opa auch an Krebs (an was auch sonst..) gestorben ist, Mama sagte, ich solle bitte für sie mit unterschreiben- und habe fast ihren Namen u n d den meines Stiefvaters hingeschrieben...

Ich wünsche euch einen ruhigen Abend, wenigstens ein paar schöne Gedanken und denke an jeden von euch und eure Lieben, wenn ich abends meine schon obligatorischen Kerzen vorm Haus anzünde...



Der Tod schlägt Schluchten des Schweigens, wo sonst eine Antwort war und nun kein Echo mehr ist;
er schafft schmerzliche Leere an Tisch und Bett, wo keine fürsorgliche, wärmende Hand mehr entgegenkommt.

-Christoph Demke-




Alles Liebe und DANKE,
Martina

[Nicole1986BW]

Hallo liebe Martina,

ich hoffe du hattest einen guten Tag. Wie geht es deiner Mutter?

Meine Kerze brennt auch für Oma und euch alle. Ich denke viel an dich und viele hier im Forum. Deswegen zieht es mich immer wieder hier her.

Ach ist ein auf und ab der Gefühle Heute war ein schlimmer Tag. Meine Chefin hat heute einen totalen Aufstand gemacht weil ich Januar ein paar minusstunden gemacht habe und auch die letzen monate nicht so viel gearbeitet habe. ich hab die Zeit so reingearbeitet habe das ich Oma so oft es geht besuchen kann. Sie meinte nur bei Todesfällen gibt es Sonderurlaub da versteht sie nicht wie ich ins Minus kommen kann. Sie versteht es nicht?!
Das war heftig. Ich wär ihr am liebsten die G***
Sie ist eine sehr sehr schwierige Person sie hasst jeden und alles und vermittelt das auch. Verbittert und kalt. Ich habe die ganze Zeit die ich jetzt ohne Oma bin nicht geweint bei der Arbeit und heute ist mir dann alles wieder hoch gekommen.
Ich bin so sauer auf diese Person.

Es ist alles so schwer... die Sehnsucht wird immer schmerzlicher. Ich habe gar keinen Antrieb mehr für irgendetwas. Funktioniere jeden Tag nur vor mich hin.
Ich bin froh das es dieses Forum gibt.
Ich hab so das Gefühl das ausser meinen Schwestern niemand versteht oder nachvollziehen kann was wir mit Oma verloren haben.
Hier aber fühl ich mich doch wohl.

Ich denk an dich und deine Mutter Sei lieb gedrückt Nicole

[Tine70]

Liebe Nicole,

es wird von Tag zu Tag schwerer, das kann man nicht schönreden und nicht wegreden...
ich kann mir nur zu gut vorstellen, wie schlecht es dir ging, als du dich auch noch mit diesen Ansagen auseinandesetzen musstest, in dieser Situation ist man doch schon dünnhäutig genug...Lass sie reden, manche werden es nie verstehen
Leider ist das so und du brauchst deine Kraft für deine Trauer.
Ich hoffe, dein Ärger ist ein bisschen verflogen und du hast ein ruhiges Wochenende.

Heute auf den Tag vor vier Wochen ist mein Stiefvater gestorben, ich habe den ganzen Tag daran gedacht, was wir vor vier Wochen um diese Uhrzeit gerade gemacht haben...
Es wird wirklich immer schlimmer, irgendwie dachte ich, mit der Zeit wird es besser,aber es kommt mehr und mehr hoch und der Verlust wird mir umso schmerzlicher bewusst.
Mama hält sich tapfer, aber es geht ihr schlecht.



Ich wünsche ein ruhiges Wochenende und ein bisschen Sonne hinter den Wolken...

Alles Liebe,
Martina

[Tine70]

Denn der Tod ist Gebot, das versteht sich nun einmal dorthin!
Ich muß! Ich muß! Gönnt mir den Flug!

-Johann Wolfgang von Goethe-

[Conny44]

Ach liebe Martina,

ich fühle so richtig den Schmerz, den deine Zeilen ausdrücken.
Warst du doch vor Kurzem noch (für mein Empfinden) relativ abgeklärt und ziemlich realistisch (was auch immer Realismus bedeuten mag, ich weiß es nicht mehr).

Und nun musst du auch die schlimme Erfahrung machen wie ich und so viele andere hier, dass es mit der Zeit erst einmal wesentlich schlimmer kommt, dass es immer mehr weh tut.

Und du hast so verdammt Recht damit, dass man es weder weg- noch schönreden kann. Nix hilft, rein gar nix. Man muss durch und weiß doch überhaupt so gar nicht wie???? Für fast alles gibt es Gebrauchsanweisungen und Betriebsanleitungen, aber dafür, wie man mit dem Verlust eines geliebten Menschen umgeht - Fehlanzeige. Und manchmal - so geht es mir zumindestens - hat man es einfach satt.

Mir bleibt nur übrig, dir zu wünschen, all das zuzulassen, was an Gefühlen hochkommt und es auszuhalten.

[Birgit4]

Meine lieb Tine,
"DANKE"
So liebe Worte und mit einer so tiefen Bedeutung, hast du in meiner Seite hinterlassen, ich spüre deine tiefe Trauer.


Dein Stiefvater ist vor vier Wochen Heimgegangen, seine Seele ist wieder daheim.
Ich weiß es ist kein Trost, keinen Trauernden kann man mit Worten trösten.

Du weißt ich bin Betroffene, und mein Glaube und seelisches Wissen ist......
Der kranke Körper vergeht, die Seele bleibt als wundervolles Licht in unendlicher Liebe mit den anderen Seelen vereint.
Ich spüre es, meine Seele sagt es mir in meinen Träumen.....und durch den Kontakt mit der Seele meiner Lieben Freundin Karin 51, die im Mai 2007 an (Lungen-Krebs) ihren Körper verlassen musste.
Ich bin ab heute an deiner Seite, halte deine Hand wenn du magst. Meine Seelentür steht für dich auf
Sei lieb umarmt von Birgit

[Tine70]

Ihr Lieben, Lieben, Lieben,

ihr habt geschafft, was dringend nötig war: Dass ich laut weinen, schreien und aus mir sein konnte!

Conny, du hast recht, ich bin sehr, sehr hart und realistisch- bis ich alles auf den Kopf gestellt bekam und mit allem hadere, was Wert für mich hatte.

Birgit, danke, dass du meine Hand hältst, ich spüre, dass es mir hilft und da ist!!!

Heule jetzt einfach weiter, es tut so gut!

Danke.
Ich wünschte, ich könnte euch auch so helfen!

" I hab di leben gsehn,
so sehr leben, dass ichs nie vergess..."

Das Lied von STS hatte schon immer eine besondere Bedeutung für mich, auch wenn es darin um einen Unfalltod gesehen, sagen diese Zeilen so unglaublich viel.

Eure Martina

[Queeny]

Liebe Martina,

mir geht es gerade genau wie Dir...
Bei mir scheint der Knoten geplatzt zu sein und die Wellen der Trauer erfassen mich nun in immer kürzeren Abständen. Und am Wochenende ist es ganz furchtbar.
Ich habe manchmal das Gefühl, es würde mich regelrecht zerreißen Es tut sooo weh. Ich will sie einfach zurück, meine liebe Schwester
Ich muss immer wieder daran denken, wie ich Weihnachten an ihrem Bett gesessen haben und wir uns weinend in den Armen gelegen haben. Ich habe ihr versprochen, dass alles gut wird. Und was ist daraus geworden?

Ich melde mich morgen ausführlicher bei Dir.
Bis dahin wünsche ich Dir alles Liebe, gaaanz ganz viel Kraft für diese harte Zeit. Und fühl Dich einfach gedrückt

Liebe Grüße
Queeny